Skip to main content

Full text of "Ur-Luxemburg. Ein beitrag zur urgeschichte des landes, des volkes & der sprache, der ur-religion, sitten & gebräuche, etc."

See other formats


OlTO HARRASSOWITZ 
BUCHHANDLUNG 
:LEIPZIG: 



Digitized by Google 



J J J ^ J 



Digitized by Google 




Digitized by Google 



I 

I 



Ein Beitrag 

zur 

Urgeschichte des Landes, des Volkes & der Sprache, 
der ür-ReligioD, Sitten & Gebräuche, etc. 

von 

Henri SCHLIEF, 

Könlgl. Niedepl.-Indischep Staatsbeamter a. D. 




Luxemburg. 

Buchdruckerei Joseph Beffort. 



♦ 



Digitized by Google 




Digitized by Google 



j^inleitttog. 



Die Darstellung einer Urgeschichte eines Landes 
wie das uusrige, welches mit dem uralten Trier in 
engen Beziehungen stand, bedingt ErgrüDdung der 
Sprachverhältnisse, um die Abstämmling festsosteilen. 
Gleichzeitig ist ein eingehendes Stndinm der Caltus^ 
Verhältnisse geboten, weil diese auf die Heiligkeit 
des Wortes sich stützten. Bei den vielen Ueberresten 
des alten Cultus war es wiederum die Sprache, 
weiche Ucht schaffte und nrngel^ehrt der Guitos, 
welcher ans die Sprache der Urväter wieder fest- 
stellen Hess. Wir finden nicht etwa ein rohes Hei- 
denthum in jener Zeit, sondern eine bedeutende 
entwidLeite Gultor und ein wohlgefügtes Kirchen- 
^tem, welches aber schon in den ersten Jahrhun- 
derten unserer Zeitrechnung verknöchert war. Der 
Glaube an einen Allvater, an einen Alles umfassenden 
Gott, besassen unsere Vorväter, aber dabei war ein 
Götterkreis, welcher die verschiedene Naturkräfte 
vorstellen sollte, und welche als solche Funktionen 
des höchsten Wesens waren. Himmelstöchter, Him- 
melsmütter, Schicksal, Tod ; Entstehung, Mehrung ; 
Krieg, Wachsthum, Wärme und Kalte u. s. w., alles 

622443 

Digitized by Google 



4 



war systematisch ge^dnet; da aach Zeit, Ewiglieit 

und Tod Hauptfactoren in der Innern Einrichtung 
bildeten, namentlich aber die Zeitrechnung auf astro- 
nomischer Grundlage beruhte, so war es dem Chris- 
tenthum bei der Bekehrung besonders darum zu 
thun, die Hanpt-Gentren zu erlangen, wodurch nicht 
allein eine Niederlage in geistiger Hinsicht bedingt 
war, sondern auch alle Vortheile der Oiganisation 
ihm zufielen. So allein erklärt es sich» wenn wir den 
Apostel der Friesen St. Wilibrordus sich inmitten 
des alten Beden sehen bewegen, welches ein solcher 
Centralpunkt des alten Glaubens war und an harten 
Kämpfen mit den Waiien des Geistes wird es hier 
nicht gefehlt haben, obgleich uns die Geschichte 
davon nichts erzählt. Nicht mit dem Schwerte wurdt; 
in Beden gekämpft oder bezwungen, nur das Wort, 
der christlichen Lehre w ar hier Sieger. Das Heiden- 
thum, mochte es auf das Volk durch seine Mannig- 
laUigkmt einwirken, es besass nicht den versöhnenden 
Geist, der das gaaie Ghrfstenthum durchsieht, und 
diesem Geiste musste es unterliegen. 

Mit der Bekehrung konnte unmöglich die nöthige 
Zahl der Priester aufgebracht werden und der Man- 
gel war bis ins ISte Jahrhundert allgemein fllhlbeit. 
Mangelhafte Ausbildung des Einzelnen war JedenMIs 
die Folge und so mochte sich manche unchristliche 
Einrichtung erhalten, doch wüssten wir überhaupt 
keine zu nennen^ welche mit dem Christmthum im 
Widerspruch gestanden hatte. Wenn z. B. der Burg- 
aub den Todten galt (damals auch freilich dem Thor 
als Todtengott), so war schon seit alten Zeiten, wie 
auch heute ein christliches Gebet bei demselben ge- 
bräuchlich und von einem fremden Gott nicht die 
Rede. Es galt der Burgaub den Verstorbenen d. b. 
den Ahnen überhaupt und die Kirche hat noch keinem 
verwehrt, für diese m beten. lUchtete man Kirchen 



L.iyu,^uu uy Google 



auf den alten Zeiikreieen ber, so vrw das doch gans 
natCbrüch, ebenso wie Hian Peterskirchen aof Thor- 
hügel setzte. Gerade aus diesem Vorgehen der Kirche 
leuchtet dasSiegesbewusstsein hervor, das gebrochene, 
zerfallene Heidenthum konnte nicht mehr zum Leben 
erstehen. Nahm die Kirche z. B. das Wort Kirchen- 
jähr an, so war das recht verständig, denn ein Jahr 
hatte sie ebenfalls nöthig und auch ihre Jahres-Ein- 
theiiung der Feste; aber sie brauchte keine Stein- 
kreise u. dergl. Warden diese letzteren nicht zam 
Kirchenban vo^endet, so Itess man sie dort« wo 
sie waren nnd die Zeit hat sie weggefegt bis auf 
die Namen, (siehe Heidenkirchen). 

Man denke sich die Zustande bei unseren Vor- 
vätern nur nicht zerfahren ; es gab bei den Leuten 
ein geordnetes Rfchlswesen und Eigenthnmsrecht 
nnd damit stand die Zeitrechnung im Verband. Sie 
führten ihre Chroniken, wie aus den Zeitbestim- 
mungen hervorgeht, denn sie rechneten nach Jahr- 
hunderten wie wff noch heute es thun. Diesem * 
Umstände konnte die Kirehe nicht ausweichen, sie 
musste Rücksicht auf das Bestehende nehmen, rech- 
nete aber nach der Geburt J. Chr. selbstverständlich 
in ihren Angelegenheiten wie überall. Von solchen 
Schwierigkeiten, wie sie die Zeitrechnung hervor- 
brachte, hat man heute wohl keinen rechten Begriff 
mehr. Schon die verschiedenen Jahresanfänge, waren 
genügend Ditlerenzen hervorzurufen, die schwer auf 
die bürgerlichen Verhältnisse zurückwirkten und 
erst während des 16ten Jahrhunderts kam vollstän- 
dige Ordnung hi die Zeitrechnung. (Pabst Gregor 
Xm. 1572 -85.) 

Die Kirche musste sich der Sprache anbequemen, 
sonst wäre sie einfach nicht verstanden worden, sie 
musste die Begriffe, welche die Sprache in ihren 
Werten aosdrfickte, gebrauchen, wie sie dieselbe 



Digitized by Google 



Torfand; sie predigte dem Geringen, d. h. dem 
wenig Gebildeten, wie dem Entwickelten und darnm 

masste sie sich verständlich machen, mit fremden 
Worten ging dies nicht. Wenn sich der Heide beim 
Schwur den Thor als gegenwärtig vorstellte, d. h. 
durch den sichtbaren Himmel, so wird doch Niemand 
der den Himmel anroft, jetzt etwas anderes dabei 
denken, als an seinen einzigen Gott, in der Ueber- 
tragung also lag die schwierige Aufgabe der christ- 
lichen Lehrer. Freilich musste auch die Axt an die 
Donnerreichen gelegt werden: meinten doch die 
Heiden, ein jeder der so etwas unternahm, würde 
vom Blitz erschlagen werden. Als aber nichts der- 
• artiges edolgte, sah man doch ein, dass man macht- 
lose Götter halte. — Nur jener Aberglaube, der mit 
geheimnissvollen Erscheinungen zusammenhing, wie 
wilde Jagd, Zwergen- und Riesennberliefemngen, 
blieben der Sage treu bis auf den heutigen Tag, 
ohne dass sie irgend in religiöser Hinsicht geschadet 
hätten; wir sind sogar der Ansicht, dass sie manches 
wilde Gemüth in Schrecken gehalten haben, denn 
die christliche Einwirkung war überall durch das 
morsche Netz gedrungen und durchflocht dieselben 
mit Warnungen vor bösen Thaten und an gerechten 
Strafen, weiche Bösewichtern zu Theil wird, fehlt 
es doch wahrlich nicht in unsem Sagen. — 

Da die grosse Menge in den alten Mysterien nicht 
eingeweiht war, so war derselben auch die Bedeu- 
tung der religiösen Orte in ilirem Zusammenhange 
nicht bekannt und eben deshalb ist uns Alles so 
wohlerhalten überliefert worden. Da überhaupt das 
Christenthum keine Rücicsicht auf das Terrain nahm, 
wie der alte Glaube, so verlor sich die Anhänglich- 
keit oder Gebundenheit an solche Orte von selbst 
oder sie wurden gemieden und kamen in Verruf, 
was ganz natürlich eine Folge der Annahme des 



Digitized by 



7 



Christenthams war. Soldie verrafene Orte bieten dem 
Forseber Fingerzeige und mBöglichen es, Verlorenes 

wiederzufinden . 

Die Annahme, dass die christliclien Lehrer, die 
Götter auf alle mögliche Weise sollen herabgesetzt 
baben, entbehrt so ziemlich der Grandlage. Es gab 
fast keine Götzenbilder nnd worden welche zerstört, 
so geschah es öffentlich im Beisein der Gemeinde, 
um sie von der Machtlosigkeit derselben zu über- 
zengen. Damit war alles abgethan. Wo das Christen- 
tbrnn eindrang, da bedarlte es keiner solchen klein- 
lichen Mitteln. Wir haben bei Thor Gelegenheit 
genommen, z. B. über angebliche Benennung der 
Hunde mit diesem Namen zu sprechen und das 
Irrige dieser AnSassnng dargethan, da schon Ty- 
phon-Satnm mit einem Handekopf dargestellt nnd 
als Hund verehrt wurde. Das Christenthum brauchte 
also nichts zu dem zu fügen, was längst bestandeu 
hatte. 

Umgekehrt können wir nachweisen, dass eine 
Menge Heilige altheidnische Namen führten, sowie 

auch hohe Würdenträger der Kirche. Es waren 
ererbte Namen und wenn z. B. Beda venerabilis 
einen Thorsnamen führte, so hat er seinen Namen 
zu Ehren gebracht Ebenso der angels. Bischof 
Oynewolf oder der Bischof Wolf von Trier n. s. w., 
solche Nameuträger könnten wir mit hunderteu 
aufführen. 




Digitized by Google 



Digitized by Google 




L 

JLuxeinbmgei Jürgescliclile. 



Das Land. 

Por eine BeschreitniDg unserer Heimath, dürfeo 

wir die Grenzen nicht in dem heutigen Umfang 
derselben suchen. Der ganze südwestliche Theil jenes 
Gebii^ges, welches Julius Cffisar mit dem Namen 
Ardnenna bezeichnete, kommt bei der Urgeschichte 
des Landes in Betracht. Ueber den Namen Ardnenna 
jetzt Ardennen genannt, sind eine Menge Erklärun- 
gen im Umlauf, welche alle schon den Stempel der 
Unzaverlässigkeit an sich tragen, so, dass es nicht 
einmal der Mühe lohnt, auch nur eine anzuführen. 
Die Sucht um etwas zu erreichen, gab sogar Anlass, 
um den Namen in Hardvenn zu verändern Indessen 
ist es doch besser sich an die Ueberlieferung und 
noch besser sich an das Bestehende zu halten. Der 
höchste Punkt der Bifel Ist bekanntlich die oder das 



uicjiu^cQ by Google 



10 



Hoheveen. Dieses Hochmoor hat dem'ganzen Gebirgs- 
zage zwischen Mosel» Maas und Rhein den Namen 
gegeben. Csesar kam aas Gallien, hatte seine Dol- 
metscher und erkundigte sich als Feldherr, nach dem 
Terrain; Gebirge und Waldungen, Flüsse u. drgl. 
spielen beim Kriegführen eine grosse Rolle. Man 
nannte ihm die Hohe veen ; hoch oder steil bedeutet 
im Lateinischen ardaas and ven hatten die Lateiner 
nicht im Gebrauch. Ard-venna ist also weiter nichts 
als Hoheven, welches auch Hogevenn genannt wird, 
da ven, veen sogar fenn (angels.) vorkommt. Da die 
Germanen aber dieselben Wortstämme haben, wie 
die Lateiner sie hatten, so ist noch nicht so ohne 
weiteres zu schliessen, dass das Wort Ardevenna 
eine römische (lateinische) üebersetzung ist, da die 
Germanen ihren Gebii^zügen oft 2 bis 3 Namen 
gaben, die aber gewöhnlich bloss Umschreibongen 
waren, also in der Bedeatang gleich blieben. Es ist 
der Stamm ard — auch brennend in seiner Bedeu- 
tung und die Hogven ist bekanntlich ein Scbneeberg 
(bis Joni), wie die Schneeeifel and es ist aach die 
Uebersetang GlansTett (Schneeven) gestattet. Hoge- 
ven und Hoheven (beide Namen sind gebräochlicb) 
musste also dieselbe Deutung geben und inderThat 
hat es ein hohen = brennen, glänzen gegeben, sonst 
hätten wir kein m« h. d. heigen » brennen, glänzen 
besessen und hage hiess feorig, brennend denn die 
Rune hagal bedeute Sonne. Demnach muss die Form 
hog u. höh = glänzend bestanden haben und beide 
Namen Ard-venna ivenna) und hobe-venn haben 
dieselbe Doppeibedeutang. 

Die Gegend dort hiess das Montjauer-Land d. h. 
das Land des Schneebergs ; Montjauwen hiessen auch 
die Alpen und Montjoie ist ein wallonisirter Name, 
denn angels. hiess der Berg Munt und wir werden 
BebeUi dass wir mit dem Angelsächsischen rechnen 



Digitized by Google 



11 



müsseD. Der Name röhrt von den dort nurackgeblie- 
benen Kimbern her. 

Genau dem entsprechend heisst ein Theil der 
Ardennen Schneeeifel. Die Ardenoen waren einge- 
ibeilt nach den Gebirgsstöcken nnd hiess der Theil, 
welcher znr Mosel abfiel Tfala ; Afel und Eitel sind 
also keine vollen Formen mehr, sondern abgeschliffen 
und zusammengezogen. Yf bedeutet Felsen und Glanz; 
ala ist die Erhebung also Berg. Wir erhalten also 
eine Doppelbenennnng von Felsengebirge nnd Glanz- 
gebirge oder Penergebirge, mit Yerweisong anf den 
vulkanischen Theil, welcher die grösste Fläche der 
Eifel, auch noch heute einnimmt. \) 

Für uns, von besonderm Interesse ist der Naine 
Oeslingy der aller Wahrscheinlichkeit nach von den 
eingewanderten Angeln herrührt. Die Bedeutung der 
ersten Silbe, welche Os, ops selbst es oft lautet, ent- 
spricht dem Begriff Joch oder Rücken. Im schwedi- 
schen ist 4s (os) ein Bergrücken. Wir haben das 
Wort noch in unserer Mundart in Schellerois. Das 
ist Schulterjoch. Die Benennung mit os (4s) für 
Bergzüge ist in Schweden allgemein, ebenso mit Joch, 
Rücken. Strang, z. B. Haarstrang, Hunsrück, Stilf- 
ser Joch. Selbst unser Bock in Luxemburg der einen 
langgezogenen schmalen Rücicen nach Klausen hin- 
bildet, hat seinen Namen von hak Rücken und iautet 
bei uns in Bock um. Schwed. ist Back ein Berg- 
rücken auch im holländischen ist das Wort noch 



^) Yf, eif, af, für Brand ital. afa gr. aphe. Hitze, 
Anzünden. Unser Eifer bedeutet Hitze. Hebräisch ist 
iipha Glanz; Yf ist auch Fels Stein. Ebenso hochd. 
Ib. davon lat. Ibex Steinbock. Das Felsenschloss 
chateau d'Iff bei Marseille hat davon seinen Namen. 
Ebenso wie (ivoor = Elfenbein) im holl. Glanzknochen 
bedeutet. (Knochen u. Stein sind in gleicher Weise 
sprachlich gebildet). 



Digitizca by 



12 



vorhäDdeD z. B. in Bakbrassen d. h. die Segel rück- 
wärts brassen. 

Was nun die zweite Silbe Uog anbelangt, so ist 
altnordisch lyng die Haide nnd Haidekrant ; im schwed. 

ljuDg, dänisch lyng ; aber englisch also genau mit 
uns übereinstimmend ist ling, die Haide und Haide- 
kraut. Als erste Bedeutung erhielten wir fürOesling 
das Wort Haiderücken ; wir glauben, dass man keinen 
sachgemässeren Namen geben konnte. 

Wie bei den vorhin erwähnten Namen des Arden- 
nengebirges, hat aber das Wort noch eine zweite 
Bedeutung. Ling bedeutet aucb Glanz, eine Bedeu- 
tung, welche man allen Schneebergen beilegt So ist 
schwed. ljunga leuchten und wir sahen, dass Ijung 
auch die Haide bedeutet. Dem angels* ling Haide 
entspricht also auch ein ling Glanz. Wir erhalten als 
zweite Bedeutung also, Glanz oder Schneerucken. 
Beide Benennungen entsprechen ganz den Verhält- 
nissen des Berglandes. 

Die Schreibweise Eisling ist als unstatthaft gar 
nicht zu gebrauchen, denn dieser Ausdruck ergäbe 
«£ishaide)> etwas, welches in der Natur nicht vor* 
kommt. 

Es wird auch aus früherer Zeit die Schreibweise 
Osninka angeführt, ebenso Osninga. Ob dieses ein 
Produkt eines Mittellateiners ist, der Ningor=Schnee 
im Sinne hatte, lasse ich dahingestellt, hat 'auch 
keinen Einfluss auf die allgemeine und richtige 
Benennung. Es bleibt aber doch unsere Aufmerksam- 
keit iesseln, wenn wir an das Oesning Gebirge den- 
ken, welches einen Theildes Wesergebirges ausmacht 
und welches im Sachsenlande liegt und bis zu dem 
nachweisbar Angeln gewohnt haben. ^) 

Dieser Osning liegt südlich von Teklenburg und 
Iburg zwischen Ems und Weser. (Osninka, bei Schan- 
pat angeführt) 



Oigitized by Google 



18 



Die Wälder waren bei den Sachsen besonders 
heilig und aas dem SachseDkri^ werden ans einige 
Beispiele erzählt mit Bezug aaf diese Eigenschaft. 

Dieses ist auch von Bedeutung für unsere Heimath, 
denn wir haben an anderer Stelle nachgewiesen, 
dass die Gebräuche in jenem Angeiwinkel aaf der 
kimbrischen Halbinsel mit den ansengen überein- 
stimmen. Bs ist desshalb fnr gewiss anzunehmen, 
dass bei der Wahl des Namens, die Worte Osu.ling 
mit UeberleguDg gefügt wurden, denn Os bedeutet 
im angelsächsischen aGott» oder Schöpfer and ent* 
spricht dem altnord. äs Mehrzahl ssir. Ung aber ist 
das «Weilen» «Verbleiben» noch heute im Englischen. 
Oesling bedeutet daher auch, der Haidebergrücken 
too Gott tceilt und es bedarf nicht des mühevollen 
Sachens am heilige Orte der Vorzeit dort za suchen. 
Das Walten der 3 Natarkrafte «Entstehang, Mehrung 
und Tod» tritt uns dort überall in den 3 Nornen 
entgegen, bekannt unter den Namen der 3 Jung- 
irauen» deren Dienst man überhaupt im ganzen 
Lande zugethan war. Da die Deutbarkelt eines Wortes 
in religiöser Hinsicht, bei ansem Altvorderen mass- 
gebend war, so ist ohne Weiteres die Heiligkeit des 
Oesliügs anzunehmen. Wir werden noch auf den Wald 
zurückkommen. 

Als Fortsetzung des Oesling nach Süden ist das 
Waber oder Wawer Gebirge zu beschauen. Es ist 
aber höchst wahrscheinlich, dass der jetzige Oesling 
mit diesem Gebirgszug früher das Wabergebirge 
genannt wurde, also vor der l inwanderung der 
Angeln. Dieser Name ist nicht fränkischen Drspronges 
sondern kimbrischer Herkunft, und dieses wird in 
der Urgeschichte nachgewiesen werden. Das Wort 
wawer oder waber bedeutet 1. ein Berg, denn angels. 
ist waw and dänisch vove eine Welle, die Erhebung. 
Die 8te Bedentong ist «Glanz» Helle (siehe waver 



Digitized by Google 



oder waberlohe) d. i. leachtendes Feaer. Folglich 
bedeotet Waber oder Waver in einem Wort, Olanz- 

berg d. i. Scimeeberg. Es stimmt also das Wort in 
einer Bedeutung mit Oesling überein. Nach demsel- 
ben war der alte Wawergau benannt Der Name 
Voivre ist ein wallonisirter. Wewer, Wawer sind 
beide richtig, es ist aber noch eine Bedentung in 
dem Wort. Engl, ist vow das Gelübde oder besser 
die Weihung (lat. vovere). Demnach heisst wo wer 
in einem Wort der geweihte oder heilige Berg (Ge- 
birge). Da aber im heutigen dänischen waebe ver^ 
mögen können, bedeutet, so ist Wawer ohne Zweifel 
ein Schöpfer, womit wir die fast völlige Gleich wer- 
thigkeit von Wawer oder Wowergebirge mit Oesling 
bewiesen haben. 

Bei Malmedy liegt am Pnsse des hohen Yens ein 
Ort Wavremont, welcher doch nnr vom Wavergebirge 
seinen Namen erhalten haben kann, demnach ist vom 
Hohen V^n bis zum Johannisberg der Name Waver- 
geburge einst gültig gewesen 

Desgleichen hat das Montjanerland seinen Namen 
yom hohen Veen, denn Montjanwen bedentet Schnee- 
gebirge; im Miltelalter nannte man die Alpen so. - 
Auch bedeutet das Wort Bergpass.^) 

Fassen wir jetzt alle Namen yergleichend zusam- 
men, so erhalten wir die überraschende Ueberein- 
stimmung aller Namen in einer Bedeutung und die 
wahre Uebersetzung von Hohe Yen =■ Arduenna des 
C. J. Csesar. 

Das Land, welches wir als unsere Heimath 
können beschauen und welches später Luxemburg 
genannt wurde, hat keine markirte Grenze; sie ging 
gegen Norden bis Seraing, gegen Süden über Thiou- 



0 Jupiter, Thor u. s. w. waren Beschützer der 
Pässe. Also solcher hiess levis «Peninus.» 



Digitized by 



15 

yille hinaas and ostwärts los zur Mosel, aber nach 
Norden za eiwa Ms zar Kill nnd westwärts Terior 

sie sich in das Gebirge nach der Maas hin. Diese 
Grenze ist keine geschichtliche in Bezug auf Politik 
sondero sie deutet Dar die Sitze ao, welche der 
Volksstamm, dem wir angehdren, elDnahm. Wir 
werden diesen Umständen bei der Urgeschichte 
Rechnung traeeo und die Thatsachen angeben, wo- 
rauf sich diese Behauptungen stötzen. Die lieber- 
wacherong eines Tbeiles dieser Grenzen durch wal- 
lonisches Büement ist eine Thatsaohe; doch kann 
man die alten Wohnsitze der klmbrischen Bevölke- 
rung noch ziemlich genau bestimmen. Der Strich 
westwärts des hohen Vens bis zur Maas, etwa in 
der Mitte des langen Bqgens derselben, gehörte fast 
ganz den Kimbern, also etwas westwärts derOorth, 
welche mit der Ambleve und Weser (Vesdre) von den 
Letztgenannten eingenommen waren ; hierzu die nach 
Süden strömende Our <ür) ein Theil der Prüm und 
Kill nebst dem grossem Theil des Saaerflasses, das 
obere Gebiet der Ohlers (Schiers), Akette nnd Syr 
— das sind die Haupt Wasseradern welche von unserm 
Volksstaram umwohnt wurden. Die beigefügten Kar- 
ten geben einen Ueberblick, wie die Yertheilung des 
Yollisstammes war. 

Die Vertheilnng dieses Landstriches in Gane, wie 
sie früher bestanden hat, wieder graphisch darzu- 
stellen ist jetzt bei den äusserst dürftigen Quellen 
nicht mehr möglich. Wenn die Gauen schon im 12ten 
Jahrhundert aulhörten zn bestehen, so waren nur 
die Verleihungen von Gerechtsamen an Vasallen oder 
Lehnsleuten daran schuld,, denn diese Verleihungen 
zerbröckelten das Gausystem; denn Gau war ein 
Gaugraf an die Spitze gestellt und wie diese sich 
anabhängig in mancher Hinsicht zu machen ver- 
standen, gehört nicht mehr zu unserer Abhandlung. 



Digitized by Google 



16 



Von den sf)äter erst genannten Gauen ist derje- 
Dige von Belang in dem aach die jetzige Hauptstadt 
des Landes lag. Dass der Waveigau sie mit ein- 
scbloss ist als sieher aDzanebmen, denn der Mosel- 
gan wird als Grenze die Wasserscheide zwischen 
Syr und Alzig gehabt haben, da Wasserscheiden 
allgemein als Grenzen galten, nor ausnahmsweise 
ein Flnss oder Wald. 

Die Gegend om Luxemburg südwärts wird in 
alten Berichten niit dem Namen Mettinggau bezeich- 
net. Dieses ist wiederum eine andere Bezeichnung 
für Wawergau denn es ist Metting eine Erhöhung 
und drückt Berg aus,^) und 2. ist Metting der Glanz,^ 
wozu noch 3. die Bedeutung von Schöpfer oder Gott 
kommt. Diese letzte Bedeutung lässt, da die Nomen 
auch die Schöpfenden hiessen, auch hier den Nor- 
nendienst yermuthen d. h. das Wort soll dieses an- 
deuten. Es ist frank, mettis » Metz ss Schöpfer ; 
angeLs. mettena Norne, böhm. metati gebären, also 
hervorbringen. In dem Petrustliale bei Luxemburg, 
walteten die Nomen und in Holierich war, wie das 
Wort andeutet, das Reich der Holle und diese selbst 
ist die Einheit der Nomen, denn sie bewirkt Ent- 
stehung, Mehrung und Tod. Es ist in dem Wort 
Wawer = Schöpfer derselbe Anklang an die Norne, 
da im Englischen wayward eine Norne ist und gehört 
dieses Wort zu dem erstgenannten. 

Zu diesen merkwürdigen Nomenverhältnissen 
tritt noch der Umstand, dass die Ourth (Urth) eben- 
falls die Bedeutung von Norne hat, und die Ur (Our) 
zugleich Entstehung bedeutet. Femer trägt die Syr 
den Namen der Freia^ welche zugleich wie bereits 



Daher Mettengewebe fliegendes Gewebe (Alt- 
weibersommer) ; lat. meta Säule. 

^) Altncffdiscb msBtr (motter) glänzend. 



Digitized by Google 



17 



bemerkt ancb die NorneneiDheit ist. Ba üren (dieses 

ist richtiger wie die Schreibweise Oaren) «Entstehen» 
bedeutet und dort eine Peterskirche gegründet wurde 
und dieser Heilige, wie an anderer Stelle bemerkt, 
den Tbor oder Donar ersetzen mosste, so ist dieser 
Ort als eine Onltosstätte des Tlior anzuseilen. Uran . 
== Himmel und Thor war der Himmel. Das Nähere 
über Thor findet man unter Fäsnacht. Also war den 
Angeln oder Kimbern auch die fiedeatong des griecb. 
Onranos bekannt d. h. ihrer Spradie eigenthflmlidi. 
Wir wären hier nicht in Besonderheiten getreten, 
wenn nicht eines Gaues erwähnt wäre (bei Hont- 
heim Hist. dipL Trev.) worin üren lag, nämlich 
Nodochi. Dieses nnd bedeutet Entstehang und och 
bedeotet Kreis. Weiter weiss man nichts von diesem 
Gan. Es war aber kein Gau sondern nur der Kreis 
des Heiligthums der Entstehung geweiht und das 
Wort war schon damals nicht mehr verständlich, es 
ist das wilsische (slawische Wort) für Uren nnd liat 
Nodocha d. i. Vrhreis gelautet. Bin Gan in dem 
Sinne der alten Verfassung konnte es also nicht sein ; 
es ist auch nicht möglich gewesen, ein weiteres 
Dorf nachzuweisen, welches in diesem angeblichen 
Gan gelegen hätte. 

Der Hoselgan ist fflr nns von weniger Bedentnng, 
weil wir nur geringen Antheil an diesen, einst sehr 
ausgedehnten Gau haben und auch die Landestheile, 
welche dnst dem alten Herzogthom angehörten, 
spätere Erwerbungen sind, welche ansser dem Be- 
reiche der Urgeschichte unseres Landes liegen. 

Um so mehr Bedeutung hat der Beden (Bethen) 
Gau, dessen Hauptort nicht Bitburg, sondern Echter- 
nach war. Dass derselbe eine grosse Ausdehnung 
nacii Norden zn besessen haben muss, ist wahr> 
scheinlich. Die Bedeutung des Namens ist aber In 
vieler Hinsicht eine ganz andere, wie diejenigen, 



Digitized by 



_ 18 

welche wir bereits erklärt haben und zwar aus dem 
Grande, weil dieser Gaa der Brennpankt des alten 
Glaubens in sich fasste, nämlich das alte Beden, 

(später Echternach); hier wurde der Hebel zur Be- 
kehrung angesetzt; denn fiel die dortige Cullusstatte, 
so waren die angrenzenden Gaue ihres Hauptes 
beraubt and man braucht gerade nicht seharMnnig 
zu sein, um zu begreifen, dass man einen Angeln 
den hl. Willibrord zu dem Zweck der Bekehrung 
berief. Die ganze Bevölkerung des Gaues war eine 
Kimbrische oder Angelsächsische. - Doch werden 
wir dieses weiter unten näher erörtern. Mao könnte 
mir die Menge römischer Alterthümer an Bauten, 
Kunstwerken u. dergl. hinhalten, um auch eine 
römische Bevölkerung im Lande nachzuweisen. Es 
waren Römer im Land, aber nur als Herren, sie 
hatten Eigentbum, Häuser und Tempel, aber ihre 
Sassen waren die Bevölkerung gerade, wie nach 
dem Fall des Römerreiches, wir fränkische Herren 
bekamen mit ihren Reisigen. Römer und Franken 
hatten ihre Truppen hier und für das wehrlose Volk 
brauchten diese nicht zahlreich zu sein, um jeden 
Aufsiand sofort niederzuschlagen. So konnte es kom- 
men, dass auch nicht die Spur römischer Erinne- 
rung in unserer heimischen Mundart sich erhalten 
hat. Freilich genug elendes Latein ist im Mittelalter 
Yon fremden Leuten in unsere Archive gewandert, 
denn man nahm so wenig wie möglich unsere 
Landsleute in Dienst, dafür kannten die fremden 
Herren zu gut die Weise, wie man ein Volk knechtet ; 
fremde Schreiber und Verwalter gab es fast aus- 
schliesdich und diese kannten nicht die Volkssprache. 

Nach dieser kleinen Abschweifung kommen wir 
zum Bedengau (ßedensis) zurück. Wir begnügen uns 
hiermit das Wort Beden (Bethen) in seiner gewöhn- 
lichen Bedeutung ((Entstehung» oder «ürkeimi^ zp 



Digitized by Google 



19 



übersetaen» womit der Laser diese uralte CaltossiftUey 
als einen Ifittelpmikt des Natnrdienstes kennen 

lernt. Noch heute sind die Spuren des alten Natnr- 
dienstes in Echternach zu finden, z. B. die Kinder- 
prozession (d. h. Sprossenprozession) am St. Sebas- 
tianstage. Das Wort Sebastian bestellt ans Seb=Saft 
ast der Ast and jan «gehen », jan ist auch Mensch, 
daher auch hier Person ification bildend. Sebastian 
ist an einen Baum gebunden, also verbunden mit 
einem Baum. Die Sachsen (in Niedersachsen) sagen 
nnn das Folgende: 

«Fabian, Sebastian 14t den sjp in de bomen gan» 
dieses laatet hochdeutsch. 

Fabian, Sf^baxtiany lass den Saft in die Bäume 

gehen. Also genau dasselbe, was wir aus dem Wort 
Sebastian herausgeholt haben. Die Pfeile von denen 
er getroffen wird, sind Sonnenstrahlen ; denn tir u. 
strala bedeutet Pfeil ond Strahl nnd die Sonne treibt 
den Saft nach den Aesten. — Dieses ist also ein 
- Urheiliger und sein Wirken als Naturkraft hier dar- 
gelegt, die vollkommen mit dem alten Bethen = 
Entstehen übereinstimmt. 

Das umbenannte Bethen hiess ((Echternach» d. i. 

ßekenntnisshausstätte, denn Echt ist die Aussage,^) 
das Bekennen ; ero ist angelsachsisch das Haus und 
ach = Grund. Dieser Name entsprach vollkommen 
den christlichen Ansdianangen nnd es war den Be- 
k^rem alles daran gelegen, den bedentongsvollen 
Namen Bethen zu verdrängen. Die Sauer (Sure) als 
grösster Fiuss des Landes, verdankt ihren Namen 
anch orreligioser Einwürknng ; die Urgeschichte von 
Bethen - Echternach ist aber für si<dli ehie solche 



^) Ueber echt, tcht, Aassage, Bekenntniss, siehe 
d«} Aqfsats Ober die Amioht oder Amechtt 



Digitized by 



amfaDgreiche in Bezog au! das Material, dass wir 
in einer beaondem Abhandlung, das Ganse nieder- 
legen mnssten, nm ein vonkommenes abgemndetes 

Bild ZQ erhalten. 

Die Gestaltung des Bodens unserer Heimath, hat 
schon bei der Erklärung der Fluss, Gebirgs und 

Gaunamen uns auf den alten Naturdienst geführt, 
wir werden aber in dem folgenden Absciinitt bei der 
Urgeschichte unseres Yolksstammes ebenso das Land 
mit seinen Bewohnern yerbunden sehen. 

Das Land Luxemburg trägt diesen Namen erst 
seit dem früheren Hittelalter und nichts ist uns 
überliefert von einem allgemeinen Namen ; dass es 
früher einen Theil des alten Belgiens ausmachte ist 
historisch beglaubigt: in diesem aber stand es in 
Abhängigkeit wiederum von den Trevierern, doch 
scheint dieser Name für unser Land weniger ge- 
bräuchlich gewesen zu sein. Soviel steht aber fest, 
dass einst der nördliche Theil, das Land der Ebu- 
ronen hiess und diese Erinnerung war recht lange 
geblieben. Denn Ebur hiess auch das Schwein und 
man kennt das Schwein oder den Eber der Ar^ 
detmen^ noch aus Wortspielen; so nannte man den 
kühnen luxemborger €Men von der Mark (de 
Marche en Famine), welcher im niederländischen 
Unabhängigkeitskriege sich hervorthat. Von diesen 
Eburonen, wie Cäsar sie nannte, werden wir im fol- 
genden Abschnitt liandeln, weil sie von grosser Be- 
deutung für unsere Urgeschichte sind und auch 
selbstverständlich ihre Wohnsitze, welche sie zu 
Csasars Zeit einnahmen. 

Nachträglich ist hier noch eine Bedeutung des 
Osling zu erwähnen. Es ist nämlich Ling auch ein 
Kreis; das Wort lebt noch im Englischen als link 
Ring, altnordiaeb Linga der Kreis ; hierdurch eu^ 



Digitized by Google 



steht zn den andern Doch die Bedeotnog fkOottes- 
kre(99 oder OoUesgau!^) 

Viele alte Waldnamen scheinen uns verloren 

gegangen zu sein ; uDsern Vorfahren war der Wald 
heilig; jedenfalls bestimmte Wälder. — Grimm 
(Mythologie) führt eine Aufzeichnung (Pertz 2, 377) 
an, wonach ein verwandeter Sachse nach einem 
Trefien bei Notteln Anno 779, sich ans seiner 
Burg heimlich in einen heiligen Wald habe tragen 
lassen (dn sylvam Sytheri, quae iuit thegaton». Einer 
Benennung des höchsten Wesens entspricht dieses 
thegathon. Dieses Sytheri ist nicht richtig, es ist 
Sithert das ist unser Seitert (Seithert) deren wir 
eine Menge im Lande haben und diese alle waren 
Allvater geweihet, dem alten Wodan oder Woden 
dem jedes Gehölz geheiligt war, schon seines Namens 
wegen. Jener Schreiber wollte den Namen Wodans 
nicht niederschreiben er umschrieb ihn mit Thega- 
thon. Der Name Seithert drückt nicht allein Schöpfer 
aus sondern auch der Ewige, der Immerwährende. 
Im altnord war Sadhr = Wodan (Odin) ; Seidkona 
ein Zanberweib (also ein schöpfendes Weib, denn 
Zaubern ist hervorbringen); dazu das gothische 
Feitheins stets, immer. Das oberd. Sterzen ist ein 
zusammengezogenes Wort aus Setert oder Sitert und 
bedeutet mehren, daher Sitert (Seith^) ein Hehrer; 
Schöpfer ist. An die Wälder, welche Seithert ge- 



Solch Namen stehen nicht vereinzelt, ich 
erinnere nur an Gollesaue in Baden, wo auch ein 
Kloster gegründet wurde; oder Divodurum Gottes- 
stadt ; Metz, Metüs, Mess, welche alle drei Schöpfer, 
Gott, bedeuten, also richtig übersetzt sind. 

Das Kloster Maulbronn von Maul-Schöpfer (griech. 
Muleus Zeus) und Bronn Quelle also uGottesquelle» 
auch hier stand ein berühmtes Kloster. 



Digitized by Google 



nannt werdeo, sind auch gewöhnlich solche Sagen 
verbanden, welche der Deatungsfahigkeit des Wortes 

eütsprechen. — Wir sehen auch hier ein Wort, 
welches seit dem Sachsenkriege verschollen ist, in 
unserem Lande noch fortleben. 




n. 

JLttxeiiiliQrger jUrgescIücIile. 



Das Volk. 

TJogefähr 50 v. Chr. erschien C. J. Caesar an den 
Grenzen unseres Landes welches damals in eine 
gewisse Abhängigkeit von dem Königreidi Trier 
stand. Dass Trier ein Königreich mr, unterliegt 
gar keinem Zweifel. Die Beweise für das eben an- 
geführte sind in den alten Sagen enthalten, welche 
von Trier nur als Königreich sprechen and dafiir 
mnss doch ein Grond sein. Anderseits erzählt uns 
0. J. Caesar von dem Forsten Cingeiorix mit welchem 
er unterhandelte. Wenn wir uns diesen Namen etwas 
näher ansehen, so wird man bei einer Trennung 
dieses Wortes in King to Rix oder rikes bald gewahr 
werden, dass hier von dem König des Reiches Trier 
die Rede ist und dass es eine Würde und kein Eigen- 
name war. Ferner verhält es sich mit dem Be- 
fehlshaber der Reiterei Indutio maris gerade so, der 



Digitized by Google 



24 



aus Inducio-Maris d. h. Herzog oder Anführer der 
Pferde (Reiterei) Terdorben ist. Bekanniiicb sagt 
man noch heute in den Armeen statt Reiter so aod 
so viel Pferde. Einige Truppen haben den Namen 
chevaux legers und dieser geht sogar auf den einzeln 
JEieiter über. Caesar fand in unserer Gegend 4 ger- 
manische Stämme und zwar die Goadmsiy Pse- 
mannt, Oserasi et Segni. GsBsar oder seine Schreiber 
verdrehten die Namen oft auf eine grausame Weise, 
wie wir sehr leicht beweisen können. Die Condrusier 
in der heutigen Condroz sind anzweileüiaft mit Wal- 
lonen gemischt gewesen. Germani nannten sie sich 
aber in Bezug auf die Religion. — Die Psemani in 
der Famine oder Famene werden auch wohl früher 
Famener genannt worden sein. Die Caerusi haben 
sich erhalten in Kerschm welches ans Esemsi ent- 
stand; die Einwohner dort gehören schon dem 
wallonischen Stamme an. Die Segni (Segner) waren 
Germanen. Wenn man allenfalls eine französische 
Karte Luxemburgs aus dem 17. Jahrhundert nach- 
gebt, so mnss man sich wundem über die olt totale 
Verdrehung oder Verzerrung der Ortsnamen. Dem 
C. J. Caesar ging es nicht besser, doch waren seine 
Namen nicht so gewaltig verzerrt wie die Franzö- 
sischen Dennoch hat man an die Namen Caesars 
nie gerüttelt, als ob dieser Fremdling unfehlbar ge- 
wesen wäre. Hätte man nur das Land und Volk 
in unserer Gegend genau studiert, so w^äre man sehr 
bald zu einer harmonischen Auflösung gelangt, da 
fast alles, was zu Caesars Zeit stand, auch noch 
heute am Pktz ist. Nur die Römercast^e sind 
yerschwunden und auch die eingeführten romischen 
Namen. 

Wir müssen ehe wir weiter gehen eines ge-**:< 
scbichtlidien Ereignisses erwähnen welches auch 
nnsem Landstrich in Mitteidenschaf t zog. Durch eine 



Digitized by Google 



Sturmfluth wurde der Norden der Kimbrwcheii flalb- 
iüsel auseinandergerisseu und eine grosse Oberfläche 
Landes vom Meere verschlangen. Wann diese grosse, 
sogerannte kimbrische Fiat stattfand ist nicht genan 
anzugeben, da aber die Kimbern nnd mit ilinen die 
Teutonen im Jahre 113 v. (Är. an den Grenzen 
Galliens erschienen so ist das Ereigniss einige Jahre 
Yorher zu setzen.^) 

Das Ende dieses grossen VöilLerzäges nnd die ver* 
schiedenen Schlachten gehören nicht hierher, wohl 
aber der Beginn ihres Zuges. Als die beiden Heere, 
die Kimbern und Teutonen am Unterrhein erschienen, 
hatte sich der Tross so bedeutend aogehaoft dass 
man es fOr rathsam hielt, einen grossen Theil des- 
selben zurückzulassen. Die Kimbern zogen mit Weib, 
Kind und Vieh aus ihrer Heimath und man kann 



Die nordische Ueberlieferung gibt keine Zeit 
an, erzählt uns aber dass Gefjon (das Meer) Seeland 
von Schonen trennte vermittels eines Pfluges und 
vier Stiere. Der Pflug hiess är und dasselbe Wort 
bedeutet auch Wasser. 4 Stiere sind 2 Joch dies 
wird durch to oder tui scandi ur ausgedrückt. Da 
ur der Stier und das Land bedeutet und scand die 
Scheidung und Joch, so ist der Sinn, das Meer 
schied mit Wasser das Land, Nun kann man für 
ur oder oer das Land auch Aue setzen welches 
früher Awe oder Auue geschrieben wurde. Scandin- 
awe ist also das getrennte Land d. i. Seeland und 
Schonen im besondern, jetzt aber auf den ganzen 
Norden angewandt. Bis jetzt hatte man sich ver- 
geblich bemtiht den Ursprung des Wortes «Scandi- 
uavien» klar so stellen. — Es sind zwei gewaltige 
Meeresflathen aber den Norden gekommen wovon 
die erste schon 860 v. Chr. stattgefunden haben 
mnssyda ihrer Ephoms schon gedenkt, welcher 200 
Jahre vor dem Kmibern nnd Teutonen Anszng lebte. 
LiuMS war jedenfolls die Gewaltigste. Bekanntlich 
traten aach später (im 12. Jahrhundert) nochmals 
solche Finthen auf, dadurch entstand die hentige 
Zuideraee in Holland. 

a 



Digitized by Google 



sich leicht vorstellen, dass ein solcher Zug sich 
äusserst langsam fortbewegte wie es sich auch in 
der That den überlieferten Nachrichten nach, ver* 
hielt. Es wurden von der Hauptarmee 6000 Mann 
abgezweigt, wie uns Cäsar berichtet und diese er- 
zwangen sich Wohüstätten bei den bereits oben ge- 
nannten vier Stämmen, welche zam Königreich 
Trier entweder im Lehnsverband oder in Bundes- 
genossenscliaft standen. Cäsar aber nennt ihr Ge- 
biet Triersehes an einer Steile. 6000 Mann mit Frau 
und Kinder und Kranke gering genommen sind 
50,000 Köpfe, wenn man dazu die zurückgebliebenen 
altern Leute, rechnet. Auch ist es nicht ausge- 
schlossen, dass viele dem Tod entronnenen l\imbern, 
diese zurückgelassenen Landsleute heimsuchten und 
ohne Zweifel auch Aufnahme fanden. Als Cäsar er- 
schien, waren schon über 60 Jahre nach ihrer An« 
kunft verflossen und diese Zeit iimfasst mehr als 2 
Generationen, so dass, diese Kimhern, welche Caesar 
Eburonen nennt, schon zu einem starken und krie- 
gerischen Stamm angewachsen waren, was auch 
aus Gsesars Gallischer Krieg deutlich zu ersehen ist. 
Nach Caesar war die Hauptstadt der Eberonen 
Aduatuca; wie wir beweisen werden, ein ganz ver- 
derbter Name. Die Kinnahme dieser letztgenannten 
Stadt beschreibt Caesar im 2. Buch des gallischen 
Krieges. 53,000 Menschen wurden verkauft nach 
Angabe der Käufer. Also an Ort und Stelle, denn 
solche Waare kann eine Armee nicht mit sich führen. 
Sie blieben also im Lande und viele werden 
wohl von Angehörigen, welche sich ausserhalb der 
l'estung befanden, für wenig Geld den römischen 
Soldaten abgehandelt worden sein. Im 6. Buch 
finden wir eine Besciireibung des Rachekrieges gegeu 
die Kburonen. Hier passirt dem Cäsar das Miss- 
geschick, dass er aus Eberonen und Aduatici zwei 



Digitized by Google 



27 



YölkerschafteB mtchi ond doch ist es ein und der^ 

selbe Stamm. 

Caesar nennt die Eburonen, Nachkommen der 
Kimbrer, UDd zwar von deQ Kimbrern, welche als 
Bagage oder Gutswächter zorückbliebeD. Der ger- 
manischen Sprache nicht mächtig, wnsste er gewiss 
nicht, das Eluron ein Nachkomme bedeutet Ferner, 
dass Aduatuka ein unrichtiger Name ist, denn 
Ptoiomeus schrieb ihn lange Zeit hernach ganz 
richtig Adöahuion d. i» Adwacnton ein ganz rich- 
tiges angelsächsisches Wort, welches ans ftd (ead 
deutsch od) das Gut, Bagage, wacu die Wache und 
ton die Stadt besteht, folglich, Gutswächterstadt 
bedeutet, woraus hervorgebt, dass der Stamm der 
Ebnronen und Aduatuker (Adwacutoner) ein und 
derselbe ist. ^) 

^) Angels, eafora, afora, afera Abkömmling, 
Nachkomme. Eafor der Eber; die Angeln führten 
einen Eber als Feldzeichen und dieses hiess Eafor- 
heafod'Segn . Ein solches Zeichen war immer einem 
Stamm in Obhut gegeben das waren die Segnileute 
des Caesar, Bei den Deutschen waren es die Schwa- 
ben welche die Reichstnrmfahne führten. Da unsere 
Hnndart das g ausfallen lässt so kann unser Sen- 
ningen der «Heereszeichenort)) gewesen sein. Auch 
die Niederländer sagen ffir das alte Segne mit Aus- 
stossnng des g immer «Sein.» Dass es noch andere 
Orte gibt ^von ähnlicher Bedeutung zeigt die Folge 
dieses Aufsatzes. 

Ferner ist angels. eadwacer Wächter des Gutes. 
Der König Odoaker hatte, sagt Grimm einen Hunde- 
namen, wusste es aber nicht zu deuten, denn dieser 
Name Ist ebenfalls dasselbe nur in altdeutscher 
Form. Ton, tun, engl, town Ist Stadt, Gehege, 
Umzäunung wozu unser Zaun holländisch tuin d. i. 
eingehegter Platz (Garten). 

Eaforheafod-Segen das Eberhauptzeichen, war bei 
den Segnileuten, da die Feldzeichen einem Stamm 
anvertraut wurden. Caesar machte einen Yolkstamm 
aus diesen Segnern 1 (Siehe weiter unten). 



Digitized by Google 



28 



Bs geht fenier ans dieser sprachlichen Thatsache 

hervor, dass Angeln und Kimbern einem grossen 
Stamme angehört haben, da sie eine Sprache redeten, 
dass sogar der Name Angel bei diesen Ebaronen 
vorkommt, wie wir noch nachweisen werden. 

Vergebens haben viele Gelehrte sich bemfiht das 
alte Adwacuton näher zu bestimmen und ein Massstab 
für ihre Irrthtimer ist der, dass solche vermeint- 
liche Plätze oft 60 Kilometer von einander liegen 1 

Der praktische F(»nM^her mnss vieles in Berechnung 
ziehen nnd doch wird er oft nur Täuschung ernten. 
Es war dem Oberst von Cohausen, dem unermüd- 
lichen Forscher auf dem Gebiet der Römerkriege, 
beschieden, den Ort wiederzufinden, den J. Gäsar 
Adnatnca nannte. Der Bodengestaltnog nach, mnsste 
es Emburg sein. Dieser kleine unbedeutende Ort, 
nicht weit von der Urth (Ourth) und südlich von 
Lüttich gelegen, bietet alles das, was Cäsar beschrieb. 
Die Angeln nnd Kimbern nannten ihre Städte Tön, 
Borgam. Wir haben bereits erwähnt, dass ans dieser 
Stadt 53 000 Menschen verkauft wurden. Sie war 
also menschenleer geworden. Aemen burgum oder 
Aembnrg bedeutet aber menschenleere Stadt I denn 
im angelsachsischen ist Aemen menschenleer, un- 
bewohnt. So wird dem Forscher auf militärischem 
Gebiet hier die sprachliche Bestätigung seines rich- 
tigen Ergebnisses gebracht und zwar wiederum durch 
die angelsächsische Mundart. Südlich von diesem 
Stadtchen in unmittelbarer Nähe liegt ein Ort Angel 
genannt, während im Winkel der Maas und Urth 
(Ourth) Angelör (Angeleur) liegt und dieses bedeutet 
«Angelwinkel». Eine solche Kette von Beweisen ver- 
dankt ihr Dasein nicht dem ZuMl. 

Verfolgen vrir die Urth in ihrem Laufe aufwärts 
nach Süden, so stossen wir aruf ein kleines Städtchen 
Comblain, ein Name der sich schwerlich zum zweiten 



Digitized by Google 



29 



Mal finden lässt. Es ist ein kimbrisch-angelsäch- 
sischer Name und hat eine besondere Bedeutung. An 
diesem Ort war der Sammelplatz der waffenfähigen 
fieTölkeniDg bei Kriegsgefahr. Im aDgelsächsisoheo 
also auch bei den Kimbern hiess das Heereszeichen, 
am welches man sich versammelte Combol und Cora- 
bolan der Ort, wo dieses stand. Das Wort hatte eine 
doppelte Bedeutung: 1) eine Halle, Unterkunft oder 
blosses Dach und 2) ist combehi versammeln und 
das tranzös. combler hat dieselbe Bedeutung. Aus 
diesen beiden Bedeutungen ist einfach der Schluss 
zu ziehen, dass die Kimbro-Angeln hier einen Yer- 
Sammlungsplatz hatten, der mit Unterkunftsräomen 
versehen war. Es gibt zwei Orte, welche den Namen 
tragen und zwar liegt der eine am Einflüsse der 
Ambleve in die Ourth (Urth), während der andere 
etwas südlicher liegt und Comblain la Tour heisst 
mit dem kleinen Nebenort Combüun le Hag, also ein 
eingehegter Ort der Versammlung, dieses wird wohl 
der Waffenplatz gewesen sein. Jetzt ist die Bevöl- 
kerung dort ganz wallonisch geworden, seit dem 
Anfange dieses Jahrhundert schwand die germanische 
Bevölkerung, nur verstümmelte Namen hinterlassend 
oder es traten neue wallonische auf. — 

An der Maas bei Lüttich liegt das industriereiche 
«Seraing» ein unzweifelhaft angelsächsischer Name, 
wie das in der Nähe liegende Angeleur. In dem 
angels. Gedicht des Sangers Weitfahrt (Widsidh Madho- 
lade) kömmt der Name Seringen vor und kann das 
Wort Seraing aus searo Rüstung, Rüstzeug herstam- 
men oder auch von searo Kunst; es ist also wahr- 
scheinlich, dass dieser Ort schon recht früh eine 
Rnstungindnstrie hatte, In welcher die Kimbern nach 
Plutarch eine solche Geschicklichkeit besassen, dass 
selbst die Römer darüber erstaunten. Es ist also 
kein Grund vorhanden den Eburonen weniger Kunst- 



Digitized by 



30 



sinn zazuschreibeD, als ihren fortgezogenen Brüdern 
und so mag Seraing mit der Zeit zom Indastrie- 
städtchen sich aufgearbeitet und der ganzen Gegend 

als Lehrerin gedient haben, denn der ganze Maas- 
winkel ist aus frühester Zeit als ein Inrlustrieland 
bekannt. Das in unmittelbarer Nähe von Seraing 
liegende Lüttich kennt schon Piinius als Wohnort 
der Leuci. Es betsst auch Lnik bei den Holländern ; 
Leck (lök)^) bei unsern Landslenten. Das wallonisirte 
Liege und Lüttich sind spätere Namen und da leuk 
ein Schwert und überhaupt Wafie bedeutet, so könnte 
doch der Schloss nabe liegen, dass Lenk (Lüttich) 
mit Seraing nralte Sitze kimbro-angelsachsischer 
Gründung sind. Man vermuthet die Ausdehnung der 
Eburonen bis Amby bei Mastricht; Ambia könnte 
Richtort heissen und Ambiorix d. i. Ambio-Rikes 
Reichsrichter. Da aber rix auch ein Fürst bedeutet, 
so liegt auch Vorsteher oder Fürst des Rechtes 
(oberster Richter in dem Wort, und Ambiorix, war 
Anführer der Eburonen und zwar wahrscheinlich des 
nördlichen Theiles derselben.*) 

Naob Süden hin finden wir der Urth entlang und 
ostwärts von derselben immer noch angelsächsische 
oder kimbrische Namen, welche dem ehemaligen 
Eburonenland angehörten. So ist Spä ein echt angels. 
Wort und bedeutet spaw im englischen Gesund- 
brunnen. Die übrigen Germanen kennen das Wort 
nicht mehr. 

^) Altnordisch laukre Schwert; althochd. luk daher 
luzbrüder (lukesbrüder) Schwertbrüder, so hiessen 
die alten Fechtergilden. 

*) Es muss hier noch bemerkt werden, dass Kim- 
brische Stämme schon vor 590 vor Chr. Geburt in 
Belgien eingewandert waren und dass dieses die 
Ursache war» dass die Eburonen dort ihre Bagage 
bei den Stammgenossen hinterliessen. Wir haben es 
also immer mit derselben Spracbfamilie zu thun« 



Digitized by Google 



31 



Die Kimbern, welche gegen die Römer zogen, 
hatten nach römischen Quellen einen Stier von Erz 
gegossen mit sieb auf ihrer Heeresfahrt, bei dem alle 
Verträge geschlossen nnd auch die Eide geschworen 
wurden. Wir kennen den Stier bei unserer Bevöl- 
kerung als das Attribut von Thor'), welcher Thür 
bei den Angeln hiess. Eine Darsteüujig eines Thor- 
stiers, welche auf allen Zügen mitgenommen wurde 
und zwar nur in einem Exemplar, muss doch als 
Symbol der Hauptgottheit der Kimbro-Angeln gelten. 
Hatten die Ausgezogenen einen solchen, so werden 
die Zurückgebliebenen schwerlich ohne einen solchen 
Stier ihre laufenden Gerichtssaclien oder gottesdienst- 
liohen Handlungen vollbracht haben. Sie mussten 
ein religiöses Zentrum für ihre Rechtssachen haben, 
so gut wie sie eins hatten für die bewaffnete Macht 
und dieses Zentrum hat bestanden, es lag im alten 
Luxemburger Lande, nur ist es längst vergessen, 
denn Durbuy ist Thurbuy d. i. Stier des Thor. 

Wir haben Ouren (Uren) bereits als eine Thors- 
stätte bezeichnet und erklärt, wir können noch Hevre- 
mont dazu nehmen, denn Hevermunt bedeutet (Him- 
melsberg*) und Thor ist der Himmel und die alten 
Luxemburger schwuren unter freiem Himmel und 
jede vertragsmässige Versteigerung geschah nach 
dem Gesetz unter freiem Himmel^ das will aber 
nichts mehr und weniger sagen als bei «Thür» d. L 
Himmel und Stier und war der Letztere also ein 
Symbol Thürs (Thors oder Donars). 

Da Cäsar, wie wir nachgewiesen haben, keine 
Sprachkenntnisse besass und Gleiches für Verschie- 
denes nahm, so wusste er auch nicht, dass der 



^) Siehe Dansenochseu untei' Fasnacht. 

^) Heven » Himmel, Hever ist also Personification 
des Himmels. 



Digitized by Google 



32 



Name Bforonen mit Thnr in Verband stand, denn 

Ef. ist der HimmeP) also Thür in der kimbrischen 
Sprache und Uron ein Name des Stiers (ur) und 
Efuronen sind Leute vom Stiere des Thür; da aber 
Kimber ans zwei Stämmen besteht and Kimb das 
Gewölbe also Himmel nnd er ein Mann bedeutet, so 
ist Kimber ein Mann des Thür oder Thor^). Da ferner 
Kime dänisch der Sprosse bedeutet, so ist Kimb 
auch ein Stier und damit ist die Verwandschaft aof- 
geklärt zwischen Eburonen nnd Kimbern, denn wenn 
ein Volk sich theilte, so behielt der grössere Theil 
den alten Namen, der kleinere nahm einen andern 
von gleicher Bedeutung an. 

Wir haben noch dnen JNamen der mit Kimber 
dentisch ist, d. i. Angel oder Engel, denn beide 
Namen führten die Angeln daher Engländer. Ang 
und Eng bedeutet aber ebenfalls Himmel und in 
unserm Engel ist der Begriff enthalten und die üe- 
berliefemng ist noch so stark im Volk, dass sie sich 
keinen Engel ohne Himmel denken kann. Da das 
Wort auch noch andere Deutungen hat, die nichts 
mit unsern Angeln zu thun haben, so verzichten wir 
auf diese, da sie ausserdem im Todtenkultus bei den 
Zwergen behandelt sind. Ang » Himmel und el 
d. i. persönliches Fürwort (fränkisch 11 ss er) es 
bedeutet Mensch, demnach also wie Kimber ein Mann 
des Thor oder Thür. Ein Angel ist aber auch ein 
Stier, eine Bedeutung, die uns wohl recht unge- 
heuerlich vorkommt, weil wir unsere Sprache vor- . 
gössen haben! 

Der wallonisirte Name iUa Reid» bedeutet ebenfalls 
Himmel, dessen volle Form im angels. rodor altn. 



^) Dieses Wort ist kimbrisch, ef, eff, hef u. heff. 
') Kimb Himmel gebildet wie unser Kumb, Kump 
gewölbte Sobüssel^ en^l. Kimbo ^ebogeo. 



Digitized by Google 



33 



rodnr war. Jedenfalls war ein Ort der ausdrücklich 
mit dem Artikel bezeichnet ist ein besonderer Thür 
oder Thorplatz. 

Das alte Bedeo (Bethen, BethuD) jetzt Echtemaoh 
bat Id eiDer BedeotnDg auch den Sinn Himmel; da 
wir den Ort schon in friilier Zeit vermeldet finden, 
so reichte jedenfalls die Eburonenansiedlung bis zu 
diesem Ort, welcher ein Hauptmittelpunkt des reli- 
giösen Lebens unserer VorTäter war nnd den man 
zuerst mit den Wafien des Obristenthnms bekämpfte. 
Die Seninger oder Segner aber konnten nach aller 
Wahrscheinlichkeit nicht über die Syr hinausreichen 
nnd in der Tbat gehörte in nralter Zeit ein Strich 
diessdtfi^ der Mosel zn Trier. Die alten Bisthnms- 
grenzen deckten sich wohl mit den frühern Reichs- 
grenzen . Von der Syr zur Mosel und diese aufwärts 
tritt uns alemannisch burgundisches Element ent- 
gegen. Es zogen sich also die Kimbern von Mastricht 
entlang der Maas bis znr ürth, det Ambleve entlang 
bis zum hohen Yen, dann an der Urth aufwärts, 
das Oesling umfassend über die Our (Ur) hinaus nach 
Echternach im Süden bis zum Johannisberg, schwer- 
lich aber die Linie Itzig, Hesperingen, Bettemborg 
aberschreitend. Im Westen gab das wallonische 
Element die Grenze, wie weit diese reichte ist nicht 
mehr zu bestimmen, doch ist sie zurückgeschritten, 
während im Norden den Kimbern ein Ort nach dem 
andern entfiel; 

So hätten wir ein Bild, wenn auch kein voll- 
kommenes, von der ersten Kimbro-Angelsächsischen 
Einwanderung in unserer weitem üeimath und fängt 
also die Geschichte unseres Landes mit dem Jahre 
110 Y. Chr. Geburt an, indem wir an der Hand der 
Sprache soviel klar zu stellen vermochten, dass für 
die beleuchteten Punkte ein Irrthum nicht leicht 
möglich ist, sonst würde nicht das Ganze sich auf 

2» 



Digitized by Google 



eine solch einfache Weise haben fügen lassen. Es 
war dies nur möglich, weil Volkseigenart, Gebräache, 
Namengebung, ReUgion und Land im Zusammeubang 
standoD. Wäre dies Dicht der Fall geweeen^ so hätten 
die gewiss dtürftigen and nicht einmal richtigen 
Namen und Nachrichten uns nicht weiter geholfen. 
Hat doch noch vor einigen Jahren ein deutscher 
Gelehrter die Kimbern für Kelten ausgegeben und 
dabei freilich viel Gelehrsamkeit aber auch nicht 
einen stichhaltigen Beweis geliefert. Die Wallonen 
d. h. die 3 Stämme Condrusier, Paemani (Famines) 
und Caerusi können nicht zahlreich gewesen sein. 
(Die Segni waren keine Wallonen ) Sie worden aber 
mit der Zeit zahh?eich, weil sie als unterdrückte 
Stämme schwerlich mit in den Krieg zogen, auch 
zu Casars Zeit gar keine Lust für denselben zeigten. 
Nicht so die Nervier, welche am Sabis wohnten 
und welche Kimbern d. h. Altkimbem, die vor den 
Eburonen eingewandert, waren. Cäsar schreibt anch 
diesen Namen verkehrt. Ihre Grenze war am Maas- 
bogen bei Namur und dort liegt der Nevremont, der 
alte Grenzberg. Nevrier oder Nebrier bedeutet aber 
(»Himmelsleote» also Thursleute oder Kimbern; also 
war Nebrier ein Stammesname der Kimbern. - 
Uebrigens ist der Unterschied zwischen Nevrier und 
Nebrier nicht bedeutend. Es könnte selbst jedem 
Fremden passieren eine solche Versetzung zu machen^). 

^) Hier einige Namen von Cäsar. Bructer wohnten 
in Borken also Borkter; der Gao heis^t noch heute 
Borken. 

Tencterer oder Tenchterer d. mnss Tenkte-reyrs 
heissen, es bedeutet «verbundene Reiter^). Es war 
auch eine ungeheuere Reitermasse. Lewacer d. h. 
Leu waker bei Löwen. Das Wort bedeutet Löwen- 
wächter und noch heute kennt man den flandrischen 
wachenden (wakende) Löwen. Centroni für Sint 
Troyen oder Sint TrujBn auch Sint Tron» die Stadt 



Digitized by Google 



86 



Abgesehen von einzelnen Kleinigkeiten schliessen wir 

hier die früheste Geschichte unseres Landes insoferne 
das dargebotene Material uns von Werth erschien. 
Wir haben nun das zu berichten, was uns an glaub- 
würdigen Nachrichten noch vorliegt über das ge- 
sammte Belgien dem unser Land angehörte. Bei dem 
Heere des Sigoves 590 v. Chr. befanden sich Kim- 
bern und da dieses nur die an Gallien angrenzende 
sein konnten, so kann man ziemlich gewiss anneh- 
men, dass es belgische Kimbern waren Cäsar theiite 
mit, dass ganz Gallien von Aquiianiem, Iberiem, 
Gallier und Beigen bewohnt war; dieses hat zu dem 
Irrtbum gefülirL, als wären die Letzteren Kelten ge- 
wesen, doch schon die von den Römer angeführten 
sogenannten keltischen Worte entpuppen sich bei 
näherer Untersuchung als germanische^). Dass die 



steht noch heute. Die Getanen hat er richtig (an der 
Gete mit der Stadt Oud Geiten.) Auch die lungern 
sind noch da Toxander aber sind kein Volk, sondern 
Tokshander «Bogenhandirer.» - Am tollsten ist das 
Wort Pleumasken. Es ist dies das heutige am Peel 
liegende Maasyk, welches in alter Sprache Pölu mas 
ak oder Pölu mos ak hiess. Der Peel (poelu) ist ein 
grosser Sumpf, bei Maasyk fängt er an. Die Gogerner 
sind richtig ang^eben, ihr Hauptort Gog bei Cleve 
besteht noch. — Mau sieht, dass noch vieles am 
alten Platz steht und dass auf diesen Conservatismus 
'hin, auch die übrigen Beweisgründe noch mehr der 
Wahrheit näher kommen. 

Gleichsam wie eine Probe auf eine Rechnung 
müssen^ wir hier noch das Wort Belga entziffern. 
Dass dieses nach religiösem Gebrauch ausgewählt 
wurde, ist, nach den vielen Beispielen die wir ge- 
geben haben, gewiss. Wie sich Kimb der Himmel 
zu Kumb Schüssel, Wölbung verhält, so verhält sich 
Belga zu Baige Zuber, da bei — Ring bedeutet, so 
ist Delig gerundet ; es ist also belga wie Kimb der 
Himmel und folglich ist ein Belgier ein Thursmann. 
Englisch ist bei die Glocke, welches ebenfalls ein 



Digitized by Google 



36 



alte kimbrische Sprache d. h. die Sprache der Bei- 
gen schon bedeutend von derjenigen der Eburonen 
abwich, ist möglich, doch hat die wallonische Sprache 
keinen EinAuss dadurch erlangt; es hat sich nicht 
einmal eine Mtschsprache gebildet zwischen diesen 
und den germanischen Elementen. Die nicht zahl- 
reichen Römer haben in der Zeit ihrer Ueberherr- 
schnng Yon ihrer Sprache nichts übrig gelassen als 
Inschriften aaf Steinen. Wir sind also berechtigt zu 
sagen, dass die kimbrisch-angelsäcbsische Sprache, 
wenn auch in eigener Entwickehing die herrschende 
blieb und nur dort, wo sich alemanisch-burgundi scher 
Einfioss geltend machte, Yeränderangen eintraten. 
Wie weit dieser ging, ist jetzt schwer zu sagen, 
denn um das Jahr 800 muss durch die langen Sach- 
senkriege und durch verherrende Krankheiten unsere 
Heimath dermassen entvölkert worden sein, dass 
eine Kolonisation geboten war und welche anch im 
Jahre 803 nnd die nächstfolgenden Jahre stattfand. 
Nicht allein nach unserer Heimath, sondern erwie- 
senermassen wurde dem Main entlang und selbst 
nach Südbaiem, Sachsen nnd Wilzen verpflanzt, so 
dass die Zahl der verbannten Sachsen eine unge- 
heure Menge darstellt. — 

Es ist bekannt, dass die Franken von den Nord- 
nfem des Rheins und der Yssel nach den Nieder^ 
landen vordrangen nnd auch geraume Zeit das Gebiet 
welches wir als Eburonengebiet bezeichnet haben, 
umschlossen hielten, dass dieses Yerhältniss auch 



«Gewölbtes» bedeutet. Nach der Sprachregel bedeutet 
es auch «Verbundene.» Dieses letztere nennt man 

in der Scalden spräche das oDeckw^ort» wenn noch 
andere Bedeutungen bedungen sind. Die Bedeutung 
von Stier ergiebt sich aus belua, lat. Geschöpf, ein 
Beliga ist ein Zeuger, zusammengezogen in belga, 
und ein Stier hat diese Bedeutung. 



Digitized by Google 



37 



heute noch besteht, ist gewiss, denn Achen hat 
fränkische Bevölkerung und diese umzieht, gemischt 
mit Nachsassen der Ubier nnd vielleicht auch Ale- 
mannen den Norden der Hoben Yen im Halbkreise. 
Die Wallonen, welche gegen die Hohe Yen von der 
Westseite allmählig Boden gewannen und im Süden 
auch die Mosel an unserer Landesgrenze bereichen 
mussten, wenn nicht ein Keil voi^^eschoben wurde, 
gaben wohl hauptsächlich an Karl den Grossen den 
Gedanken ein, die gefangenen Sachsen zwisclien 
den Wallonen einzuschieben und zwar ist dieser Ein- 
schub bis Thionville südlich merkbar, aber auch bis 
zur Kill, denn dieses constatiert onleugenbar die 
Mundart. Doch ist die Eifel nördlich von Echternach 
durchbrochen von Bewohnern anderer Mundart, woher 
sie stammen ist gleichgültig. Wir kommen au! unsere 
engere Grenzen ond belgisch Luxemburg zunächst 
zurück und diese sprechen alle eine und dieselbe 
Sprache, welche eine durch sich selbst entwickelte 
Mundart ist, die von Almemanisch- burgundischen 
zwar beeinflusst wurde, sich aber trotzdem ihre 
Eigenart bewahrt hat. Die wenigen mit eingewan- 
derten Wilzen unterlagen bald und auch die kleine 
Anzahl Friesen die mitgeführt wurden. Diese letztem 
waren übrigens sprach verwandt . Was noch von den 
Kimbern an Sprache im Lande war, ihre Gebräuche 
und Sitten, sie waren doch im Grunde genommen 
dieselben, und so entstand unser heutiger luxem- 
burger Typus der sich gänzlich von den Nachbar- 
stämmen unterscheidet, so weit diese nicht selbst 
von demselben Ursprung sind, wie z. B. ein Theii 
von belgisch Luxemburg , Lothringen und der Eifel. 
Der Theil der alten Bev(31kerung an der Mosel, 
welchen wir als jilemanisch-burgundisch bezeichnet 
haben, wurde sehr rasch aufgesogen von dem zäheren 
angelsächs. Element und unterscheidet sich jetzt in 



Digitized by Google 



88 



der Sprache kaam und in üeberlieferaDgen etwas 

mehr von den übrigen Landesbewohnern. 

Wir sind den Beweisen der zweiten Einwanderung 
ausgewichen um Alles, was sich über diese sagen 
lässt, hier zQsammenzofassen. Es ist nOthig, die 
später als die Kimbern auftretenden Sachsen hier 
zu behandeln. Dass die Angeln ein Zweig der Kim- 
bern waren ist dargelegt worden ; ferner, dass die 
ganze Halbinsel, welche wir die kimbrische neDnen, 
seit uralten Zeiten so genannt wurde; es wohnten 
aber Angeln auch in der Gegend, welche wir noch 
heute das niedersächsische Gebiet nennen und wir 
treffen auch die Angeln unter der Benennung An- 
gelsachsen an; dass die eigentlichen Sachsen sprach- 
verwandschaftUch zu den Angeln und Friesen standen 
und noch stehen, ist ohne Zweifel. Aber der Name 
Sachse, musste doch in den Namen der Kimbern 
umzusetzen sein, wenn sie diesem Urvolke ange- 
hören. Es war denn auch lange vergebens um den 
Beweis fuhren zu können, dass die Sachsen ein 
Stamm der Kimbern waren. Betreffs der Scheidung 
der Sachsen von dem Hauptstamme müssen wir 
von vornherein bemerken, dass dieselbe lange vor 
Christi fällt und dass die Saken, welche Herodot 
nennt, dieselben Leute sind wie die Sachsen. Im 
Sanskrit heisst der Himmel Sak-Radhanas. Sak be- 
deutet aber schon für sich Himmel wie auch Rad- 
anas^. Folglich ist ein Sakes ein Thorman und die 
Form Saka ist genau dasselbe. 



*) Radhanas entspricht dem bereits angeführten 
rodor oder rador = Himmel des AngelsäcTisischen. 
Sak radhanas heist auch Himmelsbogen (Regen- 
bogen). Indra, welcher bei den Indiern den Gott 
Thor vorstellt, heisst wirklich auch Turaschad und 
Sakras. 

Dass die Dänen demselben Stamm (der Kimbern) 



Digitized by Google 



39 



In unserer allgemeinen europäischen Völkerge- 
schichte werden die Sachsen erst 150 n. Chr. von 
Ptolomaeos genannt. Im Jahre 286 werden sie als 
Seeräuber bekannt» welche die gallischen Küsten 
plünderten. Wir sind nicht den Meinungen derer 
zugethan, welche vermeinen, die Sachsen wären 
erst um die erstgenannte Zeit aufgetreten, sie waren 
schon lange dort ehe Ptolomaens, der in Alexandrien 
sich aufhielt, von ihnen Kunde erhielt, Tacitus sagt 
nach einer alten Sachsenuberlieferung waren sie über 
See nach dem Lande der Elbmiiiidung und umlie- 
genden Künsten gekommen und bei den Friesen sind 
dieselben Ueberlieferungen. Aber hier einen Zeltpunkt 
zu bestimmen oder annähernd durch Combination 
zu finden, würde schon an und für sich eine Arbeit 
sein, die zu umfangreichen Studien führen würde. 
Wir haben den grossen Völkerverband der Kimbern, so 
weit dieses möglich war in seiner Verwandscbaft 
vorgeführt und dort Klarheit gebracht, wo Dunkel- 
heit herrschte. Dieses geschah, um über unsere 
Urahnen näheres zu erfahren. Aus dem Obigen geht 



angehören . ergiebt sich aus Dansker = der Däne, 
welches ein ((Gewölbter» also Himmelsmann bedeu- 
tet. Das Iii dan-gaus = Himmel enthält zweimal 



gebogen. Ferner ist dana schwed. bilden, schöpfen, 
nervcwMnflen folglich ein Danskw, ein Hmorbringer, 
also ein Stiemame. Wer denkt nicht an unsere 
Dansen-Oohsen der Fasnacht, welche am Donners- 
tage dem Thorsta^ rundgefiihrt werden, also Thors 
(Dans) Stiere sind? Beleuchtet wird Dan der Himmel 
noch durch den altirischen Namen für Thor, welcher 
Tordain lautet, also zweimal Himmel ausdrükt. 

Für Sachs oder Saks = Stier ist sexe Geschlecht 
(Mehrung), ferner Segg altsächs. der Mann; saka 
der Teufel (d. i. Saturn) und das altirische Segli 
bedeutet Stier, welches angels. seax wird gelautet 
haben. 



diesen Sinn, man vergleiche 




gausos 



Digitized by Google 



40 



nun wiederum hervor, dass es ganz gleichgültig ist, 
ob unsere Ahnen direct von den Eboronen, Kimbern 
oder den alten belgischen Kimbern oder den spätem 
Angelsachsen abstammen; in jedem Falle ist anzu- 
nehmen, (iass von allen dreien Abkömmlinge vor- 
handen sind, dass unser Stamm also ein kimbro- 
Angelsächsischer mnss sein. Diese Darstellung durfte 
auch diejenigen, welche in nnserm Lande Kelten 
suchten, überzeugen, dass für eine solche Behaup- 
tung, die sich auf nichts zu stützen vermag, jeder 
Grund fehlt. 

Landläufige Ueberliefemngen, dass Luxemburg 

durch Angelsachsen bevölkert wurde, d. h. die ziem- 
lich hingeschmolzene Bevölkerung wieder im Ver- 
häitniss mit dem Lande zu bringen, waren allgemein. 
Wenn nun die Achener Stadtchronik^) dieselbe Be- 
merkung machte, so scheint denn doch, da die 
Schreiber solcher Chroniken immerhin gebildete Leute 
waren, ein sicherer Grund lür die stattgehabte Ein- 
wanderung vorgelogen zu haben. Welche Quellen der 
Schreiber benutzte, ist nicht nachzugehen, aber man 
muss den Ort, die Stadt Achen, welche der Sitz 



^) Diese Nota ist vom Jahre 1632. Es ist be- 
merkenswerth, dass Dr. Glisener in Diekirch in 
Betreff der zweiten Einwanderung durch ganz logische 
Schlüsse zu demselben Brgebniss gelangt ist, wie 
der Ver^Bksser und auch in einem frQhem Werke auf 
die Aehnlichkeit der S|)rache in vielen Ausdrucken 
mit dem Englischen hinwies. Die von ihm ange- 
führte Stelle in seinem Werkchen über Diekirch, 
Seite 27, vom cheval. Leveque de la Basse Moutürie, 
der Siegebert von Gembioux als Gewährsmann an- 
führt, war mir entgangen, ist jedenfalls von Belang 
für diese Geschichte, da auch dieser für die sächsische 
Nationalität zeuget. Das Werk Dr. Gläseners hat dem 
Verfasser verschiedene recht dankenswerthe Anhalts^ 
punkte gegeben. 



Digitized by Google 



41 



Karl des Grossen war, in Betracht ziehen. Von hier 
aus gingen die meisten Anordnungen und Befehle 
des Kaisers aas und dort konnte auch nicht our die 
UeberlieferuDg frischer bidben, es döriteD auch 
froher sich QnellennrkDnden in Achen befanden 
haben. Es liegt auch nicht ein Grund vor, an der 
Aussage des Schreibers zu zweifeln. 

Femer ist als bestimmt aozonehmen, dass unter 
den yielen grossen Sachsrniverpflanzongen (sie be- 
gannen schon 773 nnd endigten nach 805), diejenige 
welche Eginhard (Einhard) im 7. Cap. des Leben 
Karl des Grossen erwähnt, die luxem burger Ein- 
wanderung betrifit) weil es 10.000 Männer mit Weib 
and Kind waren, welche gerade eine hinreichende 
Anzahl Mensehen darstellten, am die zahbeichen 
Orte, Dörfer, Höfe u. s. w. zu bevölkern oder die 
fehlenden Einwohner zu ersetzen. Rechnet man die 
ganze Anzahl Männer, Fraaen and Kinder zu 50 bis 
60,000 Menschen, so konnten alle unsere Ortschaften 
mit 50 bis 100 Menschen yersehen werden. Eine 
andere Gegend mit Sachsenansiedlung auf gallischer 
Seite besteht nirgend und die oft verglichenen Sie- 
benbärger Sachsen sind jedenfalls erst später dort 
and zwar als «freie Sachsen» eingewandert während 
nnsem Vorfahren das harte Loos der Leibeigenschaft 
zu Theü wurde^), 

1) Die SteUe aus Einhard lautet Gap. 7. 

Carolas decem hommam nüllia ex Iis, qui utrasque 
ripas AlUs incolebant, cnm tMoorUms et lUberis 
soblatos transtalit, et hac ataae illac per Galliam 
et Germaniam mnltimoda divisione distribait. 

Eine andere Verpflanzang melden die Annales 
Pithoeani (79(). 

Carolas in Saxoniam pergens Saxones obtinnit, et 
tertium de eis hominem in Franciam edncens col- 
locavit. 

Die Jahrbücher von Laurisheim ad A* 804. 
Imperator in Saxoniam dnoto eierdta omnes, qai 



«3 



Wenn Binbard von Galüen spricht, so kann doch 

nur io so ferne die Rede von diesem sein, so weit 
das germanische Eiemeot giog und einen besondern 
Namen führte unser Land nicht, schuf doch erst 
Siegfried einen solchen, er empfand das Bedürlniss 
nm so mehr, weil die Gannamen schon za Irrthümem 
Anlass mussten geben, wie wir bei der Beschreibung 
derselben das Ungewisse hervorgehoben haben, es 
waren Namen, welche keinen Anfang und kein Ende 
bezeichneten. Die Sachsen oder Angeln wurden also 
hier zu Lande untergebracht, mit denselben eine 
kleine Zahl Friesen und Wilzen. Dass Wilzen (Weli- 
tabi) mitverpüanzt wurden, sagen verschiedene Ur- 
kunden ausdrücklich, sie waren Bundesgenossen 
der Sachsen gegen Karl den Grossen. 

Der un widerlegbarste Beweis für die Verpflanzung 
der Angelsachsen ist der, dass sie eine Sprachinsel 
in unsern alten Grenzen bilden und keine angren- 
zende Mundart mit ihnen übereinstimmt Dass femer 
die Mundart eine angelsächsische ist und wie bereits 
bemerkt nur wenig beeinflusst ist von einer andern. 
Um diesem Beweise den nöthigen Rückhalt zu geben, 
haben wir uns die Mühe genommen, um die Sprache 
in einer besondem Abhandlung, welche hier beige- 
fügt ist, genauer zu untersuchen und zu vergleichen 
und die angelsächsischen Worte, welche noch fort- 
leben, so weit das Material reichte, beizufügen* Die 
überraschende Thatsache, dass deren hier an 500 



trans Albim et in Wihmuodi habitabant Saxones cum 
mulieribus et infantibus transtulit in Franciam, et 
pagos trans albinianos Obotritis dedid. 
Die Annalen von St. Gallen ad, A* 805. 

Hoc anno perrexit domnus Carolus in Saxonia et 
multos barones et mulieres inde abdiixit-aliquos 
jussid interficere, alios foras patriam deducere et 
per iotum regnum suum dispergere.. 



Digitized by Google 



43 



konnten nachgewiesen werden, wird wohl genügen, 
den Unglänbigsten zu bekehren. 

Unzertrennlich aber von der Sprache, war die 
Mythologie und hier stehen wir geradezu vor einem 
. Wunder von Conservatismas. Dasjenige was Eng- 
länder, Friesen und Angeln (im Norden von Schles- 
wig) nicht mehr besitzen, das hat unser kleine 
Stamm bewahrt. Der Gott des Meeres Hosegor lebt 
noch in der Leute Mund ; Baldsegslieder werden noch 
gesungen. Thnrsstätten tragen noch ihren Namen 
u. s. Av. und Alles ist in angelsächsisch cm Sprach- 
verhäitniss gedichtet gewesen ! Das beigeiügte Ma- 
terial bietet mehr als hinreichende Beweise um allein 
die Volksart unserer Landesbewohner als Angeln zu 
erkennen und zu bestimmen. Nimmt man die im 
Eingange dieses Werkes erklärte Namen hinzu, so 
ist das Bild ein vollständiges und wir denken das 
Ergebniss aller unserer Forschungen in Bezug au! 
die Abstammung nicht besser und kürzer ausdrucken 
zu können als durch: 

Die Luooemburger sind Angeln und Brüder der 
Engländer^ 

Die Geschichte eines Volkes ist auf den Charakter 
desselben immer von Einfluss. Glücklich Zeiten 
können ein Volk sorglos machen, aber es auch er- 
schlaffen lassen. Aus unsern Ausführungen ist zu 
ersehen, dass die Sachsen und darunter sind auch 
unsere Angeln zu verstehen, schon im 3. Jahrhundert 
sich als kühne Freibeuter und Seelahrer auszeich- 
neten und die gallischen Küsten heimsuchten. Das 
ist nun freilich recht lange her, aber es ist doch 
von Belang es zu wissen und dazu kommt noch die 
UeberUeferung, dass sie auf dem Seewege ihre nor^ 
dische Heimath betraten. Der heutige Luxemburger 
der weit vom Heeresgestade wohnt, in einem Lande 



Digitized by Google 



lebt, wo es kaum ein ordentliches Boot gibt, hat 
doch in sieb ein Sehnen, das ihn nach aussen treibt 
nnd bedenkt man die grosse Zahl derjenigen, welche 

ihr Glück über das Meer suchen, so steigt unwill- 
kürlich in uns der Gedanke aui, dass hier ein 
geistiger Atavismus sich geltend macht. Wir sehen 
diese Eigenschaft nicht bei nnsem Nachbarn; nach 
andern Seiten hin ist der Zug nach anssen nicht m 
verspüren. Es kann darum auch nicht auffallen 
dass der alte Gott des Meeres, sich von Generation 
zu Generation fortpflanzte; ein solcher Gott war 
den seefahrenden Völkern eine Nothwendigkeit, denn 
auf dem weiten Meere sieht sich der Schiffer so 
recht in Gottes Hand und glückliche Fahrt wünschen, 
war kein sorgloser Wunsch, man dachte immer an 
Gefahren dabei. Der durch das heilige Wort be- 
dingte Umstand, dass dieser Gott auch der Mehrung 
der Schafe vorstand, war geeignet, diesen Meergott 
eine der ersten Stellen einzuräumen und so allein 
konnte er sich im Volke erhalten, obgleich das Ver- 
standniss längst abhanden gekommen war, wurde 
er als ererbte üeberiieferung festgehalten, mit jener 
zähen Ausdauer welche den Angeln eigen ist. Waren 
die alten Sachsen kriegerisch nach aussen, so waren 
sie nach innen gewöhnt Zucht und Sitte aufrecht zu 
erhalten. Die Sachsen waren unter sich frei und sie 
hatten keine Knechtschaft unter sich, wie wir es 
leider bei den stid germanischen Stämmen durch die 
Geschichte bestätigt ünden. 

Vierhundert sechzehn Jahre nach dem Tode Karl 
des Grossen schrieb Eibe von Repgowe Schöffe von 
Billungen (1830) der Verfasser des Sachsenspiegels 

folgende schöne Worte nieder : 

In der Zeit als die Sachsen das Land et' 
oberten^y waren a/Ze Sachsen frei, gab es keine 



Digitized by 



46 



Knechte; fiberhaopt gibt es keineD Grondy 
warom einer der Gewalt des andern nnter- 

worfen sein soU.^) 

Von einem solchen freiheitsliebenden Volke ab- 
zustammen ist eine£hrel Weiober von allen germa- 
nischen Stämmen hat 4ehnliches anisfinweisen ? Wir 
könnten hier Vergleiche ziehen, der gebildete Leser 
welcher die Geschichte kennt bedarf deren nicht. 

Der Frankenkaiser Karl der die Voiksfreiheit 
untergrab, tödtete, sein Feudelsystem durchführte, 
dem waren die Sachsen und ihre Freiheit ein OrüueL 
Trotz seiner grossen Macht gebrauchte er drei und 
dreissig Jahre um die Sachsen zu besiegen. Ihr 
Glaube war ein Verbrechen und mit dem bluttrie- 
fenden Schwerte trieben die Eroberer die Besiegten 
zur Taufe und Hessen sie ihren alten Göttern ab- 
schwören. Jene Formel in der diese Abschwörung 
erfolgte ist uns erhalten geblieben. Das Recht der 
Sachsen wurde vernichtet, ihre Rolandssäuien (Land- 
recht) und ihre Irmensaule terstört.') 

Aber die Sachsen kannten auch den Spruch vom 
tausendjährigen Unrecht. Sie fügten sich äusserlich 



^) nach Stobbe. 

Roland bedeutet Landesrecht; die Irmensäule 
war ein Symbol der altsächsischen Freiheit und des 
Landesrechtes. Mag unser Säul, wie einige annehmen, 
von einer Meilensäule herrühren; unser Stamm sah 
in diesem Zeichen ihr altes Recht. Das Roland, d. b. 
das Landesrecht, welches Karl der Grosse tödten 
Hess, gab zu wundervollen Doppel-Erzählungen An- 
lass. Jener letzte Hornstoss cles fingirten Helden 
bei Roncevall, war der letzte Todesschrei des ge- 
mordeten Rechtes. Wo ist der Romantiker, welcher 
den Muth hat um die Fabeln zu vertheidigen von 
der Grossmuth des Frankenkaisers ; er mag kommen, 
wir wollen ihn zeigen, welches Gewebe von Lug 
und Trug in der Sachsenperiode spielt. 



Digitized by Google 



üDd es entstand die F§me» welche trotz den Fran- 
ken, im dunkln Recht sprach, ohne Ansehn der 

Person. Dieses ist die Enstehung der Feine, wofür 
die Beweise reichlich vorhanden sind. 

Der grosse Schlächter, der den Krieg schloss mit 
der Binrichtang von 6000 Sachsen bei Werden an 
der Weser, ging nun dazu über, die Stämme «a 
zerreissen und verpflanzte lausende von Sachsen 
nach andern Theilen seines grossen Eeiches. Wie 
aus den bezüglichen Berichten hervorgeht, nahm er 
die Edele und selbstverständlich die tapfersten 
und verwegensten, als die gefährlichsten Gegner und 
verpflanzte sie als — Leibeigene. Hier ist aber ein 
Punkt der uns Aufschluss gibt über den Luxemburger 
Volkscharakter. Es entspricht auch hente noch das 
aufbrausende und zähen Wiederstand biet^de Wesen 
des Luxemburger dieser Thatsache. 

Es ist nicht nur unwahrscheinlich, sondern eine 
Thatsache dass die Eingew änderten Angeln Namen- 
christen waren and rahig fortfahren ihren alten 
Gottesdienst noch Ober Jahrhunderte zu bandhaben. 
Ein Gemiscli von Heidenthum und Chrisienthum. Es 
war aber auch nach übereinstimmenden Berichten 
nicht möglich, die nöthige Anzahl Priester und Lehrer 
wie bereits erwähnt za erhalten und so fand ein 
ganz besonderes, langsames Uebergangsstadium statt. 
Diese Erscheinung war aber nicht unserm Laude 
allein eigen, nur war man hier zäher und zurück- 
haltender, ein Aasfluss des Yolkscharakters, der 
sich jetzt toieder zeigt in dem zähen Festhalten 
und Stiptheit im Glauben. 

Der Gang oder die Heise in die Verl)annung war 
ein Gang zur Knechtschaft und die Knechtschaft hat 
lOCO Jahre gedauert In dieser tansendjährigen Pe- 
riode schlief unser kleine Stamm den langen Schlaf 
des Geistes ; er zehrte an der üeberlieferung und 



Oigitized by Google 



47 



daher der Reidithmn ans aralter Zeit an Sagen. 

Wäre dieses Volk frei geblieben, seine Sterne liiilten 
weit in die Welt hinein geleuchtet , denn nur in der 
Freiheit entwickelt sich Geist und Thatkraft. Schon 
die kurze Spanne Zeit von der fhmzOsischen Revo- 
lation bis hente, hat mehr Männw des Geistes nnd 
der That erzeugt als die ganze frühere Periode, man 
mag sagen was man will und mit Listen einen Be- 
weis erbringen wollen, wir rechnen nicht nach Ban- 
den, wir rechnen nach dem Geiste und hassen die 
Formengelehrtheit, die nur ephemer aber niemals 
dauernd sein kann. Mit der französischen Ilevulution 
war der Alp der auf dem Land lag dahin, neues 
Leben zog in das Land. Der alte Angelsachse trat 
wieder hervor und jetzt, nach der kurzen Zeit vom 
Erwachen bis zur Gegenwart ist die Zahl der in der 
weiten Welt sich aufhallenden Landeskinder, schon 
weit über 100,000 angewachsen und von vielen 
wissen wir nicht einmal wo sie weilen I Ein solches 
Wiederaufleben erinnert an die alten Anglo-Sachsen 
oder Kimbro-Angeln und wer nicht an Atavismus 
glaubt, der wird es w^ohl durch dieses Beispiel, wel- 
ches einzig in der Geschichte steht und nur dem 
verwandten Bruderstamm den Engländern kann man 
dasselbe, wenn auch nicht In demselben Verhältnisse 
nachsagen, doch hat er durch sein zähes Festhalten 
an einmal gefasste Pläne die Welt für sich that- 
sächlich dienstbar gemacht. Aus demselben Uolz aber 
aus dem die Engländer geschnizt sind, sind auch 
unsere Landsleute. Erst dann wenn die Leidenschaften 
bei uns ausgetobt haben, wenn kühle Ueberlegung 
und Berechnung bei unsern gebildeten Ständen die 
Oberhand gewinnen und zielbewusste Studien die 
Stelle einnehmen von Einseitigen, dann erst wird 
vereint mit den natürlichen Charaktereigenschaften 
des Volksstammes, ohne Zweifel hervorragendes ge- 



Digitized by Google 



48 



I 



leistet werden. Es gehören dazu nur zwei Dinge, 
Zeit zur weiteren Entwickelong and yoUständige 

Ireiiieit des Geistes. 

Unsere Landbevölkerung hat sich die Bedächtig- 
keit und Einiiicht ziemlich bewahrt» doch wird die- 
selbe oft gehemmt durch einen mehr und mehr am 
sich greifenden Sondergeist, den man am besten mit 
schweizerischen Kantönligeist vergleichen könnte. 
Es bedarf keines Beweises, dass ein solcher Geist 
für das Ganze schädlich ist and hofientlich wird die 
Erkenntniss sich Bahn brechen dass «Alle fOr Einen» 
and (cEiner für Alle» stehen muss. Sind die hem- 
mende Einflüsse verschwunden, so wissen wir im 
Yoraas, ohne Prophet zu sein, dass wir uns eine 
hervorragende Stellung trotz unseres kleinen Landes 
richem werden. 

Die Eingewanderten fanden in ihrer neuen Hßi- 
math fränkisch-burgundische Feudalherren. Der Graf, 
war den Angeln bekannt , er war bei ihrem 
Stamm doch etwas anderes, nämlich nur ein Beamter; 
noch heute haben sie im Norden ihre Deichgrafen. 
Jeder Beamte war ein Graf, kein Herrscher wie im 
fränkischen Sinne, der obgleich hoher Beamter, doch 
grosse Vorrechte besass. Er hiess bei den Angehi 
GerefOf ein Wort welches sich von dem altfränkischen 
Grawe unterscheidet. Eine Grafschaft hiess Scire im 
engl. Shire. Die Angeln in Luxemburg nannten die 
Grafenburg die Scoreburg (Schoreburg) ^) ein umgelaa- 
tetes Scire. Femer hiess und heisst ein Dorf im 
Kanton Bedingen Bongref d. i. Bogengraf. 

Es war also ein Bogengraf im Lande d. h. ein 
Befehlhaber der Bogenschützen. Es ist aber Bongref 
ein ganz angelsächsisches Wort, und die Angeln waren 
die berOhmtesten Bogenschtlt^en in Europa« Sie haben 



^) Die Schoreburg ist die alte Landesburg gewesen. 



Digitized by Google 



48 



also die Fertigkeit des Bogenschiessens mit in ihre 
neue Heimath gebracht. Jedenfalls waren diese 
Schützen als Dienstleute besser gestellt. Sie hatten 
einige Freiheit mehr als die Uebrigen. Als der Bogen 
im Kri^ verschwand und die Armbrust noch korxe 
Zeit auftrat, werden sie wohl diese erhalten haben 
nach der Armbrust wurde der Haken (Feuerrohr) 
eingeführt, der aber nach einem Todesfall bei dem 
Hause blieb, nur die Kügelein sagen die Landesbräuch 
Ton 162B durften die Erbenden unter sich ver^ 
theilen(l) - 

Die Uebungsplätze der Schützen mögen sich auf 
dem Burgfried bei Insenborn befunden haben. 

Hondorf hiess Hon oder Mün gröf, hier muss also 
das eig^tliche Grafengericht des Landes gewesen 
sein, ehe Luxemburg gegründet war. Man sieht an 
angelsächsischen Erinnerungen ist unser Land reich 
und jeder Schritt und Tritt in dasselbe, lässt uns 
nur Angelsächsisches schauen^)« 



Gelegentlich einer Publikation über Luxemburg, 
welche den Nachweis über den angelsächsischen 
Ursprung verschiedener Worte führte, wurde der 
Verfasser mit den wegwerfenden Worten kriüsirt 

((jetzt soll alles auf einmal angelsächsisch sein». Da 
mir keine Gelegenheit in dem Blatte geboten wurde, 
mich ge^en solche Angriffe zu vertheidigen, so thue 
ich es hier, mit dem Hinweis auf dieses Werk und 
fü^e hinzu : «Es soll nicht nur alles angelsächsisch 
sem, sondern es war schon Kimbro-Angel-Sächsisch 
vor 2X)0 Jahren». Wir werden auf unser Bahn un- 
beirrt fortfahren und jede sachgemässe Berichtigung 
mit Dank entgegennehmen mag sie kommen woher 
sie will, getreu der Devise : Nur die Wahrheit führt 
zur Klarheit Suum quique. 




3 



Digitized by Google 




m. 

Ur-Religiöses 

in Verband mit der Zeitrechnung von der Winter- 
bis zur Früblingswende. 



Wenn es Leute gibt, welche uns belehren wollen 
dass die F&snacht von den ROmerD oder Griechen 

herrührt, so könnte icli schlankweg behaupten, dass 
die Sache sicli umgekehrt verhält, wenn ich nicht der 
festen Ueberzeugang wäre, dass die Urstämme sohou 
eine solche besassen und dass bei der Trennung der 
Völker, sich bei jedem dies^ eine charakteristische 
Entwickelung zeigte, die ihren Grund einzig und allein 
in der Sprache und dem Klima hatte. So Verführer • 
risch es nun auch wäre, über diesen Gegenstand das 
Nähere 2q entwickeln nnd vor Angen zu bringen, 
müssen wir uns an das Folgende halten, weil es 
genug aufklärt und was wir besonders hervorheben, 
für das Vorleben unserer Urväter und ihren religiösen 
Anschauungen von Interesse ist. Da die Fäsnacht, 
der wiedefadstelienden Natur gerw^ war und onsm 



Digitized by Google 



es 



Torfahren in ihren Wortspielen recht derb mren und 

die Sachen beim richtigen Namen nannten, so sind 
die Entzifferungen gewöhnlich der Art, dass sie un- 
möglich für höhere Töchterschalen and Damen 
(iberhaapt besonders abgefosst werden können. Trotz- 
dem können wir behanpten, dass die meisten obskönen 
Sachen, damals alles, nur nicht dieses waren. Alles 
was beim richtigen Namen genannt wird, kann nach 
der Sprache nicht obskön sein, wenn sie richtig 
ymtanden wird, nur durch Unverständniss bildet 
man sieh ein, dass etwas anderes, niedrigesyerstanden 
wird. Oder meinen solche, welche angebliche obsköne 
Worte lateinisch, griechisch ausdrücken, sie hätten 
etwas besseres an die Stelle eines heimischen Wortes 
gesetzt ? Es ist jedensfalls unter heatigen Verhält- 
nissen schwierig, so zu schreiben dass es den frommen 
Moralpredigern nicht anstössig wird ; fand man doch 
schon das Wort «Hose und Pantalon» anstössig und 
ersetzte es dnrch «Beinkleid» als ob das etwas anderes 
wärel Indessen mnss ich gestehen, dass unsere 
Landsleute nicht von dieser Sprachheuchelei angesteckt 
sind, sondern geradezu oft eine Urwüchsichkeit im 
Sprachgebrauch sich erhalten haben, die keine Zwei- 
deutigkeit oder Zweifel erlaubt. Dieses vorausschickend 
wollen wir an der Hand der üel)erreste, welche uns 
der Volksmund erhalten hat, untersuchen was der 
Zweck der Fasnacht eigentlich war. Es ist bereits 
so viel über diesen Gegenstand geschrieben worden, 
dass man nach Durchlesnng der Bände sich von selbst 
fragen muss, wie ist es möglich, dass so viele 
Ansichten überhaupt bestehen können? Die Antwort 
wird sich jeder Denkende selbst geben, weil man 
sich ins Beich der Träume begeben hatte und sich 
nach der Aussenseite der F4snacht richtete — aber 
nicht ahnte, dass man es mit der Schale zu thun 
hatte, ohne jemals den Kern zu vermuthen. 



Oigitized by 



i 

Die AtteQ fingen mit dem nenen Jahr, mit der 

Winterwende an zu rechnen, die neue Sonne, welche 
langsam aber stetig an Wärme zunahm, weckte die 
schlummernde Keime, das Erwachen der Natur wurde 
in einer Reihe von Festen gefeiert, welche von den 
12 Nächten ihren Ausgangspunkt nahm. Wintertod 
und Zeugungsauferstehung sind innig verbunden. 
Die vollständige Auferstehung wurde Ostern gefeiert, 
ein Name den die Kirche nicht zu beseitigen ver- 
mochte, obgleich er ganz heidnisch ist. Bei unseren 
Vorfahren hiess das Pest ^stor oder Castro, wonach 
auch der Monat genannt wurde in dem das Fest 
fiel. Dass es eine Eastara also eine Personification 
oder Göttin dieses Namens gab ist ausser Zweifel, 
weil von den Urzeiten her alle Namen der Monate 
ihre Gottheiten besassen, obgleich es auch Profan- 
namen in grosser Menge für dieselben gab Für 
diejenigen Forscher, welche sich durch gewisse Sprach- 
regeln selbst einen Würgestriclc angelegt hatten, war 
es freilich ein unlösbares Problem den Namen zu 
entziffern und auch hier hat das ((Rathen» eine 
Hauptrolle gespielt; dass ein solcher Name mehr- 
deutich konnte sein, das fiel keinem ein zu vermuthen 
und doch beruht unsere ganze alte Mythologie auf 
die Sprachgleiche und Göttlichkeit des Wortes* Die 
Bedeutung des Wortes ist Tod-Erstehung und Wieder- 
erstehung oder Erstehungswendung. Ferner bedeutet 
das Wort Mehrungs* oder Zeugungsau ferstebung, 
dann bedeudet es Feuer und auch «Gleiche», (Tag 
und Nachtgleiche) und daher auch das Recht. Femer 
Gleichniss oder Wortspiel. — Aus diesen Bedeutungen 
ist es nun leicht alle Ostergebräuche zu erklären und 
brauchen wir uns gar nicht mehr um die oft mit 
den Haren herbeigeholten Erklärungen zu kümmern 
da wir mit obigen Erklärungen auf einem unverruclc- 
baren Grunde stehen. 



Digitized by Google 



1» Ostern ist die Auferatehung des FrühUng$ 
oder der l^atur^ man brachte der Göttin die ersten 

Sprossen der Gewächse. 2. Das Ei birgt den Urkeim 
der Geburt, deshalb unsere Ostereier. Sie waren 
nur ro^Ä bei unsern Vorfahren und ast (east) bedeutet 
«Liebeo oder «Gluth») destmlb ist die rothe Farbe, 
die Farbe der Liebe nnd anch des Osterfestes. Femer 
war Ostern ein Versöhnongstag und soll es auch 
bei den Christen sein ; der Hase ist das bekannte 
Mehrungstliier und biess Kani oder Lampe, beide 
Worte bedeuten «Mehrer oder Zeuger» und darum 
sitzt er symbolisch auf Eier, das ist also unser 
Osterhase und sein Symbolismus Weil Oster auch 
Feuer bedeutet oder Feuerstapel, desshalb zündet man 
symbolisch Osterfeuer an. Die Bedeutung, ((Gleichen 
soll die Titff und Nachtgleiche also eigentlich den 
2S. März als Anfang bezeichnen, jetzt ist es ein be« 
wegliches Kirchenfest geworden, welches sich nach 
dem Monde richtet Ganz gleiche Bedeutung in dieser 
Hinsicht hat das Wort passa, paschen oder pAques. 
Da das Wort Oster auch Wortspiel oder Gleiche be* 
deutet, so wurden auch Osterspiele und Ostennär- 
chen gehalten, welche allein derben Wortspielen ihren 
Ausdruck erhielten und selbst noch lange in den 
Kirchen von der Kanzel herabgehalten wurden ^) 



0 Ist, ost engl ast. Superlative Endung bedeutet 
«Mehrung die auch in der Formest und ist vorkom- 
men : hierzu noch 6s angels. und as altnord. (plur 
aesir) Gott, Schöpfer, Erzeuger. Ära ist die Erhebung, 
das Aufstehen, wovon a'ich aerist erist und erest die 
Auierstehung. Ost oder east in der Bedeutung von 
Tod findet in as Leiche; altd. osi Wüste, Leere, osta 
verwüstet seine Erklärung Doch ist bei uns noch 
nicht die Erinnerung, wenn auch nicht bewusst, aus- 
gestorben, weil die Aster, die ToJesblume symbolisch 
bei uns am Allerseelentage angewendet wird. 
Griech. ist der Stamm durch aistoo vertilgen vertre- 



Digitized by Google 



55 



Die Skal46D oder Priester sucbten also den Be- 
triff der ganzen Osterfeier in einem Wort niederzu- 
legen, aber so, dass dnrch deaäbn Tieldeatigkeit jeder 



ten. Da oster, eastre, auch Zwerg bedeutet (altnord. 
austri) und dieser als «Gehemmter, Eingeschränkter») 
auch «Tod») bedeutet (alle Zwergnamen haben diese 
Bedeutung auch), so ist hier der Tod übergenügend 
bewiesen. Dass easter oder oster auch die Wendung 
bedeutet, geht aus ht. iosta Gürtel und das niederd. 
aestring Kugel (Wender) hervor. In der Bedeutung 
«Gleiche» genügt unser estrich, astrich, Oestrich, 
astrak der Estrich, die Fläche, Ebene oder Gleiciie 
und das angelsächsische est (aest) Uebereinstimmun^, 
welches ganz genau mit dem griechischen astrabi- 
zein etenen, gleichmachen stimmt Hierzu kommt 
noch die griechi5ctie Dike ' oder Todtenrichterin , 
welche Astroea hiees, waches als Astaraea geoao 
unserer Eastara entaprieht, da es Gleicherin d. L 
Richterin und per&onificirt der Tod ist Demnach 
konnte unsere Eastara oder Osiara dasselbe sein. 
Aus dieser letzten Yergleichung ist mit Recht der 
Scbluss zu ziehen, dass Eastara sehen vor der Tren- 
nung der ürvölker bekannt war. 

0a Oster die Gleiche bedeutet, so ist nur nach- 
zuweisen, dass oSt eas oder as der Laut oder Schall 
bedeutet, um die Bedeutung Wortgleich oder Wort- 
spiel zu erlangen Da schwed. aska der Donner und 
griech. ossa Schall, Laut, Stimmen u. s. w. bedeu- 
tet» so ist auch hier die Erklärung gefunden. Uebri- 
gens ist das französische jaser plaudern aus iaser 
entstanden, was einem angels. easan oder altdeut- 
schen oson entspricht. 

Das Wort passa (paques) paschen = Ostern, be- 
deutet Gleiche und ist der Stamm einfach passen, 
passend, gleichmachen, gleichend. So ist pasch beim 
Würfel «Gleiche») wenn man gleiche Augen wirft ; 
das Wort passat in Passat Winde bedeutet «gleiche 
Winde, welche immer in jenen Regionen wehen. 
Ist das Wort passa hebräisch, so kümmert uns das 
wenig, weil wir längst bewiesen haben, dass es 
kein spezielles Eigen t hu m in den Sprachen arischer 
AbkuQit gibt, sondern die Stämme gemeinschaftlich 
9ind. 



Digitized by Google 



56 



einzelne Gebranch wieder heransznlesen war, was 

ihnen auch wie wir gesehen haben unzweifelhaft ge- 
langen ist. 

Aber es gab noch weitere Bedeutungen des Wer* 
tes Basier nnd diese waren nnsem AliTordem ebenso 
gut bekannt, so ist aster die Grabblnme (Sternblume). 

Kurz der Stern und da ost, east auch Morgen be- 
deutet und ara Erhebung, so haben wir den begin- 
nenden Morgen. 

Ans allen diesen ErUarnngen des Wortes schöpf- 
ten unsere alten Skaden nun ihr Thema für ihre 
Dichtungen und da wir einen tiefen Blick in das 
Wirken früherer Dichter gethan haben» « so wird 
es wolii hier nicht nnangebracht sein ihre Weise 
▼or Augen zu bringen. Alle fettgedmkten Stellen 
finden sich in dem Wort Ostara. 

Von dem Tode auferstanden 
Ist die Erde ringsumher, 
Wieder spHessen zarte Sprossen 
Von den Bergen lodern Osterfeuer 
Und geschwunden ist das Sterben (Tod) 
Ueberau blüht Liehesgluth 
Angebrochen ist ihr Morgen 
Und yersöhnung dringt ins Herz, 
Und zn frohem ^herz und Spiel^ 
Stimmt die schaffende Natur — 
B's einst Grabesblumen (Astern) 
Unsere Ruhestätten schmücken, 
Sterne leuchten übers Grab, 
Bis die Auferstehung ruft, 
Einst am jüngsten Tag (Morgen I) 

Hierbei kommt noch in Betracht, dass ast auch 
die Erde bedeutet, ostara also die wiederstandene 
oder auferstandene Erde. Alle angewandten Erklär- 
ungen sind auch heute noch in Bezug auf Ostern 
gebräuchlich^ nur die Astern oder Grabesbiumen 



Digitized by Google 



57 



werden nieht mehr erw&hnt*). Der Stenn aber lebt 

fort in der Ostersonne, denn Stern bedeutet jede 
Himmelsleachte. Die üeberlieferung im Volke be- 
richtet ans, dass die Sonne am Ostertage drei Sprünge 
mache 1 Por die Angeln war dies leicht zn erklären 
denn «ihry scipping» bedeutet sowohl drei Sprünge 
wie auch Keim-Schöpfung, also adie Sonne macht 
wachsen die Natar am AuierstehangstagCi was nicht 
zn beiweifeln ist.*)» 

Das Osterei qiielt tan Volke noch Jetst jährlich 
seine Rolle, an einigen Orten werden, wenn die 
Mittel es erlauben nur Eier gegessen Die Kinder 
d. h. die Sprossen werden mit Eier beschenkt. Wir 
haben oben die fiedeatong de« Bios mit Ostern in 
VerUndnng gebracht. In unserer Mnndart hies das 
Ei früher wie im angelsächs. Aeg Mehrzal aegni 
(aegeru); das u fiel am ersten fort, blieb aeger. Da 
aber unsere Landsleute, das g hänfig abwerfen gerade 
wie die Angeln z. B« schb-en für schlogen; wA für 
weg Q. 8. w. so Uieb ae Mehrzahl aer (ae er) übrig. 
Dieses musste vorausgeschikt werden um das Folgende 
zu verstehen. Die Knaben erhalten Eier zum Spiel 
welches «toeken» (tecken) genannt wird. In dieser 
Handlung aber liegt ein Symbolismus yerborgen, wie 
denn auch alle Spiele der Alten sich auf diesen 
gründeten. Das Wort töcken bedeudet, anstossen, 
und das töcken bringt Gewinn für den glücklichen 
Töcker. Dieses Töcken hat auch den Sinn von 



Es bestand früher in der That der Gebrauch am 
Osterabend die Kirchhöfe zu besuchen, er ist nur 
an sehr wenigen Orten im Gebrauch geblieben. Bir- 
linger nennt Messkirch (in Schwiüben) wo der Gebrauch 
noch besteht. 

Sceppend, s( ippend an^els. scipping Schöpfung, 
thry drei und wachsen, (trü altnord. tro-ask) ; skipping 
engL S|irung. toskipping springen, auch skip Sprung. 

8* 



Digitized by Google 



SB 



otmahreii, leogsB»; Zengiog und IMiniiig nsd 
gMebe Begriffe. Der Sion des Spieles ist also, da 

aeg Kdm, Sprosse bedeutet, durch das Rl oder den 
Keim Mehrung erzeugen. Das Spiel ist also gaoz 
genau dem Worte Ostara angepasst.O 

Dass Ostern auoh die Mehmog des Menscheo 
mit eioschliest ist ausser Zweifel nach dem Voriier- 
gehenden, demnach auch ein rothes Bi anbieten, 
blos eine symbolische Anfrage zur Ehe ist. Wenn 
in einigen Gegenden ein sohwarzes Osterei einem 
frmt gegeben wird» den man nicht will, so ist das 
leicht erklärt, da im angelsächsisehen wan a^-schwan 
bedeutet und auch entsagend (eine Sache entbehrend 
bedeutet, davon ist das Zeitwort wandian=ablassen, 
wodurch also der Sinn von wan noch besser bestimmt 
wird.) 

Die Osterknctaen haben aoob ihre symbolische Be- 
deutung, da das Wort Kuchen in verschiedenen 
Mundarten «Mehrung» bedeutet '-) 

Die Zeit vor Ostern von der Winterwende ab, ist 



*) Zu töken, teken erzeugen ; tocke Mädchen, 
Sprosse; (m h. d.): dieses entspricht dem griech. 
teknon Kindlein (Sprosslein); tokos Geburt (Mehrung) 
tiktein erzeugen ; hierhin gehört alt hochd. tichon 
(tichen) schaSen, welches dem töken d. h. Sprossen 
erzengen, entspricht 

Unser mnndarUicbes ae«=>Bi wird jetst wie ^ ans- 
gesprochen^ die Hehrzahl aber ä-er hält das getrabte 
a bei. Hierza ag, aeg, Spitze Sprosse ani schwed. 
aga Zncht, Mehmng und dänisch aagre wachem 
(mehren) a. s. w. 

•) So ist Kuchen m. n. l mehren, wachsen lassen 
engl, cuiquean eine scortum ; aus dem Stamme sind 
cocotte; coquin; cuckold Hahnrei; Küken, Küchen 
Sprössling einer Henne; Küchenlatein gemachtes 
I>atein nicht von Küche ; kokenot m n. 1. Zucht- 
vieh ; Kukuk in der doppelten Bedeutung von Vogel 
und Hahnrei u. s. w. 



Digitized by Google 



59 ' 



die Vorberefttingszeit zum völligen Erwachen der 
Natur. In dieser Periode bildet die Fäsnacht einen 
besondern Abschnitt. Die Alten rechneten nach 
Nacditen und deshalb worden ihre Feste demnach 
benannt Weihnacht, Walpurgisnacht, die Raonftchte, 
u. s. w. da das Wort fas Embryo^) bedeutet, so ist 
mit dieser Erklärung der innere Kern des Festes 
entziffert, während f(u der Narr die äussere UüUe 
hergab. Weit in die grane Vorzeit hinein, mnss 
man den Ursprung suchen in allen Gebräuchen, 
deren Ausrottung der christlichen Kirche nimmer 
gelungen ist und vielleicht auch nie gelingen wird. 
Wenn auch nichts mehr als Ueberreste des alten Gulius 
bestehen, so haben wir doch genag Materiel nm 
das Wesen der Fasnacht offen darzulegen. Der Stier 
war das Sinnbild der Zeugung in der Fasnacht und 
noch heute führt man solche herum. Früher waren 
es in Iioxembarg (Stadt) 12 Ochsen, welche mnd- 
geführt worden.*) Ihre Bedentnng war selbstver- 
ständlich eine symbolische, wie wir sehen werden. 
Der Stier hiess altnord. tjorr schwed. heisst er tjar 
dänisch tyr lat. taurus span toro wozu noch hol- 
ländiscb tier Waohsthnm und unser tier Geschöpf 
kommt. Alle diese Worte entsprangen dem Stamm, 
aus welchem das griechische thore oder thoros seraen 
hominis vel bestiarum entstammt und damit haben 
wir die Bedeutung des Stieres mehr als genügend 
bezeichnet. Der Gott des Wachsthnms aber hiess 
altnord. Tyr und der Banergott der den Himmel 
personiticirte hiess Thorr im altnord. und Thür be 



Fas und vas m. niederl. Bmbrio; deutsch 
fasel Fischbrut (also Keim); faseln vermehren, ge- 
bären ; faselochs Zachtstim*, Dekstier u. s. w. . 

*) Auch in Diekirch bestand dieser Gebrauch. 



Digitized by Google 



80 



den ADgeki.i) Der Himmel aber war der Spender 
von Allem nnd er ist es bis heute im Vcriksmond 

geblieben - mag der Himmel ihn beschützen and 
beschirmen und hellen, mag der Himmel ans es 
geben, dass gebe der Himmel u. s. w*') 

Da alle Gottheiten unserer Vorräter nur schöi^ende 
Kräfte der Natur oder vernichtende Kräfte darstellten, 
so ist die Benennung Gott in unserem Sinne als 
Allvater nicht zutreffend, denn unsere Vorväter 
glaubten an einen höchsten Gott, die anderen waren 
nur als Ausflüsse dieses gedacht, sie waren so sn 
sagen eine Decentralisation des höchsten Wesens. 

Die Fasnächte galten allen zeugenden Kräften 
und die Angeln nannten diese Zeit auch lencten d. 
h. Lenz, also die Spriessende. Auch in neuengl. 
ist das Wort geblieben lent - Fastenieit. 

Bei unsem üeberlieferungen spielt Thorr (Donar) 
eine hervorragende Rolle, da er eine Person ification 
des Himmels und von diesem die Natur abhängig 
ist, spesiell die Saaten, so war er auch nach dem 
altnordischen der rechte Banemgott. Ihm war der 
Donnerstag oderThursdaeg (tharsdag) bei den Angeln 
geweiht Der Donnerstag ist auch zufällig derjenige 

^) In dem Stier als Symbol verehrten die Kimbern 
den Schöpfer und diese Kimbern gehören zu unsern 
Urvätern, wie noch bewiesen wird werden. In Be- 
treff des Stammes t-r führe wir noch an engl, 
teors, m. n. 1. ters dän. tyremie penis d. i. Zeuger 
Mehrer, ferner dirne, derne dän. tirne schwed. 
tärna Mädchen (Sprosse) man wird nun begreifen 
warum bei den Bacchusfesten der Thyrsosstab Sym- 
bol war. — Der Stamm ist im slawischen ebenfalls 
Torhanden den twor (tuor) bedeutet Geschöpf, tworec 
ftuorec} Schöpfer. Ebenso ist ijr der Stier und tyr 
der Schöpfer; holländisch tieren wachsen. 

*) Unter Himmel aber ist christlich selbstver- 
ständlich «Gottes Walten» zu vestehen. Das Wort 
Ist ererbt, aber der Sinn christianii^. 



Digitized by Google 



M 

Tag, auf den «He Himmelfnlirt KQi Audi jener Tag 

an dem die Ochsen durch die Stadt geführt werden 
heisst «fetter Donnerstag»). Also dem Thorr zu ehren. 
Der Iranzösische Mardi gras ist aber ein Dienstag 
er mnss also fränkischer Abkunft sein, dieser 
Tag dem Tyr dem Gott des Wachsthnms geweiht 
war, woraus hervorgeht, dass beide Himmel und 
Wachsthum um Vermittlung angesprochen wurden. 
Bei uns zu Lande war es aber meisst Thorr, welcher 
wie bemerkt in fietracht kam und der später metct 
worde durch Si Peter, gerade wie in Rom ans dem 
alten Jupiter (Jovis-Himmel) ein Petrus dargestellt 
wurde, ein Wechsel der sich allmählich mit dem 
Fortschreiten des Ghristenthams so gestaltete, dass 
der nrsprnngliche Thorr oder Donar tut mmer ver- 
gessen warde beim Volke. 

Die Mythologie, gegründet auf die Göttlichkeit der 
Sprache, verlangte, dass alles was ein Wort be- 
deutete (denn jedes Wort war vieldeutig) als Wille des 
höchsten Wesens aulgefasst wurde und welches 
wir am besten mit dem noch gebräuchlichen Worte 
Dogma bezeichnen können. Die erste Bedeutung des 
Wortes fäs haben wir oben erläutert. Fäs bedeutet 
aber auch ein Narr; demnach war Narrethei ein 
Yorchristliches Dogma in Bezug auf die Wendezeit 
den fas bedeutet auch «Wende» und in der Wendezeit 
zum Frühling wurden die Fasnächte gehalten. Wie 
hier die Zeugung zur Narrethei steht^ genau so war 
es bei den Bacchusfesten. Wir haben kaum Berichte 
aus der Urzeit, aber doch schon recht alte, namentlich 
gegen den Mummenschanz und Thiermaskeraden, so 
dass wir aus diesen schon mit Sicherheit auf gleiche 
Gebräuche mit den Griechen und andere Stämmen 
schliessen, obgleich es wohl ohne Zweifel bei unsem 
Vorfahren gewiss urwüchsiger hergegangen sein mag. 

Waren unsere Gebräuche aus der Urzeit herstam- 



mend, so mosseii auch die BrntehnuDgen, ftber- 

haapt alles, was auf die Fasnacht Bezag hat in 
unserer früheren Mundart oder Sprache ihren Grand 
haben and dies ist in der That der Fall. 

Das Fasten war ebenfalls dogmatisch, denn f&s als 
Stamm bedeutet (deer» ebenso wie das angelsächsische 
«lent» auch leer bedeutet. Die frühere heidnische 
Lehre gebot das Fasten ebenso gut, wie die christliche. 
Das Ghristentbam verwarf die Narrethei selbstver- 
ständlich, aber, das Pasten hielt sie bei, weil es 
vereinbar war mit seiner Lehre.*) 

Nur muss hier bemerkt werden, dass man in 
Folge christlich Fastnacht schrieb^ welches Wort also 
hier nicht hingehört') 



*) Pas der Narr : faselen Danunheiten, Narrheiten 
sprechen; daher laselhans närrischer Kerl. Der 
Stamm ist fas = rund, wovon faseol, fasol Bohne, fase 
Erscheinung, Wendung (Mondfasen); daher Fasnächte 
Wendenächte und Spriessnächte, wie lent im engl. 
Fastnacht bedeutet, da lent der Lenz, Spriessen und 
Wende bedeutet; aber auch leer nüchtern, daher 
unser iaul-leozen and heil, lensen leeren. 

*) Dass bei den romanischen Yöllcem gebränchUche 
Oameval wurde ebenso behand^t oder gedeutet wie 
hier mit Fiasnacht geschehen. 

1. Oa^•naval ein Schiffkarren; er erschien bei allen 
Aufzügen auch in Süddeatschland wo früher römische 
Golonien waren 

Game-vai Abschied von Fleisch, also Fasten am* 
schrieben. 

Carne-val von Garne = verdreht ; Kamen ist nach 
heute buttern in Holland and val ist rund verdreht, 
folglich Narrethei. 

Carne-Liebe (Glut) u. Awal-Zucht (Mehrung). Aus 
caran ist carne gebildet, welches Caritas lat. Liebe 
zum Stamm hat. Uebrigens war Karne die Schwester 
des Phöbus und hierdurch ist ihre Bedeutung schon 
gefunden ausserdem die Geliebte des Janus (Mondes) ; 
da die Mythologien sich auf die Sprachen basiren so 



Digitized by Google 



63 



Das Wort fAs bedeutet auch ScfaifE und da f&ß wie 

bereits gesagt auch Narr bedeutet, so ist es in einem 
Wort r^arrenschii! ; dieses Sdufi spielte einst eine 
gnme Bolle in den germanischen Fasnaobts 
mystorien.^) 

Ffts bedeutet auch Haar und da fas auch verwirrt 
närrisch bedeutet, so waren bei den Mysterien auch 
die zerzausten Haare in der Praxis, also genau wie 
bei den llänaden. Eine solche Pmon hiess in Süd- 
deotschlaiid eine fssinaht (fesinad.) 

Da fas auch das Recht bedeutet und dieses braucht 
man nicht dem lateinischen zu entnehmen, so war 
iäs auch ein Narrengericht und daher ist die Sitte 
nnd der Gebranch gekommen» alle Verstösse wetehe 
sich die Mitbürger zu schaMen haben kommen lassen, 
öffentlich zu brandmarken, was heute noch geschieht 
oft aber auch in Gehässigkeiten ausartete. Aber der 
Gel»*aacb ist dogmatisch aus früherer Zeit and wird 
sich nie yerlieren. Hier ist der Grand zu suchen 
warum Narren an Hdfen die Wahrheit sprechen 
durften und auch das Sprichwort «Kinder und Narren 
sprechen die Wahrheit», wird schwerlich jemand auf 
einen andern Ursprang zurückführen, als auf diesen, 
an! alter religiöser Basis berahenden. Das Becht 
einmal in dem Wort erkannt, mosste bedacht werden 
und so erhielt der Richter als Fasnachtsgabe «sein 
Hubn; das Hohn war ein Symbol des Rechtes. 

ist hier der Sinn Geliebt und Gluth herauszuschälen. 
Da Awel Zucht und Mehrung in den nordischen 
Sprachen bedeutet, so war der Stamm auch im 
Griechischen und selbst hebräischen, da iawe-Schöpfer 
und ewan = ßachus d. ^. Mehrer Schöpfer; awal ist 
also die Mehrung. Demnach stimmen GaruaYal und 
Fäsnacht überein. 

^) Fas Schiff, entspricht dem griech. phaselos = 
Kahn, Schiff; aber auf die Angeln hatten iaesten 
das Schiff, 



Digitized by Google 



61 



Eh lAs ist Midi ein TerfaSlter, alio Terarammtor; 

dieses ist gar Dicht mehr ans dem deutschen zu 
beweisen ; doch haben uns die Dänen noch das Wort 
bewahrt in fks die Nusshülle. Auch bedeutet das 
Wort Fraise» AffeDgesicht auch hier ist dänisch dsr 
Ansdnick FjM, noch vorhanden, welche nach dem 
vorhergehenden fas mus gelautet haben.") 

Dieses kleine Wort gibt uns sofort eine Erklärung 
unseres bökemanl » Fratsengesichty denn ee ist 
nicht mit Bocksmanl zn nbersetien, sondern es 
liegt ein altes Wort bocen sich ekeln zu Grunde, 
welches die Engländer noch besitzen, to boke sich 
erbrechen wollen. £s ist also bokemaul eine Um- 
schreihnng von tts ss Fratxengesicht» BtLelgesicht. 

Bs ist hier noch des Wortes f&s, l^r, Korde en 
erwähnen, welches auch für Seil gebraucht wurde ; 
darnach ist fas in einem Wort ein «Narrenseil» und 
ist dieses Wort also eine üebertragong von f4s. FAs 
bedentet anch die FOllong; m?on m. n. länd. fsBsen, 
lasen nnd vosen faUen, dickmachen, schwellen 
machen und diese Bedeutung ist die Ursache des 
übermässigen Schmausens und Trinkens bei der Fast- 
nacht gewesen. Man hielt F^stnachsclmiäase von 
9 Tagen mit 3 Rahepansen von Je dnem Tag, woraos 
man ersieht dass nnsere YcMfehren, bei dieser Ge- 
legenheit stipte an die Vorschriften des alten Heiden- 
thums festhielten, denn unsere Quellen reichen 
hierüber nur einige Jahrhunderte rückwärts. 



*) Dänisch fjas Scherz, Tand, Possen ; fjase Possen 
treiben entspricht unserem las und fasen ; folglich 
auch fiaes Maske, Hülle = fas, und da auch m. 
nieder!, lies ffas) ekelig ist, so stimmt das Ganze. 
Der lateinische fastidium Wiederwillen, ist aus dem- 
selben Stamm, Angelsächs, ist fa^s Grausen, Ent- 
setzen. — Die Umsetzung von Bokemaul ist also 
Schreckgesicht. 



Digitized by Google 



66 



Getrea der dogmatiscben Natur der Fästnacht- 
gebränche oder Vorschriften, muss alles ms sich 

auf diese bezieht auf das unfehlbare Wort fas zurück- 
führen lassen. Wir werden bei den Gebräuchen das 
Nöthige erläutern. 

Bri den Angeln war ästeten das Firmament nnd 
sprachlich ist das richtig, denn die Bedentong ist 
Wölbung. Deutsch wurde das Wort schon lange nicht 
mehr verstanden und man ergänzte es mit Himmel, so 
dass das Wort Himmelsfeste zweimal einen Sinn 
ausdrückt, n&mlich Wölbung« Nun aber der Stamm 
iS&s schon genügend ist um die Wölbung auszudrii- 
ken, so haben wir auch die Anrufung des Him- 
mels in Fasnachtsliedern unter dem heiligen Wort 
oder Dogma f&s gefunden und kennen nun den Ver- 
band zwischen dem Gott Thorr oder Thür (Donar) 
und dem Donnerstag, dessen wir oben bei dem 
Fastnachtochsen erwähnt haben, denn Thorr oder 
Thür ist der personifidrte Himmel, wie hei den 
Römern Jovis, 

Die Benennung Fnosensbock ist nach dem Vor- 
hergehenden nun so zu erklären, dass es ein Mas- 
kirter, Vermummter ist und zugleich ein «Zeugero. 
Was ein Bock bedeutet weiss ein Jeder und f&s ist 
die Zeugung. Die Zeit der Vermummung und der 
Schmausereien und des Zusammenlebens oder wie 
wir uns heute etwa ausdrücken würden des obskönen 
Lebens war eine bestimmte, und fiel von Epiphanias 
Us zum 2ten Theil der F4snacht, den Fasten, lieber- 
fluss, Wohlleben und darauf Abstinenz bis zu einem 
gewissen Grade. Der erste Abschnitt schloss mit 
Aschenmittwoch, er hiess Aschentag. Die Bedeutung 
dieses Wortes ist eine doppelte da Asken nicht allein 
Aschen sondern auch «Gründen» bedeutet. In dem 
Härchen Aschenbrodel wird uns das heirathsfähige 
Mädchen vorgeführt und der Königssohn ist nicht 



Digitized by Google 



66 



als Prinz zu nehmen, sondern als ((Zeugero oder der 
Sohn eines solchen Es ist der alte Aschentag der 
erste Tag der Ehe gewesen und noch heat zu Tage 
gesdiieht die Heirath vieler jungen Paare in den 
letzten Tagen der Fasnacht, es ist eine traditionelle 
Ueberlieferung. Der Fasnacht Montag aber war der 
Rosenmontag, d. i. Verlobungstag, denn die Rose ist 
das Sinnbild der Vereinigung, da rosen vereinigen 
bedeutet, nicht der IJebe, wie man annimmt, son- 
dern die rothe Farbe besorgt das Symbol der Liebe. 
Der Rosenmontag ist auch der Tag au welchem man 
die alten Jongfem lässt fühlen, durch Spottlieder 
nnd Einladungen, dass sie ihren Beruf, nftmlich zu 
heirathen und Kinder zu gebären verfehlt haben. In 
unserer Heimath schickt man sie zum Afener Weier 
welches genau bedeutet ((Mehrung zeugen».'') 



*) König, Kunig der Zeuger. Hierhin gehören 
cyn, con angels. Geschlecht, altd. chuni, goth. kuni, 
dan. kion: angels. cennan erzeugen. Scbwed. dän. 
Kone (De Fran. König, rother König=^Ken8tmfttio : 
con iranz. vulva ist fränkisch. König- Kaninchen nnd 
Hase, das Hehrthier • o. s. w. Es ist also «drei 
Könige» im alten Sprachgebrauch drie (Cunige. Nun 
bedeutet aber drei nicht allein die Zahl drei sondern 
anch eine unbestimmte uMengety Es kann also auch 
Drei Könige bedenten «Mengeerzengero. Dass sie 
dafür angesehen werden ist unzweiielhaft, \\ o ihre 
Buchstaben an Yiehställen, Häusern in der Dreikö- 
nigsnacht angebracht werden, dort zieht der Wohl- 
stand ein. Es sind drei Buchstaben. M. K. ß. dieses 
sind drei Ranen, deren Namen lauten : Madr, Kon, 
Birth d. h. Mann u. Frau erzeugen. Dieses ist das 
Gehetmniss der drei Könige des alten Cultus. 

Ein Weiher hiess auch Meer (mare), jetzt noch 
im Niederdeutschen. Man gebrauchte Werner Uoss 
om das Wort Meer zu yerhüTien. 

In den nordischen Sprachen ist dän. ave, schwed. 
afve Zucht daher afvelsam fruchtbar Daher eafora, 
afora angels. ^achkQmmen. ^en ist deshalb Nach- 



Digitized by 



Die Alten, weiche die FAsnacbt mit dem Schluss 
der Raanäohte tteganoen» waren in diesem Punkte 
recht stipie and die ausgelassenen Feste des Drei- 
königstages sind nur wenig mehr in Erinnerung, 
namentlich das Bohneniest^ welches wQhl noch ver- 
eiDselod auoh bei ans vorkommt, aber doch nur 
wenig mehr als den Namen behalten hat. Es ging 
bei diesen Festen dermassen zu, dass ältere Schi:ei- 



kommen erzeugen; meer steht für mehr. Mehrung 
oder Nachkommen erzeugen, ist daher der {iath den 
man alte Jungfern spottend gibt. 

Der Stern der drei Könige ist als «Geburt» za 
deuten. Ster, stier, star bedeutet 8tem und Hehrung. 
Folgerichtig muss liei der Bedeutung der drei Könige 
der Stern die Geburt darstellen. Die Uebereinstim* 
mung des Wortes Stere (Licht) mit Ster (Geburt) 
führte zu dem Glauben, dass bei jeder (}eburt ein 
Stern im Zenith des Neugebornen stehe. Daher das 
Horoscop oder Nativstellun^ durch einen Stern. Die 
Stemsinger aber hatten die Bedeutung das Wachs- 
thum (Mehrung) zu befördern. 

Noch führe ich an, dass dry (gleichklingend mit 
dri=drei) ein Zauberer also Magier im angelsächs. 
bedeutet. Ein Zauberer ist aber ein Hervorbringer. 
Im altnordischen ist Kyngi ein Zauberer d. h. Schaffer. 
das Wort im Vokallaut hergestellt wird Kynip;i ge- 
lautet Ijabcn, womit der Charakter der drei Könige 
noch einmal festgestellt ist. Wir sehen hier ab von 
den biblischen Magier, sie sind uns ohne Namen 
überliefert. Indessen hat Beda venerabilis (672—735) 
die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar zuerst 
enannt. Aber man hat noch andere Namen als 
ppellus, Amerus und Damascus; ferner Magalach, 
Galgalath und Saracin ; schliesslich noch Ator, Eator 
und Peratoras wovon der letztere Namen gerade zu 
(( Nachkommen gebäret )) bedeutet. Ich bemerke 
noch, dass der Stern, welcher durch die Stern- 
singer ^ gefiihrt wird , ein Drehstern ist uud 
dieses im niederd. drai-ster heisst, was aber Kinder- 
mehr ung dem Laute nach bedeutet. Wir sehen hier 
ein wonKttertogter System des Erzeugungs-Oultus 



Digitized by Google 



es 



bor etwas stark llbertriebeiie Feste obsköner Art 
damit kenDseichneteo, dass sie den Avsdrnck ge- 
brauchten; es ging noch über das « Bohnenlied ». 
Es muss also dieses Lied ein gewiss urwüchsiges 
gewesen sein. Die Bohne und BohnenköDig oder 
BohneDkönigiQ spielten hier eine grosse Rolle und 
die Bedeutung der Bohne tritt erst dann hervor, 
wenn wir ihren alten Namen hier setzen (dasol» 

vor uns, in dem auch nicht ein Sinn versagt. Die 
drei Namen Ator-Eat-or- Perat— or sind so zu 
verstehen. At ist der Vater (ata goth ) or ist Nach- 
komme noch heute holländisch oir. Eat ist Mutter, 
Weib. Or ist wie vorhin Sprosse. Perat ist geboren 
•oder erzeugt also perator erzeugtes Kind. Es stimmen 
also diese Namen mit den Runen oben erwähnt 
überein. 

Ebenso ist Melchi-or der Nachkomme Zeuger; 
Kas-par; dieses Kas bedeutet Mutter (die Griechen 
haben Kassa scortum) par ist ein Sprosse ; bleibt 
also Baltasar, zu trennen in halt d. i Erzeugt (davon 
niederd. bälder der Fastnacbtstier und asar ist ein 
Geschöpf, (ase— Schöpfer}. Folglich stimmen diese 
Namen alle flberein. Hier sei noch erwähnt das 
Helctai in den rabbinischen Schriften Moses ist und 
Moses bedeutet neben anderm auch Mehrer, Zeuger ; 
wohl die Hauptbedeutung seines Namens, denn seine 
Hauptlehre war auf die Mehrung der Juden gerichtet, 
denn seine Worte «seid fruchtw und mehret euch 
wie der Sand am Meere» u s. w. sind bekannt. 
Uebrigens ist mosbar im deutschen mehrbar, eine 
mosbare Jungfrau ist eine heirathsfähige Jungfrau 
und die Baiern schicken ihre alten Jungem spott* 
weise ins Sterzinger Moos, wie wir sie nach dem 
Afener Weiher schicken. 

In Mailand d i. Sprossenland vw die Ruhe- 
stätte der drei Könige. Ferner hiessen die Longo- 
barden auch Ghuni (Kuni) das sind aber richtig 
übersetzt «Zeugero. Das Wappen von Mailand war 
nnd ist noch heute eine Schlange mit einem Kinde 
im Rachen, die Schlange aber ist das Sinnbild der 
Wiedergeburt, weshalb sie auch dem Aesculap ange- 
hört. Man sieht hier den Mehrungsdieost ein ganzes 



69 



dieseB Wort bringt das Wort fAs— Embrio mi Ol — 

Keim und ein König ist ein «Zeuger». Damit haben 
wir die Natur des BobDeniestes klargestellt. Bei 
diesen Festen moss es swischen den Geschlechtem 
sehr Ewangslos sagegangen sein and einige über- 
lieferte Bilder der altniederländischen Schale machen 
dies auf eine sehr drastische Weise anschaulich. Die 
Bedeutung der drei Könige, weiche bei der Geburt 
erscheinen ist aas der Note bu ersehen. 

Der drei KOnigstag schloss die Rannicbte und 
eröffnete den ersten Abschnitt der Fasnacht, welche 
wie bereits erwähnt mit der Auferstehung der Natur 
Ostern schloss. — Die vorliegenden Ergebnisse bera- 
hen nicht an! eine sabjectiYe Meinong» sie sind er- 



Volk umfassen. Auch andere Namen dort, wie Ber- 
gamo u. s. w. bedeutet Menschengeburt. Den ber 
ist der Stamm von baeren (gebären) und Gamo ist 
ein Mensch. Longobard hat aber eine doppelte Be- 
deutung, denn long ist der Zeuger und bard ein Kind 
aus bared d. i. Gebornes. Ausserdem ist long im 
keltischen eine Schlange und longo-bard bedeutet 
ein Kind mit einer Schlange und wie wir oben be- 
merkt haben gibt das Wappen genau dieses wieder. 
Damit ist die wohlfeile Erklärung von den langen 
Barten beseitigt. Der Leser aber wird bemerkt haben, 
dass alles im Kamen der Sprache sich abspielt. Nun 
noch eine andere Bestätigung der longobardischen 
Schlange. Der Longobardenkönig Romuald besass 
eine Schlange aus Gold gefertigt, sie war das Volks- 
symbol nach obigem, Barhatus der Beichtvater 
der Königin und Gemahlin Romualds, Theodorada 
n5ttiigte oder bat die Letztere in der Abwesenbdt 
des Königs, dieses Yolkssjmbol heraaszogeben und 
als sie es ihm gegeben, liess er deraas Schüssel a. 
Kelch yerfertigen, woraaf der König zaröckehrend 
die Sakramente aas diesen Gefössen empfing d. h. 
zum Ghristentham fibertrat, (man lese hier Grimme 
Mythol.) Barbatas aber beriditet ansnidit. dass die 
Schlange ein Kind im Mande hatte» was doch ohne 
Zweiw sich so verhielt. 



L.iyu,^uu uy Google 



TO 



langt durch Auflösung der Bedeutungen, des Wort- 
dogmas. Davon abzuweichen war unmöglich, denn 
fest und unverrückbar steht dieses Geiüge, die Zeit 
und der neue Glaube waren nicht im Stande es za 
vernichten, wenn anch des OhHstenthums wohlthä- 
tiger Eintluss alles Heidnische beseitigt hat. 

Wir haben zwei Tage der Fasnacbt besonders 
hervorgehoben, den Dienstag der Gottheit Tyr und 
Donnerstag dem Thorr oder Thor geweiht. Der 

Aschen Witt woch aber war dera Wodan, Allvater ge- 
weiht. Aber auch der Sonntag spielt hinein den 
Berte Berchte, Perahta ist die Urmatter, die Sonne. 
Die Dreikönigsnacht hiess aach perhten naht oder 
Gipcrahta naht und dieses Wort bedeutet nicht allein 
die Leuchtende d. h. Sonne, sondern, die Erzeugende. 
Dass man dieser einfachen Deutung nie gedacht hat, 
lag wohl in dem Umstände, dass man nie die Faa- 
nacht im Zusammenhang zu deuten versuchte d. h. 
den Zeitabschnitt von diesem Tage (Perhtennaht) bis 
zu Ostern, der doch eine zusammenhängende Reihe 
bildet Die weisse Frau ist die Sonne, ihre Verehrung 
uralt und jener Dienst auf der Insel Rügen galt der 
Arkona d. i. weisse Frau, denn Ar ist Glanz, Helle 
und Kona ist die Frau. Ihr Wagen, der Sonnen wagen, 
tauchte jeden Abend beim Sonnenuntergang ins 
Meer. Aber Ar ist auch die Sonne und Kona die 
Zeugerin und so haben wir hier die zeugende Sonne 
oder Perahta. Von ihrem Erscheinen am Dreikünigs- 
tage ab, wuchs ihre Kraft von Tag zu Tage. Vom 
Dreikönigs- oder Perahtatage ab datirt also der Ur- 
siNTUDg der Zeugung; von Weilmachten bis zum 
DreikOnigstage aber vollzog sich der Umschwung 
und desshalb hiessen diese Nächte 12 Nächte d. i. 
tuolbe nahten, was aber auch Wendenächte bedeutet 
Der zweite Theil der Fasnacht der wie bemerkt, 
der Enthaltung gewidmet war, bstte aber nadi heid- 



71 



nischen Begriffen doch UnterbrechuDgen und wie wir 
glauben annehmen za dürfen, für jede Woche einen 
Tag, und änsaerdem Jost die Mitte (Mittefasten) ; 
dieser letztere Gebraach ist noch allgemein üblich, 
doch wurden im Süden noch häufig andere Tage 
hinzugefügt. 

An den religiösen Festen der Alien nahm alles Theil. 
Mann und Weib auch den Kindern ward ihr Theil 

in Gesängen und St)ielen. Die Schmausereien be- 
dingten gewisse Speisen die denselben die Signatur 
gal)en. Auch unsere Heimath hat ihre eigenen Na- 
men für die Gebäcke bewahrt. In der Benennong 
war man sehr freigebig. Denn, wüirde man alle 
Namen sammeln so würde man eine rocht lange 
Liste erhalten. Fast jeder Gau führte seine eigenen 
Gebäcke und war also aach in dieser Hinsicht kein 
Schablonendienst, wie es bei neueren Religionen vor- 
kommt. Wie alles recht urwüchsich und volks- 
thümlich bei den Alten Avar und auch nicht anders 
sein konnte, da alles auf die Natur und das Nä- 
mliche iuf. Verbaxid mit der . Sprache gegründet 
wurde, so waren auch die Namen der Gebäcke oft 
drastischer Art. 

Die sogenannt «verwurelt Gedanken» braucht man 
blos in f&s-Gedanken umzusetzen so hat man schon 
den «Zeugungsgedankeni». Denn unser . verwurelt 
drückt das Wort fAs als verwirK und mit wirren 
Haaren getreu aus. Wenn man noch dazu Gedanken 
in hyge oder huge übersetzt, so erhält man wieder 
einen Doppelsinn iäshuge bedeutet 1. verwirrte Ge 
danken 2. iZeugungsfreude. Es war also das Ein- 
leitungsgericht symbolisch die «Zeugungslusto. Etwas 
kräftiger ist Nonnen lascht, welches aus fasen oder 
lissen = furzen entstand ; da ursprünglich ias der 
Wind hiess. Nonne ist kein Fremdwort es be- 
deutet Sprosse, Mädchen, Jungfrau auch Kind. Der 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



TB 



heilige HieroDymus gebrauchte es zuerst, im ftltlatei- 

nischen ist es unbekannt Die Bedeutung ist also 
hier einÜBU^h ((Sprossenkeim» und stimmt mit der 
Sprossenperiode ühereiD» denn das ist die Fasnacht 
oder wenn man will Embryo-Periode. 

Die Eisenkuchen sind nicht schwer zu enträthseln 
da isan = Eisen aber auch Sprossen, Kinder sind. 
Was Kuchen bedeutet ist oben bereits bei Ostern 
erklärt. Es ist also Kuchenerseogen mit Fasen zu 
übersetzen, so dass wir nnn Isenfäa oder Kindes* oder 
Sprossenzeugung erhalten.^) 

Das Gebäck Meisercher ist natürlich ohne Ver- 
kleinerung zu nehmen also Hels angels. Mys, wird 
nur in der Mehrzahl gebraucht, es bedeutet «Mehrung» 
und Mäuse, letzter Sinn ist bloss Verhüllung wie alles 
verhüllt (masquirt) isf^). 

Stretzkochhat dieselbe Bedeutung wie Eisenkuchen 
da stretzen und stritzen = zeugen ist wie auch 
spritzen. Da wir för Kuchen ss fasen setzen können 
so ist stretzfas ein Sprossenzeuger^). 

Wir haben das "Wort eisen für Kind (Mädchen) 
und Frau noch mundartlich. Das Wort Zankeisen für 
eine zänkische Frau ist bekannt. Indessen wenn eine 
alte Jungfrau sagt, ich gehöre zum alten Eisen, so 
ist hier Jungfrau gemeint. Die alte Form war Isen. 
Aus dem Stamm ist auch das dänische ois Leich und 
oisle vermehren. Ferner ist im sanskrit isa Mann 
(Zeuger) isani Frau. Daher auch finnisch isa Vater 
(Zeuger). 

^) Die Worte möse, mese, meis, bedeuten vulva 
oder Geburtstheile, Mehrung, es sind also ganz ge- 
wöhnliche Begriffe ohne obscön zu sein, so ist z. B. 
meis von demselben Stamme wie (; meist» eine Stei- 
gerung von ((mehro. 

^) Der Stamme von stretzen (strotzen) ist strot == 
Zucht, davon ist englisch strode und strude Stuterei; 
strüdel Zauberer (Herrvorbringer) ; ferner Strizzi ein 
Huren kerl und Stritzel-Kuchea sind in Geschlechts- 
theilelorm gebacken. 



Digitized by 



73 



Mit (1er Fasnacht steht die Nachkommenschaft in 
engem Verband. Die Hochzeitsgäste, welche noch im 
Besitze eines Stückes Strumpfbandes sind (dasselbe 
mrd der Braut geraubt and yertbeilt an die Gäste) 
kommen nm HalMksteD ihre Stücklein Band gegen 
Bretzeln auslösen zu lassen zu den jung Verheiratheten 
(desselben Jahres). Man nennt hier zu Lande diese 
Bretzeln Fastenbohnen. Die Bohne = Faso! aber be- 
deutet («Embrjokeimo (s. oben). Also ist dei Gebranch 
eigentlich, die junge Frau zu controUiren, ob Nach- 
wuchs zu erwarten ist und das Stück Strumpfband ist 
das Pfand, was sie einlöset. Das bekannte Pfand unter 
dem Herzen tragen ist ein Wortspiel zwischen Fand, 
Pfand nnd Fand^Kind, Sprosse. — Das Stmmpfband 
hat ebenfalls seine Bedeutung, doch muss das Wort 
umschrieben werden. Der Strumpf hiess Hose davon 
wir noch heute Hosebendel sagen. Aber wir müssen 
nm einen Sinn zu erhingen Hosefeiel » Strumpf- 
gurt setzen. Hosen ist mehren und Fetel ist Embryo 
wie fasel oder faisel. Demnach bedeutet das Wort 
auch ttMehrungskeim» , und dieser wird von der 
jungen Frau verlangt, dass sie in andern Umständen 
ist') 

Die Bretzel spielt dieselbe Rolle, wie die Bohne, 
denn dieses Wort bedeutet ebenso uEmbryo)) wie das 
vorige'). 

') Für hose oder hosen mehren ist hase, hte der 
Hase genügend. Hös der Sprosse Knabe, angels. hyse 
höhm. hosek ; engl, host Heer (Menge), fetel (Isetel). 
Embryo von fet, &et Zeugung: goth. fitan Pfand, 
löda dän fode ^bären, fater mter, (vater, väter) 
Zeuger. Femer ist schwed. fettisdag = Fasnacht ; 
schwed. födelse = Geburt; dänisch fodsel Geburt; 
daher Fotze einfach Gebärtheil, Mehrtheil. Ferner ist 
üii ein Narr ; fatnacht wäre also dasselbe wie Fas^ 
nacht demnach fsetel s fsesel oder Fas. 

Im englischen ist bred gezeugt ; breed zeugen ; 

4 



74 



Symbolismiis reibet sich an Symbolismus ; alle 

Gebräuche hatten eine äussere Hülle, eine Decke, der 
Kern aber war immer und blieb, die zeugende Kraft 
in der Natur. Aas dem Aenssem etwa einen Schluss 
ziehen zn wollen, wäre also wie jeder denkende Leser 
begreifen wird eine vergebliche Arbeit. Und dennoch 
sind uns eine solche Menge derartiger Arbeiten zu 
Gesichte gekommen, dass schon ihre Aufzählung einen 
Band füllen würde. Von Werth sind nur diejenigen, 
welche nns interessante Gebränche vorfahren, welche 
zu entziffern sich der Mühe lohnt und welche uns in 
das innere Leben der Ahnen einfuhren, auf die Aus- 
führungen und Erklärungen aber müssen wir ver- 
sichten, weil es Phantasiegebüde sind, welche die 
EMtlärer ans mit ihrem betten Willen and Streben 
freilich, uns vorsetzen. Sie kannten nicht den Schlüssel 
welcher zum Innern des verschlossenen Geheimnisses 
führt. 

Wir gehen jetzt za einem heimischen Gebraache 

über, der zwar noch in vieler Erinnerung, jezt aber 
schon eine geraume Zeit eingestellt ist. Es ist der 
Aufzug der Danseti Ochsen, der sowohl in Luxemburg 
wie in Diekirch stattfand. Die Yermothnng» welche 
ich in verschiedenen Werken ausgesprochen fand, 
(lass diese Aufführung ein Leberbleibsel alter Opfer- 
gebräuche sei, muss ich entschieden zurückweisen. 
Fast in jedem Aufsatz müssen oOpfer» herhalten und 
doch waren diese änsserst selten. Hier ist bloss ein 



brid das Junge (Geborne) brödsel nied. dentsch Eier- 
stock; brot Fischleisch ; südd. britse Vulva ; m. n. l. 
bridse, breedse, bradse Genitalien, schwed. brodd 
aufkeimende Saat n. s. w. woraus bredsel fso ist es 
richtiger) Embryo ; — Zu den Symbolen der Fas- 
nacht gehört die Narren britsche (bridse) ungenau 
Pritsche genannt. Ihre Bedeutang dürfte nach obigem 
onzweifelhaft sein. 



Digitized by 



75 

w 



Symbolismus im Spiel, der Stier, das Urbild der 
ZeagQDg steUt auch hier nichts anders vor. I>er Auf* 
zng findet am Donnerstag vor der sweiten Periode 
der Fasnacht statt. Dieser Tag ist dem Thorr oder 
Thür geweiht, es galt also der Aufzug nicht allein 
dem Volke und ihrer Fortpflanzung sondern der 
gaosen Natur. Wie alle Gebräuche und symbolische 
Handlungen sind diese an die Sprache gefesselt. Schon 
die altgermanische Benennung des Stieres ur be- 
deutet (cEntstehuogi) und in der Weltschöpfung ist 
der Stier der Vertreter oder das Symbol derselben 
bei den Persiem. Der oder die Stiere hätten auch 
von dem Volke randgeführt werden können aber das 
konnte nicht sein, denn man brauchte den Namen 
Metzger, der zwar ein Schlächter bedeutet aber ge- 
trennt in Mets und ger etwas ganz anderes. Metz 
ist der Schöpfer und gw ein Sprosse, daher ein 
Metz-ger ein Sprossenschöpfer d. h. ein Kinderzeuger 
und diese Leute gehörten in die Fassnacht*). 

Dass der Tag der Auflführung fetter Donnerstag 
heisst, kann nicht bebremden» da wur wissen dass 
fettls im schwedischen dasselbe bedeutet wie unser 
fas, dort wird die Fasnacht fettisdag genannt 
(s. oben Note). 

Da Thür der SUer und Gott Donar bedeutet 
so ist also der fette Donnerstag der Tag der Zeugung 
dem Gott gewidmet, der selber als Himmel für die 
Entwickelung der Natur sorgte. 

Die Ochsen trugen Fiitterkronen, weiche Gold- 



*) Metz der Schöpfer, Metze Frau, Jungfrau ; spater 
auch meretrix; die Stadt Metz hiess früher Divodurum 
d. i. Gottesstadt, Schöpferstadt und Melz ist die rich- 
tige deutsche üebersetzung. Im altnordischen ist gera 
hervorbringen ; daher unser gerte Zweig ; Sprosse ; 
ger ein Sprosse und das angels. gaers = gras ist 
keine Umsetzung, das Gras besteht nur aus Sprossen. 



76 



krönen vorstellten. R!n solcher Kranz oder Krone 
biess scape oder schapel (scbapel), Gold biess 6r auch 
im germaniscben md da achapel auch mit Embryo, 
Keim übersetzt kann werden, da scapen = schöpfem 
hervorbringen ist, so war Orscapel ein Nachkommen- 
keim oder Embryo ; demnacb ist die goldene Krone 
wie der Stier, der sie trägt nod der Metzger der sie 
führt, ein Symbol der beginnenden oder entstehenden 
Zeugung. 

Das Sprossenzeugen bezieht sich selbstverständ- 
lich auf die ganze I^atur. Die vorausziehenden Tam- 
boore aber oder Sammerschläger verkündigen laut 
den herankommenden Sommer (siehe das Lied vom 
Kieverlenk). Die Ochsen heissen nun Danzenochsen, 
hier braucht der Eingeweihte in der Skaldenkunst 
nur zn wenden d h. für danzen das Wort hupfen, 
also heven oder heben an die Stelle zn setzen, so 
Ist das Räthsel gelöst, denn heven, hefen und heben 
hiess der Himmel und so lieisst er noch in der ür- 
heimath in Niedersachsen« Der Himmel aber ist Thür 
und diesem galt der Zog. 

Der Änficng machte die Rande bei den Regierungs- 
oder Stadtvertretern; ist es aber vorgekommen, dass 
er zu Reichen hinging, so war dies ein Verstoss 
gegen den Gebrauch ; dieses kann heute noch fest- 
gestellt werden, wie wir sehen werden. 

Die Umschreibung oder Wendung des Wortes 
Ochse in Stier, gibt uns ein neues Bild. Nicht das 
deutsche Stier sondern das angelsächsische styr (stür) 
wurde verwerthet. Stören bedentet in den nieder- 
deatschen Mundarten ((regieren». Im schwedischen 
war Sten Sture der Reichsverweser (wörtlich der 
das Gesetz regiert). Noch heute heisst in Holland die 
R^erang be-stoor (bestür) - Da nun stüre (styre) 
Mehrzahl von Stiere ist and auch «Regierangen» be- 
deutet so musste der Zug sich diesen vorstellen der 



Digitized by Google 



77 



Landesregierung and der Stadtregierung oder ver- 
schiedenen Branchen derselben. 

Hiermit ist aber die symbolische Bedeotong nicht 
erschöpft. Galt die letztgenannte Ehre der Regierung 
nur in so ferne als fas das Recht bedeutet, so ist die 
folgende Wendung eine recht hübsche zu nennen, da 
der Ochse auch Stod oder Stod hiess und die Fas* 
nacht die Zdt für einen Stö'd (Haushaltung) zu 
gründen war, so konnten die 12 Ochsen gewiss 
nicht verfehlen einen tiefen Eindruck zu machen auf 
diejenigeDy welche hehrathsiastig (zum bpstoden loscht 
baten) waren^). 

Bei dem Aufzuge wurde der Gigo, ein Tanz ge- 
spielt, der allen Anforderungen der Fasnacht ent- 
sprach, denn das Wort bedeutet oNarra und oZeuger^). 
Fenier Randtans und Geige und diese waren wohl 
froher alleio vertreten*). 

') Stody stud der Ochse ; daher studieren (stoderen) 
auch ochsen genannt wirdt Wortspiel mit stud = 
Ochse. Das Wort lebt nur noch in Schleswig (stod) 
and Dänemark (stud) Ich habe das lux stöd (staat) 
diese Schreibweise gegeben weil auch das Zeitwort 
bestoden lautet ^bestoden, bestoiden = heirathen). 

>) m. h. d. giegen äSen, narren ; giege n. giegel 
Narr; das jetzt wieder modern gewordene gigerl 
bedeutet also Närrlein ; es sind auch Modenarren ; 

für gigo Zeuger haben wir lat gignere hervor- 
bringen: giglot engl, scortum ; für Tanz, gigker Saaer^ 
teig (Heben) ; gygr Riesin (erheben) ; 

ferner gig Kreisel (engl). Siehe Gige unter Thor, 

Altd. war gige eine Hure ; diese wurde in Ulm 
mit. der[AnneD-geige bestraft, ein Instrument wie eine 
Geige, nach dem alten Grundsatz Zahn um Zahn, 
Auge um Auge und gige um gige u. s. w. wovon 
drastische Beispiele vornanden sind in alten Rechts- 
akten. 

Uebrigens war Gigo der Himmel, (Gewölbe, Run- 
ung) desshalb das Sprichwort er sieht den Himmel 
voller Geigen. Man sieht alle Redensarten haben ihren 
Grund. 



L.iyu,^uu uy Google 



78 



Der Tanz galt dem Thür (Himmel) und das tanzen 
war mit Hauptsache. Früher gehörte der Taos 
aber zum Oaltas, bei onsem Vorfahren nicht allein» 

sondern man kann das heute noch in Indien sehen, 
ohne das Tanzen Davids um die Bundeslade alleio 
herbeisoholeQ. Der Kirchentanz, war sogar eine ganz 
besondere Einrichtung bei den Germanen nnd Kelten. 

Die Fastnachtstänze der Alten waren gemein- 
schaftliche und die heutigen öffentlichen Bälle sind 
ein schwaches Ueberbleil^el lener Zeit. In der Stadt 
Luxemburg hat sich sogar der Name eines allge- 
meinen Pasnachtsballes erhalten, der Bullsb&L Dieser 
Ball muss bloss als Fortsetzung des Aufzuges der 
Danzenochsen betrachtet werden, denn ball ist eio 
Stier, und dieser ist wie oben bereits erläutert das 
allgemdne Symbol der zeugende Natur. Ball ist der 
Tanz folglich steckt in dem Wort Bullsbal der Sinn 
«Dansenochseno (siehe Bull unter Thor). 

Kinder sind Sprossen, sie bilden das aufkommende 
Geschledit, die folgende Generation. Sie mussten 
ihre Rolle ebenso, wie die Erwachsenen erfüllen. 

Als Sprossen stellten sie die ganze spriessende Natur 
symbolisch vor. In Gesängen die an Thür (Donar) 
oder Perahta gmchtet waren, sangen sie des Him- 
mels Segen herab. Solche Gesänge sind noch in 
Menge vorhanden aber durch das Christenthura ver- 
ändert und den christlichen Anschauungen angepasst 
worden. Diese Veränderungen haben zwar dem Ghin- 
rakter der Gesänge nicht geschadet, denn sie waren 
einfach ; aber die lange Deberlieferung Hess das Yer- 
ständniss verloren gehen und dadurch entstanden 
sinnlose Verse. Vergleicht man diese Gesänge, so 
wird man gewahren, dass früher ein einziges Grund- 
gedicht bestanden haben muss, wovon man jetzt 
zehn bis fünfzehn Varianten hat 

Aus den Varianten iässt sich das frühere Ge« 



L.iyu,^uu uy Google 



dicht, bis auf das, was verloren gegaogen ziemlich 
wieder herstellen und dann der verborgene Sinn 
eDtziiTern, der nur auf Tliiir oder den Himmel und 
die Eotstehnng oder erwachende Natur Besag haben 
kann. "Wir lassen die Hochdeutsche Verbesserungen (?) 
bestehen und geben die Worte wieder, wie sie ge- 
sungen werden, lügen aber hier gleich bei, dass 
diese Gedichte keinen Schluss an! nnsere Mundart 
gestatten 

Wir komme mitsam fir Reichemans dir. 

Wir hesc' -^n d'Fuosensbretcher erfir: 

Mir hteche fir St-Peter 

St-Peter as en helge Mann, 

D6n am Himmel schisse kan 

Am Himmel, am Himmel, do get den Danz 

Mit der silber Kronen 

Gott wei iech Ionen, 

Z^t 6 Paedem em dat Haas, 

Mir haschen (Get etc.) fuüsensbretcher eraus. 

Lang soll der liewen 

Gl^kseleg soll der stierwen« 

Gescbwenn» geschwenn, 

Eäse banch get ons denn ; 

Alt e wenig fett, 

Mumm K6t ; 

AU e wenig botter 

Rraa Motter I - 

Losst ons nel laug sto'ii 

Mir hun der diren nach lill ze gö*n. 
Die erste Strophe ist so zu verstehen dass man 
für dir oder Thüre das Wort Thor setzt, sie lautet 
angelsachsisch 

Wecymen ^o samen for dryhten Thor. 



^) Diese Bemerkaog ist selbstverstSndUch an aus- 
wärtige Leser gerichtet. 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



80 

VOM 



jetzt lautet aber die Debersetzung ganz anders weil 
sie doppelsinnig ist. 

Wir kommen versammelt vor Herro (Gott) Thor. 

Die zweite Strophe aber moss gewendet werden, 
für fdbsenbretcben setzt man fitschtebön d. ist fatsoL 
Für besehen aber fragen, fordern, letzteres ist nicht 
angels. überliefert ; wir nehmen also fragen ; dann 
lautet der Satz 

We Ziagen /asol j^rdh 
welches nun auch doppelsinnig Ist und Im zweiten 

Sinn lautet : ((wir fragen (bitten) den spriessenden 
Keim hervor«! 

Za beiden Strophen ist die Allitteration also her- 
gestellt. 

Die folgende Strophe lautet : «Wir besehe fir St- 
Peter». Bekanntlich ist St-Peter der Himraelswächter, 
er wurde für Thorr gesetzt. Da Thorr der Himmel 
ist so ist die Strophe gleich aUitterirt 

We ftsBscan for ^fon (heaven)^). 

Wir heischeu (bitten) vor Thorr (dem Himmel); 
noch eine Allitteration ist möglich, we asciadh for 
Askathor, da Donar auch Askathor hiess und Ascian 
heischen (engl to ask)* 

St. Peter ass en beige Mann, sagt die folgende 
Strophe. Da die Alten aber Thor als Gott verehrten 
so muss auch die Uebersetzung demnach lauten: 

Asksk Thor as an &a 
d. h. Thor ist ein Gott* Ich nehme an, dasa dieses 



*) hsescan ist von mir als mundartlich angenommen. 
Es ist nun nicht mehr nachzugehen ob hier zu Lande 
der angels. plur. haiscadh gebraucht w^urde. Wäre 
das Zeitwort hsescian so müsste haesciadh stehen. 
Dasselbe ist bei fragan (fragadh) in der Strophe 
vorher zu bemerken. — Ascian ist eigentlich ein 
unaspirirtes hascian, was auch mit dem niederd. 
eischen dem hochd. heischen gegenübergestellt, der 
Fäll ist. 



81 



as (ist), schon in der frohsten Periode diese Form 

hat angenommeD, zumal da es ein so schönes Wort- 
spiel erzeugt in der Allitteration. 

Die folgende Strophe, den am Himmel schiessen 
kan, ist wohl anders gewesen kors «der des Him* 
mels Schlusseid hat. Der Schlüssel hiess or. — Die 
Strophe lautet: 

J7aved') /leofones ure 
was auch bedeutet aEr hat des Himmels Sprossen») 
d. h. Wacbsthum, welches vom Himmel abhangig 
ist Wie Twher, auch hier die Aliiteration. 

In der folgenden Strophe ist schon mehr enthalten, 
sie lautet: 

Am himmel am himmei do g^t den Danz. 
Für Himmel ist hier wiederam rin anderes Wort 
zu wählen, denn es gab eine grosse Menge. Da$ 

WortGanmen z. ß. bedeutet Himmel; angelsächsisch 
gam, schwed. gom. — Die alte Form war gamo. 
Unter Danz wird der bekannte Gigo verstanden. Es 
lanlet nun die Uebersetzong : 

In ^mo, in gmo gwäh g'\go. 
Dieses lautet in der 2ten Bedeutung «im Menschen, 
im Menschen geht die Zeugung». Hier haben wir 
also den Sinn der Fasnacht in Bezug auf das mensch- 
liche Geschlecht. Die Allitteration ist sogar 5fach. 
Der folgende Sinn lautet: 

Mit der selwer Kronen. 
Die Krone, Kranz hiess auch Scapel und der Sinn 
lautet nun ubersetzt: 

midh telwer #cftapel (scapel) 

^) Im angelsächsischen ist hat oder er hat mit 
(«ah» zu übersetzen. Aber es hat auch «haven» existii t, 
da die Engländer und Sachsen diese Form haben. 
Altsarhsisch ist die Form habad, habed, habid, wol ei 
das b schon den hallten v Laut halte. Fiir die-o 
Bezeichnung haben wir keine üuchstaben in uu- 
serem Satz. 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



Die BedeütüDg ist aber nun «mit eigener Zeu- 
gung.» Schapei kann auch Zeugungstheil bedeuten. 
Der Satz ist nur eiae Ergaozong des vorigen. 

Bb folgt 

Gott wel iech Ionen, angels. 
^od ^ifet ^eldan d. h. 
Gott wird es vergelten. Also war die Zeogong ein 
GottgeläUiges WerlL Die folgende Strophe ist: 
rtt 6 fodem em dat Haus. 
Umziehen ist einschliessen und das ist angels. 
iaedman. Der Faden ist mit fäs (laes) zu geben ond 
Hans mit faasten, so lautet der Satz: 

/Mmath fts (fm) imbe /«esten. 
Die üebersetzung lautet nun «schliesset ein die 
Zeugung ira Hause» d. h. die Mehrung walte im 
Hause, auch in Bezug auf Wohlstand. 

Die folgende Strophe ist eine Wiederholong der 
zweiten : 

Mir heschen de fuosensbretcher heraus, 
wie oben We /ragen ßsol /brdh d. i. 
Wir fragen den spriessenden Keim hervor. 

Die beiden loggenden Strophen sind wahrschein- 
Uoh von spaterem Datum aber doch allitterirt: 
/äng soll der /ieven 
gledi^elig ^oll der «tierven. 
Die Uebersetznng bietet auch nichts neues, sie 
kntet: 

liug ^eeolan /ibban 

Äaelig Äceolan ^tyrfan. 

Die folgende aGeschwenn, geschwenn» lautet angels. 

cwic, cwic, 

welches auch lebend« bedeutet und hat Bezug auf die 

folgende Strophe: 

Eise Bauch ass ons denn, 

ist unverständlich, da dinden (ihindan) schwellen 
muss stehen. Es lautet der Yer« umgesetzt : 



Digitized by Google 



83 



Eise Imc gaedh ftelgaD, 
welches auch bedeutet ((Kindes- oder Sprossen bauch 
wird schwellen)). Nun wird die vorhergeheDde Zeile 
Terständlich, «lebend, lebend Spiossenbanch wird 
schwellen.» Ein Satz, der zwar die Sache richtig 
beim Namen nennt aber zur Zeugangszeit gehört. 

Die folgenden Worte laaten 

alt 6 wenig feit 

angelsächsisch: an /ea fäet. 

was man am besten in der zweiten Bedeutung mit 
«ein gezeugtes Geschöpf» übersetzt* Nnn folgt 

Mumm Ke(. 

Die Muhme heisst nordisch (schwed. dänisch) 
f&ster« Ket ist ein Keim-Sprosse (wovon Kätzchen 
an den Weiden n. s. w.) herrührt, die Uebersetzang 

lautet : 

i^aster /as, 

iaster bedeutet ziehe auf, (unsere Mundart liat fesch- 
teren » züchten), fas ist die Sprosse, also. «Ziehe 
auf den Sprossen oder Keim» der Sinn. Indessen 

kann aber faster auch die Geburt bedeuten, da foster 
im dänischen wie im schwedischen diese Bedeutung 
hat, dann wurde die Uebersetzung lauten «Sprossen- 
geburt», was fast dasselbe ist. 

Die folgende Strophe hat «alt e wenig botter». 
Dieses botter bedeutet ebenfalls Sprossen hoii. betten 
= sprossen. Es ist also umzusetzen in f&s oder tsst 
und gibt nun 

an /ba /hs oder /set, 

wie oben, ist also Wiederholung. 

Es folgt nun Frau Motter, entweder ist ein 
Wort für Mutter mit dem Buchstaben f zu suchen 

oder ein Wort für Frau, welches mit M beginnt. Eine 
Frau ist aber eine ((Mehrerin)) und m^re ist ein ger- 
manisches Wort für Frau und Mutter, wir setzen 



L.iyu,^uu uy Google 



84 



es nach der wahrschetDlichen angels. Handart hier 
«mare», so erhalten wir 

Mare modur, 

d. Ii. ((Mehrmutter», das ist eine Frau, welche Kinder 
bekömmt und dieses war jedenialls gemeint. 

Die beiden Schiassstrophen gehören nicht mehr 
zn den obigen «Kernbergenden.)» Wir können nun 
das ganze Gedicht mit der Uebersetzung und dem 
verborgenen Sinn, den es eDthält hier folgen lassen. 

We cymen tosamen for dryhten Thot (Thor)» 

We /tragen /ksol /brdh (för; 

We ftdBscan for heofon (heaven) oder 

(We asciadh for Ascathor) 

Asca Thor as an äs; 

iTaved Aeofones ore; 

In ^anao in ^amo gsedh g\go 

Midh Welver scapel, 

God ^ifedh <7eldan 

Faedmaih f^s (fas) imbe /"»sten 

We /higen /lisol /brdh 

Lang soeolen 2ibban 

Äplig Äceolen ^tyrfan 

Cwic, cwic, 

£ise ^nc gaedh öelgan, 

An fea /aet, 

Faster /as, 

An /ea /aet, 

3/are modur. 

Wir Icoounen zusammen vor Herrn (€k>tt) Thor 
Wir fragen die spriessende Keime (Embryo) hervor. 

Wir bitten vor Thor 

Thor ist ein Schöpfer! 

Er hat des Himmels Sprossen oder 

(Er bat die keimenden Sprossen). 

Im Menschen, im Menschen wird die Zeugung 

Mit eigener Zeugung (Kraft). 



Digitized by Google 



86 



Gott wird es yei^lten I 

Schliesset ein in (diesem) Hause den Keim, 

Wir fragen den spriessenden Keim (Embryo) hervor ! 

Lang sollt ihr leben 

Selig sollt ihr sterben 1 

Lebend» lebend 

Kindesbanch wird schwellen 

Ein gezeugtes Geschöpf 

(Sprossengeburt) oder besser 

Hege den Keim! 

Ein gesengtes (leschöpf 

Mehre-Mutter ! (Imperatif «Mehre o Mutter))) 
In dieser Entzif[eruDg liegt das ganze Mysterium 
der Fasnacht aafgedeckt vor nns und zwar in einer 
solchen dentUchen Weise» dass auch der leiseste 
Zweifel verstnmmen mnss. Wir haben nns anf die 
Gebräuche und Ueberlieferungen der Heimath be- 
schränkt, sie haben vollständig liingereicht, um ein 
Bild des alten Glaubens betreffs der Entstehung 
d. h. des Werdens oder Zeugung zu geben. 

Der jugendliche Sänger aber, der selber Sprosse, 
wusste ebenso wenig, wie das Volk, was in den 
Versen verborgen lag, das wussten nur die Priester 
oder Skalden. Der Glaube an das Wort war ein 
Dogma» wie auch die Deutung sein mochte, es 
wurde geglaubt und ausgeführt. Das Wort aber in 
dem unschuldigen Kinde, war von vornherein als 
wirksam beschaut. Das Singen aber war gleichfalls 
geboten, weil Galen sowohl singen, wie mehren be- 
deutet. Deshalb die Sterndrehsinger am 3 Königstage 
ihre Weisen hören Hessen 

Die Fasnachtsfeier gehört der Urreligion an, 
wie die Dionysosfeste, sie sind ein und dasselbe bei 
allen Urvölkern gewesen, nur ihre Entwickelung 
war eine andere, durch Zeit und Raum hervorge- 
bracht. Die Unterschiede, und deren gab es bloss 



86 



äusserliche, entstammen dem Charakter der Völker 
Roheit auf der einen, Verfeioerung aut der andern 
Seite bei den Festen Der Kern aber war bei allen 
Völkern, welche diese Gebräuche besassen, derselbot 
er konnte nicht verändert werden. Dagegen bot die 
Umhüllung Gelegenheit für symbolische Gebräuche 
iu Menge und wie bereits erwähnt, konnte sogar 
jeder Gau seine besondern Gebränche aafstellen, die 
wenn man sie entzifieri, nur «die zeugende Natur» 
symbolisiren. 

Die Lichtmessfeier fällt selbstverständlich mit in 
die erste Periode, and die Gesänge in dieser Zeit 
ebenMs von Kindern gesnngeuisind auf die keimende 
Natur gedichtet. Wir haben dieselben bereits früher 
entziffert. 

Der Fastnacht erster Theil schliesst mit dem 
Begraben derselben, dafür muss aber ein sprachlicher 
dogmatischer Grund vorhanden sein. Ein Narr ist 
zwar ein verdrehter Mensch, aber dasselbe Wort 
bedeutet auch Tod. Es lebt noch fort und zwar in (fden 
Narr im Finger haben» d. i. todte, gefülülose Finger 
haben. Auch der Narrenhopfen ist «leerer Hopfen», 
«tauber Hopfen.» Leer und todt Ist dasselbf» z. B. 
eine todte Strasse ist eine leere Strasse. Verbrennt 
man einen Strohmann, so verbrennt man einen 
«leeren Mann», denn Stroh bedeutet auch leer, mit 
einem Strohmann spielen, Strohwittwe u, s. w. 
werden dadurch erklärt. Man braucht aber nur fas 
in Narr umzusetzen, so war man auch gezwungen, 
dieses Wort mit Tod zu übersetzen und die Fasnacht 
musste sterben. Da ein Hanswurst^) ein Narr ist 



Ein Hanswurst ist fransös. ein paiilasse. Ferner 
bezeichnet das Wort «Strohsack» und da es ein 
Hanswurst bedeutet, auch ein Strohmann. Ferner ist 
paiilasse ein Zeuger und eine paiüarde eine Hure. 



L.iyu,^uu uy Google 



87 



oder Fas, so wird ao vieleo Orteu ein solcher ent 
weder in ein Grab geworfen oder ins Wasser, wobei 
zo bemerken ist, dass ar Grab and Wasser bedeutet. 

Ins Wasser werfen ist daram symbolisch ins Grab 
werfen. So toll heute eine solche Feier oder Gebrauch 
sich vorthut, in früherer Zeit waltete dabei grosse 
Traaer. Die Unterschiede im Verbrennen und Be- 
graben sind einfach auf die zweierlei Arten von 
Todtenbestattungen zu beziehen. — Es liegt nahe 
hier noch auf andere Vergleiche einzugehen, doch 
würde dies den Rahmen unserer Besprechnng be- 
deutend vergrössem, wir denken die Todtenfeier 
später allein zu behandeln, wovon sich bedeutende 
Reste gerade in unserer Ueimath erhalten haben. 

Wir haben einen Zeitraum von drei Königstag 
bis Ostern durchschritten, also bis in den 4ten 

Monat des Jahres. Die Monatsnamen tragen dem- 
entsprechend auch Namen, welche der Auferstehung 
der Natur entsprechen. Wir müssen hier die ver- 
schiedenen Namen, welche der Januar hatte, zuerst 
t)etrachten. Er hiess altnordisch Thorri, norwegisch 
Torre, schwed. Thore, entspricht also dem alten 
Uranus-Himmel, aber auch Plorte. Da das Wort Him- 
mel und Plorte bedeutet, so entstand ein Himmels- 
thor oder eine Himmelspforte, also wie man sieht 
auf Wortauslegung gegründet. Janus aber bedeutet 
ebenfalls Thor, Pforte personificirt aus Jana. Da aber 
kt das Jahr heisst, schwedisch noch heute ar, so 
ist Januar » die Pforte des Jahres und das alt- 
nordische Thorri ist aus Thor-arl zusammengezogen, 
welches Pforte oder Thor des Jahres ebenfalls be- 



Somit besteht also der Verband zwischen Narr, 
Zeuger und Strohmann (Tod) auch hier ; ebenso mit 
den altrömischen Palilien, die auch mit Stroh ver- 
brennen verbunden waren. 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



88 



dentet. Hiermit ist der Beweis geliefert, dass beide 

Namen, nämlich Januar und Thor ari (Thorr i) aos 
ein und derselben Quelle stammen. Damit ist aber 
die Bedeutung beider Namen nicht erschöpft, deon 
Thorari wie Janaari bedeaten beide aNachkommeo 
Keim.» Da Thor der Samen und Jan dasselbe be- 
deutet aberar oder ari = Nachkommen sind. Ferner 
ist Janu-ar der Wassermann, da jan der Mann eben- 
falls bedeutet und Ar das Wasser. Da Thor als Mann 
ist personifichrt, so ist er auch eia Hann, der Beweis 
liegt schon im böhmischen twor = Geschöpf (inor) 
aus demselben Stamm. ^) 

Unsere Benennung Wintermonat ist von Karl 
dem Grossen, die Angeln nannten ihn Jula, das heisst 
(cWended von Jnl = Rad. 

Ausser diesen Namen gab es noch folgende Namen 
m. h. d. Volborn besser in folborn zu schreiben, 
da hier Phol-Uranns gemeint ist. Ausser diesem 
hiess der Janoar Glugemaned and Lonw-maand. 
Ausserdem fuhrt J. Grimm noch an Pholspiunt, das 
ist aber eine «Himmelspforte.)) Phol bedeutet aber 
schon Himmel und Pforte zugleich. Hier mag es 
genug sein, mit der Erklärung, da eine solche an 
anderm Orte vollständig ausgeführt ist.') Wir fassen 
hier nur die Hauptsache ins Auge. Der Januar oder 
Thorri war dem Thor geweiht und Thor wird in 



1) Sanskr. Janas Mensch ; griech. Thore Semen 

(hominis). 

Phol d. i. fol = Saturn, Uranus, Himmel d. i. 
Gewölbe, Rundung. Hieraus ist folter d. i. Verdreh- 
ung (der Glieder), auch das griech. phale Walfisch. 
(Rundfisch) ist aus dem Stamm; Phol als Zeugung 
u. s. w. oder Mehrer ergibt sich altnord. fiold Menge: 
fölen = Füllen d. i. junges; das griech. phallos und 
phalis sind aus demselben Stamm, ebenso phalon, 
Geschlecht, wie auch das gothiscbe fula, Fülle, d. 1. 
Menge u. s. w. 



Digitizca b 



89 

den Gesängen angerufen, weil er nach dem Wort 
der Urheber des Wachsthums war. Es stimmen 
also alle Ausführungeo, die wir gegeben, auch mit 
der HoDatsbenennQDg überein und gehen wir nnn 
zum Februar über* Wir haben ons nieht irre leiten 
lassen durch die vielen Erklärungen, die weit vom 
Ziele schiessen. Denn feb ist ein Stamm = zeugen 
sonst wäre felja im dänischen kein Mädchen oder 
Sprosse; man drückt mit diesem Worte ein MIdchen 
aus, welches ein Kind bekommen hat. Ausserdem ist 
englisch fawen Junge w^erfen also gebären, hervor- 
bringen. Febru aber ist die Zeugung und ar s Nach- 
kommen. Damit stimmt dänisch Blidemaned, welches 
zwar Frendemonat heissen könnte, aber doch mit 
Nachkommen-Monat übersetzt mnss werden, da alt- 
nordisch blidhur = Nachicommen oder Sprösslinge 
sind, also eine vollständige Uebereinstimmong mit 
dem lateinischen erzielt ist. Ferner nehmen wir 
das mittel-niederl. sei, sil— maand, so haben wir 
Silen den Bacches auch bei den Germanen, wozu 
das höhmische selo die Saat kommt, was nicht auf 
Zufall beruht, femer dän. Salle und Silli Sohn, Knabe 
Sprosse. Der Homnng aber tragt seine Signatur 
schon in Hör d. i. Beischlaf in der ersten 
Silbe und Kothmonat ist doch blos eine Bedeutung, 
die als Decke oder üülle dient, niederd. ist Horning 
ein Hurenkind aber m. n. 1. homink der Februar. 
Hcnmung bedeutet die Zeugung und damit ist der 
Name in Uebereinstimmung mit den bereits ge- 
nannten gebracht. Unser Spirkel m. h. d. Spurkel, 
hat dieselbe Bedeutung denn Spurks ist noch heute 
ein Knabe, Sprosse; wozu das lat. Spurius sehr 
trefflich passt und Jak. Grimm hat recht, wenn er 
die Spurealien mit diesen Spurkel im Zusammen 
hang bringt. Das griech. Spora Samen gehört 
diesen Worten. 



Digitized by Google 



90 



Die nordischen Ausdrücke goi, gjö und göja, für 
den Februar erklären sich schon aus dem Sanskrit 
da Ga =s schöpfen, bervorbringea bedeute! gr. gajiis 
Stier (Zeager) span. ga|a » Höre. 

Der Febmar steht im Zeichen der Fische. Hsc 
bedeutet nicht allein Fisch, sondern da fisel der 
Zeuger (penis ^ Mebrer) ist, so stimmen sie in dieser 
Bedeutung mit den Monatsnamen überein. 

Bin jeder Monat hatte aber seinen Monatsgott und 
dieser musste in seinem Namen die Bedeutung des- 
selben tragen. Der Februar Gott war nicht gemäch- 
lich zu finden, da alle Quellen über denselben ver- 
Imn gegangen sind. Aber es konnte, da die 
Namen der Götter uns fast vollständig überliefert 
sind, doch nur einer aus dieser Reihe sein. Es gab 
aber für verschiedene Monate bei den germanischen 
Stämmen oft zwei bis drei Namen und dieses musste 
irre fahren, wenn man nicht dnrch die verschiedenen 
Bedeutungen auf Debereinstimmung stiess. 

Der Monatsgott war Bragr oder Braga; denn er 
hat in seinem Namen nicht allein die Bedeutung von 
SpFossenmann, sondern auch von Kothmann, denn 
brag ist Koth, Sprosse, Keim und alinord. bragnar 
sind Männer, Zeuger. Das ital. brocoU Sprossenkohl 
ist aus bragoli entstanden und entstammt dem Ger- 
manischen. Recht komisch ist Bruxelkol woraus 
hrüsseikohl entstand. Brüssel (bruxel) ist doch nicht 
die Heimath dieses Kohls. Indessen ist bmk-sel in 
der Bedeutung Sprossenkeim zu nehmen; eine Variante 
vom Stamm brag oder brak. 

Die Berechtigung Bragr für den Februar einzu- 
stellen, liegt also klar zu Tage. 

Der Monat März, mensis Martis bei den Römern. 
Hier bedeutet martis einfach mit mensis «Monat der 
Gleichet). Das Wort ist den Germanen recht gut be- 
kannt gewesen, denn Martin war ihnen als Gleicher 



Digitized by 



91 



bekannt, denn symbolisch worden am 11. November, 
also «m Maiiinstage nicht nur alle Pachtverträge 
(Terg^die) abgeschlossen, sondern aneh alle Pach- 
ten und Bezahlungen verglichen. Die Nordländer 

nannten diesen Monat Ein-manudr und da ((ein» 
ebenfalls «eins» ist oder 'gleich», so stimmt dieses mit 
Mensis Martis. Schweden ond Dänen nannten diesen 
Monat TomnAnad ond T6rmaned, aber nicht nach 
Thorr (lovis) sondern von Thür = gleich, welches 
im angels. trona und isländ. Trana (Tur^ana d. ist 
Einswäger) oder Wage enthalten ist. Der Monat war 
dem Gotte Tyr, welcher nicht nur Kri^gsgott son- 
dern wie Mars andi Entstehung oder Gott des 
Wachsthums war. Die Angeln aber nannten den Mo- 
nat nach einer Göttin Hrede d. i. Gleiche und dieses 
ergiebt sich ans dem isländischen (ireidao abwägen, 
Hrede bedeotet ebenfalls Reim. Die SOddeotschen 
hatten den Gott Eor, Er, oder Brch fOr diesen Monat 
dessen Bedeutung genau dem andern Namen ent- 
spricht, so ist z. B. schwed. oer das Gesetz d. i. 
Gleiche. 

Der April gehörte der Ostara; doch schien sie 
ursprünglich dem März vorgesetzt. Doch müssen wir 
uns an die sichern Angaben halten, welche den April 
angeben« Dieses Wort hat ebenfalls verschiedene Dcu- 
tongen, als «Veränderlicher» steht er charak- 
terisirt da. Da Ape der Affe bedeutet nnd ril die 
Wendung, so ist er Aefler, woraus sich die April- 
scherze erklären, die auch im Osterspiel ihren Aus- 
druck fanden, wie wir oben dargelegt haben. Es 
stimmt also auch die Ostara in dieser Hinsicht überein. 
Was aber nicht bekannt war bis jetzt, das ist dass 
April «stierisch» bedeutet von «apiril». 

Da der April den Stier als Zeichen bat, so ver- 
weise ich über die Symbolik nach den Dansenochsen. 
April ond Stier passen aber hier besonders zasam- 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



9S 



men da im Germanischen und zwar noch heute im 
Holländischen stuursch (sprich stürsch) launisch 
bedeutet and das Urwort tyr also auch Laune be- 
deotet bat« wovon tyresc laooiseh mass bestandeD 
haben. Genau deckt sich dieses mit« Apis dem be- 
kannten Stier der Egypter, woraus wir ohne weiteres 
April mit Launischer annehmen können. Das Wort 
Apis = Stier ist ein Urwort aod moss den arischen 
Völkern gemeinschaftlich angehört haben.*) 

Der April heisst dänisch Faaremaned. Es ist Far 
ein Stier, wie bekannt; schwed heisst er varmanad. 
Dass dieses Wort Far oder V4r auch die Bedeutong 
von Launisch muss gehabt haben, geht ans dem 
lateinischen Varius - verschieden oder veränderlich 
hervor. 

Wir sehen auch hier, dass alle Gebräuche und 
ihre Benennungen dieselbe Bedeutung hatten, ein 
Beweis, dass alle aus einer Urquelle stammen. 

Die oben beschriebene Gebräuche der Urreligion 
befassen eine untrennbare Dreieinheit, Entstehung, 
Mehrung und Tod. Der letEtere hat die Zeit vor 
Ostern für den Todtendienst besessen. Wir haben 

schon bei dem Begraben der Fastnacht hierauf auf- 



^) Man vergleiche das Folgende; Apis Stier, Apis 
Biene. 

Angels. bi der Stier bi die Biene. Dieses ent- 
spricht einem altdeutschen pi der Stier und pi 
Biene. Man sieht dass das 4 vor pi keine Veränderung 
zu wege bringt sondern Anlaut ist, wie z. B. das 
franzoäsche escoup unser Schaufel oder Scbop (hol- 
ländisch) ist« Folglich ist auch Apis so entstanden. 
Warum Stier und Biene densdben Namen besitzen 
ergiebt sich aus ihrem Schaffe (Erzeuger). 

Merkwürdig ist es dass sich drüben im Elsass 
das Wort pvsch für Stier erhalten hat Es ist ein 
ursprüneliches Eigenschaftswort von py ^ denn 
pysc bedeutet süerisch. 



Digitizca b 



• 

9S 



merksam gemacht. Da wir aber genug Material 
besitzen um ein anschauliches Bild zu liefern, so 
ist es besser dieses in dem düd folgenden Abschnitt 
zusammenhängend vorzuführen. Wir werden darin 

das Leben im Zusammenhang mit dem Tode finden 
und zwar gegründet auf das Sprachdogma, wie alles 
andere in der Urreligion. 

Liebtmess. 

Der Name ist alt Lichtmezze zu schreiben. Eng- 
lisch lautet der Name Candelmass schwed Kyn- 
delsmessa dänisch Kyndelmissa, Das Fest ist 
uralt und galt dem embryonischen Sommer; Baidur 
oder angels. Baldaeg der Gott oder die Natnrloraft 
des Sommers, wurdean diesem Tage, wie wirananderer 
Stelle zeigen, angerufen. Das Licht ist am zunehmen, 
wachsen und mezzen heisst mehren, wie auch mass, 
messa, missa das Mehren, die Zunahme bedeuten. 
Indessen ist dies nur eine Bedeutung der verschie- 
denen Ausdrücke vorhin erwähnt. 

Kyndil. Candel und Licht bedeuten dasselbe 
nämlich Helle oder Licht. Sowohl mez wie mes 
oder mis bedeuten auch Schöpfer, Die Stadt Metz 
hiess früher divo-durum d. i. Gottes oder Schöpfers 
Stadt. Metz ist mit Weglassung von Stadt genau 
übersetzt in Schöpfer. Die Bewohner nannten »ich 
Hessins v(m Mess =s Schöpfen^ 

Von mas = Schöpfer ist maske oder masker das 

Italienisch ist messa Sprosse ; messe die Ernte 
(Mehrung) Menge ; auch gehört bierin Messias welches 
Wort verschiedene Bedeutungen hat, worunter selbst- 
verständlich die von ((Schöpfer)). Das arabische mes- 
gid Kirche bedeutet Gotteshaus und Mosche ist also 
ein Wort welches etwa «dem Schöpfer») bedeutet. 
Es scheint ein germanisches Wort zu sein und 
((Moschei)) gelautet zu haben. 



Digitized by Google 



94 



ist Zeuger, Schöpfer, zugleich aber auch ein Ver- 
mummter, Verhüllter oud mit Lichtmess uud Februar 
ÜDg auch gewöhoiicli der MammeoschaDz der Fast- 
nacht aii.O 

Da aber Ucht anoh Brbt (Embryo) bedeutet, wo- 
von wir Doch das freilich nicht verstandene Wort 
Ge-lichter haben, welches auch «Brat)) bedeutet, so 
bedeutet «Lichtmess» die Schöpfung des Embryo 
QDd stimmt also dieses Brgebniss mit Allem überelo, 
was wir über den Zeitraum^) berichtet haben. 



In Betreff Maske Zeuger ist hier anznfähren: 
masculinnm d. i. was zum männlichen Geschlecht 
gehört, das Männliche, daher richtig das italienische 
Mascolo Männchen von masco oder masc der Mann 
Zeuger herrührt. Hierzu noch spanisch mas mehr. 
Ein Maskirter, Vermummter hiess in den romanischen 
Sprachen Mäskara, welches auch dem germanischen 
entspricht. Das Wort moss also tneh dem Zeneungs- 
svmbolismns entsprechen, wie wir bei Fftsnacnt und 
wneval gesehen haben. Die Worte Mas und Ifask 
müssen Narr und Närrischer bedeutet haben, da es 
auch Verdrehter, Verriickter ausdruckt. Es bedeutet 
also: 1. Ein Vermummter SL Närrischer 3. Mask-ara 
Nachkommenzeuger 4. Has-Sara Narrenkarren oder 
Narrenschiff 5. Gieichmachung und Nachahmung 
daher ital. massa «Pasch» d. i. Gleichwurf. Mask «= 

§leich und Ära ebenfalls gleich oder Recht. Woraus 
ie Nachahmung von Persönlichkeiten, Thieren u.8. 
w. herrührt 6. Todtengrab (mask-ara»; für mask 
oder Tod zeugen die adject. Maesche (msesc) leer (von 
Kühen); ital. moscio verwelkt (abgestorben). Demnach 
Ijesitzt auch das Wort Mascara alle Werthe, welche 
der Symbohsmus verlangt. Es sind aber noch andere 
Sinne in dem Wort enhalten, die vorliegenden ge- 
nügen für unsere Beweisführung. 

Altdeutsch ist B^luchemo das Wachsthum, 
welches ein Zeitwort luchon wachsen voraussetst 
Dieses stimmt mit böhm. lichwiti wuchern also 
mehren. Ebenso ist griechisch lochos Geburt 
die Mehrung, aus diesem Stamm. 



Digitized by Google 



Die nordischen Namen Kyndelmessa und Kyndel- 
missa entsprechen genau unserm Lichtmess. Den 
Kyodel ist ein Licht und zugleich ein SprössleiD, was 
wir am besten mit Bmhryo geben, die englische 
Schreibart muss onsem Vorfothren ebenfidls angehört 
haben, denn Candelmass entspricht genau unserer 
Mundart, weiche für Kind bekanntlich Kand spricht 
uDd für Messe ebenfalls Mass sagt. Die Bedeutung 
ist also genau dieselbe. Pfir nns» klang dieses Wort 
schon heimisch, ehe wir mit den vollen Beweisen 
unserer angelsächsischen Abstammung ausgerüstet 
waren* Der hochdeutsche Name Lichtmess, hat 
nnsem alten Namen verdrängt und noch vieles 
andere. Die jugendlichen Jünger der Uchtmess 
d. h. die Kindel oder Kindiein (Kandlein) sind ge- 
blieben und singen noch jedes Jahr ihre frohe 
Weisen bei den Nachbarn. Auch die Melodien dieser 
Lieder dürften recht alt sein und füge ich hier gleich 
die Bitte bei, an unsere heimischen Tonkünstler, 
die Melodien der Friihlingslieder des ganzen Landes 
zu sammeln, dann hätten wir auf diesem Gebiete 
alle unsere Nachbarn überholt. £s kommen hier 
in Betracht, diejenigen Gesänge die wirklich aus der 
Urzeit herstammen und deren Text dieses nachweiset. 

Da diese Lieder von Lichtmess bis zum Mai ge- 
sungen wurden, so lassen wir die wieder im Text 
hergestellten und entzifferten Strophen hier zusam- 
men folgen 

Lichtmess. 
Der Tod Winters. 

Tief in der Erde schlummert das Wachsthum, das 
SfHPDssen. Die nordische Mythologie drückt dieses 

anders aus: Idun ist bei Hell ^) Noch ist Baider der 



^) Idun ist das Frühllngsspriessen. Im Winter ist 
sie bei Hei d. h. die Erde. 



uicjiii^cQ by Google 



96 



Sommergott nicht erschienen. Mit Dngednld wird die 

Lebenswärme spendende Sonne erwartet. Diese Un- 
geduld, dieses bange Erwarten ist in einigen über- 
lieferten Kinderliedem uns erhalten. Wohl jeder 
kennt die Lieder, welche jetzt an den Thüren der 
Nachbarn erklingen. Indessen unverstümmelt sind 
sie doch nicht geblieben, weil mit dem Christen- 
thum Veränderungen stattfanden und auch die Zeit 
sprachliche Verändemngen brachte. Zuerst moss 
also die Urform wiedw hergestellt werden. Eins 
dieser Lieder lautet: 

Iwer Hergots biies'jen 

Gi^t ons speck an iörbessen 

Lost d6 jong leit Ii6wen 

Lost de &1 leit stiörven 
Ee pond, zw6 pond 

£n aner jor da get dir gesond 

Komt der net bal 

Ons föss gin ons kil 

Komt dir net geschwenn 

Ons f^ss gin ons denn, 

Komt der net gleich 

Mir gin op*t schleich, 

Komt dir net gewess 

Da krit d'r eng deck op't schness. 
Nebenstehende Verse sind gerade nicht besonders 
gewählt bebandelt, was die Form anbelangt. In- 
dessen ist der Stoff, abgesehen von den verderbten 
Stellen, genan der Sache und Bestimmung ent- 
sprechend. Die erste Strophe ist heute nicht mehr 
in der vorliegenden Form verständlich und das 
Wort Blies'chen ist durchaus nicht auf Blasius zu 
beziehen, Wenn man die Strophe angelsächsich be- 
handelt, so erhält man, wenn iür Herrgott, der Som- 
mergott, «Baidaegi» gesetzt wird, folgende Leesart. ^ 

^} Baldaeg ist der nordische Baidur. Seine Gattin 



97 



«Tveria Baldägs blessio» 
d. i. ((üeber euch Balders (des Sonnengottes) Segen.» 
Nicht aliein der SIdd, sonderD auch die AlUteratiou 
ist wieder bei^stelit. ^) Ferner steht oons fess gin 
ons denn.» Dieses hätte keinen Sinn da es an! 
geschwinde reimen muss, so ist hier das angel- 
sächsische thinden = schwellen gemeint (vor Kalte). 
Am meisten verdorben ist der Schiuss «da' krit d'r 
eng dek op't scbness.» Es ist einlach das angel- 
sichsiscbe «getest an thte of sneenw's. Es gibt 
dann eine Decke von Schnee.)) So hätten wir also 
die steigende Reihe wiedergefunden. 

Kommt ihr nicht bald 

Werden die Ffisse ans kalt* 

Kommt ihr nicht geschwinde 

Werden die Füsse uns schwellen (vor Kälte) 

Kommt ihr nicht gleich — 

Gehen w auf die Schleich (Eisbahn) 

Kommt ihr nicht gewiss, 

Gibt es eine Decke von Schnee. 
Alles dieses findet statt wenn ßalder d. h. die 
Frühlings- oder Sommersonne nicht erscheint. Damit 
)R^re Torlanfig eiM Leesart des Gedichtes klar ge- 
stellt. Wie bereits bemerkt ist das Gedicht eine Um- 
arbeitung, welche sich nach und nach vollzog. Doch 
ist noch genug übrig geblieben um den Urtext wieder 
heriastelien. 

Es liegt in dem Gedicht ein Doppelsinn verborgen, 



ist Nana d. i. Ueberfluss. Auf diese wird in dem 
Gedicht angespielt in Betreff der r^ahrung, wie weiter 
unten zu ersehen. 

^) Engl, blessing Seeon ; to bloss segnen ; über- 
haupt war blasen und seinen im Laut eins; slaw. 
blazeni — segnen. Man sieht noch auf alten Ge- 
mälden «segnende Worte aus dem Munde eines Hei- 
ligen als Ausströmung gemalt.» 

5 



Digitized by Google 



98 



den man durch die «Wendung» *) wieder finden 
kann. Die erste Strophe haben ^vir bereits in der 
ursprÜDglidien Fassung (Alliteration) wiedergegeben. 
Es folgt nan (cGebt uns Speck and Erbsen.» 

Setzt man für Speck das Wort Fett^ nnd für 
Erbsen = Linsen, so erhält man im Angelsächsischen 
das Folgende 

Gif US (eis) ^ind an (d) /enten 
Welches dem Gehör nach auch bedeotet: 
«Gib ans linden Lenz») 
Damit hätten wir den wahren Sinn und die Allite- 
ration zugleich. Es folgt: aLasst die jungen Leute 
leben.» Ein janger Hann hiess einfach lad, welches 
auch Sprosse bedeutet. Der Sats lautet im Angels. : 

/aetet /äden geongan Zybbao! 
welches auch bedeutet : 

Lasst die jungen Sprossen leben. 
Der folgende Sats : Lasst die alten Leute sterben, 
hat auf den Winter Bezug. Der Winter, vötr (altnord) 
deckt sich mit lat. veteres, die Alten. Indessen ist 
im Liede eine andere Umschreibung gebraucht. 
Xaetet styrfan feod ^) gammol 1 
Dieses bedeutet: Lasst die alten Leute sterben 



«Wendung» heisst in der Skaldenspracdie ein 
gleichwerthiges Wort an Stelle eines andern setzen 
z. B. Hut für Helm, — Brök für Bach - u. s. w 

Fett hiess angds. lind auch gelind. Es ist in 
unserer Sprache erhalten in lanneblut die Fett- 
schmelzej dieses lau ist umgelautet aus lind wie 
wir für hnde, lann sagen. Man s%gt auch Lenneblut. 

^) Angels. lencten und lenten = Lenz und Linsen. 

*) Angels. laeden sprossen, hervorschiessen. Da- 
her lad Sprosse, Jüngling. Ich nehme laedan sl\s 
Mehrzahl an. 

leod bedeutet Volk, Leute und Eis (lod, load, 

lad). 



L.iyu,^uu uy Google 



99 



und («Lasst das alte Eis sterben.» Auch hier ist 
die Alliteration hergestellt. Es folgt «Ein PfuDÜ und 
zwei Pfoud.tt Diese Worte geben keiueo Sinn; aber 
setzt mau es zosammeDgezogeD in «drei Pfund,» so 
erhält man othry ponde», 
welches auch den Sinn gibt von : 

a Wachse, trage 1» ^) 

Es folgt nun «Das andere Jahr werdet ihr gesund. 
Dieses lautet angelsächs. 

An other ^ear neriu ^ifet. 
welches aber auch bedeutet: Im andern Jahr gibt 
es Nahrung I 

Die folgenden Verse haben keinen Doppelsinn 
mehr, aber sie lassen sich gemächlich in die alte 
Form (Alliteration) zurück versetzen. Auch hier 
sind Wendungen bedingt. 

Wir lassen nun das Urgedicht mit der Ueb^ 
Satzung des verborgenen Sinnes hier folgen, die 
Alliteration ist mit fetter Schrift hervoi^gehoben : 
Yveriu -ßaldaegs i^lessiul 
Gif US (eis) ^ind an tonten I 
laetat taedan geongan ^ybbanl 
toetet styrfein leod gammoll 

Try, ponde I 
An other year neriu ^ifet I 
Cymest not cafe, 
/Mh 08 (eis) /Hosan, 
Cjrmest not cwic ; 
Ten US (eis) ^hindan. 
Cymest not /ike, we gon s/ikel 
Ojfmeai not «ecre, getest thecen of «niew (snaws! ^ 

V trS-haft ist im Niederdeutschen mit Wachs- 
tbom behalten ; pond ist Ertrag im Niederdeutschen. 

Neriu bedeutet «Genesung , Gesundheit und 
Nahrung I» hierauf gründet sich das Wortspiel. 

Bei der Zurückleituog konnte hreiUch nicht 



Digitized by Google 



100 



Ueber Euch Balders (Sonnengottes) Segen I 
Gib uns linden I^enz: 
Lasse die joDgeo Sprossen leben 1 
Lasse sterben das alte Eis (Winter) I 

Gedeihe ! trage ! 
Das andere Jahr gebe Nahrung 1 
Kommst Du nicht schnell» 
Die Fasse nns irleren I 
Kommst Da ntdii bald» 
Die Zehen uns schwellen; 
Kommst Du nicht gleich, 
Geben wir zur Eisbahn i 
Kommst Do nicht gewiss,. 
Gibt es noch eine Schneedecket 

Gelang es hier die Allüei^ation zum Vorschein 
zu bringen und den Sinn des Gedichtes annähernd 
wieder hersosteUen, so ist es in einem andern Gedicht 
leichter noch Ueberreste derselben nachsnweisen» 
wie z.. B. Afini, Mini, mö^ 
Gas, Gas, g6\ 

Welches einfach bedeutet: 

Glühe (werde wann) Hebe Erde» 
Unfrnchtbarkeit gehel 

Ferner ist Born, Lora Biren (beiren) — Born läuten 
und zum Sterben läuten. 

Die Glocken läuten zum Grund ein. Der Ploralis 
von Glocken ^) ist Kjmen was auch «Sprossen'} 
bedeatet. 

genan anf das AngelsächsischeEarückgegriffen werden, 
wie es ans engusclie Qaellen Oberliefert haben« son- 
dern es masste die fremde Einwirkang berücksich- 
tigt werden. — So ist auch zo berücksichtigen» 
dass einmal in der 2. Person der Einzahl, dann 
in der 2. Person der Mehrzahl gesprochen wird — 
was aber dem Ganzen keinen Abbruch (hat. Bakier 
wird allein angerafen. 

V Kyme (Chyme) die Glocke; davon Kymbel- 



Digitizca b 



Dass die Glocken in SyreD läateD ist daoD be- 
greiflich, wenn nian weiss, dass Syren = sterben 
ist and Sjr s Freia die Mutter Holle oder Todes- 

gÖtÜD. 

Der Peter voo der Loden ist aber da Lod » Eü 
Ist und Peter noch Erzeuger ^ ^) Der Erzeuger vom 
EU nnd das ist freilich nur der Winter nnd wird 
dieser begraben. Nun geht auch die Mühle wieder, 
die Vöglein stehen auf und singen, die Hecken wer- 
den wieder grün. Da das Lied allgemein bekannt 
ist, so unterlasse Ich es« dasselbe hier anznlühren» 
da es überdies später besonders besprochen soll 
werden. 

Wir sehen an dem Vorhergehenden, wie zähe 
onser kleiner Stamm seine Ueberlieferungen fest- 
hält, wenn auch oft verdunkelt durch verloren 
gegangenes Verständniss, so ist doch das Ueber- 
lieferte immerhin ein dankeswerther Beitrag für die 
Kenniniss des religiösen Lebens unserer Vorväter. 

Obiges war bereits niedergeschrieben als der 

Schreiber bemerkte, dass eine Lücke in der Erklä- 
rung sich befand. Es ist hier die Frage zu stellen. 
Warum singen die Kinder die Nachbarn an ? 
Der Nachbar hiess in der alten Sprache und heute 



Glöcklein; Chimmer engl. Glockenspieler, to chime- 
Glocken spielen oder niederd beiern, d i. biren, 
also bim bom biren ist mit der Glocke bim bom 
erzeugen» schwed. Kymia. 

Das Wort lod, led lad = Eis ist den slawi- 
schen Sprachen eigen. Es scheint aber nicht nur 
den Germanen, sondern auch den Griechen bekannt 

fewesen zu sein. Dass es in unserer Heimath be- 
annt war, rührt vonWilzen (Welitabi) her, welche 
mit unsern Voreltern hier einwanderten. 



L.iyu,^uu uy Google 



. • • • ' . . . 

• • • . . , 
• • • • • •« * * "■ 

noch 8chwed. oder däoisch Nabo. Dieses Wort 
bedeatet aoch «Himmel.» 0 Also symbolisch wird - 

der Himmel angerufen. Diese Nachbarn ((gebean den 
Kindern, (d. h. den jungen Sprossen). Woraus sich 
die Symbolik der Spendung ergibt «Der Himmel 
gibt Sprossen«, d. h das Erwachen des Frühlings. 

die Nachbarn nichts^ dann bfeM es 
Winter ! 

Ki^verlenk komm! 
9omm§fweiHlBt komm! 

Der Maikäfer hiess bei den Niederländern Ruiter 
and Ruitink« aber nicht vom reiten, sondern von 
seinen Rauten, welche er, schwarz und weiss, auf 
dem Bauehe hat. Die Niedersachsen nennen ihn 
Seber. Hier zu Lande heisst er Kiöverlenk und 
dieses Wort bedeutet auch ((Wendling» (to ceeve 
beugen, wenden), er bringt die Frühlingswende. 
Ans diesem Grunde wurde er und wird noch ange- 
sungen und diese Ueder sind oft sehr alte. Aber 
es gibt auch neue und sinnlose darunter. Eins dieser 
Lieder ist zwar auch nicht gera^le gedankenvoll, 
aber es birgt dennoch recht hübsche Räthselspiele. 
Es ist aber ein hochdeutscher Binfluss in dem Ge- 
dicht nicht zu verkennen. Es lautet: 

Kie verlenk komm 

Schlo deng tromm 

Far mer dat Mötchen am gaard herom; 



Nabo Himmel ist eigentlich wie Lod Eis 
slawisch und scheint durch die Wilzen ebenfalls be- 
kannt geworden zu sein; aber es ist allen arischen 
Sprachen früher bekannt gewesen. Dieses ist zu 
schliessen aus sanskrit Naoas =5 Himmel, polo., 
niebo, russ. und bölim. nebo. 

^) Also ist es im Interesse Aller, dass die Kinder 
ihre Gaben erhalten. 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



10» 



Flieg (fle) o flieg» manike 
Drei Jungfernblat 

In ihrem stüt. 
Der Leser wird denken, wie kann ein Maikäfer 
die Trommei schlagen? Er braucht sie auch nicht 
za schlageD; die Trommel biess auch sumer und 
das bedeutet auch Sommer. Wir müssen also obige 
zwei ersten Strophen demgemiiss umändern und in 
die alte Mundart zurückversetzen. 



Dieses heisst nun, da es doppelsinnig ist : «Mai- 
käfer komme her, wende deinen Sommer. Da das 
Wort ceverlinc, wie bereits oben erwähnt, der 
Wendling oder Wender bedeutet, so nahm man an, 
dass er im Stande war, die Sommerwende sn be- 
wirken, wobei ich noch bemerke, dass die Alten 
bloss in Sommer und Winter unterschieden.^) 

Caeverlinc, ceverlinc von ceven (tho ceeve) 
drelien, beugen. Ein altdeutsches Wort für Käfer 
ist wibel und hat dieses die gleiche Bedeutung, da 
wibelen rundwenden ist. Die gothische Sprache 
hatte wipjan winden und wipja Kranz. Die Eng- 
länder nennen den Maikäfer stalbug, aber bug ist 
auch eine Wanze. Das Wort bug bedeutet doch nur 
Wendung, da es von biegen herrührt; lolglich sind 
alle obigen Namen gleich werthig. 

Sumer, summer und sumber ist eine Handtrom- 
mel, sumer und summer bedeuten auch Sommer 
und zwar das letztere in unserer Mundart. 

Slo bedeutet schlage! aber auch wende! Eng- 
lisch ist heute noch slue umwenden und sley winden ; 
sleave haspeln; tla slo = schlage! bedeutet, so ist 
slag, schlag auch wende ; wir sagen aber jetzt um- 



deutung vergessen haben. 

Das Wort wet bedeutet Hädchen; am Nieder- 
rbein jetzt weit, in der Mehrzahl weiter, spinan und 
spenan »spinnen, und aufhören machen, davon ver- 
spennen, entwöhnen u. s. w. 



Ceverlinc cum her 
Slo thine sumer 



schlag, weil wir das primitive 




Digitizca by Cjcjü^Ic 



104 



IQ beideo Siropheo ist darch die Wendong Reim 
und Alliteration hergestellt. 

Die folgende Strophe ist in Mischsprache gehalten. 
Far raat dat Metchen im Garten heromm ! 

Wir wollen die Wendang and die Strophe wieder- 
geben, wie sie war und müssen wir fQr Garten feld 
setsen nnd für HSdchen iroken oder frokin, so ist 
die Lesung: 

Bifar mit froken in feld. 
und auch die Alliteration wieder hergestellt. Jetzt 
ist der Sinn ein anderer geworden and lautet : 
Fahre mit Samenkeime in das Feld I^) 
Das kann freilich nur der Kieverleuk, denn er 
ist ja der Sommerwender und die Sommerwende 
bringt die Samenkeimung. 

Die folgende Strophe ist halb hochdeutsch und 
lautet 

fliege, 0 fliege, Maneket 
Diese Worte bekommen erst ihren rechten Sinn, 
wenn wir sie dem angelsächsischen d. h. unserer 
Mundart anpassen, wobei das Wort Maneke d. h. Männ- 
chen, also ein Zwerg, umgesetzt werden muss io 
frost d. i. Zwerg. Wir erhalten nun das Folgeade • 

fle, 0 fle, frost 
was auch «fliehe, o fliehe, Frost» (Kälte bedeutet). 

Bifaran bedeutet im Angelsächsischen «herum- 
fahren», froken ist Frauchen, Fräulein. Aber ge- 
trennt ist fro, frö, frse in den nordischen Sprachen 
Samen und cen ist Sprosse; kinan = keimen inaltd. 
chinan spriessen angels. cennan erzeugen. Daher 
cen oder ein der Sprosse, Keim, fro-cin oder froken 
folglich Samen keim und Fräulein. 

frost, eis, kili (Frost, Eis, Kälte) bedeutet 
aiieh Zwerg frosti und Kili in der Edda, doch 
kommen sie auch in unseren Sagen vor, weiche an 
anderm Ort behandelt sind. 

fleen ist in unserer Mundart fliegen und ü^n im 
Angelsächsischen fliehen. 



Digitized by Google 



* 

Hier ist wie bei den audereo Strophen die Allite- 
ration wieder hergestellt. 

Die folgenden Strophen sind ganz hochdeutsch 
und geben sogar keinen Sinn: 

Drei Jungfernblut 
In ihrem Stüt. 
Nor sint ist niederdeutsch ond bedeutet Gefolge, 
Aubug. Das erstere ins Angelsächsische übersetzt, 
lautet : 

Thry, truken, tror 
Dem Laute nach ist die Bedeutung wie folgt 
Wachse, wachse Keim üppig. 
Auch hier ist die Alliteration ausschlaggebend. 0 
Der Schluss «in ihrem stut» ist zuerst wieder 
in's Niederdeutsche zurück zu versetzen. Es ist 
stüd ein Strauch (stände) und dieser hiess auch 
h^ter; wir erhalten nun : 

in hirem hteter. 
Dieses hirem steht für herem erhabenen, da 
dieses Wort in unserer Mundart hierem gelautet 
hat. in hatte im Angelsächs. auch die Bedeutung 
von «zuo. Also lautet die Uebersetzung : 
zu erhabenem Strauch oder 
zu hehrem Strauch. 



^) thry ist angels. drei; da aber trühaft auch mit 
Wachsthum behaftet bedeutet und triien-wachsen, 
so steht dieses für try (trü) richtig; altnordisch ist 
tro-ask wachsen. Ferner ist tru und trui eine Frau 
auch Mädchen, tru-ken also Fräulein und steht für 
Jungfer, üebrigens gab es noch andere Namen wie 
z. B. Ihiu, thiwa, thy für Mädchen, Jungfrau, welche 
in die Alliteration gepasst hätten, truken bedeutet 
wachse KeimI und Fräulein, wie frokin Alle Worte, 
welche Mädchen bedeuten, haben auch den Sinn 
«Sprosse». Für Blut ist tror gesetzt, angelsächs. 
dreor altnord. dreyri. Nur das erstere ist doppel- 
sinnig, da es mit trärisch, trörisch, üppich mund- 
artlich übereinstimmt 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



106 



Aoch hier ist die Alliteration wieder hergestellt 
Jetzt könneD wir den heraasgeftandenen Text mit 

Uebersetzung hier folgen lassen. 

Cseverling cnmberl 
Slo thine somer I 
Bifar mid frooen in feld 
Fle, 0 fle frost, 
Thry truken tror 
In hirem hester. 
Maikäfer (Wender) komme herl 
Wende Heinen Sommer! 
Fahre mit Samenkeim in s Feld 
Fliehe, o fliehe Frost, 
Wachse, wachse Keim üppig 
Zu hehrem Straoch. - 
Ein Jeder, welcher aufmerksam die ganze Um- 
wandlung, des an sich unzasammenhängenden Ge- 
dichtes verfolgt hat, wird davon überzeugt sein, 
dass durch Rathen hier gar nichts zu eriangen war. 
Bei einer Trommel wird keine Menschenseele an den 
Sommer denken, noch weniger bei einem «Männchen» 
an Frost. Nur auf dem Wege zäher andauernder 
Forschung war es möglich, hinter die Geheimnisse 
der Skalden zu kommen und wir nehmen hiermit 
die Ehre der Entdeckung für unser Land in An- 
spruch, damit andere nicht das Gegentheil behaupten. 

Dass bei den Angeln der Maikäfer als Frühlings- 
bote besonders verehrt wurde kann bezeugt werden 
durch das Folgende. In Schleswig (dort wohnt noch 
beute ein Rest der Angeln) wurde der Maikäfer 
durch Spinnmädchen auf Zweigen feierlichst eingeholt 
und bestand der Gebrauch noch zwischen 163) und 
I6i0* Da der Zweig auch Hai heisst und Käfer der 
Wender, so ist die Symbolik des Zweiges mit üMai- 
wendero zu deuten. Ein Mädchen hiess auch wet 
und die Mehrzahl war weter. Spinnweter sind 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



107 



Spinnmädchen, aberdaspin auch Aufhören bedeutet 
und weter der Winter, so sind die Mädchen sym- 
bolisch das ((Aufliöreo des Winters.» Wir ündeo im 
fernen Norden bei den alten Stammesgenossen also 
genaa dieselben symbolischen Gebräache, woraus 
hervorgeht, dass dieselben über lUOO Jahre zurück- 
reichen. 

Des Winters Tod« 

Unter den Sprachdenkmälern unseres Landes aus 
vorchristlicher Zeit nimmt das hier folgende Gedicht 
eine der ersten Stellen ein. Es lautet: 

Mini Mini mö 
Gas, gas, gö 

Strock deng siwen hi^rner aus 
Hei kernt de Bock 
D6n hidft dech op 

A let dech op een Deschelchen 

k schneit dech zu siwen Fescheicher. 

Die beiden ersten Strophen sind ganz alUterirt 
und in der alten Forin bis in unsere Zeit erhalten, 
eine seltene Erscheinung, die nur bei der Abge-* 
80hk)ssenheit unseres Landes möglich war. Da aber 
die Worte für das Volk ganz unverstandlich geworden 
sind, konnte es auch nicht ausbleiben, dass sich 
einige kleine Fehler einschlichen und müssen wir 
diese erst beseitigen Es ist nämlich zu schreiben : 

Minne, minne mö 
Gas, gas, go. 

Es ist minne der Imperativ von minnen ss lieben 
und da lieben auch erglühen, erwärmen ist, so 

sind beide Sinne zu gebrauchen. Es wurde, da mö 
die Erde i)pdeutet, die Strophe lauten : 

ErgiQhe (werde warm) liebe Erde, 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



108 



Wanim hervorgeht, dass wir es mit einem Hai- 
der oder Sommeranrufungsliede zu thun habea.O 

Das Wort gas bedeutet Unfruchtbarkeit, aber 
aueh To l und der Winter hiess der Tod.'-) Winter 
und Tod austreiben war bei Slawen und Germanen 
ein und dasselbe. Gö ist Imperativ von gehen im 
Angelsächsischen. Es lautet also die Uebersetzung : 
Unfruchtbarkeit oder Tod gehe ! 

Die folgende Strophe steht im Verband mit den 
vorigen und lantet : 

Streck deng siwen hi^rner heraus 

Hier muss, wie wir bereits bei dem andern 
Sommeriiede erklärt haben, von der Wendung Ge- 
brauch gemacht werden. Für Hörner muss man 
Spitzen setzen. Es s«nd damit die jungen Prühlin^* 
keime genrieint. Ferner ist siwen nicht etwa die 
Zahl ((sieben», sondern «vergangen» und schlafen. 
Es sollen also die durch den Winter vertriebenen 
oder abgestorbenen Keime wieder hervorkommen. 
In der früheren Sprache war die Fassung der 
Strophe etwa wie folgt: 

A^trecce thine seien «pitte') 

') mo die Erde, noch im schwedischen vorhanden 
als Staub- und Heideland. Auch bedeutet das Wort 
Jungfrau, daher ajungträuliche Erde». 

Das Wort gas tod ist angelsächsisch (jas-tod 
angels. «?as). Davon sind die adjectivformen geäsne, 
gaesne, g^sne welche unfruchtbar, bedürftig, baar 
j^leer) und arm bedeuten. Das luxemburgische ges d. 
i. eine Brodschnitte ohne Butter und allein mit Salz 
bestreut hat davon seinen Namen. Es ist nöthie in 
unserer raschlebenden Zeit daför zu sorgen dass 
solche Worte nicht aussterl)en. 

') Das Zahlwort dsieben» kommt in den germa- 
nischen Sprachen in den Formen: sibun, seven siö, 
syfon, seoion, sefen, sewen, siwen u. s. w. vor. Dazu 
vergleiche man to sew ablassen (aufiiören) to sewer 
trennen, scheiden ; m. h. d. sewen zerstören (sehen, 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



109 



womit anch zugleich die Alliteration hergestellt ist. 

Die nuD folgenden Strophen sind in ihrer Passung 
geradezu unversUindlich, weil sie übertragen wurden 
und dadurch ihr Doppelsinn verloren ging. 

Hei kernt de Bock, dön hMi dech op 
lautet in angelsächs. Handart: 

^er cymet /ieven, /leavet thec ') 

riun ist ein Sinn daraus zu errathen: 
Hier kommt der Himmel, hebet dich, 
d. h. der Himmel treibt die Keime hervor. Auch 
hier tritt wieder die Alliteration hervor. 

Die folgenden Strophen sind dazu geeignet dem 
Versuche einer Lösung zu widerstehen. Indessen 
glauben wir doch, dass wir den Sinn und auch die 
Alliteration wiederfinden können. Zuerst aber müs- 
sen die Verkleinerungen, wie Deschelchen und 
Feschelcher verschwinden ; sie haben viel zur Ver- 
dunkelung beigetragen. Auch muss das Wort l^t (legt) 
vertauscht werden, um die AUiteratur zu bekommen. 
Nun erhalten wir 

AD(d) rlM thec desce up ^) 

Jetzt ist es möglich einen passenden Sinn her- 
auszulesen, da desce up oder updesce die Aufhäu- 
fung oder die Mehrung bedeutet. 

Ond thut (macht) dich wachsen t 
Also die gesprossenen Keime mehren sich. 

sewen, siben, siwen-baum d. i. Weggangsbaum). 
Ferner Siwa der Gott der Zerstörung, schwed. sefa 
beruhigen, sehen, sueben, schlafen; dann sovne ein- 
schläfern, woraus sich der angeführte Doppeisinn 
ergibt. Auch im slawischen ist sipali einschläfern 
und seberu abnehmen. 

haefr, haefen, hefen selbst hepen Ziege, Bock; 
haeven, heven, heben, heofon, hiofon, hefon Himmel. 

Das englische to desc bedeutet aufhäufen, deckt 
sich also mit desc unserra desch (Tisch) . Dieangels. 
Form fUr to desk muss descan gelautet haben. 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



110 



Der Schluss des Gedichtes: A schneit dech zu 

siweii fesch ') ist schon gemächlicher, da ein fisch 
ein Spähnlein, Spreisel, Splioter auch bedeutet. Nie- 
derdeutsch Spriet, sprietÜDg, was aber auch Sprosse 
bedeutet. Schneideu ist mit scoten ^ theilen zu 
geben oder auch ginnan und beide bedeuten auch 
schiessen = germinare. Es Avünle nun der Schluss 
durch diese Wendung folgendermassen lauten: 
aD(d) ^tedh thec to «eafon «prieten (oder spryteu.), 
welches übersetzt bedeutet: 
Und schiesst dir dazu noch schlafende Sprossen. 

Das nun hergestellte Gedicht lautet mit der lieber- 
setzuDg wie folgt : 

Ifinoe, minne möl 

(öas gras go) 

ÄÄtrecce thine ^eofon ^pltte 

Bev cymet /leven, Äeavet thec 

Aii(d) ded thec up desce 

AD(d) «cotedh thec to «eofon ^pryten.*) 



*) Das Wort fisch, Schnitzel, Splitter, Spreissel 
ist in Süddeutschland noch heute gebräuchlich z. B. 
Apfelfisch sind in kleine längliche Stücke geschnit- 
tene Aepfel. Das lateinische fissilis und fissio, gespalten 
und das Spalten sind aus demselben Stamm. 

Das scbiessen ist besser mit Sprösslinge trei* 
ben zu übersetzen. Die letzte Zeile ist deshalb man- 
gelhaft weil seofon oder sewen kein Participium ist 
und nur einfach schlafen bedeutet es müsste also 
csewendo sein Ich vermuthe dass der Urtext 
zehn hatte «seofenten» oder «scofentyn» so wäre diese 
Form gefunden und etwa dem laute nach zu über- 
setzen. «Und treibt dir noch dasu die schlafenden 
Sprossen.» 

Das angelsächsische and = und» ist in unserer 
Mundart längst in a und an übergegangen« da es 
bekanntlich eine Eigenthümlichkeit unserer Mundart 
ist d vor n abzuwenen, wie z. B. lind wird lann ; 
Kinder zu Kanner ; lende zu lenn ; Kunde zu Konn ; 



L.iyu,^uu uy Google 



III 



Werde wann liebe Erdel 

(Tod, Tod (Winter) gehe!) 

Strecke deine schlafende Keime heraus 

Hier kommt der Himmel, hebet dich 

Und macht dich anwachsen 

Und schiesst dir daza schlafende Sprossen. 

Es liegt mir lern behaupten zu wollen, dass die 
olHge Zoräckfährnng in dem Urtext buchstäblich zu 
nehmen sei; es fehlen dazn leider bis jetzt noch 
viele Materialien und ausserdem fand eine Ver- 
schmelzung nicht allein zweier germanischen Mund- 
arten statt, sondern eine dritte, die wilzische Sprache, 
hat ihren Einfloss schon vor der Sachseneinwande- 
rang geltend gemacht, denn Wilzen (Welitabi) fochten 
mit unsern Vorvätern Arm an Arm gemeinschaftlich 
gegen Karl den Grossen und wohnten auch neben- 
einander. 

Es ist aus obigen Versen zu ersehen, dass der 
Anfang, wie bereits erwähnt, die Alliteration be- 
wahrt hat; es musste also bei der Umsetzung die- 
selbe Ersdieinung zu Tage treten und jede Strophe 
zeigt auch ihre drei betreffenden Buchstaben. Mit 
Hülfe der Alliteration war es auch möglich, den 
gewünschten Sinn zurückzuerlialten« indessen war 
es nicht möglich die Satzconstruktion wegen oben- 
blind zu blann u s w. Das fehlende d haben wir 
des Verständniss halber eingeschaltet. 

Noch eine Bemerkung über das Wort minnen- 
lieben. Die Angeln gebrauchten dieses Wort kaum, sie 
hatten dafür das Wort lufian. Es scheint also der 
erstere eine hochdeutsche Einwirkung zu sein. Die 
hochdeutsche Spraclie hat lieben Es ist nun eigen- 
artig dass der Luxemburger das Wort lieben nicht 
gerne gebraucht er drückt sich bei Liebeserklärungen 
Beber durch Umschreibung aus wie z. ß. Ech hun 
doch gier ieft Kand u. s. w. 



L.iyu,^uu uy Google 



112 



genannten Ursachen genau herzustellen . Wie dem 
auch sei, die Hauptsache, den Sinn des alten Liedes 
20 entrathselD, ist ohne Zweifel erreicht und damit 
auch der Zweck des Terüissers. 



IV. 



Thor oder Thor (Donar) 

als Nalionalgott der Angeln in Luxemburg. 

Jenes mystische Wort Oesliog, welches wir schon 
in seinen verschiedenen Bedeutungen erklärt haben, 
birgt aber eine Bedeutung, welche alle Uebrigen in 

sich schliesst. Es ist die Entstehung und der lUm- 
mel. Os bedeutet Gott und Thorr hiess in der nor- 
dischen Mythologie vorzugsweise vor andern Göttern 
der Ase das ist unser Os. Da dies Wort auch Schöpfer 
und Entstehung, Beginn (Osten = Aufgang) bedeutet 
und zugleich Hirn in el (Asaheim, Osheim = Himmel) 
und ling ein Kreis ist so ist Oesling der Himmel- 
kreis. Wü* wissen bereits aus dem Vorhergehenden, 
dass unsere Gaunamen dem Schöpfer geweiht waren. 
Nach der nordischen Mythologie war Thor der Gott 
der Saaten und hatte auch seinen Antheil am Todten- 
reich, mit andern Worten er war Entstehung, Meh- 
rung und Vernichtung. Diese £rkenntoiss lehrt uns 
den Verband Thors mit den Nomen begreifen, welche 
den gemeinsamen Namen Urdhsysters und Wyrdsys- 
ters trugen und welche der Entstehung, Mehrung 
und dem Tode vorstanden. Es war also Thür der 
Inbogrifi oder die Einheit dieser 3 Schwestern, man 
dachte sich jede als aüein handelnd. Wenn nun der 
Oesling ganz dem Thür geweiht war, so musste 
auch den Nornen dort ein Ort geheiligt sein und 
dieser Ort war aülflingen» der auch «Trois vierges» 



L.iyu,^uu uy Google 



lU 



heisst. Ulf ist ein Gewölbe und ling ein Kreis folg- 
lich bedeatet Ulfling = Oesliog und Thar. — Es ist 
bei Laxembarg ein Tbal welches Petrus heisst. 

Dieser Name ist aber nicht der ursprüngliche. Es 
hiess io heidnischer Zeit das Thurthal und dieses 
können wir» ohne die geringste Qaeilenangabe za 
besitzen dennoch behaupten, eben desshalb, weil der 
Himmelspförter Petrus überall an Stelle Thürs trat. 
Die drei Nornen sind noch vorhanden, sie haben 
ebenfalls christliche Namen heut zu Tage. (Spes, 
Fides, Charitas). Eine Bedeutung des Namens Vi-and 
ist ebenfalls «Himmel» da beide Worte die Rundung 
ausdrücken, folglich Thür hier wieder erscheint und 
die drei Jungfrauen hatten dort ihren Hain^). 

Betrefiis Uren (Oaren), dessen alte Schreibweise 
«Uran» war, brauche ich bloss auf Uranus zu ver- 
weisen und St. Peter wurde dort der Ersatz des 
Gottes Thür, welcher seinen Platz der Peterskirche 
einräumen musste. Da uran auch aufschliessen be- 
deutet von Ur, der SchlttsseP), so ist das Wort Uran 
in einem Wort «den Himmel schliessen oder auf- 
schliessen». Man sieht an diesem Beispiel, wie auch 
der Symbolismus sich im Christenthum gestaltet. 

Berge und Gaue dem Thor oder Thür ge weihet 
sind ebenso oft nachzuweisen, wie Wälder dem Wodan, 
welcher Letztere auch bei uns seine Spuren hinter- 
lassen hat. In unserer Nähe liegt der Wyrthenberg 
(dieses ist die richtige Schreibweise^) der durchaus 

0 Namen Thorrs im altnordischen sind we-orr 
und we-thorr daher we-and (wi-and). Der Wölbende = 
Himmel (Thor). 

') Ein Urmacher im Mittelalter war ein Schlösser 

(s. beir. Lex. von Schmeller). 

^) Die luxemburger Mundart wirft r vor t ge wohn- 
lich aus. Man vergleiche hierüber die oMuiidart») 
weiter unten. Vuf dem Wirtenborg stand Irüher eine 
MarieukapeLIe au Steile der Freia (Syr). 



Digitizca b 



115 



nicht mit FrannMen and Würtemberg^r io Verbin- 

duDg darf gebracht werden, wie dieses geschehen. 
Wyrdh ist dasselbe wie Urdb, der Gesammtnamefür 
Norne, 

Beim Mettinggau, Wawergau haben wir schon 
des Verbandes Thors und der Noroen gedacht. 
Denkt man sich die weibliche Dreiheit in einer Per-* 

son vereinigt so ist dieses Freia, Frau Holla oder 
Berchta (angels. Brehta). Freia oder Frau Holle hiess 
auch Syr. Nun trifft auf die Nornen des PetricsihBi^ 
Frau Holle in ihrem Beich Hollarich. Für den Wyrthen- 
berg ist unten am Fosse die Syr ihr zubenannt. In Yian* 
den aber lebt im Porbretchen Bertha im Munde des 
Volkes fort. Ulflingen (Ulflingen ist dasselbe) hat in 
der Mähe seinen Hildeknapp, der genau der Frau Holle 
entspricht; in Hildesh^ hatten die Sachsen einen 
ihr geheiligten Ort; an ihre Stelle kam «Maria im 
Schnee». Es war also auch Hilde im Schnee des Oes- 
ling^). Der Hildeknap bat ausserdem Holdingen oder 
Huldingen in der Nähe und Besslingen schliesst die 
Bedeutung von Thür in sich, da schon Bossel eine 
Kugel ist und dort leben die 3 Nomen ebenfalls im 
Munde des Volkes fort. Auch das Dorf Urthen (Ourthen) 
bei den Quellen dieses Flusses gelegen, hat seine 
Nornenbedeutnng und auch die von Thor. 

^) Auch hier muss ich noch einmal auf meinen 
Kritiker betreffs Hollerich zurückkommen. Er warf 
mir vor, Hollerich hätte früher Hilderebingen geheis- 
sen, von einem gewissen Hikierich. Wir sind in der 
Lage ihm diesen Hilderich sofort abzunehmen, denn 
die volle Form des Namens ist HiMarRichingen d. i. 
das Reich der Hilda« welche genau dieselbe ist, als 
Frau Holle« die Mutter der kleinen verstorbenen 
Kindlein. Es ist dies ein warnendes Bxempel für 
diejenigen unbefugten Kritiker, welche aus Nörgel* 
sucht schreiben, ohne der Sache kundig zu sein ; 
sachkundige Widerlegung kann für uns nur will- 
kommen sein, denn sie dient dem Interesse der 
Wahrheit um die es uns, wie ge^igt, allein zu thuo ist. 



Digitized by Google 



116 



Ferner zwischeo Wilwerwilz and Bnscherfngen. 

Hier ist ein Platz oder Ort welcher Forzel (Pfortsel) 
heisst, also eine Thiire oder Pförtlein. Eine solche 
heisste aach ein Yerschlass, Uran oder lana oder 
Thur^ Thor^ es ist in allen der Himmd oder Thor 
enthalten. Des uralten Wortes Bedeutong (Pfort-sel) 
ist Seelen- Himmelpforte. 

Etwas anders verhält es sich im Süden bei Han- 
chringen, wo aadi die 3 Schwestern ersohemen, denn 
Hanch bedeatet schon Thor and zwar ist dieser 
Name zusammengezogen aus Hunich; es ist aber 
kein Honig gemeint, sondern der ürälternvater, den 
man auch Hunigh^r nennt, es ist allein Hunich, das 
h6r daran ist überflüssig. Man kann das Wort mit 
Urahne übersetzen, was einlach Urftn gesehrieben 
wird, und dieses Wort bedeutet wieder Himmel und 
folglich auch Thor oder Thnr. 

Auch zwischen Wasserbiliig und Mertert erschei- 
nen die 3 Jnngfraaen, Hier am Meilenstein d. i. 
Stundensinle » Ursala d. 1. aach die Todesnome*). In 
der Volkssage von dort (siehe Gredt) fällt der Wanderer 
an der Säule todt nieder 1 Der Leser wird nun den 
Zusammenhang der Nomen mit Thor, die Thätigkeit 
der Natnrkrafte, welche sie aasübten, begriffen haben 
und da sie mit Thor ein und dasselbe waren und 
dieser als Himmel noch ausserdem sichtbar dastand, 
so ist auch in den Liedern, welche von den drei 
Jangfranen noch heute gesangen werden, ohne Mühe 
zu begreifen «wenn sie znm Himmel heraasschaaeno 
da sie als Thor ja selbst der Himmel sind. 

Wie die Mythologie die Sprache wunderbar benutzt 
'hat, ist in dem vorbergehenden gezeigt worden und 
nochmals müssen wir darauf aufmerksam machen, 



^) Noch heute heissen in Italien die Klöster der 
lebendig Begrabenen (Todesgeweihte) Orsoia. 



jjICjlii^CQ by 



117 



dass es unmöglich ist, durch Rathen hier zum Ziel 
zu gelangen, nicht einmal eine Spur wird man erlan- 
gen. Die Art ood Weise, wie die Lösung zu erlangen, 
ist das Ranen od^ SkaklengeheimDisSy so dem Sms 
jettt noch aller Wts scheiterte. Man hat nns mit 
Phantasien, oft übergelehrtem Meinungskram abge- 
speiset alles war erdacht, errathen oh sogar gefälscht. 

Unser Ergebniss aber stellt sich als ein ganz 
harmonisches dar, es war nicht möglich, etwas mehr 
oder etwas weniger zu erlangen ; fest und sicher 
ist der Weg «— die GOttlichl^eit des Wortes, das 
Wortdogma, das heisst die verschiedenen Beden-- 
taugen desselben, sie sind allein ausschlaggebend, 
denn die Sprache selber war heilig, wie das Wort 
und der biblische Spruch : das Wort war bei Gott 
und Gott war das Wort (Evangel. Johannis I v. 1.) galt 
vor einigen tansenden Jahren nnd gilt noch beiden 
Indiern, bei Budhisten, wie bei den Hindu und allen 
Abzweigungen desselben, wie auch der ganze Koran 
der Hohamedaner darauf fussb — 

Wir verlassen hier die Nornen, obgleich wir an- 
nehmen müssen, dass noch verschiedene Orte mit 
denselben im Verband stehen, uns v(»'behaltend, dar- 
auf später ausfohrlich zurückzukommen. - 

Die Hoheven, welche Montjoie am Fasse hat 
Hegen» hat den Kimbrischen Thordienst auch ge- 
pflegt Wir haben iauw in Hnntjauwen als Schnee 

oder Glanz kennen gelernt, doch ist jauwe weiter 
nichts als Jovis der Lateiner d. i. Jupiter, Zeus und 
Himmel und dieser ist identisch mit Thor, was nns 
Saxo Grammaticus schon mittheilt, aber Griomi in 
seiner Mythologie nicht einleuchtete, was wir dem 
grossen Forscher gewiss nicht übel nehmen, ohne 
Schlüssel blieb er aus dem verschlossenen Hause. 
Die Angdn in England schrieben sogar Muntgiof 



(und jiov) Jupitersberg. ^) Es wurden nach der Be- 
nennung Muntjouw alle Schneeberge dem Thor zuge- 
schrieben. — Wie bereits bemerkt ist Hevremont 
der kimbriscb - aDgelsäobsische Hevermant oder 
Tharsberg.^) Aber auch die Rifel gehört dem Tbor 
denn Ef oder Yf ist im kimbrischen der Himmel 
und da al bloss Rundung bedeutet, so ergibt es also 
ein richtiges Wort für Himmel oder Thür* 

Die Ebaronen nannten einen Flass der dem Thors- 
gebirge (Eifel) entspringt, den Himmelsfluss, das Ist 
die heutige Ambl^ve, der kimbriscb Embal-ava hat 
gelautet von em = um, ringsum und bal die Kugel, 
Rundung, also embal s Himmel d. i. Tüor und awa 
ist Pluss. Dasselbe ist mit dem Fiüsschen Nebnlou 
oder Nefölon der Fall denn Nebu ist der Himmel 
und Ion das Wasser, Fiuss. 

Die Prüm (Prym) ist in einer Bedeutung Rundung 
(denn unser praum bedeutet Kugel) und dann ist 
prym (prim) der Antang, der Beginn und der Keim. 
1 ieses Letztere braucht man nur mit ut zu über- 
setzen, denn dieses Wort bedeutet auch ((Entstehung»). 
Prym (prim) bedeutet auch ((eins» das lautet kim- 
risch angels. 4n. Es liegt also in prüm «Uran») Ter* 
borgen und das ist Thür oder Thor. Der Ort PrQm 
aber muss ein sehr heiliger gewesen sein, denn 
man gründete dort eine Abtei und Kaiser Lothar 
liegt dort begraben . 



Bei Aelfred lautet der Name Montjofes ; auch 
ist Muntgiov (jiov) gebräuchlich gewesen ; althochd. 
nach Grimm* Muntjoo* 

Ebenso ist la Reid (Condroe) der Himmel oder 
Thor: altnordisch ist reidh der Donner, auch Wagen, 
wessnalb dem Thor auch ein Wagen mit Böcken 
(hefer-Himmel) zugeschrieben wird. Hierzu kommt 
noch dass bei den Lappen (wohl von den Schweden) 
der Donner aRaide» heisst. 



jjICjlii^CQ by 



iid 



Die Kill ist ein Fluss der nach aller Walirschein- 
lichkeit die Grenze unserer Yoreitorn gegen andere 
Stämme bildete oder doch in der Mälie lag. Jeden* 
falls war aber ein Theil im Besitz kimbro-angel* 
sächsischer Bewohner denn das sagt der Name uns. 
Ab^r was hat die Kill mit Thor zu thun, wird der 
Leser fragen? Nun recht viel, er gibt uns sogar 
Aafklämng liber einen SymboUsmas, wofür alle ger- 
manischen Sprachen nicht mehr im Stande sind, 
nur unsere Mundart ist im Besitze des Schlüssels. 
Kill bedeutet Thor, es ist eine andere Form von Kol 
(cöl) im Stamm Himmel. Im Norden führte aber 
Thorr auch den Namen Tharrkill nnd alle Forscher 
mflhten sich vergebens ab, diesen Namen zu erklä- 
ren. Es bedeutet Thorrkill Himmelskreis aber auch 
die Eiche des Thor und nur in unserm Lande hat 
sieb der Name Kill für eine junge Eiche bewahrt 
und weil Kill eine Eiche und Himmel bedeutet, 
darum war sie dem Thor geheiligt.*) Dieses ist die 
Lösung des Mysteriums. Höchst überraschend ist es, 
dass im phönizischen II die Eiche bedeutet (also 
das primitivum von unserm Kill) nnd zugleich Uns 
Jupiter d. i. Thor war. Also auch Hier Eiche und 
Himmel in vollständiger üebereinstimmung, 

Halmedy und Montmedy sind kimbrische Namen, 
ebenso ist Orval ein Thorshdligthum gewesen und 
dort ist die Abtei gegründet um des Ortes wegen, 
wie es sich als am praktischsten zeigte, die alten 
heiligen Orle zu benutzen. Wir brauchen hiermit 
nicht die lange Reibe zu schliessen, wir können 
noch vieles anführen, doch gedenken das Ganze 
besonders zu bearbeiten. Das hier Besprochene wird 
genügen für ein abgerundetes Bild. 



0 IMe Thors oder Donnereichen sind bekannt. 
St. Bonifacius liess verschiedene fiUlen. 



Digitized by Google 



Von den Thorsgebränohen haben sich lange in 

unserm Lande die Vertragsgebräuche, welche nach 
alter Weise mit Eid und Handschlag bekräftigt wur- 
den erhalten. Sie wurden, weil Thor den Eid per- 
sonificirt danteUte, nnr anter fireiem Himmel ge- 
schw(Nren and anch immer der Himmel als Zeage 
der Wahrheit angerufen, desshalb schwur man auch 
bei seinen Uraneriy also symbolisch bei Thor. ^ 
Dieses bringt von selbst zu dem Schlüsse, dass 
nnser Schwor ein zosammengesetstes Wort ist und 
zwar ans So— or nnd Sn^Uran das .Schwören ist, 
wobei dieses vorgesetzte Su nur die Thätigkeit an- 
zeigt. Uran^schwören. Dieses Wort bedeutet aber 
Entstehung und daraus entstand ein anderer Sym- 
bolismus, nämlich, die alten Israeliten nnd die Araber 
fassten dabei ihre Zeugungs- d. b. Entstehungs- 
oder Mehrungstheile an, sie schwuren bei ihren Ho- 
den. - Wir sehen aus diesem Beispiel, wie uralt 
die Symbolik des Schwäres in Verbindung mit Thor 
ist nnd dem Uranus wurden die Zeugungstheile 
abgeschnitten d. i. aber etwas ganz anderes und 
kann nur der verstehen, welcher den Schlüssel hat. 
Es ist aber hier angeführt um zu zeigen, dass die 
Mythologie sich wirklich des Wortes Dran in der 
angef&brten Bedeutung bedient hat, dass also die 
von uns angeführte Erklärung^ kein Phantasiestück 
ist. ») 

*) Im Norden hiess Thorr Aetli d. i. Urane oder 
Urgrossyater. Stupa ist ein anderer Name des thor, 
er wird von uns noch näher erwähnt bei Aettestupa. 

*) Der Leser möge entschuldigen, wenn der Ver- 
fasser sich oft geharnischt zeigt, um Unberufenen 
keine Gelegenheit zu geben, ihr Licht leuchten zu 
lassen ; dennoch ist das Angeführte hier der Lage 
entsprechend. Saturn ist der Himmel wie Thor; 
aber man schnitt ihm die Zeugungstheile d. i. wran 
ab, d. h. man nahm ihm die Bedeutung Himmel, 
und so bUeb Zelt nnd Entstehung übrig. 



Digitized by Google 



181 



Thop als der Gott der Verträge war aach Gott 
des Rechtes und Gesetzes und der Donnerstag war 
noch lange der eigentliche Diugtag und das Iran- 
zösische Wort tori ist ebenso gennaDisch wie das 
Deatscbe tort, deon es ist aus zwei Worten gebildet 
tor— at. Das erstere bedeutet recht und at bedeutet 
((kein» also «kein Recht)) oder Unrecht. Im hebrä- 
ischen ist tora das Gesetz und unter den Thoren 
(Stadtthoren) wurde das Recht gesproch^, also 
symbolisch war das thor ein Rechtsort. Von dem- 
selben Stamm ist das angelsächsische Trona (Torona) 
die Wage, d. i. Gleicherin, sie war von jeher das 
Symbolder Gerechtigkeit und toron muss also wägen, 
richten, sein und Toran und Taran hiess auch Thor hei 
den Galliern. Wir könnten hier über diesen Gegenstand 
noch vieles hinzufügen, wir bleiben aber in dem 
Rahmen unser Geschichte. 

Die äussere Hülle des Thor in der Mythologie 

war die Bedeutung als Donnerer und Donar der 
Donner, ist sein Name gleichfalls, aber dieses Wort 
hat dieselben Bedeutungen wie Thor oder Thür und 
man glaube ja nicht dass z. B. Terdonnem d* h. 
verurthelleii» ein Sebmwort seil Bs ist ganz richtig 
gebildet. 

Wir kommen zu einer Bedeutung des Wortes 
Thor, die allemein bekannt ist* £in Thor ist ein 
Narr, ein Verdrehter und aus diesem Grunde, ge- 
treu dem Worte und der Deutung nach, gehört 
ihm die Fasnacht und daher die Dausen Ochsen am 
Donnerstage rundgefülirt werden. Doch theilt er die 
Fasnacht mit dem Gotte «Tyro dem der Dienstag 
geheiligt ist und weil dessen Name in der Mytho- 
logie mit ihm so zu sagen rivalisirt. Indessen sind 
aber die Wirliungskreise beider angegeben. Tyr ist 
der Gott des Wachsthums aber auch des Krieges. 
Sein Name, bedeutet auch Schwert und Zeugung 

6 



Digitized by Google 



i2& 



u. s. w. bei unsern Vorfahren war er ebenfalls bekannt 
als Saxneat. 

1d der Fäsnacht wurde früher der «BoUsUli» in 
Laxemburg gefeiert. Bekanntlich ist bnll ein Süer 

und desshalb auch Thor, wie wir bereits Ijeim kim- 
brischen Stier dargelegt haben. Da aber bullern 
noch heute im niedersächsischen «donnern» bedeutet 
so ist «Boli^ selbstverständlich der Donner and das 
ist wiedemm Thor. Wir haben ftmer gezeigt, dass 
Angel ein Stier bedeutet und, wenn heutzutage die 
Leute nicht mehr wissen, warum ein Engländer 
Jan Bull heissty so wissen wir wenigstens, dass 
es eine Uebersetzung von Angel oder Sachs ist und 
wenn die Luxemburger einen Bullenball hatten, so 
können doch die Leute, welche hingehen und zu- 
sammen den Ball darsteilen, doch nur ((Bullen)) d.h. 
von demselben Stamm wie Jon Bull sein, das sind 
aber Angeln oder Engländer. 

Die Geige gehurt dem Thor, denn Gige ist der 
Himmel und der Gigot bei den Dansenochsen galt 
dem Thor. Noch Ist das Sprichwort nicht vergessen : 
«Er sieht den Himmel voller Geigen». Die Geige 
aber ist für uns von Bedeutung, denn in Echternacli 
wurde Thor als Withus mit der Geige veretirt, 
darum heisst der Veit auch in Frankreich Guy, aber 
das muss Gei sein, eine Yericürzung von Glge oder 
Geige; With aber ist der Himmel und das Städtchen 
St. Vith gehörte dem Thor so gut, wie die andern 
genannten Städtchen und wenn die Slawen ihren 
Thor, Pore- With auf Rügen nannten und Swanto- 
With in Böhmen, so hatten sie eben das Wort mit 
uns gemein, denn im altnordischen ist Widh-blainn 
der Himmel. = Bei Withus hat sich nun ein ganz 
anderer Thor-Kultus ausgebildet, welcher das Wort 
With als Dogma für alle seine Deutungen annahm. 
Hier ist die Drsadie der Withs-Prozession sa suchen 



Digitized by 



123 



und werden wir nicht ermangeln, der Sache näher 

zu treten. Als Gige, Gai oder Gui, wie auch Whit 
genannt wird gab er Anlass, den f loss welcher der 
Ur (Our) paraleli läuft, Gai za nennen (die andern 
Bäche haben dieselbe Bedeotnng). So tiillt sich 

Lücke an Lücke nnd die Bedeutung Thors 
als Zeus tritt jetzt vollstäüdig beherrschend 
hervor. 

Withns in Echteniach gibt nns einigetPAnhehliiss . 

über Gebräuche, welche man sich vergebens zu er- 
klären suchte. So wird Veitoder Withus verurtheilt (ver- 
donnert). Er ist selbst der Donner, der Urtheiler. 
Er soll znm Galgen hiaanf steigen, der Galgen hiess 
al)er treo bei nnsem Vorfahren. With ist aber der 
Zweig und treo auch der Baum. Die Bäume mit 
Zweigen versehen! iNicht die Leiter ist gemeint 
sondern deren «Sprossen» er geht ans Sprossen. 
Die Zeit aber wo alles grün wird, ist Pfingsten nnd 
dieses ist das Hauptfest in Echternach! — Seine 
Geige (Gige) führt Withus mit sich, aber Gigen 
(gignere) ist nicht allen geigen, sondern auch Sprossen, 
and diese Art yon Geigen erfüllt das Menschenherz 
mit Lnst und Wonne, die ganze Natar lebt auf, die 
Vögel in Baum und Strauch erheben ihre Gesänge, 
am Himmel glüht die Sommersonne — kurz alles 
athmet Lust und Leben. Wahrlich, die Alten hatten 
ein Herz, ein dankbares Herz für die unsichtbare 
Macht, welche alle diese Wunder hervorbrachte — 
dieses zeigen ihre tief durchdachten und ausg^hrten 
Gebräuche, lür welche die tausende, welche nach 
Echternach gehen, letzt kein Verständniss mehr 
haben I 

Aber Echternach bietet noch mehr als dieses, 
und seine Bedeutung in uralter Zeit muss eine her- 
vorragende gewesen sein und obgleich nur wirre 
Trümmer in oft yerstämmelten Sagen uns zu Tbeil 



Digitized by Google 



124- 



geworden sind, so liisst doch das Ueberlieferte uds 
nicht nur einen Bück in das einstige hehre Gebäude 
tbuD, wir denken den Bau so zu reconstruireo, (kss 
wir OOS das Ganze wieder vorstellen köonen. 

Noch einmal massen wir in ]ene Zeit uns zorack- 
versetzen, in welcher C. J. Caesar unser Land betrat. 
Ich habe bereits erwähnt, dass jene vier Stämme 
Condrusier, Pfiemani, Gaerusi nnd Segni sich Ger* 
, numi bezdtcbneten and dass dieses Wort Mos Bezog 
anf den Glauben hatte und blieb desshalb in der 
Einleitung mit einer Erörterung zurück. Jetzt nach 
dem wir das ganze Gebäude oder Glaubenssystem 
nadigewiesen haben, kommeD wir zu Gennaiii« Ein 
German ist ein Tfujrsmahn^ der Name gehört also 
den Kimbern an. Im wendischen ist Germanie und 
serbisch ebenso der Donner, folglich Thor. Die 
slavischen Sprachen sind Schwestersprachen der 
Germanischen und hatten auch dieselben Wortstämme 
nnd da germinaie auch spriessen bedeutet, so ist 
es auch in dieser Bedeutung dem Thor gleich. 
Die Bedeutung von Himmel ergibt sich von selbst 
da ger SS rund ist und man dasselbe.^) 

Ebenso lassen sieh noch eine Menge andere 
Bedeutungen herausschälen. Doch ist auch hier, 
wie ich vermuthe Tyr mit hineingezogen, der zwar 
mit Thor vieles gemein hat, aber zugleich Gott des 
Krieges war und Ger man auch Schwertoder Spiess- 
mann bedeutet. 

In Bezug auf die Eburonen haben wir bereits 
das nähere mitgetheilt und wissen, dass auch diese 
niorsleute sind. Da Thor also der Urane aller 
kimbriseben Stammen war, so war er auch den 



^) nord. men. angel. mene Halsband (Ring) ; 
gTf manos dasselbe, für ger gergel «Rundung» (Pass- 
rand) ; galrda (gerda) goth. Gfttrtel u. s. w. 



Digitized by 



125 



Jüteyi dasselbe was er den Angeln war. Trotzdem 
DUO die Jüten uns so ferne steheo, ist das eben- 
gesagte« doch tod BedeatuDg für ods, deoD es gab 
in unserer Heimath ein Jüts oder Ttttsgaa und heX 
Thionville liegt Yütz (gegenüber am rechten Mosel- 
ufer.) Da ans kein Ort nachweisbar ist in diesem 
Gau, als nur das eine Yütz, so müssen wir an- 
nehmen, dass dies die einzige Kolonie ist, welche 
dort angelegt wurde, da Theodonis villa von Ale- 
mannen bewohnt und Gregor von Tours diesen 
fränkischen Namen uns überliefert hat, mit dem 
Bemerken^ dass es ein fränkischer sogenannter Kö- 
nigshof war. An diese Königshöfe verschenkte Kart 
der Grosse, grosse Mengen Leibeigener, wie wir das 
noch actenmassig nachzuweisen vermögen. 

Dass aber Jüd, Jöth oder Tuth = Thor war und 
Himmel bedeutet, geht aus Jeudi, Donnerstag, des 

französischen hervor. Aber unser Jüts ist original 
germanisch und bedeutet Himmel, Gewölbe und 
deshalb heisst in unserer Mundart der Bug des 
Schweines der (Jud»'), womit wir denjenigen wohl 
einen Gefallen gethan haben, die gerne den Zusam- 
menhang eines Juden (Jud) mit einem Schwein 
wollen wissen. Lebrigeos waren die Juden nach 
Plutarch Kinder Typhons und dieser war Saturn 
oder Uranus, folglich wussten unsere Abnen, dass 
Jud ebenfalls ein Uranusmann war. — Dem alten 
Plutarch war es auch nur um die Wahrheit zu thun 
und da Hebräer jedenfalls von Heben s Himmel 
her rührt, so stimmt ja die Sache ganz nett und 
wir brauchen uns niebt mehr den Kopf zu zer- 



Bs ist hier nicht der Bug wie beim Pferde 
gemeint, sondern der Gewölbte Theil des Dickflei- 
sches. •— ßam entsprechen hiess das Euter m. nie- 
deri. inter (Wölbung). 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



126 



brechen woher beide Namen staromeD. Sogar ihre 
Heimath Pa]a>stina ist von palas Himmel und daran 
stiess Ccßle^Synen, was eigentlich des Guten zuviel 
ist, da aach Syrien allein Himmeldand bedeatet und 
Syr unsere alte Frau Holle, den Himmel eben mit 
Thor gemeinschaftlich hatte. Thorstätten gab es genug 
im Lande und sind im Laufe der Beschreibung die 
bezüglichen Orte genannt. An einer Steile aber, an 
den WaldbMiger Leien befindet sieb dßt «adiwarse 
Mann» und dieser ist Thor selber, denn Thor beisst 
der Schwarze, wovon unser angels. thuris = Orcus 
herrührt. Das weitere über die Schwarzheit sehe 
man am Schluss über Treviri. Nur Thor durfte in 
Felsen gehauen werden, ebenso Freie und die Nomen, 
alle übrigen waren ausgesehlossen aus mythologischen 
Gründen. Der Name Ettelbrück findet in Thor seine 
Erklärung, denn Aettela war Thor der Alte, welcher 
als Greis den Tod und die Zeit vorstellte, wie Saturn 
genau derselbe ist Nun ist er dw Herrscher der 
Brücken, als Christopherus der Fährleute. Die Brücke 
aber hiess Hei und das ist der Tod und da Ettelbrück 
im Todtenkultus (Zwergsage) eine Hauptrolle spielt, 
so verweise ich zur Bestätigung dahin. Aettel (Ettel 
angels.) bedeutet auch Heimath und Land. Bs ist 
also Ettelbrück das Heimathland der Todten und 
der Name mythologisch gewählt. — Ettelbrück ist 
am reichsten mit Todtensagen bedacht (s. Todten- 
kultus). 

Ein alter Thorsplatz ist Brandenburg^. Unsere 
heutige Sprache gibt für diesen Burgnamen keine 
Erklärung. Brand hiess auch Donner in alter Zeit 
und zugleich bedeutet das Wort auch Kriegsgott. 
Wir sehen schon viele Leser bei dieser Erklärung 
ein ungläubiges Gesicht machen indessen bitten wir 
nur genau unserer Erklärung zu folgen.^ Slavisch 
heisst der Ort Branibor und hrana bedeutet Thor 



Digitized by 



in allen slayischen Sprachen. Das Wort Brand 
findet sieb als 'Donner wieder im Englischen und 

Ijedeutet hier Bonnerkeü, während hran das Brausen, 
Donnern bedeutet. Aber auch im Griecbischen ist 
hronte der Donner nnd brontaein donnern. Ferner 
ist brand nnd brond im Englischen das sSchwerti». 
Thors Sohn hiess Tyr, das Schwert, also genau wie 
Brand = Thor und brand = Schwert. Brandenburg 
bedeutet also des Gottes Thor Grab; dieses war es, 
ehe eine Bnrg im Sinne von Schioss dort stand. 
Grafen nnd Edelgeschlechter nahmen solche alte 
Thornamen über, wie es auch Könige Ihaten. Bran- 
denstein, Branden fels, Brandenburg u. s. w. sind 
solche Namen. Es gab und gibt noch Grafen von 
Donnersmark; Tonerre; Thorsten (Thorsten) o. s. w. 

Brandenburg hat in barg aucli die Bedeutung 
Entstehung, daher Walburga's Nacht die Entstehungs- 
nacht bedentet(Mainacht). In Brandenburg sind alle 
Bedeatnngen des Wortes — Thor enthalten. Sie 
hier zu entwickeln ist nicht nöthig, da die Borg 
uns selber Aufschluss gibt. Wir haben oben gesehen, 
dass Branden oder I^ranenburg dasselbe ist und dass 
Brana das Thor bedeatet. Am Thore der Barg 
Brandenburg ist ein Stein eingefügt, mit eingemeis* 
selten Figuren. Das Thor ist symbolisch zu nehmen 
für Gott Thor (Brana); der Stein enthält eine Dar- 
stellung des 2'/ior-stiers» dem ein Mann eine Frucht 
reicht. Dem Thor wurden die Erstlinge aller Ge- 
wächse geopfert, da er hier dasselbe ist wie Satnm. 
Solche Erstlinge nannte man in einer Schüssel dar- 
gebracht, bei den Römern Satura. Eine Spur einer 
solchen ist anch bei uns vorhanden ; unsere Land- 
leute sammeln die Waldbeeren in eine Röhre Troat 
genannt, welches Wort aus Thoro-At entstanden ist, 
so dass es in ch'oser Schreib- oder Sprachweise 
Böhrcy Thor und Sprossen^ bedeutet. 



« 



Ferner ist Stein am Thore mit einem Piech 
verseben, welcher das Symbol Thors oder Satorns 

von Urbeginn war. — Die beiden Steine sind also 
ein Symbol von Brandenburg und befestigen die 
oben gefundene Bedeutung des Wortes. - 

Der Name Brandenburg ist wohl mit Deberleguog 
so gewählt, dass auch der Oesling vertreten ist, da 
trand auch Heide bedeutet (französisch noch heute 
la brande die Haide). Dieses führt uns noch einmal 
Feuer und Haide in einem Wort vor Augen, also 
Glanshiüde wie OesUng ! 

Obgleich wir immer die Heimath im Auge hatten, 
so musste doch aus weiten Gesichtspunkten die 
Aufgabe, die wir uns stellten, behandelt werden, 
um den Beweis zu liefern, wie uralt unsere Ge- 
bräuche sind; der junge Mann, der sein Vaterland, 
seine Heimath liebt, wird daraus ersehen, wie Alle, 
die dieses Erdenrund bewohnen, einer Urheimath 
entstammen (wir sprechen hier von der idten Welt) 
und dass wir von den alten Erinnerungen einen 
grossen Theil bewahrt haben, auf den wir mit Stolz 
hinweisen können. Mögen diese Erörterungen also 
beitragen das Selbstbewnsstsein zu heben und die 
liebe zur Heimath zu einer unanslöschlicheD machen, 
so ist der Zweck des Schreibers erfüllt — 




Digitizca by Cjcjü^Ic 



V. 

Wodan (Odliin)^ Hermes. 



Wodan fasst in sich den Begriff von «Altvatero. 
In alleo germanischen Gebieten wird man wenig 
Stätten nachweisen können, welche allein dem 
Wodan geweiht waren. Je nach den Mundarten war 
auch das Wort Wodan verschieden, Wuotan, Wodan, 
Guodan, Wuodan ; die Angeln hatten Woden die 
Friesen Weda; altnord. Odhinn ;Saxo s.-hreibt latini- 
sirt Oihinus; die Paröer schrieben nnd sprachen 
Ouvin. 

Es ist einleuchtend, dass nach den mythologischen 
Gesetzen oder Gepflogenheiten, der Name alle Deu- 
tnngeuy welche das Wort Allvater in sich schliesst, 
haben muss, also auch snerst von Schöpfer. Das 
faröische Wort gibt uns den Sinn Entstehung (novo = 
Ei). Ouwan die Entstehung personif. welches io 
leh- owa wiederzufinden ist und in Ewan = Bacchus 
d. h. Mehrer, Schöpfer ebenfalls enthalten ist* Awa 
ist Grossvater im gothischen nnd awe dänisch Zucht 
d. h. Erzeugung und hebräisch ist lawe - Schöpfer 
Gott — Wenn Wodan geschrieben wird so ist der 

6» 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



ISO 



Sinn derselbe, denn nedelen n. woedelen ist wachsen^ 

gedeihen, folglich mehren und wod (weod) angels. 
ist Kraut, also Pflanze, Sprosse, demnach ist Wodan 
ein Schöpfer. Das angels. weod Kraut, Pflanze (Un- 
kraut) haben die Luxemburger nicht mehr aber wohl 
wiMen d. i. woden Unkraut ausmachen. Es war der 
Mittwoch der Wodanstag und an diesem Tage liüte- 
teo sich unsere Voreltern zu jäten d. h. Wieden 
(weoden) weil an diesem Tag das Ausreissen des 
symbolischen weod unstatthaft war. Was Odhin be- 
trifft, so ist der gleiche Sinn in dem Wort, da ad 
schon im sanskr. erzeugen ist und altnord. Odii 
Geschlecht bedeutet. 

Die Endsilbe 4n in Wodan ist immer als Urvater 
KU nehmen ; entsprechend «An» ist das Wört nr, also 
Wodan auch Urschöpfer. 

Da wot auch das Wissen bedeutet, so ist der Be- 
griff das Urwissen, die Urerleuchtung eine Bedeutung 
des Wortes. 

W6d ist auch der Wald, wodan der Urwald und 
aus diesem Grunde waren die Wälder ihm geweiht 
d. h. bestimmte Gehölze. 

Wuotban (Wuotan) der Zornige, Wüthende, ist in 
der Mythologie verwendet im wnthenden Heer, wohl 
zu unterscheiden vom wilden Heer der Freia. Wodan 
ist auch der Hingang. Schmeller (beir. Wörterb.) 
verstand das Wort erwüten nicht, es ist hingehen 
lasseOi fahren lassen. Das ital. votare ist leeren^) 

Die Edda führt einige 60 70 Namen Wodans an. 



Auch vuotare leeren. Voto u. vuoto leer, das ist 
todt - Der Begritt' leer ist ferner in den Worten 
void engl leer; altnord. vada berauben, angels. 
weodewe, wydewe; wudwe, wuduwe, wyoewe und 
widwe Witwe d. i. Leere, Beraubte ; ans diesem Bei- 




Digiiizoa by CjcJü^Ie 



131 

welche oft nur Erläuterungen sind z. B. Hnikkard. 

i. Wassertödter und das bedeutet Wodan auch, da 
wod das Wasser ist (slaw. woda) und wir vorher 
ihn als Hingang kennen gelernt haben. 

Wodan ist auch ein Wanderlehrer, da wodan 
wandern und wissen bedeutet, er heisst darum 
Gangleri in der Edda^). Wodan ist auch Gänger, 
Bote, wie Merkur. YAda (voda) ist schwed. der Zafall 
(Schicksal) demnach Wodan Herr des Geschickes. 
Da W^ode der Riese bedeutet, so ist er die Erhebung 
oder was das gleiche ist, die Mehrung. In Wuotan 
ist Eimmel^ Erde, Meer nnd Feuer enthalten, 
und diese Vielseitigkeit des Wortes bestimmte die 
Wahl desselben für das höchste Wesen, Allvater. 

Mit der vorhergehend kurzen erklärenden Ueber- 
sicht ist aber diese nicht erschöpit» es ist nnr dem 
Leser das nöthige mitgetheilt, wie die Mythologie 
ihren Stoff behandelt und mit den Dentungen veduhr. 

Fnr uns ist Wodan von Interesse, weil wir die 
Ihm früher geweihte Wälder noch nachweisen kön- 
nen. Es sind dieses alle Wälder oder Gehölze, welche 

den Namen «Seithert» tragen. Der Name Sadhre ist 
tiein Wodan in der Edda beigelegt, umgelautet aus 
Sidhr* Sithert oder Seithert ist die angelsächsische 
Form nnd bedeutet in einem Wort, der ewige Schöpfer; 
wir haben dies bereits oben erwähnt. Bei Diekirch, 
Waldbillig, Nommern, Linster, u. s. w. befinden sich 
solche Wälder oder Gehölze welche diesen Namen 
tragen. Eine andere Spur Wodans befindet sich bei 
den bereits erwähnten Schweineställen hei Echter- 
nach, jenes Artioni Biber, welches wir dem Thor in 



Ausser unser waden. woden durchgehen (einen 
Fluss durchwaten) steht aber noch ein angelsäch^' 
scher Imperativ wutan, wuton u. wutun I =s Gehen 
wirl hier zur erklärenden Verfägung. 



Digitized by Google 



einer Hinsicht zaschrieben. Es ist aber Wodan der 
Inbegriff aller Gottheiten and Natorkräfte, so dass 
dort, wo er mit einer seiner Funktionen vertreten 

ist, er selbstverständlich auch ist. Biber ist ein 
Name Wodans wie Thor und in der Samundar Edda 
heisst er ancii Bib-lindi^ welches eben wieder aUim- 
melskreis» bedeutet, da Bib = Gewölbe und lindi ein 
Kreis ist (schwed. linda = Kreis). Es bedeutet auch 
AUschöpfer. Es geht also die Inschrift Artioiii Biber = 
dem ewigen Schöpfer, auch Wodan an, um so mehr 
da er ansdrücklich Bib-lindi genannt wird, bib-er 
ist nnr eine Personifikation vom einfachen blb. — 
Da ^vir den Charakter der Schweineställe als Natur- 
Mausoleum oder Columbarium bereits erklärt haben, 
so repräsentirt Wodan auch hier den TodO« 

Rückwärts von den genannten Schweineställen 
entspringt der «Gudensbach», dass dieser Bach dem 
Wodan seinen Namen verdankt, kann bewiesen 
werden. Gndensbach ist zu übertragen in Oudensar, 
das bedeutet auch Gudens oder l^odans Altar und 
ein solcher muss dort bestanden haben, denn eine 
verhüllte Sage erzählt es uns. Gudens ar bedeutet 
auch Gudans Hain 1 Nun erzählt eine Echtemacher 
Sage das Folgende : Ein junger Mann wollte zu 
Holze fahren in der Gegend dieses Baches. Eine 
Erscheinung, welche einem unheimlich aussehenden 
Plauen glich, schritt aber dort mit einem grossen 



Die Auffassung, dass Wodan Thor in sich fasst 
ist keine Annahme meinerseits; die Edda nennt ihn 
Thundr d. i. Donar ; ebenso ist er Tyr denn er führt 
auch diesen Namen Sigtyr. Die Edda führt einige 
sechzig Namen an. Dieser Gebranch die Götternamen 
zu umschreiben, findet sich in allen Mythologien arischer 
Abstammung. In Indien ist man in dieser Hinsicht 
selbst ausschweifend, so hat Wischnu z. B 2000 
Namen. 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



183 



Bach auf a. ab. Erschreckt lief der Bursche zur 
Stadt zoriick und wollte nicht mehr dorthio zarfick- 
kehren . 

Wie von weod Unkrant unser Wieden entstanden 

ist, so ist von wod^^^Busch, woden = holzen »entstan- 
den. Jener Bursche wollte zuna Guden oder Wo- 
dan (holzen) geben, aber der Priester bewachte die 
Opferstätte and er nahm die Flacht Karl der Grosse ' 
liess rückfällige Angeln, welche dem Wodan opferten 
einfach aufhängen. Auf diese Weise wurde unser n 
Vorvätern das Christenthum beigebracht, wofür wir 
Folgendes als Beleg anzuführen. Nachdem nun aber 
der heilige Garolas Magnus mittle Zeit auch die 
Sachsen überwanden und ihnen ein Gesetz gegeben, 
dass diejenigen, so vom Glauben hinfort disputiren 
würden, am nächsten Baum aufgehängt werden 
sollten^ weil sonst zu befothren, dass sie wiederamb, 
wie mehrmalen geschehen, zu ▼origen heidnischen 
Irrthumben und Abgötterei sich wenden möchten, 
hat er noch zu mehrerer Sicherheit in die zehntau- 
send Mann samt Weib und Kind in diese und um- 
Ueffende Landen transportirtj damit dieselben durch 
Yeränderung ihrer bösen Gewohnheiten desto besser 
vergessen möchten. Chronik von Achen 1632). Man 
wird begreifen, warum der Bursche der zu Woden 
wollte, sich veranlasst fühlte, den Platz zu meiden. 
Mit dieser einfachen Sage ist der Wodanshain am 
Gadensbach klar bewiesen. 

Dem Wodan waren auch Umgänge (Prozessionen) 
gewidmet, welche auf seinen Namen Bezug hatten, 
denu wie bereits gesagt, war eine Bedeutung seines 
Namens «Wanderer» (Gänger, daher Bittgänger). Er 
hies auch Oski und dieses Wort bedeutet Feld (eine 
Erläuterung von Wodan). Oskgang, Oeschgang 
biessea aber die f rühjahrprozessionen auf dem Felde 



134 



und in Schwaben faeissen sie Doch so.^) Da nnn 

Esch (Oesch) genau dasselbe bedeutet als Osk, so 
dürften die beiden Esch in unserer Heimath, wohl 
den Wodancult gekanot haben, da alle Namen die 
wir bis jetzt angeführt haben , mit dem alten Cnltns 
in Verband standen. Die Sagen vom wilden und 
^vüthenden Heer sind zu unterscheiden, da die letz- 
teren dem Wodan, die ersteren der Freia gehciren. 
Der ewige Jager a1)er bei Esch a,/S« ist Wodan, 
denn fenger (Jäger) ist ein Name Wodans ebenso 
sidh = ewig; sidhfenger = ewiger Jäger und ewiger 
Gott. ~ 

Zwei Wölfe führt er als Attribut. Ein Wolf hiess 
Isegrinun und Ise wie Grim bedeuten Schöpfer. 
Grim bedeutet auch umgestellt Wodan (grimmig 

und wüthend). Die Wölfe heissen Geri und Freki, d. 
i. Entstehung und Tod. Die zwei Raben welche er als 
Attribut führt, heissen Hugin und Munin, Gedanke 
und Erinnerung. Die Raben symbolisiren Wodan 
(hrökr == Rabe und Schöpfer). 

Haben wir den Bittgang oder Wunschgang kennen 
gelernt der dem Wodan zukam, so müssen wir noch 
hinzufügen, dass es früher Wolfsprozessionen gab 
und diese sprachen den Wunsch ans, von den Wölfen 
befreit zu werden. Der Wolf aber war das Thier 
Wodans. Es fand nun früher eine solche Wolfspro- 
zession am kalten Müttcoch statt. Der Mittwoch 
ist aber Wodapstag früher gewesen und Kälte ist 
mit Isogrimm zu tibersetzen. Es ist also der kalte 
Mittwoch Isegrimes Wodanstag. In der That war 
dieser Bittgang gegen die Wölfe gerichtet, welche 
in der grimmigen Kälte des Winters am wüthendsten 
sind, daher der Name Isegrimm. Dieser Bittgang ging 



^) Dieses Osk oderOeschgang bedeutet auch Wunsch- 
gang, also Bittgang. 



Digitized by Google 



135 



nach Enren (das Volk sagt Eiren and Bieren) was 

richtiger ist, deon das Wort bedeutet ((Schonung» 
altnordisch eira schonen. Das Ziel der Wünsche war 
also Bitte am Schonung von den Wölfen. Jede andere 
Erklärung ist binfälUg. Der Bittgang ist längst auf- 
gehoben und durch einen passenden christlichen 
ersetzt. Der Name aber ist im Volke geblieben. — 
Diese Bittgänge hafteten so tief im Volke, dass sich 
verschiedene Kircbenversammlangen mit denselben 
beschäftigten. Sie worden hier jedenfalls auf christ- 
liche Grundlage gesetzt. Es geschah dies im 9. 
Jahrhundert, also bereits sehr frühe nach der An- 
nahme des» Christenthums; im nördlichen Tbeile 
Oermaoiens war im 11. Jabrbandert noch ein grosser 
Tbeil der BevOlkerang Heiden. 

Wir sehen also Wodan im Lande nachgewiesen, 
was der Hauptzweck dieser Abhandlung ist. Die 
weiteren Belege (und solche sind noch vorbanden) 
rahen in Sagen, es ist hauptsächlich die wü- 
thende Jagd, welche nur als Symbolismus aufzu- 
lassen ist. Mit Wodan aber haben wir das mytholo- 
gische Gebäude zum Abschloss gebracht, der Roh- 
bau ist fertig und was uns die Zeit noch bringt, 
wird diesem Bau die noch fehlenden Ausschmück- 
ungen bringen, welche in Sagen und Gebräuchen 
schlummern. 

Eine jede Erscheinung auf dem Gebiet der Namen- 
kunde will beachtet sein, sobald der Name oder das 
Wort uns dunkel erscheint. Was die Namen oft 
bergen, haben wir zur Genüge bewiesen und wir 
können über die Namenerklärungen, wie sie uns 
bisher geboten wurden, ruhig zur Tagesordnung 
übergehen. Die Verbindung des Landes, der Scholle 
mit dem Cultus bestand schon vor Jahrtausenden, 
sonst hätte der Name Heilstatte, überhaupt ke inen 
Sinn. Es ist auch hier zu unterscheiden in Grab- 



136 



statten oder Todesstätteo und Entstehungs oder 
Leben bringende Stätten, wozu besonders die Heil- 
stätten zu nehmen sind in der physischen, wie in 
der moralischen Bedeutung des Wortes. Sie trugen 
alle Namen der Götter und ihr Ruf gründete sich 
auf irgend eine Naturkraft des betreffenden Gottes. 
In nnserm alten Goltos gab es unzählige Heilige und 
namentlich haben die Franken diesen Zweig des 
Cultus so gepflegt, dass deren wohl 3000 vorhanden 
waren, die selbstverständlich auch ihre Stätten 
hatten, selbst oft deren eine bedeutende Aotzahl. 
Dieselbe Gewohnheit hatten anch die Kimbern, doch 
scheint nach den Resten zn nrtheiien, ihr Heer der 
Heiligen nicht so gewaltig gewesen zu sein, doch 
Heilige im Kalender zu führen, ist nicht christlicher 
Brauch allein; sondern tausende Jahre vorher thaten 
das unsere Unräter nnd das Rurchenjahr stammt 
geradezu aus ihren Kirchen, welche das Jahr und 
die Zeit vorstellten. Wenn Thor die Zeit war und 
die Monate durch Götter oder Göttinnen bezeichnet 
waren, so konnten das nur seine Kinder oder er 
selber sein. In der germanischen Mythologie sind 
desshaib auch 12 Asen angenommen, und dieses 
entspricht dem Wesen Thors, als Chronos Saturn 
mit Bezug auf die Bedeutung, Zeit und Ewigkeit. 
Doch könnea dieselben Götter auch ganz andere 
Punktionen zugleich haben. Dass z. B. Tyr der Gott 
des Krieges und des Wachsthums ist, sind doch ge- 
waltige Gegensätze. Doch wenn einmal der Schöpfer 
Tod und Leben in seiner Hand hat« so ist das ein 
noch viel schärferer Gegensatz. Diese Gegensätze 
entspringen, wie des Öftern schon bemerkt allein 
der Wortdeutung, so dass Wodan z. B. der Wüthende, 
auch sein wüthendes Heer hat, was allerdings nur 
das Wort Wodan verschuldete» es hat aber auch eine 
Menge anderer Be4eqtuQg;eq. Wenn der Fhöpizische 



Digitized by Google 



137 



Hos S9 Thor ist» so ist er auch sugleich weil n, 
alles schlechte bedeutet, ein rasender, bösartiger 

Gott. Diese Begriffe kennt das Christenthum nicht 
und kann sie auch nach seiner erhabenen Lehre nicht 
haben. An dem Maogel einer reinen Moral musste 
der alte Qlaobe zn Grunde gehen, sobald eine Re- 
ligion erschien, welche diese Yonsnge besass. 

Die eben erwähnten Gegensätze finden sich am 
stärksten ansgeprägt bei den Griechen nnd Römern, 
welche z. B. dem Merknr, Hermes (der dem ger- 
manischen Wodan = Altvater entspricht) zum Krä- 
mergott machten, was aber bei dem germanischen 
Wodan nicht möglich war. Es blieb der Markt, der 
Handel bei Thor nnd bei dar ungeheuren Vielseitig- 
keit dieses Gottes, kam das nicht in Betracht. Bei 
den Griechen ist Hermes der Götterbote, und ob- 
gleich Odhin oder Wodan der Wanderer ist, wird er 
doch nicht zu solchen Verrichtnngen gebraucht, er 
bleibt Allvater nnd doch stellt Hermes denselben 
Gott vor und war auch bei unsern Vorfahren als 
Hermes oder Ermes bekannt. Das germanische 
Hermes oder Ermes erklärt sich aus Her oder Er 
d. i. erhaben lud Mes == Schöpfer also Allvater.^) 
Auch ist Thor ein Sohn Wodans. Dennoch war Thor 
das ürsprungsprinzip und dieses ist aber wieder eine 
Funktion des Allschöpfers. Als Zeit war Thor früher 
da, als Himmel u. s. w. kam er später. Alles löset 
sich verständlich auf. Grimm in seiner Mythologie 
wnsste ganz genau, dass in Niedersachsen der Aus- 
druck noch lebt, « Onse liewe Heer heet Harm » 
d. h. unser lieber Hergott heisst Harm. Dieser 
Harm ist Hermes und» wie es eine Menge Orte gibt 



üeber mes = gleich Schöpfer sehe man die 
bezügliche Note. Auch das Wort Messe hat ihren 
Namen aus diesem Stamm. 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



138 



welche z. B. Gottdorf, Qottheim, Gottesao u. s« w« 
beiflseDy so gibt es oocb beate eine grosse Menge 
Hermsdorf. Ja selbst der Name Hermes Ist ein ge- 
wöhnlicher Familiennamen, wie Gottfried, selbst 
(iott, Herr^gott, Thor, Donner, Tyr und Theves (Tyr) 
a. s w. es auch sind. Also den Griechen ytw der 
Name ntebt allein eigenthümlioh. Wir baben unser 
Ermsdorf (Ermesdorf) im heiligen Bezirk von Wald- 
billig liegen. Der Weg von Fels (Thor) führt nord- 
wärts dorthin und das war wohl ein Wodanswog 
d. h. eui heiliger Weg, gewöhnlich waren an solchen 
Orten im Thal die Schimmel des Wodan auf der 
Weide. Jetzt ist die Gegend mit modernen Namen 
bedeckt, indessen werden wir durch Nachforschungen 
mehr Licht erlangen. Das fehlen der Aspiration in 
Ermsdorf ist bei nnsem Landslenten keine Selten- 
heit, so ist auch in Hosegen = Flachsspitzen jetzt 
die Aussprache Osegen in Gebrauch. Man gebrauchte 
den Namen Hermes auch für Frauen, denn Ermesinde 
ist einfach Hermesinde und eine solche war eine 
Hermes -Sprosse^) also eine OottesjungfhMi. 



^) £rmes = Gott; inde =3 Sprosse, Mädchen, 



Hier ist zu erwähnen, dass nach den Corveier 
Annalen, auf der Stadtmauer von Eresburg eine 
Bildsäule des Ermis = Mercur stand (vergl. Grimm 
Mythol. 101 wo die Stelle angeführt ist). Uebrigens 
sind die Namen Hermes, Herrain, Ermes, Ermin, 
Irmin alle gleich deutig, was Her oder Er oder Ir 
anbelangt, denn sie bedeuten Schöpfer. (Irmina = 
die Gott liebt). Wir können nicht umliin, hier dem 
Leser ein Beispiel von einfacher SprachbilduDg vor 
Augen zu führen. 

Es ist Er dritte Person des Fürwories und zugleich 
Schöpfer. Es ist der deutsche Name des Tyr, dess- 
halb sagen die Beiern noch Ertag d, i. Dienstag 
oder Mercurstag Er = Tyr. 

Fränkisch ist ii ebeulalls 3te Person des Für- 




Digitized by Google 



139 



Diese iniereeeaDte EnthülluDg eines Namens, gibt 

uns den Aufschluss, dass man Hermes einfach für 
Gott nahm, wie es auch allerdings war und die 
Sachsen haben recht wenn sie sagen «Unser liebe 
Hergoit bosst Harm» (Hermes). Grimm obgleich 
ein Wnnder von tiefer Gelehrsamkeit, war m dem 
verderblichen Wahn befangen, dass Buchstaben von 
ihrem Zeitverhältniss abhingen d. h. kurz oder lang 
(gedehnt) gesprochen werden mnssten. Hier war 
unsere Mundart für den Schreiber entscheidend, 
denn sie wirft diese Theorie vollkommen über den 
Hänfen, und alt ist diese Mundart und obendrein 
war sie frei von allen äussern £inüüssen. 

Trier war kimbrisch and hier und dort müssen 
sich kimbrische Namen auch erhalten haben. Her- 
meskeil im rauhen Hochwald ist ein solcher Ort und 
übersetzt man Keil in weg so wird es Hermesweg = 
Wodensweg nnd wo dieser war, da weideten die 
Schimmel des Wodan. 

Wodan war der Erfinder der Buchstaben (Runen) 
und die Griechen schreiben diese Erfindung dem 
Hermes zn. Ans diesem geht schon hervor, dass 
Wodan nnd Hermes dieselben (sottheiten bedeuten. 
Da bei Aegyptern es Taut war, so war auch Teut 



Wortes (französ.) il und II war der Saturn der 
Phönizier, el hebr. Gott, spanisch el = er. Femer 
ist es dritte Person (neutr.) und es (esus) war der 
Schöpfer der Kelten. 

Syrisch ist hu 8. Pers. männl.=er und Hu ist 
der Sch^^pfer der Kelten und auch unserer alten 
Kimbern. Holländisch ist die 3te Person bey (hei), 
niederd. he, also kaum verschieden vom syrischen. 
Neuarabisch laulet das Wortchen hua. 

Man sieht, dass die Entfernung der Völker auf 
den Bau der Sprache in den Stämmen keine Ver- 
änderung brachte, was aber bis jetzt noch nirgends 
bemerkt wurde. 



140 



ein Name des Wodan. Aber von mehr Wichti^eit 
für ODS ist es, dass io einem angeLsächsieotaen 

Dialog, die Erfindung der Buchstaben dem Seith zu- 
geschrieben wird. Es ist also hier kein anderer 
gemeint als Wodan und ist auch jeder Irrthum aus« 
geschlossen, da wir den Namen bereits anf anderm 
Wege gefanden haben. Wir erhalten aber hier direlct 
die Bestätigung, dass unsre ((Seitherto heilige Wälder 
des Wodan sind und was wiederum wunderbar ist, 
dass der Name Seiih nur von Angeln erwähnt wird 
und von keinem andern germanischen Stamme. « 
Die Anzahl dieser Wälder oder Haine festzustellen, 
wäre für eine spätere vollständigere mythologische 
Uebersichtskarte geboten.^) 

Wunderbar reibet sich in unserm kleinen Lande 
alles aneinander. Die Schimmel des Wodans, sie 
waren auf der Weide. Diese hiess oqsc uiul esc (escli) 
und Oesch war ein Name Wodaiis-Hormes. Bei Esch 
an der Alzette aber erscheint der Schimmel noch 
als Gespenst anf der Weide (esch). Demnach war 
Esch dem Wodan goweihet. Die Angeln hatten ihren 
Oesk (Wodan) und auch hier knüpft sich alles wieder 
an die Angeln. (Siehe Dr. Gredt L Sagen). Die 
Schimmel des Wodans aber waren kdne Sonnen- 
pferde, wie die Phantasie sie darzustellen beliebte; 
die Mythologie hat ihre feste Basis, hroshwit be- 
deutet Schimmel, weisses Pferd, und das weisse 
Sachsenplerd war das Wappen aller Sachsen. Hros- 
wid war aber in der Bedeutung von Allvater der 
Grund, dass ihm weisse Pferde (hrosvide) zuerkannt 
oder geheiligt wurden. Ein treffendes Gegenstack 
aber zu unserer Ermesinde ist, dass hrosvita ein 



') Um Mittheilungen wird der freundliche Leser 




Digitizca by Cjcjü^Ic 



141 



Gottessprosse oder Gottesjungfrau ebenfalls bedeutet, 
ihr Name ist mit dem Kloster Gandersheim innig 
verknöpft (f 968). Sie war wohl ans förstlicheiii 
oder gräflichem Geschlecht. — Hrosoinde war wahr- 
scheinlich gewöhnliche Form ihres Namens, denn 
diese kommt auch vor.*) — 

Der Kosswiukei bei Bech dürfte wohl aus uralter 
Zeit berrübreD, denn das Wort lässt sich mit «hroswdi» 
zurückgeben, was auch 1. Wodans Pferde bedentet, 
2. Heilige Pferde, 3. Wodans oder Gottesweg, 4. 
Pierdeweg. Eine Erklärung, die wohl dem Leser 
recht ungeheuerlich vorkommt, die aber recht einlach 
ist, denn w6 bat die Bedeutung von 1. Winkel ; 2. 
Weg ; 3. Wodan ; 4. heilig und Heiligthum ; bros aber 
ist Pferd; 2. Schöpfer. Wir haben mit diesen Er- 
klärungen durchaus noch keine erschöpfende Dar- 
stellung unserer örtlichen Ueberlieferungen, was 
Wodan-Hermes anbetrifft gegeben, wir glauben, dass 
noch mehr vorhanden ist. Das Vorliegende aber ist 
genügend um das Dasein und die Verehrung Wodans 
im Urkultus £u beweisen. — 



Die Edde führt als Name Wodans an: Hross- 
hars Grani. Grani ist aber ein Pferd ; bars ist weiss. 
Es ist hier a Wodan« weisBe Pferäen (Schimmel) 
in dem Doppelnamen enthalten. 



VI 



Cac-Urom. (Waldbillig). 



Nirgend im weiten Umkreise hat die Natur wohl 
Schöneres gescbaSen, als in ienem Winkel, den die 
Sauer yon DIekireh bis weit abwärts Echternach 

umspannt und von den beiden Bächen Erem und 
Ernz von Süd nacli Norden durchschnitten wird. 
Hat man heat zu Tage eingesehen , dass dio Heimat 
sich mit vielen andern Ländern, was Natarschön- 
heiten betrifft, messen kann, so müssen wir nach 
den hinterlassenen Spuren zu urtheilen, uns darüber 
klar werden, dass unsere Vorväter diese Schön heilen 
für ihren Gnitns zn verwerthen wussten. Die Ver- 
ehrong eines über Alles ertiabenen Gottes in seinen 
Welken und Wirken der Natur, bedingt von selber 
eine innige Verbindung mit derselben. Jener Winkel 
war besonders bedacht mit Anlagen der Gottesver- 
ehmng ond zwar, wie es scheint unzweifelhaft der 
Bodengestaltung wegen, die sich durch imposante 
Felsen wände, Wasserfälle und wohl damals mächtige 
Wälder auszeichnete. Waldbillig und Christnach sind 
zwei Orte, die einst als Stätten Thors und Wodans 
besonders bevorzugt waren. 




Wir haben den Seitert (Sithert) bereits unter 
Wodan (s. d.) behandelt. Der Name betleulet Ewiger, 
Sith oder Sath ist eio Waid und ert bedeutet rund, 
woraus die Bedeutaog ((roodbemm Wald» 6l>eDfoU8 
hervorgeht. Wald bedarf keine Erldärang; Ml ist 
rund; eine bille eine Kugel (Rundung) und billig 
bedeutet rundherum, also Waldbillig rundherum Wald 
genau wie Sithert, Es ist ferner Wöd (englisch Wood) 
der Wald; &n ist ein Ring, daher anch Jahr, Wodan 
bedeutet also randherum Wald und Gott Woäan. 
Es sind also Sithert, Waldbillig und Wodao gleich- 
bedeutend. — 

Christnach aber hiess Iröher Gmcenach. Cmce- 
mann aber, war der Gott Thor oder Satnm. Dieses 
Kruc (Kruk) bedeutet also auch Himmel, was schon 
aus Kruc (Krug), ein Gewölbter hervorgeht. Kruk 
aber war der Satnm oder Thor der Vorzeit, der 
schwarze Satom oder Sater, der anch als Teufel 
Setan, Hatan Uess, bei unsem Voreltern aber 8et- 
tonius oder auch Satonius, wie wir sehen werden. 
Es ist also eine ganz irrige Annahme, dass wir den 
Satan Ton den Hebräern haben, wohl haben diese 
ihn als Mischvolk von nnsem Ureitem und nicht 
allein dieses, sondern nachweissbar einen grossen 
Theil ihres Cultus. Nach dem schwarzen Baten ist 
unser Samstag benannt, der früher Saterdag bei 
den Sachsen hiessi und auch hier müssen wir ener- 
gisch gegen jene auftreten, welche ohne weitere 
Beweise als Redensarten, behaupten, die Sachsen 
hätten diesen Namen von den Römern übergenommen. 
Wir wollen hier gleich bemerken, dass die Germanen 
noch mit unsähligen Tagesbenennungen können die* 
nen, sie bedurften keiner fremden Namen. Die Um-^ 
Wandlung von Krucenach in Christnach, ist eine 
gebotene gewesen, denn einen Satonsort könnt man 
nicht bestehen lassen. An andern Orten lebt aber 



der Krooemaiin nodi im Mande des Volkes* Dass 

der KracemanD der wahrscheiDlich dort stand, nicht 
mehr eine Spnr zurückliess, ist selbstversländlich. 
Dagegen beüodet sich au! der Waldbilliger Lei der 
«schwarze HaiiDDi das ist aber genau onser Satan 
nnd er war aoch früher schwarz. Die schwarze 
Farbe gehört dem Thor und die Porta nigra in Trier 
ist nicht nur nach ihm benannt (Thor = porta), 
sondern man hat auch symbolisch das ganze Thor 
ans schwarzen Steinen gebAut. - Wenn man diesen 
schwarzen Mann für einen römischen Vertnmnns 
hat gehalten, so ist das ein recht schwerer Irrthum, 
denn es war Vertumnus ein italischer Gott, von den 
Römern mitöbemommen nnd er wurde als schöner 
Jüngling dargestellt« Selbst dann, wenn die Römer 
einen solchen Gott hierhin verpflanzt hätten, 
wäre doch sicher nicht die Wahl auf einen altita- 
lischen Gott gefallen. Es wird übrigens schwer 
halten, andere als einheimische Götter zu finden, die 
Römer übersetzten sich die Landesgötter und damit 
konnten sie zufrieden sein, denn alles stimmte ja in 
der Hauptsache, die Römer wussten das auch ganz 
genau. 

WaldbilUg besass ein Heiligthnm des Thor und 
jener schwarze Mann, durfte kein anderer als Thor 
sein, denn nur ihm, seiner Mutter (Freia) und den 
Nomen gehörte der Felsen und Stein. - Aul Thor 
d. h. der Himmel und zugleich der Felsen, war der 
alte Glaube ausbaut, bei den Rabbinern war es der 
Stein Schechina, auf dem die ganze Welt beruhte; 
in Benares i?i es der schwarze Stein in dem Haupt- 
tempel; in Meklui der schwarze Stein in dem Tem- 
pel Ifohamets nnd in Bactra hiess er Kahrka d. i. 
Fels und Kirche. Also war Thor-Satton an der 
WaldbiUiger Lei an seinem richtigen Ort, der Felsen 
war sein Symbol Jeder Name von Stein in den 

7 



Digitized by Google 



arischen Sprachen symbolisirt Thor oder Uranus 
(Saturn), so ist unser Stein angels. stan gebildet 
ans sitaD oder s^tao d. i. Satara« 

Waldbillig schloss den Namen Allvaters ein, nnd 
dort wo die alte Kirche stand, welche im Jahre 1778 
abgerissen wurde, stand das Heiligthum des Thor, 
der Steinkreis, das Grab Tiiors d. b. das Grab der 
Zeit. Sie wechselt ewig, ans dem alten Jahr wird 
das neue geboren ; man mnss dieses so verstehen, 
das Grab hies ar und das Jahr und Sprosse hiess 
gleichlails so^ mithin war das Grab der Keim zum 
neuen Leben« Dit» Forscher begreifen nicht warum 
Typhons (Satnrns) Grab an verschiedenen Orten in 
Egypten lag! Unser kleines Land bietet an unzähl- 
baren Orten Thorsgräber es sind die alten Stein- 
kreise, die Ueidenkirchen und Kasel genaonteu 
Orte, die Hexentänze nnd nicht wenige Kirchen 
nehmen die Stellen der alten Heidenkirchen ein, 
wie sich das selbstverständlich ergab. Jene Kirche 
von Waldbillig hatte ihre 12 Steinbilder, welche die 
Monate vorstellten, sie waren eingemauert, eine That, • 
die den ehrt, der sie veranlasste, denn das siegreiche 
Christenthnm, konnte diese Ueberreste des Heiden- 
thums vertragen, ebenso gut, wie den alten Altar 
in Berdorf (bei Echternach) in der Kirche, sie sym- 
bolisiren den Trinmpf des neuen Glaubens. Leider 
sind beim Abbrnch jener Kirche die Steine verloren 
gegangen oder verbaut worden, doch besitzen wir 
noch Abbildungen, die zur rechten Zeit von AI. 
WilUieim herausgegeben wurden. Wir müssen ge- 
stehen, dass dnrch Erhaltung die^r Abbildangen 
uns ein schönes Stück Urgeschichte, was den alten 
Cultus betriflt, zu Theil geworden ist, w^elches wir 
hier näher behandeln werden. — 

Mach einer erhaltenen Inschrift, welche wir weiter 
unten behandeln werden^ nannte man den Steuikreis 



von Waldbillig cdas Grab des Saltonius». Was dieser 
Name bedeutet, wissen wir und gewöhnliche mensch- 
liche Klugheit miisste an der Erklärung dieses Namens 

• scheitern» wie überhaupt an alle mythologischen 
Geheimnisse. Wie sollte auch in Luxemburg ein Grab 
des Typhon zu finden sein, das \YÜrde demjenigen, 
der es behauptet hätte, reichlich Spott und Gott 
weiss, was noch melir efaigetragen haben. Dass die 
Kimbern, wie aUe Stämme germanisch keltischer 
AbstaromuDg aus dem kältern Theile Asiens ihren 
Weg zum nordischen Meere fanden, das ist schon 
den Leuten annehmbar ; dass sie aber aus dem Ur- 
lande auch ihre UrreUgion mitbrachten und die 
Deberlieferungen noch täglich in die Erscheinung 
treten, hält man komischer Weise für anglaublich. 

' Wer hätte auch geahnt, dass es eine Doppelsprache 
gab, obgleich noch heute unsere Galembourgs darauf 
hmwmen. Sogar der Landmann kennt noch seine 
Sprachwitze. Was heute tandrtnder Sehers ist, es 
war früher eine tief entwickelte Kunst, die ihre 
Hegeln, Wendungen u. s. w. besass und deshalb 
schon nicht Gemeingut werden konnte. Sie ^forderte 
Studium und zwar ein recht langes. Dieses ist zu 
ersehen aus den Aufnahmebedingungen, um zu den 
Mysterien zugelassen zu werden. Es dauerte Jahre 
lang ehe eine Person alle Grade des Wissens durch* 
laufen hatte, und dass dies sich so verhalten haben 
m«8s, kann der Schreiber selber bezeugen, denn 
um zur Auflösung der mythologischen Geheimnisse 
zu gelangen, blieb ihm kein anderer Weg, als den 
seine Yorgäoger genommen haben mussten und 
dieser Weg war ein äusserst langwieriger und wird 
in Anbetracht, dass hier alles Materiel herbeigesucht 
werden musste, schwieriger gewesen sein, da man 
.doch annehmen muss, dass die alten Priester ihren 
Neophiten präparules Material vorl^gen.tenQteii« 



148 



Das Grab des Sattonias ist also ein Thorsgrab, 
Thyphons oder Osirisgrab, wie man will, denn es ist 
eine gemeinschaftliche Ueberlieferung aller ansehen 
Völker und das Thorsgrab in Dpsala» bat ans Ud- 
kenDtDiBs dieses Mythos, schon Veranlassang gegeben 
dem Thor eine historische Persönlichkeit zu unter- 
legen, wie man es denn auch mit unserm Sattonius 
gethan bat Mao hätte schon ans dem Kirchenbao 
schliesseD können, dass es sieb hier doch om etwas 
anderes bandelte, als am das Grab eines obskuren 
Römers. Wie würde ein christlicher Priester auf die 
Idee kommen, eine lürche auf ein Grab eines Römers 
zu gründen, den einige superkluge Leute für einen 
Schwein- und Weinhändler genommen haben, weil 
auf den Grabsteinen zwei Schweine, Reben und Ge- 
nien abgebildet waren. Noch drolliger wird die 
Geschichte, wenn man weiss, dass diese Firma, das 
Innere der Kirche seit undenklichen Zeiten zierte, 
denn ich kalte die alte, abgerissene Kirche Ton Wald- 
billig aus stichhaltigen Gründen, für eine der ältesten 
im Lande» Die l'^ Monatssteiue waren in die alte 
Kirche euigemauert, Reben, Kinder und swei Schweine 
derten dieselben. Biese Symbole sprechen ihre eigene 
Sprache und wir wollen sehen, was sie sagen. 

Genien waren die Kinder auf dem Steine nicht, 
sondern einfach Kinder und zwar von einem Jahr» 
Bin solches liiess mSat» d. i. ein Jahr und ein Sprosse; 
es drückt also ein Kuid non euiem Jahr in einem 
Wort*) aus. 

Sat ist Zeit, Ring, Jahr. Man rechnete nach 
Sössen, Saren und Sateu. Namen Saturns der Zeit 
(Chronos) sind Sater, Satan, Saton, Sattonius u. e. w. 
Das griech. Sates=heuer, in diesem Jahr und das 
deutsche Seit, sind aus demselben Wortstamm ; daher 
sahdr und Sitert der Ewige (Wodan). Die Säten fZeit- 
abschnitte) waren olt nur dn Jahr, aber auch 10 und 
100 Jahre. 



149 

Eine Rebe hiess Thona im Altdeatschen also auch 
im kimbrischen und damit haben wir den Namen 
Sattana oder das Rätbsel der Bilder erhalten ; da 
aber thona oder tona auch, Kreia bedeutet ond Sat 
Zeit and Jahr, so ist Zdtkiete» auch gemetni Sattcma 
ist ein Name Thors. 

Das Schwein hiess kirke und die Kirke hielt es 
als ihr eigenes Symbol in ihrer Hand Sattoua kirke^) 

In betreff von Sithert (Seithert) Wald, müssen wir 
noch bemerken, dass es auch Wald bedeutet, das 
Wort war im lateinischen aber umgelautet, so ist 
Satyr ein Wald und ein Zeuger (Mensch, Mann) in 
einem Wort. 

Vor Sattones stand auf einem Stein C. Dieses C 
bedeutet «hundert» und wird mit «euwo» gegeben, 
was mit Abkürzung soll bedeuten «dem ewigen 
Schöpfer» genau wie bei Artioni Biber an den Schweine- 
ställen. Satton bedeutet auch 100 Jahre und um 
Hissverständnissen zu begnen ist 100 (C) vorgesetzt. 
Es gab aoch 500{ährige Perioden und ansser diesen 
die grossen Sethperioden. Hier m noch das englische 
stalesalt ang^hrt, ans setale snsammen gezogen. 
— Ferner ist in den slawischen stammTerwandten 
Sprachen sto die Zahl hnnderi, welches ans sato nnd 
seto zusammengezogen ist, woraus dch sate oder 
saton abändert Jahre in einem Wort eivibt. Merk- 
würdig ist es, dass im Malaiischen 9am nnr eins 
bedentet 

^) Kirb=:Schwein steht in der Mehrzahl. Wir sind 
dem Leser hier eine Erklämng schnldig, wamm das 
Schwein Kirlr hiess. Fett bedeutet «mnds daher fiitel 
Gürtel. Das Schwein ist dn Fett- nnd Rnndthier. 
Kirk (Zirlc) bedeutet also das Runde. Zum Vergleich 
führe ich hier an und zwar ganz neu, weil nirgend 
bis heute erkannt: 

ital. cinghiale Eber cingia Gürtel (Runde) 

franz. danglier Eber sangle Gürtel 

lat porcus Schwein gr. porkeHeftringporkax Schildring 

kelt. torc Eber lat torquis Ring, Kranz 

alt indisch kolaEber slaw. kola Kugel 

San Su die San Sau Kugel, sou Münze u. s. w. 

Diese Beispiele Icönnen noch dutzendweise ver- 
mehrt werden. 



Digitized by Google 



150 



bedeutet 'TIhm KirelMr ootd Thors Grab. Man- wird 

nun begreifen, warum Thor als Biber mit den Schweine- 
ställen in Beziehung steht, also dort ist dieselbe 
Grundlage, Bibers Qtab oder Thors Grab. 

Wir habeo bemerkt« daes Satton dtsseiba ist wie 
SatoD, denn ton ist nur eine Wiederholung von Sat 
Aus dem indischen und malayschen lässt sich taun 
das Jahr Dachwei>en. Das phöniziscbe Sancbonia^/ion 
Qod das optische Mane/Ao» bedeuten beide «Zeit- 
jähre») Chronologie personfficirt, haben also dieselbe 
Bildung. Das Erstere ist eine Schöpfungsgeschichte, 
das Zweite behandelt egyptische Könige. Man hat 
beide Namen sogar für Familiennamen gehalten 1 — 
Das war aber nach den Gesetzen der Orkirche un- 
möglich. — Die Person verschwand dort, wo die 
Gottheit redete und so haben auch wir keinen über- 
lieferten Skalden oder Priester in dieser Hinsicht zu 
verzeichnen. 

Wichtig ist die überlielerte Inschrift von A. Witt- 

heim, weil siedle Verbindung mit Trier zeigt, welcfaM 

wir als Thorsstadt beschrieben haben (s. d.). Die 

ioscbrift lautet : ' 

D. M. 

Ose Droni. 

Sattones 

Treveri. 

. Annor 
XVII 
Sinilis 

funö vivns. 

^) Das holländische toen-mals (tunmals) ist aus 
diesem Stamm und unsere Form wäre also tunig, 
d. h. vor Zeiten. — Es muss also da tun —seither 
ausdrückt, ton auf kimbrisch gelautet haben; woraus 
wir auch ein ton d. i. Jahre gehabt haben müssen; 
da ton — Ring bedeutet so trifft dieses zu. Wir hatten 
also mit den Malayern d$ks Wort utaunjt>=Jahr ge- 
meinschaftlich. — . , i . 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



16t 



D. H- bedeutet Dismechilslat. Deo magDO» dem 
grossen Gott. Cac-Uroni. 

Sattones Treveri Annor XV11= 17 triersche Zeit- 

abschoitte, das siud 1700 Jahre. 

Sinilis^) dem Alten (Saturn) irüberer Zeit (tunc 

viVDS). 

Yivns ist » Uber, dieses ist von bien griecb bionn 

in der Reduplication bi bien = leben, davon ist Biber, 
tunc ist nicht allein lateinisch sondern auch germa- 
nisch^). Die Inschrift also: dem grossen Gott Cac- 
Uroni von 17 trierseben Zeitabschnitten (17( 0 Jahre) 
dem Alten früheren Biber. Der Alte ist Satom 
(Chronos) der früher Biber genannt wurde. 

Biber war der älteste (Cac-Uran) unserer Kimbern, 
wie anch die Inscluilt an den Schweinestalien be- 
weiset Wollte man sich mit Latein abmühen um, 
obige Inschrift zu entziffern, sie würde nur Unsinn 
liefern, wie das auch schon versucht wurde, haben 
wir dargelegt. Es stimmen Symbole, OertUchkeit und 
Schrift überein. Wir sehen aber an diesem Beispiel, 
dass «ch ^e {Diester oder Scalden anf Tänschnng 
verstanden. 

Nur eins ist zu bedauern, es ist eine Zeit auge- 
geben, die mit der Gründung von Trier wahrschein- 



^) Sinilis ist auch mit Geist zu übersetzen, sinil 
woraus zusammengezogen schwed. sniU Geist dän. 
snild klug geistreich. 

^) Biber-Cac-Uranus. Bekanntlich ist castor ein 
Biber. Castor und Pollux versinnlichen Nacht und 
Tag, wofür ersterer in der Unterwelt ist, nun ist 
Biber = Cac-Uran US d. i. Nacht-Uranus, die Urnacht 
oder der schwarze Uranus. Es stimmt also Biber mit 
Castor in dieser Hinsicht (als Nacht). 

Die Inschrift von Waldbillig muss, da die triersche 
Zeitrechnung als Gründnngszeit von Trier 130 ) Jahre 
vor Christi angibt — iOO Jahre nach Christi ge- 
setzt sein. 



Digitized by Google 



168 



lichzosammenhangt, aber keinen Vergleich mit unserer 
ZeitreehnuDg bietet Ist diese Inschrift ans dem vierten 

Jahrhundert, so bliebe immer noch ein Zeitranm von 
über 1300 Jahren für die Einwanderung vor Christi 
Geburt übrig, wir gewinnen also aus diesem Vergleich 
die üebemugDDg, dass das hohe Alter Ton Trier 
und seinem Reich keine Uebertreibnng ist, dass sich 
alles so verhalten haben muss. Demnach sind unsere 
Urahnen mit die frühesten nach Europa ausgewan- 
derten arischen Stämme. 

Nachdem wir Helle in das Dunkel gebracht haben, 
lassen sich auch Schlüsse ziehen, indem wir das 
Gefundene zusammenstellen. Wir fanden Cac-Uranus 
die Drnacht den schwarzen Saturn, hier Satton ge- 
nannt und Biber. Femer haben wir Kruce den ver- 
schlingenden Saturn (ihm wurden Menschen ver- 
brannt) in Christnacht gefunden. Wir finden den 
schwarzen Mann an der Lei (Fels), wir wissen, dass 
der Fels Kirke heisst. Wir haben femer aus den 
Symbolen Kind, Rebe und Schwein Sattons kirke 
entziffert, deren 12 Monatsteine in der Kirche von 
Walbbiiiig eingemauert waren. Aus der Inschrift 
finden wir den Zeitraum, den die Kimbrenin dieser 
Gegend verlebt haben und eine Definitten von Cao- 
Uranus. Peroer ist der Wald, Seiihert oder Stthert 
dem Ewigen (Wodan) geweiht ; das Wort Waldbiliig 
sehen wir als eine Umschreibung von Wodan und 
sobliesslich haben wir den Bach Ernz oder Erenz 
d. i. Airent, die Vergangenheit, (Weggang) die sym- 
bolisch wegströmt, wie es in Wirlichkeit das Wasser 
thut. Das muss eine heilige Stätte gewesen sein, 
jener Winkel des Müllerthales und dennoch haben 
wir jene Gegend nicht erschöpfend behandelt 

Dem Symbolismus unserer Vorfahren, welche wie 
wir sehen, tiefe Denker waren, können wir unsere 
Bewunderung nicht versagen und sollte sich d|i ein 



Digitized by Google 



163 



Landeskind nicht freuen und gehoben fühlen, aus 
dem Schott, den Trümmern von Jahrhunderten oder 

gar Jahrtausende, solche frische Blumen spriessen 
zu behen, die in des Volkes Sprache zum Theil be- 
graben lagen? 

Wir wissen, dass nicht Waldbiliig das Centmm 
des Oaltus war, es war das uralte Bchtemach. Die 
Franken haben versucht das Land zu christianisiren 
sie vermochteu es nicht. Nur ein Mann von Ausdauer 
von derselben Landart, der dieselbe Sprache redete 
konnte gewaffnet mit hegeUtefrtem Willen (das be- 
deutet Willibrordus I hier wirken. Die Franken sahen 
dieses ein und aus keinen andern Rücksichten ist 
die Wahl zu erklären ; es waren ja in Süddeutschland 
und in der Schweiz alemanische Apostel genug vor- 
handen, in unserm Lande konnten sie nicht wirken, 
das grosse Hemmniss war die Sprache und auch der 
zähe Volkscharakter der Bewohner, die fest an ihren 
alten Gebräuchen hingen und ein durchaus festge- 
gliedertes Kirchensystem besassen, dessen Centrum 
wie gesagt Echternach (Beden) war. An die Wurzel 
musste die Axt gelegt werden. Das ist einfach der 
Kern der Bekehrungsgeschichte 

Uns in weitere Ausführungen zu begeben ist also 
gar nicht nöthig, wir haben einfach die Ursache ge- 
funden, deren Wirkung bekannt war, mehr wollten 
wir nicht. Was wir weiter finden und aufhellen, 
scbliesst sich dem Kerne an, wir haben getrachtet 
Überali das einheitliche Band welches den alten 
Kultus umschlingt zn wahren und nicht einmal 
haben wir einen Fehlgriff gethan. Fragmente sind 
uns nicht geblieben. Der Bau fügte sich von selber; 
jede neue Kntdeckang fand ibre Stelle wieder, ein 
Beweis, dass die Art und Weise, i^ie die Alten ihre 
Üeberlieferung festzuhalten vermochten, unübertreflbar 
mag genannt werden • 

7* 



154 



Wir haben bereits an rerschiedenen Stellen be- 
merkty daas die Namen der Flflsse in das mytholo- 
gische Netz mit hineingezogen sind, es war bei den 

obeogenannten Orten die Ernz, welche mitspricht 
Der ursprüngliche Name Airent oder Aerent bedeutet 
wie bemerkt Weggang oder Vergangenheit, das ist 
aber Satam ebenfalls; also ersetzt dieser Name 
Aerent den Saturn. Die Ernz aber heisst die schwarze 
Ernz, also ersetzt sie den schwarzen Saturn oder 
Cac-Üroni oder Biber. 

Bei den Schweineställen ist aber kein Flass, 
welcher dasselbe konnte sagen, aber am Ende der 
Schlucht liegt das Dor/* Ernzen, (Airenta), so dass 
auch hier derselbe Name symbolisch auftritt und 
walirscheinlich gehörte der Name dem später wie- 
derhergestellten Weiher dort« Indessen ist dies gleich« 
gültig, wir haben einen Namen der uns genügt. 
Aber dass der Forst dort Wodanswald war und 
seinen Namen Seithert nicht mehr hat, dürfte aus 
der Wodanssage hervorgehen, welchen man bei der 
Abhandlung tlber diesen Gott angeführt findet Gewiss 
ist es merkwürdig solche UebereiDstimmung zn 
sehen, welche ihre Krönung darin findet, dass den 
Schweineställen gegenüber, der grösste Zeit- oder 
Steinkreis des ganzen Landes liegt, die grosse Kirke 
auf der Niederburg, Der Name Niederbnrg ist mit 
einer, ich möchte sagen Skaldenschlauheit ausgesucht, 
dass er nie und nimmer ohne Schlüssel zu errathen 
ist. Nidher hiess in unserer alten Sprache der Mond 
ond bnrg bedeutet Grab. Aber nun ist auch biber 
der Mond in einer Bedeutung, so dass wir für Nie- 
derburg—Biberburg*) oder Grab des Biber setzen 

Nidb ist im altnordischen der Mond und zwar 
der abnehmende, (nidh = leuchten, daher lat. nitor 
Glanz u. s. w.) Biber der Mond und der Schöpfer. 
£)s ist wirklich wunderbar, wie sich Erinnerungen 



Digitized by Google 



165 



können, womit wir den Zeit- oder Steinkreis oder 
aach die Kirke des Biber klar gelegt haben. (Das 

Weitere wird der Leser iD dem Abschnitt Heiden- 
kirchen finden.) 

Die Gegend um Waldbillig an der schwarzen 
Srnz hat ihre Goldfraleh. Diese Goldiran ist Freia» 
wie man nnter deren Abhandlung sehen wird. Noch 
ein Punkt ist besprechenswerth, es ist die sogenannte 
«Eulenburg», welclie symbolisch ein Grab Thors 
oder GaoUronis darstellt. Die Eule hiess nämlich 
auch «GhuMUD nnd Ghnansbnrg bedeutet Thcn^rab. 
Ghnan bedeutet aach Hand, woraus s. B. das fran- 
zösische Chien, griech. Kyon a. s. w. Aas dieser 
Wortgleiche entstammt der ((Todtenhando. Man hat 
schon in uralter Zeit den Oac-Uran mit einem Hunde* 
köpf dargestellt, was also Mos symbolisch seine 
Eigenschaft als Tod (Saturn der Sensenmann) an- 
zeigen sollte. (Man sehe die Note bei Treviri). 

Der Hund des Thor, Chuan oder Chion, er lebt 
noch unter dem Volke hier zu Lande fort. Wenn 
nachts die Hunde heulen, so werden wir yon er- 
fahrenen Frauen belehrt, dass jemand in der Nach- 
barschaft stirbt. — 

Die am Einflüsse der Mandel und Emz gel^nen 
OerUichkeit Altburg ist also wie die vorgehende 
Bulenbarg eine dem Thor geheiligte Stelle. Der Alte, 
der Ewige ist Thor-Chuan, es ist der «Alte vom 
Berge», der die ganze alte Welt mit seiner Mythe 
umspannt. Auf den Bergen waltet der Urschöpfer 
Tom Himalaja bis zum Berg Sinai und auf unsem 

im Volke bewahren In Süddeutschland liegt die 
Stadt -Bi^rach d. h. Biberort. Ein jeder Schwabe 
lässt sich die Gelegenheit nicht entschlüpfen, wenn 
er Biberacher begegnet um sie zu uzen : «Sie häHen 
ihren Hgnen Hergott und ihren eignen Mond » 
Aber sie wissen nicht mehr, dass eben Biber = Mond 
und BcMpfer (Thor) bedeutet. 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



166 



Bergen "waltete derselbe ebenfalls. Es ist bezeichneDd 
dass die Altbnrg früher anoh (nach Prof. Englxng) 
Eichenfels hiess. Eine BestatiguDg des Wortes Alt- 
burg. Die Eiche war das Symbol Thors, wie es der 
Felsen ebenfalls war. Aber noch deutlicher gestaltet 
sich das Ergebniss, wenn wir das lateinische Quer- 
cus = Eiche^) heranziehen. Dessen germanische 
Aussprache Kerke war und da Eiche wie Felsen « 
Kerke hiess, so ist die Bedeutung von Altburg und 
Eicbenfels als Steinkreis klar gelegt. II hiess phöniz. 
Thor nnd II hiess die Eiche. Kil hiess die Eiche bei 
nns, Kilkesbach heisst der Bach bei WaMbilUg, seine 
Bedeutung ist Thorgrabbach I — 

Bei der Eulenburg im Ernzthale liegt jener 
Wasserwirbel, der mit Schiesstümpel bezeichnet ist« 
Dass Wasser, welches in Wirbel schiesst, denn 
Tümpel ist ein Wirbel. Dass dieser Name nnr eine 
Decke ist, werden wir sofort sehen. Für dieses 
schiessen brauchen wir bloss trollen zu setzen, wel- 
ches herabrollen bedeutet. Tümpel aber ist als 
Wirbel mit Aetti (Etti) zn übersetzen es ergiebt sich 
nun ((TroUätti)).^) Trollätti aber bedeutet der alte 



Kork ist ebenfalls Eiche. Korkeiche ist Wort- 
überfluss. Die Niederdeutschen sagen richtiger Kork; 
die Holländer Kürk; wie auch Kirke Kirche in 
Karke selbst in Church verbeugt wird. 

^) Schiessen und trollen sind gleichwerthig, denn 
trollen ist aus tirollen zusammengezogen uuci tir ist 
der Schuss, aber auch der Anfang (tiro = Anfänger). 
Ol ist der Keim und Thor ist der Anfang und die 
Entstehung. Was das Wort aotti = Wirbel, Tümpel 
anbelangt, so verweise ich auf das engl, eddi = 
Wirbel, daher Eddistone = Wirbel und Wellenstein, 
bekanntlich jener meerumbrauste Leuchthurm — 
Stamm ist at = rund, wovon hebräisch atar rings- 
herum und fis-eter (angels. Wallfisch d. h, der 
rundelichte Fisch. — Auch wenn man Schiesstümpel 
ins altdeutsche übersetzt, so erhält man Himilrinnum 



Digitized by Google 



Thor; wir köDDen dts Wort in ThoraBtti amsetsen» 
so ist es ebeolalla dassdbe. Die Wassertümpel oder 

Wasserwirbel spielen auch in der nordischen Mytho- 
logie eine belangreiche Rolle, aas keinem andern 
Grunde, als den, dass ^e durch WortgleicheD und 
als NatorerscheinnogeD steh besonders za mythischen 
Zwecken eignen. Noch ist des Dorfes Heffingen oder 
Effingen zu erwähnen, als zu diesem Kreise gehörig, 
weil Eff und Heff ein gut überliefertes kimbriscbes 
Wort ist und Himmel bedeutet. Also ist £ff ein Name 
des Thors nnd Eff-ing bedeutet Thors oder Himmels- 
kreis.') 

Das mehr nördlich liegende Haller hat in seinem 
Namen einen personifteirten Felsen, zugleich bedeutet 
das Wort Riese« Wer dieser Riese ist, das ist kein 
Räthsel mehr, da Th<x* als Riese ond Fels symbo- 
lisirt das Weltall ist. (goth. Hallus Stein, altnord. 
hala Riesin, dänisch bald Felsen, schwed. hall 
Felsen« - ThorhaUr hiess Thor in der nord. Mytho- 
logie). 

Ein Gehöft jenseits der Sauer ist bekannt unter 
dem Namen Elik. Dieses Wort bedeutet (cElcheo ist 
also eine alte Thorstätte. Im Englischen ist Elke 
d. i. Elike eine Steineiche. Ein Wort, welches nnr 
bei den Angeln gebranchlich gewesen za sein scheint 
und dem lateinischen Hex (ilekes) entspricht. — 

Die beiden Höfe Kalches und Melikhof, ersterer 
auch Kalkeshof genannt, tragen Himmelsnameu, sind 
also auf Thorshöben angelegt. Der zwischen diesen 
liegende Hnngwhof ist nicht von ahangern», sondern 

also Thors-Rinne. Da aber bestimmt Wirbel zu 
gebrauchen ist, so ist Himilsetti zu setzen d. i. 
iEttithor. 

Eff oder Heff auch even und he wen, efen und 
hefen. Die Aspuration verändert nichts z. B. Eva 
jond Heva. 



Digitizca by Cjcjü^Ic 



168 



voD HuDg (Honnig) d. i. alt vergaogeD, also Ahoherr 
— Ur&De (L i. Thor herzoleiteD. 

\Vär6n die Umbriscbe Bevölkerang, die ürbevOl« 

kerung und die Eburonen d. h. die nachgekommeoen 
Kimbern und die Angeln nicht von einer Sprach- 
lamilie geweseo, so Mtie sich die Ueberlieferang 
Didit 80 cnsammenhäogeDd erhalten könnai und 
wir hätteD schwerlich die EDtziSernng mit einem 
solchen Ausgang erwai*ten können. Was wir aber 
errungen haben, nun wir hoiien, dass es getreulich 
bewahrt wird und nicht mehr der Vergessenheit 
anheim Mt 




Digitized by Google 



vn. 

Syr-Freia^ Hollen Brehta (Berlita). 



Freia, die Waltende des Landes, ist in unserer 
Heimath noch an Sagen and Oertlichkeiten gebunden. 
Ihre Namen Pran Holle, Hilde, Syr, Felsenfran, Wilde 

Pran, u. s. w. begegnen uns auf jeden Schritt. Als 
weisse Frau als Berchta (Brehta) ins gleichen. Das 
Wesen Freia's amiasst Entstehung, Mehrung und 
Tod, mehr in Bezag auf das menschliche Geschlecht 
Sie ist selbst Nome, weil sie die Einheit der Nornen 
bildet. Sie ist Syr d. h. die Himmlische in einer 
Bedeutung, kurz die Himmelsmutter, Himmelskönigin 
und trägt auch darum symbolisch eine Krone. Als 
Holle d. h. als Tod ist sie blaabraun (eigentlich von 
einer neutralen Farbe), wahrend sie als Lebensspen- 
derin im höchsten Glänze erscheint Die verschiedenen 
r^amen bergen alle einen Sinn. So ist Wöillra eine 
wilde Frau; da aber eine wilde Frau anch eine Fraa 
ist die los oder frei ist, so ist sie in einem Wort 
Fria, was in alter Mundart auch freie Frau bedeutet. Der 
Name Fria hat drei Bedeutungen, nähmlich Entstehung 
(Samen), Mehrung a. Tod, der Name ist personiücirt 



Digitized by Google 



and ist Tri der Stamm. Ihr war der FHtag (Freitag) 
geweiht, der Tag des Todes, des Unglückes und der 

Vernichtung. Der Glaube an diesen Unglückstag ist 
so fest eingewurzelt, dasserwohl nimmer verschwinden 
wird. Als Felseüfrau, braucht man blos Felsen in 
Syr zu übersetzen nnd Syrfra ist wiedemm Freia. 
Iis Frau Holle Ist sie über das ganze Land bekannt 
in dessen Centrum sie in HoUericli ihr Reich hatte 
denn das bedeutet Hollarich, wovon eine andere Lees- 
art Hilderich ist, wahrend Hilderich-ing(^n, das Dorf 
am dieses Reich bedeutet. Das heatige Petrasthal, 
zeigt die Sparen ihres Dienstes in den drei Nomen 
und zugleich ist der Name Petrus genügend um den 
alten Namen Thorsthal wiederzufinden, da Freia mit 
Thor d. h. dem Himmel unmittelbar in Verbindung 
stand. Das Yerhältniss der Nomen zu Thor ist ein- 
fach, est sind seine Töchter, indessen nennt die ger- 
manische Mythologie nicht die Mutter. Freia als 
Himmelsmutter ist auch Thorsmutter, sie lebt 
als Tealelsgrossmutter im Volke fort. In der griech. 
Mythologie ist Zeos (Himm^) Tater der Höhren mit 
der Themis als Mutter, was auch mit ihrer Thätig- 
keit als Richterinn des Lebens stimmt (Themis = 
Wage). Gemahlin Thor's ist Sil ; dieses Wort hat ausser 
andern Bedeutungen, die von Regen und von Ver- 
bundene (Sippe) ; die dritte Bedeutung ist Gewölbe, 
Himmel. Da phöuiz. sufes. Richter bedeutet, so muss 
auch Sif = Themis bedeuten, denn goth. ist sibjis = 
einig. Da Freia als Frau Holle dem Todtenreich der 
Kinder vorstand, erklaren sich die Siebenschläfer 
von Hollerich von selbst, da Sewen auch sterben ist 
und die sieben Kind«T den Todesschlaf schlafende 
Kinder vorstellen. Ferner wird Holla als Wittwe 
dargestellt und Weduwe wie Weuwe (Veuve), welches 
eine Verkürzung des ersten Wortes ist bedeutet die 
((Leeren und das ist auch der Tod. Der Holla oder Freia 



Digitized by Google 



161 



waren die Bronnen geweiht und da bar nicht allein 

Geburt, Mehrung sondern auch Grab bedeutet, so ist 
das ganz in Ordnung. In Hollerich ist ihr alter 
Bnumeo (bAr) auch heute noch vorhanden, er trägt 
den Namen KeaselbAr. ^Dieser Kessel ist nicht nur 
ein Symbol der Freia, sondern auch des Thor. Das 
Wort Ole^) bedeutet 1. der Kessel 2. Keim also auch 
3. Mehrung, (angels. ist öl Anpflanzung) und Ole 
ist auch der Tod. Es bleibt dasselbe, wenn wir Ole- 
bdr setxen, nur wird dann die dritte Bedeutung 
«Todesgrab» und in Hollerich waltete Holla als Todes- 
göttin, wie uns die Sage der Siebenschläfer erzählt. 

Die wilde Frau von la Sauvage 10 selbstverständ- 
lich die Todesgoitiny ihre Wohnung war im Felsen 
La Grooni^. Wir brauchen dieses franeOsirle Wwt 
nicht, denn es war einfach «Krone* (Korone) und 
dieses Wort bedeutet «Leiche, Aas» weshalb Freia 
die Krone sum Symbol hatte. Wenn die Sage 
berichtet, dass sie von Menschenüeisdi lebt, so ist 
das richtig, denn der Tod fordert Menschen und diese 
bestehen aus Menschen fleich, der Tod verzehrt die- 
selben. Die ihr zugedachten Klauen haben ihre 
besondere Bedentaag denn sewe» ist die Klau in 
niederd. Mundart und dieses W(Nrt bedeutet auch 
Nichts, Schwund, Vergangenheit (ewcn ist fortgehen, 
weggehen). Des Wort etce ist von Bedeutung, da es 
bei den übrigen Germanen nicht vorkommt. Dieses 
Wort kommt noch einmal vor; die Sage ersählt 
weiter sie zerrUs Schafe^ also war sie sehafzer* 
reüßcnd d. i. aewe renti>') rent^s rinnt, vergeht. 

*) Das Wort Ole Kessel kommt bei uns als Eile 
vor, daher Eilebeker in Trier sogar Aul, daher Auloer 
ein Töpfer m. h. d. Ule und lat. oUa u. s. w. 

*) rent zerreissend, im englischen noch vorhanden ; 
bedeutet auch vergehend. £« gab auch ein Wort riven 
(dänisch, schwed. rUva) serreissen $ welches ach mit 



If52 



In Nichts rinnend; vergehend. In keiner andern 
Sprache, als in der eDglischen Sprache kommt das 
Wort «ewe» «■ Schaaf vor. Wir fassen also auch hier 

ganz anf angelsächsischer Grundlage. 

Die wilde Frau von Sau vage ist also Freia and 
dieser Namo hat aoch die Bedentung von oHaarige»; 
man erzahlt dort, sie wäre ganz in ihre Haare ein- 
gehüllt gewesen; da aber fnr ss Rancbwerk ist, faria^ 
aber eine rauchi^^e (haarige) wilde Frau, so ist Fria 
ein zusammengezog*»nes Wort in dieser Bedeutung. 
Sie hat doppelte Zahnreihen sagte die UeberlieSeroiiig, 
das wäi» angelsächsisch twione rewe (reowe) todas 
(todhas), was etwa übersetzt in zweiter Bedeutung 
lautet «Schwund, Leiche, T(xlte». Wenn man hier 
zu Lande von Zahn (todh) aus&Uan träumt» stirbt 
jemand in der Familie. 

Die Felsenfrau, wilde Frau von la Sau vage ist 
hingegangen ; die Sage lebt noch ; auf dem Kronen- 
felsen, Syr Krönet d. h die gekrönte Freia, ist jet«t 
eine Statae der Motlergottesi anfgesteUt, eine nme 
Himmelskönigin mft Krone an Stelle der Atten. 

Zwischen Machthura und Grevenmacher ist eben- 
falls ein HoUafelsen ; sie heisst hier Felsenfrächen 
dSyr ireia») Hier hat sie sich im Volke als als Spin- 
nerin erhalten, also al« «ürdho oder Todesnome« 
Urdh angels. (wurdh und wirdh ist dasselbe) be- 
deutet Schicksal und Tod aber auch SpiQuerin; das 
französische (fränkische) Zeitwort onrdir sa anspin- 
nen, gibt darober Anisdfalnss. 

Die Sage ist in Grevenmacher verdorben, denn 
»Venn sie einen jungen Mann zerreisst und halb ver- 
zehrt nnd halb in die Mosel (Wasser) wirft so ist 



rifen (engl, to rifle) rauben und rive = Aas, 
Leiche m h. d. reive = Aas oder altnord. rifa 
weggehen u. s. w. deckt. 



163- 



das richtig, denn verzehren thut der Tod und das 
Wasser = Ar bedeutet auch Grab, und iüs Grab 
briogt Holla md verzehrt auch die Leichen. Auf 
diese Weise behält sie leden, auch jtrage BorsctieD, 
aber zurückkehren und leben kann ein solcher nicht 
mehr. 

Das Kimmfrächen bei Rospert auf der Uölt (Ho^) ; 
sie ist Freia als Urdh(Spiniiwn>, dessw^ieii besonders 
erwähnt, weil es in Rosport ein Hollalied gab welches 

aber leider vergessen ist. (Syritha d. i Sängerin ist 
ein Name der Freia); (von Syr Gesang ist Syrene 
Syrfrau bedeutet auch Todesfrau.) Da der Wirthenberg 
der Wifdh oder Wardh gehörte und diese wieder 
Freia ist, so war der Gipfel des Berges ihr Sitz. Um 
dem alten Cultus ein Ende zu inacheD, wurde dort 
eiue Marienkapelle erbaut, die aber jetzt nicht mehr 
besteht so wenigstens die Sage. 

WeoB bei Useldiogeoeiiieu WoUlrabeckj» Wildfraneo- 
heeloe ist, so bedeutet das Friahag ; d. h. ein Freiahof 
und stimmt mit Usel d. ist Hingang, Tod u. s. 
w. überein. Merkwürdig ist es, dass die Landleute 
ihre Sünder waraeo, den Ort zu betreten. Frau 
HoUe nimml erster Reihe die Kurier 

Bei Beringen im Beringer Walde, ist ein Wild- 
frauenfelsen ebenso in der Nähe von Mersch. Letzlere 
Wildfrau ist als Spinnerin überliefert. Beide siod 
Freiafelsen (Syr) in ihrer Eigenschaft als Todesgöttin. 

Die WUdfrao (Freia) in der Wöbach war die «Frda 
im Grundeo (bei Simmern) ; die Ueberlieferung stimmt 
mit la Sauvage, nur sind die Zähne vergessen. Im 
Grund (Vorstadt Luxemburg) war früher ein Freia- 
dieosty welcher durch die h. Maria verdrängt wurde. 

Perhta als Brehta, was dasselbe ist, war in 
Vianden doppelt vertreten, da auch die Nornen dort 
noi^h besonders verehrt wurden, welches so zu ver 
stehen ist, wiUureii^ dKi Wüdelraaea onrdeD .Xod 



Digitized by Google 



161 



vorsteUt«!, waren die NonieDstätteD, derEotstehimgy 
MehroDg md dem Tode geweiht. 

DaiMrtbe wie bei Vianden war in Trois^Yierges 

oder Ulflingen der Fall wo Holla als Hilde (Hilde- 
knap) anftritt. 

Der Holle nmoderstein bei Arlon charakterisirt 
sie als Syr (Tod o. Fels). Die drei Norneo bei 
Hancheringen (HaDicharinga) bedeaten, dass sie hier 
als Ahnfrao auftrat. 

Bei Nieder-BessÜDgen erscbeiDen die Nomen am 
Weiber, da dieser maire hiess, so Yertreten sie Freia 
als HehreriD. 

Dasselbe gilt vom S pomer- Weiher, wo die drei 
Norneo erscheinen. Die Sage wie sie (bei D' Gredt) 
überliefert steht, hat alle Biozelheiteo vergessen. 
Spomerweiher ist Wortüberflnss, denn Spo-maere 
heisst der Bntstehnngsweilier.^) Sprossen nnd Meinen 
drückt das Wort in erster Bedeutang aus. Spo u. 
Sp4 ist ein Heilsbrannen ; spo (schwed. spö) ist die 
Ruthe, Sprase. 

Die lÄmen von Ulflingen sind aber direkt die 
Himmlischen und stimmen mitOsling überein, während 
Freia als Tod (Halde) in Huldingen (Holdingen) ihre 
Stelle fand. Ebenso in Holler (Hol-ler). 

Die Felsenfranen als HoUa d. h. aJs Tod, werden 
dofch Syr*Felsen oder Halla Felsen, knrz im Stamm 



^) Spo-maere (mare) ist ein Weiher, welcher eine 
QaeUe besitzt und zwar einen Gesundbrunnen. Die 
Heilquellen gehören der Freia, denn Svr u. Sur ist 



source sind aus einem Stamm. Die Bedeutung der 
Sauer welche Sura hiess, geht aus dieser Vergleichung 
hervor, denn es ist Svr u. Sur von gleicher Bedeutung 
wie Sure u. Sauer (SaurJ dasselbe ist. Da Quellen = 
Sprossen bedeutet, so erklärt sich lat. surus Sprosse, 
Zweig und sur oder syr = Quellen. Es ist also Spo- 
märe ein Symbol der mehrenden Freia. 



eine Quelle; das hebräische 




Digitized by 



166 



Häl oder Hei symbolisch bezeichnet» weil Hei der 
Tod und die Todesgöttin bezeichnet. 

Bei TrintiDgen erscheint die weisse Frau in den 
Hecken der Holbeoht (HoUbecbt alemannisches Wort 
Ifir Hd-Perhta). 

Bei Donven ist Frau Holle die Mutter der Zwerge 
(Todten); auch heisst sie dort Schlär-Mariechen. Da 
aber eine Verschleierte, eine HuUeda (Verhüllte ist) 
80 ist HoUe Marie gemeint Donven bedeotet dasselbe 
im Ardven. Don ist eine Pran, Jungfran. Es druckt 
also das Wort die Todesfrau aus. Es ist hier das 
Wort Yen (venus) in anderer Zusammensetzung ge- 
braucht nnd ein weiterer Beweis !nr das bei Ardvenna 
angeführte (s. d.)* Unter nächtlicbe Sängerinnen ist 
immer Syr zu verstehen, da Syr Gesang ebenfalls 
bedeutet, daher auch sirissa die Grille heisst, die 
Abendsängerin und surmadieSchäferzinke(Schallmel). 
Sie erscheint als Sängerin in Trintingen nnd Dseldin- 
gen. Dass Holla durch ihren Gesang die Menschen ins 
Wasser zieht ist richtig, denn Syr ist der Tod und 
Gesang nnd das Wasser = ar bedeutet auch Grab, 
womit ein JRäthsel gelöst ist, um das sich viele ver^ 
gebens Imnaht haben. Die Sängerin des Mnllerthals 
ist demnach Syr and als Kimmfrau bei Rosport 
haben wir Ourdh als Sängerin ebenfalls kennen ge- 
lernt. Ais weisse Frau oder Jungbrau, also als Perhta 
adet firebta ist aie über das ganse Land verbreitet. 
Der Name weisse Fran ist einer jener Hnllen, welche 
geeignet sind das Wunderbare im Volke anzuregen, 
zumal diese Erscheinungen im Dunkel der Nacht 
gedacht sind. Die geheimnissvollea Sagen der Fürsten- 
höfe sind alle mit der wnssen Frao, (dame bUinche) 
verknfipft nnd selbst in Kreisen» die an Bildung das 
ge^^^ötinliche Nivenu überschreiten, wird an deren 
Erscheinung fest geglaubt. Die weisse Frau von 
Tianden ist beinnnt, sie ist mit dem Fiirstenhaaae 



Digitized by Google 



1B6 



des Laades verkoäpft Bei dem Tode eioes Mitgliedes 
hoher Häaser erscheint sie steta Jfties gibt Grafen- 

Läuser, welche sie als Stammmutter für sich heischen ! 

Bis jetzt uiui wir legen mit Hecht Nachdruck 
aal dieses Wort, war es noch keinem Forscher ge- 
lungen, das Wesen der weissen Frau zu entsclileiern. 
Wohl liatte man richtig vermathet, dass ihre Heim- 
stätte die germanisch-slavische Mythologie ist, aber 
dabei blieb es. Vermutliungen unterstützt durch Ver- 
mutiiungen, sind niciit im Stande mythoiogische Räihsei 
sn enthüUen. In imsrer fieimath fallt das Soiider- 
redit hoher Herrsdiaften fort, denn im gansen Lande 
ist sie heimisch, sie gehört dem Volke. Die weisse 
Frau, ist wie gesagt nur eine Hülle und übersetzt 
oder überträgt man dieses Wort in ear oder ar d. i. 
Glanz und iCona Fraa, so erhält man das eeh^ ur^ 
germanisdie Wort «Ärlcmao und dieses ist die im 
Norden verehrte Göttin, welche in Rügen ihre heiligen 
Kreise hatte. Dieses Wort noch einmal umgesetzt in 
Urkona, da ar und ur beide Glanz bedeuten, ergibt 
ürfran, Urahne; denn Uraoe ist Urgrossmntter und 
bedeutet sogleich die himmlische (Urania), es ist 
Freia und Holla. In Arkona bedeutet sie «Grabes- 
frau»^) in ür-kona Todesfrau; zugleich aber £nt- 

Im Müllerthal befindet sich die Goldfrauleie. 
Gold = 6r, w ar auch den Germanen 1 ekannt. Frau 
ist Kona, also auch hier Orkona was mit Urkona 
dieselbe Bedeutung bat w z. B. Ursula, Orsola und 
Orsnla geschrieben wird. Leie » i eis = Uel oder 
Sjr. Freia ist also im Müllerthal wie auch ange- 
geben Todesgottin. 

Ueber die Bedeutung von Ar, ur, or » Glanz licht . 
führen wir nnr das folgende an tot. nrere brennen 
hebr. ur Feuer; urab ur^uro 'Feuerfunken ; - hebr. 
arah brennen; schwed. aril Feuerheerd; sanskr. 
Arkas Sonnengott, arab. aral brennen : ara • lat. 
Scheiterhaufen (Brand), lateio. ardor Fener, ear 
taogeis. Feuer. Glanz, hebr. 6r Ucht, aqgels. eorc- 
nastan d. i. Feuer oder Glanz erzeugender Stein. 



Digitized by Google 



167 



stehdng ntid Mehrung, fla nr (He BnistehaDg oder 

die ZeuguDg ist; desshalb ur der Stier (Zeuger). Die 
weitere Bedeutung aber von Urkone ist das Urliclit 
oder die Sonne und diese ist naeh der germaDisohea 
Mythologie die Urmotter des Lebens, des Wachsthums, 
der Mehrung. Ans dieser irielfachen Bedentnngen, 
mag man ermessen, wie diese Himmelsmutter im 
Volke Wurzel fasste, dass die, in ihr vereinigten 
Naturkräfte, alles was das menschliche Dasein be- 
trifft, umfasste. Ob Jemand geboren wird ob 
Jemand stirbt sie erscheint, denn dann ist sie Sonne 
und scheint denselben Tag, stirbt einer so ist sie da, 
sie ist der Tod ; wird jemand geboren, sie ist gegen- 
wärtig, si ist die personificirte Geburt Wo zwei 
Herzen sich finden, da ist sie gegenwärtig, denn 
Freia ist liebe und in diesem Sinn ist freien zu 
verstehen, wovon das alte friudil d. i. Geliebter her- 
rührt, eine friud-ites ist also eine Frau der Liebe, 
da ites, itha und itbes eine Frau bedeutet. Setzen 
wir vor diesem Wort nur ein einfaches a so erhalten 
wir Afriod-ites nnd daraus ist der Beweis erbracht, 
dass das griechische Aphrodite ein urgermanisclies 
Wort, ist, denn die Stämme mit vorgesetzem a sind 
nnr in der Mundart begründet, wie z« B* pjsch (pys) 
elsäss. der Stier, wird durch Apis = Stier, in Be- 
deutung nii^t verändert. Aster und Ster » Stern 
u. s. w.*> 

1) Auf diesen Umstand ist schon an anderer SteUe 

aufmerksam gemacht. 

Nachträglich fand der Verfasser, dass Hildeknap 
wörtlich zu nehmen ist; Knau ist Knopf, ein HiaidcL 
Nun ist sinau ebenfalls rund, was sich mit angels. 
snaw deckt; denn sno ist scliwed. drehen; folglich 
entspricht das Wort snaw einen Knopf und angels. 
Schnee. Es liegt also in Hildeknap Hilde schnee ver- 
borgen ; es stimmt ferner mit Oesling (Schneeriicken) 
' und mit Hilde im Schnee (iu Hildesheim). Der 



Digitized by Google 



MB 



Nacbdem wir die weisse Frao, in ihrem mytho- 
logischen Werth offen dai^legt haben ond die ^elen 



HildekDap liegt bei Ulflingen, also wie bereits er- 
wähnt an einer Freia, Thor und Nornenstätte Das- 
selbe was vom Hildeknap gesagt wurde, gilt vom 
Helperter Knap denn Helpert ist Helperhta oder 
Hilde (im Schnee); Hei Perht ist der Name für 
Perhta als Todesgöttin, es ist die Sage vom Möns 
Salutis keine originelle. Somit hätte fast alle bedeu- 
tende Kuppen, dem Freiakult angehört. 

Ganz diesen Namen der Bergkuppen entsprechend, 
ist auch der Zolverkoap von derselben Bedeutung. 
Es ist nur auf einem Umwege möglich gewesen» 
das Räthsel dieses Berges zo lösen. Indmsen die 
Sprache ist aof solcher unverrüclcbaren Basis aof- 
maot, dass man dodi znm Ziele mnss gelangen. 
Schon im hebriischen Ist tiü der Tod, welches mma 
deutschen Zul entspräche. Es ist aber von der longo- 
bardischen Sprache uns ein Wort überliefert, welche 
Zala = Plündemng Leere, bedeutet and dieses ist der 
Tod. Ob dieses Zala ein tiefes a hatte also Z äla 
(Zola) gesprochen worde ist freilich nicht zu ermit- 
teln. Aber in dem Wortspiel dem Tode seinen «Zoll 
bezahlen)) haben wir sofort den Sinn, denn der Tod 
hat mit Zoll nichts geraein, er bezahlt nicht; Zol 
zalen heisst «todes sterben» und ist Zol zu schreiben, 
damit hätten wir den Tod aus 2^1wer gefunden . Wer 
aber ist die Frau (alt h. d. u. m. h. d.) also Todes- 
frau ; es ist also hier Helfria gemeint, genau wie 
Helperht und dazu Knap mit der Bedeutung des 
Vorigen. Es sind also Wyrdhenberg, Hildeknap, 



deutung gleich. 

Der Name Zol wer ist alemannisch, angels. müsste 
es Tolwer sein Die französische Schreibweise 
Soleuv^ hat keinen Sinn. 

Hit dem Zolwerknap wird noch der aUtscheb 
genannt. Schon das Wort Scheff bedealet «Nme» 
und Ut ist die Gebort nnd zogldch Tod in ein^ Wort. 

Das englische to litter =» gebären und altnord. 
ist lidha sterben ond dänisch litte aofhören. Es 
gehört also aoch dieser Berg der Freia. Es sind 
noch andere Berge vorhanden» welche ähnliehß Namen 




Zolwerknap alle in ihrer Be- 



Digitized by 



aadeni MeutoiigeD ebsofaiUs eoteiffert sind» "wM 
dor liwer über diese Dralt» Orossmotter nidit ni^ 

im UDklaren sein. Jedeo falls aber siod dennoch 
nicht alle Untersuchungen (so weit sie nnsere Hei- 
maüi bekefieo) abgeschlosseo; wir rechoea aoob 
hier noch auf mehr MatmaL 



Zur CbaracterisiniDg miserer Preia sind einige 
Tergldohe aus der nordisehen und überhaupt ger- 
manischen Mythologie hier an ihrer Stelle. In der 
nordischen Mythologie wird als Wohnung der Freia 
Folkwängr angegeben. Die einfache Uebersetzong 
wäre oVolkafeld». Aber dieses ist doch nioht der 
Sinn der gemeint ist Wang ist Flur, Feld, wangr 
aber bedeutet hier umschrieben die Erde und folk 
ist «Runde, Kreis». Es ist also der ganze Erdkreis 
gemeint und dies ist auch der Auffassung der Hirn- 
metemntter gemäss. Ihr Saal hiess Sessrjmnir was 
Orimm mit SUgräwmiffe übersetzt. Dieses Gemach 
ist so stark, dass wenn es geschlossen ist Niemand 
ohne ihren Willen hinein kann kommen. Sessrymnir 

tragen z. ß. Holl-eschberg bei Hesperingen, welcher 
der Holle gehört und dessen Bedeutung aHoUenfeld- 
ber^)) ist, also mit den andern stimmt. 

Der bekannte ((Grevenknap» ist ein Berg der 
Freia, denn Freia hiess die Grävin (Gräfin) als Holla, 
wodurch sehr verfängliche und irrige Vorstellungen 
von Gräfinnen enstanden. Greve ist die Leere, der 
Tod. Das franz. gr^ve bedeutet Leere, Stillstand und 
Tod; der Gröveplatz in Paris ist ein uralter Hin- 
richtungs- oder Todesplatz ; selbst unsere «Greweno 
sind ausgelassene d. h. geleerte Fettstückchen. 

Diesem Bergnamen entsprechend liegt Finsterthal in 
der Umgebung, zwischen Helpertknap und Greven- 
knap. Es ist aber Finsterthal eine Umschreibung 
im Thorsmoric odw Thoimark und in. der That ist 
anoh dort ein Hurkt im frden Felde gewesen, (der 
Markt besteht noch heutcntage.) 

8 



Digitized by Google 



m 



hat aber eine andere BedentoDg, denn sbsen iind 
Sössen ist aafhören machen, folglich sess der Tod 

und rymnir sind Räume also Todtenräume; zu 
diesen kommt keiner mehr, wenn sie einmal ge 
schlössen sind ; oder Freia miisste ihn sterben lassen, 
damit er anch in den Ranm d. i. Grab hineinsteige. 

Der Oskarid (um Weihnachten), die wilde Jagd 
(Freia*s Jagd) gehört nicht dem Wodan, sondern der 
Freia, als Geburtsgöttin und von dieser wilden Jagd 
haben wir einige Reste in Sagen und zwar an den 
erwähnten Nomensitzen. In deutschen Sagen wird 
Frau Holle mit den langen Zähnen geschildert wie 
die ((Wöllfra)), auch alte Hexe (Hekate) genannt, mit 
der sie, wie bereits erwähnt identisch ist. Man 
nennt in Oberhessen den Oskarid Hollafahrt 
Ebenso ist die Schildemng von den langen Haaren 
in Deutschland gebräuchlich. Wenn es schneit macht 
sie ihr Bett. Sneven ist niederdeutsch sterben und 
Schneen. Dieses aBett» ist mit letzte Ruhestätte zu 
übersetzen, also hier in der Bedentang die Todten 
betten.^) Daher «Hilde im Schnee» die Bedentang der 
Todesgöttin verstärkt, ein Gegensatz zu der Leben- 
gebenden. 

Freia besitzt ein kostbares Halsband nach der 
nordischen Mythologie, es wird Brisingamen genannt 
Men bedeutet Halsband. Brisinga bedeutet das Glän- 
zende, Feurige. Setzt man aber Brisin, dessen Form 
Ber-isin war und gamen, so wird der verborgene 
Sinn deutlich : Ber ist hervorbringen isen, sind I^ach- 
kommen und gamen sind Menschen. Sie erzeugt 
also die Nachkommen der Menschen. 

Ais Menschenmehrerin tritt >^^ia auch in der 



0 Das Wort oBett» bedeutet Grab. Es ist noch 
vorhanden in der Benennung ((Hdnenbettu, d» i. 
«Grab vereinigter Todten». 



Digitized by 



171 



Sage bei uns auf, wenn sie z. B. als weisse Frau 
bei Eisenbach erscheint und man dieses Wort 
Isanbrook ^ X^iachkommenzeogen und Eisenbacti über^ 
setzte. 



In der nordischen Mythologie heisst Freia Syr 
und nach Saxo Grammaticus auch Syritha, welches 
itba am Ende weibliche Personifikation ist. Ihr 
Name ing, faick ist in «Freckeiseno wieder zu er- 
kennen. Da eisen eine Frao bedeutet nnd firecken 
sterben, so wäre Todesfrau der Sinn. Isen (eisen) 
sind auch Nachkommen. Andere Orte der Erik, 
Frek, Frigg erwähnen wir an geeigneter Stelle. 

Noch ist die Borg Heringen zn erwähnen» als 
früherer /ferakreis, denn so hiess Frria nach sächs- 
ischen Quellen. Die Sage vom seeligen Engling 
(bei Gredt) ist also in so fern zu deuten, dass Freia 
nach C/imtoach flüchtete und damit das Heidenthum 
in Heringen aufhörte. (Die Sage siehe hei (iredt). 




Digitized by Google 




Yffl. 

Sonne und Mond. 



SoDne und Mond als siebtbare Natnrkräfte am 
Himmel worden wohl personifilcirt z. B. bei den 
Nordgermaneo, Dachweisbar geschah dieses nicht 

bei unsern Vorfahren. Baldaeg der Sommergott hat 
einen einfachen Namen denn bal ist Brand, Hitze 
und Hitztage, Warmetage bedeutet also das Wort. 
Doch gab man der Sonne Oertlichkeiten als Ver- 
ehmngsplätze. Es lagen deren im Süden. So ist der 
sogenannte Titusberg, besser Tites oder Titelberg 
einfach ein Sonnenberg, nach der Sonne benannt. 
Ueber diesen Berg und Titus Labien us ist an an- 
derer Stelle gesprochen.^) Im Umkreise dieses Berges 
liegen einige «)rte, welche ebenfalls diesem Sonnen 
kreise angehören, so ist z B. Roding = Sonnen- 
kreis^) und das am Fasse des Berges gelegene Sonnes 

Tit. Glanz, Sonne; griech. tito tag; titio Feuer- 
brand ; es heisst auch thitas im Sanskrit Kamas der 
Liebesgott, also der Glühende (Liebe). 

^) Rod und Rad = Sonne, schon im Runenalpha- 
bet, daher unser roth als Farbe d. i. feurig, bren- 
nend. 



DigitizQd by Google 



* 



17* 

wird man doch wohl für Sonne gelten lassen ; Un* 

kenntniss machte einen französischen Namen daraus. 
Aber die Schier (nicht wallonisirt Chiers) ist die 
SoDDe ebenialls nnd sie entspringt dem Sonnenkreise 
dessen Grenzen, wir jetzt nicht mehr kennen; Linger 
(Glanzsonne) gehörte noch znm Kreise, ebenso Zol- 
wer dessen eine Bedeutung auch Glanzsonne ist. 
Der alte Hof im Süden oft Vesque genannt und 
Westenhof geschrieben ist auf a Weste» d. i. Vesta 
in der Bedentong Sonne oder Fenerzorückznlühren. (Es 
istim WorteSonne der Begriff Peoer enthalten.^) Femer 
ist Belvaux übersetzt aus Biel-isc^) d. i. glühende 
oder brennende Sonne. Nördlich scheint sich noch 
ein alter Hof erhalten zu haben es ist der Urster 
Hof. Dieses Wort ist aas Orestre, Drester entstan- 
den nnd bedentet aürfrano d i- nämlich die Sonne; 
das Wort hat auch die Bedeutung Urstern, ürplanet. 
Nordwärts sind noch verschiedene solche Namen ; 
für nns ist aber das am Titelberge liegende Petingen 
von mehr Belang. Es ist pet der Glanz, Heile» 
ingen = Kreis. Bs ist also Sonnenkreis in Petingen 
enthalten.^) 

£s ist noch vorhanden der Name Korn. Damit 
wären gewisse Leute wohl schnell fertig. Korn als 
Gran» Grüth a. s. w. ist doch kein Name iOr einen 
Ort; aber es ist ein altes «Koran» d. i. glänzende 
Sonne oder helifeurig, wie man will. Der ISame 



Westen bedeutet in einem Wort «Sonnen- 
schwnnd» also Sonnenuntergang. 

*) Bielisch (bielisic ist hochdentsch ; Baelesk ist 
kimtirische Form. Bael = Brand, esc » Zttnder 
brand; Leuchte. 

^) Pet — Glanz gehört zugriech. Phaeton (Leuch- 
tender), erhalten im englischen Pit-coal Glanzkohle 
u. s, w. aus demselben Stamm ist pothos griech. 
Liebe (Gluth). 



Digitized by Google 



175 



Korn in alier Bedentang; besteht sogar hente noch 

z. B. in «Kornwuth)) die feuerrothe Hanfnessel. 
Korn ist aus Koran d. i. feurig, brennend und Wuth 
ist ODiser altes woth = Kraut angels. wecd, wiod 
woYon unser wiedm Kraut oder Unkraut ansrnpfen, 
wnth ist auch roth. Uebrigens "war und ist persisch 
die Sonne = Chor; auch Kir und Kfer daher cho- 
resch (chores) und Gyras d. i. Sonne personiäcirt, 
der Perswkönig.^) 

Jeder Steinkreis hatte als Sonnen oder Jahrkreis 
als alles umfassend, auch die Sonne in sich einge- 
schlossen, die aber in der heissen Jahreszeit noch 
durch besondere Feste gefeiert wurde. Diese Feste 
wurden durch die christliche Pfingstfeier ersetzt. 
Wo Thor war d. h. an jenen vornehmsten Stätten, 
war die Sonne mit vertreten. Ihr galt der zweite 
Tag, der Sonntag, der Woche, denn unsere Vor^ 
fahren rechneten von Samstage an, als Urentsteh-* 
ungstag. — Warum der Samstag bei den Kimbern 
der Pesttag der Woche war« lässt sich noch beute 
ganz genau erklären. Es mag hier genügen, darauf 
hingewiesen zu haben. 

^) Ob unsern Vorfahren der Name Kaisar, Keiser 
bekannt war? Wir glauben dass die Römer ihn ent- 
lehnt haben, sonst hätten wir keinen Kaiserling d. 
i. Kiesel oder Glanzstein. Der Name Xerx^s ist ur- 
germanisch. X ist kein einfacher, sondern ein Dop- 
pelbuchstabe aus K und S. Xer ist aus Käser zusam- 
mengezogen Xerxes ist Kaser-Kases. Käser ist die 
Sonne personificirt und Käses Gen it. Plur. Kaiser 
der Kaiser bedeutet der Name, während Artaxerxes 
«Erzkaiser der Kaisero bedeutet. Diese Namen stim- 
men ganz genau mit dem Charakter der Perser- 
fürsten überein. Aus den nördlichen Gebirgen, vom 
skythischen Imaus kamen unsere Vorfahren; ihnen 
war das Wort Kasar etwas Altes ; die Römer hatten 
die Form Caesar. Der Name Xerxes war bis dato 
immer etwas, wie mit zwei Unbekannten (xj behaltet. 



Digitized by Google 



m 



Der Wmd selber stand in VerMndiing mit Frei» ; 
sie war als Mond personiflcirt, denn sowohl Holda, 

Holda, Perhta Freia, Hei (Helios), welche alle ein 
und dieselbe Göttin vorstellen, bedeuten sowohl 
Sonnet Mond oder Stern. — Als Urmutter ist sie 
Sonne nnd für gewöhnlich Mond. Andi Sternbilder 
tragen ihren Natnen. Mit dem Ifond ist non^bekannt- 
lich auch die Liebe verknüpft und aus diesem Grunde 
ist Freia die Göttin der Liebe als Mond. Sie hiess 
aaehWen, wie wir nachgewiesen haben (Yenus-Ardvenn 
— Dfima JMf ena) ; der letetere Name ist richtig« 

Wie nnaere Spradie sich zo den Urt^irachen dnd 
lebenden Sprachen stellt, wie alle Stamme gemein- 
schaftlich waren, dieses mag an einem Beispiel hier 
vorgeführt werden. 

Es ist holda» » Freia; ongarisch hoU der Mond« 
Hei«: heia, griech. Helios Sonne; arab. Hei der 
Mond, Sonne; kimbr. Haul (hol) die Sonne; hilil 
arab. Mond. In Perhta selber liegt die Sonne offen 
in der Bedeutung (iGlanz oder Leuchtende». Es ist 
oit Bitootd die Liebe; AstaHe war die PhöniaisQhe 
Freia, also auch der Mond . Denitfdh Liebe — iuDonr, 
hebräisch Libana der Mond. Indisch Kamas Gott der 
Liebe, persisch Kam der Mond, (lat. coma Licht- 
strahl). Böhmisch Milina Venös, altnord. Mylinn der 
Mond Das Geheimniss warum Mond nnd Uebe so 
innig Terwandt sind, beroht anf die Gmndbedentang 
beider Worte, lieben = glllhen und der Mond der 
Feurige, Glühende.^) 

Die römische Mythologie sagt das Folgende : 
Amors Mutter war der Mond, dieses ist selbst aus 
dem Deutschen zu beweisen. Es ist eit die Mutter 
und eit die Gluth. Da bei den Skyten Aithos Yrus 
nach Uerodot die Sonne war, also Uraith die Ur- 
mntter» so war Aith aoch der Mond. 

Wir filhren noch an Selto griech. der Mood; 
ymt WQiBte, dass Selaikm toi| diesem als I4eU|ab9r 



Digitized by Google 



177 



Hit dem Monde standen die Nomen oder Hekate 
ebenso in Yerbindang wie Freia. Da die drei Nornen 
in Freia vereinigt waren, so stellten sie den Mond 

als voll dar, während sie einzeln geDommen, Ent- 
stehung, Mehrung (Wachsen) und Abnehmen (Schwund) 
desselben vorstellten Demnach alle vier Pnasen 
vertraten. 

Das Jahr unserer Vorväter war ein Sonnenjahr 

zu 360 Tagen. Fünf Tage wurden eingeschoben, der 
Steinkreis war genau auf 360 Tage und 12 Monate 
berechnet. 

Wir müssen noch des Johannisberges gedenken. 
Joannis bedeutet die Cnlmination der Sonne, die 

Sonnenwende. Es ist hier, wie in Gönz (St. Kanz, 
St. Konz = Johannes) burgundisch alemannischer 
Einfluss in der Namengebung zu verspüren. Der 
alte Name Badersberg bedeutet «Sonnenberg». Denn 
Bodap ist die glänzende Sonne End oder Bod be- 
deutet schon Sonne und der gothische Königsname 
Bodegisei bedeutet strahlende Sonne, denn Gisel ist 
noch heute im Dänischen der Sonnenstrahl Die 
einfälUge Debersetsnng von Geissei beruht auf Ver- 
kennung des Sprachgesetzes. Was Bod oder bud 
Feuer anbelangt, so ist z. B. franz. boudoir ein 
fränkisches Wort, welches Heizstube, Feuerstube 
bedeutet. Böhmisch ist pri-bouditi anbrennen, franz. 
bodte Ofenbank und Buda gegenüber Pest bedeutet 
richtig Ofen ; aber auch pest = Ofen denn ein pester 
ist mittelnied. ein Bäcker. Im Sanskrit ist aber Bodhi 



abstammte? Selam ist im türkischen ein Strauss 
Blumen der zu einer Liebeserklärung dient (Blumen- 
sprache). 

Elska ist schwed. lieben nnd Else ein Namen 
des Mondes ; daher auch eise = Schmiedefeuer (Gluth). 

Hübsch nennt der Engländer livecoals glühende 
Kohlen. 

7* 



Digitized by Google 



17B 



die Weisheit die BrleuchtoDg, so hätten wir die 
südliche Gegend unseres Landes hinlänglich aufge- 
sciilossen, was die mythologische Namengebungeo an- 
belaDgt. Jane wildromantiBche £cke ist schon oft 
der GegenstandeingeheDderUntersochQngen gewesen, 
aber man hat nach römischen Spuren gesucht, wo 
der alte Cultos unserer Vorfahren reichliche üeber- 
feste uns hinterliess. 

Der anfangs erwähnte Titosbeig (Titesberg oder 
Titelberg ist richtig) soU nach einigen Forschm ipon 
Titus Labienus, der dort ein Lager gehabt hätte, 
benannt worden sein. Nach den mythologischen Ge- 
setzen der Urreligion war dieses eine Unmögiichkoit, 
denn die Berge gehörten den Göttern. Femer wir 
es keine Gepflogenheit bei den Römern, jemand bei 
seinem Vornamen zu nennen es wären denn Kaiser 
gewesen. Man sprach von Labienus, Livius u. s. w. 
und nannte ihre Vornamen nnr im Verband mit 
diesen Namen. Nun das Geschichtliche. Labieniu 
ging schon im Jahre 4d v. Chr. sn Pompejus über 
und focht bei Dyrrachium und Pharsalus und in 
Africa bei Ruspina (46 v. Chr.) gegen Caesar. Wo 
blieb da Zeit und Gelegenheit um bei unsern Vor- 
vätem bdcannt so werden ? Labienus odar besser 
Titus ^etins Labienus fiel bei Munda in Spanien 45 
V. Chr. — Kein Lager der Römer hat sich in unserm 
Urlande dem Namen nach erhalten — sie wurden 
vom Volke vergessen als sie geräumt wurden Viel* 
Iddit waren sie auch nur nach Legion u. Gehörte 
benannt, wie auch die Ziegelsteine nichts anderes 
enthalten als die Nummer der Legion und Gehörte. 




Digiiized by Google 



Ostara (Eastre)* 
Thyr, Gott des Ejdeges und des 

Wachsthums. 



Wir haben in der Efnleitung, der Zeit von der 

Winterwende bis Ostern, diese Frühlingsgöttin er- 
klärt. Sie darf aber nicht als eine einzelne Erscheinung 
anlgelasst werden. Aus diesem Grunde mussten wir 
erst Thor wiedergeben, denn er lasst alles in sich, 
folglich aoch Ostara. Dieses mythologisch 2a be- 
weisen ist also unsere Aufgabe. Trennt man den 
Namen in Ost und Ära, so ist der erste Theil auf 
sich genommen mit einer Menge von Bedeutungen 
behaftet, wovon wir ans die Bedeatnng Thor oder 
Thür nehmen (lat Ostinm). Das zweite Wort ara 
ist personificirt der Keim, Sprosse. Ost-ara ist also 
Thorkeim d.i. l. Himmelssprosse, 2. Samensprosse. 
— Ostara stammt also unmittelbar von Thor und ist 
desahalb eine Tochter Thor's oder des Himmels . Eme 
Bciseichnang, der ihrem Walten, wie wir sahen, voll- 



Digitized by Google 

I 



180 



kommen entspricht, wenn wir des Himmels Wirken, 

wie es geschildert waide, als Vergleich nehmen. 
Es ist also die Tochter Thors, welche das Keimen 
die Entstehung besorgt, folglich die jüngste der 
Nomen, denn diese sind die Töchter Ihm ; diese 
3 Nomen znsammengefasst sind aber wieder Freia 
oder Holla, folglich ist Ostara auch Freia oder HoUa^ 
doch hier nur in ihrer Funktion als Entstehung. 

Die Mythologie kennt nur äussere Unterschiede 
fnr die sinnliche Vorsteliang des Volkes ; das innere 
Walten oder die Erkenntniss dieser Funktionen führte 
immer zu einem einzigen Schöpfer, Walter oder wie 
er richtig genannt wurde Allvater. Für den Einge- 
weihten gab es also keine Götter, wie die landläufige 
Annahme ist, was sich das Volk dabei dachte, kann 
für nns am so mehr bei Seite gelassen werden, da 
wir auch heute noch genug Aberglauben sehen und 
hören. Würden wir durch irgend eine mögliche 
Kechnungsart ein mathematisches Mittel menschlicher 
Yerstandeskrätte erlangen, dann würden wir (wir 
meinen die Gebildeten aller Khissen), das Ergebniss 
mit starrem Staunen entgegennehmen. Für diese 
Annahme können Beispiele angeführt werden z. B. 
dass ganze Völker in dumpfer Knechtschaft Jahr- 
hunderte lang gehalten wurden nnd noch werden. 

Ostara war als Alles belebende Frühlingsgöttin, 
der Liebling des Volkes. Keine Macht konnte den 
Namen verdrängen und so kam er in unsere Zeit 
mit hinüber. Jedes Jahr freut sich der Mensch nach 
langer Winterszeit der frisch anflehenden Natar, mit 
Sehnsucht das grüne Lanb, Blumen n. Blüthen er- 
wartend, konnte eine solche schaffende Göttin die 
grosse Masse ohne Mühe gewinnen. Dass sie ver^ 
schiedene Namen besass, ist selbstverständlich ; an 
OerOichkeiten ist aber in unserer Heimath Ostara 
nicht oft Terknfipft. Dieses mag aber auch "daran 



Digitized by Google 



181 



liegen, dm ihre vielen Namen verloren gingen. Ein 
O^terbur ist vorhanden und gerade weil es ein Brunnen 
ist, beweiset, dass der Name alt ist und überein- 
stimmt, denn bor ist aocb das Spriessen. 

Die Angeln, also auch die Kimbern hatten für 
den Monat März eine Göttin, welche Hr^de hiess. 
Diese haben wir bereits als «Gleiche» (März Tag u. 
Nachtgieiche) kennen gelernt (s. oben). Da dieser 
Name aber auch Entstehang oder Keim bedeatet, so 
ist ilir Name von derselben Bedeotnng, wie Ostara. 
Hit der Frtihlingswende trat astronomisch der Fräh- 
ling in die Erscheinung und frühzeitiges Waclisthum 
oder Keimen war nicht ausgeschlossen. Ausserdem 
liatten die Angeln Doj^boDonate, Es war also llr^e 
mit Ostara der doppelmonat Mäns, ApriL Da nun 
HrMe oder Rede (das H hat keinen Werth, als nur 
für Unterscheidung von andern Worten auf R) eben- 
falls Himmel bedeutet, so ist sie das Thor der Himmel, 
dne Toohter Thor's wie Ostara nnd auch die jüngste 
Nonie (EnstehuDg) nnd daher aoch Freia oder Holle. 
Ihr Name, als Bergname lebt im Rhederberge (Hre- 
derberge) bei Rosport fort, vielleicht aucli noch auf 
anderen Bergen. Reden war ihr Ort, welcher ver- 
hochdeutacbt in Bedingen, doch beim Landmann 
Beden blieb, ebenso wie in belgisch Loxemburg der 
echt kimbrische Name Redu (Hredu) noch beisteht. 
Grimm (Mythol.) fülirt einen Namen Hruodhilde an ; 
dass man sich nach der Göttin oder Heiligen be- 
nannte, ist leicht zu. beweisen und gerade in diesem 
Namen ist unser Hrede-Hilde wiedergegeben. Da 
Hredhilde oder Hrede, auch die Rothe bedeutet, spielte 
auch diese Farbe mit in der Mythologie, wie über- 
haupt jeder Bedeutungeines Wortes verwerihet wurde. 

Mit Ostara iast zu gleicher Zeit wurde Tyr angels. 
Tin oder Tiv der Qott des Krieges u. des Wachsthums 
gefeiert. Da Tir auch eine Reihe, Allee bedeutet, so 



Digitized by Google 



sdieini man ihm die Obstbänine in ReihdD gepflamt 
zu haben, aber nur im Norden d. h. Weatabhang 

der hohen oder Arde Fen kommt der Name, sehr 
häufig vor . Auch ihm galt der Stier als Symbol wes- 
halb Mardi oder Dienstag (Tyrstag Toesdag) ihm Och- 
sen in der Fastnacht, zu ehren nmdgeföhrt worden^. 
Er war ein Sohn Th<m, also flelbstyerständlich eine 
Funktion desselben. Althochdeutsch hiess er Zio, 
Ziu. — Sowohl Tyr oder Tic bedeutet. 1. Glanz. 2. 
Wachsthum. 3. Schwert. 

Waren wir überzeugt dass dieser Gott hier im 
Liande verehrt wurde, so war doch alles suchen nach 
ihm vergeblich, denn nirgend, als in jenen symbo- 
lischen Heihen von Bäumen in der Gondroz, war er 
in der Erinnening. Obgleich wir woasten, dais er 
nmschrieben wurde d. h. in einem andern mytholo- 
gischen Gewände erscheinen würde, blieb er doch 
am längsten verborgen.') Wer hätte auch vermuthet 
dass dieser Gott in dem Namen Marz steckte und 
dennoch ist die Sache für den Leser recht deutlich 
zu machen. Die Tiden Marzberge, wekdie im Um- 
brischen Gebiete liegen, sind noch heute das Ziel der 
Wanderer am 24'ten April, wie es auch der von Trier 
und derjenige in der Nähe von Vianden (Fuhren) ist. 
Der Name ist nioht mit Sankt Marcos zu Terweehaeln 
auch fehlt die christliche Bezdchnnng Sankt auf 

• 

^) Der Dienstag ist umgesetzt aus Ziu's oder 
Tiustag und zwar ganz genau ; di-enstag bedeutet 
Wachsthumstag oder 6e-dei-enstag. Was hat man 
über dieses einfache Wort für Unsinn gehbelt I 

Tyr wurde ausgemerzt durch St. Michael^ welcher 
spater alle seine Statten dnnahm, welche direkt 
nach ihm benannt waren Früher fiel St Michel im 
Frühjahr zwischen halb März u Mai. Man konnte 
also Tyr gemächlich durch diesen Heiligen ersetzen. 
Au! dem Concilium zu Mainz 8ld wurde Michelsiag 
auf den 99. September Mriegt. 



Digitized by Google 



m 



diesen Bergeo, wie z. B. in unserm Lande. Oft aber 
hat man St. Marcus an die Stelle gesetzt. Die Früh- 
lingswmllfoärt galt dem Tio oder Tyr dem Wachsthom 
der Natur n&d ist in einigen Gegenden ein wahres 
Volksfest seit uralten Zeiten. Merkwürdig ist es, dass 
ein solcher Ort Marxberg bei Medernach liegt also 
in dem Banne des uralten Waldbillig und dort liegt 
aach ein Ostert, was etwa dasselbe sagt wie Astarte. 
Man mag das för Zufall halten, aber wir können es 
nicht, weil wir Band an Band knüpfen und zuletzt 
den ganzen Götterkreis umschlungen haben. 

Marx ist der Gott Tyr, denn Man ist aus Mareks^ 
gebildet. Mar aber ist dar Glanz genau wie Tyr. Ek 
ist das Schwert und Tyr bedeutet auch das Schw^. 
Tyr aber bedeutet, Glanzschwert, in einem Wort und 
in Glanzschwert wurde er umschrieben. Dem Wachs- 
thum galt der Gang auf den Bergen. Merkwürdig 
ist es «neb, dass die Manbrüder eine Fechtergesell- 
Schaft waren, welche in gans Deutschland ihre Ver- 
bindung hatte, sie wusste also wahrscheinlich durch 
Ueberüeferung, dass in Mark der Schwertgott Tyr 
steckte. In Fuhren zieht man auch am 24ten 
April auf den Berg, man weiss freilich nichts mehr 
Ton diesem alten Gott der Angeln zu erzählen. 

üebrigens ist Tyr dort in guter Gesellschaft, denn 
unten brauset die Ur und dort hegt Betel d. i. jener 
Stein den Saturn oder Thor verschlang und Sgegen^ 
(nicht Gegen, die dten Karten haben recht*) Skegin, 

^) Marks ist Genitivns von Mar-Eg oder Mar^Ek» 

Glanzschwert. 

^) Auch Ed. dela Fontaine schreibt richtig Sgegen. 
Bekann tUch ist die Mundart dort dem K nicht hold. 
Die Echternacher sagen Gloschter für Kloster u s. 
w. Es ist Skegen zu schreiben. Es ist dieses das- 
selbe Wort wie das rabbinische Schlechina d. i. der 
Stein auf dem die Welt gegründet wurde. Es ist 
der aUrschöpieri^ Biber oder Cao^Oron gemeini 



Oigitized by Google 



18i 



d. i. ebenfalls Saturn oder Thor, wie Bethel es auch 
ist, Dur hat der letztere eioe gewisse Bedeutung« 
Bethel oder Bätyl verschliDgeDy helsst ihn fressen 
d. {. aeta und aeti betel ist auch Aeti Stopa, das 
ist der Felsen der Greise, wo sie sieb dem Sater 
oder Thor weihten und in die Ur d. h. den Tod, 
stürzen.^) 

Jene Gegend ist also eine mythologisch wichtige 
and wer würde nicht an der Hand, solcher Nachrichten 

doppelt geniessend, jene wild romantische Thäler und 
Felsengründe besuchen Füren (Fuhren) d. i. Wagen- 
lühren bedeutet Akar in unserer alter Sprache, auch 
eine Name Thors 1 Foren (foron s Himmel oder Ge- 
wölbe*) . 

Mit Tyr's Auffinden, war der Kreis des Götter- 
systems vollständig geworden. Wir haben nun ein 
Bild des altes Kultus, einen Rohbau wieder herge- 
stellt. Indessen ist noch gewaltig viel vorhanden 
nm denselben aoszuschmucken. 



^) Betel, bsetil, bsetyl bedeutet 1. ein Erstge- 
borner. 2. Ein Stein. 3. Gewölbe, Haus, Himmel. 
Aus diesen Bedeutungen ergab sich mit Aeta d. i. 
Saturn und Fressen, das Folgende 1 . Aeta bsetil — 
Erstgeborne fressen. Sie wurden bekanntlich in den 
Stierofen (Molochdienst) geworfen. Dass Thor der 
Stier war, ist erklärt. 

2. Aeti baetel G reisen stürz . Also mussten die 
Greise, weil es auch Greisen felsen bedeutet, sich 
vom Felsen stürzen. So wollte es das Wortdogma, 
Zu solchen Gräuelthaten hat der Symbolismus ge- 
führt. Aeti betel ist auch Aeti oder Aettestuppa (s. 
d.) Aetti bedeutet der Alte, Greis und auch Saturn, 
dafür erscheint er als Greis mit der Sichel und ist 
zugleich der Tod . Dieses alles gründet sich blos auf 
die verschiedenen Bedeutungen der Worte. 

Fuhren, alt ist es furon Gewölbe, daher lat. 
fornix (foronix) Gewölbe Thor ist auch Gott der 
Märkte weil furon = Markt ist (foire-foir). 



Oigitized by 



185 



Wir werden Tyr auch noch weiter antreffen, 
müssen aber hier davon absehen, um die Uebersicht 
Dicht zu stören durch AbsobweifuDgeo die nicht ud- 
umgänglich nöthig sind. 

Es erabrigt noch Herodot anzaführen, welcher 
von Skythen spricht, welche ein Schwert verehrten . 
Es waren dies Sachsenstämme, denn er sagt «Säbel 
statt Schwert Seax aber ist ein Krummsäbel, Dieses 
Schwert wurde in die Erde gesteckt und so sjmbo* 
lisirte es, da tyr = Schwert and Keim bedentet, den 
Keim in der Erde. Und wenn Sagen erzählen, die 
Schwerter berühmter Feldherrn, wie Attilas, Karl des 
Gr. wurden von Bauern aus der Erde gegraben, so 
ist das Wortsjuel, da tyr die Bedentang hat tod !• 
Keim. 2. Schwert und 3. Sieg. 




Digitized by Google 



Hos-Egor, Eagor. 



Hoseger der alte Meergott der Angeln hat im 
Lande die meisten Erinnerungen behalten, wohl 
deshalb weil er Gott der Schafe nnd des Schreckens 
war (wie Pm bei den Griechen) Ferner war er 
Flachserzeoger and Gott der Gelehrsamkeit. Ancb 
war er Schenker oder Gabenaustheiler und daher 
rührt auch die Sitte oder Gebrauch, an seinem Tage 
den wir nicht mehr genau kennen, die Kinder zn 
beschenken.*) Was nun sein Name anbetrifft, so ist 
er so gewählt, dass seine verschiedene Bedentnngen 
auch Aufschi uss geben über sein Walten oder seine 
Natarthätigkeit, im Sinne des alten Naturglaubens. 
Ton einer Vielgötterei kann mcht die Rede sein bei 
nnsem Ti^fahren, da sie einen dAltvater» hatten 
und das Wort «Gott» mnss in einer Bedeutung von 

*) Nicolaus fällt auf den 6. Dezember. Dass Eger 

ebenfalls seinen Tag oder Nacht im Dezember hatte 
ist gewiss. Indessen wurden die christlichen Hei- 
ligen, welche heidnische Götter ersetzten gewöhnlich 
auf gleiche Zeiten gesetzt. 



Digitized by Google 



188 



-Bcrwr&Knfifer gebraucht werden. Diese Götter 
waren nur so zu sagen Fanktionen, des über Alle 

stehenden Allvaters. Die Bedeutung Schafschöpfer, 
welche £ger besitzt, ist auf unsere Landbevölkerung 
von grossem Einflass gewesen, weil die Schafzucht 
yor Zeiten in unserer Heimath wohl den Hanptreich- 
thnm des Volkes ansmachte. Mit der Schafzncht 
steht sogar die frühere Landeshauptstadt oder besser 
Ort, Eopstal in Verband und unsere Sagen liefern 
ein reiches Material, um das hier Gesagte zu be- 
kräftigen. Ist doch der Hammelmarsch bis an! 
unsere Tage, die einzige allgemeine Volksmelodie 
gewesen, welche alle Gauen kannten, ehe unsere 
Volksdichter andere Lieder brachten. Weit zurück 
reicht dieser Hammeimarsch und seine Geschichte 
verüert sich ins Dunkel der Vorseii Wir haben den- 
selben im' V«*band mit andern Erscheinungen be- 
schrieben und werden, wenn die Umstände es 
erlauben, die Ausarbeitung ebenMls veröffentlichen. 
Wir kehren zum Worte £!ger zurück, dessen angel- 
sachsiscbs Abknnft schon deshalb ohne Zweifel ist, 
weil im heutigen Englischen eagre nnd eger, Meer 
und Meeresstrom bedeutet In andern germanischen 
Sprachen ist das Wort nicht mehr vorhanden, doch 
haben sie denselben Meergott besessen Die Lnzem- 
barger Mundart behandelt den Namen sehr frei» denn 
wir finden Hoseger, Hosegger, Hosecker selbst 
Hosicker; und man darf deshalb nicht staunen, 
wenn im altnordischen Aegir, Oegir gebraucht wird 
für dasselbe Wort. Bei den Franken hieaa er Oger 
und die Kelten nannten ihn Ognios. Bei den Tarken 
hiess Oglu das Meer und dieses wird von den Gothen 
herrühren, denn Baltoglu d. i. Fürst des Meeres, 
hiess ihr Admiral und halt ist gothisch ein Fürst. 
Die Türken kamen ans dem Innern Asiens and 
Gothen waren immer noch in Kleinaalen und der 



Digitized by 



169 



enropäiaolieii Türkei zarückgekiUebeii um dieeeB 
Horden als Schifislente za dienen ; daher wohl aneh 

der Name zu den Türken überging. 

Bei den Griechen war aigeos (aogeos) aigaion 
(aegeon) und pel-agos das Meer. Der Unterschied 
zwischen Eger nnd aegeon ist nor in dem Wörtchen 
er zn suchen, welches «Mann» bedenlet ESs ist also 
Eger eine Personifikation des Meeres. Der Aegersee 
im Kanton Zug io der Schweiz leidet also an Wort- 
überüuss. Lad-oga der bekannte See in RussLand is^ 
zusammengesetzt ans Lad » Eis und Oga = See 
oder Meer« 

Die angelsächsischen Worte für Meer, werden 
wschiedeü geschrieben, egor» egereagor aber auch 
einlach aeg und eg. 

Aus diesen letzten Benoinnngen gebt hervor, 
dass unser Hos-eger angelsächsischer Abkunft ist, 
da bei uns weder Oger, Uger noch Oeger angetrof- 
len wird. Ausserdem hat unser Eger die näiiere 
Bezeichnung Hos-Eger d. i. .Schluck oder Schling 
ep ist das Menschen verschlingende Meer ge- 

mebi. 

Das Wort Hos bedeutet auch Flachs und Hosegen 
sind Flacbsspitzen, noch heute bei uns im Land, 
obgleich man hie und da fälschlich Osegen sagt und 
das b vernachlässigte. Da Eig^ anch der Schredsen 
bedeutet so ist eger auch dn Scbrecker und die 
Meeresschrecken sind etwas ganz gewöhnliches. 

Aeg und eg bedeuten ein Schaf und Aeg-er ist 
ein. SchafschöpfeTy denn Er hiess der Schöpfer in der 
germanischen Mythologie. 

Baege angelsächsisch Furcht, Gnu» undSchreoken- 
bedeutet so ist es gapz erklärlich, warum Eger ein 
Schrecker bedeutet. 

Da aeg nnd eg auch das eignen ist (sa eignen)» 
so ist Eger auch einer, d^ einena.WAs. mA9Rkt. 



DigitizQd by Google 



IM 



schenkt, am eigeii macht. Die Loxemborger sagen 
wohl egen nicht eigen^ wie ihre Nachbarn. Ana 
diesem Grunde ist er der Schenker. 

Hosege bedeutet auch «SchaDdegge» da hos angel- 
sächsisch die Schande ist und die faulen Dirnen hier 
za Lande, welche nicht genng Flachs (hos) ver- 
sponnen haben, werden von den Barschen aof eine 
egge oder Hechel gesetzt, denn die Hechel ist ein 
Eger (Spitzen). 

Hoseger hat ein Haus im Meere weil hös und hüs 
eüi Eaua bedentet. Haas sagen die deatschen, hais 
(heos) die Holländer; der Laxembarger kennt sogar 
ein Höisclien. Ich führe dieses nur an, damit man 
erkenne, dass die Vokale wenig Einfluss haben d. 
z. B. niederd. die Mehrzahl hüser ist 

Hos eger ist anch Gott der Lehre oder Wissen«- 
Schäften. Schon der keltische Ognins war ein Gott 
der Wissenschaften, da Ogna keltisch, Wissenschaft 
bedeutet. Da das Wort nicht mehr vorhanden ist so 
wollen wir es suchen« Wissen ist einlach aErleach- 
tongo. Wir haben ege Feaer besessen, wie die 
Griechen aigle (egle) Glanz hatten. Es ist also 6g 
oder aig die Erleuchtung also auch Wissenschaft. 

Egor oder eger ist auch ein Meermann oder See- 
mann, folglich auch ein Schiffer ond da eg und or 
= Sprossen bedenten, so sind es aach Sinder; ans 
diesem Grande ist Hos eger der Beschützer der 
Kinder und Schiffer, der Schrecken der Kinder und 
Beschenker der Kinder. 

Da femer Eger ein Kessel bedeatet d. h. der 
Gewölbte oder Bauchige von aeg das Ei, ein Elger- 
krug aber ein Baachkrug ; so besitzt er auch einen 
Kessel und dieser ist das Meer. Nun sagt die Mythe, 
es wäre ein Bierkes^^el gewesen. Hos ist die Welle 
aber diese heisst aoch Ole and dieses Wort bedeatet 
anch Bier, (de uid ale). 



Oigitized by 



191 



Was aber die nordische Mythologie nicht erzählt, 
ist seine Pferdeeigenschaft und diese kennt unser 
Landvolk noch, denn sie setzt demselben bei Um- 
äsägfiD einen Pferdekopf auf. £lg ist ein Pferd (schwed« 
0^) entsprechend dem latein. eqn-ns nnd dem alt- 
deutschen eh. Er ist also ein Pferdeschöpfer genau 
wie der griech. Poseidon auch Pferde und Fuhr- 
mann JBeschützer. Wenn Mädchen von Burschen, 
wie oben erwähnt, mit der Hechel bestraft werden, 
so mnss hoseger auch ein Richter sein. Da eg — 
gleich bedeutet (egal) so ist eger ein Gleicher also 
Richter; von dieser Bedeutung wurde die obige 
Strafe hergeleitet. — lateinisch aequos = gleich ; 
Stamm ist aec (eg). 

Ans der Bedentong Wissenschaft, Lehre ist der Ge- 
brauch entstanden, dem Lehrer des Ortes am Niko- 
laustage seitens der Bewohner ein Geschenk an 
Hosegen d. h. Flachsspitzen zukommen zu lassen. 
Dieser Gebranch besteht noch an mehreren Orten 
nnd es ist gewiss ein uralter Gebranch Dass dieser 
Gebrauch nur dem Hoseger galt, geht schon aus 
dem Symbohsmus hervor. 

Die Ersetzung des alten Meergottes geschah durch 
St. Nioolans; Hoseger aber war nicht fortenbringen, 
er blieb im Gefolge Ton diesem Heiligen ein Beweis 
für das zähe Festhalten an das Ueberlieferte . 

Als Kinderschrecken ihn hier noch besonders zu 
beschreiben ist nnnöthig, man kann fast sagen, dass 
Jeder Luxemburger als Kind mit demselben einge- 
schüchtert wurde. In dieser Hinsicht ist er auch 
heute noch fortwährend in der Erinnerung. (Siehe 
oben ege-Schrecken) . 

^gor war Gott der Beredsamkeit genau, wie auch 
d«r keltÜBche Ognius. In der Edda unterhält sich 
Bragr und Oegir. (Dichter, Lobsänger ist eine Be 
deutung von Bragr aber auch Erde.) Folglich konn 



Digitized by Google 



ten Land uod Meer sich gcigeasaitig unterhalten. Das 
gothisohe aikaa (ekao) atgeni entspricht einem 
uigeLi. egßMk sagen ; also eg* die Sprache. Das Wort 
haben wir in unserer Mundart als egt Aassage, Be- 
kenntniss in Amecht erhalten. Angelsächsisch wäre 
die Schreibweise Amegt gewesen. 

Bei den Nikoiansimisogen erjßoheint Hos^r in Ho» 
segen, Flachs odw Wei^pitzen eingehttUt, die sell»(» 
verständlich symbolisch seinen Namen ausdrücken. 
Hoseger als Schrecken das «Verschlingende Meer», ist 
wohl im Stande Grausen zu erregen, aber er ist 
auch der alles Yerschling^e Tod» da aig nnd eg 
Ifrach bedeuten und eisen sterben bedeutet, wovon 
ver- ecken feggen herstammt und Akeron war der 
umbrische Todtengott (Acheron). Schon das latein- 
ische aeger ist krank d. h. schwindend. 

Das aig (eg) aoch der Sturmwind bedeutet (gr«. 
(aigis) so ist er auch Herr der Sturme und ist er 
auch als solcher überliefert. 

Da Eg auch der Nacken (süddeutsch eck und 
ack), so ist dieser» da ^ auch eine Spitze, Sporn 
bedeutet bei onsem Landslenten als possieriiches 
Symbol gebraucht . BMOger trägt ein Horn im Nacken 
mit Flachs umwunden, was wörtlich mit Eoseger 
übersetzt werden kann« 

Wenn JSger, E^gor bereits ida NiMsbkoomien (Kin- 
d^) oben erklärt ist» so ist aodi die Bedratong 

Ruthe ^Sprosse) gegeben, und diese spielt bekannt- 
lich eine grosse Rolle. So ist Wand das Meer 
und Wand die Ruthe und hal ist das Meer und das 
Sals nnd Rathen» sagt man den Kindern wmden 
gesalzen, damit sie recht wehe thuo. Aber Egerist 
scharf und beissend und brauche ich bloss an das 
englische eagre und eger scharf beissend zu erin- 
nern, ohne das franz. aigre (vinaig^oe). zu gedenken^ 
Nao siebt dass daa. l^ia xojr yOUig^fAAir 



Digitized by 



beutuDg gelangt, wodurch sich die Menge der Ge^ 
bränehe erklärt. Das Meer ist salzig. Elger der 
Belssende ist aber der Winter, wenn er Heere und 
Flüsse (diese gehören ihm auch) lässt frieren, dafür 
hat er eine «eiserne Kette» bei sich, welche hierzu 
Lande wohl bekannt ist. Das Eisen bedeutet Eis 
machen nnd die Kette ist eine Fessel. Er eiset die 
Mem nnd Flüsse. Schon Lncanns erzählt nns von 
diesem Attribut des keltischen Ognius, woraus der 
Leser sich selbst den Schluss ziehen mag, wie alt 
unser Meei^ott ist. 

Dass ein solcher Gott für ein seefahrendes und 
Ylehxudit (Schabucht) treibendes Volk, wie tmsere 
Vorfahren es waren, gerade recht war, ist nicht zu 
bezweifeln und wir sehen dann auch, mit welcher 
Zähigkeit es an diesen hing. Unsere Nachbarn haben 
zwar hiet und da einige Ueberrestö yom Meeigott, 
aber es ist so zu sagen ein Schatten gegen unsere 
üeberlieferungen. Mittel- und Süddeutschland kennen 
sogar nicht mehr den Namen des früheren Meer- 
gottes und wir haben denselben als Kibo mitüber- 
liefert. Luxemburg ist das einzige Land, welches die 
Erinnerung eines Meergottes d. h. eines germani- 
schen Pan hat frisch erhalten, wenn auch der Masse 
des Volkes die Bedeutung der Gebräuche abhanden 
kam, so konnte das einerseits nur an die Entfer- 
nung der nen^ Heimath vom Heere liegen, ander- 
seits trat St Mieolaus an die Stelle und hier nahm 
selbstverständlich Hoseger die Stelle des Knechtes 
an — ein degradirter Gott, der aber seine Gebräuche 
wusste zu erhalten, gedeckt durch die Flagge eines 
christlichen Heiligen. Der Zusammenhang Hosegers 
mit dem Hammelmarsch, die Gebräuche bei dem- 
selben und dazu verschiedene Volkssagen, welche 
auf die Schafzucht Bezug haben, lassen denselben 
was seine Abstammotig betrifft, weit zurttckdatiren. 

9 



Digitized by Google 



Der Zusammenhang ferner mit den Schafmärkten 
liessen es geboten erscheinen, alles was hierauf 
Bezug hat, zu einem Ganzen zosammenzufasseo um 
ein abgerandetes Bild zo erlangen nnd werden wir 
nicht ermangeln auch dieses za bringen. 

Die Wiederbelebung des nordischen Aegir, durch den 
((Sang an Aegir» veranlassten den Verfasser einen 
G^ngesang zn schreiben, da A^gir dem Norden 
angehört und Elger nnserm Stamm eigenthümlieh 
ist Deutschland hat die Wahl zwischen dem altsach- 
sischen Geban^ welcher hochdeutsch Kibo hiess und 
diesem. Aber aus der Benennung Hosegor haben 
wir den Beweis erbracht, dass wir einen angel* 
sächsischen Meergott haben und wir demnach auch 
Angeln mfissen sein. Obgleich der Sang an Hoseger 
die Runde durch die Presse gemacht hat, habe ich 
es für zweckentsprechend gehalten, ihn hier mit 
auÜEunebmen um auch unserer Jugend die Begeiste- 
rung und den Stolz einzuimpfen die unumgängUch 
Dötbig sind um die HeimathsUebe wach zu halten 
und zu veredeln.^) 

Gesang an Uoseger. 

Wohl tausend Jahre sind es her, 

Seit wir vom Franken Karl verpflauzt,') 

Vom Küstenland, vom grossen Meer 
Von steiler Brandung wild umtanzt. 
Wir zogen hin, das Herz voll Trauer I 
Das leere Boot, es blieb am Strand 
Und mit uns zogen Hirt und Bauer, 
Ids Waldgebirg — Ardennenland. 



0 Es wäre hier Gelegenheit geboten für unsere 
heimischen Tonsetzer ihre Kräfte einzusetzen um ein 
heimisches, eigenthümliches Tonmrk zu schaffen. 

Addo 803 von Karl dem Grossen. 



Digitized by Google 



186 

WWW w 



Vertheilt auf Berge, Thal und Wald 
(Wie unser Volk an Heimweh littl) 
Gott Thorr und Wodan unser Halt 
Und Hoseger, sie zogen miti 
Hoseger fand kein Meer im Land, 
Kein Schiff durchschnitt die Wellen, 
Kein Inselreich, kein Dünenstrand, 
Kein Rifi zum Schifi zerschellen: 
Das war ein Gott der ans gefiel, 
Der kühnen Muth uns schaffte, 
Uns stählte in dem Wogenspiel, 
Dass nie der Muth erschlaffte I 
Wie stolz durchfuhren wir im Holk/) 
Das Meer trotz Sturmgefahren I 
Bin starkes unentnervtes Volk 
Besiegt nach drei und dreissig Jahren 1^) 
Wir beugten uns der Uebermacht, 
Der grossen Zahl, der Franken Heere: 
Nachdem die Edlen abgeschlacht*) 
Bracht fort man uns vom nord'schen Meere. 
Der alte Meergott blieb uns hold! 
Auch Gott der Schafe und der Pferde, 
Gab er uns reichlich Vieh statt Gold 
Das schön gedieh auf fremder Erde. 
Auf grünen Triften, tief im Thal 
Auf Weiden, Wald und Wegen, 
Erstanden Schafe ohne Zahl, 
Des Schafgotts gntger Segen l 



Hohsschifi, noch heute im Gebrauch; man 
nannte es m. n. Lholch; griech.: holkas, heutzutage 
holk und holk. 

^) Der Sachsenkrieg dauerte 33 Jahre. 

^) Das Blutbad bei Verden an der Weser, welches 
Karl dem Grossen den tarnen ((Schlächter» bei 
unsern Vorfahren eintrug. 



Digitized by Google 



Und wollt Ihr nnsern grossen Pan,*) 

Des Weltmeers Walter ehren, 

So stimmt den hellen Lobsang an, 

Doch nur mit Donnerohöreo : 

Laat schall' das aufgeregte Meer, 

Der Brandung Donnerklänge ; 

Im Mahlstrom tönen ringsumher, 

Syrenen Sturmgefänge, 

Der Sturmflaih, Stöhneo, Dföhnen, Tosen, 

Ihr Thünnen hoch so Riesenwellen, 

Das Schwellen wilder Wasserhosen — 

Die Boote, die am Riff zersclielien 

Der Ruf von Egers Muschelhorn 

Darchschallend See- und SturmgeiMrans — 

Das ist der Gott in seinem Zorn I 

Es bebt der Mensch in Schreck und Graus. 

Und schwieg der Riese Ocean, 
Lag stili die Fiath im Abendroth, 
Dann riefen sich die Schiffer an : 

«Der grosse Pan, Eger ist todt !)) 
(Es schläft der alte Meergott dann), 
Wenn er sich reckt, dann steigt die Fiath, 
Zieht Siebenmeilenstielel an,') 
Das ganze Meer gerath in Wnth. 
Eger ist grimmig, schonet nicht. 
Wenn steil die Wasserhose springt, 
Dass Kiel und Mast zerknickt und bricht. 
Und Mann nnd Maas das Meer yerschlingt. — 



Hosegir war genau dasselbe, was Pan bei den 
Griechen war, obgleich die Griechen noch einen 
Spezial-Gott für das Meer hatten (Poseidon) so ist 
doch Pan der Urgott des Meeres und der Schaf- 
zucht n. s. w. 

Die Siebenmeiienstiefeia bedeuten «Meeres- 
wogen». 



Digitized by Google 



197 



Den Kindern ist er so bekannt 
Im IfärcheD» das ihr alle kennt 
Und Oger wird er hier genannt, 
Den man auch Menschenfresser nenuL^) 

Was in der Edda lag vergraben 
Man hat es wieder an^Mscht ; 

Was wir ureigen heut noch haben. 
Wird uns als neu jetzt aufgetischt! 
Treu liaben wir aus alter Zeit 
Von Ahn za Ahn den Gott bewahrt : 
Eger des alten Herrlichkeit 
Der Angeln Pan - im langen Bart I 
Dazu sein flächsern langes Haar! 
Noch jedes Jahr macht er die Runde, 
Fragt nur die Irohe Kinderschaar, 
Sie gibt an! eure Frage Kunde. 

Die Nachbarn haben längst vergessen, 
Den Namen Egers der auch dort, 
Einst auf des Meeres Thron gesessen, 
Sein Name birgt ein anderes Wort, 
Man scheucht damit die Kinder fort, 
Denn Kibo ist der Meeresschrecken; 
Wer dachte, dass in diesem Wort 
Ein alter Gott des Meeres würde stecken? 1 

Du, Luxemburg sei darauf stolz 
Was uns die Ahnen treu bewahrt ; 
Dass grünt der Sage Baum und Holz 
Und uralt treue Eigenart. — 



*) Das Meer ist der Riese Oger (Eger), welcher 
Menschen verschlingt. Seine Schwester (Syster) ist 
die Meeresstille, sie beschützet die Menschen. Syster 
bedeutet Meeresstille und Sohwester. 



Digitized by Google 



198 

^ ^» y% /■ r 



£s wird dem L^r schon aufgefallen sein, dass 
dem Hoseger im Lande keine Orte zugewiesen sind. 
Dieses ist anch nicht nOthig, da sie von selbst 

kenntlich sind durch St. Nikola, der die Stellen ein- 
nahm. Die gewaltige Verbreitung des Namen Nikolas 
in nnserm Lande gibt uns eine Handhabe um zu 
schliessen, wie Hoseger in früherer Zeit im Volke 
haftete. Ist doch eine Familie ohne einen Nikolas 
eine Seltenheit! Dass Kopstal einer der Hajiptorte 
Hosegers war, ist selbstverständlich und dort ist der 
St« Nikolaustag der Haupitag im Jahre Das Sprüch- 
wort, um St. Nikolaus werden dort die «Hämmels- 
käp» theuer, bezieht sich nicht auf Köpfe, sondern 
ceap ist angelsächsisch nicht nur ein Stück Vieh, 
sondern auch eine ganze Heerde. — Nur von Bau 
der Gattin Egers, war bis jetzt keine Spur zu ent- 
decken, wobei aber auch bemerkt werden muss, 
dass sie für ein Bergland, wie das Unserige nicht 
in Betracht kam. 



Anschliessend an das mitgetheilte Gedicht, mag 
hier noch mitgetheilt werden, mit welchen Mäh- 

seeligkeiten ein Zug von 50-60,000 Menschen von 
den Gestaden der Ostsee bis zu den Ardennen ver- 
bunden war. Langsam nur konnte sich ein solcher 
Zug, jedenfalis verschiedene Wege einschlug und 
getheilt war, fortbewegen. Der ganze Reichthum 
an Vieh und andern Habseligkeiten, bewegte sich 
durch die endlosen sumpfigen Wälder und Moore und 
desshalb wird wohl mancher schwache Sprosse 
unterwegs unterlegen sein. Man kann einen solchen 
Zug auf über 6 Monate Dauer schätzen, da wir aus 
der Geschichte wissen, dass die Kimbern, welche 
mit Frau und Kind und Vieh auszogen, bis nach der 
Provence ein Jalir gebrauchten und diese zogen 
wohlgemuth dem Feinde entgegen, während unsere 



Digitized by 



199 



Vorfahren nach tapferer Gegenwehr den Franken 
unterlageD, um dann als Gelaugeue von fraDkea 
bewadit, gedrückten Herzens den weiten Weg nach 
den Ardennen einschlogen am als — Leibeigene 
behandelt zu werden. Da werden sich genug trau- 
rige Begebenheiten zugetragen haben und man muss 
um sich die traurige Lage dieser Unglücklichen vor- 
zostellen, an ihren ireiheitsliebenden und wilden 
Sinn denken. Wir haben oben dargestellt, wie die 
Sachsen rechtliebend und dass sie alle frei waren 
und die Knechtschaft hassten und hierin haben sie 
sich mit den Friesen von allen germanischen Stäm- 
men unterschieden ond hente noch ist England das 
freieste Land in Enropa der Hanptsache nach und 
es ist doch gewiss kein unrechter Wunsch, den ich 
hier ausspreche, dass unsere Landsleute die Freiheit 
und Unabhängigkeit, welche sie nach langer Zeit 
ermngen haben, gegen jeden Versuch sie in Banden 
zu legen, männiglich sich wehren werden. — Die 
geschichtliche Erfahrungen berechtigen zu solchen 
'Warnuagen. 




Digitized by Google 



Ardvenna« 



Nachdem wir die bedeutendsten Berge mit Freia 
Nansen bezeichnet geümdeo haben, worden auch 
meine Zweifel über die doppelte Bedeutung der Ar- 
daenna oder hohe Ven mit Recht beseitigt. Die Wahl 

des Namen Ven, die man doch besser mit Moor 
hätte bezeichnen können, hatte den Zweck, den Namen 
der Freia mit in das mythische Netz, welches wir 
kennen, hinein zn ziehen, denn Wen und Fen be- 
deutet aoch Preia, denn es ist die Yenios der La- 
teiner. Wäre Ardvena ein lateinisches Wort gewesen, 
so hätte Caesar Ardvena geschrieben, wir müssen 
also «mehmen, dass er das Wort in seinen verschie- 
denen Bedeutungen nicht verstand. Yen aber ist als 
Freianame, ein in allen Deutungen (Entstehung, Meh- 
rung und Tod) entsprechendes Wort und da wir bereits 
den Urgermanismus der Aphrodite nachgewiesen 
haben^), so ist die Ven oder lat. Venus ein Urwort 
und war nicht Eigenthum der Römer, sondern eine 



Siehe bei Freia. 

8» 



Digitized by Google 



202 



überlieferte OöttiD. Sie lässt sich aas dem Gennan- 
ischen ohne Anstoss erklären, was im Lateinischen 
wohl seine Schwierigkeiten haben wird. 

Die Form Yen ist aber nicht allein gültig gewesen, 
sondern auch Fen und daza passt die eddaische 
Fenja, welche die Sonne vorstellt, also anch Syr, 
während ihre Schwester Menja, weiblich der Mond ist. 
Fenja wird als Riesenjungfrau in der Edda beschrie- 
hen und in der That ist ard (arduus) hoch und steil 
und fcen wie fen eine Junglrau; hiermit haben wir 
eine doppelte Uebereinstimmung mit der Edda. Einige 
keltische Ueberheferungen nehmen eine Gwin oder 
Owen als Venus. Dieses ist kein Originalwort sondern 
ein übergenommenes, est ist aus Yen entstanden wie 
guamison vom germanischen warison, Wache. Dem- 
nach aoch hier der Beweis für Ven als urgermanisch. 
Es ist eine Thatsache, dass die meisten Forscher 
dasjenige, was sich greitlicb darbietet, sehr oft nicht 
beachten, sonst hätten sie schon wissen müssen, 
dass es eine Proserpina Ardtäna gab, und mit diesem 
Beweise bin ich aller übrigen schon enthoben, denn 
diese Proserpina ist bloss eine Funktion unserer 
Ardvenna oder Freia. 

Dass Ardvena auch die hohe Wölbung, also auch 
der Himmel bedeutet geht aus wen oder ven Run- 
dung hervor, da wenec böhm. Kranz bedeutet, 
venter ein Bauch (gewölbt), und wenden überhaupt 
drehen. Nun hat Thor und Freia den Himmel für 
sich, und dass viele Orte, im Eburonenland nach 
dem Thor benannt waren, haben wu* gezeigt, und 
hole ich hier noch nach, dass vor den Thoren von 
Montjoie (Thorsberg) noch Höwen liegt, ein Ort, der 
dem Worte Hewen-Hcoven d. i. Himmel entspricht, 
also von Thor seinen I^amen gleichfalls hat Der 
grosse 15 Kilometer lange Forst, der Hövener Forst 
ist also der Hfaumels oder Thorsbrst. — (Auch das 
bois de Hevremont, hat gleiche Bedeutung). 



Digitized by Google 



Die hohe Ven ist also der Vensberg (Venusberg) 
und unsere alten Sagen erzählen von der Liebe, 
Lust und Wonne in demselben und wie der Tann» 
hätaer in demselben weilte. Aus der römischen 
Hyihologie wissen wir solche Züge nicht anzuführen, 
es sind rein germanische Ueberlieferangen. Sie finden 
auch ihre Erklärung im Horselherg, denn llor ist 
die Zeugung, sei die Mehrung und [berge das Grab, 
iolglieh ist Horselberg ein Symbolismus der Freia, 
Ob Yon der hohen Yen ähnliche Sagen bestehen ist 
mir nicht bekannt geworden. Im Horselberg hauset 
bekanntlich Hulda. Indessen führt uns eine Spur zur 
hohen Ven. Am Fussc dieses Gebirges liegt Limburg 
und sollte es nun ein Zufall s^n, dass gerade Mar^ 
garetha yon limburg (1357) vom Tenusberge schrieb? 
Vor den Thoren von Limburg liegt auch Hevremont 
d. i. Thorsberg. 

Wenn wir nach obigem dargelegt haben, dass Yen 
die lateinische Yenus bei unsem Yorvätem bekannt 
war, ferner ihre Herleitung aus dem Urgermanischen 
nachgewiesen haben, so ist auch die Annahme von 
Grimm, dass der Venusberg erst im l-i. Jahrhundert 
bekannt wurde, nicht stichhaltig. Eine Göttin » welche 
eine solche Menge Namen besass wie Frela, bedurfte 
keiner neuen Namen mehr und dass sie den ro- 
mischen besass, beweisst eben die nordische Fenja 
und die hohe Ven. Was aber die Germanen in Mit- 
teleuropa thaten, namentlich Deutsche und Nieder- 
länder, ist, dass sie gerne latinisirten und den Namen 
wieder lateinisch schrieben, wie namentlich auch 
Saxo grammaticus dieses that. Die Mythologie ist ein 
solches wohlgefügtes Gebäude, dass ein jedes über- 
lieferte Wort genau untersucht muss werden, sowohl 
auf seinen Wendewerth oder seine Yieldeutigkeit. 
Wir wissen aus der Ueberliefemng, dass der Yenus* 
berg einen Wächter hatte in der mystischen Person 



Digitized by Google 



204 



des treuen Eckhart. Welchen erhabenen Wirrwarr 
mit dieser Gestalt unsere Ausleger zu Tage gefördert 
haben, lasse ich den Leser selber beortheileDi wenn 
er weiss, wer dieser Wächter ist. Whr lassen die 
Erklärung hier folgen. 

Treu hiess in alter Sprache tro oder tru^ es ist 
aus toru zusammengezogen. Wächter hiess waker. 
Wakar Tora ist der Wächter des Himmel (also Thors). 
Bckbart setze man nm in W6 d. i. Ecke, Winkel; 
hart hiess dure. Wedure (wethura) ist also umge- 
schrieben 1. Eckehart, 2. Heiligthumsthüre. Es ist 
also iüWächtery treuer Eckhart» = der Wächter 
des Himmels und HeHigthumsthüre und stimmt 
er genau mit der Himmelsmntter, welche auch die 
Mutter Thors ist und das ist Freia oder Yen. "Wenn 
das auch abweicht von der römischen Mythologie, 
so ist das durdiaos in der Mythologie nichts beson- 
ders, demi hier ist das ünmOgliche des gewöhnlichen 
Lebens ein Dogma und basirt unwiderruflich auf die 
Göttlichkeit des Wortes. 

Gregor von Tours berichtet uns vom Dianadienst 
im Trierschen, auch hier stossen wir auf unsere 
Hohe Yen d« i. Diana Arduina^ da in Ardnina 
bereits unsere Freia steckt, so ist ersichtlich, dass 
hier Diana nur beigesetzt ist, um die erstere zu er- 
läutern. Es ist aber für uns von besonderer Wichtig- 
keit, weil dieses triersche als unser Land onzweifelhaft 
gemeint ist, und wir haben in der That auch noch 
verschiedene Diana Bilder im Lande. Sclion die 
Widmungschrift im kleinen Dianatempel bei Weiler, 
hach von A. Postumus zeigt uns, dass es ein Römer 
vror, welcher hier die Diana ans dem germanischen 
übersetzte. Ebenso sind die zerstörten Dianen nur 
als den Römern (Besatzungen, Beamten, Landherrn) 
zugehörig zu beschauen , unsere Urbevölkerung 
blieb bei ihren Namen, sonst hätten wir keinen 



Digitized by Google 



205 



Litschefi (Freia) kein Hel-Perhi (fielpert), keioen fiil- 
denknap oder Wyrthenberg, 

Aber mns kS&nen wir gebraachen, IM-ana bedeutet 

Hiramelsfrau and Himmelsjungfrau, denn Di ist der 
Himmel und ana Frau. Sie ist Jägerin wie unsere 
Fraa Holle, Hulde, Hilde oder auch Freia, diese hatte 
ihre wilde (freie) Jagd. Dass Frei wiM bedeutet, 
mithin Freia das Wiid repräsentiert, das ist ein- 
leuchtend; dass ihr Name «tod» bedeutet, ist richtig, 
also ((Wildtodt» ist ihr Name ebenfalls und wer 
solchen Namen trägt, ist ein Jäger oder eine Jägerin. 
Aber Di-ana mnss einen Namen besessen haben» 
weicher sie aneh als Jägerin erscheinen lässt. Es ist 
Di eine Hirschkuh (englisch doe) und an ist die Leere, 
also auch der Tod und als Hirsch oder Hindejägerin 
wird sfe nns anch dargestellt. Also war Diana, wenn 
wir die Hauptsache annehmen, gat in Uebereinstim- 
mung zu bringen mit Freia. Wir wissen auch aus 
römischen Schriftstellern, dass die Römer bei frem- 
den Völkern sofort io Vergleiche traten; aber aufge 
dmngen haben sie ihre Götter (weiche dieselben 
waren) gewiss nicht, denn der ganze Gnltnsapparat 
functionnirte, da er auf die Göttlichkeit der Sprache 
basirt war, in jedem Lande vorschieden, weil es 
immer abweichende und auch mangelnde oder reich- 
lichere Deotnngen bei dem einen oder anderen Volke 
mnssie geben. In der Hauptsache aber herrschte 
Uebereinstimmung, da alle arischen Culte einer Ur^ 
quelle entstammen. 

Es wäre nun noch Yen oder Ard-Ven als Jägerin 
klar zu stellen. Das thaten nicht einmal die Römer. 
Indessen ist unsere Ard-Ven eine Jägerin, denn es 
ist ven die Jagd, wovon die Lateiner ihren Venator 
und die Franzosen ihren Veneur haben. Das W^örtchen 
ard ist aber eine Frau und £rde. Jörd ist eine Geburts- 
frao (Hebamme und Erde) so verhält sich anch Ard 



Digitized 



ZU EiYle und Frau, Dreht man das Wort um und 
schreibt Venarde so ist die Jagdfrau sogar modern 
fertig, da arde im französischen noch als Frau 
in Endungen gebraocht wird; das Wort ist aber 
gennaDischer Abkunft, wie wir sehen. Es ist also 
Ärde ven eine Jägerio und zugleich, da wen ein 
Sprosse bedeutet «eine Kindergeburtsmuttero, ein 
Wort, welches den Gharakter der Göttin deotlioh 
anzeigt. Da Ard auch Oluth bedeutet (ardens) und 
wen (wine) die Liebe, so liegt auch «Liebesgluthö 
io dem Worte. 0 

^ 



^) Ven bedeutet auch Meer; Veneter sind Meer- 
leute; Vineta und Venetia Meerstadt; wener schwed. 
Venersee u. s. w. das Wort Scum (Schaum) bedeutet 
Erde; meerscurae ist eine weisse Erde, Meerschaum. 
Diese hiess also auch richtig Venard oder Meerarde, 
demnach steckt in Ardven aucli Meerschaum ; es ist 
also Ardven eine Frau aus Meerschaum geboren, in 
einem Wort, also genau Aphrodite der Griechen. Auf 
dieselbe Weise wird man Freia (s, d.) verwandelt 
sehen. Diese Versetzungen hiessen «Wendungen» 
bei den Skalden. Sie wurden erst vom Verfasser 
zurückentdeckt vor circa H Jahren. Die ffriechische 
Artemis entspricht der Diana und lässt sich ebenfalls 
wie die Obngen erklären. Was wir aber von ihr 
erwähnen mOssen ist, dass sie nach der griechiscben 
Mythologie, die GdHrgagöttin ist, was wie wir dar« 

§elegt haben, mit unserer Freia stimmt» da alle be- 
eutende Erhöhungen ihren Namen tragen. 

Wir glauben, aass diese Beweise mehr als ge- 
nügend sind, um Dunkel aufzuhellen, welches 
undurchdringbar schien. Es wäre auch finster ge- 
blieben, wenn nicht das alte System so wunderbar 
aui die Sprache basirt wäre. Die Sprache aber und 
ihr eingehendes Studium ist ein Hauptfakfor der 
Forschung geworden, mit dieser Thatsache mögen 
sich die Zweiüer abfinden. 



Oigitized 



:'~4id^JtX7- TTa- TTJ^ T-LL T-7--I^ i-i-i-^-^Miri- 'ZZJ, T-ZJ^^ 



XU. 



Heidenkirchen (Zeitkreise) 
Aeta stupa. 



Die Kimbern, überhaupt Germanen und Kelten 
besassen tausende Jahre vor Chr. Geburt Kirchen. 
Das Wort erscheint in Indien als Kerike, bei den 
Semiten als Karke, Karaka, Eerake» bei Kelten nnd 
Germanen als Kerike Karke, Kurke Kirike Kirche 
n. 8. w. Alle diese Namen sind ein und dasselbe. 
Die Bedeutung ist nach dem Mythus eine vielfache. 
Da dieser Name eine solche lange Zeit bei den 
Völkern heimisch war, so gelang es dem Christen* 
thnm nicht, den Namen zu yerdrängen nnd ist auch 
wohl nie ein durchgreifender Versuch dazu gemacht 
worden. Das Wort hat aber durch seme vielen Be- 
deutangen einen grossen Einfluss auf die Gestaltung 
den alten Heidenknltns ansgeiiht. Da die alten Kirchen 
in christliche Kirchen in unserm heutigen Sinne 
umgeschaffen und geweitite Plätze wurden, so ist 
die Zahl der nicht benutzten nicht besonders gross. 
Es sind aber in dem Landcomplex^ welchen wir als 



DigitizQd by Google 



208 



unsere Urheimat h bezeichnet haben, noch verschiedene 
alte Kirchringe vorhanden. Die Heideukircben waren 
keine Kirchen, wie die cbristlichen, sondern Stein- 
k] eise, in deren Mitte sich ein grosser Stein befand ; 
dieser sollte einen Felsen vorstellen, einen Steinthurm 
oder Riesen. Dieser Stein hatte seine symbolische 
Bedeutung und nicht nur in den Heidenkirchen son- 
dern auch au! freiem Felde, unter Eichen u. s. w. 
aber anch au! Bergen und Haiden richtete man solche 
Steine auf. Solche Steine hatten oben einen Quer- 
stein, welcher balanzirte oder besser gesagt das 
«Wagen)) vorstellte. Man nannte solche Steine Dol- 
men; Dolman aber ist Thor, der Mann des Him- 
mels, denn dola ist altdeutsch ein Gewölbe; tholos 
griech. eine Kuppel; folglich drückt dola ein 
Gewölbe oder Himmel aus und dolman ist ein Him- 
melsmann das ist Thor; es ist also ein rein ger- 
manisches Wort Griechisch ist tdman wagen, da 
aber wagen und wägen gleiche Grundbegriffe sind, 
so haben wir die Bedeutung des Wortes dolmen oder 
richtiger Dolman festgestellt. Aus dol den Donner 
zu finden ist nicht schwer, da dol der Kreisel, 
Roller, Dreher bedeutet und das Donnern diesen 
Begriff hat, doch ist auch m. h. d. talmen = toben. 
Ein solcher Stein befindet sich bei Diekirch und 
führt den Namen Deivelselter, wobei ich bemerke, 
dass elter ein echt angelsächsisches Wort ist. Da 
Deivel durch Missverstand, jetzt die Bedeutung 
von Teufel hat, so ist es geboten, das W<h^ von 
diesem zu befreien. Div oder Diwel bedeutet Him- 
mel ; und diwa bedeutet Himmel im sanskrit. Schon 
das englische di bedeutet aUmwindung» wie in di- 
staf Bockenstab. Auch in En-divie Kraussalat haben 
wir die Rundung. Nun ist eine Bedeutung von dei- 
wel wirklich Himmel, während altdeutsch tuvil 
Gürtel, Kranz bedeutet; wir haben es also mit einem 



Digitized by Google 



m 



((Himmelsaltar» zu thun, also dem Thor geweihten. 
Es hat aber der Stadtname Diekirch mit diesem 
Namen Verband nnd da wir Dia-Kirche mit Thor 
oder. Himmelskirehe flbersetzeo, so Ueiben wir vor- 
erst im Rahmen unserer Klarstellung. Der Altar 
heisst aber nach glaubwürdiger Ueberlieferung di- 
dens Altar. Dieses did als died, gibt Volk (tbeod), wie 
DiedenfaoYen (Theodonisvüla). Da aber Thor der 
Taier der Völker ist, wie wir gezeigt haben (siehe 
oben), so ist die Bedeutung von died nicht zweifel- 
haft. Da died ein Sprosse (Kind) bedeutet, ferner 
diet das Volk, so liegt hier der Sinn Sprosse (Ent- 
stebang) mid Hehnmg klar vor Aagen. Da aber 
dietarid^ dn Schlüssel ist, wie Qr, wovon nran 
schliessen, welches auch Himmel bedeutet, so ist 
unter diet der Himmel zu verstehen, weil das Wort 
die Rundung ausdrückt und mehr bedarf es nicht 
um Himmel ansEodrücken. Auch finden wir auf 
alten Karten den Namen Dieikirch geschrieben, was 
jedenfalls kein Zufall ist. üebereiustimmend mit 
obigen Erklärungen hiess der Berg, an dessen Fuss 
Diekirch liogt, Thorenberg (jetzt Herrenberg). Diese 
letstere. BenenDimg ist» so zu sagen die Bestätigimg 
for das Vorhorgehende. 

Wir kommen zu Kerke oder der Kürze halber 
wollen wir zum Unterschied der christl. Kirche 
immer Kirke gebrauchen. Kirke bedeutet 1. Kreis 
und 2, Stein* Da ein Kreis, Ring anch Jahr bedeu- 
tet, so ist & Kirke das Jahr (Kirchenjahr). 4. Die 
Kirke als Himmelskreis versinnlicht Thor. 5. Kirke 
als Untergang, Tod. Der Aussenkreis der Kirke um- 
fasste den Kirchhof. Das ganze hiess auch Khrchen- 
tans. 6. Gericht oder fiecht (wie Thor), also auch 
Wage. Die Bedentong Stein nnd Fels sjmbolisirt 
auch die heutige Kirche noch. (Petrus = personif. 
f eis. Petras init dem Schlüssel des Hunmels.) 



Digitized by Google 



210 



Das Wort Kirke (karke) ist aus kir oder ker- 
aka zusammengesetzt. Da ker und kir die Drehung 
bedeutet und aka ein Name des Thor» so ist ker sr- 
ka = Ruudhimmel oder Himmdskreis und Thors 
Name bloss gelegt. Wir haben Thor als With oder 
Vithiis kennen gelernt, dessen Symbol der Hahn 
war, weil with und kerka beide Hahn bedeuten. 
Es wuixlen aber beim Schwören (Thor ist wie oben 
gezeigt der personificirte Schwur) Hahnen von an- 
sern Voreltern beim Schwören geopfert und zwar 
vor dem Richter unmittelbar vor dem Schwur. Der 
Hahn war in den alten Kerken angebracht auf dem 
Thorstein d. i. auf dem Dolmen. Er ging ins Ohri-r 
stenthum auf den Thurm und war hier dem Petrus 
wahrscheinlich zugeschrieben. Aber der Thurm hiess 
zufällig Thor (turris = tor) und ersetzte den alten 
Thorstein oder Dolmen, welcher auch einfach Thor 
oder Thür hiess, da dieses Wort Riese (Erhebung) 
und Stein bedeutet. Die alte Heidenkirche stellte 
also ein Symbol des Thor (Zeus = Schöpfer vor). 
Als Schöpfer ist Kirke die Entstehung und deshalb 
Kirke eine Hexe, Zauberin, welche auch Hekate 
genannt wird, und zugleich die Dreigestaltige war, 
welche Entstehung» Mehrung und Tod in sich schloss. 
Wir finden hier also Thor mit den Nomen wieder 
ganz genau im Verband, üebrigens haben wir He- 
kate bereits nachgewiesen (bei F&snacht) und werdea 
wir auch hier sie auftreten sehen. 

Wie bereits erwähnt, hiessen die heidnischen 
Kirchen auch Kirchentanz; in diesem Fall ist aber 
der zweite Umkreis gemeint, der Kirchhof. Bekannt- 
lich befindet sich der gr<ysste Steinkreis dieser Art 
in Eng^d auf der Ebene Yon Salisburj und wund 
Stonehenge genannt. Der überlieferte Name ist Ohoir 
Ghaur, was man mit «Riesentanz» übersetzte. Da 
Ghaur die Wölbung und iüreis bedeutet, so ist ein- 



Digitized 



heb ((KirchentanzD za setzen.^) Indessen bat das 
Doppelwort eben so viele Bedeutungen wie Kirke 
und ist ganz genau dasselbe. Ein solcber Steinkreis 

war mit Kunst errichtet und unterscheidet sich von 
unsern Steinkreisen etwa, wie eine Pfarr- oder 
Dorfkircbe von einer bisoboflichen Kircbe, die Sacbe 
bleibt dieselbe. Die Kirken den Helten zuzusobreiben 
war ein Irrthum, denn so weit Geimanen reicben, 
ist der Name heimisch, abgesehen davon, dass die 
Kelten ein Webenstamm der Germanen sind. Haben 
doch Syrier und Araber dasselbe Wort und sogar die 
Mongolen . Es ist von grosseminteresse hier beizufügen 
dass die Gothen eine Stadt besassen, welche in alter 
Zeit dadurch berühmt war, dass sie hundert Kirchen 
besass und diese Stadt lag im heutigen Bulgarien 
sie hiess £irkr£cclesia; hier trafen also die Griechen 
mit den Germanen zusammen. Jetzt ist der Name 
verstümmelt in Kirklissa und die Stadt sehr herunter- 
gekommen. Wie wir Orte haben ohne Kirchen z. 
B. Kirchberg bei Luxemburg, welches seinen Namen 
einer Heidenkirche verdankt, so war Diekirch ein 
heiliger, dem Thor geweihter Ort, lange bevor die 
Stadt Diekirch in die Geschichte eintrat, dafür zeugen 

^) Die in unserm Lande sich befindenden Kreise 
Kaselt genannt sind recht voreilig ((Schanzen « ge- 
nannt worden, weil die Landleute die Wälle über- 
haupt Schanzen nennen, wenn kein besonderer Name 
vorhanden ist. Kas-elt bedeutet Zeitkreis ; folglich 
dasselbe wie Kirche ; auch Zeitalter, Zeitiahr u. s. 
w. Einer der besten Steinkreise ist der bei Heringen ; 
es sind deren übrigens eine Menge im Lande. Am 
merkwürdigsten war der eingemauerte Steinkreis 
in der alten Kirche von Wasserbillig, welche 1778 
abgerissen wurde. Indessen sind bei Al.Wiltheim 
(380--91) noch die 12 Steinfiguren abgebildet. Dieser 
Steinkreis ist von Wichtigkeit für die Urreligion und 
wurde daher vom Verfahr eingehend an anderer 
Stelle behandelt. 



Digitized by Google 



212 



alle aogeführteo Thatsachen, aber wir haben noch 
mehr am dieses zu erhärten. Bei Diekirch befindet 
sich ein Hexentanz, deren Im ganzen Land eine 

Anzahl verbreitet sind, wie bei Wormeldingen, Man- 
ternach, Säul u. s. w. und da Hexe (Hekate) nur 
mit Kirke braucht übersetzt zu werden, so haben 
wir überall die alten «Kirchentänze» oder Heiden- 
kirchen zurück. Da aber Hexe die dreigestaltige 
Hekate vorstellt und diese die Nornen, so haben wir 
überall auch die Uebereinstimmung mit Thor oder 
Zeus und HimmeP). Der Unterschied zwischen Norne 
and Helsate beruht in der Aufiassang, dass die 
Erstem das Wachsthum und dasSchicksaldes Menschen 
in Händen haben, während die Letzteren das Sprossen 
u. Mehren u. Hingehen der belebten Natur in ihrer 
Gewalt haben. Sie sind auch Wegholden wie bei den 
Griechen gewesen . Jeden&dls ist ist die Hekate älter 
als die Nomen. Der Hexentanz befindet sich in der 
Rübcheskimmerchen (Rübenkammer) d. i. Ribagard, 
denn gard ist Kammer und Kreis, also Todtenkreis 
(siehe Ribegard Kirchhof Luxemburg) entspricht also 
der Kirke» denn die Hexen sind nur mit diesem 
Ort in Verband gebracht, um ihn als Kirke zu be- 
zeichnen. Der Ort liegt gerade neben dem Seitert 
(Sithert), welchen wir bereits als dem Wodan gehei- 
ligt erklärt haben. Ist die Notiz von D' Glaesener 



Die Orte, welche in unserer Heimath mit dem 
Nornen und Thordienst zusammenhängen, ebenso 
der Hekatedienst und 8yr oder Freiedienst, müssen 
topographisch dai^tellt, das ganze religiöse Netz, 
klar vor Äugten fuhren. Es wäre daher nöthig eine 
solche Arbeit nach Sichtung der Sagen sofort za 
beginnen, wodurch wir allen Ländern in Be«ug auf 
alte Heimathkunde und Ur^ttesdienst überlegen 
wären. Manchem würde sich hier Gelegenheit bieten, 
seine geistige Arbeitskraft in einer h«»timmten festen 
Richtung zu verwerthen. 



Digitized by Google 



SfS 



richtig, dM8 die Schlacht nach dem Kirchhof d'Odcn»- 

grof heisst, so würde dies stimmen, iodessen ist der 
Name Odin nicht bei uns gebräuchlich gewesen, 
sondern Wodeo o. Weden, wie wir nadiweiden 
können. 

Bs ist besonders bemerkenswerti), wie heim Volke 

sich die Vorstellung kreisrunder Oertlichkeiten, mit 
dem Hexentanz verbindet und wie auch immer die 
Stellen genau überliefert werden. 

Wir kommen nochmals an! die Thorsteine zurück. 
Haben wir die Dolmen in üebereinstimmung mit 
den Kirken gebracht, so muss hier noch beigefügt 
werden, dass im dänischen (also Schwestersprache 
des Angelsächsischen) dolmen auch schlafen bedeutet, 
was für «Tod genommen muss werden, da der Grand« 
begriflf derselbe ist und also andi in Betreff der Todien- 
Stätte Üebereinstimmung herrscht. 

Da die Bezeichnung Menhir auch gebräuchlich für 
Dohnen ist, obgleich man hat vermeint in ersteren 
eine andere Art zu sehen, so gibt doch das Wort 
uns bessere Aulklärung da Men-Hyr oder Men-Hur 
= Thor ist, denn das Wort bezeichnet Steinmann, 
Kreismann und Himmelsmann u. das ist Thor. Das 
altdeutsche Hura bedeutet Himmel, aber Hur ist 
auch Jungfrau, hier die Nome, woher das mohame- 
danische Hnrie, wörtlich «Himmelsmädchen» her- 
rührt.^) Zugleich ist Huro persisch der Hahn wie 

hir = gewölbt, hat auch Hirse d. s. Kügelein 
erzeugt. Man meine ja nicht dass Hurie der Moha- 
medanen so nur herbeigeschleppt ist. Ich habe nach- 
gewiesen dass Reid und Haid der Himmel im alt- 
nordischen ist. Im arabischen heisst or jetzt noch 
Rad, ist also bloss mundartlich verschieden. Noch 
starker tritt die Stammeseinheit der Sprachen her- 
vor bei neuarab. sema, türk. samen, altarabisch 
sama, phöniz. sema der Himmel und die alten 
Deutschen schwuren samir d. i. samyr beim Himmel. 



Digitized by Google 



214 



Kirke ebenfalls der Hahn ist. Der Hahn der jetzt 

auf dem Kirchthurm prangt, ist in den alten Heiden- 
kirchen natürlich nicht vorhanden, das Volk hat 
ilm vergessen, er gehörte aber dahin. ^) 

Die Kirchen fährten oft auch andere Namen, wie 
Thorsteine, Thorshöfe, dodi sind einige sehr selten 
wie z. B. die bei Bittburg Adrich hiess. Dieser Name 
ist uralt da Ad schon bei den Arabern Saturn war 
und auch Fels bedeutet nebst Zeit. Rieh d.i. Reich 
bedeutet Kreis, Adrich ist Steinlcreis, Todtenreich, 
Zeitkreis n. s. w. wie Kerice. Der Araber sagt noch 
heute sprichwörtlich, so alt wie Urvater (Uran) Ad. 
Auch in Trier befindet sich ein Adrich in Irmien. 
Es ist der alte Kirchhoi gerade wie in Bittburg. Ob 
es noch mehrere Orte in unserm Lande gibt, welche 
Adrich heissen, konnten wu* Us jetzt nicht in Er- 



Hier ist auch eines Wortspieles zu erwähnen mit 
(fsiebendem Ilimmeb) d h. ((schlafende Huren», 
sevende hure obgleich trivial, ist es Sache des For- 
schers, alles auszuheilen* seveud bedeutiit siebend 
und schklend. 

0 Man vergleiche huro pers, der Hahn, hura 
altd. der Himmel, Korke Kirche; Kerke irisch der 
Hahn; sogar baktrisch Kahrka der Hahn, Kil ein 
Name Thors und bretonisch Kil-ok die Henne, es 
fehlt Kil der Hahn. Peter der Himmel, von pet ge- 
wölbt, rund, daher lu-piter = lovis der Himmel, 
ju bedeutet schon für sich Himmel, nicht von pater 
= Vater, sondern pater böhm. Wirbel, Rundung; piton 
Ring und Schraube, Python Schlange (Ringeler gr. 
peton Pfebe, Kürbis, Rundfrucht, acci-piter lat. 
Habicht (Rundkreiser) ; da bleibt pet der Himmel 
und er ist Person ification und altslavisch ist petl 
der Hahn. Wir fügen hier noch nachträglich bei, 
dass der Ort Han bei Durbuy ein Thorsort ist und 
dass in unmittelbarer Nähe, Chene ä Han liegt (Thors- 
eiche). Dasselbe gilt von Han an der Lesse mit 
seinen Grotten (Gewölben), welche den Ort als 
Thonort q^nibolisiren. (Siehe Labyrinth.) 



Digitized by Google 



215 



fahrong bringen. Indessen ist der Name im frühern 
luiemburger Lande in Athus anzutreffen, da Adh und 
Ath dasselbe ist. Nachträglich fand ich noch den 
Adrich bei Honjoie (Gonzen). Es ist Adrich da Ad = 
Thor aach Himmelreich. 

Da die Kirken auch das Jahr bedeuten, so waren 
sie auch mit 360 Steinen und 2 mal 6 MoDatssteinen 
ausger&stet« da nach Halbjahren tnissere gerechnet 
wnrde. Auch die im 2. Kreise liegende Gräber 
waren 360 an der Zahl und jedes Grab und Stein, 
stellte einen Tag vor. 

Da Religion and weltliche Regierung nicht getrennt 

waren, so diente die Kirche zu Fest und Tanz, zum 
Recht sprechen, für Opferstelle und religiösen Hand- 
langen und zu Versammlungen und das Sprichwort 
«man darf nichts aas der Kirche plaudern» bezieht 
sich au! die alten Rechtsversammlongen und hat 
diese überlebt. Für unsere Kirche bat das Sprich- 
wort gar keinen Sinn. 

Aber aach Todesurtheiie wurden dort vollzogen 
and 80 konnte es kommen dass ein solcher Platz 

zum Rabenstein oder Galgenberg wurde wie z. B. 
der Hexen tanz bei Esch. Jedenfalls werden einige 
solcher Orte, die überaus zabü^ichen Galgenberge 
oder fiochgerichte einnehmen* 

Die grösste Kirke befindet sich gegenüber Echter- 
nach auf preussischem Gebiet und in deren Nähe 
die «Danzkil» über deren Bedeutaug wir nun nicht 
inehr im Zweifel sind. (Kii u. Korke = Quercus 
bedeuten Eiche.) 

Die Nordgermanen übersetzten Gapitol mit Tliors- 
hof. Jeden&Us ist es richtig, wenn man Caput das 
Haupt wieder ins germanische übersetzt. Heafodton 
oder Heafod-ton bedeutet Kopthof und Himmelshof, 
also Thorshof. 



Digitized by Google 



216 



Es ist nun eigentliümlich, dass Thor, der Herr 
wird genannt (caput), welches also durch das frühere 
gebräuchliche aHaupto ausgedrückt wird. So heisst 
auch bei den iDcUem der Doonerstag* wrihas-pati»- 
varam (patfs = Herr) wahrend alle tkbrfgen Tage 
der Woche nur die respect. Planetennamen führen. 
Sollte es nun ein Zufall sein dass der frühere Thor- 
berg bei Diekirch jetzt «üerrenberg» heisst? Und 
weiter Wrihaspatis, der den Tiior vertritt fährt in 
Indien den Namen Dt-diwis worin die erste Silbe 
schon Himmel bedeutet, welche in Die-kirch enthal- 
ten ist ; dieses kann doch nur bekräftigen, was wir 
oben schrieben, Diekirch bedeutet «Himmelskirche» 
nnd es mnss desshalb ein uralter Ort sein, wie wir 
oben angenommen haben. 

Im \nschlusse an Kirke, sind die sogenannten 
«Schweineställe)» zu nehmen, weiche in dem alten 
Bedengau mit zum Centrum des alten Oultns gehör- 
ten. Es sind eine Reihe natürlicher Felsenlöcher, 
welche ein natürliches Columbarium bilden, denn 
es war ein Mausoleum. Der Profanname, welcher 
das Mysterium barg» war Schweineställe. Doch birgt 
eben dieses Wort des Räthsel Losung. Das Schwein 
oder der Eber hiess Kimbrisch Efur und Eafur. Ein 
Stall ist ein Raum, der eingeschlossen ist, und wir 
könnten «Stupa» nehmen. Schweineställe = Eafuron- 
stnpa. Mit diesem Wort verbinden sich noch folgende 
Begriffe: 1. Eburonenfelsen ; 2. Himmelsfelsen; 3. 
Thorsfelsen, und da Thor auch Grossvater (uran) ist, 
so kann es mit Ur-äta-stupa wiedergegel^en werden, 
das ist der Felsen der verstorbenen Väter und der 
Felsen, wo die Alten sich herabstürzen, welcher noch 
heute im schwedischen Aettestupa und Aetestapel 
genannt wird. Stapel ist Thurm, Felsen und Stall 
(stabel); und ein Thurm hiess Thor und Thür, was 



Digitized by Google 



auch wiedmim Felseo bedeutet.^) Damit liaben wir 
das Mysterium der Schweineställe aalgededkt, zugleich 

die Eboronen oder die Eber der ArdeDiien in ihrem 
religiösen Centrum Eciiternach d. h. Beden festge- 
stellt Wir wissen weiter, dass in der I^iähe jener 
grosse Stdnkreiss mit der Danzkill liegt, die man 
bis jetzt für eine alte Befestigung ansah, eine An- 
sicht, die nicht mit der Lage in Einklang zu brin- 
gen war* 

An dem Felsen der ScbweinestäUe befindet sich 



^ Die Aettestopa war der Ort d. h. Felsen, von 
welchem sich die abliebten Greise herabstürzten, 
sich so dem Thor weihend. Auch der Frda (Holle) 
galt die Weihnng. Die Sprache unserer Torfahren 
war eine solche reiche, dass die Schwemeställe auch 
durch andere Worte ausgedruckt, denselben Sinn 
geben. Das Schwein hiess auch Kirke und stal 
(Stall) bedeutet noch heute im Englischen alt (stale). 
Dieses Wort genügt um setal (volle Form) um Sitz 
auszudrücken und der Alte d. i. Thor. Also Schweine- 
stal birgt auch den Sinn: «Sitz des Thor-Kreises, der 
Thorkirche. » 

Die Aettestupa ist ein Opfer an Saturn gewesen, 
welche dem Symbolisbus des Wortes «Atar)) ent- 
sprang. Saturn der Alte, gewöhnlich auch der Alte 
vom ßerge genannt, wurde als hinfälliger Greis dar- 
gestellt. Der Name Atar = Saturn, hat nun folgende 
Bedeutungen , denen der Greisen Selbstmord , zu 
Grunde liegt. Es ist Atar; der Himmel; 2. die Alten 
und der alte Mann ; 3. Atar die Fussspuren (im 
neuarabischon noch vorhanden;} 4. die steile Höhe 
und der Steilfelsen; Ar ist der Fels und At hoch, 
steil, davon malaisch Atas die Höhe; ö. Atar der 
Himmel (Wölbung) daher Aither im Griecliisciieu 
und hebräisch atara Krone; 6. Atar die Verwesung, 
Eiter im Angelsächsischen; 7. At die Leere, wovon 
unser Attich HoUunder und nordisch At nichts, 
folglich^ todt * Ar ist Grab also Atar Todten^rab ; 
nach diesen Bedeotongen mnssten also die hinfäl- 
ligen Greise sich das Leben nehmen und zwar von 
einem stdlen Felsen, au! dessen Höhe man die Fuss- 

10 



Digitized by Google 



»8 



|«n6 iDsohrift» welche in allen Beschre&biiiigeD Bch- 
temachs als ung^däsfes Problem steht Sie katet: 

((Artioni Biber.» 
Es ist aber dieser Biber weder ein Trinker noch 
ein Castor, sondern einfach Thor oder Jovis und der 
Name ist eeht angetoächsisch ; denn iMiroBt ist in 
der nordischen Mythologie der Himmel nnd ein Biber 
ist ein «Wölber», denn er macht bloss gewölbte 
Wohnungen, die genau einem Himmelsgewölbe glei- 
chen und welche man auch jetzt noch sehen kann, 
da sich verschiedene Biberkolonien in Deutschland 
befinden. Was das Wort Artlonf betrifft, ist es in Art 
und ioni zu trennen, welche etwa zusammen den 
Sinn «ewig» ausdrücken denn ion ist mit Janus 
(Satnm) von einem Stamm^) und art (von ar » Jahr) 

spuren des Saturn angebracht hatte. Jetzt nennt 
man solche Fussstapfen, des Teufels-Fussstapfen. 

Zwischen Tadler und Gösdorf ist ein Felsen, 
welcher sich über die Sauer erhebt und in welchem 
die Felsenfrau d. i Syr Freia hauset, die Todes- 
göttin. Anliegend ist die «Jasiei») d. i. Todesfelsen, 
denn Jas ist der Tod Da aber der Tod auch der 
Alte bedeutet und Lei auch Stupa so ist aetestupa 
oder Atar gemeint. Uebrigens besitzen wir noch das 
angelsächsische Stuppecht ftir «steile Erhebung)). 
Aul der Jaslei aber befand sich ein Fussabdruck, des 
Teufels, oder Saturns. Es scheint noch nicht alles 
aus jener Zeit aus dem Volk geschwunden zu sein, 
denn man scherzt noch auf die Frage Wo gehst du 
hin? mit der Antwort «Op't Stuppecht» die doch 
gewiss» wie sie nun zu deuten ist, sinnlos wäre. - 

Wur sehen also, dass die Seihstopfer ung bei 
nnsem Vorvätern bestand, wenn anch dieser bai^ 
barische Gebranch schon früh aofhörte Dnrdi die 
ganze alte Welt lässt er sich nachweisen, namentlich 
war er in Syrien stark in Schwang. Die Römer 
aber begnügten sich, Verbrecher von ihrem l^am 
(torpejischer Fels) herabznstürsen. Saxlim aber war 
ein Name Sainms. 

^) Sa-jonis hiess der itidische Thor. BetrsSs Biber 



Digitized by Google 



drückt Z^t aus, artioni also ewig etwa im Dativ, 
folglich erhalieo winden Sinn «dem ewigen ASchöpfer» 
und dieses Prädikat gehört dem Thor oder Jovis. 
Es ist also kein LateiD, wie viele vermeinteD, sonst 
wäre sclion längst eine Loaimg gefunden worden. 

Bei näherer ÜDiersachong im Jahre 1893 fand der 
Verfasser dieses noch eine üle Inschrift md diese 
war arabisch mit scharf ausgeschnittenen Buch- 
staben und deren Zeichen für den Vocalismus (fatha); 
es waren im ganzen folgende Bachstabengrappra : 




Diese Buchstaben ergaben keinen Stnn und erst 
nachdem der Verfasser die Werthe oder Namen der- 
selben nebeneinander setzte, war es möglich einen 
Sinn heraus zu bekommen: 

ihe hekeph wonnn'(g) ra — 
was etwa lautet : 

de höhköpf wonung todter 
denn ra ist ein Todter. Damit stimmt das zuerst 
gesagte vollkommen überein« Diese Inschrift kann 



mache ich noch auf das Wort Bibel anfmerksam, 
welches in einem Wort Bucli und Schöpfer — also 
Gottesbuch — ausdrückt. Wenn es etwa Theologen 
gibt, welche daran zweifeln, so gebe ich hier noch 
ein Beispiel oboko bedeutet angels. Buch und slawisch 
((Gott)) z. B. Cernabog oder bok der schwarze Gott 
d. i. Thor. (Vergleiche dieses letztere bei Thor an 
der Waldbilliger Laie.) 



Digiiized by Google 



aber Dicht alt sein und entstamint vieUeicbt dorn 
StsD Jahrhoodert und VerbiodaDg mit Spanien, also 

den Mauren, war etwas ganz gewöhnliches. Jeden- 
falls ist es eine Laune eines Scalden aus dem Beden- 
gaa gewesen, sein Wissen au! diese Weise zu ver- 
ewigen. 

Auch die Inschrift Arilcmi Biber kann nicht Tiel 

älter sein, denn die Buchstaben sind zu schön und 
gleichmässig eingehauen und stechen in diese Hin- 
sicht zu vortheiihait ab g^n die römischen; es ist 
aber bereits dargelegt, dass die Kimbro-Angeln in 
allen künstlichen Arbeiten gewiss keinem nach- 
standen und ist auch anzunehmen, dass die römischen 
Landherren ihre Steinhauerarbeiten im Lande und 
von Eingebornen liessen machen, denn Rom konnte 
doch selbst nicht für sein nngefaenres Reidi alle 
Künstler liefern, zomal da ganz Rom mit Millionen 
(nach Gregorovius) Bildsäulen ausgestattet war und 
diese doch einheimischer Hände bedurften. Ein Punkt 
wie dieser ist noch von Niemand in Erwägung ge- 
wogm und man braucht bloss die an3gegrabenen 
dildhanerarbeiten mit kritischem Ange zn besehen, 
so wird man finden, dass der grössere Theil nur 
von Eingebornen kann verfertigt sein, während es 
nicht soll bestritten werden, dass d}e Werke, weiche 
feinere Andührong zeigen, von reichen Römern aus 
Rom oder andern grossen Gentren der Kunst kamen. 
Gewöhnlich sieht man dieses schon am Material, da 
die feinern Marmorsorten gewiss nicht in Blöcken 
verschafft wurden, sondern die fertigen Figuren oder 
Kunstwerke. Gar zu zahlreich sind auch diese nicht, 
wie man sich selbst kann überzeugen an den Sam- 
melstellen, d. h. in den Museen. 




Digitized by Google 




Thorrs Säulen. 



Säule^ SiU^ Suky Sola, Saal, o. s. w. dr&cken 
in diesem Wort eine steinerne oder hölzerne Welle 

» aus; Statzen, Steipen, Steilen (Stele) schwed. stod 

(stud) danisch soile, stötte, auch pille schwed. piller 
hell, stud, zuii u. pilar. Diese Namen sind hier nur 
angeführt am dem Leeer die Gleiohberechtigang der 
Vokale vor Angen tn fahren. 

Noch sind anzuführen griech. chion und stulos, 
welche letztere mit unser steile zusammenfällt, 
während Chion ein Name Thors oder Cao-Uron's ist. 
(Man vergL Cao-Uron-WaldbiUig). Die Saale war ein 
Attribat Thors nnd zwar mit Racksicbt an! das 
Landesrecht und daher die Tborsteine, Thorsäulen, 
welche mit den Rolandssäulen oder Athelstan's gleiche 
Bedeatung haben. Sie dienten nicht nur als Bechts- 

» sondern auch als Grrenzsäalen.^ 



^) lieber Rolandssäulen ist an verschiedenen 
Stellen dieses Wortes gesprochen, (siehe Gründung 
Luxemburgs u. Treviri). Wir fügen hier noch das 
Folgende hinza : Ro-Re Ru-ward d. i. Gesetzwächter 



Digitized by Google 



222 



Hekate, vir neDoeo sie jetzt Hexe (Hekese, Heke- 

tlsse) war die Beschützerin der Wege ; als Dreitochter 
Thors, konnte also auch dieser nur dasselbe sein, 
da Hekate nur eine Funktion von ihm war. Aber 
Tlior selber hiess WS und das bedeutet auch Weg. 
Thor hatte in dieser Hinsicht eine Funktion bei den 
Kimbern u. Angeln wie Hermes. In der Säule wurde 
dieses dargestellt und wie man der Hekate auf Kreuz- 
wegen ein Bild oder Bildsäule errichtete, so wurde dort 
wo Säol liegt dem Thor eine Säule errichtet, wo 
vielleicht die ältesten vier Landstrassen rieh just 
kreuzen . 

Thor, das Gesetz stand den Rathen und Gerichten 
vor und aus uralter Ueberlieferung haben Rathhäuser 
Tharme (thor » thurm) und auch Säulen d.s. Steilen 
und unter den Steilen hiessen die Rathhäuser zu 

war eine hohe Stellung ; es gab in den Niederlanden 
yerschledene Landestheile, wo solche als Stadthalter 
thätig waren : Bolanc^ Ruland das Landesrecht und 
auch Grenzsäule, We^esäule. Unser Ort Reuland, (das 
alte Land hatte zwei solcher Orte) ist im Bereiche 
des Waldbilliger Heiligthums und kreuzten sich dort 
wohl verschiedene alte Wege, wie bei SäuL In der 
That ist die Gegend dwt mit einem ganzen Netz 
Bömerwege durchzogen gewesen und es wäre auch 
nach den oereits erklärten Namen auffallend gewesen, 
das Wort Roland nicht zu finden. Da Ro = Gleich be- 
deutet, so ist es auch Gesetz, denn Gesetz und Recht 
konnten nur durch den Begriff ^gleich)) ausgedrückt 
werden, desshalb ist die Wage (Gleicher) auch ein 
Symbol des Rechtes. Roy, re, rei bedeutet König 
und Richter, böhmisch ist rowne gleich, rowen die 
Ebene ; mittelniederl. royen richten ; aichen u. messen, 
woraus Roland, Ruland oder Reiland das Landrecht 
ist. Dieses ist hier wörtlich auch auf Boden (Land) 
zu nehmen, deshalb Rolande als Wege und Grenz- 
säulen standen. Unser Grenzpfal und Grenzsäule 
und Wegesäulen stammen aus uralter Zeit und waren 
durch den Gultus bedingt, der Recht und Glauben in 
sich sdiloss. Rö und Roy ist ein Name Thors. 



Digitized by Google 



as3 



Trier, EchtarnacL und der altau Ueberlieferang fol- 
geDd» aaoh das alte Rathhai» auf dem Ffscbmarkt 
in Luxemburg, wo auch im TirdMQ uoch die lieber- 

lieferung haftet. 

Tiiurm u. Säule« sie geliörtea bei einander, iu- 
dessm machte man Ton dem erateron mehr praktiacheii 
Gebmueh; der Thurm als GefäogDiss» alsRiehiharm 

ist in der Geschidite der Justiz bekannt, nament- 
lich die Jungfernthürme, Messerthürme, welche alle 
dem auf Irrwegen wandelnden Mysticismus des MiU 
t^tera ihr Dasein verdanken* OertlicbkeiteD wie 
W«iler zum Thurm sind aber Denkmäler jener Zeit, 
in welcher die Erinnerung an Thor noch nicht er- 
loschen war, was nämlich das Recht anbetrifft und 
Weiler braucht man nur mit ((Hof» wiederzugeben, 
so haben wir «Thorshdo d. i. Gerichtshof und waren 
dort Grafen vorhanden, so waren auch Richter dort, 
denn das ist eine Bedeutung von Graf. 

Warum wir so wenig von Thor (als das Recht) 
im Lande haben, das ist doch recht einleuchtend, 
unsere Vorfahren besassen kein freies Recht mehr 
auf dem Lande, nur die paar bevorzugten Städte 
waren frei. Die Herrscher werden schon für Aus- 
rottung der Rechtssäulen gesorgt haben, wie ' es 
Karl der Grosse mit der Irmensäule that, welche 
das Riesensymbol der sächsischen Landesfreiheit 
dargestellt hat. Was hat man gefabelt von dieser Säule! 
Ludwig der Fromme wusste was er that, als er die 
Riesensäule in die Domkirche von Hildeslieim Hess 
bringen, er zeigte den Sachsen, dass ihr Recht 
nnt«^ der Kirche stehe. Man hat ans dieser Säule 
sogar verschiedene Gdtter herauskonstruirtl Haben 
doch die Sachsen nach der Schlacht an der Unstrut 
auf einer Insel den Thüringern durch Errichtung 
riner Lrmensäuley die Eroberung dieses Theiles, als 
mit Recht gesohehm, angezeigt. Irman heiast der 



Digitized by Google 



RiesenmaDD d.i. Thor und die Irman^ul war Thor»- 
säule. WeoD die Angeln von einem Eormenrice 
sprechen, so meinten sie ein Riesenreich. Dass die 

Bedeutung ((Ungeheures Reich» gemeint war, wussten 
unsere angels. Aasleger, das haben sie aus dem 
Sinne des Ganzen an den betreffenden Stellen errathen^ 
sie wussten aber nicht dass Bonnan oder Irman ein 
Riese war. Es war anch eine Riesensänle, weil 
Thürs oder Thor ein Riese und Recht bedeutet. Die 
sächsischen Rolandssäulen d. h. Landesrecbtssäulen, 
waren alle als Riesen dargest^t, «and Roland der 
Riese am Rathhaos zu Bremen» ist weit ond breit 
bekannt. 

Aach in Trier liegt die ThorsSale d. h. Irmensol 

zerbrochen vor dem Thore des Domes, des einstma- 
ligen Gerichtsplatzes oder Dom des Thor (s. Treviri). 

Unsere Donnersberge sind bekannt, wir haben 
sie aufgezählt, aber Säulen auf JBergen haben wir 
nicht mehr. Nur über unsere Grenzen nördlich 

hinaus befindet sich ein Maldingberg bei Medingen. 
Ob auf diesem Berge eine Thorsäule stand? Wir be- 
i&hen die Frage an der Hand folgender Beleuchtung. 
Der Melibocus war ein Thorsbergt denn das Wort 
bedeutet Gerichtbtichj Gesetzbuch, und Gerichtsberg 
und dort lagen oder liegen noch die grossen Stein- 
säulen an denen sich mancher Phantast mit Beschrei- 
bungen herangewagt hat, ohne an Thor und das 
Recht zu denken. 

Auf einer einziffen Säule steht der Dingstuhl in 
Echternach und so viel, wie wir wissen, hat noch 

kein Forscher diesen Symbolismus begriffen, obgleich 
der Stuhl oft beschrieben wurde. Sie (die Schreiber) 
wussten auch nicht, dass Denzelt, so heisst dieser 
Dingstubl ein Thor und Thurm bedeutet, warum wir 



Digiiized by 



225 



auch ein Dinselt-thor^) in Luxemburg hatten . Setzt 
man für Denzelt also Tbor and da er aof eine Säule 
steht aThors&nle» so ist das Rätbsel gelSst. Whr 

haben uns aber gegen die Erklärer des Dinzelt ge- 
wendet ; und es ist damit das Folgende bezweckt, 
Leute die Lust und Liebe zum Forschen haben, 
s<41en sich dran! beschränken, alles getreo za be- 
richten, von Erldämngen aber die ohne Basis ste- 
hen abseilen. Man kann wohl Vermuthnngen aus- 
sprechen, diese müssen aber wenigstens eine Spur 
von Grund haben« Wir haben uns oft durch recht 
fleissige Abhandiongen mfihsam müssen durcharbeiten, 
um das oft wenig brauchbare heransiuschälen. Guter 
Wille ist anerkennungswerth, kann aber oft mehr 
hindern als nützen. Wir haben in dem Vorhergehenden 
den Denzelt von Echternach mit dem Thor Dinseit 
in Luxemburg als gleichwertig erkannt Der Ueber- 



^) Denzelt und Dinzelt ist dasselbe. Dinseit ist 
kein Unterschied da z. B. dans u. danz für Tanz 
wird geschrieben. Indessen wäre dänzelt besser zu 
verstehen. Auf dieses Wort, wolches auch Tanzrunde 
bedeutet, beruht der Gebrauch den «Kehraus» zu 
tanzen, es heisst auch «Thürtanz)) also zur Thür 
hinaus tanzen. Es muss doch eine solche Wortwahl 
einen Zweck gehabt haben. Es ist auch in der 
That ein recht altes Wort. S^en wir es in der 
Urform Danzaelt, so erhalten wir zwei neue Bedeu- 
tungen. Aelt ist der alte Thor der auch Vithus hiess ; 
es ist also Danzaelt = Sankt «Veitstanz». Aber das 
Wort 8lt hat noch eine Bedeutung nämlich, weg, 



mehr die^ das altdeutsche eliu fremd, anj^els. ael, el 
fremd» bedeutet wq|, fort es ist also dänzelt auch 
durch tanzen fort — nämlich durch den St Veitstanz. Es 
ist aber dort eine Tanzprocession gegen diese Krankheit. 

Es ist gewiss ein Ztdall dass Pallas uns ein hoch* 
schottisches Wort für donnern überliefert hat, es ist 
deinazach. Es wäre dann Deinaz = Thor, verkürzt 
Deinz und Deuizelt Thor der Alte. — 




wovon aelders, anderswo, also nicht 



10* 



Digitized by Google 



trag von Dinselt in Thurm (Thor, Thür) ist von 
dinsen, deinsen erheben^) zugleich drückt das Wort 
aach randen, aus (griech. dioe = Kreis). Der 
Dinselt war ein Thurm auf dem R&m io Luxemburg, 
der auch beute noch besteht. Es druckt aber Dinselt 
auch eine Thüre aus, aber als «Wender» — d. h. 
ein Dreher der auf Angeln läuft. — Die Wahl dieses 
Namens ist aber doch mit Rücksicht auf Denselt 
d. i. der Führer^ Leiter erfolgt*) und die Leitung 
der Stadtgescfaäfte in Echternach war eintach im 
Rathhause War Gericht, so war es der Dingstuhl 
waren es Geschälte der Leitung, so war es der 
Dinselt« War nun auf dem Ram ein solcher Thurm, 
so müssen dort auch die Geschäfte für irgend einen 
Kreis geführt worden sein und eine Gerichtsstätte 
gewesen sein, denn der Ram ist ohne Zweifel älter 
als die obere Stadt. 

Wir müssen zuerst in Erinnerung bringen, dass 
der Thaleinschnitt» welcher gerade auf den Räm 
ausläuft, Petrusthal hefsst, ein Name, welcher für 
Thor steht. Ferner sind dort die Nornen gewesen. 
Melusine am Bockfelsen ist Pertha oder Freia und 
zwar Freia im Grunde (als Todesgöttin) ebenfalls 
Melusine die Felsenfrau = Syr oder Freia. Syr ist in 
dnem Wort Frau und Fels. (lieber Melusine später.) 

Dinsen, dunsen wir haben auch noch gedunsen 
u. schwellen, grösser werden, daher im Stamme 
auch dehnen (denen) liegt; femer dmning, dining die 
langgestreckten Meereswellen. 

Dinsen altd. führen, anführen. 
Es ist noch anzuführen, altnord. dynr Lärm; 
angels. dynt Schlag; angels. dynnau dröhnen; dyne 
Lärm Geräusch, luxemb. lautet es um in gedengs, 
m. h. d ge-dönen erschallen ; Es ist also dint Lärm« 
(Donner) daher der Dintenberg der Thors- oder Don- 
nersberg. — Die Wahl des Wortes ist deshalb treffend, 
weil dint «nch schwarz bedeutet folglich hier Gac- 
Uran zum Yorsdiein kommt. (Dinte J 



Digitized by Google 



237 



Es bleibt der Räm übrig und dieser bedeutet «Him- 
meb er stellt also hier deo Thor yor, der oben seinen 
Steinkreis hatte. Da diese anch fCir Gerichtsplätze 

dienten, so ergiebt sich der üeberrest des Dinselt 
(des Gerichtthurmes von selbst). Der Räm selber 
bedeutet in erster Linie Kreis und ein Rahmen hat 
seinen Namen davon, dass er rundherum alles ein- 
schliesst, gleichgültig ob er viereckig, rund oder 
oval ist, er ist bloss unter dieser Gesammtbenennung 
bekannt. Aber der Begrifi «Rundungo ist ein sehr 
dehnbarer, Ram bedeotet «Himmel». Der altindische 
Dienst kennt die Rftmatschandr&w&tdram, die In- 
karnation des Wischnu in Ramas d. h. die Verkör- 
perung als Himmel. Als Himmel heisst Wisc]mu = 
Ramas. Diese Indier erhielten ihre Lehre von den 
Brachmanen nod dieses waren Indo Germanen. Unsere 
Yolkssagen lassen den lieben Hergott znm Fenster 
hinausschauen. Nun, der Himmel hat keine Fenster 
aber niederdeutsch heisst ein solches Ram, also 
schaut er vom Himmel herab. Altdeutsch ist auga- 
tare ein Fenster. (Graff. 447). Das wassten freilich 
unsere Mythologen nicht, sie fanden das Kindlich, 
was regelrecht auf die Sprache basirt ist. Man 
kannte also das Wort Ram als Himmel, sonst wäre 
das Wortspiel nicht möglich gewesen.^) Ram aber 



Es ist hier zu bemerken, dass wir den Stamm 
ram rund, gewö'' * noch besitzen in Römer d. i. ein 
gewölbtes Glas. Dieser heisst dänisch rumer schwetl. 
remmar holl. roemer (spr rumer). Selbst unsere 
Rommel (bete, Rübe) ist ihrer Rundform wegen so 
genannt. Auch das spanische roma die Ranke, Rebe 
(Ringler) ist von dem Stamm. Unser altes Remter 
s Kreuzgewölbe span. rem-pnio Gewöll)e und unser 
rampart Stadtgürtel ; Ital. heisst ramace d. i. Kreiser, 
jeder Raubvogel, böhm. ist rampouch (Gevirölbebauch) 
ein Schvnbbogen. Also wird man doch wohl ge- 
neigt sein unsem Ram für den Himmel zu halten. 



Digitized by Google 



228 



der Himmel ist Thor und wo Thor war, da regierte 
das Recht und wo dieses war, da konnte ein Dinselt 
sein. Thor au! dem Kam stimmt mit seiner Um- 
gebung. Ohne Thor keine Freia ohne diese keine 
Nömen. Ob der Rftm von Römern besetzt mr, 
weiss niemand; wir wissen aber, dass unsere Vor- 
fahren Steine bearbeiteten, Gebäude errichteten die 
gigantisch waren und warum sollen sie nicht den 
Kam bebaut baben? Wir halten uns an das, was wir 
eigrundet haben; bis jetzt ist noch kern Stein mit 
romisciier Inschrift entdeckt worden, der uns belehrt 
hätte, dass wir Römerbauten vor uns haben. Münzen 
beweisen nichts; ein allgemeines Tauschmittel gibt 
keine Stützpunkte. Wir baben Millionen italienische 
Sons im Lande und doch waren keine italienische 
Kolonien hier, oder will man die Italiener in Esch 
mir entgegenhalten? Diese nehmen unser Geld mit 
nach Italien. Geld zeigt nur Handel u. Verkehr an 
und wo man nicht bestimmt weiss, dass es Ton 
den Landesbesitzem herrührt da soll man auf solche 
Funde nicht zu viel hauen. 



Im Altdeutschen hiess das Himmelsgewölbe rumio. 
Der Tokal hat wenig Einfluss, davon hier ein M- 
spiel r6me, r&me, rummei. rommel heisst die Bete 
oder Zuckerrübe. Bekanntlich ist der romanische 
Baustyl nicht von den Römern ; den Herrn Archi- 
tekten gegenüber erlaube wir uns hier zu bemerken, 
dass dieses Wort roman Rundbogen bedeutet und 
der romanische Baustiel gibt uns vollkommen Recht» 
es ist und war ein Rundbogenstyl und das römische 
Haus in Trier ist ein romanisches Haus und rührt 
nicht von den Römern. Solche romanische Gebäude 
nannte man römische z. B. Römerkirchen, weil sie 
im Rundbogenstiel gebaut waren und warum auch 
nicht? Heisst doch das Glas, welches zirkelrund 
gewölbt ist ((Römer» und haben wir die Remter 
nicht auch? Man hat einfach die alte Bedeutung 
vergessen I 



Digitized by Google 



229 



Wir haben immer Ram geschrieben und hoffen, 
dass dieses so bleibt. Aber hübsch bleibt es doch, 
dsss der Name Ram wieder so sdiöo ist gewählt, 
denn ram bedeutet auch schwarz nnd jener schwarze 
Thor ist gemeint, den wir bei Gac-Üron (s. d.) kenr 
nen gelernt haben. 

Wir müssen hier aoch anfahren, dass Ram der 
Donner ist, dass schon in den indischen Hondarten 
rame der Lärm ist, dass in fast allen slavischen 
Sprachen Grom der Donner ist und das Wort aus 
Ge-rom, wie Ge-räusch von rauschen gebildet ist. 
Im lettischen heisst sogar der Donner Graosch was 
doch unser einfaches Oeraosch istl — Wir haben 
aber räraa im altnordischen für brüllen, folglich ist 
Ram der Donner oder Thor. 

Wenn aber ram Fenster bedeutet, so ist es nur 
als Oeffnnng so benannt, folglich bleibt anch die 
Bedeutung Thür oder Thor haften. 

Ram bedeutet das Recht also wie Thor und daher 
ist romaine eine Wage, welche das Symbol des 
Rechtes ist. 

Der R4m ist also in jeder Hinsicht gleichbedeutend 
mit Thor nnd ist es anch gleichgiiltig, ob r&m oder 
rom gesprochen oder geschrieben wird. 

Ehe wir weiter geben und Schlüsse ziehen, müssen 
WUT das angrenzende Ghiasen näher betrachten. 
Glaosen bedeutet schliessen. Dieses unscheinbare 
Wort hat aber doch einen wichtigen mythologischen 
Werth, Clausen übertragen in Uron gibt uns sofort 
den Gott Thorwieder. Uron schliessen ist von Ur 
altdeutsch Schloss; dasselbe Wort findet man in ser- 
rula Sehloss im Französischen. Serren ist aber schon 
schliessen, zu raachen, also ist serrure ein Wortüber- 
fluss. Uron war also schliessen. Wir kennen dieses 
Wort aus Cac-Uron (s. d.) folglich sind whr der Er- 
klärong enthoben. Noch ist zu bemerken, dass Glu- 



Digitized by Google 



230 

siös eio Name des Janus (Uranus) ist, also der 
Scbliesser. Dieser ^ame deckt sich mit Loke, dem 
altnordischea Uranus oder Saturn, denn loken ist 
schliessen, wovon z. R. nnser Lochschmied, d. i. 
ein Schlosser. Loch, lok = Gefängniss, Burg, Grab 
u. s. w. welche alle unter dem Begriff «Verschluss)) 
fallen. - Da Laie (lue, lök = Lüttich) so führt diese 
Stadt einen Thors- und Tyr-Namen. (Tjrr = Schwert 
ist der Sohn Thors oder eine Funktion desselben). 

Die Verbindung mit Clausen (Uron) ging (iber den 
Bock = (ÖS d. i. Thor), im Felsen war Freia (umge- 
setzt später in Melusine). Wir gelangen nun zur 
Stadt und jedenfalls war diese Höhe früher mit ihren 
steilen Abfällen ebenfalls benannt, es fehlen aber 
alle Quellen. 

Wir wissen nur, dass die alte St. Michelskirche 
auf dem beherrschenden Vorsprunge der Stadt nach 
dem Bock hin angelegt wurde; dass die Stadt im 
Anfange auf einem beschränkten Raum stand. Es 
können daher sowohl St. Michel wie die Steilen 
(altes Rathhaus) auf einem Kreise erbaut sein, worauf 
wir durchaus kein Gewicht legen. Aber wenn wir 
rundum nur heilige Statten finden, so ist doch die 
Annahme berechtigt, dass wo ^ne christüche Kirche 
gegründet, eine heidnische ausgerottet wurde, so 
wird es auch hier gewesen sein. Man darf sich 
unter die Letzteren gerade nichts grosses erstellen. 
Steinwälle, einige aulgerichtete Steine und Gräber, 
das war alles. Da aber die Wege zu einer solchen 
Kirche zuerst den Aussenring berührten, d. h. den 
Kirchhof, so erhielten sie entsprechende Namen oder 
wurden ein&ch Hellweg genannt d. L Todtenweg. 
Es sind nun noch vorhanden Bredow^ (nur nicht 
Breiterweg) d. i. Todtenweg, denn br^en oder bre- 
odan war angels. tödten. Auch ist der Weg gar nicht 
breit, sondern recht schmal. Ferner mündet die 



Digitized by Google 



231 



Wdsergäs dort. Die Fremden haben das mit Wasser 
übersetzt, obgleich dort allezeit der traurigste Wasser- 
mangel war. An = Leiche, Wäser todter, hat 

keiner gedacht, war doch alles vergessen aus der 
alten Zeitl 

Dieses sind also zwei aralte Wege and die alte 
Kirche der Heiden könnte also bis znm Rathhause 
gereicht haben. Mamerstrasse wird wohl früher zum 

Fischmarkt gereicht haben, denn der Name Fleischer- 
gasse ist Uebersetzung, denn Mamer ist Fleischer 
(gothisch mammo und mimz = Fleisch). Mamer 
ist auch der Tod (s. oben Mamer). Der alte Heiweg 
im Phiffenthal, jetzt Höllenweg (am Höllenthor) 
führte zur Heidenkirche auf dem Kirch berg, der 
nie und nimmer eine christliche Kirche sah. Der 
Biserweg im Grunde aber führte zum RÄm, denn 
Bise ist der Tod, das Sterben, desshalb nannte 
man die Pest das Sterben oder Bise. Hierza 
kommt, dass ram in einem Wort cder schwarze 
Todi) heisst, das ist aber die Pest. — Ferner ist 
ram der Widder, deshalb wnrde Jupiter Ammon 
als Widdermann dargestellt; er ist einlach Thor. 
Uebrigens ist Am-mon = Schafmann d. i. Widder. 
Der uralte Gesang in Echternach der mit «Weiche 
Rom») anfängt, entstammt also einer Pestprozession 
denn es bedeuten diese Worte «Weiche Pest oder 
schwarzer Tod.» 

Wenn es aber Leute gibt, welche aus Biserweg 
einen Büsserweg oder gar einen Boussenveg machen 
wollen, so zeigen sie die Beschränktheit ihres Stand- 
punktes; das Ganze eines Gottesdienstes zu erlassen, 
der einst die ganze alte Welt beherrschte, dessen 
durchdachte Einrichtung mit Nichts auf dieser Welt 
zu vergleichen ist — dazu gehört freilich mehr, als 
in alten vergilbten Pergamenten Daten zu sammeln 
und diese als ein Sammelsurium den Leuten darzu- 



Digitized by Google 



2321 



bieten. Es hiesse sich selbst herabwürdigen, die 
Vorfahren als halbe Idioten oder dem Vieh fast gleich 
zustellen - sie hatten einst ihre Denker, ihre Phi« 
losophen, ihre Rechts- und Glaubenslehrer nnd wie 
jeder Staat einmal seinen Höhepunkt der Entwicke- 
lung erreiclit und später durch äussere oder selbst- 
verscliuldete Fälle wieder niedersteigt — so erging 
es nicht alldn ansem Ureitem, Rom und Hellas 
stürzten zusammen, so gut wie das Perserreich. 
Welche Ursachen zusammenwirkten (denn es waren 
jedenfalls verschiedene), dass die Kimbernstaaten 
zusammenstürzten, wer kann das heute wissen? 
Uns bleibt nur die Kenntniss der langen Kriege als 
eine Ursache beirannt. Wenn aber heute behauptet 
wird, Kriege sind nothwendig um frisches Leben zu 
erzeugen, so k^'iiiien wir nur darauf erwiedern, dass 
die Geschichte gehörig heleuchlet uns das Gegen theil 
sagt und lehrt. — Man hat den Kampf als Natur- 
nothwendigkeit dargestellt. Wir unterschreiben das 
recht gerne, aber zwischen Kampfvernichtung und 
Kampf ist ein gewaltiger Unterschied. Wir kämpfen 
gegen alles Unheil, selbst gegen den Tod, aber dieser 
Kampf bezweckt das Leben zu befördern» nicht es 
zu vernichten. — Das ist der Kampf In seiner edel- 
sten Bedeutung. — 




Digitized 



SJSSISI pvglSl PSEISl P^IS 
i ^yN.f fg||GT i>*vn =g| N^N.f rg|iGT i!^ 



XIY. 



Das Labyrinth im luxemburger Land- 



Dem Thor wareo die Höhlen der Erde geheiligt, 
wie überhaupt alle Steine und Felsen. Die Felsen- 
kirchen der alten Welt sind blos dem Symbolismns 
zufolge entstanden. Pyramiden und Labyrinthe eben- 
falls. Die gewaltige Grotte von Han trägt den 
Namen Thors, denn der Hahn gehört ihm und ist 
schon der Name Eerke ~ Hahn genügend, dieses 
lestzQstellen. Thor der Stier hat im Mlnotanms d. h. 
dem nnterirdischen Stier yon Greta sein Glegenstöck ; 
er war auch mit einem Stierkopf versehen, und das 
Labyrinth sein Sitz. So war Thor an das Labyrinth 
von Han verbanden ond hier wollen wir darauf anf- 
merksam machen, dass ein solches zum erstenmale 
bei Germanen nachgewiesen wnrde. Ein zweites 
Labyrinth befindet sich bei Mastricht und tragt 
jetzt den Namen Pe^ensberg; als Ersatz für Thor 
haben wir aber St. Peter nachgewiesen. Diese 
Labyrinthe versinnbildlichten die Unterwelt, das 
Todtenrdch. Das ausgestreckte Labyrinth von 



Digitized by Google 



234 



Masthcht lag noch im Bereich des EburonenlaDdes, 
demnach gehörten also beide anterirdische Gewölbe 
den Kimbern, die aoch das Mansolenm bei Echter- 
nach (Schweineställe) inne hatten. 

Die Grotte von Han ist heute mit einer Menge 
moderner I^amen versehen, einige sind wohl ohne 
Ahnung des Namengebers wirklich entsprechend» wie 
z. B. Styx, Grab, Dom n. s. w., denn nirgend ist 
auch eine Spur von Ueberlieferung dieser Namen 
vorhanden. 

Der Fluss, welcher diese Grotte dnrchfliesst heisst 
«Lessen nnd dieser Name bedeutet «Todtenfloss». 
Da aber Thor^Kronos selbst der Tod ist (Satnm), 

so ist mit diesem Namen schon das luxemburger 
Todtenreich oder Labyrinth festgestellt. Lesis ist 
griech. das Vergessen und man nannte das Todten- 
reich das Reich der Vergessenheit Aber lat. lessas 
bedeutet in einem Wort Todtenklage ; es ist lesse 
also der Tod. Unter Lese ist Thor als Janus Clusius 
zu verstehen, denn lesa ist altnord. schliessen. Er 
ist also das Ende» Schlnss, Tod. Les se ist wörtlich 
Todesfluss. (Styx*) 

Es gab künstliche und naturiiche Labyrinthe (Irr- 
gänge), das künstliche in Mittel-Egypten bei Feyun 
hatte 12 Thore, war mit Säulen versehen oder ge- 
tragen and hatte 30 Gemächer war also dem Thor 
(Kronos) als Grab und Jahr geweiht. Die natttr* 
Uchen Hohlen hatten jedenfalls einen Jahrkreis und 
der wird auch wohl in Han gewesen sein. Die 
Grotte auf Naxos heisst noch heute Jupiters (Thors- 
höhle). Die Fingal-Grotte auf Stafia gehört» dem 
Thor, da beide Namen dem Thor entspreeheo und 
Himmel bedeuten, wozu noch die Basaltsäulen 
kommen, die Säule aber den Thor symbolisirt. Basalt 
ist ein aller Thorsname und bedeutet auch schwarzer 
Stein. — (Herr des Alters Bas-Alt.) 



Digiiized by Google 



235 



Zq den Thorsgrottan odw Labyrinthen wurden 

Bittgänge gemacht aus keinem aDdern Grund als 
dass bit = verdreht, gewunden bedeutet, also wie 
irr; ein Irrgang ist ein Bittgang und dieses hat 
itoo dne doppelte Bedeatnng« 80 heiaat die grosse 
Grotte an! der Insel Holl (Thor) ') aBidda wich Re 
lochlio» worin biddavich als Bittweg muss genom- 
men werden. Das Ganze bedeutet 1. Irrgang zu 
Thors Grab und Bittgang zu Thors Grab da Re b 
Thor und loehUn ist Verschhiss, Griah, also Janos 
aosios. 

Das Wort Labyrinth ist aus Labur d. i. Kronos, 
oder Thor und inth d. i. Entstehung und Höhle, 
Inneres zusammengesetzt. Wir iiaben bei Coostantins 
Labamm schon des Labradens d. i. Gott Jupiter 
oder Thor gedacht und ist das Wort aus Labur^dens 
d. i. Himmelsgott, zusammengezogen. 

Da QUO Lab die flüchtige Zeit (Kronos), also auch 
Weggang und yreoth unser (drrendo bedeutet« so ist 
der alrrgaog« in dem Wort eingeschlossen, ist also 
ein Symbol d«r immer wendenden Zeit, folglich des 
Kronos oder Thor. 

Die beiden Ein- und Ausgänge der Grotte sind 
durch Hau und BeWauz als Orte bezmchnet. Belvaux 
ist aber waUonisirt und ist in Belwil ssn übertragen 
und da Bei ein Name des Kronos ist und w4l = Tod 
und Grab bedeutet, so ist auch hier der mythologische 
Sinn festgestellt. 

Es ist tteseichnend» dass an der Lesse nur ein 
Vilometer von Belvauz südlich ein Ort liegt, welcher 
Thiore heisst, ein wallonisirtes Thorl — 

In die Lesse ergiesst sich die Awe bei Han. 
Dieses Wort bedeutet Ewigkeit und diese geht in 
das Gebiet der Kronos» Der Ort Awe aber bedeutet 



^) Jupiter (Zeus) hiesä Muleus« 



Digitized by Google 



296 



Caltas und neben diesem liegt wieder Aoffe d» i. 
Himmel oder Thor. Leese abwärts liegt die Ort 

Schaft Hour welches Wort Hahn und Himmel be- 
deutet, also dem Thor gilt. In die Lesse ergiesst 
sieb noch ein Flüsschen Ur (Our), wiederum ein 
Name Thors, anch Tod bedeutend. — 

Dass diese wunderbare Grotte oder das Labyrinthe 
von Han für den alten Cultus von grosser Bedeutung 
war, ist nicht nur als gewiss anzunehmen, sondern 
die Namen ringsherum geben Zeugnbs, dass hier 
ein Cultuscentrum war und zwar werden auoh 
die Grotten von Eprave mit in diesen Kreis gehört 
haben, denn Epur aw^e bedeutet Kerkekultus, war 
also dem Kronos geweiht. Die alte Abtei St. Remy 
trägt noch den Himmelsnamen und ist nur durch 
Rochefort (Thorskreis) von Eprave getrennt. Bei 
letztgenanntem Ort fliesst die Lomme in die Lesse. 
Die Lomme (nicht Thomme) ist auf Lome zurück- 
zuführen. Es ist dies ein Name des Kronos und 
bedeutet Pest» Hingang, Schwund, genau wie Krön 
(Koron) Pest und Verwesung bedeutet. Wenn man 
nach den Gründen forscht, warum gfrade die Plüsse 
diese Namen des Kronos-Thor führen, so ist das 
dahin zu beantworten, dass ein Fluss auch ar heisst, 
und dieses Wort aber auch Grab bedeutet Es ist 
lomear des Kronos Grab; Lesse ar dasselbe; Awe-ar 
ist aber Grabcultus und Grabgang 

Die Wanne, welche in die Lomme fliesst, ist mit 
wane d. i. Leere, Tod zu geben und entspricht dem 
Kreise des Thor (Nirwana). 

Ueberwachsen ist die Grotte von Han mit einem 
Walde, der früher wohl als Heiligthum galt, wie 
sein Name Bo-öem (bo-aem oder bu-aem) d. i. 
Dunkel-Leer 8LUzeigt also Orcus oder Todesnacht. Be- 
kanntlich ist Thor als Saturn die «Dmachto Wir 
sehen also in obigen Erkliirungen der genannten 



Digitized 



237 



Orte fast Dur BezeichDungen des Thor, den aber unsere 

Vorfahren als Kronos Cac-Üron kaonten, hier an- 
gewandt. 

In dem Doppelwort Bo-aem liegt noch eine andere 
Bedeutnog. Im kimbriscben war fio ein Stier nnd 
aem die Leere (Grab); da nun Tlior nnd Thür ein 
Stier bedeutet, so haben wir also direkt aThors- 
grab)) oder Kronosgrab, was genau dem ägyptischen 
tapb-osiris oder Osirisgrab entspricht und dieser 
OsirisgrAber gab es eine Menge dort» gerade, wie 
bei ons za Lande. Des Vergleiches halber müssen 
wir noch einnaal das Labyrinth erwähnen. Das 
Grab des Porsena in Clusiura war ein Labyrinth. 
Porsena selber aber war Niemand anders als Thor, 
d^in poris bedeutet schon griech. ein Thor. 

Porsena drückt «HimmeL) aus ; sen ist aber auch 
der Weggang, wovon unser altes Sind die Reise, 
Gang ; da por auch Thor ist und «Irr» = verdreht 
so ist auch Irfgang, also Labyrinth in seinem Namen 
enthalten. Der Name Pör für Thor war allgemein 
und in Phönizien hiess er B41 Peor. Bei uns hat er 
sich in Vianden erlialten, wo in Porbreta (Porbretchen) 
die Mutter Thors, Perhta näher bezeichet ist. Bei 
dem Bache Our befindet sich ein Ort der Porcheresse 
heisst Pür als Name Thors ist bekannt, cheresse 
ist aber erst wieder in Ordnung zu bringen und in 
Kair-esse umzusetzen. Das letzte Wort gilt nur als 
Ort. Kair aber ist die Zeit (griech. Kairos), zugleich 
aber bedeutet es Grab und ich brauche wohl nicht 
auf die alte Todtenstadt der Etrnsker «Gaire» zu 
Terweisen, deren Gräber reihenweise in Felsen ge- 
hauen sind. Wer weiss ob dieses Porcheresse nicht 
ebenfalls Todtenräurae birgt, der Name weiset darauf 
hin! Südlich li^gt Bi^vre verdorben aus Biber d. i. 
Uranus. Nördlich aber wieder an der Lesse Daver^ 
diase» soll aber Daver Dis sein d. i. Dounergott und 



Digitized by Google 



Donner Thor ! (Dauern ist doDoerD noch im hoUän 

dischen). Gothisch ist Theihvo der Donner, woraus 
. man das Ii als überllüssig weglassen kann, da es 
nur Dehnungszeichen und mit davern von einem 
Stamm ist. Theiyel ist aber Thor, folglich auch der 
Teofeli der nur Satnra als böses Prinzip bei den 
Germanen war ; an eine Ableitung von Diabolus ist 
also nicht zu denken. (Man sehe auch Deivels Elter 
oben). Dis ist ein alter Name des Thor der auch 
bei den Schweineställen vorlcommt in Disborg d. i. 
Thors oder Kronosgrab. Fear, Peer, Pier, bedeutet 
auch Birne, heutzutage gebrauchen wir Bir für das 
Wort. Aber Pier, Peor war auch ein Stein, und das 
französische Pierre = Peter ist nicht von dem letz- 
teren abgeleitet, sondern ein selbstständiges Wort. 
Es war auch ein Name Thors und als solchen finden 
wir ihn als Birnbaum auf der Kerke am Seitert bei 
Diekirch (Ribbekimmerchen) überliefert. Da der 
Birnbaum also wie die Eiche dem Thor gehörte, so 
ist es auch gar nicht mehr zu verwundern, dass er 
in germanischen KJrchhofeagen so oft Torkommt. 
Man gab sogar ßirnenkerne mit ins Grab, um so aus 
dem Grabe, wie die Mythologie es lehrte , neues 
Leben keimen zu lassen. 

Wenig bekannt dürfte sein, dass der Birnbaum 
früher in einigen Gegenden als ganz gewöhnliches 
Symbol Thors galt und gewisse Birnbäume direkt 

als Himmel oder Hergott galten. Nachdem das 
Christenthum eingeführt war, musste man vermeiden 
Crucifixe aus Birnbaumholz anzufertigen, sie wurden 
von den Bauern nicht angenommen, weil sie aus 
dem alten (heidnischen) Hergott geschnitzt wären. 
Erzählungen hiervon sind in den Alpenländern noch 
in Menge vorhanden. 

Dem Thore (Peor) blieben auch Birnen bei der 



Digitized by Google 



I 



Lese hangen, ein Gebrauch der sich auch bei uns 
noch an einigen Orten erhalten bat. 

Da Thor der Felsen, der Stein war, aal dem die 
Welt gegründet worde, so war jedes FelsengeUlde, 
jeder hervorragende Stein aehi Symbol. Noch hente 
haftet an Edelsteinen und auch minderwerthigen der 
Glaube an wanderthätige, geheime Kräfte, die ihren 
ürspmng nor allein in Steinkoltas haben können. 
Als Tod (Satnm) war Thor oder der Stein das Sym- 
bol der Todten Stätten und glücklich derjenige, welcher 
ein Felsen oder Steingrab sein eigen nennen durfte. 
In unserem felsenreichen Lande aber sind die Todten- 
sagen, welche mit Felsen verknüpft sind, legio and 
HoUa, die Todesmntter, heisst noch heate im Munde 
des Volkes oFelsfrächen)). Das schönste Monument des 
alten Cuitus, des Naturmausoleum — die Schweine- ■ 
Ställe» das Grab Bibers (Taph Osiris); es hegt jen- 
seits der Sauer, abgetrennt von unserem Lande, 
verbunden aber für allezeit durch unsere früheste 
Landes- und Culturgescbichte, mit unserm kleinen 
Volksstamm. 

Thor als chtonischer (unterirdischer) Gott, war 
also unsem Urvätern ebenso bekannt wie Indiem, 
Egyptem und andern Völkern. Die Katakomben von 

Rom, Neapel, Syracus, Paris, von Caii e und Clusium 
u. s. w. sie waren einfach. Saturnsgräber und die 
Angeln in England hatten dort, wie J. Grimm nach 
Urkunden anführt, ein Sateresbyrig d. L Saturns- 
grab und in Upsala befand sich das Grab des nor- 
dischen Thorr. Bei den Römern war Jupiter niger, 
Pluto (TodesgoU). 

Dass Trier ein solches Grab besessen haben 
muss ist einleuchtend, es war unbedingt nothwendig 
bei dem alten Cuitus, vielleicht führt ein Zufall zur 
Entdeckung eines solchen, jedenfalls war «»s ge- 
mauert, wenn es im Stadtbezirk lag. Waren aber 



Digitized by Google 



240 



die AnlageD imlUsen geibaoen so möchte das linke 
Ufer der Mosel eine Anlage gestattet haben. Da die 
Eingänge gewöhnlich unscheinbar waren, so waren 
sie aach leicht dem Yertali und damit der Vergessen- 
heit ausgesetzt, wie es selbst in Hern geschehen 
konnte, dass die Riesencatakomben Jahi^nnderte 
lang vergessen waren. 




Digitized by Google 



XV. 



Treviri waren Kimbern. 



Das Verhältniss anseres Urlandes zam trierschen 
Staat oder Reich, wie es Gftsar yorfand, ist nii^nd 

dentlich erläutert in den alten Berichten. Es scheint 
ein eigenthümliches Bundesverhältniss bestanden zu 
habeDy iodem auch die religiösea Verbände mit- 
sprachen oder wirkten. Es war ein Schotz und 
Tratzbündniss, denn wir sehen unser Urland durch 
triersche Reiterei, gegen Cäsar, vertheidigt. Jeden- 
falls haben unsere Vorväter, schon damals auch ihr 
Ck)ntiDgent gestellt. I^ach eigner Aussage der Trierer 
(Jbei Caesar), waren sie Germanen und es ist wirklich 
unbegreiflich, dass man diese Aussage anzweifeln 
konnte. Dass triersche Ueberlieferung die Ansie- 
delung zwischen Rhein und Maas schon 1300 v. 
Christi setzt, ist durchaus nicht unglaubwürdig, 
sondern wird auch von anderer Seite bestätigt (s. 
Oac Dron). Als belgischer Volksstamm, hat Trier 
mit dem übrigen Beigen ein und dieselbe Urgeschichte. 
Geschichtlidi ist nachweisbar, dass 0- 600 Jahre 

11 



Digitized by Google 



^2 



Y. Chr. Beigen bestanden. Diese Kimbro-Belgen 

haben sich in breiter Front a Asien kommend 
gegen die Meeresküste gewandt und durch die erste 
gewaltige kimbrische Fiutb worden sie in Nord- und 
Sttdkimbem getrennt, da das Meer, das Land, 
welches sie verband, hinweg schwemmte. Schon 
um diese Zeit versuchten die Nordkimbern im Süden 
eine andere Heimath zu erobern» wurden aber von 
den Südkimbern nach Aussage der Trevirerzorück* 
getrieben. Bei einer folgenden Plnth, weiche vor 
113 V. Ch. stattfand, waren die Kimbern des Nordens 
wieder gezwungen, theihveise eine neue Heimath zu 
suchen und dieser Zug ist geschichthch bekannt. 
Aus der Verwandscbaft der Nord- mit den Süd- 
kimbern, erklärt es siehntin, ttads dte ausgezogenen 
Nordkimbern ihre Bagage mit nur 6003 Mann Be- 
deckung in der Eifel zurücklassen konnten. Diese 
besassen als Erbtheil das ganze Vermögen einer 
imtergegadgenen Armee oder Volkes ond GMar be^ 
:natzle diesen ihm bekannten Umstand, om die beate- 
gierigen germanischen Stamme am Rhein auf die 
Eburonen zu hetzen, wie mau es in seinem gallischen 
'Kriege nach lesen kann. 

Die Kimbern waren Kinder des Thoiroder Thor, 
von dem sie den Namen haben, wie an anderer 
Stelle nachgewiesen ; es müssen also auch den re- 
ligiösen Gebräuciien entsprechend, die Trierer oder 
Trevirer in ihrem Namen dieselbe Bedeatnng be* 
sitzen. Trier ist in Tri er zn trennen, da es ger 
manisch Tri— ur hat gelautet und das römisch-la- 
teinische Tre - vir ist eine Uebersetzung von Tri-or 
d. i. Mann des Thor Bs ist dies aber ninr eine 
fiedeutong des Wortes. Tri ist Verkürzung von 
Tori d. i. Thor als Gott (Himmel) nnd Stier. UH 
ist dasselbe da es Himmel und Stier bedeutet, aber 
auclx Mann. Schon Indra in der indischen Mytho- 



Digitized by 



ai8 



iogie beisst Tri*diwas cU i. Breibimmel aber auch 
Thori'diwas Himmelsgott oder Gott des Himmels. 

Es ist also Trier die Thors oder Himmelstadt 
(im lateinischen ist übrigens trio ein Ochse oder 
Stier). Thor wurde von der christlichen Kirche ersetzt 
durch St Peter. Die Stadt Trier hat als Patron 
nicht aUein St. Petrus, soDdem führt ihn auch 
im Wappen und steht er auf dem Marktbrunnen, der 
ein Symbol des Rechtes darstellt. 

Eine alte Ueberlieferung nennt das arothe Haus» 
am Markt zu Trier, das älteste ; eine Inschriit an 
demselben, welche im Laute der Jahrhunderte immer 
erneuert wurde, behauptet, dass die Stadt ISOO Jahre 
vor Christi gegründet wurde, also.lange .vor Gründung 
der Stadt Bom. Wenn ein Haus eine solche Insclirift 
trägt, 80 ist wohl anzunehmen, dass hier ein Staats- 
gebände stand und nach aller Wahrscheinlichkeit 
war es das Gerichtsgebäude oder Forum, weil es 
Auch am Hauptmarkte lag. — Die rothe färbe ist 
auch teine Farbe des Thor in gewisser Hmstoht, 
aber hier wird das Wort roth bloss als Bedke ge- 
braucht, denn crodhaus» bedeutet «Himmel» also 
Thor. Es war also ein Thorplatz, den das rothe 
Haus einnahm. Das Wort «haus» bedeutet Wölbung 
im altnbrd. ist hanss der Schädel, und so hiess er 
auch bei uns, denn die Redensart «es ist nicht 
richtig in seinem Häuschen (Kopf))) bestätigt es. 
Wenn nun in der Edda gesagt wird, aus dem Schädel 
(hauss) des Urriesen entstand der Himmel, so .ist 
das richtig und will dies blo^s sagen, dass der 
Himmel aus dem Himmel entstand. Da rod sowohl 
die Glutfarbe wie aucli Kreis und Rad bedeutet, so 
ist in uRodhaus» der Sinn Himmels- oder Thorkreis 
enthalten. (Da roth auch «atur ist, so ist kurz Sar- 
turiiai»' genau dasselbe). Dass fThor den Geriehten 
Torsta&d :li|tbeQ wir an anderer Stelle mrtert Das 



Digitized by Google 



244 



rothe Haus ist mit geharnischten Männern an den 
Ecken yersehen, welche später Rolande genannt 
worden, aber dann als Riesen dargestellt. Diese 

Gepanzerten sind einfach Symbole Thors, denn Thor- 
akar ist ein Gepanzerter und Akar Thor = Jupiter 
tonans. Das griech. thorax Panzer war ebensogut 
germanisch, da wir tro d. i. Torodie Jacke, hatten; 
auch Panzer bedeutet das Wort. Thor-iak bedeutet 
Brustjacke. Thoriakar, einer, der eine solche trägt. 

Symbolisch wurde dem Thor auch Thore (Stadt 
thote) gewoihet, wie das schwarze Thor (porta 
nigra). Schwarz war Thor (Saturn). Denn Thor 
und thur bedeutet auch schwarz und im Angel- 
sächsischen war Thuris der Orcus (Nacht). Es be- 
deutet also athor» in einem Wort, schwarzes Thor 
des «Thor». Janus, welcher in Rom die Stelle 
Satums einnahm, ist derselbe wie Thor und wenn, 
die Trierer Jansport für die Porta nigra sagen, so 
ist das ganz genau Janusthor überliefert. Die Kim- 
hern kannten das Wort Janus auch, wie es auch bis 

zum Himalaya bekannt war. 

Die Paläste waren dem Thor geweiht, denn Po- 

last ist einfach ein Name Thors oder des Himmels 
und das Palatium in Rom war dem Jupiter (Jovis) 
geweiht. Wenn es in Trier einen Constantins Pal- 
last gab, so ist die Benennung nur möglich gewesen, 
weil Gonstantin ein Thorname war« denn der Ge- 
brauch war entscheidend. Gonstantin ist aber eine 
Persönlichkeit, welche mit dem Himmel in Verband 
gebracht wird, durch jenes Zeichen am Himmel in 
und durch welches er siegen wurde. In Wirklichkeit 
bedeutet der Name Gonstantin Himmel, denn Con 
ist rund, conest = gewölbt (griech. Konos = Kreisel) 
ant aber ist ebenfalls rund, daher z. B. griech. 
antux die Felge; ein Rundgewölbe ist aber emHim- 
meL Bas Zetcben am Himmel war dn gUiuendes 



Digitized by 



Kreuz; das Kreuz hiess rod und gläuzend oder 
goldig ist mit or zu geben ; rodor ist aber Glanz- 
krenz und Himmel.*) Oonstantin residirte in der 
Himmelsstadt Tri-nr. Seine Fahne aber, jenes Feld» 

zeichen Labarum genannt, ist nicht mit Lappen zu 
übersetzen, sondern der Lappen war das Symbol des 
Himmels f denn dieses ist die Bedeutung des Wortes. 
Labrardeos hiess Jupiter, Gott des Himmels nnd 
nicht Gott des Lappen. Das Wort Labra (Labara oder 
Labarum = Himmel ist aus demselben Stamm, woraus 
das böhmische leben (laeben), Schädel (Wölbung) 
herrührt. — Trier verlassend, um Zug für Zug seine 
Gegner niederzuwerfen, zog Gonstantin Ton Rom 
nach Byzans, dem er seinen Namen Constantinsstadt 
gab. Byzanz aber bedeutet Himmel und ist aus By- 
sant gebildet und Bysant (Bisent) ist auch der Stier 
(Aoerocbs » Turi'Ur) genau wie Trier. Es ist hier 
die Frage erlaubt: «Stand Kaiser Gonstantin unter 
dem Einflüsse der Wortauslegung?» 

Die Stadt Trier birgt einen uralten Kirchhof, er 
heisst Adrichf d. i. Reich der Ewigkeit. Ad ist ein 
uralter Name des Satnm-Kronos ; schon hebr. ist 
Ad die Ewigkeit, adi das Alter, entsprechend ist 
das griech. Aidios die Ewigkeit. Ad ist der Himmel 
nnd zugleich Anglo kimbrisch der Eid nnd man 
schwur beim Himmel und unter freiem Himmel. 
So alt wie Vater Ad sagt der Araber (es ist Saturn 
gemeint). Der Name Adrich ist auch bei Bittburg 
zu ünden eben so bei Montjoie, es dürften sich also 
noch mehr solcher Plätze finden, da der Name all- 
gemein in flniherer Zeit des Satum-Thor-Oultus war. 

Der Dom steht in Trier auf derselben Stelle wo 



Angels. röd Kreuz; r6dor Himmel; altnordisch 
rodha Heiligenschein ; nroduor Feuer, Glanz ; roduU 
Sonne* 



Digitized by Google 



246 



das Hauptgericht war. Hier wurde in letzter Instanz 
verhandelt. Dom bedeutet Urtheil, Himmel und Ge- 
richt. £s war ein riesiger Steinkreis mit Monat-» 
WodheD- und Tagessteinen besEeicbnet, dessen Mitte 
ein Thorstein eiDnahm. Diese Thorsteine hiessen bei 
den Angeln Adelstan (Adel oder Thorstein). Selbst 
UDser Wort Stein angels. stan ist aus setaa zusam- 
mengezogen und hat auch die Bedeutung von Recht 
und Gesetz. Stenstore, der bekannte nordische Reichs- 
Verweser, trog also einen Namen der «Gesetzregierer« 
bedeutet. Das Reichsgericht in Nürnberg hatte seinen 
«Stein» als RechtssymboL und die Ricbtstatten wur- 
den «Staineo genannt, gewöhnlich arawestetno, d. u 
Leichen« oder Todtengericht md die Raben sind so 
zum Symbol geworden ; dieses war aber nur, weil 
rawe Tod und Rabe bedeutet, möglich. — Am Ein- 
gange eines Domgerichtes d. h. am Thore stand 
eine Tborsäole. Heute steht aui der Stelle des Dom- 
kreises der Dom, an s^nem Thore liegt die Thor- 
säole zerbrochen in 3 Stücke, als Zeichen der Ver- 
nichtung Thors. Es ist der bekannte Domstein, den 
Niemand mehr aufrichten kann. Der Teufel hat ihn 
dort hingeworfen, sagt das Volk und dieser Teufel 
ist eben Thor oder Saturn, Satan. Diesen germa- 
nischen Teufel von Diabolus herzuleiten ist Unsinn, 
wir besassen den Teufel im Urwort und zwar haben 
wir noch hunderte Namen desselben, über welche 
wir verfügen können. Bs ist also ganz gleichgültig, 
ob man Jansthor, Porta nigra, Thorspforte oder Dei- 
velskirch sagt, oder Thorsaltar oder Deivelselter 
u. s. w. Der Yolksteufel mit seinen Capriolen ist 
ein ganz anderer als der Teufel im christlichen 
Glanben, dessen Auffassung sich nicht mit dem alten 
germanischen Sater und seinen Sagen deckt. Mit 
alten Teulelssagea sind wir besonders reichlich be- 
dacht* 



Digitized by 



»7 



Der sagenhafte König Orendel von Trier, den die 

Sage mit dem heiligen Rock von Trier in Verbindung 
bringt, trägt einen Thorsnamen, seine Gemahlin 
Breida ebenfalls, obgleich auch andere Bedeutungen 
damit verlKinden sind. Die beiden, Orendel und 
Breida hatten, vemiähU, ein Schwert zwischen sich 
auf dem Lager. Das Schwert ist Tyr oder Luke, so 
dass Orendel, Tyr und Breida dreimal dasselbe be- 
deutet, nämlich Himmel, denn Tyr ist Schwert und 
Schöpfer, ein Sohn des Thor d. h. er selber. Noch 
ist ein Ort in der Stadt, am Knotenpunkt einiger 
Strassen, der Breitenstein heisst, also ein Thorsplatz. 
Aber auch ein Fetzenreich ist noch vorhanden d. i. 
Labararik, d. i. Beich des Thor! — Wir haben hier 
wohl eine £rinnerang an das oben erwähnte Labamm 
Gonstanttn des Grossen vor nns. — 

Aus sehr alter Zeit befand sich früher in Trier 
eine Darstellung in Stein gemeisselt am Neuthor ; 
diese bringt eine Bestätigung dass Trier eine Thors- 
stadt war. Das erste Bild ist ein nackter Mann, eine 
Schlange (nicht am Baum) am Boden, eine nackte 
Frau; die Bedeutung ist Menschen-Wiedergeburt, die 
Schlange heisst nat-ar was auch Kindergeburt be- 
deutet. Die zweite Darstellung ist durch einen ge- 
harnischten Mann mit einem Hammer gegeben d. i. 
Thorakar (s. oben). Der Hammer in der Hand des- 
selben ist das Attribut des Donnergottes. Das dritte 
BUd stellt den Fährmann Cbaron und den Gerberus 
(Todenhund) vor. Der Hollenhund hiess Thor, wie 
dieses Wort auch Ferge der Schiffer bedeutet. Grimm 
(Myth. 1198) war der Ansicht, man hätte den Hunden 
Götternamen gegeben um die alten Götter herabzu- 
wSrdigen. Dieses ist aber nicht der Fall, Thor be- 
deutet Hund, und Tod. Es hatte Perun seinen Hund 
gleichen Namens bei den Slawen und Perun war 
Thor. In der alten Welt hiess Thor auch Chaon; 



Digitized by Google 



Chawon, Cho-an, Chion (arab. aramäisch), in der 
Pehlwisprache ist Kwan die Zeit (also Kronos), Kuod 
EioDi Knaii bedeutet aber auch Hund und deckt sich 
als Schiff oder Nachen mit Chan (Kahn), welches 
auch Ctiaon gelautet hat. Aber auch unser Hund 
bedeutet Tod nud Karren ; ein BergwerksÄwnd ist 
ein Karren und Karren und Schiff declcen sich als 
Begriff. Als Tod ist hund noch im Gebrauch; auf 
den Hund kommen, ist zu nichte werden. Tlior 
war ein Riese und Fährmann und als solcher steht 
er als umgetaufter Gbristophoms an den Stadtthoren 
oder Rathhäusem. In Trier an der Seite der Porta 
Nigra (Nebenthor). Sein Stab ist ein Bichenbaum. 
Es ist also Aka Thor d. h. Schiffriese, aber auch 
Schifferge und Eichentnese, auch Donnerihor. 
(Bekanntlich sind diese Christophbilder immer riesen- 
gross). Thor bedeutet ein Träger (also wie port = thor 
auch trage bedeutet; porter = tragen) aber auch «ar- 
beiten» ist der Sinn. Ihm gehören die Knechte, der 
Knecht hiess Träli, welciies Wort aus Thoraell zu- 
sammengezogen ist, und Christoph war bei den Ger- 
manen ein Knechtname. Christoph ist aber nicht 
aus Christ zusammengesetzt, sondern Kari-stopha 
ist das ganze Wort, welches Schiffgänger und Karren- 
gänger bedeutet; auch Wasserwater, folglich ein 
Knecht. Es war aber der Name setur geeignet um 
ihn zu einer christlichen Legende umzuarbeiten. 

Oertlichkeiten bietet Trier viele, deren Namen 
aus der alten in die neue Zeit hinübergewandert 
sind. Der Kahleniels ist eine OertUchkeit, die heut- 
sutage nichts mehr von einem Felsen aufweiset und 
doch ist es ein Symbol des Thor, das einst dort stand 
denn Thor und Thür ist ein Riese und ein Felsen. 
Der rothe Thurm d« i. Saturn-Thor, denn satur ist 
roth, daher auch satumhie noch heute die rothe 
Farbe heisst Es ist also der Thurm ein Symbol 



Digitized by Google 




für den Tlwr der Entstehung. Der SchelleDthfirm, 

Scella Thor, ist Felseo-Thor, aber es muss das Wort 
gewendet werden in Kyme Thor d. h. für Schelle 
iniiss man Kyme seteen, da es auch Schelle bedeutet. 
Kyme Thor »t aber der Todes Thor. Es war auch 
ein Speitza Thurm vorhanden d. i. der Mehrungsthor, 
denn speitzen ist «mehren)) zeugen, wovon schwed. 
spaed d i. JoDg, neuerzeugt stammt. .Der Luxem« 
burger gebraucht das Wort Doch unbewusst «er 
gleicht ihm wie doirgespaut» als wftre er erst da 
erzeugt (lat. spatale Zeugungslust; spettel ein 
Lamm, Eerzeugtes). 

Der jetzt noch. Heidenthurm benannte Thurm ist 
in Haedan-thor zu Yorändem d. i. Thor als Himmels- 
gev^Olbe daher haed Kopf (Rundung). Ferner sind 
vorhanden Sichelsgasse d i. Saturnsgasse ; die 
Sichel ist das Symbol des Saturn. Die Thierstrasse 
ist in Tyr&trasse zu überführen es ist Tyr der Sohn 
Thor's und Gott des Wachsthums, wie des Krieges« 
Das Fetzenreich es ist Labarareich zu tibertragen, 
aber Fetzenreich bedeutet auch Himmelreich, denn 
Fitzen ist im beirischen ein Rundes und . zugleich 
Eier-brod. Adrich als Kronosreich l aben wir erwähnt. 
Heigelpütz. Heigel ist der Stier also Thor; für 
Quelle oder Piltz ist häve zu setzen d. i. Quelle und 
Himmel. Es ist also Thor liier als Entstehung oder 
Himmel zu nehmen. Rindertanz erledigt sieb durch 
einfoch Hrindare tanz d. i. «Kreis der Verstorbenen» 
da hrinda hier sterben heisst, tanz ist ein Kreis 
(s. Kirchentanz). Es war dort ein Steinkreis. Wol- 
gasse ist Pest oder Todesgasse. Zuckerberg bedeutet 
aTodtenberge» es ist dort kein Berg, sondern es 
war bis zur franz. Kaiserzeit ein Kirchbof. Zuck ist 
Raub, Tod, daher auch Zuckare m. h. d. ein Räuber. 
Jüdemerstrasso. Jüd ist ein Name des Kronos. 
Sein Sohn hiess Jeud oder Yeud d. h. er selber 

11* 



Digitized by Google 



250 



hi688 SO» Jad ist Typhoo and Plotareh nennt dnlach 

die Juden Kinder Typhons, Jödemer ist Thor als 
((Mehrer» Ueberliaopt war Trier als Thorsstadt in 
Entstebungs-, Hehrungs- und Todesstrassen einge- 
theilt, wovon sich noch eine Menge erhalten haben. 
Färstrasse nicht vom fahren sondern von FÄr d. i. 
Stier oder Thorsstrasse. Gro-Gässlein d. i. Wachs- 
Ihurnsgässlein. Hosenstrasse von hosen-mehren nicht 
etw a von Pantalon. Dietrichstrasse Tbiod-rike d. i. 
Vdkreichstrasse nnd Urstrasse (s. o.) 

Dem Thor nnd der Hekate gehörten die Strassen 
und Wege, überhaupt die Städte, Dorfer und Höfe 
u. 8. w. nach ihm wurden sie benannt. 

Der Dom steht ao Stelle des Tliorsplatzes. Die 
Uebfranenkircbe gehörte als Heidenort der Freia. 
St Gangolf aber dem Wodan an. 

Das alte Rathhaus, welches nicht mehr besteht 
hiess unter den Steipen oder Steilen d. h. Säulen, 
war also dem Thor geweiht (siehe bei Tborsäuleo). 

Thor oder Thür bedeutet anch azweimab. Thor 
war also ein Doppelmann oder Riese, wie Janns; 
folglich auch ein Doppelthor, Doppelthurm und 
Doppelfenster — diese mythischen Auslegungen 
haben dem Bau der Porta Nigra zu Grunde gelegen. 

Das Thor müsste schwarz sein nach dem Mythus 
(s. oben) und man nahm dazu wirklich auch einen 
schwärzlichen Stein. Der iranische Saturn derSabäer 
hatte einen schwarzen Tempel, sogar Neger als 
Tempeldiener. Bei den Indiem heisst auch noch 
heute der personificirte Planet Saturn, Asitas d. i. 
der Schwarze; er hat ilie Namen Sanis, Sauris und 
Kroda, stimmt also mit dem altsächsiscben Krodo 
uberein und ebenfalls mit Sauer oder Sura (Fluss)» 
welcher Thors Namen tragt. Die Porta Nigra re- 
präsent irt in jedem ihrer schwarzen ungeebneten 
Steinen den Gott Thor. Ohne Kalk gebauet ist es 



Digitized by Google 



251 

keiae Fabel, dass die Steine mit Blei verbuoden 
wareD, denn das Blei ist ein Symbol Thors oder 
Satnms und bis heute gebrancht man sein Zeichen 
dafür (Plnmbnm Satnmum). Ob die Porta Nigra vor 
oder nach Christi Geburt gebaut wurde ist für uns 
gleichgültig, sie ist aber von den Tre virern gebaut, 
sie bedurften keiner Römer, das Volk besass alles, 
was ein fortgeschrittenes Volk besitzt, seine Hand* 
werker, seine Künstler und seine Gelehrte. 

Die umliegenden Orte sind dem alten Cultus ge- 
mäss benanot. Besonders ist Ol-ewig als Kronos 
hervorzuheben. Die Bedeutung ist Tod und ewig 1 
- - Euren der Süllstand, ist erwähnt als Wodanstation. 
Pallien ist eine Umsetzung von Thor es l)edeutet 
Himmel. Der Marxberg ist eine Umsclireibang von 
Tyrsberg (siehe Tjr). Das Dorf Biber ist dem alten 
Gacuroni entsprechend benannt (jetzt Biewer). Jeden- 
falls war dort wie bei Echternach ein Mausoleum. 
Indessen sind andere Namen vom Christenlhum hin- 
weggefegt, doch ist warscheinlioh der heilige Mathias 
dort be^ben, wo einst das Thors oder Kronosgrab 
stand. 

üeber die ausgegrabenen labyrintischen Bädor, 

muss ich mein ürtheil noch zurückhalten, doch 
möge hier erwähnt werden , dass sie dem Saturn 
geweiht waren, wir haben noch die Redensart ins 
Teufelsbad kommen und Grimm führte noch solche 
Teufelsbäder an. 

Von überlieferten Sprachdenkmälern der Trevirer 
ist uns wenig geblieben. Das Kinge to riks (Cinge- 
torix) ist germanisch «König des Reiches» mithin 
war Trier ein Königreich. Indutiomaris ist mit 
Inducio-märis d. i. Anführer der Pferde zu geben 
(s. oben). Ein vornehmer Trierer der sich am Auf- 
stande des Claudius Civilis betheiligte hiess Tutor ein 
angelsächsisches kimbrisches Wort (Tudor) ; femer 



Digitized by Google 



252 

heisst das Amphitheater im Volksmund «Kaskellen), 
dieses Wort ist anglo-kimbrisch, denn Kas ist der 
Kampf und Killer oder Keller der Ort wo getötet 
wird, da dieses Keller oder Killer von killen = tikiten 
abzuleiten ist. Es ist also die Bedeutung aOrt des 
Eampftodes)) und das ist richtig übertragen. Es ist 
aacb ein Beweis, dass die Bevölkerung nicbt latei- 
nisch sprach, wie angenommen warde. Eine Sprache 
lässt sich Dicht mit Gewalt einführen. Ferner hatte 
das Amphitheater einen «Thiergarten» dessen Oert- 
lichkeit noch heute den Namen trägt« Auch lag die 
Fastenbarg neben dem Amphitheater d. i. der Ort 
wo die Schlachtopfer (Gladiatoren) gefangen sassen, 
den fusan ist kimbro-angels. zum Tode bereit. Also 
auch hier die Landessprache. Die Leichen der ge- 
töteten Gladiatoren worden im Gemoniam begraben 
— die Säolzerallee besteht noch heate I — Keinen 
römischen Name hat das Volk behalten nur Jans- 
port — und Janus war den Kimbern auch bekannt, 
er ist nicht einmal den Römern eigen gewesen, sie 
bnden ihn bei den Italiem vor. Das Lanisteriam 
befand sich nicht in Trier sondern in Laxemburg, 
dort wo Burg Alt u. Grau-Lenster liegen. Die Burg 
hatte romische Besatzung als Wache (arx); Alt- 
Lenster war das Lanisteriam und Grau-Lenster ist 
mit Gero-Lanisteriam za übersetzen, eine Art Invar- 
lidenhans für ünbraachbare (Gero), oder im Kampfe 
Verstümmelte — das Volk übersetzte auch hier, denn 
der Ort wo muthmasslich das Lanisteriam stand, 
heisst Hertheslei, eine Kerkürzang von Hern d. i. 
Schwert: theso d. i. verdammt and lei ist Ort. 
«Seh wert verdammter Ort». Die Uebertragung ist in 
anglo-kimbrischer Sprache geschehen. 

Pythias bereiste die kymbrische Küste 350 v. Chr. 
£r fand bis nach Jütland ein wohlgeordnetes Staaten«- 
System and Strabo spricht von den belgischen Kim- 



Oigitized by Google 



bern nnd ihren grossen Hausero, welche za Getreide- 
lagern dienten. Fmier erwähnen die Fasti Gapitolini, 
dass Gallier und Germanen im Jahre 551 nach der 
Gründung Roms (279 v. Chr.) vom Consul Marcellus 
geschlagen wurden. Einer ihrer Anführer hiess Vir- 
dumar» welches dn echt kimbrischer Name ist, denn 
vur ist der Stier (altdeutsch wirunt) ein Name Thors 
zugleich Mann bedeutend. Dumar ist Richter. Domar 
wäre deutsch. Die Trierer sagen aber noch heute 
Dum für Dom, wonach also die kimbrische Aus- 
sprache bestätigt ist. Ferner hiessen die belgischen 
Lanzen- oder Spiessträger G^ten. Da Geis aber 
ein Spiess im Hochdeutsclien ist, woher Geisblatt 
das gespiesste Blatt, so ist auch ges kimbrische 
Aussprache and wird auch heute noch das Wort bei 
uns so ausgesprochen. Wenn Herodot von den Hyper- 
boräern im Norden spricht, so können unmöglich 
andere Leute, als unsere Kimbern gemeint sein, 
welche Verbindung mit Griechenland in religiöser 
Hinsid&t hatten» denn nicht allein fassend auf grie- 
chische Nachrichten, sind wir berechtigt, dieses an- 
zunehmen, sondern auch auf die uns hinterlassenen 
Spuren des Cultus unserer Vorväter in Echternach, 
Waldbillig und andern Orten unseres Landes. Die 
alte Zeit hatte eine den Umständen gemässen, regen 
Verkehr unter den Völkern, wie wäre es auch anders 
möglich gewesen in Echternach eine arabische In - 
schrift an den Schweineställen anzubringen? Herodes 
Antipater hatte eine grosse Leibwache verschiedenen 
Völkern entnommen, darunter 1000 Germanen. König 
David hatte eine Leibwache von Saken, den Urvätern 
unserer Sachsen. Sie wohnten in Gallilaea in Skytha- 
polis, welches in ihrer Landessprache Bethsan hiess 
und dieselbe Bedeutung hatte vrie unser Bethen, das 
alte Echternach. — 

Noch weitere Aufschlüsse über das Trierer Reich 



Digitized by Google 



gibt das Folgende. Das Hauptgebirge hefsst Hands- 

rück niclit Hunnsrück, das Letztere ist eine Fälschung, 
denn Hunnen zu Liebe gemacht. Hundsrück ist eine 
Decke der Mythologie, denn übertragen heisst es 
«Os Thor oder Os Chaon» d, i. Gott Thor und Hnnds- 
rOck. Erwald bedeutet <*Tyrwald». Soonwald ist*) 
nnit «Kronos an) d. i. Kronosgrab oder Adrich zu 
übersetzen. Idarwald ist Freia-Baro d. i. die zea- 
gende Freia. — Hermes-Keil ist umzusetzen in weg 
(Keil) und Wodan (Hermes) also Wodans w^. Der 
stumpfe Thurm ist eine uralte Thorsäule denn But 
Thor bedeutet stumpfer Thurm und «Gott Thor»), 
Die hohe Wurzel (Urt) ist sowohl Thor wie Freia. 
(Siehe Karte N* I). Die hohe Acht^ ein (}ebirgstock 
in der Eifel gehört dem Thor, er ist der «Achte» in 
der Mythologie, weil sein Name Osmun oder Osmou 
(d. i Os Araon) auch die Zahl 8 bedeutet. Schon 
bei den Sabyloniern und Egyptern hiess er so. 

Die Stadt Trier blieb, trotz römischer Besatzung 

und Beamten, die dort ansässig waren, eine belgische 
Stadt. Mag römischer Einüuss dort eingewirkt haben 
auf die Künste z. B. Baukunst und Bildbaoerei, das 
geben wir zu» aber Römer haben nicht dort gear- 
beitet und gebaut, dafür hatten die Römer keine 
Leute übrig. Es gab bei uns keine Römerkolonien, 
es gab nur Besatzungen, Landherrn oder deren Ver- 
walter und Kaufleute. Sie besassen unser Land genaa 
wie die Engländer und Holländer Indien. Letztere 
halten mit 40.000 Europäer 40.000000 Menschen im 
Zaum und die Engländer beherrschen 225 Mill. Ein 
geborne mit 125.000 Mann europäischer Truppen. 
— Die Römer hatten nicht Menschen genug um ihr 
Reich militärisch zu besetzen, sie mussten Fremde 



0 Son ist die Vergangenheit wo von unser Sonst 
s früher (sonest) Man vergleiche die Karte L 



Digitized by Google 



255 



ZU Hilfe nehmen. Da blieb für Kolonisation nichts 
übrig. Veteranen erhielten Grundstücke bei ihren 
Posten gelegen» bebaut wurden sie von Landesbe- 
wohnern oder Sklaven. Günstlinge der am Ruder 
sich befindenden Grössen, Hessen sich mit Land be- 
schenken und wurden so reich, indem sie die Hörigen 
aussogen. Mit den Besatzungen schwanden auch diese 
Unterdrücker. Keine Spur ihrer Einwirkung auf 
unsere Sprache ist uns geworden, ein Beweis, dass 
sie ausser dem Volke standen. 

Man hat für römische Forschungen eine unbe- 
greifliche Vorliebe, sie werden uns nach dem eben 
Gesagten nichts Neues bringen. Wollte man die üe^ 

berreste des alten Cultus unserer Vorväter nicht 
sehen oder hat das römische Gesindel, welches un- 
sere Ahnen drückte, mehr Werth? Es liegt doch 
klar zu Tage, dass die Römer einen Staat und eine 
Stadt fanden, welche in voller Entwickelnng stand 
und sollte es da nicht von Belang sein, diese frü- 
heren Zustande kennen zu lernen? Wenn Trier später 
eine Kaiserstadt wurde, so verdankt es diesen Um- 
stand seiner eigenen Tbatliraft d. h. der belgisdien 
Bewohner, eine römische Legion konnte doch keine 
Millionenstadt schaffen. Man lasse sieb nicht tiiuscben, 
ausser einzelnen Kunstwerken, welche d<^n theuren 
Weg über die Alpen n^chtfertigten, ist Alles in Trier 
ausgegrabene, Original-Arbeit der Bewohner, der 
trierischen Industrie, wobei es gleichfifültig ist, woher 
die Meister kamen oder ob sie vorhanden waren. 
Dasselbe gilt vom ganzen Lande, also auch speziell 
für uns. 

Der fiinflnss der Römer, war ein Politischer in 
Trier, am besten vergleichbar mit dem Besitz der 

Engländer in Indien. Sie nehmen alle politischen 
Maassregeln , haben Garnisonen und lassen die 
Fürsten als Strohmänner bestehen. Man wird in 



Oigitized by Google 



Trier die alten Könige gelassen haben, ein Grand für 
das G^ntbeil anzonehmen besteht nicht. Die Landes- 
gebräuche blieben, weil ganz vom Cultas abhäogig 

bestehen und dieses wird bewiesen durch die oben 
ausgeführte Erklärungen der religiösen Eintheilung. 
Auch die Sprache blieb unangetastet. Waren auch 
viele Beamte und vornehme Römer in Trier (sie 
waren mit ihrem Tross von Sklaven und freien 
Bedienten jedenfalls bedeutend, wozu noch die Be- 
satzung kam), sie bildeten in der grossen Stadt für 
sich eine abgeschlossene Gesellschaft. Die trierische 
Armee, die wohl ausschliesslich ans Reiterei bestand, 
wurde schon von Caesar als Hülfstruppe angewandL 
und nach der Gepflogenheit der Römer sandten sie 
diese Hiilf Struppen nach ferner Gegenden getreu 
dem Prinzip, Unterworfene mit Unterworlenen in 
Unterwerfung zu halten. . 




Digitized by Google 



XVI. 

Luxemburg, Lützemburg, Letzeburg. 



Die Gaunaraen scheinen schon im IClen Jahr- 
hundert in unserer Gegend recht unbestinamte Be- 
zeichDDDgeo geworden za sein. Die Ursachen iiegen 
klar vor Angen. Während frOher bestimmte Grenzen 
mit bestimmten Gerichtsbezirken vorhanden waren, 
gingen durch die Vasallenwirthschaft, Schenkungen 
an die Kirche, Theilungen u. s, w. grosse Complexe 
in die Brüche, während kleinere anwachsen* Dieser 
Zustand hat sich im weiland heiügen romischen 
Reiche über 1000 Jahre erhalten, er war sozusagen 
ein Stück der Verfassung nach oben, denn das Volk 
war nur Object und alle Weisheit gewisser, gründ- 
licher Forscher, werden davon kein Jota abthon 
können. Wäre dies anders gewesen, so wäre der 
Ardennengraf nicht so rasch zu solcher Macht und 
Ansehen gelangt, wie es wirklich der Fall war. Die 
ältere, viele Gane umfassend^ Eintheilung des alten 
Reiches, hat anzählige male gewechselt and die 
Folge davon ist, dass es noch Gegenden gibt, welche 
drei bis vier Namen führen. In unserm Lande war 



Digitized by Google 



268 



der Zustand Dicht besser; die alte fränkische Ein- 
theiloDg hatte grosse Gaae in nnr geringer Anzahl, 
aber sie wichen den kleinem Complexbenennnngen, 

die wahrscheinlich alle nur geographische Begriffe 
waren. Die Vereinigung aller, dem Grafen der Ar- 
dennen zagehörigeo Lander, inbegriffen die Lehnst 
verbände za einem Lande mit dem Namen Lozembnrg, 
war daher eine Notwendigkeit. Der Anlass kann 
kein anderer gewesen sein, als die Schaffung eines 
wirthschafllichen Centraipunktes und dieser konnte, 
nach den historischen Umständen, kein anderer sein 
als eben der Ort, den jetzt unsere Hauptstadt ein- 
nimmt. Die Motive zur Wahl dieses Ortes sind die- 
selben, welche Luxemburg zur Bundesfestung machten, 
ein ßeweis dafür, dass man im Mittelalter eben so 
scharf zu urtheilen vermochte, wie in neuerer 
Zeit. Doch treten lu den strate^scben firwügaagen 
auch die wirthschafth'chen ; so wichtig die Dezen- 
tralisation für ein Land auch sein mag, was die 
Selbstbewirthscbaftung anbelangt, so belangreich sind 
Centren für den Handel und auch lur den R^erendeo 
oder die Regierung, die von Alles auf dem Lauten- 
den muss erhalten werden. Es ist darum nicht 
nöthig, class eine Stadt oder Ort, welcher obige 
Zwecke eriiülen seil, gerade in der geometrischen 
Mitte zu U^n braucht. Die Brauchbarkeit der 
Strassen, gemächliche Verbindung und geschützte 
Lage sind Hauptbedingungen. Flüsse kamen nicht 
in Betracht, da sie theils unschiffbar, theils aul der 
Peripherie lagen. 

Die Gründung der Stadt Luxemburg ist meines 

Erachtens nicht mit der Gründlichkeit benchrieben 
worden, welche Licht über damalige Zustünde 
hätte verbreiten können. Emige trockene Notizen 
über das Bauen, den Umfang und später die Er- 
weiterung — das ist Alles. 



Digitized 



29d 



'Eine Ausnahme machen die späteren kriegerischen 
Ereignisse, die vermehrten Beiestigungen u. s. w. 
und auch diese sind gerade nicht reichlich aosge- 
fallen, mnn aach viel Pleiss und Mühe verwandt 
wurde, um Licht in den verschiedenen Perioden zu 
bringen. Wir haben es hier mit der Gründung zu 
tbun und fassen bereits auf den Errungenschaften» 
die wir in den vorhergeh^en Blättern niederge- 
legt haben. Der Zustand der Landeabewohner war 
zu der Zeit der Gründung ein trauriger, wie auch 
später noch, nach vielen Jahrhunderten Leibeigen- 
schaft und Adelswirthschaft, überall die Freiheit der 
Bewegung gehemmt, folglich aoch die Entwickeieng. 
Ohne Freiheit wird keine geistige Entwickelang ge- 
fördert und in unserer Bevölkerung, welche noch 
in der Erinnerung fränkischen Uebermuthes und 
Gewalt lebte, mag die Gründung einer Stadt wenig 
Aufsehen gemacht haben. Eingebome nahm man 
gewiss nicht, sie waren Eigenthum mit der Scholle, 
worauf sie sassen (ihrer Herren); in der That ist 
uns auch überlielert, dass der Graf Leute Hess 
kommen» es ist aber nicht gesi^, woher sie kamen. 
Dieser Passus hätte beachtet werden mflssen. Aus 
der Nachbarschaft kamen sie nicht, dafür wollen 
wir schon die nöthigen Beweise bringen. Das Räthsel 
ist nicht schwer zu lösen. Niedersachsen war um 
diese Zeit sehr stark bevölkert und hat Jahrhun- 
derte hindurch nach allen Seiten Gölonisten ausge- 
sandt. In Sachsen aber waren die Bauern wieder 
zu einer gewissen Freiheit gelangt und deshalb 
zogen sie nur mit der Bedingung «als freie Sachsen» 
in andere Länder. Die Rechte wurden verbrieft und 
dass Graf Siegfried auch nch zu einem solchen 
Schritt bequemen musste, ist nicht nur anzunehmen, 
sondern sogar gewiss, obgleich wir kein Pergament 
oder Papier besitzen, um solches z\x erhärten. Dar 



Oigitized by Google 



260 



gegen eraählt uns die Sage, dass Graf Siegfried sich 
dem Teufel verkauft hätte, d. i. verschrieben. Dieses 
ist in der Skaldenspracbe geschrieben. Der Teufel 
ist als aSatani» zu nehmen und dieses Wort heisst 
im altsächsischen und angelsächsischen «Sassen» 
also verschrieb er sich an die Unterthanen und zwar 
gab er ihnen brietliche Rechte. Noch hübscher wird 
das Wortspiel, wenn wir für Teufel das sachsische 
Wort «bnmann» setssen d. i. Teufel, aber auch «Bau- 
mann» also den Leuten, welche die Stadt bauten. 
Wenn von einer Burg bei uns die Rede ist, so muss 
es Stadt bedeuten, es ist von der Stadt Luxemburg 
die Rede. Nun fügt der listige Scalde, welcher diese 
Sage verfertigte, hinzu «der Teufel baute es in einem 
Tage». Da aber ein Tag aus Tag und Nacht besteht, 
so war der Contract ((Tag und Nacht» zu arbeiten. 
Gerade so verhält es sich mit der Strasse von Körich 
nach Luxemburg. Diese scheint mit Hauptbedingung 
gewesen zu sein, jedenfalls wusste der Graf, was 
dem Lande Noth that. Stadtgerechtsame aber verlieh 
nur der Kaiser und um die wird er nachgesucht 
haben. Die Stadtgerechtsame aber waren in Luxem- 
burg, was die Bürger selbst betrifft, wenn man von 
den zu leistenden Kriegsdiensten in ihrer eigenen 
Stadt absieht, die weitgehendsten, denn sie besassen 
ein Freigericht d. h. ein Femgericht mit FreischöfFen 
mit der Competenz Todesurtheile auszusprechen, aber 
jedenfalls mit Bestätigung des Landesherm. Beweise 
haben wir dafür nicht, ist auch, glaube ich, gleich- 
gültig, aber sie ordneten alle ihre Angelegenheiten 
selber. Luxemburg selber hatte also eine Stellung 
gegenüber der Landesregierung, um die es gewiss 
Tausende im Reich beneideten. Da bereits in einer 
kleinen Abhandlung hierüber im Verband mit dem 
alten Stadtwappen gesprochen wurde, so lasse ich 
diese im Auszuge hier folgen, wobei auch zugleich 
die Mamenerklärung gefügt ist. 



Digitized by Google 



261 



Gemeiüiglich wird unsere Jugend gelehrt, dass 
Luxemburg früher Luceliuburohut hiess, d. h, ein 
Ort entweder auf dem Bock oder in der oberen 
Stadt. Dieser Name ist zwar anklingend an den 
Namen Lützemburg, hat aber doch eine ganz andere 
Bedeutung. Erstens ist er ein wenig latinisirt und 
wir müssen ihn ricbüg geben in <duzzelin buren* 
buth», das bedeutet «kleine Grenzhuth», denn lus- 
zelin ist klein, in verkleinerter Form und buren 
ist die Grenze (das iraozösische borne und bornes 
ist fränkischen Ursprunges). Das holländische, also 
niederdeutsche Wort naabuur (lux. noper) = Naohbar, 
enthält noch das Wort buur = Grenze, also naabnur, 
der «Nahe Angrenzende». Huth haben wir noch in 
unserer Sprache und bedarf also keiner Erklärung. 
In der That süess Luzzelinburenhut an das Gebiet 
des Grafen Siegfried und demnach war der Name 
den Umständen gemäss angegeben. 

Wenn, wie man mir entgegnet, eine andere 
Schreibweise Lucelin Burhuc wmtleeine kleine Burg 
bedeuten, so ist der betreffende Kritiker auf bischer 
Fährte. Zwischen Burg und burhuk ist ein gewal- 
tiger Unterschied und mit bouroug, burugh oder 
boroogh, hat das Wort doch gar keine Aehnlichkeit. 
Indessen ist das Wort geeignet, die Erklärung von 
Lucelin Bumhut zu ergänzen. Huc ist nämlich ein 
Winkel und ein Pferch, kleiner geschlossener Raum 
und lebt noch im Holländischen als hok . Ausserdem 
führen es verschiedene Namen von eingedämmten 
D(»rfschaften an der Scheide z. B. Fort Uefkens- 
hoek (buk); da femer hcekken weilen, warten be- 
deutet, so ist huc eine Wacht und der Hockelthurm 
in Vianden war Wachtthurm der Stadt und Gerichts- 
thurm. Folglich übersetzte der unbekannte Schreiber 
Lucelinburhuc genau mit Lucelinhumhut und das 
ist kleine Grenzwacht oder Huth. Es ist also kein 



Digitized by Google 



262 



ÖDterschied in beiden Worten nnd es hätte die Kritik 
aoterbleibeo kÖDDen, Wir verlangen bloss Sach-* 
kenntnias von einer solcben nnd daas diese nicht 
da war, beweif«et diese Klarstellung. — 

Der Graf Siegfried aber, welcher diese Feste und 
das umliegende Gebiet erwarb und eine Stadt grün- 
den woUte, welche in der wirüiachaltlichen Mitte 
-seines Landes liegen und dem Lande den Namen 
^nd ihm den Titel geben sollte, wählte einen Namen, 
• welcher sich, der damaligen Sitte gemäss, zu seinem 
Stande passte. 

Lniem oder besser loicsem bedeutet der «Glan«», 
das Udit, nnd das holländische Bliksem, welches 
Blitz bedeutet, ist aus be-liksem oder belyksem 
gebildet, wie z. B bhck, der Glanz, aus be-lick, 
wovon das Wort «blickfeuer» in der Feuerwerkerei 
^herrührt oder anser beiuxen d. h« hinter*s Lieht 
führen. 

Für diejenigen, welche noch genauere Ableitung 
zu besitzen wünschen, führe ich noch an: 

Lnk» mittelhochdeutsch Liebt, Leuchte, daher 
Inlieme, die Laterne (wörtlich Lenchthaos) ; altnor^ 
disch leilnr, das Blitzen, Wetterleuchten; angelsäch- 
sisch lixan, der Blitz; altnordisch Lyka, die Sonne 
(personiiicirt) ; goth. lukarn, der Leuchter (Laterne) ; 
griechisch lyke (Inke), Morgendämmerang ; mittel-* 
hochd. loac, die Flamme; lat. inx, das Lidit, a. s. 
w. Aus diesem Beispiel wird der Leser sehen, dass 
alle arischen Sprachen gemeinschaftliche Stämme 
iür ihre Wortbildungen besassen. 

Hon ist lok-sem ein zasanmiengesetztes Wort, da 
ittk eder lyk schon Licht bedeutet; sem ist aber 
der Schein und existirt nicht mehr in unserer 
Sprache, aber wohl noch im englischen to seem = 
scheinen. Sem ist also das altaächsiache Wort für 
Sehein ; im mittelhochdealachen war es wohl «im, 



Oigitized by Google 



263 



denn siment ist leuchtend, wovon der Name siments- 

feuer (so hiessen die Johann isfeuer). Der Stamm 
sam == Feuer lasst sich weit verfolgen, z. B. sans- 
krit soma, der Mond (Scheiner) ; sems, neuarabisch 
die Sonne; lat samio» Uanc machen ; Iranz. sem- 
Uant, der Schein, u. s. w. 

Das Wort bürg bedeutet Stadt. 

Die Bedeutung des Wortes ((Luxemburg» ist also 
Sonnenglanzstadt, Strahlenglanzstadt oder dergl. Das 
alte Wappen ze^ auch wirklich eine Borg im 
Sternen* und Strahlenglanz. Siehe die Figur. 

Lützemburg müsste also genau dasselbe sein, 
was auch in der That der Fall ist, denn litz ist der 
Stamm von Beelitz, unser Blitz d. i. Beleuchtung. 
Uebrigens sagt man noch in SQddeutschland Himmel- 
Utzen für Himmel-lenchten (Wetterleuchten). 

Das Wörtchen em bedeutet ((Gluth» wovon 
emereo, aemeren, die Giuthasche. Selbst das fran- 
zösische aimer = lieben hat in der Grundbedeutung 
den Sinn oglOhen», wie wir denn auch noch sagen 
(ibrennende Liebesgluth», von Liebe entbrannt u. s. 
w. ; aimer und lieben bedeutet aber schon glühen 
und siebt man hier einen grossen Wortüberfluss. 

Das Wort Letzeburig ist aus der Volicssprache 
und letz ist der Stamm des luxemburger Wortes 
bletz, mithin nennt das Volk seine Hauptstadt die 
«Leuchtburg oder Glanzburg.» 




Oigitized by Google 



xvn. 

Das Wappen von Luxemburg. 



Der 12. April 963 ist der Tag des Vertragsab- 
schlusses zwischen Siegfried, dem Ardennen Grafen 
und Abt Wicker von St. Maximin. Selbstverständhch 
kann von einer Stadt Lnzembnrg noch nicht die 
Bede sein um diese Zdt, 

Digitized by Google 



.260 



Pehmen wir einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren 
an, so ist die wahrscheiolicbe Zeit für die Eotstehnog 
der Stadt Laxembnrg etwa am 960 za setzen, also 

in die Regierungsjalire des Kaisers Otto II. aus 
sächsischem Geschlecht. Mit der Erhebung zur 
Stadt, d. b. der Verleihung der Stadtrechte» war 
die Uebertragang eines Wappens verbanden and 
dieses Wappen enthielt in der geheimen Sprache 
der Wappenherolde und Wappenkönige die Normirung 
der Stadtrechte. 

Kaiser Otto IL war der Hersteller des alten 
Sachsenrecbtes,^) welches darch Karl den Grossen 
mit Waffengewalt nnterdrackt worden war, ein 
Umstand, welcher die geheime Feme hervorrief, 
welche im Verborgenen das alte Recht handhabte. 
Wenn aach Otto II. gerade nicht alles wiederher- 
stellte, wie es bei den alten Sachsen war, so war 
doch das Recht, wenn auch beschränkt, der Haapt- 
sache nach das Alte. 

Das dankbare Volk nannte ihn daher den «Rothea 
König»), welche nicht etwa Besag an! rothe Haare 
hatte, sondern anf «Rothe, das Gesetz». Das Wort 
«Rothe Erde» ist ein gewendetes, d. h. umgesetztes 
und war nur dem Eingeweihten der Feme bekannt. 
Setzt man für Rothe Erde s Roth-Land, so ist die 
Bedeutung s Landesgesetz. 

Ro- land, Rnoth-land, Rodland ist ein and dasselbe, 
denn sowohl ro wie ruod oder ruoth bedeutet: 1) 
Gleich oder Gesetz. Recht und 2) roth (als Farbe). 
Das alt französische Wort Roy bedeutet ursprünglich 
«Richter», aber anch «Sonne» Mitteiniederländisch 
warroyen = richten, aichen; nnd roy die Messung, 
Aichung. — Aus demselben Stamme ist z. B. das 



^) Also gab es wieder freie Sachsen am die Zeit 
der Gründung (s. vorher.) , 



Digitized by Google 



2BJ 

polnische rownik = Aequator oder Gleicher. — Da 
aber Gesetz und Recht den Begriü ((gleich > bedingen, 
so ergibt sich aus Roland oder Ruodiand der Sinn 
«Landesrecht»« Roland ist genau dasselbe» daher 
auch Ro-ward, Ru-waard und selbst Reward = ein 
Wächter des Gesetzes bedeutet. Das ursprüngliche 
hochdeutsche Wort ist aber Ruota = Gesetz und 
desshalb ist der frühere Gerichtshof in Rom die 
Rnota oder Rota, germanisch-gothischen Ursprunges 
und da das Wort auch Wagenrad bedeutet, so war das 
Rad ein Symbol dieses Gerichtes und der ganze 
Gerichtssaai der Ruota war mit Mosaik, weiche 
Räder darstellten^ ausgestattet 

Städte, welche das alte sächsische Recht besassen, 
führten als Kennzeichen einen Roland — Kaiser 
Olto II. kannte jedenfalls die Abkunft der Luxem- 
burger/) welche ans seiner Heimath durch Karl 
den Grossen entfuhrt waren. Die Stadt Magdeburg 
hatte einen Roland zu Pferde, welcher genau das 
Bild des Kaisers Otto II. war. Von ihm muss das 
alte Wappen sein, denn unter seine Regierung fällt 
die Gründung Luxemburgs als Stadt; ein Gral konnte 
kein Stadtrecht verleihen, das war ein Recht des 
Kaisers. Otto II. hat viele Stadtrechte verliehen. 

Hierzu kommen noch folgende Umstände in Be- 
tracht, Welche man ganz übersehen hat : 

Siegfried rdste Im Jahre 971 nach Magdeburg 
zum Kaiser Otto dem Grossen. Diese Reise bringt 
man in Verband mit der Umgestaltung der Abtei 
Echternach. Dass dort nicht alle» in Ordnung war, 
wie es sein sollte» geben wir zu, halten aber die 
Sache für nicht bedeutend genug, dass der Graf sein 



0 Die Erinnerung der Verpflanzung nach den Ar- 
dennen mussten bei Sieghried, wie dem Kaiser eine 
noch ganz irische sein. 



• 



Digiiizca by Cjcjü^Ic 



268 



Land bloss für diese Angelt^nheit yerliess, denn 
eine solche Reise war nicht nur langwierig, sondern 

auch eine grosse Kostenverursachende, da man nach 
aussen, nach den Gepflogenheiten damaliger Zeit, 
oft mit übertriebenem Pomp reiste. Ferner hatte in 
einer rein kirchlichen d. h. disciplinairen Sache der 
Kaiser nicht mitzusprechen, es konnte sich höchs- 
tens um Lehnsverhältnisse handeln. Der wahre 
Zweck der Reise war 1. Ermächtigung zum Bau 
der Stadt zu erlangen, mit den bezüglichen Stadt- 
rechten ; Umändemng des Titels von Gangraf der 
Ardennen in den von Lätzen resp. Laxembarg, wozu 
es der Kaiserl. Erlaubniss bedurfte. 3. Anwerbung 
von freien Sachsen als Bürger für die neue Stadt^ 
denn vom Lande kamen die Bürger nicht, sie wur- 
den eingeführt. Alle diese Yerhuidiungen ihnden im 
Jahre 971 statt und sj^Her. Damit stimmt der Ansatz 
der Gründung der Stadt mit 980. Die ganze Sache 
stellt sich so einfach dar, dass es kaum möglich 
wäre, eine andere Art der Entstehung sich zu denkeh. 
— Wie sollte auch die Stadt anders zu einem Frei- 
gericht gekommen sein, welches sich von den 
fränkischen Gent- oder Hundgerichten gänzlich un- 
terschied. 

Das Wai^n von Luxemburg stellt eine Lichtburg 
mit fünf Thürmen auf einem Balken vor. Diese Be- 
schreibung befindet sich in den Angaben über Städte- 
wappen des alten Reiches in München, auch in 
Hühners Staatslezikon des vorigen Jahrhunderts. 
Dass diese Angaben richtig sind, unterliegt keinem 
Zweifel, denn auf dem Rathhause in Luxemburg be- 
findet sich das in Kupfer gestochene Wappen, zwar 
roh und ohne Yerständniss ausgeführt, noch heute 
in sicherem Verschluss. Ein besseres und schöner 
ausgeführtes, welches auf dem Rahm gefunden 
wurde, war im Besitz des verstorbenen Herrn Houss 



Digitized by Google 



269 



und ist verloren gegangen. Das gestochene, 
früher in Gebrauch gewesene, Siegelwappen auf 
dem Hatbbause hat aber noch ein Merkmal, welches 
nicht in obigen Werken angeführt ist, nämlich es 
führt über dem Thore der Borg «5 Ringen. Diese 
fünf Ringe bedeuten aber «Femgericht)), mithin 
haben wir durch diese Entdeckung die Gewissheit, 
dass Luxemburg Freischöffen besass und nach 
sächsischem Recht gerichtet wurde. £s ist also 
jedenfalls Kaiser Otto II. der Verleiher dieses Rechtes, 
denn seine Nachfolger thaten dies nicht mehr, son- 
dern es bildeten sich unter diesen besondere Rechte 
aus, namentlich in den Hansestädten. Die Feme, 
welche nach Otto II. wieder im Geheimen anitrat, 
ist nicht zn verwechseln mit den Femgerichten, 
welche öffentlich ihre Sitzungen hielten. Letztere 
waren die von Kaiser Otto IL eingesetzten, welchen 
auch Luxemburg angehörte. Zwar war kein öffent- 
liches Verfahren, wie hentzutage» aber die Frei- 
Schöffen waren bekannt. Bei der geheimen Feme 
war dieses nicht der Fall und diese waltete im Ge- 
heimen oder, nach ihrem eigenen Ausspruch, im 
«Finstem». 

Die Weide-, Flnr-nnd Waldgerechtigkeiten Lnxem- 

burg's siod ganz genau wie die sächsischen und 
entstammen der alten sächsischen Ueimath. — Dieses 
mag wohl mit ein Grund gewesen sein, das F^igericht 
an Luzemborg zu verleihen. Wenn König Wenzel IL 
der Stadt Luxemburg die hohe Gerichtsbarkeit ver- 
liehen haben soll, so ist dies nur als eine Bestäti- 
gung des frühern Hechtes zu betrachten ; ein Frei- 
gericht war unabhängig. Das Wappen sagt es, dass 
die Luxemburger dieses besassen und eben desshalb 
nahm Philipp der Gute von Burgund den Luxembur- 
gern ihr Wappen am 14. Januar 1444 ab und gab 
sich selbst das Recht Richter und Schöfien zu ernennen, 



Digitized 



270 



die in seinem Namen Recht sprachen» d. h. die 
Wegnahme des Wappens bedeutete die Anfhebang des 

Freigerichtes Erst im Jahre 1480 erhielten die 
Luxemburger ihr altes Wappen zurück und zwar mit 
der Veränderung, dass auf dem Thore der Burg das 
neabnrgundische Wappen angebracht war und dieses 
als Mittelschild den Luxemburger (rothen) Löwen 
erhielt mit 10 weissen und blauen Streifen. Die Angabe 
bei Schötter (Geschichte Luxemburgs, Seite 151), dass 
das Wappen einen Thurm im freien Felde darstellte, 
ist also irrthümlich. Schon der Ausdruck freies Feld 
kommt in der Heraldik nicht vor. Das octroyirte 
Wappen von Philipp dem Guten, das Luxemburger 
Landeswappen mit den burgundischen Feuereisen 
befindet sich ebenfalls noch wohlerhalten auf dem 
fiathhause von Luxemburg. (Sceau aux briquets.) 
Feuereisen führten als Wappen Burgund und Arra- 
gonien . 

Das alte Wappen der Stadt Luxemburg ist jeden- 
falls eines der schönsten Städtewappen, die Licht- 
burg von leuchtenden Sternen umgeben und es ist 
unbegreiflich, dass die Stadt es nicht mehr fuhrt. 
Hat doch das kleine Fels um sein Wappen gestritten 
und es glücklich 1865 wiedererhalten; warum folgt 
die Hauptstadt nicht dem Beispiel? 

Wir dürfen doch nicht annehmen, dass unsere 
geehrte Stadtvertretung keinen Sinn für das üeber- 
lieferte aus alter Zeit hat ; schon dass unsere Vor- 
väter um dieses Wappen gestritten haben, dürfte 
genügen um es in Ehren wiederherzustdlen. 




Digitized by Google 




XVIU. 

Die Sprache der Luxemborger. 



Die Sprache der Luxemburger ist eine Tochter 
des AngelsächsisdieD üod durch eine ganz eigen- 
fhfimliche Entwiekelang auf Ihren heutigen Stand- 
punkt angelangt. Höchst aufTällig ist es, dass trotz 

. über tauseDdjähriger Berührung mit Wallonen, diese 
Letzteren nicht vermochten, irgend die Luxemburger 
llundart su beeinflussen. Obgleich Wilzen (Welitabi) 
mit den Angeln nach den Ardennen verfuhrt wurden, 
80 wurden diese doch wahrscheinlich schon nach 
wenigen Generationen sprachlich überwunden. Die 
noch vorhandenen wenige slawische Worte werden 
wir besonders anführen. Nachweisbar dürften Wilzen 
in den Ortschaften Wilz, Wilwerwilz (Hwilwer-Wilz 
d. h. dort ist jeder Wilz), Praatz und Kopstal an- 
sässig gewesen sein. Kopstal bedeutet die Stellung 
(Versammlung) der wehrfähigen Männer, also Ge- 
steilungsort, wie Heristal, Liutstai, Ueersteiiung, 
Leutestellung. In den slawischen Mundarten be- 
deutet Koplec (spr. Kopiesch) genau dasselbe; wurde 
der Ort slawisch benannt, so ging das doch von 
slawischen Bewohnern aus. Beide Namen Kopstal 
und Kopiesch sind bis heute in Gebrauch geblieben. 



Digitized by Google 



272 



Das Land wai^ bei der üeberführung der Angeln 
unter denen sich einige Friesen und Sachsen be- 
fiinden haben mögeD, oor schwach bevölkert, sonst 
wäre eine Massenkolonisation überhaupt nicbt möglich 
gewesen. Die noch von Pest oder Krieg übrig ge- 
bliebenen Bewohner, werden sich ausserdem noch 
theiiweise nach den leerstehenden, bessern Hufen 
des Landes zusammengezogen haben , ostwärts, 
wo schwäbisch-burgundische Bevölkerung sass. Der 
Einfluss dieser Bevölkerung auf die Sprache der neu 
auftretenden Angeln ist wohl nachweisbar, er ver- 
mochte aber nicht die Sprache zu einer Mischmand- 
art zu machen. Was von diesen Bewohnern in die 
Mundart hineingebracht wurde, ist auch heute noch 
gemächlich auszuscheiden und haben wir ein ver- 
gleichendes Wörter verzeichniss hier beigefügt.^) 

Man hat irriger Weise au! blossen Vergleich hin, 
die luxemburger Mundart für eine fränkische ge- 
halten. Die auffallende Debereinstimmung eines in 
frankfurter Mundart geschriebenen Schauspiels, 
konnte in der That zu diesem verzeüüichen Irrthum 
führen. Doch muss hier von Tomeherein bemerkt 
werden, dass von Sachsenhausen (Frankfurt) bis 
weit über Würzburg Main aufwärts, ebenfalls Sachsen- 
kolonien von Karl dem Grossen und seinen Nach- 
folgern angelegt wurden, worüber noch vollständig 
beglaubigte Nachrichten vorhin. Ein solcher Ver- 
gleich hat für uns zwar nicht die beabsichtigte 
Beweisführung für die fränkische Mundart, sondern 
sie beweiset die sächsische Abstammung der Luxem- 
burger. Indessen nehmen wir hiervon nur Notiz 
und berufen uns auf die Geschichte, wie wir sie 
bereits im ersten Theile dieses Werkes gegeben 

^) Jedenfalls waren burgundisch-alemanische 
Elemente über das Land verbreitet, wenn auch in 
nicht beträchtlicher Zabl. 



273 



haben. Für uns liegen indessen noch andere und 
stärkere Gründe bereit, die luxemburgische Mundart 
für angelsächsisch za halten ond diese geben jeden- 
falls den Aasschlag. 

Wie die altenglische Sprache sich nach und 
nach aus dem Angelsächsischen bildete, so auch 
unsere Mundart. Trotzdem nmi keine Verbindung 
mehr zwischen den lozemborger Angeln nnd denen 
im Norden nnd in England eingewanderten bestand, 
hat sich unsere Mundart fast genau so entwickelt 
wie das Altenglische, wovon das beigehende, ver- 
gleichende Wörterverzeichniss von einigen bnnderten 
noch heote in unserer Sprache fortlebenden Worte 
den besten Beweis liefert. Zum Vergleich sind die 
uns zu Gebote stehenden angelsächsischen und alt- 
englischen Worte benutzt werden.*) Wo diese nicht 
ausreichen auch altsächsisch verglichen, ebenso das 
Neuenglische. 

Wie die angelsächsische Sprache ihre Vokale auf 
vielfache Weise brach, so auch unsere Mundart; 
geht man aUen untergeordneten Nebenmundarten 
nach, so erscheint die Brechung der Vokale bei uns 
noch viel mannigfaltiger. Einer der grössten Forscher 
in der altangelsächsischen Sprache Prof. M. Grein, 
war geneigt, diese Brechung dem brittischen Einfluss 
zuzuschreiben. Da aber hier zu Lande keine Britten 
sich befinden, so beruht diese Ansicht auf einen 
Irrthum. 

In der Brechung der Vokale, welche sich übrigens 
nirgend bei unsem Nachbarn Yorfindet, sehen wir 



*) Aitenglisch bis zum 12. Jahrhundert. Nach 
1066 beginnt die normannisch-französische £inwi^ 
kung. Benutzt wurden die Wortsammlungen von 
Znpitza, Wülkert, Thorpe und Grein ; für das alt- 
sächsische so weit es nöthig war, Leo und üeinen» 

12» 



Oigitized by Google 



274 



eme HftaptaberdosKmmnäg mit dem altangel- 

sächsischen. 

Wie die Angeln und auch die Altsachsen die 
Neigung zum verkürzen (Zusammenziehung) der 
Worte Irntten, s> auch die Luxemburger. Die meisten 
dieser Worte stimmen auch mit dem angelsäcbsischen 

übereiü, wie die später anzuführende Worte, dieses 
anschaulich machen. Auch die angelsächsischen 
Fürwörter sind fast ganz erhalten nur die 1 Person 
der Mehrzahl, welche angelsächsisch u>€ hiatet, hat 
dem schwäbiscb^-bargandischen mfr weichen müssen, 
während die zweite Person Mehrzal in dir überging. 

Da die luxemburger Mundart des Angelsächsischen 
in irüherer Zeit schon nicht mehr als Schriftsprache 
verwendet wurde, yerfiel die Gonjugation und wurde 
so vernachlässigt, dass man zu Umschreibungen 
seine Zuflucht nehmen musste. Nach den lieber- 
resten, welche jetzt noch bestehen, war aber die 
Gonjugation ganz wie die Angelsächsische. 

Dass den Angeln schon in früherer Zeit die weiche 
Aussprache des k (ch) eigen war beweiset die luxem- 
burger Mundart, da auf vielen Dörfern die Worte 
Ghirich, Gh^s, Gho u. s. w. ausgesprochen werden, 
welches selbst nicht mehr im Niedersachsen vorkommt 

So hat auch kein anderer Stamm, wie die Eng- 
länder und Luxemburger dieselbe Aussprache für 
Krücke, crutch (spr. crutsch) luxemburg. Kretsch; 
oder mices ss Weisbrod (sprich Mitsch); luxemburg. 
Metsch u. s. w. Die angelsächs. und englische 
Sprache, welche eine besondere Vorliebe für die 
Endsiii e is bei Bildung von Substantiven hat, findet 
ihr Gegenstück in der luxemburger Mundart welche 
z. B. Bestiötenis, verzechenis u. s. w. hat wo die 
hochdeutsche Sprache sich mit Bestaatung musste be» 
helfen, während sie anderseits Verzeihung gebraucht. 
• Eine Erscheinung, welche nur ausschliesslich im 



Digitized by Google 



275 



AlteDgliscben vereinzelnd vorkommt, tritt in onserer 
Mandart bäafig hervor, so wird z. B. angels. ceoe 
(keDe)zakeDg(kübn) angels. cennaD erzeugen sprossen 

zu kengen ; angels. scenan scheinen zu schengen ; 
angels. grennan greinen zu grengen ; angels. grene 
zu greng grün; angels. stenan oder staenan zu 
Stangen» steinen n. s. w.^) 

Wiederam ist es eine angelsächsische EigenthOm- 
lichkeit gewisse Substantive aus Eigenschaftswörtern 
zu bilden, welche nur die luxemburger Mundart 
besitzt; angels. bredeth zosammengezogen in bredt 
die Breite; ganz wie dieses sind in unserer Hnndart 
gebildet: weid't die Weite; deeft die Tiefe; eng't 
die Enge; deck't die Dicke; den't die Dünne; 
deischt^'t das Dunkel u. s. \v. Diese Bildungen 
sind in onserer Mondart vieUaoh im Gebranch, 
Die Formen mein% dein't, srin% welche im dentschen 
dorch das Meinige u. s. w. ausgedrückt werden, 
sind angelsächsisch ; es bedeutet hit (englisch it) a 
• eu^ oder dM. 

Die mvproDgUche Form minhit, dtnhit, stnhit 
n. s. w. wörtlich mein— das; dein— das, sein -das. 
Man wird diese Bildung schwerlich anderwärts finden 

Wiederum ganz eigen thümlich sind die Abkürzun* 
gen mei -sei - dei * z. B. mei pap, mein Vater n. s, w. 

Auf andere Eigenthümlichkeiten werden wir weiter 
unten zu sprechen kommen. Schon das angeführte 
wäre hinreichend um unsere Mundart als einet angel- 
sächsiache festzustellen. Wir müssen aber hier ganz 
besonders hervorheben, daas die Mythologie eines 
jeden Volkes ganz ans der Sprache hervorging, weil 
die Mythologie einzig und allein in der. Sprache 



0 Diese Bildung ist auf cenic d. i. kuhnig (kühniglich 
hat diesdbe Bedeutung) zurückzuführen, meng, deng, 
seng u. s. w« menig peinig), denig (deinig) u. s. w. 



Digitized by Google 



276 



wnnelt. Ad anderer SteDe ist der Beweis gelieiert, 

dass die überlieferten mythologischen Erscheinungen 
angelsachsischen Ursprunges sind oder wenn man 
will Angeln und Luxemburger hatten dieselbe Mytho- 
logie und dieses setzt gleiche Sprache md ürglaoben 
voraus. Bei der FQUe an Material ist es überflüssig 
in noch nähere Besonderheiten zu treten, da die 
folgenden Anführungen dem Leser von selbst alles 
anschaulich machen werden. 

Wir führen zunächst die Abkürzungen an» weldie 
unsere Mundart besitzt: Weg; md (maw e.) — 
Magen ; wo — Wage ; we - Wiege ; s6 — Säge ; so— 
Sage (Märchen) ; bo (bow e.) Bug ; bö - Bogen ; Biege ; 
bow (boy,e.) Bube; hi^Lauge; dan-*I>aube (Fass) ; 
fo— Fuge; kro-Krug; lo— Lage; Situation; ge-lo— 
Gelage; ble— Blüthe: klo -Klage; klo— Klaue; pl6— 
Pflug; plo- Plage; ve, f5 (feo a) Vieh; gei- Geige; 
fro- Frage; ho— Haag; ho -Pflug;*) ha— Hieb; he— 
Heu; bei dö - bei Tage ; bei— Biene; dr6- Trage; z6 
zage; ge-zei-Zeug;^) stö— Versteigerung; stA- Ge- 
rüst; u-w6-das Wagen; Versuch; die Zeitwörtern, 
w^elcheden vorhergehenden Hauptwörtern entsprechen, 
halten die Verkürzung bei z. B. pl6-en- plagen; 
kl6-en-klagen ; dr6-en - tragen ; w^n —wiegen ; 
b6-en liegen ; M-en— fragen ; s6-en— sagen ; u. s. w. 

Nicht allein diese, sondern fast alle Zeitwörter wel- 
che auf gen auslauten bilden sich auf diese verkürzte 
Weise: z. B. le-en— legen; kre-en-kriegenu. s. w* 
Durch schwäbisch bnrgundischen Einfluss ist der 
reine »-Laut cum schweren Zischlaut so seh geworden 
w. z. B. mescht-Mlst; kescM— Kiste; räschi^Rest 
u. s. w. 

^) Im Kanton Redingen ho der Pflug; in Wilz 
hobitz, mit slawischer Endung bits einschneideni 
stechen. 

^) t in s yerschoben. 



Oigitized by Google 



2f1 



Wie noch in einem Theil Niedersachsens, lasst 
auch aosere Mundart das r vor st ausfallen w. 
Ban duscht -Durst ; bischt— Barste; kischt- Kirsche ; 
fischt— Vorderst (angels. fyvsi): haschten— bersten ; 
fescht— Ferse ; kölsch t - Karst u. s. w. 

Durch diesen Umstand wird das angelsächsische 
estr Terstümmelt wie z. B. bacestr - Bäckerin wird 

zu bäckesch ; seamestr— Säumerin wird zu semesch 
u. s. w. frei-esch, waeschesch, u. s. w. sind also 
angelsächsisch gebildet« 

Dia Vokalbrechung der angelsächsischen Sprache 

in ea, ia, eo, io, ie findet sich in unserer Mundart 
wieder, hat aber eine ganz andere Entwickelnng 
durchgemacht und ist vielfach in Dehnung überge- 
gangen z. B. dream— Traum in drftm; aeam-Saum 

in sam u. s. w. Die Brechung eo ging in ie über 
z. B. ceorl— Kerl wird Kierel. Feohtan— fechten in 
fischten ; u. s. w« aber auch in ee z. B. deor - Thier 
in deer; georn— gern hi gito u. s. w« Nicht überall 
wird gleichmässig gebrochen, so lautet Korn oft 
Köir u. Kuor; gedöicht - gedacht ; lieder— Leder ; 
liewer— Leber ; liewen— leben während für letzteres 
im Oesling sogar leaven gebraucht wird ; luoden und 
loaden für Laden kommt vor und loid für Lade. 
K6ider u. Kuoder für Kater. So ist paürt und poirt 
für Thor gebräuchlich, während pisertchen als Ver- 
kleinerung wieder anders bricht. Höin und Huon 
det Hahn formt hiäntchen— Hähnlein u. s. w* 

Die Brechung hat in der luxemburger Mundart 

einen viel grössern Umfang angenommen, wie in 
der altangelsächsichsen Sprache, wie dieses die fol- 
genden Wörter beweisen. 

Woid— Wade; moid— Made ; spoid— Spaten ; bloider 
— Blatter ; schoir— Schare (Pflug) ; stoil— Stahl ; 
k6ifr-Kafi; koider— Kater; scheid— Schade; nöis— 



Oigitized by Google 



978 



Nase; wois— Wasen; hois— Hase; nöibeL— Nabel; 
weis— Wachs; a. s. w. 

M&rder* Iförder ; m&wel - Möbel; ierter^Oerter ; 

Iferd - Erde u. s. w. 

Wie in unserer Mundart die Brechung der Vokale 
eine recht unbestimmte ist, je nach der Gegend d. h. 
nach der örtlichen Mnndart, so war aoch bei den 
alten Angeln die Brechung nicht iiberall gleich ian. 
ea, io u. eo u. s. w. wechselten und man hat oft 
von einem Wort 5 Schreibweisen. Hierin gleichen 
also die Loxembnrger ihren alten Stammgenossen. 

Eine yoUständige Ghrammatik unserer Mundart 
hier zu entwickeln ist nicht unsere Aufgabe, wir 
müssen uns auf Vergleiche beschränken um zu be- 
weisen dass unsere Mundart eben eine angelsächsische 
ist. Wir nehmen zuerst das persönliche ^ Fürwort« 
dessen wir bereits oben gedadit haben und setzen 
angelsächsisch und luxemburgisch zum Vergleich 
neben einander. * 

Einzahl. 

Angels. Luxemburg. Angels. Luxemb. Angels. Luxemb. 



ic 

imin 
& ime 

mec 



ech 

mein 

mir 

mech 



thu du 

thin dein 

the dir 

c4 Ithec dech 



& 



hi 8i 

hire von 

weiblich.) hir hir 

hi,hy H 



he 


h&n 


his 


V. him 


him 


bim 


hiene 


hi^n 


hit 


hat 


his 


him 


him 


him 


hit 


hat 



• 


/we 


mir 


i 


Yusar 


eiser 




ins 


eis 


• 


Ins 


eis- 



a 

o 



MehrzahU 

ge dir 



ewer aorer 
eow deren 
o^i'Ueowic 



Urer 



^h 



fehlt si 

Ihira 
(hiere 

him hinnen 



Digitized by 




Wie aus diesem Schema hervorgeht hat sich das 
aDgelsächsische zum grössten Theil erhalten und 
Dar die liegendgedruckten Worte sind schwäbisch-bur- 
gandisch. Das Hilfszeitwort «sein» ist im loxem- 
burgischen Im Presens aas amlaatenden and Gon*- 
juctivformen des Angelsächsischen zusammengesetzt 
Das üüifszeitwort dun (thueo) lautet im Praesens. 
Laiembarg. Angelsäcbs 
don (da) do 
(t) dest 



deth dedh 
dan don 
dot dod 
dan • don. 

Da der luxemburgische Imperativ adu» auch ge- 
braucht wird, und dieser der 1. Person praes. gleich 
isty so stimmt das angelsächsische vollkommen mit 
dem laxembargischen überein» was mit keiner an* 
dem germanischen Sprache der Fall ist. 

Das Hülfszeitwort gin (geben) wird für werden 
genommen und man gebraucht es in diesem Sinn 
z. B. hien as major gin, er ist Major geworden u. 
8. w. Es wird angelsächsisch conjogirt wie das 
vorstehende dan. 

gin gebe / gof 

ges (t) gibst l gofs (t) 

Presens. \ «f^ 8*^. Pr^t. ! ^ 
gin geben i goven 

git gebt r goft 

gin geben. \ gofen 

Man sieht, dass diese Form eine genau dem Angel- 
sächsischen entsprechende ist und ganz von dem 
hochdeatschen abweicht. Nor in der 2. Person 
Einzahl fällt t aas Nachlässigkeit weg, doch liegt 
kein Grund vor, in der Schriftsprache es ebenfalls 
zu vernachlässigen. 



Digitized by Google 



280 



Ganz dem angelsächsischen entsprechend sind die 
Worte da/"— taub; däf—isiule; 5^m— Saum; räf (w) 
Raub; Iftf—Ijauf; dräm -Traum; häf— Haufen; staf 
-Staab; Ktf-Kanf; l&f -Laab; gUif-Glaobe; r4f— 
Raofe; M-Praa; kift— Klane n. s. w. Die alle im 
Angelsächsischen gewöhnlich ea haben wie z. B. 
dream, s6äm, Traum und Saum u. s. w. folglich 
mit keiner andern germanischen Mundart als dieser 
za vergleichen sind. Wie im niederdeutschen nnd 
angelsächsischen, ist aoch das p im Anlant geblieben 
wie in pond— Pfund; pän- Pfanne; p^rt— Pferd; 
ploschter- Pflaster; plekken- pflücken s. w. 

Ebenso das eingeschlossene p in lUappen - klopfen; 
rappen-rapfen; keppen - köpfen ; stoppen— stopfen; 

happen— hopfen (von hap = Hopfen); a. s. w. 

Ganz abweichend von allen deutschen Mundarten 
lautet 0 in a um, z. 6. rack— Rock; kach— Koch; 
stack^Stock; lach -Loch; lackelen -locken; trach 
—Trog; schappen— Schoppen ; tirt— Torte; Klack— 
Klocke; haff-Hof; hatt für Hotte, wovon wieder die 
meisten dem Angelsächsischen entsprechen. 

Sagegegen umgekehrt wird & zu ö oder öl iu 

bröt^Braten; dr6ht— Draht; löd-Lade; rdth— 
Rath ; schof - Schaf ; d6tb - That; schrom - Schramme; 
oder w(Ms - Wasen ; nois Nase; höis— Hase ; wöid— 
Wade; möid— Made ; bloider— Blatter; schöir— Schaar 
(Pflug); schöid- Schade; stöil— Stahl; h6in-Hahn; 
söibel (Sand) Säbel; föibel -Fabel; nöibel-Nabel; 
nöim — Name; söim-Sarae; (dieses auch einfach 
söm); nöicht — Nacht (davon abweichend nöits— 
nachts); röim-- Rahmen u. s. w., dass hier eine 
seibstständige Entwickelung statt&md, ist ausser 
allem Zweifel. 

Im Umlaut sind die folgenden Bildungen merk- 
würdig. Es lautet um i in a: 

fank-Fink; langer— Finger; wanter— Winter; 



Digitized by Google 



281 



wand— Wind; Eand-^Kind; mat— mit (präpos.); rate 
—Ritze; ballern— BillerD (^Zahnfleisch) ; sangen — 

singen; schwammen— schwimmen; span— Spinne; 
granci— Grind; gewannen - ^^ewinnen u. s. w. 

Dasselbe mit Ausweriung des d 

fannen— finden ; bannen - binden ; hannen —hinten; 
lannen— linden (von Undenholz) ; lann— Unde; man- 
nern- mindern; blann— blind; wan -Winde; ranner 
—Rinder; Kanner — Kinder u. s. w. 

Umgekehrt lautet a in i um, z. B. Siounler— 
Sammler; limpert— Lampert; Klibber- Klapper n. s.w. 

Es werfen femer d ab: 

lenn— Lende ; konn - Kunde ; stonn — Stunde; kön- 
nig—kundig; gesenn— Gesinde; hänn -Hände; honn 
—Hunde; länner— Länder; schenner— Schinder; sön- 
ner— Sünder; bönner- Binder; Zänn - Zähne (zant); 
won-Wnnde; wonner— Wunder u. s. w. 

Ebenso wird t ausgeworfen in : 

Sciieller— Jj^'chuUer; Biller— Bilder ; äl— alt; kal— 
kalt; 141 -Falte; bal-bald; h4ien— halten; mUer— 
Halter; mul— Mulde; sölen selten u. s. w. 

Die Zeitmaasse unserer Mundart werfen alle 
Theorien über den Haufen: Es sind kurz: 

spülen - spielen ; fiUen — fühlen ; killen— kühlen ; 
Wullen— wühlen; wnll— Gewühle; spulten— spühlen; 
ruffen— rufen; dillen- dielen; miUen— Mfihle. 

Umgekehrt werden lang: 

fälen— fallen ; raft'n - raffen; gafen - gaü'en; baken 
— backen; wafel- Waffel; Schaf— Schaff (Kasten); 
Äf — Affe ; m4chen • machen ; kr&chen - krachen ; 
lächen^lachen ; d4ch - Dach ; dr&ch - Drache; u. s. w. 

ferner: Zang-Zange; lang— lange; bang— bange; 
stang-Stange; säk-Sack; pak-Pack; schlang - 
Schlange; fläm— Flamme; {^— Gasse; spas— Spass; 
näss— nass; glÄs— Glass; b&s-Hass; bfts— Bass; 
fös-Fass u. s. w. 



Digitized by Google 



282 



fri^ssen— fressen ; mifessen— messen. 
Merkwürdig ist dass lassl io unserer Himdart 
168 1 ist; aber los ist bei uns lass; — 
N wird aasgestossen in: 

Zwir - Zwirn ; bir - Birne; gar -Garn ; glfer-gern; 
kii^r— Kern; huor oder hoir— Horn; küor, koir— Korn; 
sttr-^Stime; stfer— Stern; bar->Bom; d&r— Dom. 

i vertieft sich in 6 

fent -Finte; tent— Tinte; lens— Linse; ken— Kinn; 
lenk - link ; zen - Zinn ; mescht - Mist ; kescht— Kiste; 
lescht— Liste; met— Mitte u« s. w. 

ü lautet um in e: bessen-biissen; ftss— FQsse; 
sess -süss; messig -mflssig; wtecht— wüst; ness^ 
Nüsse; plekken— pflücken ; kessen - küssen o. s. w. 

Gleck—Giück ; becken — bücken ; steck— Stück; 
drecken - drücken. 

Merkwürdig ist der Umlaut von i in o z. B. : 
Schöbe - Schiebe (Mutterschaf in Schobermesse, wor- 
über später Mehreres); Schirc (Shire) bürg in Schore- 
bürg; Wiliz in Wolz; ferner in Urkunden Sommer 
für Simmer (Maass). 

Umgekehrt Schib -Kittel aus Schaube; Miöseler 
fQr Moseler. — 

Das g fällt aus wie im Angelsächsischen Ren für 
Kegen; Senen - segnen ; also auch für Segni (Yolks- 
stamm) Seni, Senningen (siehe Urgeschichten). 

K61-Kegel (engl. Kayle, Kiie, Keil); zill-^Ziegel; 
Wß im engl, higel in hill n. s. w. 

Besondere Veränderungen untergehen, wobei ch 
wie i gesprochen wird. 

joicht— >lagd ; gedoicht - gedacht ; geloicht— gelegt; 
nolcht^Nacht; schloichten -schlachten; drdcht- 
Tracbt; veroicht— verseht; broicht— gebracht; weicht 
—Wacht ; 

vermacht— vermacht (Testament), gemach— (ie- 
mach sind Ausnahmen. 



Oigitized by 



383 



Abweichende PluralbilduogeD zumal verkleioernd 
sind : 

Krausel- Locke; Kraiseloher Löckelein; haos - 
haiser; laus lais; faoscht, laischt Fäoste; maul — 
mailer; Raul Kailercher; maus-mais; o. s. w. 

(Auf dem Lande meist ei). 

Das weiter unten folgende Vocabilarium gibt eine 
Uebersicht der Doch lebenden angelsächsischen Wör- 
ter in unserer Mundart« die auch ebenso gut kim- 
bnscber Abstammnng sein können. 

Die Einwirkung einer schwabisch-burgnndisciien 
oder alemannisch-burgundischen Mundart, hat den 
Zischlaut sch in unsrer Mundart hineingebracht, an 
Worten hat sie nicht viel geliefert; die noch vor- 
handenen, welche unserer und der schwäbischen 
gemeinsam sind, lassen wir hier folgen : 
Luxemburgisch Schwäbisch 

trutschel (drutschel Echter- 
nach) dicke Frauensper- 
son oder Mädchen, trutschel, drutschel. 

tachtel, dachtel , Ohrfeige dachtel. 

knaus, Kruste (vom Brod) knaus. 

räch, Rauch räch. 

Kabes» Kohl kabes. 

lauschteren, lauschen lauschteren. 

rassler, Spieler rassler. 

hudel a fatzen, Lumpen u. hudel Lumpen, fazzelet, 
Fetzen Schnupftuch. 

Siedel, Ofensitz, Muldensitz Siedel. 

S^schter, (Maass) Seschter. 

naupen, Nucken, Launen naupen. 

bansen, draussen bauzen (altschwäbisch). 

billen, bellen billen. 

britschelen, bratschelen 
(vom Braten) bratschelen. 

bratsch, dicke untersetzte 
Person bratschet dick untersetzt. 



Digitized by Google 



284 



Schratif, Schraabe 

lek, Nussschale 

mokelig, rundlicht fett 

geheien, sichtrollea 

dnckelich, heimlich^ sich 
wohlfühlend 

stretzen, spritzen 

Schlemmclien, Riegel 
stroweln, stroteln 
suppen, wenig trinken 
frös^ Homo vorax 
strass, Gurgel 
schmicke, Peitsche 
schmachen sclimecken 



SehnwL 

lek. 

mokelicht. 
geheien. 

dankelich« 
stritzen 

Schlempchen. 

strabbeien. 

snpfen. 

frös 

stross 



smacke 

schon mittelhochdeutsch 
Schmach Geschmack 

Der Metzger gehi ins Gäu wie in Schwaben (Algäu) 

eppesy etwas ebbis 

Zonkschlöflerchen, Zaun« 

kODlg 

lala, Simpel 

gässel, kleine Gasse 

mausel, Kosenamen für kl* 
Kinder 



Zaanschlapferl 

lala 
Gässel 



mausel 

gell nnd gellig rrio par 
geizen 

heilecli m. h. d. hileich 
hentsch 
snss 

geschna-et 

treppelen 

heiltum, ReUquise heiltum 

geckige Klee, gelber Stein- gsegker Goldfind gaegk 
klee goldig gelb 

Kibo der Gott des Meeres gehört den Schwaben und 
AiemaDuen 

ander. Enter anter (griech. Outhar) 



gelle, ^elleg rein, unver- 
mischt von Getreide 

geizen, verschneiden 

heilecht, Heirath 

hentsch, Handschuh 

soss, sonst 

schn4, Reisig 

treppelen, kleine Schritte 
machen 



Digitized by Google 



285 



auch unser ((geltduo ist schwäbischer Abkauft 

huzel, altes Weib liuzel altes Weib und ge- 

trocknete Biroschüitzel 

resch (rösch), spröde vom 
Brod) rösch 

kreischeD, weinen kreischen 

kreeschy Schrei kreesch 

kraudeg, mürrisch (zornig) krandeg, zornig 

krausei, Locke m. h. d. Kriusel • 

mäsch) HanisamUng mäsch 

monkegy mürrisch Zeitwort Munken ver- 

driesslich mürrisch thnn 

mir, Pers. Hehns, wir mir 

Die slawische Bevölkerung, die Welitabi (Wilzen) 
haben nur einige Worte hinterlassen. Köb Habe; 
i'bnäe^— Grendel, Riegel ; ^a/a- Dummkopf; kolla-* 
Narr ; zara (cara) - Hexe, Zauberin ; altes Weib ; auch 
Schlampe; Pt7o - Dompfaffe slaw. bülow. Ferner ist 
in Wilz noch die slawische negation, mik)) nicht, 
im Gebrauch ; dif^ slawische Uebersetzung von Kops- 
tall— £op^c (Kopiesch); lec (lesch) bedeatet. wie 
Stall die Gestellnng. Vielleicht ist Kasetoeik— Jacke 
von den Wilzen herrührend; hasaika ist slawisch 
Frauenjacke, — Das Wort Äo&i^— Pflug ist halb 
slawisch. 

Ansser diesen nachgewiesen als nicht mehr in 
Gebrauch oder verständlich sind ccna&o»- Himmel 

und lod das Eis. (Peter v. d. Loden). 



Vergleichende Wortsammlnng. 

' Anmerkung. Ohne Bezeichnung Altenglisch. 

Mit I angelsach. Mit e englich, alt. sächs. altsächsisch. 
Die Worte in den verschiedenen Ortsmundarten hier 
anzuführen ging nicht an, eine einzige Aussprache 



Digitized by Google 



ist als genügend anzanehmen, die Mundart der 
Hauptstadt ist mehr beinflasst von Aussen als die 

der Landorte. 

Man vergleiche die Wortsammlungen von Thorpe; 
Grein; Znpitza; Wüikert; Leo; Heyne. 

Luxemburger(Letzeburger) Altenglisch, Angelsächsisch 
Mundart. Neuenglisch u. s. w. 

eis, OS, uns us (I); 

61, Aal ael (I), el, Aal; 

eidel, leer idel, leer, nichtig; 

etterbeen, Eiterbein (Krank- 
heit attorban (I), ettorban; 

sesch, seschen, Asche esch, Asche; 

e-weg, fort aweg, fort; 

toig (ömig), wund omig (I), wund; oma (I), 

Ausschlag; 

em, lern, Oheim (Oesüng) eam, sem, eem, Oheim; 



eg. Aehre (Spitze), 
ewen, übwen, eben 
^bren, pflügen 
nerven, erben 
jfevel, uebel 
aur, Stande, Uhr 
or, oder 
ai, Axt 
benk, Bank 
bled, blöde 
bam, Baum 
biden, Bütte 
be-en, biegen 
biV, Bahre 
brodref, Brodgestelie 
bei, Biene 
box, Hose 
bak, Gefass, Trog 
blö, blau 



eg und egel (I), Spitze ; 
even, efen, eben ; 
erian (I), pflügen; 
yrfan (I), erben; 
yfel (I), uebel; 
oure, awre, Stunde; 
or (e), oder; 
ax (e), Axt; 
benc (I), Bank; 
blead (I), blöde; 
beam (I), Baum; 
byden (I), Bütte; 
bd-en, biegen; 
beer(e), Bahre; 
brodreaf ; 
bey, Biene; 
box^ Hose; 
bac, dasselbe; 
bla, blo, dass.; 



Oigitized by Google 



287 



bril, altes Geläogniss (Mon- beriell, Grab (Bergung), 
dorf) bril heisst auch niederd ; 

^rülly UmzäaniiDg Gefängoiss im Bosch (Hoi- 

land); 

bei» Bremse, haraspel (harasbel) d i. Horse-bel 

[Pferdebremse ; 

boUe, Becher, Trinkbecher bolla (I), Trinkgeschirr; 

br^th, Brett bred, Brett; 

bred't, Breite bredet, hBreite; 

verblatzen, bleich werden Uat (I), bleich; 

beer, Bier beer, ber, beor (I)» Bier 

böo, Bogen bön (I), Bogen; 

besichen, besuchen bisechen, besuchen; 

besem, Besen besem, Besen; 

babbeleo,. schwatsen bablen, schwatzen ; 

blAchen, bleichen bltehen. bleichen; 

butzen, bützen, bitzen, 
flicken botsch, flicken; 

bür, Brunnen bur (I), Brunnen; 

brandrud, Brandbock brandroda,braDdrede> das- 
selbe ; 

bri't, Brühe (siehe am Ende) bryden (brydhen)> (Brühe); 
br6. Kante, Saum brow, Kante, Rand; 

breck, Brücke brycg, Brücke; 

brücken, geniessen brucan (1), geniessen; 

backera mächen; aus bac d. i. Topf und Kara (cara) 
Sorge, daher Sorgentopi, Kummertopi. Kümer- 
liches Essen. 

da» Thau daw, Than; 

dir, düir thyr (I), dürr; 

deischter, deister (Echter- 
nach), dunkel theister, dunkel; 

dir, Thüre dyra, Thüre; 

däg, cm do, Tag, am Tage, dag Tag, day (e) Tagt 

mändag (m^ndeg), Montag mäendieg I Montag; 

Das angels« dadg in allen Wochentagen anch in 
wiertQg Werktag ; metteg Mittag anch abgekürzt 
wie engUsoh: mto-d^, mettes 8. w» 



Oigitized by Google 



288 



(läl, dält, Thal 

TheU, ÄQtheU 
dreps, Tropfen 
drof, Bodensatz 
deef, Dieb 
d4f, taub 
diren, dornicht 
dichteg, tüchtig 
dol prächtig 



dal, Thal ; 
dael, del, Theil; 
to drip (nS Tropfen ; 
draf, Trabes (e) ; 
theef u. deef, Dieb, 
deaf (1), taub; 
thyrran (I), dornicht 
dyhtig, tüchtig 
dol desselbe. 



Dredeg, verdrossen ist vom angels. threodan, über- 
drüssig sein ; das Adject. muss threodic oder 
threodig gelautet haben. 



drams^, Stemmsäge 
deer, Thier 
theiten, toten 

teissel, Deichsel 
tewrg, lauwarm 



trammse, Stemmsäge; 
der, deor (I), Thier ; 
thytan (I), toten; 
thisle, Deichsel; 
tewe, lauwarm. 



Tierteg d. i. rauhes Tuch von angels, teart rauh, 
also eigentlich Tiert^töch« 

tür« ttroheDiThurm^Thürm- 
chen tnr, Thnrm; 

traufei, Kelle niederd. trofel (e); trowel. 



tet, Weiberbrust 

tick, Eigenheit 

tottelen, schwatzen 
dentlich) 

taddeler^ Klatscher 

tibi, betrunken 
tretz, tress, Flechte 
tsessel, Haufen 
töcken, anstossen 



(un- 



teat (e) ; 

tick (e. u. niederd.)) dass.; 

tottle (e), schwatzen ; 
tattler (e), Schwätzer; 

tipsi, bezecht; 
tress, Flechte; 
tas (I), Haoien ; 
thycjan (I), anstossen; 
trip (e), Darm; 



treip, Darm 

troat, Röhre von Baumrinde 

für Früchte troat, von Röhren; 

das Wort bedeutet Röhre; 
tode, Auflauf tohte (I), Gewühl; 

dMleg, tödlich deedlichy dass. 



Digitized by Google 



289 



deiwel, Teufel 
dauw, Taube 
dr&m> Traam 
dreehen, trocken 
dm, Brett 
deier, t heuer 
däft^, geziemend 
dreiwen, treiben 
trew, Balkeb 
Aap, Maulschelle 
flesch, Fleisch 
falschhed, Falschheit 
fefer» fever, Fieber 
feier, Feier 
lur, Furche 



dewel, dass. 
dowe, Taube; 
dream (I), Traom; 
drege, trocken; 

thill, Brett; 

dyre, deor (I), dasselbe; 
deftig ; 

driyen, drifan; 
treoBanm, Balken,Stamm; 

Aap (e), dass.; 
flesh (e), flaesc(l); 
falshed; 
fefer; 

lyr (spr. feir), (e), Peoer; 
furh, Furche; 



f^hteren, festeren, (£ch^ fester u. fester aofziehen 



(ernähren) 

tter (1), Schreck; arfseran 

(I), erschrecken; . 
frend, Freund; 
fresch, frisch; 
fremm, fremd; 
farde (e), Schminke; 
feor (I); 
folling, mill; 
fyrhtan, furchten; 



temach) aufziehen 
ertAren, erschrecken 

frend, Freund 

fresch, frisch 

frfem, fremd 

fftrd, Schminke 

feer, vier (Num) 

follmillen, Walkmühle 

flirten, fürchten 

Yerflemmt ist verloffen^ es ist also «tv erflemmte ügener» 
Wortüberflnss; englisch ist flam die Lüge, es 
haben also die Luxemburger das Adjectiv bewahrt. 

ful, fugel, (Mosel) Vogel fuel, foul, fougol, Vogel ; 

fra, Frau frea (I), Frau; 

fleen, fliegen fleen; 

Asel, Flegel flall (e) ; 

fl6, Fliege flie, Fliege, fly(e); 

flesch, Flasche flesh, Flasche; 

feren» führen feran, führen; 

13 



Digitized by Google 



290 



todero, Faden 

fidel, Geige 
fudder, Futter 
gabber, Schwätzer 
gäpsen, gapen, gähnen 

gobele (t), Tasse 

goid, Gegenstück, Gleiches 

gafel, Gabel 

gof, Gabe 

gen, Versteck (Boden der 

Scheune) 
gern (Dirne), Mensch 
gon gehen, 
gök, Gauch 
gelleg, Freude 
giM, gelb 
gam, gum, Gaume 
genog, genug 
bap, Hopfen 
bauscht, haust, Haufen 
hunn, Ernteschluss (Ende) 
hosehendel, Strumpiband 
hoimer, Hammer 
häm, Schinken 
häd , Kopf (von Gemüsen) etc. 
hamsehank, Schinkenbein 
hidden, hüten 
hechy hoch; hecht, Höhe; 

hell, Hölle 

hereii, liöreu 
hi^selter, Haselstrauch 
hunneg, Honig 
hör, boir Haar 
h6r, Hure 
hos, hois Strumpf 



fsBdm, Faden; 

fidele, Geige; 
lüddur (1); Futter; 
gabber, dass. ; 
geapan (I), dass.; 
goblet, Becher; 
gäed; 

gaiol Gabel; 
geof Gabe; 

gener (I), Versteck 

game (dschem) Mensch; 
g()n, gan, gehen ; 
geok, Gauch; 
von gayly, fröhlich; 
gialu, gealu (I), gelb; 
goma (I), dass.; 
genog (I), dass.; 
hop (e), dass. ; 
host (e), Haufen; 
hunn (I), Ende, Garaus; 
hosebend, Strumpfband; 
homer, dass,; 
häm, dass.; 
head (I), Kopf; 
hamscanca (I), dass. ; 
hiden, hüten, hydan (I); 
heg, hegh, hoch; heghd, 

Höhe; 
hell, Hölle; 
heren, hören ; 
hcxseltre, dass. ; 
huneg, dass.; 
hör, Haar; 
höre, dass. ; 
hosa (1), Strumpf; 



Digitized by Google 



hengeren, hungerD hyngriaD (I), dass. ; 

balf, halb half, halb; 

hlfeweD, heben hewen, heben; 

hackelen, stotteren to hack (e), stottern ; 

hick, heck, hackyScbiuchzer hick, Schluchzer ; 



hok, Hacken 

höf. Hu! 

hiltscb, Griff 

heleg, heilig 

hei, heil (ganz gesund; 

h^, Heide 

h^, Haide 



hok, Haken; 
hof, Huf; 

hilt (I), Griff; 
haeleg, hasleg (1) ; 
hele, heal (I), dass.; 
hfiedh Heide; 
hsedhen (I), Halde ; 



hM, Hacke, Haue und hei Feuerhaken sind ebenfalls 
niedersächsisch ; 

him, hir, hire u. s. w. siehe unter Persönl. Fürwort 
im Text; 

cow (I), (cy I) Kuh ; 
ceof, £afi; 

cjning (I), cineg, aliMmbr. 
king (kineg) ; 

to crackle (e), crick, creek (e) 
knistern, knarren; 



kö (Mehrz. ke) Kuh 
köif, KaS 

kinek, kining^ König 
krekelen, knistern 



kramp, Krampf 
kamp, Kamm 
kichen, Eüche 
kafeoy kauten 
kes, ches, Käse 
kteer, Kaiser 
kar, Karre 
karpy Karpfen 
kläpper, Klopfer 
kläken, Knallen 
klak, Glocke 



crarap, Krampf; 
camb, Kamm; 
kichen, Küche; 
chafere (I), kaufen; 
cheese (e), Käse; 
cacsere (kesere I), Kaiser ; 
car, Karre; 
carp, Karpfen; 
clapper, Klopfer; 
to klack (e), dass. ; 
clock (e), Glocke; 



kledy kleden Kleid» kleiden clsed (I), ciedhen, Kleid, 

kleiden ; 

kLfeTen, kleben deven, kleben; 

klammen» Uettem Glameren(I), toclamber(e) 

klettern; 



Digitized by Google 




kallen, schwatzen 

kescht, Kiste 

kesseD, küssen 

kiU, Chili, kilt, kühl, Küble 

Keel, KßgA 

krenkelen, Schnörkeln 

Rferel, chierel, Kerl 

Kirech, chirech, Kirech 

Knapp, Knäppchen, Berg- 
kuppe 

Knap» Knopf 

Kn6, Knie 

Kneif, Messer 
kneden, kneten 
Knoit, Knübt, Knothen 
knappen» Stessen» schlagen 

Kro, Krag 
Kreisch, Krücke 
Krok, Haken 
krowelen, kriechen 
krek» Spalte» Kerhe 
kwacksen, tremnlare 
Klo, Klaue 
lo» da 
la, Lange 
16» Lage 
leen, lügen 
laf, Laub 

ver-l^f, Jtirlaubniss 
kiw (loü), Lob 
toft, Lnft 
leif, Leib 
leder, Leiter 
Wen» leiten 



callen, schwatzen; 

cesh Kiste; 

kessen, küssen; 

chil, kühl; 

Keel» call (e)» Kegel; 

crancele» crincele, Schnör- 
keln; 

chirl, Kerl; 

cyrice (I), church(e) Kirche; 
cnaepp (I;» dass 

knap» Knopf; 
Kne, Knee. Knie; 

cnif, Messer, Iränk. canif; 

kneden, kneten; 

Knot, Knoten; 

to knub» to knnhbl» (e) 
schlagen; 

crohh, croei, Krag; 

cryce (sp. crytsch) Krücke; 

crok, Haken; 

crowl» kriechen; 

crack (e)» Spalte; 

cwaccian (I) das.; 

cla, claw (e), Klaue; 

lo, da; 

leah» Lauge; 

low» Lage; 

ly-en, lügen; 

leaf (I), Laub; 

leaf (I), Erlaubniss; 

lof» Lob; 

loft nnd lyft, Luft; 

lif (I), Leib; 

hlaeder (I), Leiter; 

leden, leadan» laedan (1), 
leiten ; 



Digitized by Google 



293 



leng't, die Länge lengdh, Länge; 

lei lieb lef, Ueb; 

leftoD lüften leften» dass.; 

lei-en liegen leyen» liegen ; 

lenneblud, Fettschmelze aus dem angels« lend, iind 

[Fett — 

liewer, Leber liver, lever, Leber; 

ge-leschten, (ge-lesten) lesten, gelosten; 
leschten (lesten), der Letzte lesta, Letzte ; 

IMlech, widrig, vom aogels. ladh u. ladhlic, widrig; 
das holländische lelyk, hässlich ist contr. aus 
dely^i fränk. Is^ (laide). 

liecbt, leichtsinnig ligt, lycht^ leichtsinnig 

liecbt, leicht Ugt, leicht; 

lachen, lachen laghen, lachen 

msert, die Verlobung, vom angels. maerran, feststellen, 
übereinkommen. Das Wort bedeutet «Vertrag», 
überhaupt ist msert jeder Vertrag, dafür war maerten 
d. i. St. Martin der Vertragsheilige; am 11. No- 
vember wurden alle Pachtverträge in der Land- 
wirthscbaft abgeschlossen. 

meinen, mahnen monian (I), dass. ; 

moin^, manch, mannich monig (I), mannich ; 

m&r, reif, mürbe mear (I), mürbe; 

mei-werrig meinerTreu von waer (I), Treue; 

meck, Mücke micg (I), Mücke; 

m6, mehr msA (I), mehr; 

mtecht (mtet), meist matet (I), meist; 

mell, weich mellow, weich; 

millen, Mühle myln (I), Mühle; 

med't, Mitte mid (I), Mitte; 

mets, Speise, Essen mete (I), Speise Essen; 

mescfa, Spatz msesc (I), Spatz; 

metsch, Brödchen miche (spr. mitsch) (e), 

Weissbrod ; 

min, Miene, Haltong mien, Miene; 



Digitized by Google 



294 



m&rder, Mörder myrda (I), Mörder; 

mös, Gemüse, Mass mos (I), Gemüse; 
nabbelen, omgelaatet ans engl, nibbelen, nagen; 

Ddeleg, kaum neahlic, kanm; 

nelen, nageln nailen ; 

nen, nein naen, nein; 

nol (pl. n^l), Nagel nayl, Nagel; 
newescht (newest), neben neawist (I), neben ; 



noim Name, 
nois, Nase 
neipen, neigen 
nemmen, nur allein 

n6deg, nöthig 
noif, Nabe 



nome, Name; 
nose, Nase; 
hnipian (I), neigen; 
nemme (I), nnr allein; 
n6dlg, nöthig; 
nafu (I), Nabe; 



pseklesch Betrügerin, angels paccelestre von paeke- 
len betrügen, angels. paecan und be-psecan ^ 
betragen. Davon pakeljes p&k, betrügerisches Ge- 
sindel. — 

peinapel, Thurmknopf (Pi- 
nienapfel) pinäpie d); 

peil, pilaster Stütze pile (spr. peile) (e), dass.; 

piwitscb, der Kiebitz pewit (e), Kiebitz; 



puffeg, aufgeblasen 
pile, Haufen, Stoss 
plö, Pflug 
pillem, Kissen 
pachen, flicken 
päd, Pfad 
plekken, pflücken 
petz, Brunnen 
pnll, Pfütze 
prof, Probe 
pratz, Klane 



puffy (e), dasselbe; 

pill (e), Haufen; 

ploh, Pflug; 

piiewe, Kissen; 

to patsch, pacche(e),da8$. ; 

päd, Pfad; 

plucian (I), pflücken ; 

pyt (I), dass 

poll, Pfütze; 

proof (e), dass. 

prace (nach Torpe)(praze); 



pudelo, im Wasser patschen to puddle, patschen; 
pap, Brei pap (e), Brei; 

rawen, rauben rawen, rauben; 



Digitized by Google 




rtn, Regen ren (I), Regen; 

ro, Ruhe roo, Ruhe; 

roffig, schorfig hreoflic,hreoflig(I)schorfig; 

bromsen be-romaen ; bereifen, angelautet aas angels. 

be-bryman bereifen, 
reder, Rathgeber red, rsed, rede Rath ; 

reil, Querriegel rail (e), Riegel; 

reren, rühren hreran (1), rühren; 

renken, Betrügerei, Ränke wrence (I), dass. ; 
ritchen Hand ist Terldeinerang von angels. rydde 

Hund (Rüde), 
re, roh reaw, roh; 

redeg, Rettig raedec, dass. ; 

reider, Sieb ridel, ridlen Sieb, siben; 

r6men, ungeheaer, weithin rAme aasgedehnt, weit- 
verbreitet; 

rimen, ri^men, zählen im 

Karteospiei ryman (I), zählen; 

sen, Sünde sen, Sünde aach syn ; 

s^hen, Sage segen, saegen (I), Sage ; 

siewen, sieben (Num) sewen. sieben (seofon 1) ; 



seif, selbst 
selwer, Silber 
senner Sünder, 
s^sel Siechel, 

summer, Sommer 



seif, dass. ; 
selwer, Silber; 
synner, Sünder; 
sessel, nieders. Sichel; 

sumer, Sommer; 
sefe, Sieb; 



sef, Sieb 

sog,MiIchzam Sängen haben soc, dass.; 
seid wahr ungelaatet von sod (I), wahr; 



schadderen, frösteln 

schmoken, rauchen 

sch6, scheu 
schlefing, Schlafstelle 
schnep, Schnepfe 
soholcken, stossen 



shadderen (e), dass.; 

smeocan (I), smoken (e), 
dass. ; 

sceoh (I), scheu; 

scleping (e), dass.; 

snip, dass.; 

shocken, stossen shock 
stoss; 



Digitized by Google 



296 



sehen, schön shen schön; 

scblader ¥om Koth bespmt sloteren, brapritzen ; 
8&m, Saarn seftm (I), Sanm; 

soidel, Sattel sadol (I), Sattel; 

sieben, suchen sechen, suchen; 

sideL Sessel aogels. sitle vei^Ieiche aber aach das 

schwäbische oben ; 
schaf , Schaube scea! (I), sheaf (e) Schaube; 

schek, Hülse shake (e), Hülse; 

schadderegy zerbrechlich /shattery (e), brüchich; 
Bchadderen» abgebrochen) shatter, zerbreche; 
reden ) shatter brained^gedanken- 

\ los; 

schelleg, schuldig sceldig (I), dass.; 

sched, Schatten scaed, sced (I), dass.; 

scheid, Schild sceld, Schild; 

soschter(808ter), Schwester soster, Schwester; 

sin, sehen sen, seon, sehen; 

schnaur, Schnur (Schwie- 
gertochter) snöru (I), snor, dass« ; 

sAchta.saht9 Krankheit saht, Krankheit; 

spoid) Spaten spad, Spaten ; 

spiren, spüren spiren, spüren; 

spechel, Sommersprosse 
(mirl) spekle, Sommersprosse; 

spengel, Stecknadel spingl, dass. ; 

spreden, ausbreiten spreden, dass.; 

sprei, Gräthe sprai, Spitze, Sprosse; 

spien ter, Splitter splent, Spahn; 

steipen, stützen stepan (I), stutzen; 

Steider, 8t&ber stiver (e), Staber; 

stilchen Pranger; nur den Angeln als stilcan be- 
kannt (bei Thorpe); 

Stack, Stock stace, Stock; 

st6r, sfa(br» Stern sterre« Star (e), Stern; 

stibrwen, fiterbea sterwen, sterben; 



Oigitized by Google 



997 



ftemm, Stimme stmnn, Stimme; 

stre-en, streuen strewen, streuen; 

stree Stroh stre, stree» Stroh; 

strepp)en, übervortbeileD» 
abziebeo strepeOt dass. ; 

gtnfewen, strebeD striTeii, ftreben; 

soo Q. SQD, Sohn sQiiD, Sobn; 

Suppen, schlürfen, nippen supen, schlürfen, suppen, 

nippen ; 

ge-schwell, Geschwulst geswel (I), swell (e). Ge- 
schwulst ; 

stoppen, stopfen stop, stopfen; 

schei,8cb:fel,8chaale,Riode shel (e). Schale, Rinde; 
warp, Weberauhng warp, dasselbe; 

waessig, Molken hwaess (I), Molken; 

wak, Feldstein (Wacke) wake (e), Wacke; 
wellen, toq Wolle wyUao (I), von Wolle; 

weck, Keil wecg (I), Keil ; 

w^, Wegr weye, Weg, way (e) ; 

wesch( West), wüst, hässlich west (I), wüst; 
wei-en, wägen weyen, wagen; 

w§-eD, wiegen wei-en, wiegen; 

Wiek, Docht Wiek (e), Docht; 

wikler, Wetter weder, Wetter; 

wodeleg, lauwarm wede, dass. (wedelig) 

ge-wonnecht, Gewohnheit ge-wana(I), Gewohnheit; 
wnnnen, wohnen wnnniaD (I), wohnen; 

won, (wifon) Zweifel w6n, Zweifel; 
woin, Wagen wan, wain, Wagen; 

wurd, Wort wurd, Wort; 

wli^den, Unkraut ausziehen ist von angels. weod 

Unkraut, altengL wind, wovon wiodan; 
wnor, wo hwar (I), wo. 

Kaebtrag* 

In Urkunden findet sich oder, aogels. edor, eador 
Zann ; pesch ist Irobl ans angels. peracb mit Ans- 

13* 



Digitized by Google 



298 



stossung des r entstanden ; Ferner kommt das Wort 
brölink für ein gebratenes Ferkel vor; es ist von 
broilen, engl, to broil braten, rösten. 

Matek^, matechte vom angels. msete» mate Qaark 
nnd zagleich gering, Qaarkkäse. Das Oheesmates ist 
umgekehrt und in Scheismates verändert. — Das 
Wort ist echt angelsächsisch. 

Hegen in die Höhe beben, engL highen altengl. 
heghen. 

Hewen, hefen sich rahren, to hef e. dasselbe. 

Brüden tür Brühe (Weisthümer) stimmt mit 
angels. bryden überein. 

Heder hard d. i. hadre hart heiter laut z. B. 
lachen, ebenfalls angelsSchsiscb. — Benzeg von 
bennet (brennet) an etwas gebannt sein ; in Urkunden 
«ingebent» eingebannet. 

Noelberg d. i. Feuerberg von nöii (aeol) d. i. 
Scheiterhaufen von neol engl, neal brennen, glühen; 
schwed. näUa Brennessel; dieser Berg biess aach 
Baelberg (bei Vianden) ; bael ist angelsächsisch der 
Scheiter] laufen — 

Hosegen, hoseken (nicht oseken), Flachsspitzen 
von hos s= Flachs und eg oder ecg Spitze^ 




Digitized by Google 




Der Tod in der Mythologie, 
Zwerge, Erscheinungen il s. w. 



Die Zwerge spielen in den Mythologien arischer 
Abkunft eine bedeutende Rolle* In der Edda, welche 
uns als HauptqueHe der germanischen Mythologie 
überliefert ist, findet man an hundert Namen von 
Zwergen angeführt. Das ganze übrige Germanien ist 
arm an Zwergüberlieferungen und sind bis jetzt nur 
wenige Namen gesammelt worden. Unser kleines 
Land ist dem gegenüber, vielleicht reicher als die 
Edda und bedurfte es gar nicht vieler Mühe, um 
hundert Zwergnamen zusammenzubringen. 

Zwerge als Volk hat es bei uns niemals g^ben ; 
ihre Bedeutung in der Sage ist aber uuYerkennbar 
auch dann, wenn man nicht weiss, was es für eine 
Bewandtniss mit denselben hat, denn überall stösst 
man auf Zwergsagen, nicht allein in unserm Lande, 
sondern in der ganzen arischen Welt Da wir jetzt 
aiber in der Lage sind» das Geheimniss der Zwerge 
und ihr Treiben zu entschleiern, wird ihre wahre 



Digitized by Google 



aoo 



BedeatQDg in ihrem ganzen Umfang erst zo schätzen 
sein. Doeh ehe wir znr Lösnng schreiten, wird es 

nöihig sein, dem Leser sprachlich verständlich zn 
machen, woher das Wort Zwerg und die Zwerg- 
namen stammen, d. h. was sie eigentlich bedeuten. 

Wir nehmen zuerst das Wort Zwerg als Gattungs- 
name und weil es am meisten bekannt ist. Nieder- 
deutsch lautet es Dio^r^, mittelhochd. Dwerk, altnor- 
disch dwergr. Die Bedeutung ist ein «Eingeschränkter)) 
oder ^Gehemmter», ein Stillstehender. Ein Einge- 
schränkter ist aber von allen Seiten gehemmt, also 
Eingekreiseter, Beringter, woraus hervorgeht, dass 
dwer ein Ring muss bedeuten. Böhmisch ist z'der 
auch ein Ring. Da nun Kwerch auch ein Zwerg 
bedeutet und Kwerl ein Umrührer d. h. ein Kreiselt 
ist, so ist an diesem Beispiel die Beschränkung oder 
Einkreisung klar bewiesen. In einer Sage der Bre- 
tagne kommt aber ein Zwerg vor der einfach «Kreiss» 
heisst. 

Schon Jacob Grimm hatte erkannt, dass einzelne 
Zwergnamen z. B. nainn auch Tod bedeuten. Da 

wir aber schon nachgewiesen haben, dass Zwerg 
Stillstand, Hemmung bedeutet, so erweitern wir 
ohne Zögern diese Ansicht auf alle Zwergnamen. 
Jeder Zwergname bedeutet also Tod. 

Wie alt unsere Zwergnamen sind, ergiebt sich 
aus ((dwerg», welches früher duerger gesprochen 
wurde, es stimmt mit dem altindischen Durga d. i. 
die Todesgöttin 1 Ein luxemburger Zwergname ist 
Jasmännchen; dieses Männchen ist überflüssig. Jas 
bedeutet Zwerg und Tod und der indische Todesgott 
hiess Jas. Wir haben in einer Sage einen Zwerg der 
Totenmännchen heisst, also kurz «Todt!» — 

In der Edda wird von der Entstehung der Zwerge 
gesprochen: Sie gingen aus den Maden des ver- 
westen Fleisches des Urriesea hervor. Es ist hier 



Oigitized by Google 



tat Made, welches altDordisch madhkr lautet madr 

zu setzen, welches ausser Würmer auch Menschen 
bedeutet. Der Urriese hiess Ymir d. i. Lehm, Erde 
Das gaoze musste so gesetzt werden» dass man eine 
LesQDg erhielt wie z. & : Die Zwerge gingen aus 
dem verwesten Fleische der Menschen der Erde 
hervor, d. h. derTodten. Die betreffende Stelle steht 
in der prosaischen Edda in Gylfaginning. Setzt man 
für Made ein anderes Wort gleicher Bedeutung 
nämlich «Mask», so erhält man denselben Sinn, da 
mask anch Mann bedeutet. — 

Wir lassen hier, ehe wir weiter erklären, unsere 
Zwergnamen, so viele deren verläufig gesammelt 
sind, folgen, um dem Leser einen Begriff von der 
Mannigfaltigkeit zu gelben, deren unsere alte Sprache 
fähig war. 

Alp, 'Aester oder Aster, Eis (Is), Urbicht, Ai, Ol 
(Olig), Echel (Egel), Engelperth, Emer oder Aemer, 
Jas, Jär, Jäkel, Witer, Wark, Bur, Birk, Bart, Brak 
oder Brök, fiombatsch, Begge, Blei oder Bilei, Thamb 
oder Daum, Dwalin, Tömmel, Tömpler, T6i Thrau 
oder Thro, Thile (Tile), Theef (Deel), Dan, Diez 
(Thied), Franz, Frost, Inge, Fuselich, Grave, Graeve, 
GrsBvin, Galer, Goldem&r, Goldkaul, Griesel, Hard, 
Hys, Heide, Hehner, Horn, Hnor, Hör*, Hun, Hang, 
Hupicht, Hespicht, Hup, Hi^nt, Honicht (Honick) 
Höder, Hunter, Hubo, Heinzel, Hurst oder Hyrst, 
Hü oder Hö, Kil, Kelz, Kamper, Kemp, Krel, Kresch, 
Künzigi Kör, K4tz, Le, ix>ngkaul, Lulz und Lnlling, 
Macher, Mill, Mamer, M&r, Kecker, Ruth, Reif, Nain, 
Nuck, Polter, Poler, Pirmes, Plattfuss, Quem, Schadai, 
Schap, Scheuer, Schmelz, Schratt, Steip, Sterpenich, 
Schank, Stolz (Stolt), Sals, Sicker, Zänner, (Zander), 
Kastel, Käthe, Gälz, Gröte, Bichel, Modh und 
Molen, Pyk, Lützel oder Letz, Frokin, (Fräken), 
Spinnmo oder Spannmo. — Spin und Span, Schlse- 
dermö. 



Digitized by Google 



302 



Diese Namen entsprechen alle dem Begriff, ge- 
hemmt oder eiDgeschräokt. Alles was Klein bedeutet 
ist beschrankt. ÜDsere VerkleineniDgssilbeD könoen 
desslialb auch Zwergnamen sein. Die Süddeutschen 
sagen z. B. für ein Männchen ((Mannerb), die 
Silbe «erl» muss also ein Zwerg bedeuten können 
und die £rlen sind Zwerge und Todte^. Auch Manie, 
mannen, männcAm (manneken) haben le^ lein (lln), 
chen oder Ken am Ende und dieses sind Zwergnamen. 
In den obigen Namen stehen z. B. Hupicht, Hubo, 
Hup, welche alle von hup d. i. Reif, Kreis ihren 
Namen haben« Wir werden im Verlaale dieser Ab- 
handlung auf die andern znrückkommen. 

Nain ist ein Zwergname der recht dazu sich eignet, 
dem Leser ein Beispiel vor Aageo zu führen, wie 
Zwerg und Tod zosammenhängen. So ist non m. 
niederl. ein Kreisel, nain ist also ein Einge- 
schränkter, Gehemmter, folglich drückt das Wort 
Stillstand aus und das ist auch der Tod. — Der 
Schlaf ist Stillstand; Schlaf und Tod werden 
häufig mit einem Wort gegeben and wir 
selber gebraachen Todeschlaf nor, am diesen 7on 
dem gewöhnlichen Schlaf zu unterscheiden. Aus dem- 
selben Stamm, woraus Nain gebildet ist, wurde 
nona ital. Schlaf gebildet. Ferner noneln nauneln 
(bairisch) schlafen. Oriech. Nenie, naenie ist Tod 
and Gesang in einem Wort. Ital. for la nanna, 
spanisch hacer la nanna ~ schlafen gehen. Das 
luxemburgische nana Schlaf ist also kein Wort der 
Kindersprache, eine solche gibt es nichi ItaL nin- 
nare einschlafen. Der Jüngling von Nain war be- 
kanntlich todt. Unsere Negation nein, neen, triersch 
Dan bedeutet leer, nicht da, nicht vorhanden, also 



') Dänisch EUekonge » Erlkönig, Konig der 
Erlen, Ellen d. s. Zwerge. 



Digitized by Google 



ao8 

nichts. Die indische Todesgöttin Durga (s. oben), 
biess Nanda; das Wort bedeutet die Schlafen oder 
Sterben macht. 

In den germanischen Heldensagen tritt der Zwerg 
als personifizirter Tod auf, z. B. wird der Held 
Dietrich von Bern am Ende seines Lebens von 
einem Zwerg abgeholt^ was ganz richtig ist» denn 
der Tod erscheint jnst dann, wenn jemand das Leben 
verlässt. 

In den Luxemburger Sagen ist genau dasselbe 
erzählt (Dr. Gredt ^'V'soo). Der Schlossherr von 
Sterpenich wird am Ende seines Lebens ebenfalls 
von einem Zwerge abgeholt. Aach ist das Wort 
Sterpenich (Sterben-ich) in der Sage verwerthet. 
Der Schlossherr schickt vor seinem Tode einen BoUm 
nach Metz. Dieses Metz bedi utet Schöpfer und der 
Sinn ist «er schickt am die Sacramente.9 (üeber 
Metz siehe an anderm Orie). 

In einer anderen Sage (Gredt 81 — 292) sind die 
Zwerge geradezu Kinder der Todesgüttin Holla ge- 
nannt. (Dondelingen). Man nennt die Zwerge in 
Sagen and Deberlieferongen, das stille Volh^ das 
firiedliche Volk (s. Grimm) und in Island nennt 
man sie wie in Dondelingen Huldrevolk, denn Hulda, 
Hilda und Holla bedeutet dasselbe. — 

Der Hauch der Zwerge kann Krankheit and Tod 
benrorbringen. Hier ist anter Baach Ausdünstung 
zu verstehen. Je nach welcher Krankheit ein Mensch 
starb, ist seine Ausdünstung gefährlich. 

Der Zwerge Pfeile aus der Luft sind gefährhch. 
Diese Pfeile brauchen wir nur mit strala zu geben, 
so haben wir den Sinn crDunst» (hoUftndisch ist uit- 
stralen ausdünsten). Also die Ausdünstungen der 
Todten machen die Luft lebensgefährlich. Die Zwerge 
haben ein unsichtbarmachendes Kleid an. Gewiss ist 
das richtig, denn Heikleid bedeutet Todtenkieid und 



Oigitized by Google 




Bergekleid (zum verbergen von helen). Es ist also 

ein Wortspiel, wie die vorher angeführten. 

Die Wohnungen der Zwerge sind unter der Erde. 
Freilich wohnen alle begrabene Todten in ihren 
Gräbern, flierzn kommt, dass in alter Zeit die Todten 
in Felshohlen, Felsspalten nnd auch in unterirdischen 
TodtcDkammern, wie auch heute noch, begraben 
wurden. So hätten wir aus dem Vorhergehenden 
bewiesen, dass man die Todten symbolisch als 
Zwerge betrachtete. Diese Beweise wwdea sich ver- 
mehren, je weiter wir In die Zwergsagen eindringen 
im Verlaufe dieser Abhandlung. 

Unsere Zwergsagen unterscheiden sich wesentlich 
von den altnordischen dadurch, dass nicht allein 
reitende Zwerge, sondern auch Zwei^nnen auftreten. 
Femer sind sie oft als Jäger dargestellt und haben 
einen Hund zum Begleiter. Bekannthch ist der 
Hund ein Todessymbol und Pluto führt seinen Hund 
Kerberus als Attribut. Schon das Wort hund birgt 
in unserer Sfurache den Sinn «Todesschwnnd» nnd 
ich brauche wohl nicht an das bekannte «auf den 
Hund zu kommen» zu erinnern, welches zu «Nichts») 
kommen bedeutet. Schon das einlache «Hun» be- 
deutet in unserer Mundart «Garaus» und ist ein rein 
angelsächsisches Wort. Ea bedeutet auch Zwerg und 
huntar ist ein Jäger und ein «Todtengrab^. Der Hund 
als Todesbote ist im ganzen Land bekannt. Bellen 
sie um Mitternacht, dann stirbt unlehlbar Jemand 
aus der Nachbarschaft. 

In den Zwergsagen ist der Schuh von grosser 
Bedeutung. Dieses Wort bedeutet «Bergen) daher 
ein Schuh = eme Berge d. i. ein Grab, bedeutet. In 
Thüringen ist ein Todtenschuh ein Leichenbegräbniss. 
Im Englischen bedeutet to shoc 1. beschuhen 2. mit 
Hufeisen versehen 8. mit Erde bedeckm. In Eng- 
land wünscht loaan Jemand Glück, indem oian einen 



Digitized by 



alton Schob hinter ihm wirft; also von ihm ab« 
Diese Handlang heisst: «To throw an old sboe after 

one». Man wünscht das Grab (den Tod von ihm ab). 
Der Schohu, die grosse Eule hat ihren Namen also 
vom Sinn «Yerboigeni», Dnser schenen, achnwen 
(hoUänd.) ist also eigentUcb verborgen. Schod b^ 
deutet also beschuht und mit Erde bedeckt. Schede 
heisst bei uns der Flammkuchen und der Flamm- 
kuchen spielt, wie der Schuh bei den Zwergen eine 
grosse Bolle. Nash dieser Erklänmg können wir nun 
sofort yersduedene Zwei^igeheimnisse enträthsehi. 
Die Ueberlieferung sagt uns, ein Zwerg sei ein Fuss 
lang. Wir gebrauchten aber fiir Fusslänge früher 
Schuhlänge, auch wohl noch heute hörte man diesen 
Aosdmdi. Ein Zwerg also ist ein Schahlang bedeutet 
((ein Todter ist ein Grab lang» d. h. eine Gra- 
beslänge. 

In einer Sage (Gredt 83. 293) werden Zwerge 
Plattfüsse genannt. Grimm in seiner Mythologie führt 
diese als (xblatTiiese» an. Aus diesem Phittfoss einen 
Todten herausnilesen ist unmöglich. Wenn man aber 
für platt ein anderes Wort setzt wird die Sache 
deutlich. Platt bedeutet «gleich». Dieses gleich ist 
niederdeutsch lyk, lik und hochd. leich, was aber 
rndti Leiche bedentet Für Fuss haben wir Schuh 
gefunden. Ein Plattfuss umschrieben ist oleichschuh» 
d. i. ein «Todtengrab)) . Diese Plattfüsse hausen bei 
Diekirch auf einer Flur Walebroch genannt Dieses 
Wort in Walehrog hergestellt, bedeutet Todesohrecken, 
Wobei ich bemerke» dass broga schon altlumbrisch 
der Schrecken bedeutet, und wal der Todt, Leiche. 
— In der Ebene Walebrog versammeln sich die 
Zwerge zum Rathe d. i. angels. tot reden, was auch 
((zum Yerwesen^ bedeutet, die Todten die dort an- 
gesammelt (begraben) dnd, sie verwesen dort Es 
ist slLao der Ort ein alter Begräbaissplat^. 



Digitized by Google 



306 



WeDD Jemand nher etee Zwerg:wohQQng stehet, 

erzählen unsere Sagen, hört man drinnen sprechen 
d. i. reden^ welches auch vermodern bedeutet. Mir 
aach einen Euchen tönt es aus dem Grabe «Mir 
och schode». Ein jedes Grab sagt dem Wunder, wir 
auch werden begraben (schode) Auf jeder Wohnung 
eines Zwerges wird der Wanderer einen Flamm- 
kuchen finden, denn schode bedeutet einen Fiamm- 
kuchen und auch Grab oder Begrabener. 

Auf der Hard bei Warken brachte ein Zwerg 
einem pflügenden Mann dnen Phiden. Der pflügende 
Mann aber ist ein Aremann d. i. Grabmann, es soll 
wohl der Todtengräber sein. Schode ist ein Begräb- 
niss und Fladen. Der Zwerg ist der Tod, der Sinn 
ist also ader Tod brachte dem Todtengräber ein Be- 
gräbniss. Hard bedeutet Zwerg u. Tod und dafür 
ist der Ort gewählt; aber auch wark bedeutet ein 
Zwerg und Hard u. Wark zusammen Harderwark 
bedeutet Todtenkreis und alle Todtenplätze waren 
Kreise (Kirchen). 

In unsern Sagen fehlt der Hut der Zweite nicht, 
auch Strohut. Bei den Sachsen hies der Zwerg Hoe- 
deken; Heeder, Hodard.i Hutmann ist die richtige 
Form, es bedeutet auch Todt u. Grab; es ist Hcedr 
der nordische Todesgott, der Rauber und Mörder 
des Sommers (Baldurs). Hudh bedeutet au^^els. Raub, 
wovon auch a-hydan vernichten und das französische 
heudrir vermodern, verfaulen ist aus diesem Stamm. 
Selbstverständlich ist hoeder ein Zwerg, wenn der 
Zwerg einen Strohhut trägt, so ist das symbolisch 
für stroh = Todt, englisch ist to stroy zerstören, m. 
n. L stro-eren vernichten. Stroh bedeutet leer, folglich 
auch Todt, daher wir auch Stroh-witwe, Strohmann 
u. s. w. im Sinn von leer gebrauchen. Die Hoeder 
als Zwerge leben in den Sagen des Merscher Thaies. 
Sie tragen eine Hacke, diese heisst in unserer Mund- 



Oigitized by 



art HM und so heisst auch der Tod und die Todes- 
göttio, welche in der Erde wohnt. Ferner tragen 
diese Zwerge rothe Röcklein (Jacken) d. b. redtro. 
Tro ist aber scbon ein Zwerg, also Todter und trö 
die Jacke, also Symbol des Todes, red bedeutet, 
wie oben bereits erklärt «verweset») recltrö ein ver- 
wester Todter, ein rother Zwerg und rothe Jacke. 
Ein Heeder ist auch ein Hirt und so kann ein Zwerg 
auch als ein Hirte oder Hüter auftreten, was häufig 
in Sagen benutzt wird 

Dass in unsern Sagen Zwerge selbst zu Pferde 
erscheinen kann nicht auffallen, denn in germanischen 
Sagen reiten dte Todten schnell. Gewiss, die Todten 
vermodern, verwesen schnell, denn dieses ist der 
Sinn der Worte. Das Wortspiel dreht sich um hrydan 
verwesen und ridan reiten. Im angelsächsischen ist 
hrydig morsch. Auch die indische Todesgöttin Dürga 
biess Riddhis d. i. die Reiche aber auch doppelsinnig 
die «Verweserin». 

Man schreibt den Zwer.2:en auch kunstfertige Arbeiten 
zu, sie sind Schmiede. Der Tod ist freilich ein 
Schmid, denn das Wort bedeutet auch Verwesung 
und jener goldglänzende Käfer, den wir als Qold- 
schmid kennen, führt seinen Namen von dem Mist 
und Verwesungsstoti worin er lebt und wühlt. Die 
Schmett im Grunde zu Luxemburg war ein Todten- 
platz. Das nied^eutsche schmuttem in Verwesung 
übergehen und das engl smutty brandig (verwesend) 
sind aus demselben Stamm, dem Schmid = Verwe- 
sung entstammt. Auch das angelsächsische searu 
bedeutet nicht allein Kunstfertigkeit, Geschmeidekunst, 
List und Klugheit, sondern auch Verwesung und Tod 
wofür uns das altdeutsche serwen (seruen) sterben, 
hingehen, eine Gewähr ist. Es sind also die Todten 
d. h. die Zwerge nicht allein kunstfertig, sondern 
auch listig. 



Digitized by Google 



ao8 



Wenn also Zwerge Schwerter echmieden, so ist 
das leicht erklärt, denn heni hdsst das Schwert 

und die Verwüstung, Wenn ein Zwerg schmiedet, 
so ist das mit andern Worten doppelsinnig «der 
Todte verweset, serstörts. Ein Zwerg aber der ein 
Schwert schmidet gibt den Sinn : «Der Todte ver^ 

geht oder schwindet durch Verherung». — Wir 
werden den Zwerg als Goldschmied in der schönen 
Sage vom Jasmäonchen noch eingehender kennen 
lernen. 

Aoch der Danmen kommt in Anwendung bei den 

Zwergen. Ein Daum ist ein Zwerg und ein Todter. 
Es ist gleichgültig ob die Form, Dum, thumb, thomb 
oder Thuom ist. Die form Thom kommt noch in 
England vor und wenn man dort dem berQhmten 
Zwerg Tomthnmb diesen Namen gab, so ist das ein 
Beweis, dass der Name noch in der Erinnerung war. 
Folgende Worte geben uns Aufschluss über die ße- 
dentung Todt in den angeführten Namen lür Zwerg. 
Es ist schwed. domning Betanbang, donma das Ge- 
fühl verlieren, unser Tommel (tanmel) ist Betäubung ; 
luxemb. tompen schlafen m. h. d. tomian leeren 
und was leer ist, das ist auch todt. — Es kommt hier 
die Daumenlänge in Betracht Daumen ist aber 
aoch ausdünsten ond Todte dunsten lange aus. Die 
Eigenschaft von Zwerg (Eingeschränkter) ergibt sich 
aus thum u. dum (dorn) der Kreis. Im untern Alzet- 
thale besteht aber noch eine Form Tömpler als 
Zwerg. Dieser Name hat eine Menge Forsdier richtig 
dahin geführt, solche Orte für frühere Templersitae 
zu halten, welche Zwerg oder Todtenstatten waren. 
Die Aussprache Templer ist zwar gebräuchlich, aber 
es ist doch hier tömpler zu setzen, da ö bekanntlich 
vne ä wurd gesprochen w. z. B. kemt für kömmt 
(von kommen) u. s. w. Tomi^er als Zwerg ist ge- 
mächlich zu erklären y da ein tömpel (dömpel) ein 



Digitized by Google 



.309 

Krasel und Wirbel bedeutet selbst das Wort «tempeb 

bedeutet Zeitkreis wie Kirche, da temp die Zeit 
und Kreis bedeutet, da überhaupt die Zeit, die 
Kreisende, Wiederkehrende ist. So ist in der Schweiz 
ein tempel ein Drehwürfel und das Spiel, tempeln 
hat seinen Namen von drehen «wenden» (der Karten) 
und wenden ist eine Kreisbewegung. Spanisch ist 
tempano eine Lawine und diese rollt von den Bergen, 
was ohne Kreisbewegung nicht möglich ist. Ein 
Tömpler ist also dn «Eingekreister» oder Einge- 
schränkter folglich ein Gehemmter oder Zwerg und 
also auch der Tod. Die Lateiner nannten den Au- 
gurenkreis, wie auch eine Grabkappelle templum, 
weil sie die Bedeatung des Wortes kannten. Daher 
aoch temperans massig d. i. eingeschränkt. — In 
unserer Mundart ist tempen schlafen und ein tömpler 
demnach ein Schläfer was einem Todten, wie wir 
oben bewiesen haben, gleich kommt, fis ist tombe 
beluiontlich aach ein Grab (Einschliessnng). Wir 
haben unsere Tömpler als richtige Zwerge nach- 
gewiesen und es wäre also ein gewaltiger Irrthum 
unsere Warkener Tömpler mit Tempelherren in Ver- 
bindung zu bringen oder gar auf frühere Tempel- 
ritterstätten ZQ schliessen. Aach haben die Warkener 
immer behauptet ihre Templer seien nnr ein Fu99 
(Schuh) lang gewesen und das ist die volle Wahrheit. 
Wie sollte auch eine Verwechslung stattfinden können 
da die sagenhafte Thätigke}t miserer Tömpler nicht 
eine Spor yon Ritterwesen meldet? Die angeblichen 
Templer im Selwengert bei Remich gehören zu den 
Zwergen. Selwingard heisst der Ort und war ein 
Todtengarten oder auch Weinberg, aber Selwin ist 
Seelos und SeUosgarten ist Kirchhof ; diese Benennung 
kommt noch in Strassburg vor ; dass die Templer 
dort Geld zählen ist richtig, denn Danari rimen ist 
Geld zählen und im Todtengrah ruhen. (Rimen 
ist zählen und ruheut goth. rimis die Ruhe). 



Digitized by Google 



SIC 



Bei Warkeii hatten die Zwerge ihren Bingcmg m 

den unterirdischen Wohnungen im sogenannten 
Fulisenlach. Wenn man für Fuhs (Fuchs) ein anderes 
Wort von gleicher Bedeutung setzt, so erhält man 
den Sinn. Der Fachs hiess aoch räl^ räwe und 
dieses Wort bedeutet anch Leiohe. Ein Loch ist 
eine Grube oder Verschluss, Schloss. Nimmt man 
die letztere Bedeutung und setzt dafür ((bürg)) so ist 
fuhselach durch arfBveburg)) wiedergegeben und er- 
gibt den Sinn L^chengrab. Die Todten haben ihren 
Eingang dort wo ihr Grab sie anfoimmt. Anch ihr 
Ausgang \\ ar dort, denn nach sieben Jahren wurden 
die Todten ausgegraben und die Gebeine im Karner 
(Beinhaus) aufgeschichtet. Warken als Zwergenort ist 
besonders reich an Zwergsagen. Im Dorfe selber 
haben die Zwerge sogar einen Eingang zu ihren 
Wohnungen und zwar in Witrys Stall. 

Hier ist von dem Namen Witry Gebrauch gemacht, 
denn Witr ist ein Zwerg und kommt so benannt in 
der Edda vor. Stall braucht man nur mit bur^) 
zu übersetzen so ist «Witresbur» auch gleichbedeu- 
tend mit Zwergen oder Todtengrab. Warken hat 
noch einen Eingang zu den Zwergen, welcher den 
geradezu unverständlichen Namen «WOUen hirer takx> 
trägt. Diese Bezeichnung ist uralt denn t&k ist iw 
Name für ein Grab (siehe Heidenkirchen). Wollen 
ist Genitiv (der Wilden), es ist Freia die Todesgöttio 
oder wenn man Freien in der Mehrzahl setzt 
ttTodteno. Der Todten ihrer Gräber ist der Sinn. 
Wollen, hirer t&k ist aber mit Bezog au! Warken 
gedacht d. Ii. der Zwerge «Ihrer Todten Gräber» (n. 
D' Gredt 86/294-.) 

Von den Zwergen erzählt man sidi in Warken 
dass sie Speck in den Schrank bringen. Ein Wort* 



^) bur Stall, Verschluss, jetzt noch Baur = Käßg. 



Digitized by 



311 



spiel mit bak oder bach d. i. Speck nuä Tod. Der 

Schrank ist der Schrein die Lade; also einen Todten 
in den Sarg. Bach oder bak ist der Tod ; daher 
eine Bachstelze im Munde des Volkes ein Todesvogel 
ist. Von bach der Tod ist bakes der Todtengräber, 
ein Name der noch bei uns besteht. Am Niederrhein 
heisseii die Alexandrinerbrüder, welche die Todten 
begraben noch heute Bakes. Der Todesgöttin Rubele 
ihre Priester wurden bakelos genannt. — Ferner er- 
zählt man, dass sie Korn zur Mühle bringen um 
Mehl za klangen. K6ir ist zwar Korn aber aoch 
Aas und Leiche. Mühle ist Quem d. i. auch Zwerg 
und Mehl ist Staub. Todte Leichen werden freilich 
zu Staub (Mehl). Uebrigeas nannte man Leichen- 
staub auch Leichenmehl. ^) 

In einer Zwergsage kömmt der Name Franz als 
Zwerg vor. Es ist ein richtig gebildeter Name denn 
wir gebrauchen noch heute für Zwergobst den Namen 
Franzobsty Franzerbsen die Zwergerbsen. Das Wort 
Franz ist ans Irank entstanden und dieses wieder 
aus ferank ~ eingeschränkt.*) Franz (frank) bedeutet 
auch Verrottung, Verwesung also Aas, Leiche woher 
das dänische frunhet verfault stammt, daher auch 
Franzosenkrankheit) die faulende Krankheit, ein 
Name der mit dem Wort Franzosen gar nichts zu 
thun hat, denn diese haben nicht mehr oder weniger 
Antheil an dieser Krankheit, wie andere sich brav 

^) Cor und corre mittel, niederl. Aas Leiche ; kor 
hiess altnord. (Edda) das Bett der Hei (Todesgüttin) 
dessen Bedeutung hier also klar gelegt ist. Von kor 
oder cor Aas, Leiche ist das englische coroner 
Leichenbeschauer. Bei den Bretagnern ist korre ein 
Zwerg, entspricht also dem altniederL corre Leiche 
Aas. 

^) fer der Ring und ank dasselbe ; daher ankere 
Haken, und Verband, anguilotti, anguille = Aal d.i. 
lüngler u« s, w. ... 



Digitized by Google 



312 



diiakende Nationen. 0 Franz ist also ein Zwerg and 
Todter. 

Die Sage erzählt Rheder Franz war ein Wirth^ 
er wohnte in der Oriecht am Rhederberffe» In 
diesen Worten liegt ein Wortspiel verborgen. Hn 
Rheder ist ein Todter, Franz ein Zwerg und Todter ; 
Wirth (wTrd) bedeutet gleichfalls tod ; griecht ist ein 
Graben, steht für Grab; Rhederbei^ für Todten- 
berge im Sinne von beigen « b^raben. Der Tod 
ist also hier an seinem Orte, im Grabe geborgen, 
dargestellt. — Er treibt sein Wesen am Arend und 
am Fenter. Arend ist ein Adler der auch 4r heisst 
d. i. aber auch Grab, Arend also ein Gräber- 
platz. Fenter (hinter) ist ein Ort der Yergangiich- 
kett nnd da die alte Schrnbweise fentar (faintar) 
war, so ist auch die Uebersetzung Schwundgrab 
gestattet engl, to faint (fent) vergehen, verschwinden. 
Das Wcvt Aretnd bedeutet auch Botschaft. 

Erscheint Firanz nnn an! dem Arend nnd versetzt 
jemand ungesehen einen Schlag, so ist das der be- 
kannte Schlag (Apoplexia), der ge\\iss eine Todes- 
botachaft genannt werden kann. Dieser Schlag 
kann nicht gesehen werden; gewöhnlich ist die Folge 
der Tod nnd solche geheimnias^lle Schläge kommen 
in unsem Sagen häufig vor. Der Schlagfluss heisst 
in Nordgermanien einfach Dwergrslag, Zwergschlag 
nnd ist also jede Erklärung, was die Schläge be- 
deuten sollen» dorch diese Benennung eigentlich 
überflüssig. 



Man schrieb früher die Krankheit den Kelten 
zu, mal celtique. Es war ans diesem Grande der 
Name Kalt ein Schimpfname, daKeltianlend, brandig 
heisst, von anserm kalten Brand, worin aber kalt 
nicht kalt oder eisig bedeutet sondern verfault; 
n. d. kolten anfaulen m. h. d. quilt die Pest. 
Italieniadii ist lue celtica Venerische Krankheit— 



Digitized by 



313 



So ist auch zu versteheo, wenn sich der Tod 
(Zwerg) au! einen wirft, so dass der Betroffene die 
Last nicht za tragen vermag. Ein jeder moss dem 
Tode anierliegen. Tom Rheder Franz erzählt man» 
dass er anl drei Schoppen Wein, «^nen Wasser that. 
Schoppen sind auch im gewöhnlichen Leben Spaten, 
Schauleln und win ist der Wein, aber auch der 
Freund. Wasser ist ar aber anch Grab. £s würde 
der obige Satz in früherer Sprache lanten «dM ap 
Ihne scopen wines an areo, welches anch lautet 
«man thut auf ein Freundes Grab drei Schaufeln 
d. b. Erde», welches aber nicht angegeben ist. 
Dann lügt die Sage hinzu, es wäre auch ein Mass 
gewesen. Hier steht mass für mass _ Hesse. Es 
war also auch eine Messe für den Verstorbenen 
(Freund) gewesen. Demnach rührt die Sage aus 
dem Mittelalter. 

Die Sage bei Gredt (1157.859) ist leider schon 
sehr verdonkelt, doch können wir aus alter Erinne- 
rung noch einige Verbesserungen hier anführen. 

«Franz erschien eines Tages auf dem Fenter, als 
die Leute Korn fuhren, mit einer Sichel, deren 
Wirkung man iah, ihn aber nicht und mähte das 
Korn, so dass die Leute überall in * Schreck und 
Graus die Flucht ergriffen. 

Die Leute welche Kuir (Korn) fuliren, sind Leichen- 
fahrer, sie gingen zum Fenter d. h. zum Kirchof. 

Die Sichel die von selbst mäht ist die Pest, denn 
Scyte bedeutet Sichel und Pest. Sie machte alles 
zu Schwaden (Kornschnilt); aber Schwaden ist auch 
Dunst und Korswade ist Leichendunst und Korn- 
scbnitU Solcher Pestleichendunst erregte freilich 
Schrecken und Graus und alles floh, wie es uns auch 
überliefert ist. 

Nun heisst es in der Sage, dass den Flüchtigen 
das Wasser der Sauer (Sure) überall entgegentrat 

Ii 



Digitized by Google 



_ 314 

Das Wasser der Sauer ist mit are Sure zu geben ; 
Are ist das Grab nod Sore der Tod; also überall 
tatt den Flüchtigen Orab nod Tod entgegen. 

Das Korn aber auf dem Felde stand unberöhrt, 
was auch zweifellos richtig ist, denn dieses hat mit 
kor Leiclie nichts zu Ihun. 

£in volksthümlicher Zwerg ist Schapmännchen, 
den wir kons Schap nennen werden. Seine eigeut* 
liehe Heimatli berichtet die Sage ist Arsdorf Da ap 
ein Grab bedeutet und dorf ein Kreis, so ist der 
Grabkreis seine Heimath, also der Kirchhof oder die 
Kirche im alten Sinne des Wortes. Die Sage be- 
richtet auch ferner, dasser bei Arsdorf seinen Zirkel 
hatte, ein Wort, welches genau dasselbe bedeutet, 
wie Kirche. Eine solche Kirche hatte 365 Gräber 
oder Tage, denn Tag bedeutet Grab und Tag. 

Schap als Zwerg, fährt seinen Namen auf Schapel 
d. i. Kranz, Ring, zurück. Es ist also die Bedeutung 
Eingeschränkter, Gehemmter in dem Namen ent- 
halten; das engliche scapement Hemmung (in einer 
Uhr) drückt dieses aus* Ein Gehemmter, Still- 
stehender ist ein Todter und böhmisch ist scapati 
yerecken, wegsterben und scapatina Aas, also Leiche. 

Bekannt ist Schap als Grenzsteinverrücker und 
wie ein Zwerg oder Todter solche wircklich ver- 
rücken kann, werden wir zeigen. Ein Grenz- oder 
Markstein hiess früher burest&n in unserer Mundart, 
von bure Grenze. Bure kennen wir aber auch als Grab 
mithin ist burestan auch ein Grabstein. Der Todte 
(Schap) hat jedenfalls mit Grabsteinen zu schallen. 
Wenn d^ Todte in Verwesung übergeht, der Sarg 
zusammenstürzt und die deckende Erde nachsinkt, 
dann verrückt auch der Grabstein und der verweste 



0 Sure der Tod (siehe Grimm Mythol) das där 
nische söive = Verwesung ist hochd. sure. 



Digitized by 



315 



Todte ist die Ursache dieser Terrückung. Er ist 

also ein Barestan verrücker und nach dem Doppelsinn 
auch ein Grenzstein verrücker. Der Keru der Sage 
beruht also an! Wahrheit und darin liegt Ton nralter 
Zeit her^ der feste onwandelbare Glaube des Land- 
volkes an diese überlieferten Sagen. Es Ist der 
Glaube an die Autorität der Ahnen; was diese als 
wahr überliefert haben, blieb Wahrheit, trotz den 
WiderspriicheDy weiche die Sagen änaserlich enthielten 
und diese schlichten Leote haben Recht behalten. 
Sie führten den Forscher irre oder zwangen ihn, sich 
die Wahrheit d. h den Kern der Sagen zu suchen, den 
sie selber nicht kannten. — 

Die Sagen lassen Schap klagen und sprechen 
Ein Todter kann weder das Eine oder das Andere ; 
es ist aber auch nicht der Fall, denn die Enträthse- 
lung gibt uns darüber ganz andere Aufschlüsse. Die 
Sagen erzählen ans von Schap das Folgende : 

1. Schap tragt einen Markstein. 2. Er fragt aWo 
soll ich ihn hinsetzen». 3. Die Antwort darauf ist 
«Wo du ihn hergenommen hast». 

Das Erste ist zu übertragen in Schap hält einen 
Markstein un Arme. Dieses lautet m unserer alten 
Mundart «Schap burestanim earme häieto (hält). 
Dieses bat aber auch die Bedeutung : «Der (Begrabene) 
Todte, Grabstein entbehrend)). 

2. Wo soll ich ihn hinsetzen : «Uor salik stan 
settan». Welches auch bedeutet: Dem Verstorben 
(Urseligen) Stmnsetzen. 

3. Wo du ihn hergenommen hast: aUor thu hen 
hälest balet» was auch bedeutet «Wo du ihn begraben» 
(halet) hast. 

Der ganze Sinn der 3 Sätze ist also: dem be- 
ffrabenen Todien, Grabstein entbehrend, dem 

Verstorbenen, einen Stein netzen^ loo du ihn 
begraben hast; also eine Aufforderung, diesen 
frommen Gebrauch nicht zu verabsäumen. Der 



Digitized by Google 



316 



Gebraach hangt mit dem Urglaaben innig zusammen» 
da vor dem Christentbum, der Stein ein Symbol 
des Todes war. 

In der Sage besteht noch die Antwort (die sehr 
verbreitet im Lande iat) auf die Frage «wo soll ich 
ihn hinsetceno? ruft der Gefragte «Setz ihn im 
Hintern» (in podice). Merkwürdig ist dabei, dass 
diese Antwort wirklich entspricht und ein echter 
Skaldcnscherz ist. In alter Mundart lautet die Ant> 
wort («Set hen an ars laco« Ar ist das Grab and 
slac oder sl&k ist ein Todter, denn slokva ist hin • 
gehen, auslöschen und slac oder slok ein Hinge- 
gangener oder Tcxiter Man darf dem Zeitalter jener 
derben Sitten schon diese drastische Weise ver- 
zeihen. Die Leute waren dunals, wie wir uns in unserer 
lingua vemacula ausdrücken «riecht erans». — 

Schap verfolgt die Menschen auf Schritt und 
Tritt und jeder wird das gerne zustimmen «wir Alle 
sind keine Minute sicher vor dem Tode». — 

Weit verbreitet ist der Zwergname Wichtel. Das 
AVort aus wich (weichj Kreis entstanden bedeutet 
Eingeschränkter u. s. w. Das altdeutsche wihen ist 
vernichten und altnord. ist wig der Mord. Ein 
Wichtel ist also ein Zwerge und Todter. Diese 
spielende Ztücrge, welche ihr Spiel, das Wichtel- 
spiel treiben, bedürfen einer Erklärung. Spilen ist 
nämlich auch vernichten und spil die Vernichtung 
(altnord. spilla verinchten, spillir der Ternichter). 
Ein Wichtelspil bedeutet also Todesvernichtung. Sie 
sind Kräuterkundige sagen die Ueberlieferungen. Es 
ist für Kraut Wurzel zu setzen d. i. Urt (Urdh) und 
das ist die Todesnorne, überhaupt der Tod. Der 
Todte kennt gewiss den Tod. Sie kochen diese 
Wurzel in Wasser d. i. sidhan in are, was aber auch 
(isie ruhen im Grabe» bedeutet. 

Dass diese Wichtel, dem Menschen Wohltbaten 



Digitized by Google 



817 



erweisen, gehört in die mythologische Sprache und 
von Wirklichkeit kann hier nicht die Rede sein. Wir 
[(ihren hier einen ßagenberichi ao, welcher uns in 
das Reich des alten Glaubens fährt Es sollen die 
Wichtel ('Holz auf lange Zeit den Bauern vor die 
Thüre fahren». Wir setzen dieses in alter Mundart 
hierhin, Wihtel wilan baren sitbeins wod an Thore. 
Das heisst aber anch, da es doppelsinnig ist: «Die 
Todten weilen in Gräbern ewig bei Wodan, Thor.') 



0 Bolz an das Thor wird dnrch tood an Thore 
gegeben d. i. auch Wodan, Thor (die Haoptgötter) ; 
fahren ist rollen, welches doreli wilan wird gegeben, 
welches auch ¥>eilen bedeutet. Auf lange Zeit ist 
mit sitheins gegeben d. i. auf ewig. Bauern sind 
buren, das Wort bedeutet auch Gräber. 

Die Wichtel putzen nur weisse Pferde, Schimmel. Der 
Schimmel aber ist ein Symbol von Wodan, denn Hhros- 
witli bedeutet sowohl Allscliöpfer, wie weisses Pferd- 
Ein Pferd wird aber gestriegelt, gekämmt und dieses 
hiess comban (engl, to como) in der alten Mundart. 
Wihtol combet the Hroswith, bedeutet «der Todte 
kömmt zu Wodano und der Zwerg liämmt das weisse 
Pferd (Schimmel). 

Die Wichtel sollen einen goldenen Pflug besitzen. 
Ein Name des Goldes war dan, daher im Mittelalter 
der Patron der Goldber^werke Daniel war. Der 
Pflug liiess ar und dieses Wort bedeutet, wie wir 
schon Gelegenheit hatten anzuführen auch Grab. 
Dan ist auch der Tod (danos). Danar ist ein Todten- 
grab. Ein jeder Wichtel (Todter) hat sein Todtengrab. 

Bei Mamern prägen die Zwerge Goldmünzen. Wir 
kennen das Gold der Zwerge Dereits In uralten 
Zeiten gab es aber nur eine allgemeine Goldmünze 
der Denar, damals Danar genannt und in Italien 
heisst noch das Geld Danaro. Danar aber bedeutet 
auch Todtengrab, wie wir vorbin sahen Das Prägen 
aber war in der alten Form der Prag und dieses 
Wort bedeutet auch Staub und Erde und der Kirch- 
hoi in Stuttgart führt diesen bedeutung^votten Namen. 
Danar Prag bedeutet alsoTodtengrabstaab und Gold- 
miinzenpragung. Sah aber Jemand die Zwerge dabei 



Oigitized by Google 



318 



Eine Sage erzählt: «Stfeat man den Zwergen 
Asche, so zeigen sie ihre Fussspuren». Zwergen 
Asche ist gleichbedeutend mit Todlenasche; Fuss- 
sporen sind Schubsparen d. h. auch Grabspureo. 
Wo Todtenasche gestreut ist, leigen sich Grabes- 
spuren. Das ist der Sinn der Erzählung. 

Eine andere Erzählung, sagt dieses etwas anders : 
«Streut man Zw erge Asche» so findet man cingegra* 
heue Schuhe» • Dieses gtebt den Sinn« Wo Todten- 
asche gestreut ist, findet man eingegrabene GrSber. 

Nach der Ueberlieferung haben Zwerge einen 
Höcker, Buckel. Puck und Pick sind Zwergnamen 
auch Puckel ist ein solcher. Femer sind Gubbe, 
Gobelin, Gubich und Gibbich Zwergnamen und Gibo, 
gobbo, gibbo Namen für Buckel. Wir haben einen 
Zwerg in unsern Sagen der Hube heisst und hubos 
ist grichisch ein Buckel. 

Die Eingänge in den Zwerghöhlen werden öfter 
der Zwerge oder der «Wichtelschlaf » genannt. Dieser 
Ausdruck ist dem alemanniscb-burgundischen ent^ 
nommen. Slifan, sliefen, hineinschlüpfen. Die Wichtel 
sliefen, bedeutet auch die Todten schliefen; der 
Wichtelschlaf der Todesschlaf. Heinzel ist ein Zwerg- 
name der in Hein, Hain das Wort Todt in sich 

arbeiten, so ist das mit göra zu übersetzen, welches 
arbeilen und zugleich vermodern bedeutet. Dimari 
präg göra bedeutet Goldmünzenprägung bewirken 
md zugkich Todtengrabstatä) modern! Wer solche 
Zwerge sah d h. wer auf dem Kirchhof den Todes- 
oder Grahesstaub modern sah, der konnte freilich 
von diesem mitnehmen- Das geschah aber nur dann» 
wenn ein Grab gewendet wurde, nach den alten 
Gebräuchen alle sieben Jahre. 

(In Bei reff von gören verwesen, bemerken wir 
noch, dass Gauri (Verwesung) ein Name der Todes- 
pöttin Durga ist; Frau Holle heisst aber ebenfalls 
Frau Gore, ein Name der sich mit Gauri (Gori) voll- 
kommen deckt.) 



Digitized by Google 



819 



bii^» da FreuDd Haia wohl dem L»ser bekannt sem 
wird. Zel ist dn abgeschlossener Rapm (Zelle) und 

zeigt ebenfalls die Hemmung an. 

Urbicht besser Urbigt ein Zwergmann ist von 
nr d. i. der Tod herzuleiten. Eine grosse Anzahl 
Kircbhöfte trägt den Namen Urban d i. Todtenkreis« 

Bigt ist aber von bigeren, (beigeren) sterben herge- 
leitet und bedeutet daher Tod und Zwerg, hier zu 
Lande als Urbigtsmän neben bekannt, wobei das 
Männchen als überfiässig in dem Namen zu be- 
schauen ist. Die Oertlichkeit Urbioht bedeutet wie 
Urban Todteukreis, da bicht (von biegen) auch Kreis 
bedeutet. 

Als eineHauptzwergenörtUchkeit muss wohl Yichten 
beschaut worden und zwar aus dem Oronde weH 

((Wichtens Zwerge sind und wohl der Name auch 
früher so gelautet haben muss, denn am Namen 
waren die Sagen gebunden. Wie soiito auch ein 
Reich der Zwerge mit einem Zwergkönig an der 
Spitze dort besteben, ohne sprachlichen d. h. mytho- 
logischen Zusammenhang mit dem Dorfe selber? 
Der Zwergkönig Schadai hat in Vichtea seine Resi- 
denz. Zwergkönige haben wir bereits angeiührt (s. 
oben Ellekong, Erlkönig) sie müssen eine mytholo- 
gische Berechtigung haben, wenn sie angeführt werden 
d. h. mit dem Tode übereinstimmen. EsgabZwerg- 
namen bei uns, welche Ko (schwed ra) genannt 
wurden. R6 ist aber ein König (roy, re, rei). Es 
ist also ro in einem Wort König der Todten, flcbtenr& 
hiess im schwedischen ein gewisser Hausgeist(Z wergin ) . 
Es war aber dem Sinne nach ein König der Zwerge 
und da die Fichte auch Yiechte hiess, so ist Viech terö 
• ein König der Zwerge, der Todten in Viechten.^) 



Die Fichte (Yiechte) war ein Symbol des Todes, 
man streute beim Begräbniss Ficbtenzweige und 



Digitized by Google 



Sr biets Schadai. Ai ist aber schon far sich ein 
Zwerg. Schad ist Schatten nnd Schadai bedeutet 

TodtesduDkel oder Todesnacht, mit einem Wort 
Orcus. In den Heidenschlössern zu Viechten wohnt 
Schadai; Heide ist ein Zwergname, überhaupt iieisst 
in Schwaben jeder Zwerg Heide; ein Schloss ist 
mit Borg zn übersetzen nnd Heidebnrgen sind 
Todtengräber, da Heide als Zwerg ein Todter und 
bürg auch ein Grab bedeutet. Heidebergmännchen 
wird ein Zwerg in Konsdorf genannt. Ein Berg- 
männchen ist ein «Zwerg der geborgen d. h. begraben 
ist, ein bestatteter Zwerg und Heide ein Zwerg nnd 
Todter, Es ist also hier Wortiiberfluss vorhanden, 
da der Name Heide schon genügt. Eine Heidenberge 
ist ein Todtenort, Kirchhof ebenfalls. Alles ist also 
in Uebereinstimmung mit Viechten. Das Hetde- 
männchen von Bondorf wohnt an einem Ort Misere 
genannt, dieses ist eine Ueborsetzung von Erbarmen, 
alt ar-barme d i. Orabesschoss in einer Bedeutung. 

Bei Feulen in derselben Gegend, sind es die Frei- 
maieschlOsser, welche die Zwerge bewohnen. Der 
Name ist aus Frei d. i. der Tod, und mai die Sense 
zusammengesetzt Aber maie ist auch das Verderben, 
der Schwand und die Sense bloss Symbol des Todes. 
Frei ist aber schon in Freia, der Todesgöttin ent- 
halten. Schlösser sind bürgen nnd diese sind wieder 
Gräber. Wir erhalten also den Sinn «Todesgräber» 
oder besser Gräber der Todten. 

In Bruch hausen Zwerge oder Wichtel. Die alte 
Schreibweise broc oder bmc giebt nns Anfsdilnss 
warum. Brök war ein berühmter Zwerg u. Schmied 

deckt auch den Sarg mit solgen. Bei den Slawen 
wie auch bei den Römern war dieser Gebrauch. Die 
Römer stellten Fichtenbäame ?or des Verstorbenen 
Thttre. Plin. XVI. 10. Pioea feraUs arber et fnnebri 
fndicio ad fores posita. 



Digitized by Google 



^1 

in der Dordischen Mythologie, war also anseni 
Skalden bekannt. 

Hün, Hun u Hi^n sind Zwergnaraco; in Strassen 
ist ein Hi^nehaus worin Zwerge wohnen. IIuo be 
deutet Tod, Garans, zq Ende. Das Wort ist noch 
in unserer Mundart vorhanden als Emteseblass«' ^ 
Bs ist femer in Hünekleid, Heinekleid d. i. Todten- 
kleid vorhanden. Hünengräber, Hünenbetten sind 
einlach Todtengräber. In der Hegel sind es Massen- 
gräber, worin eine Anzahl Todter geborgen wnrden, 
da das Wort auch Orots bedeutet, so entspricht das 
Wort vollkommen dem Sinn ((Todtenmengegrab». Das 
Wort HuD ist von Leuten, welche den Sinn nicht 
kannten, irrthümlich für lliinne angesehen werden; 
man hat sogar Ettelbrück mit Attila in Verband ge- 
bracht, ohne daran zu denken, dass es ein Etteldorf 
in der Eifel gibt und ein Ettelbrück in Niedersachsen 
(HaDOver)l Auch die Hunnensage von Köln ist eitel 
Skaldenspiel. 

Der Zog der Hunnen ging durch die Rheinpfahs, 
gerade auf Ohaion zu und kam an der Snippe zum 
Stehen. Das Ardennengebiet war damals ein zusam- 
menhängender Waldcomplex, dass auf den wenig 
erhaltenen Romerwagen, eine soldie Armee die fast 
durchweg aus Rriterei bestand, gewiss nicht fort- 
kommen konnte, schon der Fourage wegen. Die 
Gegenpartei kam aus dem Süden und Attila rückte 
auf diese los, sein Zweck war das feindliche Heer 
zu yemichten. fiekanntlich gelang dieses nicht und 
unter diesen Umständen war es geboten, so rasch 
wie möglich den schützenden Kliein zu erreichen auf 
dem kürzesten Wege, das war der Weg den er ge- 
kommen war. Eine Diversion nach den Ardennen 
verbot sich von selber, selbst dann wenn er genugsam 
Strassen zur Verfügung gehabt hätte. Ein Zug nach 
den Ardennen hätte eine KechtsschwenkuDg erlordert 

14* 



Digitized by Google 



322 



und dadarch hätte diese uDgebeore \niiee mit ihrem 
gewaltigen Trossond ihren Pferden, ihreFlanke preis- 
gegeben. Die Strategie bleibt unter allen Umstanden 
dieselbe, wis heute massgebend ist, war es auch 
damals und Atilla war ein grosser Feldherr und Or- 
ganisator, sonst hätte er solche gewaltige Massen 
nicht nach Frankreich bringen können. Bei uns 
nach Spuren von Hunnen zu suchen ist vergeblich 
und die Oeriii hkeiten,. welche man mit denselben 
in Verbindung bringen wollte, verdanken ihre Namen 
anderer Einwirkung. 

Wenn man erzählt, das Schloss Hunswinkel bei 
Bissen, hätte seinen Namen daher, weil die Hunnen 
es zerstört hätten, so müssten bei uns fast alle 
Schlösser Französenschlösser heissen, weil diese die 
grösste Anzahl unserer Schlösser zerstört haben, 
aber keins heisst so. Bei Bissen heisst auch bloss 
eine Oertlichkeit so, ein Schloss stand dort nie. 
Hunswinkel lässi sich mit Hunshor geben, d. i. ein 
Zwerg, ein Todter und ein Schloss ist einsBurg, welches 
in der Bedeutung Grab uns den ganzen fflnn gibt 
Todtengrab, dem alten Gultus entsprechend, der 
seinen Dienst mit der Scholle verband, denn Bissen 
(richtiger Bisen) bedeutet die Pest und dort befindet 
sich auch heute noch eine Rochoskapelle und St. 
Rochus war der Heilige der gegen die Pest ange- 
rufen wurde. Auch hatte er als Attribut einen Hund 
und was dieser bedeutet ist bereits erklärt. Der 
Hunebusch bei Dalheim ist also ein Todtenhain, 
deren es eine Menge Im Linde gab« Die Hunnen 
hatten dort ein Lager, dieses ist gewiss. Die Todten 
lagern alle auf den Kirchhöfen. 

Weun man Jen Zwergen Kleider gibt, so kommen 
sie nicht mehr wieder. Wenn der Hune sein Hune* 
kleld (Todtenkleid) bekommt, dann wird er gleich 
darauf begraben, er kommt freilich niemals wieder. 



Oigitized by Google 



883 



Wir sehen, dass Zwergsagen gewöhnlich an 
aolchen Orten verbunden sind, welche sogleich Zwerg 

als eine Bedeutung ihres Namens besitzen. So ist 
z. B. Lulzhausen auch «Zwergheimo in einer Be- 
deutung. Die alte Schreibweise wird Lulethusa ge- 
wesen sein. Lil und Lul bedeuten aber nicht allein 
klein (beschrankt), sondern auch Nacht und Tod. 
Lulet oder Lulez = Mannlein. 

Auch Lullingen ist ein solcher Ort, denn LuUing 
ist ebenfalls ein Zwerg und die in der Nähe liegende 
Piklai ist ein Zwergenfels ; pyk und puk sind angri- 
. sachsische Zwergnamen. Die Ableitong ist von pfk« 
klein worin z B. ital. piccolo, span. pequeno klein 
(beschränkt) stammen. In niedersächsischem ist 
ausserdem Pikmöwe ein Zwerg, griech. pngmaios. 

Der Tiiepätjesfels bei Kontern (nach Pfarrer 
Prott) soll ein Aufenthalt der Zwerge sein Todte 
wurden wie bereits bemerkt in Felsspalten und 
Höhlen beigesetzt. Tillepatie ist doppelsinnig; ein 
pat ist ein Plad und eine pat ein Fuss. Tii ist der 
Name eines Zwerges. Schon im Alezanderlied kommt 
ein Zwerg An^7 is vor. Setzt man für pat das Wort 
Schuh (Fuss), so erhältman Tilleschuh d. i. Zwergen- 
grab oder Todtengrab. Tillepatfelsen ist also ein 
Todtenstättef eisen. Auch dann, wenn man das alt* 
sächsische til «a recht nimmt, bleibt der Sinn derselbe 
bei Umschreibung. Til = recht ist auch gleich. 
Gleich aber kann durch lik oder leich ausgedrückt 
werden und diese Worte bedeuten auch Leiche oder 
Todter. — 

In Bondorf heisst ein Zwerg Hirsoht, welches 
ursprünglich Hyrst lautete. Hir oder Hör ist der 
Stillstand (das kuUiören) welches mit hören (mit 
den Ohren) nichts gemein hat. So ist fiirs-Montag 
der bkoe Montag d. h. Stillstand (in der Arbeit) am 
Montag. Von diesem Zwerg erzählen die Bondorfer 



Digitized by Google 



dass die £inwoliDer sich mit ihm unterhalten. Dieses 
ist aber nicht, wie hier steht za nehmen, sondern 
man mnss es umschreiben «Rr redet mit Andemat; 
redet (ridet) bedeutet auch «er Terweseto und es 
sind viele Todte auf dem Kirchhof die miteinander 
rinden (verwesen). Femer erzählen sie, dass Hyrst 
sich tragen Uesae. £in jeder Todte wird zur letzten 
Ruheatädte getragen« (Gewiss eine sehr naive Sage). 

Der auch zuweilen genannte Zwerg Huscht 
(Huschtemännchen) ist in Hurst umzusetzen und ist 
mit Hyrst identisch. Man hat hier auf die Mundart 
Rücksicht zu nehmen, welche oft r auswirft wie in 
duscht für durst, bischt für das angels byrst u. s. w. 

lu Strassen hausen die Zwerge auch im Kempen- 
haus. Kempe oder Kampe ist ein Zwergname. Die 
Eigenschaft des Todes geht schon aus Kampar tödt- 
lich hervor (m. n. 1.) Kamp ist der Tod ; altnord* 
Kamban die Leiche. Da Kampar auch der Bart be« 
deutet, so wird ebendesshalb auch symbolisch den 
Zwerg ein solcher zuerkannt. Nach den bereits 
erlUirten Stellen hätten wir gefunden als Eigenschaft : 
gehemmter Wudis, Buckel (Höcker), Bart, Plattfüsse; 
als Attribute Hacke, Rock, Hut, Kamm goldner Pflug; 
ferner arbeiten sie, schmieden Schwerter und Ge- 
schmeide, sie sind listig und klug; sie putien Schim- 
mel, reiten zu Pferde, wohnen in Burgen, Felsen, 
Höhlen und in der Erde, in Bergen ; sie sind Jäger 
und haben Hunde, sie halten Rath, sie versammeln 
sich im Kreise, sie bringen Korn zur Mühle für 
Mehl und Speck in den Schrank der Leute — eine 
Vielseitigkeit die noch vermehrt wird werden, durch 
noch folgende Bnträthselungen. 

Die folgende einfache Erzählung ist ein Meister- 
werk unserer alten Skalden. Sie ist im Ijande 
ziemlich verbreitet ; auf drei einfiftche Sisitze zurück- 
geführt lautet^dieselhe. 



Digitized by Google 



325 



« 



1. EiD Zwerg gab einem Bauerein Brod ; 2. Welches 
beim SchneidoD nicht abnahm; 3» Es dauert so lange 
bis er*8 verrieth (da hörte es auf). 

Die UebersetsuDg in unserer alten Mundart lautete 
annährend ; 

1. Dwerg geoi bure leaf. 2. Hwilk bi pinchan ne 
meannert (mannerte). 3. Hit dured se long todsege 
he Yem(bd-het. — (Da hörte es auf). 

Die UebersetzuDg der obigen doppelsinnigen Worte 
lautet : 

]. Todter gab einem Grabe seine Ueberreste 
(Leib) (bei) welchem das Weinen nicht abnahm ; 3. 
Es dauerte so lange, bis er verweset war (nämlich 

der Todte) da hörte es anf.») 

Wir erfahren aus dieser Erzählung, das um die 
Todten so lange geweint wurde, bis sie verweset 
waren. Hiermit stimmt die Sage, dass eine Mutter 
so lange um ihr verstorbenes Kind weinte, bis es 
ihr erschien und ihr erzählte, dass es nun bei Mutter 
Holle sei, in ihrem Reich aufgenommen mit andern 
Worten zu Erdeoder Staub geworden« mit der Urmutter 
(Erde) wieder vereinigt sei. Nach alten Volksliedern 



1. Das Wortspiel gründe^ sich auf hleaf oiler 
hlaf, Brodleib und laf sterbliche Ueberreste oder 
überhaupt auf hlaf = Leib. — Im gothischen hlaibs 
Brod u. laib Ueberbleibsel- 

2. auf pinchan (to pinch) schneiden und pinchan 
weinen ; Jetzt in unserer Mundart verdorben in pin- 
schen. £s muss dem goth, gredan weinen, ein 
gleichlautendes Wort f^v schneiden «[egennberge- 
standen haben denn englisch ist to gride schneiden. 
(Dänisch grsede » weinen). 

8. Es muss sich verried het = verrieth es, mit 
verhyded d. i. verweset im Laute decken; was in 
unserer Mundart durch Brechung noch schlagender 
wurde, vcrrlfed d i . auch verredet also ausgeplaudert. 

Es so darzustellen, wie es gut gelautet haben 
mag^ ist nicht genau möglich. 



Digitized by Google 



326 



dauerte in uralter Zeit die Trauer sieben Jahre. — Die 
Zwerge sollen Diebe seio. Diese Eigenschaft Ter- 
danken sie dnem ZweignameD, der altnordisdi thiofr 
bei uns aber Theef (deef) Dieb gelautet hat. Wenn 
man die Sagen von den Zusätzen säubert, so ist der 
Kern einer solchen, wie sie hier za L^de erzählt 
wird folgender: 

Die Zwerge stehlen Essen auf dem Felde. Man 
braucht nur für stehlen, rauben zu setzen, so erhält 
man io alter Mundart 

Dwergs raven msete up them feld 
d. h. da raven auch Raben bedeatet: 

Die Todten anf dem Felde der Raben Speise. 

Unbegrabene Todte sind ohne Zweifel der Raben 
Speise! — Die Sage fügt noch hinzu «sie hätten 
keine LöüeLj» Solche Zusätze der Skalden sind häufig 
in Anwendung gebracht um das Geheimniss der 
Doppelsprache zo bewahren. Die Zwerge stehlen 
Erbsen. Hier muss aber die Einzahl und für 
stehlen »nehmen gesetzt werden. Dwerg nimet Aerte 
oder Erte. Den todten nimmt die Erde, denn Erte, 
Aerte, bedeutet Erde ond Erbse. — Die Zwei^ 
füttern Pferde. Diese Worte in Doppelsinn zn bringen 
konnte bloss mit dem altalemanischen hure (mittei- 
lst, boris) Plerd bewerkstelligt werden, während 
füttern mit atzen (atzen) gegeben mnss werden. 
Dwergs otzen bore ; bedeotet aber auch die Todten 
werden zn Aas im Grabe, da Otz in unserer Mundart 
noch heute Aas bedeutet. Bure bedeutet ein Grab, 
Ein Plerd die Atzung geben; früher für füttern 
gebraacht, anch bei Mensehen. 

Die Zwerge arbeiten im Dankein. Da gearen 
arbeiten war und gor Mist, Verwesung, so ist auch 
gören verwesen. Alle Todte verwesen im Dunkeln 
(Grab). Gauri (Gori) hiess die Todesgöttin Durga in 
Indien d.i. die peraonifizirte Verwesang. (Ckxre beisat 
anch Freia), 



Digitized by 



337 



Die Zwei^ arbeiten in der Küche. Das Arbeiten 
Itennen wir als verwesen. Aber die Küche muss 

umschrieben werden. Der Heerd in der Küche ist 
der Aureiithalt clor Zwerge. Der Fouerplatz heisst är 
d. i. auch Grab. Aber auch Hei heisst der Heerd 
und ebenso auch der Feuerhalcen, woran der Kessel 
hängt. Hei ist aber die Todesgöttin nnd die Erde 
ebenfalls. In der Erde also, ist der Sinn des oben 
Gesagten, vermodern die Todten. 

Zwerge sollen in den Mähnen der Pferde sitzen. 
Die Mähne hiess in unserer alten Mundart Mane nnd 
Manen sind Todte; Todte sitzen bei den Todten auf 
den Kirchhofen. Die geöllneten Todten-Hügel in 
Dänemark und Sachsen haben dargelhan, dass unsere 
Uralmen ihre Todten in sitzender Stellung begruben. 
Das Wort man bedeutet Todter und Tod, hoUänd. 
manslag, Todtschlag. In derselben Bedeutung hatte 
es unsere Mundart in Manrichter (nicht Mannrichter) 
das ist ein Riciitor der über Leben und Tod konnte 
Recht sprechen. Man hat diesen Namen gegeben» 
um das Wort Freischötfe, welches dasselbe bedeutet, 
zu umgehen. Die Feme war gehasst von den Macht- 
habern und ebenso Alles, was an sie erinnerte. 

Die Zwerge sollen auch zugeschnittene Schuhe 
machen. Schneiden ist scraten, sckrseda im Alt^ 
deutschen und schwedischen. Skrot und Skrat ist 
aber auch ein Zwerg. Das Wortspiel beruht also 
auf skraten d. s. Zwerge und bedeutet das Wort 
auch ('geschnitten.» Dwergs, skratten scu goran, 
bedeutet 1. Zwerge machen geschnittene Schuhe 
und 2. Zwerge, Todte verwesen im Grabe — In 
Süd-Deutschland heissen diese Zwerge Schratz, 
Schretz ; in altdeutsch Sprache scraaz, screz, doch leben 
auch noch die Formen Schratt und Schratzel. Im 
Isländischen heifst dieser Zwerg Skratti. Da skratun 
auch haarig bedeutet, so brachte man sie auch mit 



Digitized by Google 



328 



den Mähneo in Verband, wie wir vorher gesehen. 
Sehrat bedeutet auch Schwaod und Tody di^er das 
dänische skratvorn, hinsiechend (schwiDdend). Es ist 

ferner Skratt schvved. das Gelächter und hierin liegt 
der Grund, dass Kobolde (Zwerge) die Menschen 
aaslaclien, wenn sie denselben einen Possen gespielt 
haben» denn Skrata ist böhm. ein Possen und dieses 
Wort haben wir auch besessen, wie aus dieser Dar- 
legung hervorgeht. 

Es kommt auch vor, dass ein Zwerg zum Ein- 
wohner eines Dorfes wird, dass die Leute durch die 

Länge der Zeit den ursprünglichen Charakter des 
Zwerges vergessen haben. Dieses ist mit dem Inser- 
bomer Hies der Fall. Dieses Hys (so ist der Name 
richtig) ist ein echt angelsächsisches Wort, denn 
hyse ist im Angelsächsichen Knäblein, Knirps. Die 
Deutschen besitzen das Wort in Höswurz, des Knaben- 
kraut (Orchys) ebenfalls noch. Hys ist bloss ein 
anderer Name für Schap, er verrückt Grenzsteine 
wie dieser« 

In Useidingen heissen die Zwerge Aeschter d. i. 
Aester, die Mehrzahl von Aster (der Tod, daher 
Firchhofblume). Diese Zwerge sollen badenden Kin- 
dern nachsstellen, welche in der Attert baden. Allen 

badenden Kinder in solchen reissenden Bächen stellt 
der Tod nach. Sie setzen sich der Gefahr des Er- 
trinkens aus. 

Junker Dietz bei Kuntzig trägt einen Zwergnaine. 
Dietz ist in der Eilel und am Nioderrhein ein Kind, 
folglich auch ein Zwerg. Es entspricht dem altnord. 
thiod » Zwerg. Der Name Dietz ist nicht angel* 
sächsisch, er gehört dem alemanischen an ; er würde 
angelsächsisch theod gelautet haben. Slawisch ist 
dite ein Kind, stimmt also mit dem germanischen. 
Dass er gerade an Künzig verbunden ist, rührt von 



Digitized by Google 



Konz, äfft Sohlat (Tod) her.^) Die indisclie Todes- 
göttin Duiga führte den Namen Kala KunthaSy 
Zerstöreriö (Kunthas) des Zeitlichen (Kala ist die 
Zeit), £s ist also Künzig eio Zwergoame. 

Unsere Zwergnamen Hü, Homännchen (scbwäbisch 
Hoienraändele) finden ihre Erklärung schon darin, 
dass Hu, Heu, Ho das Jahr hiess, also Cyclus, Ring, 
WOYOD anser Wort lieoer von diesem Jahr herrührt. 
Im niedersachsischen ist Hei-bauch ein Kind von 
einem Jahr. Von diesem Ha leitet man das huhu 
Geschrei der Zwerge in der Luft (in der Höhe) ab. 
Die Höhe, Erhebung heisst ar und das bedeutet auch 
Grab. E» ist also ein Wortspiel mit Tod and Grab. 

Ein gut gewähltes Wort für Zwerg ist Schank 
(raännchen) da wir uns den Tod immer als Knochen- 
mann vorstellen. Angelsächsisch war der Name 
Scanc. Ein trefflicher Vergleich bietet uns das ita- 
lienische scancio = zwerch. Es verhält sich zn 
unserm Schank, wie das deutsche Zweig zu zwerch 
(quer). Da ferner Scliank ein Schrank ist(ital. scancia) 
so ist die Beschränktheit und Hemmung selbst ver- 
ständlich nnd Schank auch der Tod. So bedeatet 
Schankweiler 1. Todtenhof nnd ein Todter der 
ruhet (weilet). 

Das Sickermännchen trägt schon die Beschrän- 
knng in Sik Rundung (sicbel, sikel Symbol des 
Todes) während Sik nnd Sich (Siechthnm) der Schwund 
ist. Auch das lateinische sicarius, Mörder, ist aus 
demselben Stamm 

Unser Scheuermännchen, kurz Scheuer^ ist ein 



(Kuenz süddeutsch Schlafdorn ; 2. Mangel). Es 
ist hier noch zu bemerken, dass Dietz Junker ist 
alzo «adlich)) ist. Wir haben bereits an anderer Stolle 
(sieh weiter unten) bemerkt, dass adel Verwesung 
bedeutet. 



Digitized by Google 



830 



Zwerg» der von scyrtan angels. verkleinern berrtthren 
kann. Es Hegt aber naher ihn yon den Alemannen 

zu holen, da Altdeutsch Skur-gota Hauszwerge sind, 
Lares. Die Scheuer (scure) war ihr Aufenthalt des 
Symbolismus wegen. 

Ein 'Zwergname von besonderer Bedeutung ist 

Hunich, Honik oder Hunicht. Diese drei Namen sind 
ein und dasselbe. Hun, Hain, Hün, Hein, Hon, alle 
bedeuten Tod. Aus, zu Ende bedeutet, wie schon 
bemerkt hun in unserer Mundart. Von demselben 
Namen ist Heinzel der Zwerg. Hunich aber ist 
ansserdem Urahne, Ureltcrvater. Er bedeutet «Ver- 
gangenes Geschlecht.» Im deutschen ist Henne das 
Geschlecht. Hun ist auch ein Knabe. Die Silbe ick, 
ich oder icht bedeutet eingeschränkt (kreisend) wie 
In Habich oder Habicht, der Kreiser. Ein Hunicht 
ist auch ein Buckliger da hunch angels. der Höcker 
bedeutet. Hunich (Hunig) ist echt angelsächsisch der 
Honig. Da hunich der Ahne bedeutet^ so opferte 
man den Manen^ den Verstorbenen^ hei den 
Römern symbolisch Honig. Sie können diesen 
Symbolismus nur von den Vrgennanen haben. 
Nach unserer ürreligion war Berhta oder Perchta 
die Ahnfrau (Urkona) unserer Vorväter nnd die 
Thüringer d. s. Wariner, ein Stamm der Angeln, 
assen dieser Göttin zum Gedächtniss Honigkuchen. 
Dasselbe war dor Fall in England. Bei uns ist diese 
Sitte, wie es scheint, verschollen. Aber auf unsern 
Hunich, Ahne, ist die ganze Feier aufgebaut. Bei 
den Mythrasmysterien wurden die Hände mit Honig 
gewaschen. Da Man die Hand bedeutet (manus) und 
Man der Ahne, Verstorbene (manes), so ist im Vor- 
band mit Hunich = Ahne, diese symboUsche Hand- 
lung, auf ihren ursächlichen Grund klar gelegt. Man 
sieht ferner, dass beim Symbolismus die gramatika- 
lischen Endungen (man-w5, man-e^) nicht in Betracht 



Digitized by 



331 



kommen. Ohne das luxemburgische Hunich, wäre 
wohl schwerlich eine Lösung obiger symbolischea 
Oeheimnisse möglich gewesen* 

Da germanisch han das Weibchen von allen 
Thieren ist, so wird man leicht begreifen, weil ein 
Weib = Mehrerin ist, warum es einen o Honigmond» 
gibt. Mit Honig hat derselbe wohl wenig, aber desto 
mehr mit der Mehrung zu thon. 

Eine seltsame Benennung eines Zwerges hat eine 
Erscheinung in Ebnen. Der Name ((Engelperto ent- 
spricht vollkommen. Ein Engel ist an und für sich 
nach dem Sprachgebraach eine (dichte Kindesgestalt» 
welche einem Terstorbenen Kinde angehört. Das 
Wort Engel bedeutet sprachricbtig («Zwerg» ein Be- 
schränkter oder Beschränktes, Gehemmtes. Unser 
Wort «enge» deutet eine Beschränkung an, deshalb 
sind auch hlew-angr und Bili-ingr in der Edda 
Zwergnamen . Es ist daher gleichgültig ob wir Angel, 
Ingel oder Engel sagen, auch das Licht oder die 
Helle bleibt, da ang, ing und eng im Stamme Feuer, 
Licht, bedeuten. Es ist also eine ganz irrige An« 
nähme, dass unser Engel etwa eine Nachahmung 
von Angulns sei. Nach unserer Ansicht könnte 
man den Spiess herumdrehen und nach dem Ur- 
germanen th um hinweisen. 

P6rt die zweite Silbe, bedeutet in unserer Mund- 
art ein Pferd; in unserer Sage ist aber in erster 
Linie ein Zwerg gemeint und da peri ein GQrtel, 
Ring bedeutet, so ist Peret ein Beschrankter, Einge- 
kreister. Pert ist also nur eine Zusammenziehung 
des vorhin genannten Wortes. Pert ist aber auch 
der Tod, wie alle Zwergnamen Tod bedeuten und 
es stimmt mit dem indischen Preta d. i. Todter, 
dessen volle Form Pereta lautete, von peret Ge- 
storben. — 

Der indische Todengott Jas (unser Jasmann) hiess 



Digitized by Google 



332 



Preta Palis d. i. Herr der Todten. Engelpert wird 
als weisses Männchen zu Pferde geschildert und 
dieses entspricht genau dem Namen. Wenn aber 
Dach der Sage Eogeipert die Wendeltreppe binanf- 
geht, so ist damit das Folgende gemeint Giridana 
hiess altd. die Wendeltreppe. Giri ist wenden und 
dana die Leiche und Treppe, Wenn ein Todter ge- 
wendet wird» d. h. nach oben geht, so ist das frühere 
Grableeren nach sieben Jahren gem^nt Wie ein 
Zwerg reitet, haben wir bereits oben erklärt. 

Das Wort Engel ist in der Sage von der Engel- 
gassG in Born verwerthet. In dieser Gasse sollen 
Erscheinnngen zn gewissen Zeiten auftreten und 
zwar als Engel, Schaf, Fnchs oder Schwein. Eine 
Engelgasse ist eine Todtenstrasse und diese sieht 
jedenfalls todte Kinder, Engel. Das Sc^af hiess with, 
das mänoliche wither und das ist auch ein Zwerg 
oder Todter (siehe oben Withrys Hans in Warken).— 

Der Ftichs hiess rsef oder rsew und dasselbe 
Wort bedeutet auch Leiche (siebe oben Fuhsenlach 
in Warken). Was das Schwein anbetrifft so ist 
dafür eher (aeber) zu setzen d. i. der Tod persooiß- 
zirt da aeber = hingehen, sterben bedeutet In der 
Thierfabel ist desshalb auch der Eber der Todten- 
gräber. 

Born hat auch seinen Zwerg, das Salsmännchen ; 
von Sal der Tod, wovon s»lig (selig) d. i. verstorben. 
Er wohnt im Salzwasser unter einer BrClcke. Da 
das Wasser ftr beisst und zugleich Grab, so ist dessen 
Bedeutung «Todtengrab». Die Brücke aber hiess 
üel und das ist auch die Erde. Also im Todten- 
grab unter der Erde wohnt der Zwerg Sal von Born 
(Bor d. i. Grab). Auch Holla wohnte in Holierich 
unter der Brücke. 

Wenn in Reckingen Zwerge sich aufhalten, so 
geschieht dieses symbolisch mit Bezug auf diesen 



Oigitized by 



333 



Namen denn Rekkr ist schon in der Edda ein Zwerg, 

folglich ist aucli der Name bei uns heimisch gewesen. 
In den folgenden Sagen werden wir denselben 
Namen verwerihet sehen. 

Hamer, Mamber (Mambra) ist ein Zwerg und 
ein Todter. Im spanischen ist Mamaracho weiches 
bei uns Mamerecker lauten würde, ein kleiner häss 
ücher Mensch (Zwerg). Ferner ist io derselben Sprache 
Hampesada der Alp ; wörtlich übersetzt Beengang 
durch Gewicht Mam die Beengang, Einschräniiang 
ist also Tod nnd Zwerg. Unsere Itfamergasse war 
also ein Todtenweg, worauf wir noch besonders 
zurückkommen werden. In einer Sage von Mamer 
kommt auf dem Kirchhof ein Zungenrecker vor. 
Das ist tongenreckkr (zongenrecker). Ein Zong ist 
aber ein eingeschlossener Ort, eingezäumter Platz. 
Rekker ist ein Zwerg, ein Toter. Es ist also von 
einem eingeschlossenen Todteu die Rede. Alle Todte 
des Kirchhofes sind also solche Zongerekkerl — 
Mamer ist identisch mit mamre, des Abraham Todten- 
gruft. Hain Mamre bedeutet «Todtengruft». Bei den 
Römern hiess der Schmied der Ancilien (Schilde) 
Mamurius, wie der Schmied der nordischen Sage 
Mimir hiess, der Lehrmeister des Völundr (Wüand) 
der nichts auders als der Tod war. Im altdeutschen 
ist Mammunti «Beruhigung, Stille» und böhmisch 
Mamiti betäuben (schwinden), woraus unser Mamer 
hinlänglich klargestellt ist. 

Der Rutengeist (zu Difierdingen, Dalheim), ist als 
Ruth c=r Zwerg an nehmen. Dieser Zwerg schlägt 
mit Ruthen; da aber Ruth der Tod ist, so kann hier 
nur vom Schlage die Rede sein. In der Dalheimer 
Sage stirbt nur der begleitende Hund des Betroffenen. 

In der Differdinger Sage (bei Oredt 801) heisst 
die Oertlichkeit Gruoven das soll für üräber gelten. 
Ruth der Tod (angels. reodan = tödten, finnisch rutto 



Digitized by Google 



334 



die Pest n. s. w. Roth die Pest lebt noch oDbe* 
wnsst im Volke, denn die Kriegsruthe ist die Pest, 

welche fast alle Kriege begleitet, heute ist es die 
Cholera. Mit einer Ruthe hat der Krieg nichts zu 
schafieD^ sie ist nur des Wortspieles wegen gebraucht. 
Im altiodischen sind die Radras, das ZwergeDYollc. 
Die Rnodacht (aocht) bei Mensdor! ist ein Todtenplats. 

Aus der Differdinger Sage von Ruth ist hervor- 
zuheben, dasses eine* alte Frau war, welche Kraut 
und Itolz sammelte, von den Schlägen heimgesucht 
wurde. Holzen biess wodan und so biess Allvater 
auch. Krautsuchen hiess weodan (unser heutiges 
Wieden); sie wollte also zu Wodan, der auch dem 
Tode vorstand. Ruth d. h. der Tod, richtet auch 
an sie^die Frage «Bast du noch nicht genug (gelebt)?» 
So erst wird die Sage versta'ndlicb, die freilich jetzt 
nur noch in diesen Fragmenten zu uns gelangte. 

Zwischen Schwebsingen und Bech liegt die Oert- 
lichkeit Fuselich (Gredt 64a/N« 803) dort treibt das 
fuselicher Männchen seine Geisterei. Fuselich ist ein 
Zwerg, setzt man für fus = schuh, so wird die 
Bedeutung Gra6 ; lieh ist eine Leiche, folglich Leichen- 
grab. Fusan ist aber fortgehen und sterben in 
einem Wort und fuselich eine geschwundene Leiche 
und ein Zwerg. 

Da es auch Brunnensagen gibt, welche mit dem 
Tod in Verband stehen (s. Thinnös) so ist hier zu 
bemerken, dass bur auch ein Zwerg oder Todter 
bedeutet und ausserdem noch Grab. In der Edda 
heisst ein Zwerg buri und schwäbisch ist bur ein 
Knirps, folglich ein Zwerg. Der Name bur für Zwerg 
war also in unserer Mundart heimisch. 

Da bei lauster eine Flur, weiche der Aufenthalt 
der Zwerge sein soll, den Namen Echels trägt, so 
ist Ecbel das luxemburgische Wort für Zwerg, welches 
im Hochdeutschen Egel, Oegel und Eigel lautet. 



Digitized by 



335 



In Beggen "wohnen die Zwerge im Krell (Kröll) 
Hause. Sowohl Begge wie Kröll sind Zwergnamen, 
denn Kröll ist die RanduDg, wovon Krülle die Locke 
herrührt Begge ist von bag, baeg as Ring^ woraus 
sich bei beiden die Einschränkung ergibt, also auch 
Hemmung und Tod. 

Helmsingen hat Zwerge in seiner Nähe. Helmer 
ist ein Zwerg und entspricht dem Hoder oder Hut 
mann. Dänisch ist Hehne die Ruhe also Stillstand. 
Als Zeitwort ist helme aufhören, stillstehen, woraus 
Helmer ein Todter. Auch das Singen als zweiter 
Theil des Wortes hat die Bedeutung, aber als Sing 
d. i. ein Männlein, wovon das iranzösisch (h*änkische) 
singe = Affe (Männlein). Auch dann, wenn man 
singen in galen umsetzt und dieses personificirt in • 
galar = Sänger so erhält man dasselbe Ergebniss, 
denn Galarr ist ein Zwerg (Edda).^) Dass aber Sing 
ein Männchen ist und diese Benennung der Sage 
entspricht werden wir auch im folgenden zeigen. 

Auf der Katzenle hei Lulzhausen und dem Katzen- 
fels bei Mamem hausen Zwerge. Lulzhausen und 
Mamem haben wir als Zwergorte*" kennen gelernt; 

dass aber der Name Katz ein Zwerg bedeutet, das 
weiss Niemand mehr dort. Das Wort ist aber auch 
etwas verdorben denn ursprünglich war es Katet 
oder Katez, zusammengezogen in K&tz. Schon das 
italienische Cazzatello ist ein Knirps und ein über- 



Analog heisst spanisch mono, mona, A£[e, 
Affenmännchen ; selbst maleiiscli ist monjet ein Affe ; 
englisch monkey J. i. Männlein. Unser germanisches 
Afte, Ap, Abe, bedeutet ursprünglich Kind und 
haarig. Das griechische pitex Affe stimmt voll- 
kommen mit dem niederdeutschen puteken d. i. 
Kindlein (auch italienisch ist putta n Kind). — Die 
nordischen Volkssagen lassen die Elfen auch singen 
(Helmsingeu » Nsenie Todtengesaug)« 



Digitized by Google 



936 



*. ^ \J*' ^ 



liefertes thrakisches Wort kniet Oatizi Zwerg. Dieses 
ist QDser Katz. Aber das Wort steckt aiicb in Meer 
Katze, der Affe. Es ist aber dieses Katze eia Männ- 
chen, denn mit einer Katze hat das Thier gar keine 
Aenlichkeit« Meer aber muss Maer » Haar bedeuten 
(griecb. merSgx = Haar) also Haar-Männleln nnd 
dieses trifft ohne Zweifel zn. Aus Katte Zwerg oder 
Todter ist das lateinische Catoaiuum Todtenreich 
gebildet. — 

Wenige Orte im iuiembnrger Lande sind so ge-* 
heimnlssvoU von der Sage omwoben, wie die Nuck 

bei Ettelbriick. Dieser Berg, der Sauer, Alzette und 
Wark beherrscht, hat eine günstige Lage, auch 
nach Diekirch abfalleod, gestattet er gemächlich das 
k Erensihal zu erreichen. Der Name Nnck bedeutet 
zwar Bei^, hat aber auch andere Bedeutungen z. B. 
von Tod und Zwerg, da schon beirisch nauken 
(nocken) schlafen bedeutet und griech. nokar, Todes- 
schlaf. Die Bedeutung Muck Tod, Zwerg entspricht 
auch den Sagen dieses Berges. Jener Brunnen mit 
der goldenen Wiege und auch das Schloss, welche 
oben standen, sie sind Symbole des Todes. Der 
Brunnen bur bedeutet aucli Grab. Das Schloss mit 
Burg übersetzt bedeutet ebeniails Qrab. Die Wiege 
aber hiess germanisch ludr und ludra d. i. auch 
Aas oder Leiche. Auch WÄle ist ein Name für Wiege 
aber auch für Leiche, Todter. Eine goldene Wiege 
ist mit Danwäle oder Danludr zu übertragen und 
da die Worte mehrdeutig sind, so ist die Bedeutung 
todte Leiche hier zutreffend. Die goldene Wiege im 
Brunnen ist also eine Todtenleiche im Grabe, was 
eigentlich Wortübeifluss ist, da Wiege allein schon 
genügt hätte. Die Sage aber bedurfte der Aus- 
schmückung, dafür wurde die Wiege von Gold an- 
gegeben und dieses Wort war auch wie man sieht 
passend mehrdeutig, denn dun bedeutet 1, Gold, 2. 



Digitized by 



337 



Tod, 3. Zwerg. Auf der Nack hausen Zwerge und 
dieses zeigt der Name an. 

Nicht allein auf der Nack, sondern ancb an Yer- 
schiedenen andern Orten, lässt die Sage Wiegen Ter- 

bori^en weilen. So zu Kocrich, wo dieselbe von 
Zwergen bewacht wird. Das wachen ist hier mit war- 
ten zu geben, welches sowohl wachen, wie weilen 
bedeutet. Bei der Wiege (Todtenleiche) weilen (andre) 
Todte (Zwerge). Femer ist anf dem TStesberge eine 
goldene Wiege in einem Htlgel begraben. Die gol- 
dene Wiege von Viechten liegt in einer Quelle (bur) 
iolglicb, da das Wort auch Grab bedeatet aim 
Grabex). 

Die Kdricber URegensage erzälilt nns, dass wenn 

man nach derselben gräbt, sie sieben Klafter 
schwindet, wenn man ein Wort redet. Unzählige 
Sagen haben die Bedingung des Schweigens beim 
Scbatzgraben. Da rede (riki) die Yerwesung be- 
deutet, so ist das richtig, denn bei Leichen spielt die 
Verwesung die erste Rolle. Sieben Klafter braucht 
man nur in «si^wen Kord» zu tibersetzen so erhält 
man da Kord (Korred) ancb Leichen nnd Zwerge 
bedeutet, und dwen schwinden oder Schwund, 
siwen Kord iKorred) d. i. Leichenschwund. Da Korred 
hier für Kord steht, so ist daraus zu ersehen, dass 
wir Kor der Zwerg oder Todte in unserer Mundart 
früher besassen, wobei bemerlct werden muss» dass 
Korr der Zwerg ein urkimbrisches Wort Ist. Das 
Bett der Hei in der nordischen Mythologie heisst 
ebenfalls Kor, also Tod und da Bett ein Grab ist, so 
ist das Bett der üel Kor» mit Todtengrab in der 
Erde (Hei) zu deuten. 

Ein Zwergname ist Eis (is), wie auch Frosti (Frost) 
und Kit! (Wälte) schon in der Edda vorkommeu. In 
einer Sage ist er erwähnt (Gredt 64i)/79r)), aber hier 
nur als Scaldenwitz gebraucht Zu einer armen 

16 



Digitized by Google 



Sä8 



Wittwe kommt Eismamicheii im Winter in die Stube 
und setzt sich in die Ecke. Als die Wittwe einige 

Zeit nachher nach dem Männchen sieht, gewahrt sie 
an dessen Stelle eine junge Ziege. Da Ziege mits^ 
zu übersetzen ist und dieses Wort auch Wasser be- 
deutet, so ist die Sache au^eklärt. Eis war ge- 
schmolzen und zu Wasser geworden und diese 
Ziege war gewiss jung, denn sie war frisch erzeugtes 
Wasser oder geschmolzenes Eis. 

Bei £meringen treibt der Zwerg Olig seinen 
Spuck. Die Oerttichlceit Emeringen passt sehr gut, 
da emen (aemen) leer bedeutet und Emer ein Todter 
ist, da leer bekanntlich dem entspricht; Emer ist Tod 
also ein Zwerg, wie Ol oder 0hg. Die Bedeutung 
des letstem ist auch «Oels. Ol» Gel, El ist aber der 
Tod und ebendessalb ist das Oel ein Symbol des 
Todes, daher die letzte Oelung ein Symbol des Todes 
ist. Ueberhaupt kennt die christkathohsche Kirche 
keine Handlung ohne Symbol. (Sieh weiter unten 
bei Nix). 

Au! der Hard bei Ettelbrfick hausen bekanntlich 

auch die Zwerge. Hard und Härd bedeutet Zwerg. 
Die Hiirdmännchen sind in den Sagen von Nieder- 
sachsen bis zur Schweiz bekannt. Da üärd und 
Uaard (hollandisch) auch eine Feuerstelle Heerd be- 
deutet, so lässt man sie ebenso gut am Heerde, wie 
auf der Hard (Wald) walten. Es ist eine Eigenthüm- 
lichkeit der Sprache, dass gerade Heerd und Ofen 
sich mit Zwergnamen decken und so dem Wortspiel 
freien Baum gestatten. So ist z. B. fonr franz. ein 
Ofen und altnordisch furr der Zwerg ; Eiln engl, ein 
Ofen und Kil ein Zwerg. Ebenso ist heinz ein Ofen 
und heinzel ein Zwerg. Da hard ein Kreis, District 
ist (Schleswig und Dänemark), • so ergibt sich 
die Eingeschränktheit von hard von selber, folglich 
bedeutet das Wort Zwerg und Tod. — Das Wort 



Digitized by 



S39 



Vogelheerd ist also Terachluss, Hütte und hat 

mit Heerd = Feuerstelle nur den Laut gemein. 

Zwerge in Grevenmacher haben nur Rückhalt in 
Macher d. i. Zwerg und Tod. In der altfränkischen 
Sage ist Robert Macair (Macher) der Radfahrer, der 
auf einem Drehrad (Macair — Drehkreuz und Rad) 
herumfährt, est ist nämlich eine Umschreibung von 
Wieland oder YOlundr d. i. Kaddreher der personi- 
fizirte Tod, den wir als Schmied kennen. 

Im Hnorgaard in Grevenmacber soUen Zwerge 
hausen. Da schon Horn und Horr in der Edda als 
Zwerge genannt werden, so ist eine Erklärung über- 
flüssig. Auch glauben wir vernommen za haben, 
dass dort früher ein Kuchhof war. 

In Lolzhavsen soll das Kreschhans der Aufenthalt 
von Zwergen sein. Da Kresch (Kres)yon Koros oder 
Kaires = Todte herrührt, so muss der Name ein 
uralter sein wie Witry in Warken. Uehrigens ist 
Krischna ein Name der Todesgöttin Dnrga. 

Bartringen ist als Zwergenheim in der Sage be- 
kannt. Das Wort in Baretringen umgeschrieben gibt 
dZwergenring oder Zwergenkreis» als Sinn. Baret 
ist ein Hütiein ; üöder und Helm sind Zwerge, wie 
Baret korc Bart der Eingeschränkte, also Zmrg nnd 
Tod. Ans demselben Stamm wie Baret ist das Isr 
teinische Baratbrum Todtenreich. Im m. hochd. ist 
bahre (bare) die Tödtung woraus bäret todt, ge- 
tödtet Bekanntlich wird den Zweiigen ein Bart zu- 
geschrieben, wie auch eme Kapoie (Kapnt), weil 
Kapot einhich Todt bedeutet. 

Bei Kontern ist eine Oertlichkeit Hangels genannt, 
welche als Zwergenaufenthalt angegeben wird. Der 
Name ist aus Han (hain) und Güls (sieh unten) ge« 
bildet Han ist ein Zwergoame (in der Edda Han- 
arr), ebenso ist GMls von Gal ; galar. ist Zwiofname 
der Edda. 



Digitized by Google 



l)jef Zwerge bei NeDoig (Naiaig) erklSfen sieh 
ans DaiD) nami und Bau der Zwerg. M ons-sdielDt 

nein u. nen der Zwerg heimisch gewesen zu sein, 
wie wir weiter uDten darlegen werden. 

In der Gej^end von Esch an der Sauer erscheint 
das TodientoSrnfibbiit ftiso einfach Tot d. i. auch 
ein Zwergname, er ist wohl jedem dentlich. 

Das Steipemännchen, kurz Steip als Zwerg, könnte 
den Leser irre führen, weil das Wort bei uns eine 
Stütae bedeutet SIeip ist aber von Stnp abgeleMet, was 
gekürzt, vm^lelnt heisst Der Name war Mber 
Styp ist aber in Steip übergegangen, ein richtiger 
Zwergname. 

In £itelbrüciL erging es dem Zwerg J«ekel| wie 
zQ Insenborn dem flysi man machte eiwm ffinwohner 
und eine bistOTfische Person von demsey^. Ansserdem 

hat man die Sage ganz verdorben und hinzugefügt, was 
nicht hingehört. Seinen Spuck treibt er auf dem Ecker 
d. i. die Leere, ein Todtenort, denn ekki ist alt-- 
nord. «Nichts». Als Todter kann er sieh in ein Kalb 
verwandeln, denn WAl ist ein Kalb und eine Leiche. 
Selbstverständlich in einen Hund. Rüde ist ein 
Hund und die Verwesung. Die Sage lasst den Hund 
ins Wasser gehen d. i. in Are^ welches aber aoch 
in's Grab bedeutet. In der Sage bei Gredt 881/166, 
soll er mit Fischern zu thun haben. Dieses ist nicht 
richtig, er hat nur mit dem Fährmann mit dem 
Nachen zu thun, mit Charou, den wir an anderer 
Stelle erklärt haben. Wenn sich Jäkel qoer als 
Feuerstrahl anf den Weg znr Kirdie legt, so ist dieses 
so zu verstehen: huming oder hure ist der Feuer- 
strahl aber auch Begräbniss oder Grab, Quer ist 
ZwiNHsh und dieses muss für Zwerg oder Todter 
genommen werden. Der W^g aar Kindie führte in 
atter ZMt Über den Kirehhot, denn dieser lag um 
die Kirche herum. Jäkel der Zwerg oder Todte 



Digitized by Google 



841 



kommt von Jak = Tödter. Schon die Todesgöttin 
Durga hiess Na-jaki d. i. Todesfrau. — In der ia- 
disolMn MjtboliOgie aind Jakaebas and Gali-jakas 
Zwerge im Gclolge der Dorga (Holle). Der in msm 
Sagen vorkommende Bleimantel ist umzusetzen in 
Bileiserhe d. i. Todtensai^. Blei, Bilei ist ein 
Zwergname sowohl im Altnordischen wie im Hooh- 
deutscben. Für Maotel ist Höllen Hemd la nebmeo, 
diem ist serk, aark, aber aa<di Sarg, folglich ist ein 
Todtensarg gemeint, den schliesslich jeder Todte 
bekommt. 

Das Stolzeberger Manncben« weicbea ^in onsem 
Sag» mkommt, ist als Zw«g in alten Mond- 
art Stolt zQ schreiben (angels. stealt). Stolz ist der 

hochdeutsche Name. Stolt heisst «Stillstand)) und 
Leere. £s ist nicht zu verwechsebi mit stolz s auf- 
geblasen, bofiärtig. Im Worte hagnalealt» hagestolt 
nemboohdeiitsch bagestolz ist die Bedentangt sowohl 
von hagn wie stolz dleer». Im Englischen ist stale 
verbraucht, abgenutzt und mat (todt) im Schachspiel, 
folglich stealt ein Todter, welches dem hochdeotscben 
Stolz eDtspricbt. Schmelz (Schmelzmänncben) ist ein 
bekannter Zwerg; scbmebEen ist hingehen, schwin- 
den. Das Wort smelt (somelt) kann auch von som 
Schlaf, üingang und elt-ait, vergangen heigeleitet 
werden. 

Firmes der Zwerg» ergibt sich ans pb» welches Tod 
nnd Schwund ausdrückt. Ancb die Besdiränkung) da 

pir ein Wurm (Ringler ist), wovon z. B. pirouette eine 
Kreisdrehung u. s. w. Da an dem früher luxemb. 
Dorfe fieif anch Zwergsagen verbanden sind, so 
kannte man Reil als Zweigname» dien wie die Bra- 
tagner ihren Kreiss als Zwerg haben. 

Eine im Lande weit verbreitete Sage ist die 
Raubrittersage und den verkehrt aulgeschlagenen 
Hafeiaen. Sie wird ükeraU gleieh enählt Yon den 



Digitized by Google 



Bargen Hesperingen, Heringen, Horn, Beringen 
u. s. w. 

Da die Hesperingw Sage ziemlich vollständig 
erhalten ist, wollen wir dieselbe hier eingehend 

besprechen. Hesper ist ein Zwerg, die Beschränktheit 
liegt schon in hespe ein Ring. Auch wenn man den 
alemanischen Namen Hesmaringa nimmt, so bleibt 
in Hesmar doch ein Zwerg oder Todter enthalten. 
Anch die Form Hespring gibt den Sinn Zwerg. Nenn 
Ritter oder Räuber waren in der Burg d. i. Grab. 
Wir können, da die Sage ausdrücklich von Raub- 
rittern erzählt, auch nur von Räubern oder Dieben 
sprechen. Für Bäober oder Dieb haben wir eine 
Menge Ausdrucke wie Zucker, Theof (Theef), Holer 
(Nehmer) u. s. w. welche auch Zwerg bedeuten. 
Es waren ihrer neun (nein), welches für nain Zwerg 
steht. Neng (nenig) ist ebenso wohl Zwerg, wie die 
Zahl neun. (Siehe die Zwerge von Nennig). Aus 
dieser Erklärung ergibt sich, dass die 9 R&uber in 
der Burg Hesperingen aTodte, Verstorbene im Grabe, 
im Todtenkreis oder Todtenring (Hesperingen) waren. 

Sie trieben ihr Wesen in einem unterirdischen 
Gang, also unter der Erde, wie überhaupt alle Todte. 
Dieser Gang, sagt die Erzählung weiter, stand mit 
dem Drusbach in Verbindung. Dieses ist richtig, denn 
Drüs ist die Pest, der Tod (mittelhochd.) und bach 
ist mit ar das Wasser zu geben und dieses Wort 
bedeutet auch Grab. Der Drusbach enthält also den 
verborgenen Sinn uTodtengrabi) und ein solches ist 
unter der Erde. 

Sie ritten aus mit gewendetem Plerdehufeisen, 
d. h. wenn sie ausritten waren diese gewendet. 
Ausreiten, Utrldan heisst aber auch ausverweset sein, 
zu Ende verwesen (von Leichen). 

Ein Pferd hiess Wih welches Wort Weihe und 
geweiht ebenfalls bedeutet Das Hufeisen hiess bei 



Oigitized by 



343 



UDsern Vorvätern Hofscu. Dieses Wort Ist gerade 
den Angeln eigen thümlich gewesen und nicht etwa 
ein gesuchter Ausdruck. Eoglisch ist noch heute 
to shn mit Hofeiseo bescblageD. Auch eiD m. nie- 
derl. ist scoe (schoe), dasselbe ebenso im schwe- 
dischen sko, mit Hufeisen beschlagen. Nun ist aber 
schu auch das Grab, wie bereits früher erklärt und 
einen solchen schu wenden» heisst oder hiess früher 
die Gräber leeren. 

Setzt man den Sinn Pferdebufeisen um, in Wih 
hofscu wenden so erhält man, den geweihten Grab- 
hof (Kirchhof) wenden. Dieses geschah wie bereits 
an anderer Stelle bemerkt, alle sieben Jahre* 

Waren die Leichen verweset, so wurden die Grab- 
stätten gewendet. Das ist also der Ausritt ans der 
Burg mit gewendeten Hufeisen. 

Die Sage fügt noch recht schalkig hinzu : dachte 
man sie waren in der Bui^, so waren sie dranssen, 
dachte man sie waren dranssen, so waren sie drin 
gewesen. Dieses ist ein Wortspiel, welches sich ganz 
allein auf adachle niaiD) gründet, denn diese Worte 
lauteten früher athohte man» was auch, wie todte 
Man klmgt.^ Jetzt ist auch der Sinn : Todte man 
in der Burg (Grab) gewesen, war natürlich dranssen 
weil er drin gewesen war. War der todte Mann 
aber draussen, so war er natürlich im Grabe geicesen 
also nicht mehr drinnen. Sie waren alle ausgegraben, 
wie oben erklärt. 

Eine Ergänzungssage lässt die Burg in die Hände 
des Herrn von Rettel fallen. Es ist aber liodemacher 



^) Das angels. thenkaii = denken hat im praeter, 
thohte, worauf sich das Wortspiel gründet. Aber 
auch wanen = wähnen ergiebt dasselbe Wortspiel 
denn wanete man bedeutet o wähnte raano und ((ver- 
storbener Mann» also todter Mann (angels. waniau 
schwinden, fortgehen). 



Digitized by Google 



gemeint und zwar Retel-Rodemacher. Retel ist der 
Wender, ein Rodemacher, einer der eine Rode (Reute) 
macht, der etwas rodet, nämlich hier den Kirchhof. 

Das Ganze verrieth ein Schmied. Verrhiden ist ver- 
wesen und Schmid die Verfaulung, also die ((ver- 
• wesete Veriaalong», war Ursache dass die Gräber 
geleert wurden. 

üm allen Zweifeln entgegenzutreten, führen wir 
hier noch an, dass dieselbe Geschichte in Ettelbrück 
(auf der Nuck) von den Zwergen erzählt wird, was 
also vollkommen mit unserer Erkliirnng überein- 
stimmt (Gredt 293/84). 

In Besttg derselben Sage von der Heringer-Burg. 
haben wir nur hier beizufügen, dass heren = ver- 
wüsten ist, bering die Zerstörung, folglich gilt für 
heringburg, Grabeszerstörung. 

Burg Horn bedeutet, da hom und bor ein Zwerg 
also Todter ist (s. oben) nichts anders als Todten- 
grab. Dasselbe gilt von der Beringer bürg t Oert- 
lichkeit) da bering, dasselbe ist wie Hering = Zer- 
störung von bar und baer wOst» leer. 

Ergötzlich im Wortspiel ist die Sage von den 
Tömplern (nicht Templer) von Kahler. Auch sie hatten 
die Hufeisen verkehrt aufgeschlagen Sie wurden 
auf Befehl des Königs vertrieben. Dieser König 
ist nämlich ein «Leerer». Im Mittelalter war der 
Nacht-König ein Latrinenleerer. — Der Name Kahler 
d. i. die Leere, zeigt einen geräumten Kirchhof an. 
Die Tömpeler von Kasselsberg bei Vianden haben 
genau dieselbe Hufeisengeschicbte« Kassel ist aber 
eine Kirche (Heidenkurche s. oben) folglich ein 
Todtenplatz. Kassel und Kastel sind Zwergnamen 
alse auch Todte. (Schoo bei Lye wird Casla hedhen 
d. i. Todtenkreis angeführt). 

Der Tumulus au! der Tonn (Ton = Burg) barg 
früher Tömpler, Zwerge. Dieselbe HoMsengeschicbte. 



Oigitized by 



m 



Bs ist ein alter Begräbnissort der bei Flachsweiler liegt 
im fiereiche der Syr (Freia). (Gredt 749/ya9). 

Ein bekannter Zweig ist das le-minnehen. Le, 
Lai, Lei oder hie ist Zwerg, wir halMn diese 
"Silbe bereits als Verkleinerung angeführt. In der 
Edda kommt er in Zasammensetzungen vor, wie 
Hle-vangr. Im altnordifrdien ist iae das Verderl^en» 
Tod. Unser laie ist deern, der von einer Wissen- 
sciiaft nichts versteht. 

Die Verwechslung von Tömpler oder Templer mit 
Tempeilierren ist eine Erscheinung, die in der Wort- 
bildmig ihren Gnind hat Wir haben den Tempel 
bereits als Kreis nnd zwar ab Strinkreis erklärt 
Er ist auch ein Todtenkreis und entspricht ganz 
genau dem Worte Kirche in der niederdeutschen 
Mundart Kerke d. i. der Kreis, Steinkreis und Todten- 
krm. Es ist griecb« Karkops der Afie, die Bedeutung 
ist Zwerg oder Männchen. Beschränktes Männchen 
(griech, Merops der Mensch). Das Wort ist aber so 
gewählt dass es aZwer^schwanzmensch» ausdrtickt. 
Es enispricht also uii$erm Templer oder Tömpler. 
Ebenso ist thooroe der Dom (Kirche) nnd thnome 
alldentseh ein Zwerg (siehe Dasmen oben). Wer mir 
entgegnen würde, dass Kerkops allein von Kerkos= 
Schwanz herrührt, dem können wir Thiere mit recht 
stattlichen Schwänzen vorführen, die ihren Namen 
nicht Ycm Schwänze haben nnd Niemanden wird es 
einfallen» dem Sehwansedie Ehre zn geben, bei der 
Namengebung, denselbon zu berücksichtigen. -- (Man 
vergleiche auch oben die Katzenlai und Katzen- 
leisen). — 

Zwei Zwergnamen sind noch vorhanden, welche 
Goldkanl nnd Longkanl hassen. Der Letzte ist Lon- 
kanl zu schreiben, da lou die Wendung und kaul die 
Kugel bedeutet, so ist er richtig ein Zwerg oder 
Eingeschränkter. GoUkaul kann auch in Gokimär 

16* 



Digitized by Google 



346 



umgesetzt werden, wenn man Kaul, in Tümpel oder 
Waiher überträgt. Es ist Goldemar ein Zwoi^könig 
in der Mythologie. Unter Gold ist die Leiche za 
verstehen, Aas; schon Dorga hiess als Todesgöttin 
Gola ein doppelsinniges Wort welches Himmlische 
und Leiche (personif.) bedeutet. M4r ist die Ver- 
wesung. ^ In Niedersaehsen hat sich Kohnot und 
Kalmnt ein Heidengrab erhalten, es ist Kol der 
Todte und mut das Grab, Höhle, von mut = leer 
(althochd. rauoze Leere). ■ Uebrigens ist Kaul für 
sich ein Zwergname und Todter. lieber mar in 
Goldemar ist es gentigend, aal Nachtmtir hinzuweisen. 
(Der Zwerg der sich aaf die Brost des Schlafenden 
setzt und ihm den Athem raubt. Wir werden eine 
solche Zwergsage noch behandeln). 

Alp, Alb, Alv ist ein Zwerg und fehlt er anch 
in nnsem Sagen nicht. Er ist als Alpiger Männchen 
bekannt. Alp oder Alpich ist schon genügend fflr 
die Bedeutung Zwerg und Tod. Die Oertlichkeit 
heiss Alpig bei Broucb. — Alp und Mar sind zwei 
Zwerge, welche ans dem Grabe kommend, sich anf 
den Menschen setzen und jenen forchtbaren Zostand 
verursachen, der die vollständige Abmattung und 
Zerrüttung zur Folge hat, so war die frühere An- 
schauiig über mar, alp oder trat. In der folgenden 
Sage findet die Ansicht, vorhin ansgesprochen ihre 
BestätigoDg. (Sage von Jonglinster bei D' Gredt 
299/101). Die Sage brauch bloss in ihrer ursprüng- 
lichen Einfachheit hergestellt zu werden, sie lautet 
dann : 

£in Mädchen von Jnnglinster hatte ein Yerhäitniss 
mit einem Zwerge, was den Leuten nicht verborgen 

blieb; man suchte sie von demselben zu befreien 
Da Alp und Mare ein Zwerg ist, so ist ein solcher 
gemeint, denn Alp und Mar nebst Trut sind die 
emzigen Zwerge, welche einen Menschen durch 



Digitized by Google 



347 



Druck auf Leib und Brust heimsuchen können 
(nämlich diese drei sind gewöhnlich im Munde des 
Volkes'). 

Wenn Jemand Alpdruck hat, so wird man durch 
das Stöhnen aufmerksam, folglich wurde das Ver- 

hältoiss des Mädchens mit dem Zwerge (mär) be- 
kannt. Man ging um ein Mittel zum Hirten. Der 
Hirt hiess swan d. i. aber auch Schwund, also man 
brauchte ein Mittel zum Schwund des Mftr (Zwerge). 

Das Mittel welches man anwandte ist gewiss 
einzig in seiner Art aBrod getaucht in eine Hand 
voll Salz aufgelösety bestreut mit Schwefel am Heerde 
verbrannt». 

Bei näherer Untersuchung fand es sich» dass wir 
es mit einer Mundart zu thnn hatten, die ins angei- 
säciisische hinreichte. Die Uebersetzung lautet: 

((hleaf tumpet in (an) grap sal in are t6 lyset 
bistr^tf sawul (sawel) in hei bumet» 

Diese Uebersetzung ist zweideutig und man kann 
auch das Folgende daraus lesen: 

(cDer Leib (todte) schläft im Grab; der Todte im 
Grab getrennt, Seele in der Hölle brennt, irret 
umher».*) 

Hieraus ist zu ersehen, dass man das Alpdrücken 

oder Mär, als aus dem Grabe herrührerd ansah. 



^) Wichtel können auch drücken da wicht » Ge« 
wicht, Schwere bedeutet. 

Es ist hleaf Laib für Brod zu nehmen ; tum- 
pen ist tauchen und schlafen; grap eine Handvoll, 
steht für Grab (ist aucli mundartlich richtig) ; sal 
ist der Todte und Salz. Ar — Wasser und Grab ; 
tü lysan ist angelsächsisch so wohl auflösen, wie 
trennen ; bistret für bistrayt, welches lierumirrt be- 
deutet. Sawel (swavel oder suavel) Schwefel, steht 
für sawl, sawul, sawel, angels. Seele. (Es ist hier 
nach dem Gehör zu nehmen), hei ist Heerd und 
Hölle, burnet = brennt 



Digitized by Google 



Der Todte kam also in Gestalt eines ekKgeD Zwerges. 
Das obeDgenannie symbolische Mitt^ sollte nmi 

so angewandt werden, dass wenn der Alp wieder- 
käme, das Mädchen das Brod essen und dabei den 
Leib drückea sollte. Diese UaDdlung . ist wiederam 
symbolisch : 

Brod esssD^ Leib drQckoD; 

Es ist dieses übertragen in derselben Mundart 
hieaf aeten I hleaf mare I 

Die UebersetsoDg lautet, da aaoh dieses doppel- 
sinnig ist: Leib verwese! Leib Termodml^) So lange 
also ein Todter nicht verweset war, nahm man an, 
dass er die Handlung des Alpdrückens voroehmen 
konnte. — 

Es nnterliegt keinem ZweiM, dass der Todte 
das Mädchen, nach diesem gewiss sinnreich ausge^ 

dachten, symbolischen Mittel umso mehr in Ruhe 
Hess, da er nie ihre Ruhe gestört halte. Heute ver- 
treibt man den Alp auf einfache Weise und ohne 
viel Umstände. 

Wamm die Todten nach neben Jahre ausgegraben 
wurden. Diese Frage beantworten die Worte sieben 
Jahre selber, seven jar bedeutet ein geschwundener 
Todter, denn jar ist ein Zwerg und Todler (in der 
EddaJari). - 

Es sind hieran noch folgende, nun begreiffiche, 
überlieferte Aussprüche anzuführen. Zwerge sind 
mit sieben Jahre Greise d. h. alt. In sieben Jahre 
sind die Todten verweset. Zwerge sind wie sieben- 
jährige Kinder. Kinder, Children d. sind auch Todte 
nnd Kill (Ohlli) ist ein Zwerg. Hier spielen die 
Kinder in die Zwergsage hinein und in der alten 



^) Aeten ist essen und verwesen ; niederd. setter 
das Aas, Leiche; mär ist Druck, folglich maren, 
drücken, belasten, hleaf, Brod und Leib. 



Digitized by Google 



349 



Lehre vm Frao Holle (Freia) auch die Ifatter der 

Zwerge und der verstorbenen Kindlein, sie hiessen 
Heimchen d. i. Zwerg oder Kind, aber ein todtes, 
denn Heimgang ist tod and heimen sterben, wofür 
hyma altnordisch der Schlaf (Tod) den Beweis 
liefert. — Ans diesem Gmnde haben auch die Todten 
eine Heimath, wenn auch in anderer Bedeutung als 
die Lebenden. 

Irrlichter sind nach dem Voiksglaaben verstor- 
bene Kindldn. Dieses ist richtig der Sprache nach, 
denn kinden (engl, to kindle) bedeutet anzünden, 
also Licht machen, folglich ist ein Kindlein ein Licht- 
lein und umgekehrt ein Lichtlein (ü*rlicht) ein Kind- 
lein Ebenso ist Kandel ein Licht, also wurde auch 
unser Kand (Kind) den Sinn von Ucht ergeben. Setzt 
man für Kind das englische child, so erhält man wie 
oben bemerkt, ein todtes Kind. 

Unser Land ist reieh an Irrlichtsagen, doch ist 
hier der Name nicht Irrlicht, sondern Tranlichi 
Diese Benennung weicht von dem deutschen frrlicht 

oder holländischen dwaallicht ab. Die Schweden 
haben zwar Irrbloss (Irrlicht) gebrauchen aber meist 
all lyktgnbbe d. ist Liohtzwerg. Die Dänen hab^ 
Ucfatmand d. i. Uchtmann. Die Engländer Jack in 
a lanthorn d. i. Jeckel (Zwerg) in der Laterne. Die 
Franzosen gebrauchen Dauphin das fränkische Dolfm 
(Delphin) für Irrlicht. Das Wort Dolfin hat aber in 
doli die Irre, denn dolen ist irren im Niederdeutschen. 
Hn bedeutet Zwörg (altnord. finr. ond Liebt (gr. 
phainein « leuchten). Dieses DoHein hat also mit 
dem Fisch gleichen Namens nur den Laut gemein. 
Feuermännchen ist ein deutscher Name, ebenso El- 
fücht, Elf ist ein Zwerg. Dann isi noch Tückebot zn 
erwähnen; bot ist Ucht, niederd^ böten zünden. 
Tücke ist tückisch und ein Zwerg. Unser Traulicht 
ist nun nicht von trauen, sondern von Trau der Zwerg; 



Digitized by Google 



350 



in der Edda kommen die Zwerge Thro n. Thra vor 

und dem entspricht unser Trau (Thrau). Es ist also 
der Sinn von Todt und Kind in unser Traulicht ent- 
halten, und von Todeslicht. — In einer Sage (Gredt 
584f/668) wird Frau HoUe anfordert das Tranlicht 
zu löschen (erschlagen). Es ist also auch hier der 
Glaube der Alt vorderen gewesen, dass verstorbene 
Kinder Nachts als Traulicht herumirren, wie wir es 
aoch bei Alp und Mar dargelegt haben. Nach einer 
werthvollen Mitteilung (von Pfarrer Klein bei Oredt). 
Soll das Irrlicht wie eine brennende Weide ausge- 
sehen haben. Da eine Weide in unserer alten Mund- 
art Salig hiess und kinden brennen^ zünden, so ist 
uSalig kindeü za setzen d. i. brennende Weide 
nnd verstorbenes Kind. In nnsem Sagen heisst es 
femer: «das Irrlicht macht ein Geräusch, wie ein 
Kind das im Bache wascht». Im Bache waschen 
lässt sich durch im Wasser waschen geben, also in 
are wäshet (to wash). Dieses wäshet ist gleich im 
Laut mit weset (verweset) ; ar bedeutet Grab eben- 
fells. Also macht ein Irrlicht ein Geräusch wie ein 
Kind, welches im Grabe verweset, nämlich gar Iceins 
und das ist der Wahrheit gemäss. 

Die Kirchhöfe in anserer Heimath führen allge- 
mein den. Namen Ribegard. Rib, Kip ist eine Rübe. 
Nun ist est auffällig, dass slavisch ripa die Rübe ist, 
während die englische Aussprache rape ist. Man 
könnte hier wilzischen Einfluss vermuthen, um so 
mehr da rypati slavisch graben bedeotet. Der Name 
Ribegftrd kann anscheinend nach Einfühmng des 
Christenthums zur Geltung gekommen sein , da 
früher der Kirchhof, der Steinkreis damit zu eng ver- 
bunden war. Wenn man aber bedenkt, dass uns 
viele Worte verloren gingen, so li^t doch die Ver- 
mnthnng nahe, dass Ryp der Felseüi, Stein (rupes) 
heimisch war und dann hätten wir in «Kypagard» 



Oigitized by 



351 



eine genaue Uebersetzung von Steinkreis. Da to rip 
auch trenneD im EDglischen bedeutet und riba hin- 
gehen im Niedersächsischen ist, so ist Scheidegarten 

auch eine Bedeutung des Wortes. Angelsächsisch 
ist rypan trennen, welches noch genauer entspricht, 
ebenso ist mittelniederl. rippen fortnehmen. Wir 
dürfen aber rip d. i. reif nicht zur Seite lassen, da 
nach dem Sprachgebrauch, dieses Wort auch Yer^ 
wesung muss bedeutet haben, wie dies bei mär reif 
und Aas der Fall ist. Es entspricht also der Ribe- 
gard vollkommen den Gepflogenheiteo der Skalden , 
bei der Bildung dieses Wortes, nämlich es mehrdeutig 
zu machen, damit es in seinen Deutungen, den An- 
forderungen, als Todtenort entspricht. Erwähnen wir 
noch eine Klasse Zwerge in Indien, welche Rhibus 
d« b. Gestorbene heissen. In Schlesien wo Ger- 
manen mit Slayen zusammenwohnten, ist der Name 
Rübezahl als Berggeist bekannt. Dass hier von 
einem Berggeist berggast — begrabener Gast (Zwerg 
oder Todter) die Rede ist, ergiebt sich schon aus 
diesem Namen. Rübe ist unser Rib und zäl ist die 
Leere folglich der Tod (longobard. ist zaia Plttnde- 
derung, Leerung). Er ist der Beherrscher des Goldes; 
dessen Bedeutung wir bereits oben erklärt haben. 
Er raubt Mädchen, die im Innern der Berge (Grab) 
rasch hinwelken. Die Todten welken alle in ihrem 
Grabe rasch dahin. 

Das ist aber noch genauer zu geben mit wisan 
oder for wisan d. ist verwelken oder verwesen. Zwar 
wird Rübezahl nicht als Zwerg geschildert, man 
konnte dieses nicht, weil die Sage auf dem Riesen- 
gebirge heimisch war und die Oertlichkeit, wie 
bereits dargelegt und bewiesen wurde, ausschlag- 
gebend war. Man Hess deshalb seine Gestalt im Un- 
klaren. Er erscheint aber im Sturmgebrause, und 
dieses heisst griech. zale, dieses kann doch kein 



Digitized by Google 



Zufall sein. Rfib-fop ist abor wist (räppel sa woster 

Kerl) rübzale ein wüster Sturm und in demselben 
erscheint er symbolisch. — Da aber riben o. rubelu 
kräuseln ist, so liegt in Rübesabi der Sias Wirbelr 
sinrm« 

Graue (Grave) ist ein graoes llaDnchen ein Zwerg; 
er ist weit verbreitet unter den germanischen Stämmen. 
Da das Wort auch Tod bedeutet, so ist der Graf 
(Grave Greve, Grive) eine Penöolichkeit onserer 
Sagen. BekanntUi^ ist Gr6Te das Nichtsthnn und 
der Gr^veplatz In Paris ist der alte Hinricbtangs- 
platz gewesen und bedeutet das Wort Todesplatz. 
Es ist fränkischen Ursprunges. Die Franzosen kennen 
die Badeutang des Wortes sdiweriich noch. In oosmi 
Sagen gehen die Todten (GrensstdnTerrücker) im 
Gra welter bei Wilz des Nachts um. In einer Zwerg- 
sage (Gredt 782.100 ') wird das Grevenhaus in Kons- 
dorf angeführt, also Todtenbaus oder Zwergenheim« 
Es bandelt sich dort am die bereits erklärte Sage 
vom Brod, das aiigcbHeh nickt zn Ende ging. 

In der Merterter Lei hauset Gvoi Fuge), welches 
Wort nur in Grave oder Greve ar (Vogel) umgesetzt 
branoht za werden^ so haben wir aadi den Sinn 
Todienffrab. Ar ist im germanischen ein Vogel. 
So ist das Wort Kasu-ar auf eine recht einfache 
Weise enstanden. Ein Graf Salm erhielt von der 
Ostindisch-Holländischen Kompagnie einen solchen 
Vogel und schenkte denselben dem Kaiser in Wien. 
Das mener Volk drängte sich zn des Rimsers-ar^ 
zu des Kaisers-Vogel und dieser Name blieb dem- 
selben. Kasu-ar ist also ein verdorbenes Wort. In 
einem alten Gedicht (Jwf in 5825 Grimmas Mythologie 
fährt es an) verklagt der Todt einen Grafen (grayen). 
Hier braucht man nnr für verklagen, vor Gericht 
laden zn setzen, was mit einem Wort «dageno ge- 
sagt werden kann. Daget grave ist ein begrabener 



Digitized by Google 



353 



Todte, ebenftUiK da es iweideutig ist (vor QerUM 

geladener^ Graf und begrabener Todte), Selbst- 
verständlich verlor der Gral (Todte) sein Leben. 

Freia» Matter HoUe wird in vielen Segen ek 
Grawinne (Gräfin) angeführt, es ist eine weibliche 

Personification, welche Todesfrau (Frea) bedeutet. 
Grave, Graeve und grsevin sind also Zwerg und 
Todesnamen. —Weibliche Zwerge und Wasserjungfern 
(Nixen treten in nnsem Sagen hänfig aot Während 
alle germanischen Sagen dieser Art gering an Zahl, 
im Verhältniss zu den grossen Landercomplexen sind, 
hat sich auf diesem Gebiet bei uns recht vieles er- 
halten. So spielt die Bachjungfer eine grosse Holle 
in nnsem Gewässern. Wir sind dadurch nicht allein 
im Stande nns Licht zq TerschaSen, sondern auch 
den andern Ländern. Obgleich Bachjungfer eine 
Todesjungfer bedeutet, ist diese Benennung doch 
nicht die. von den Skalden gemeinte. Alb, Alf, M 
ist ein Bach, tkberhanpt Wasser. In NonUothringen 
hdsst anoh heute noch jeder Bach so. Dasselbe 
Wort in seinen verschiedenen Formen bedeutet auch 
Zwerg, also Tod, wie wir bereits dargelegt haben. 
Alfenberge heissen in den Niederlanden beim VoUie 
die Grabhügel, d. i. Totenberg und Todtengrab und 
auch Zwergberg. Sne Jnngfraa hieas ein&ch mö. 
Die verschiedenen germanischen Sprachen haben 
dafür folgende Ausdrücke: altdeut»)h moe (mo), 
moia, mnia, mna und mawa, schwed. mö, mittel- 
hocbd. meo und meie, angels. meo-wel (zusammen- 
gesetzt) u. s. w. Mo bedeutet auch Erde, Grund, 
Sand und Steppe. Diese Bedeutungen muss man 
im Auge behalten. Da in der Edda mo-inn ein 
Zwerg ist, so ist mö auch ein Zwerg, da inn schon 
ein Zwerg für sich bedeutet. 

Wir übersetzen nun Bachjangfer in Elfmo oder 
Alfmo. So erhalten wir folgende Bedeutungen : 1. 



Oigitized by Google 



354 



Wassertod; 9. Wassergrund und 8. da Alf, Elf, 

Alb selbst Ylf ein Schwan bedeutet, auch den Sinn 
Schwanenjungfrau. Zu gleicher Zeit wissen wir, 
was eioe Schwanenjonglnui bedeatet. 1« SineTodta 
in der Erda; 8. Wassertod. Die Schmnenjonglranen 
wurden in der nordisoben Mythologie von Wieland 
dem Schmied (Völundr) und seinen Gesellen, d. h. 
vom Tod und seinem Gefolge im Wasser d. i. ar, 
angeiroSeD oder da Ar das Grab ist «im Grabe». Sie, 
die Schwanenjungfam hatten ihre Schwanenhüllen 
abgelegt d. h Alfs serke, ihre Todtensäi^e waren 
zerfallen, denn serke ist Hemd, Gewand und Sarg. 
Nun machte sich der Schmied d. h. die personiücirte 
Verwesung mit seinen Gesellen, Meister von den 
Leichen; — Wir dürfen ruhig und ohne Deberhebnng 
behaupten, dass trotz der Menge Erklärungen dieser 
Sage, noch Keiner von allen Forschern, den Kern 
der Sage errathen hat, geschweige auf skaldischem 
Wege auflöste; wir nehmen diese Entdeckung für 
uns in Anspruch, die genau vom Jahre 1885 stammt. 

Unsere Bachjungfern, Elfmos, sind also identisch 
mit den Schwanenjungfern der Edda, sie ziehen den 
Menschen auf den Boden, den Grund des Wadsers 
und verursachen den Tod dadurch. Es ist also det 
Bach und die Tiefe, welche den Menschen den Wasser- 
tod bereitet. — 

Bei Weiler la Tour (z. Thurm) fliesst ein Bach 
die Gälz. Dieses Wort bedeutet Wasser denn Gal» 
ist das Wasser und zwar ein ürwort, daher z. B« 
Burdi gale richtig in Bordeaux übersetzt ist (eaux ist 
Mehrzahl). Von Gal Wasser rührt Galilaea Seenkreis ; 
türkisch göl das Meer. Unser Gälz muss gäls' 
lauten von Gäl-se. In diesem Bache herrseht das 
Gälsefrachen oder Gälsemö d. i. Wasserjungfer. Sie 
ist also eine richtige Nixe. Im schwäbischen heisst 
sie Gilsenweiblein, also richtig umgelautet. Auf den 



Oigitized 



866 



Namen Gälsemo kommen alle Bedeutungen in Be- 
tracht die wir bereits bei der Bachjungfer haben. 
In der, bei Gredt 269/11 angefübrten Sage dies« 
Nile wird folgendes von ihrem Treiben ersahlt. Die 
kleine Erzählung muss aber 80 gesetzt werden dass 
sie zweideutig wird. 

«Die GsBlsmo wusch den Knechten die Ueber- 
hosen (Beinkleider); wenn sie Abends vom Pride 
kamen, wurden sie ausgezogen und Morgens fand 
man sie an den Staketen (Mühlrechen) hangen». 

Diese Sätze sind absichtlich so gesetzt. Nor der 
erste Theil ist zweideutig. 

Gfielsmo dwalte sweins banwand; «die Gäls- 
Jungfer wusch den Knechten die Beinkleider» und 
((der Wassergrund verirrten Knechten den Wasser- 
tod (hier ist brachte einzuschalten).^) Das Uebrige 
bleibt unverändert. Nun lautet das Ganze : 

Der Grund des Wassers (brachte) verrirrten 
Knechten den Wassertod, wenn sie Abends (im 
dunklen) vom Felde kamen» man fand sie morgens 
an den Staketen (Huhlrechen) hangen, sie wurden 

ausgezogen (herausgezogen). — 

Würde man dieses in alter Mundart umarbeiten, 
so wurde dieser Sinn genau wieder gegeben. Die 
Sage ist nicht mehr genau im Munde des Volkes. 

Die Bachiungfern haben weisse Kleider, da alf 
und elf auch weiss, leuchtend bedeutet so ist Elf- 
wand ein weisses Kleid und zugleich Bachwasser 
und ausserdem Schwanengewand. 

In Ettdbrüdc heisst die dortige Nixe Wasser- 



*) Das Wortspiel gründet sich auf dwalen- waschen 
und verirren : bau ist Bein und Tod ; wand « Kleid 
(Gewand) und Wasser, wand das Wasser ist noch 
in Dänemark heute im Gebrauch. Es ist also Ban- 
wand «Wassertod» und Beinkleid* — svein ist Knecht. 



Oigitized by Google 



356 



kitchen, es M Kate ond Katse, ^<e^ wir oben bei 

Hamern sahen ein Zwerg- und Todter. Mit dem 
Namen Käthe (von Katharine) hat dieser Name nichts 
sa tbuD, er ist aas Katikin d. i. Zwergin entstanden. 
In GreiveUingen eraoheiiit derselbe Maoie in der 
Zasammensetznng BombatschekälcbeD Das voifpe- 
setzte Bombatsch soll den Plumps im Wasser be- 
deuten. Aber die Sage lässt sie w^aschen (dwalen) 
und irre machen; sie wäscht nur kleine Lappen; da 
dieee im fingUschen bokiJn (botscb) belsseo, so ist 
wohl bombatsch ans bombotcb entstandeo. Bomboteh 
ist ein Zwerg (Bom-bure in der Edda) botch ist auch 
verhüttet, von bot = stumpf, botch also zwergartig 
bombatsch (bombotoh) eio Zwerg. Freilich ist es ein 
* langer Zwergname» man wollte den Plamps (des 
Wassers) britagen am die Nixe anzozeigen. — Grete ist 
ein weiblicher Zwerg, desshalb, weil es auch ein 
Frauenname ist. Schon das Wort Gris, Greot, be- 
deutet Kügelein, demnach ist eine Grete eine Be- 
scbräolcte oder Zwergin» also ancb Tod. Da wir 
gr^tzig anrüchig besitzen, so ist Grete auch die 
Verwesung und die Buschgrete ist in Argrete zu 
übersetzen, dann bedeutet es Grabestod und Grabes- 
yerwesong. WeU aber Grete eben die Bedeatang 
von Verwesung besitzt, hat man sie als Nixe in die 
Syr versetzt, welcher Name ebenfalls «Verwesung» 
bedeutet. Nun ist aber Grete noch mit einem Zu- 
namen versehen, sie heisst Bichelgrete. Bichel ist 
ein richtiger Zwei^ame, aber Bichel bedeutet ^auch 
das Trinken von btchelen =s trinken. Sie ist also 
diejenige, welche durch Trinken in der Syr den Tod 
bringt, zugleich der Verwesungstod. 

Die nächtlichen WaschlrMien, weiche wie HoUa 
in Brunnen d. h. bur hausen (bur ist auch Grab) 
sind als Zwerge geschildert. Nicht allein im Brunnen 
sondern an allen Gewässern trifit man sie an. Eine 



Oigitized 



Waseftfraii unmhriebeD helsst Dwato edler DwaHn. 

Dieser Name hat verschiedene Bedeutung und ist 
dieser Name für die Mythologie besonders wichtig. 
DwaloD ist altdeutsch sterben; dwalen niederd. irren 
und fMsehm. Bs ist dwale oder dwatio, eine Zwer- 
gin, während Im altnordisohei» dwaKmn ein Zwerg 
(Masculinum) ist: inn ist aber hier nicht die weib- 
liche Endung, sondern bedeuten für sich schon Zwerg 
wie dwal Unfalls ailein schon Zwerg ist, dato 
eine dwale oder dwalin. eine Zsm0n nach ooserer 
Mandari. In der altnordischen Mythologie wird 
eine ganze Klasse von Zwergen Bwalinns Genossen- 
schaft am Lofar's Geschlecht genannt, Dwalins 
Genossen sind Todesgenossen^ oder die Todten über- 
hanpt. Lofar aber bedeutet (rGrabesü^» ton lof (m. 
h. d. Inf) Tiefe, Abgrund und Ar das Grab. Das 
Geschlecht heisst in den nordischen Mundarten aett, 
welches auch Aas bedeutet (holl. etter). Der ganze 
l^nii ist also: Tödtem^ersammelie am dem Aas 
(Leiche) äet Qm^beetiefe. Ganz entspreohend der 
Bedeutung dwalen — irren, führen auch in unsern 
Sagen die waschende Zwerginnen den Wanderer in 
die Irre. 

IHne ernste Sage ist ao der OeHUdhlieit Birel bei 
SsDdweller Terbnoden. Birel ist das alte Büral oder 

Bural d. i. Kirchhof. Hier sind es sieben Mädchen, 
welche als Wäscherinnen mit dem Wanderer in Be- 
rührung kommen. Sieben Mädchen, sewen mowel 
(jQQgfraneD) sind naoh der Doppeldeatong 1. sieben 
Quelljungfern, da mö Jungfer ond wel angels. die 
Quelle bedeutet. 2. sieben Jungfern, da mowel auch 
Jungfrau bedeutet (angels. meowel). 3. Sewen ein 
Vergangener, Vm^wester und mo Erde, also sewen 
m6 ein Verwester in der Erde. Es sind ferner. 
Wischerinnen » dwalinnen d. s. Tedle nnd Zwerg- 
innen. Uebrigens drückt mo schon Zwerg ebenfalls 
aus (altnord. mo-inn Zwerg). 



Digitized by Google 



868 



Wir hatten also die sieben Jungfrauen als Todte 
au! dem Kirchhof» als verwesende Todte in der Erde 
entdffert. 

Sie sollen mit dem Wanderer sprechen, das 
können aber die Todten nicht, aber reden i^önnen 
sie im Sinn von «verwesen», (r^^deo » verwesen 
von hridan). — In der Sage roft ein Wanderer die 

Mädchen (Todten) an: aWascht mein Hemd einmal!» 
Dwale anmal min hemath ! Diese Uebersetzung ist 
doppelsinnig und bedeutet auch (iSterb ich, einmal 
meine Heimath U Der Kirchhol ist die letzte Heimath 
aller Henschen. Das Wortspiel beruht an! dwalen 
waschen und sterben; hemath, Hemd und Heimath. 
Die Sage erzählt weiter aDle Wäscherinnen waren 
zornig ob dieser Rede.j» Die Uebersetzung lautet 
«Dwaline waren anger op thise rede», welches nun 
lautet; inIHe Todten waren auf dem Anger, ver* 
wesen,)) — Das Wortspiel ist zu suchen in dwalinen 
= Wäscherinnen und Todte ; anger = zornig und 
Anger (Feld), rjfeden, reden ist sprechen und ver* 
wesen. — 

Der Wanderer sagt die Bnählung weiter mrhielt 

Schläge mit den Bläuein,)) Es kommt hier nur auf 
zwei Worten an ; da «beaten» mit dem Bläuel schlagen 
ist, so muss dieses Wort für beäten (beten) stehen, 
«gehalets bedeutet im Angela, erhielt und hieU. 
«Gehslet beaten», «hielt Gebete». Der Wanderer 
hielt Gebete ist der Sinn. Diese Erklärung entspricht 
der Sage ziemlich, wenn auch unvollkommen. 
Auf dem Kirchhof ist es alter frommer Arauch zu 
beten. 

Es ist durch Umstellung der Worte ein besserer 

Doppelsinn zu erlangen. So ist z. B. Fore bäte dwa- 
linne Wanderer, welches bedeutet (udafür schlu-^ 
gen {mit Bläuein) die WüMcherinnen den Wofnir 
derer Der zweite Sinn ist Für die Todien bat 



Digitized by Google 



der Wanderer, (fore bedeutet nämlieh caiiaaly im 
Angelsächsischen, deswegen, daför und für). Diese 

Fassung ist genauer als die vorher angeführte. ^ 

Wenn auch die Nixe unsern Landleuten nicht 
mehr bekauDt ist, so ist ans dem vorhergehenden 
so ersehen, dass sie irnher bekannt war. Es gab 
nioor, nicus, neck, nöck als mänoliche Wasserwesen 
denen nixe, nökse, nockse u. s. w. entspricht, Be- 
deutung ist Tod, Zwerg und Schwimmer. Als Zwerg 
der auf den Bergen d. b. in den Gräbern bansety 
ist er als Nack (Zwergenberg) bekannt — Der 
Umstand, dass eine Bedeutung Schwimmer war, 
gab Veranlassung, diese Zwerge in das Wasser zu 
versetzen. Sie stellten den Wassertod vor. Wassernik 
beisst er im Böbmischeni nämlich Wodnik. Aach 
Nikel ist ein Schwimmer, wie Niliolas der Heer- 
heilige als Schwimmer Patron der Schiffer ist. Nur 
an der Mosel ist, soviel ich aus Erfahrung weiss, 
der JName Nixe noch bekannt. Als männliche Wasser- 
nikxe haben das Oügs and Steipemänncben za gelten, 
der erstere in dem Oligsbache, der letstere in der 
Mosel. Das Steipemannchen kurz Steip genannt, ist 
nur eine Uebersetzung, wie es die Skalden liebten, 
denn Nock, Nack und Nac ist Träger oder Stütze, 
und hiermit haben wir den Nix oder NockL bei uns 
festgestellt. Hiermit steht die Tbatigkeit desselben 
in der Mosel (bei Ebnen) im Einklänge. 

Ein Nixennamen besonderer Art ist Platsch-Mre- 
eben, der an verschiedenen Orten beunisch ist, 
(Schrassig, Stöckels a. s. w.) Es wäre weit gefehlt 

mit der billigen Erklärung von Mariechen den Namen 
abzuthun. Mrecha i&t in den slawischen Sprachen 



Das angelsächsische beatan schlagen hat sich 
im luxemburgischen betschen erhalten. Bätsch 
' Peitsche. 



Digitized by Google 



a0o 



das Aas, die Leiche. Mora ist der Alp im lAiwfscheo, 

wie mare in den germanischen Sprachen. Die 
Verkürzung in Mrechen ist also ganz slawisch 
und steht auch ganz allein io uoserer Mytho- 
logie. Nqd kommt faierza noch, dass der Name 
Mreches im Lande noch über 60 Male forkommt 
und dieser Namen, der Wasen meister bedeutet, ist 
doch gewiss nicht von Marie abgeleitet. Mare, das 
Aas der Leiche ergäbe Marechen and hier hat sich 
Slawisches mit Germanisches vereinigt. Da Mare und 
More anch Wasser und Meer bedeuten, so ist der 
Name für eine Nixe ganz sachgemäss gewählt. Auch 
der Name Schiärmrechen kommt vor. Da wile ein 
Schleier und eine todte Jungfran bedeutet rwili)» so 
ist die Sache in Ordnung. 

Ohne Namen erscheinen in unsern Sagen Spin- 
nerinnen. Spennesch, Spenfrächen, ist ein Spinn- 
fräulein also Spinnmo. Spin und Spinne ist aber der 
Tod» da Spin und Spen das Aulhören, der Stillstand 
ist; daher spenen yerspenen, verspinnen, entwöhnen 
von der Muttermilch Als Spinn = Tod lebt es im 
Worte Spinnefeind d. i. Todfeind. Die Spinnerinnen 
sind als weibliche Zwerge zu nehmen, wenn nicht 
Andeutungen besagen, dass die Nomen oder Frau 
Holle gemeint ist. Auch indirekt ist Spinne ein 
Zwerg. So ist Spinnennetz im Schwedischen Dwergr- 
net, folglich eine Spinne = Zwerg. Bretonisch ist 
Korre eine Spinne und ein Zwerg. Noch auffälliger 
ist in Niedersachsen Tot eine Spinne. Auch den Namen 
Kanker führt dieselbe d. !. in einer Bedeutung ((Ver^ 
woser» d. h. einer der faulen macht, was nur der 
Tod vermag. 

Wir schreiten nun zu der besten Sage unseres 
Landes. Es ist die Sage v<mi Jasmänndien oder kurs 
Jas. Das Wort bedeutet Tod und Jlk^erg. Der Name 
Jas ist uralt und der indische Todtengott Jas ist 



Digitized by Google 



8ßl 



identisch mit unsorm Jas. Er führt den Titel Preta 
Patis d. i. Herr der Todten ; Kaias d. i. Zeit and 
Tod persoDifidri; Kankas d. i. die Verwesong. Aber 
Dicht allein mraer Land hatte ihn, sondern anch die 
Flamin gen and Niederländer ; bei denselben war er 
Herr des Kirchhofes. In Batavia nannten die Hol- 
länder den Kirchhol Eapitein Jas und im Mittelnie- 
deriändiachen war der Aosmf bi's Jase d. i. beim 
Tod, gang und gäbe. In Mitteldentschland hiess er 
Jos, wie der Josgrond im Spessart bezeugt, er ist 
von Zwergen d. h. Todten bewohnt. 

Was in der nordischen Mythologie Völundr der 
Schmied, das ist bei uns Jas. Wie jener der KOnstier 
in Gold nnd Edelsteinen, so ist Jas der Goldschmied. 
Wir haben das Wort dan als Gold bereits kennen 
gelernt und auch die weitere Bedeutung von Zwerg 
und Tod. Ebenso den Schmied als Verwesung, 
womit der Charakter Ton Jas als Tod festgestellt 
ist (s. oben bei Wichtel). Dansmid bedeutet also 
Todesverwesung und Goldschmied,*) 

Jas* Wohnort war zu Dahl (DM) d. i. Trennung, 
Tod, denn im Angelsächs. ist geda^l die Trennung 
und woruldged&l der Tod (Trennung iron der Wdt 
d. h. den Lebenden). Die Sage erzahlt nun weiter 



Zur Erläuterung führen wir noch an kriech, 
(makedonisch) danos der Tod. Die drei faoelhaft 
reichen dänischen Könige der Mythe hiessen Dan. 
Drie Dane bedeutet drei Dane und Golderzeuger] 
solche Könige sind selbstverständlich fabelhaft reich. 
Wie bereits angeführt, war Daniel der Schutzpatron 
der Ooldbergleute aus keinem andern Grunde, weil 
eben Dan das Gold bedeutet. Die bekannte J)aQae 
bedeutet die Goldene und bekanntlich hat Jupiter 
sich als Goldregen mit ihr vermählt. (Das Ganze 
ist also Symbolismus). Da Dan Gold und Tod aus- 
drückt, so ist ein Zwerg ein Goldbesitzer. In der 
Edda heisst ein Zwerg Ori d. i. Todter nnd Gol- 
dener« 

16 



Oigitized by Google 



d68 



Jag wäre halb adeiich gewesoQ. Halb ist ein Wort, 
welehes die Bedeotang «gleich» hat. Setzt man dafor 

das gleich werihige lic, lik oder lieh, so erhält man 
auch, da dieses Wort auch Leiche bedeutet, zuerst 
diesen Sinn. Adelig bedeutet verweset, es lebt noch 
heote in Holland als adel^ d. L verweslich; adel 
ist die Verwesung, der Mist, (bairisch und nieder- 
deutsch) Folglich ist Jas eio verwesender Leich- 

Jas soll ein Knecht gewesen sdn. Thinar ist ein 
Diener aber thinen ist anch essen, yenehren, woher 

das französische dtner. Thinar bedeutet Diener und 
Grabverzehrer oder der im «Grabe verzehrt.» Eine 
Eigenschaft des Jas, welche wir bereits kennen. 

Femer wkd erzählt, dass er Bücker lese» k<Minte; 
dieses heisst in alter Sprache bolLen spellan. Da aber 
so wohl boken wie spellan verwesen, veiDichteu 
bedeutet, so ist der Sinn, Jas konnte verwesen, 
vernichten und das kann der Tod ohne Zweifel, 
(bokna, schwedisch vermodern, spellan ist buch-* 
staMren, lesen und vernichten (spillan und spellan). 

Jas soll einen Schatz gefunden haben. Dieses 
lautet angels. Jas sceat meted Da metan, begegnen, 
fmden ist, aber auch speisen, verzehren und sceat 
nicht allein Schatz, sondern anch «Höhle» bedenteti 
nnd diese als Begrähnissorte dienten, so ist der Sinn 
Jas verzehrt im Grabe, was richtig stattfindet. Sceat, 
die Höhle, bedeutet auch Schlupfwinkel, einsamer 
Ort. So ist unser heilige Schätzel aus sceatsel d. i. 
Einsiedler entstanden Heiliger Einsiedler* Die Be- 
nennung Schetzelon ist hochdentsch übertragen. 

Die Sage fügt noch hinzu der Schatz wäre im 
Backhause gewesen. Wir haben des Backofens schon 
gedacht (s. oben bei Hard). Backhaus kann man 
mit Kilnhns geben d. i. Todtenhans und Backhaos, 

Eine jede Leiche findet er freilich im Todtenhaus. 



Digitized by Google 



363 



Die Sage fährt fori zo maUeD. Iis habe die älieete 

Tochter des Hauses geheirathet. Aelteste Tochter 
lautet in der alten Mundart gammelst dohtar. Da 
dieses dobttr oder Tohtar genau wie Toiar aosge- 
sprochea warde» so ergab sich, da auch gammelst 
verweset and alt bedeutet, der Sinn er nahm die 
vermodertesien Todten des Grabes (Haus = erne 
ist ehenfalls Grab). Für heirathen ist hier das land- 
läufige «nehmen I) gesetzt. Er nahm die älteste 
Tochter. Der Tod nimmt oberhaapt alles Laben und 
Lebende. 

Er war schrankenlos in seiner Geldgier. Geld= 
Danari ist auch Todtengrab; die Gier ist noch be- 
sonders zu behandeln« Qier und Geier (Geir) decken 
sich in der alten Sprache. Ein Geir ist ein Aaer 
aod las war selbstverständlich ein Äser, er vei^ 
zehrte, machte zu Aas oder Verwesung die Leiche 
im Grabe. Dass er Geld machte, Danari = Geld ist 
richtig. Man lese die Erklärung oben bei Mamer 
nach. — 

Seine Thätigkeit war oft an der Sauer (Süre), 
was richtig ist, denn Sure ist ein Name des Todes, 
(Siehe Grimm Mythologie). Das Wort ist von söire 
dänisch verwesen, hochdeutsch und niederdeutsch 
lautet ee raren und süren. 

Jas setzte sich über alle Obrigkeit hinweg, was 
wir nach dem Vorhergehenden ganz in Ordnung 
fmden. Er verschonte niemand, selbst während des 
Gottesdienstes war er thätig. Der Todt ist Ireiiich 
nicht an Zeit, Ort und Obrigkeit, auch nicht an die 
Kirche gebunden. 

Jas vertühret die Mägde berichtet die Sage. Ver- 
laden ist in unserer Mundart verführen angele. f6r- 
IsBdan; dieses Wort bedeutet auch «versterben», 
(holländ. overleden = gestorben). Mägde wird angels* 
durch thinen ausgedrückt, d, i. wie wir oben sahen 



Oigitized by Google 



864 



auch verzehren. Thinen öferledan bedeutet also auch 
Yerstorhene verzehren, was las wirklich thut. 

Jas hatte Feuer und Flammen um sich, Jiken, 
leiehen ist blitzen ond flammen» liome» leomo, liomi 
bedeutet Flamme. Liken, leiehen sind auch Leichen 
und liome ist auch die Pest, folglich hatte Jas Pest 
und Leichen um sich, (griech. ist die Pest loimos ; 
lume Seuche deckt sich mit lumen Licht, Feuer, 
altnord. ist Ume die Pest. 

Die Sage erzählt auch, er kam ans einer Pumpe. 
In dessen ist das eine neue Zuthat, Pampeu gebraucht 
man nicht, es ist Brunnen gemeint. Dieser hies u. 
beisst noch bür d. i. auch Qrab. 

Sein ging zur Küche Es ist der Heerd 
gemeint nnd dieser hiess hei, dazu Weg Helw^ 
oder Heiweg war aber ein alter Name unserer Kirch- 
höfe. Zum und auf den Helwe gehen aber alle Todte. 

Die Sage ittgte hinzu, hier hörte man dröhnen, 
es wurde aber nichts zerbrochen. Die Schollen Erde 
auf den Sarg geworfen, sie yerursachen Dröhnen, 
aber zerbrochen wird nichts dabei. 

Ferner heisst es in der Sage las ging die Treppe 
hinauf bis zum Söll^. Bekanntlich heisst der Speicher 
auch Boden. Er stieg also zum Boden, das will 
sagen in den Boden, denn dort ist das Grab. 

Es folgt hierauf, Jas raset mit Sester und Rolle 
im Korn; rasen lautet in unserer Mundart roisen 
oder ruosen angels. ist hreosan zerstören; roset, 
rfist steht also fär hreost d. h. er zerMrt. Mit 
Sester, Söster d. i. ein gewisser Maass, noch heute 
im Gebrauch, aber es bedeutet auch Stille, Eine 
Rolle hi€ss auch wal, dasselbe Wort bedeutet Leiche. 
Korn (Koir) ist nicht allein die Kornfarucht sondern 
auch Aof. Der ganze Sinn, der auf Qldchlaut ba- 
sirt ist Jas zerstört in Stille^ Leichen Aas, Eine 
Arbeit welche die lodesverwesung (Jas) genau be- 
sorgt. 



Oigitized by Google 



366 



Bs ist auch Jas merkwürdiger Weise ein Dach- 

decker. Ein Thekker ist im Angelsächsische u nicht 
nur ein Decker, sondern auch ein Verzehrer. Dach 
ist Erde und auch Grab (siehe Heidenkirchen). Jas 
ist also eio Vensehrer im Grabe» daher ist anser 
Dachs ein Erdgräher in dnem Wort. Aber auch danii, 
wenn wir Leen dekker setzen, bleibt der doppelsinn, 
denn es ist hlae wen thekker ein Schieferdecker und 
ein Leichenverzehrer, denn blsew ist nicht nur Grab 
sondern auch Zwerg» also Todter. 

Jas erscheint zuerst bei Pfeifers Unde. Ein 
Pfeiffer ist ein Spielmann, da aber spil auch die 
Vernichtung ist, so ist er auch ein Vernichtungs- 
mann. Linde ist das AofhOren woTon linderen d. i. 
aufhören machen» abnehmen angels. linnan weg- 
gehen, englisch to lin aufhören. Jas erscheint also 
bei dem Mann der hingeht um sein Ende herbeizu- 
führen. 

Dann geht er zum Hasselter, dessen alter Name 
war Are ; da dieses anch Grab bedeutet» so ist der 
Sinn er geht dann ins Grab. 

Nun geht er zum Kränkelstein. Der Stein hiess 
Hsella und Kränkeln hat auch die Bedeutung von 
fallen hinfallen. Der Zerfall in der Erde folgt nach 
der Bestattung. Hei (Hsella) ist nämlich auch die 

Erde. — 

Tod, Hingang, Begrähniss und Zerstörung in 
der Erde enthalten also die drei letzten Sätze. Da 
Krankel auch die Wendung bedeutet oder Umwendung 
(Verwandlung)» so ist auch das Yertoanäeln in 

Erde im letzten Sinn herauszudeuten. 

Wie der indische Todesgott Jas den Büffel reitet 
(es ist also ein Reitstier} d« i. Ridur (hridur)» welchee 
Zerstörer, Verweser bedeutet» so erscheint unser 
Jas persönlich als Siler und zwar als brüllender 
Stier» der Stier muss hier mit ur gegeben werden 



Digitized by Google 



See 



und logen ist brüllen, ürloge ist der Brüllstier 
aber auch Schicksal, Tod und Krieg und im Kriege 
hat Jas eioe reiche Brate. ^) 

Aber aoch als tünkensprühender Stier erscheint 
er. Usal ist der Funken und ur der Stier ond 
ürsala (urasala) ist das jüngste Gericht unserer 
Ureltero gewesen. Jas bedeutet in einem Wort 
«Todtenrichters und der indische Todtengolt Jas ist 
anch Richter der Todten. Wir sehen also auch an 
diesem Beispiel, dass unsere Vorfahren aus dem 
fernen Osten ihre Ueberlieferungen io unsere Hei* 
math brachten. 

Die Sage von Jas ist leider nicht geordnet über- 
liefert, fast überall erscheinen Brachstücke tm Lande 
zerstreut, die später erst geordnet werden können. 
Dennoch ist sie die reichhaltigste von allen Sagen 
nnd von ehrwürdigem Alter. Dieses leuchtet sciion 
ein bei dem Vergleich mit dem indischen Todesgott 
welcher denselben Ursprung hat. Beide entstammen 
einem Urvolke. 

Jas erscheint nach den Sagen auch als geschun- 
denes Kalb. Es ist bei dieser Erzahlang in Betracht 
2u ziehen, dass eine Erscheinung von Jas ausser- 
halb des Grabes stattfinden mnss, denn als Begra- 
bener ist er unsichtbar. Unser Wort Kalb kommt 
hier vorläufig nicht in Betracht. Es gab ein anderes 
Wort für Kalbf das englische Veal entspricht dem 
französischen Veau, welches aus weal entstanden 
ist. Wal ist aber auch der Tod. — Schinden ist mit 
fillan zu geben, woher Ka filier der Schinder her- 
kommt. Weal oder Walfile ist ein geschundenes 
Kalb. Angelsächs. aber wird mit Walfyli oder WsbI- 



logen brüllen von niedersächs. loien brüllen 
mit weggefallenem g wie aus m. h. d. luegen ss 
brüllen zu ersehen* 



Digitized by 



387 

fyllo die Menge Erschlagener oder der Leichenfall 
in der Schlacht bezeichnet Bei dieser Gelegenheit fehlt 

der Tod, Jas gewiss nicht 

Wsplfyl ist aber auch eine todte Leiche da fyl 
auch Tod bedeutet (im Angelsäcbs.) Als solche 
erscheint er bei derToromescht. Dieses letzte Wort 
bedeutet zwar eine Oertliclikeit, ist aber eine Person. 
Das Wort ist nach unserer Mundart gemodelt , welche 
r ansstösst, es mass Tommestr sein (wie Baekesch 
von Bäcestr). Tomestr bedeutet eine kahle, oder 
leere Flnr, Fläche, aber auch Leichenfrau. Jede 
todte Leiche kommt bei unserer Bevölkerung zu 
einer Solchen. 

Jas kömmt auch aus dem Dornstrauch. Dorn, 
Spitze» Nadel sind dasselbe. Ein Dom ist mit fer 
KU geben; ein feretreo (förelro dänisch firetre) Ist 
ein Nadelbaum, eine Föhre Feretreo bedeutet auch 
«Todtenbaum» , eine Benennung für Todtensarg, 
welche noch heute im Eisass in Gebrauch ist. Wir 
haben aber ein anderes Wort für Dorn gehabt 
nämlich leich (alt lic). Es lebt noch in Leichdom 
Hühneraugen fort. Leichel ist Spitzgras und griech. 
ist lykon ein Dornstrauch. £in Leichtreo ist ein 
Dorostranch und ein Todienbaum, weil eine Leiche 
auch ein Todter ist. 

Jas erscheint als Fährmann. Das alte Wort für 
Fährmann ist Färge oder Verge. Verch bedeutet 
tödlich, demnach muss ein Verge oder Yerger ein 
Todter ebenfalls sein. Der Verge steht mit dem 
Wasser d. i. ar in Verband und är ist das Grab. 
Arvei^ bedeutet ein Wasserschiffer und ein Todten- 
grab Als Fährmann erscheint Jas am Heider- 
scheidergrund. Da Heide ein Zwerg ist und Tod 
(s. oben bei Vichten) so ist das Wort Heiderscheider- 
grund mit Todtengrandscheide zu nbersetsen. 

Wenn die Todten in den Grund scheiden, also 



Digitized by Google 



Abschied oehmeD, wartet Jas der Todesverweser 
auf sie. 

Seine Stimme ist metallisch Stimme, Laut; hier 
ist Geläate zu seisen, denn wenn man in Nieder- 
sachmn vom Tone der Stimme spricht, so sagt man 

z. B. er hat ein angenehmes Geläute, auch in Holland 
gebraucht man diesen Ausdruck. Metallisch ist mit 
Aeren zu übersetzen d. i. Yon Erz. Jetzt können 
wir den Sinn erratfaen, wenn wir dieses passend 
zusammensetzen. Jas hat Aerengeläute d. i. 1- Jas 
hat eherne Stimme, 2. der Tod bat Grabgeläute (are, 
aeren für Grab). — 

Am Heiderscheidei^nd aber hört man rofen 
«Hol&ber». Es ist damit gemeint zq Hol hinüber, 
zu der Todesgöttin. Der Rufende ist der Sterbende, 
denn galen ist rufen; galand ein Rufer und Ster- 
bender. Galand Hol-ofer bedeutet 1. Einen Ruter 
Hol überl 2. Einen Sterbenden Hol hinüber. Man 
sieht dass der Todesschiffer genau überliefert ist 

Im Vorhergehenden sahen wir dieselben Anschau- 
ung wie bei den alten Völkern des Orients. Ob der 
griechische Fährman Oharon heisst oder anders, das 
ist gar nicht von Belang^ die Sache bleibt dieselbe. 
Gharon von Oharas Schiff, bedeutet ein Ferge und 
auch der Tod. Wir haben denselben mit seinem 
Hunde bei Treviri besonders besprochen. 

Von Jas sdber wird auch erzählt, dass er mitten 
aus der Sauer rufe. Es ist aber nicht gesagt was. 

Es ist auch nicht nöthig, ein Todter kann nicht 
rufen. Das Wort ßw/* gehört zum Wortspiel. Zuerst, 
warum mitten aus der Sauer? 1 ie Mitte bedeutet 
Gleiche; dieses Wort gab man mit llke oder lieh 
früher. Es hat auch die Bedentung von tLeichen* 
Sie Sauer ist einfach mit Wasser, Fluss zu geben d. 
i. är. Lihar ist also eine Umsetzung von Sauer- 
mitte oder Flussmitte . Dasselbe Wort bedeutet Leichen • 



Digitized by Google 



grab. Ruf kann man mit galm geben und in unserer 
Mundart galm auch Dunst. Nun hat man den 
zweiten Sinn aus: Jas'galm kam aus likare zu findeo, 
welcher « Yervoemngsdunst kam atu dem Leichetir- 
grabrt lantet. 

Man kann auch für Ruf Ome setzen (von omen 
= rufen, wown oemchen die Grille und altnordisch 
emja ((Bm|a) healeo herrührt. Ome ist aber auch 
io der verwandten dänischen Sprache Dnnst. In 
loxembarger Mondart ist tm leichenwasser. ^ Mit 
Jas steht der Pirmesbrunnen in Verband und Bruder 
Thinnes. Pirmes kennen wir als Zwerg, ist also 
Todter. Bronnen als b6r geschrieben ist auch ein 
Grab. Das Todtengrab ist die Heimstatte von Jas. 
Thinnes ist ein Name, der jetzt bereits abgeschliffen 
ist. Ursprünglich hiess er Thin-ncns. Die erste 
Silbe Thin bedeutet im Angelsächs. einen dienenden 
Mann und ist eine sehr gebräuchliche Abkürzung 
von thigen, thegen Diener. Dann ist angels. thinan 
begraben, so dass ein Doppelsinn in Thin liegt 
nämlich Grabdiener. Noes bedeutet Tod (von naus, 
nos der Tod, Mehrzahl ist hier uÖs, daher Nösselfink 
der Todtentink). Tinnös besser T^nnOs ist ein Todien- 
gräber. Der Name kommt Ober löOmale in unserm 
Lande vor, es können viele davon von Anton, 
Tüunes, Tinnes herrühren, doch ist in der Bedeutung 
gerade nicht viel Unterschied, wovon später. 

Von Thynnös heisst es, er wohnte zwischen 
Brunnen. Da dieser bAr heisst, und das Wort auch 
Grab, so ist die Sache richtig ; fast jeder Todten- 
gräber wohnte in früherer Zeit, zwischen oder neben 
Gräbern . 

Er konnte auch Todte bannen. Bannen heisst 
einkreisen, festsetzen und wenn der Todtengräber 

einen begräbt- so ist er gewiss gebannt. 

Dass er den Jas bannte, woUen wir gerne glauben 

16» 



Digitized by Google 



aber in ^bBagmBlMm Sione. Di« Sage ersSUt 
die BttDOODg des Jas, dofoh Thynnos reeilt amMlir- 

lieh ; als er ihn baoote gab er ihm folgende Gegen- 
stände : 

1. Einen bleiernen Mantel. Mantel ist Kapote, 
d. i. ein Todtar. Blei ist angels. lead» nnd eine 
lade ist ein Sarg. Kopotelead ist TodtenUzde^ Man 
pflegt noch heute in unserm Lande loid, iaod sogar 
load zu sagen für Sarg. 

2. Einen Hut. Der Hat hiess Bare wofon Barel 
Hätlein. Ks ist aber Bare eine Trage (Todtenbare). 

3. Stiefel. Dafür setzt man «Schnh». Dieses 
Wort bedeutet, wie bereits erklärt Begrähniss. 

4. Ein Horn. Dieses biess auch Wib, welches 
abor auch Weibe bedeutet. (Dae beute gebrauche 
Ge^weibe berieht sich auf Ge-home einlach, also Weib 
das Horn). 

Nun sehen wir was Jas d. h« der Todte alles 
erhielt 

Todtenladey Bare, Begrabniss and Weibe, was die 
Todten im gawöbnlichen Zeitlaof erbaltea. 

Jas erhielt auch einen Eisenspiess in die Hand. 
Das geschah natürlich vor dem Begrabniss. Eisen- 
spies gäbe keinen Sinn, es ist hier das Wort fer 
gebraocht;' ein Spiess hiess aoeb sold und solth 
«fersoldo ist Eisenspiess and Fähriobn. Atier nicht 
in die Hand bekam er den Spiess ; denn diese hiess 
auch mund im Angelsächs. und das ist auch der 
Mund. Er erhielt also das Fährgeld für den Todes- 
schififer in den Mond« 

D«r Gebrauch dem Todten das Fährgeld in den 
Mund mitzugeben ist uralt und wurde trotz Christen- 
thum iieimüch beibehalten und zwar bis in unsere 
neoe Zeit hkieiB. Vor einigen Jahrzebateo wurde 
in Berlin ein Kirchhof gdeert, der erst im vorigen 
Jahrhundert angelegt war, man buid Terschiedene 



Digitized by Google 



871 



TodtoDki^fe, welche das Fäbifeld zwisehen den 
Kiefern stecken hatten I Ans dem 17. Jahrhundert 

Hessen sich eine Menge Beispiele dieser Art anführen 
Selbstverständlich ist Jas auch GrenzsteinverrUcker, 
da wir aber bei Erklärung Ton Scbap dieses aas* 
führlich erklärt hahen, so yerwdsen wir dorthin. 

Am Dorastranch Im Was$er liegt Jas begraben. 
Da wir den Doinstrauch als liktreo d. h. als Todten- 
baam oder Sarg kennen so ist nur Wassel* = Ar ^ 
betsufügen; liktreo« heisst aber anch Todenlade 
Grab. ^ 

Die Landleute verlegen den Schauplatz von Jas* 
seinem Treiben nach dem Jaspesch d. i. Todtenkreis, 
Kirchhof. 

(Pesch ist ans perch angds« pemc (sprich perutsch) 
entstanden. Unsem Mundart stiess das r aas, so 

blieb pesch. Das Wort bedeutet «Gehege, Kreis». 
Das Wort park ist aus demselben Stamm hoU. perk» 
Kreis). 

Wir haben aach von Schap gesehen» dass er 
seinen Zh*kel bei Arsdorf hat (s. oben). Der Dom- 
strauch kommt in verschiedenen Sagen des Jas vor, 
er steht aber immer im Wasser oder ar d. i. auch 
Grab. 

Domstraach kann man auch darch HiUw6 oder 
Helwe geben, denn so heisBt er aach. Helwe be- 
deutet auch Kirchhof. 

Andere Sagen erzählen, es sei ein Wegedorn ge- 
wesen, unter dem Jas begraben liegt. Dorn ist aber 
auch mit Hei zu übersetzen und Wegedorn mit 
Weg hei oder Heiweg d. i. wiederum Kirchhof. 

Nun behaupten wieder andere Leute es sei ein 
Weissdorn gewesen. Der Weisdorn heisst auchHaiu- 
dom. Hain ist auch derTod. Für Dom setze man 
wieder Hei so ertiüt man statt Weissdom-HeUihain 
d. i. TodtenhainspKirchhof. 



Digitized by Google 



878 



Wied«nim Andere sagen es sei dn PotMdorn 
gewesen . Ein Potteldoni ist der wilde Rosenstrsnch, 

auch Dornrose genannt. Bekanntlich schläft Dom- 
röschen im gläsernen Sarg. Dieses Glas ist das Eis. 
Eisserk ist aElslürnd») and Glassarg. Im Eiskleide 
ist also Domräschen gebettet Der Potteidon lieisst 
auch Schlafdorn. Da Dom aber anch mit Hei kann 
gegeben werden, so kann man auch Schlafhel oder 
Heischlaf setzen. Hei ist auch die Erde, folglich 
Heischlaf die schlafende Erde im Bissarge. Sie 
schläft bei den sieben Zwergen d. i. bri den oyop- 
gangenen Todten)). Wie diese, schläft sie den Todes* 
schlaf. 

Noch mehr Ueberraschung bietet die Domroset 
dem rosa ist im Altdentschen Eis und Heirose be- 
deutet also Domrose und Wintererde, Biserde. Bs 

liegen also folgende Werthe in Dornrose d. h. mit 
den Umsetzungen verborgen 1. Dornrose, 2. Eiserde, 
3. Schlaferde oder zusammengefasst «die Erde im 
Eisschlaf 0 (Winterschlaf). 

Todte werden ebenso gut in der Wintererde be- 
graben, wie in der Sommererde, dieses mit Bezug 
auf Jas, wobei noch kommt, dass sein Strauch im 
Wasser stand oder entziffert «im Grabe» wie oben 
gemeldet. 

So war der Dorastraneh die Veranlassnng das 

Dornröschen und seino Wortspiele zu entziffern. Der 
Dom ist ein Symbol des Schlafes, da deren schlafen 
bedentet nnd dorn der Schlaf. In der nordischen 
Mythologie hat selbst Wodan den Schlafdora ange- 
wandt. Schlaf and Tod sind ab«*, wie bereits er* 
klärt immer dasselbe. 

Jetzt ersählt die Sage von Jas weiter, der Doro- 
strancb fing Ton Stande an xn wwelkent ferwtean 
ist angels. verwelken d. i. anch yerwesen. Hier ist 
aber für Dornstrauch liktreo d. i. auch Leichenbaom 



Digitized by Google 



373 



oder Sarg m setzen. Leiche and Sarg fingen 
von Stund an zu verwesen. 

JHuT wenn ein neuer Domstrauch kommt» er- 
sdieint Jas wieder. 

Wenn ein neaer Todte im Sarge erscheint so 
erscheint Jas d. i. Tod und Verwesung wieder. — 

Es ist noch eine Sage von Thynnös vorhanden, 
welche hauptsächlich die Ausgrabung der Todten 
oder das Grableeren behandelt. Die Gräber» waren 
in sieben Reihen im Kreise (der alten Kirche) ange- 
legt. Jede Reihe stellte symbolisch eine Woche dar 
und ein Wochenjahr d. h. 7 Jahre. Alle sieben 
Jahre wnrde eine Reihe geleert d. h. die Gebeine 
heransgenommen nnd im Beinhaose mit geweihten 
Seilen gebunden nnd an^eschiditet. Bei einer 
solchen Ausgrabung waren früher die Verwandten 
zugegen» auch der Pfarrer» wie man aus der Sage 
ersehen wfrdl 

Die Sage erzählt Thinnös suchte mit einem Stabe 
nach dem Geiste des Jas. Geist steht für Gast da 
diese Worte angelsächs. gleichlautend waren, sodass 
Jas Gast der Geist des Jas aber auch der verwesete 
Todte bedeutet, denn Gast ist ein Zwerg nnd auch 
ein Todter. Thynnös der Todtengriber sondhrte mit 
einem Stabe, ob die Leiche und der Sarg verweset 
waren, ist der Sinn. Er fand den Geist des Jas 
d. h. Jasgast die verweste Leiche , hinter dem 
Sdiomstein d. i. Arstein, was auch Grabstein be- 
deutet. (In Schweden ist Aribten heute nodi Heerdr 
stein). Eine jede verweste Leiche liegt hinter ihrem 
Grabstein. 

In der Sage steht, Jas stieg zum Speicher; dieses 
muss aber hier sein: Thynnös der Todtengräber 
stieg zum Spricher d. h. zum Boden (des Grabes); 

denn der Speicher, wird auch Boden genannt. 
Hier nahm er den Jas geäingen d. h. er nahm 



Digitized by Google 



874 



im BaoD Jas oder inaller Spracj^ffnam baue Jm», 
welches aoch bedeutet «er nahm die Gebeine des 

Verwesten» (Todten). 

Diese band Thinnös mit geweihtem Gürtel d. h. 
mit geweihtem Seile. Dieses Binden erzählt die 
Sage» verorsacbta ein Geräosch. Bs ist . hier das 
Klappern der Gebeine gemeint, weldies heim Zu- 
sammenbinden erfolgte. 

Bei dieser Gelegenheit gab Jas Feuer und Flam- 
men von sich. Dass ein Todter dieses nicht Icano, 
ist selbstverständlich; liken myid ist Blitsflamme and 
Leiehemiaub. Beim ZasammenUnd^ der Gebeine 
fiel jedenfalls Leichenstaub herab. 

Dabei steht noch, dass es im Hause des Thynnos 
blitzte. Es ist erne Haus und Grab und im Grabe 
stand Thynnos. Blitzte ist mit molnet lu übersetsen 
d. h. auch es stänbte. Es stäubte also im. Grabe, 
worin sich Thynnos befand. 

Bei dieser Gelegenheit soll der anwesige Pfarrer 
dem Thynnds zogemfen haben: Wehre di<dil Dieses 
ist aof wsere thec d. h. Wahre dich (vor dem Todten- 
staub) zurückzuführen, da waeren beides, wehren 
und wahren bedeutet. 

Der Geist aber schrie mit markerschütternder 
Stimme^ berichtet die Sage weiter* Ein To^er kann 
nicht schreien . Hier ist suerst er$ehütiem zu nehmen 
wofür wir Kai wen (altnord. Kalfja) nehmen müssen. 
Der Skalde, welcher diese Sage verfertigte, hat Mark, 
in markerschütternder umgesetzt in bore =s Grenze» 
Hark und Grab, so dass burkalwen fnr markersch&i* 
ternd stehen muss. Das Wort Stimme ist nicht un- 
terzubringen . Das Ganze mnss nun so geordnet 
werden, dass ein richtiger Doppelsinn entsteht Der 
Geiit des Qrabe$ schrie markerschütternd. Dieses 
gibt nun ubersetit. Gast ares skride tare kalwend; 
Wjddies auch den Sinn gibt mDer QcLst des QraJbes 



Digitized by Google 



{d, i. jetzt Thynnös) schritt zum Grabe leeren)). 
Skride ist er schrie und er schritt. Thynnös der 
Todtengräber war selbst jetzt im Grabe beim Leereo» 
also GrabgasL Burkalwen bedeutet auch Grableeren. 
— Ans Obigem ist zu ersebeo, dass Mark direkl 
för Grenze genommen werden mass, um das Wort 
bure (Grenze und Grab) zu erhalten. Solche Wen- 
dungen kommen bei den Skalden häufig vor. 

Die Sage lässt nmi wiederum Jas sprechen« ob 
er nun die folgende Worte an Thynnös od^ dem 
Pfarrer richtet, ist von wenig Belang. Er sagt: 
«Was willst du Banghose, der schon als Knabe ein 
Brod stahl ?» 

Wir müssen gestehen, dass diese Strile eine dttr 
Schwierigsten in der Sage war. Doch ist es möglich 
gewesen hinter den wahren Sinn zu kommen. Wir 
übersetzten die Stelle in: Hwa wilt Boxdirtar, swa 
lad aked hleaf ravet? Hwa bedeutet toa» und steht 
hier für wo. Witt (willst du) si»ht für wilet, weilt, 
geweilet. Box ist eine Hose aber auch eine Lade ; 
dirtar ist ein ((Schesser;). Boxdirtar ist ein Boxe- 
schesser in unserer Mundart* Trennt man dirt d. i. 
Koth von Ar, so erhält man den Sinn Grabkoth; es 
liegt also in dem wsten Sats auch der Sinn, wo 
ge weilet der Sarg - Grabkoth — swa, bedeutet so 
wohl als wie da ; lad ist ein Knabe und eine Lade 
(Sarg)« aired (airead) = bereits, es bedeutet auch 
(tschon verweset». Hleaf ist em Laib (Brod) und 
Ueberreste eines Todten (dem Laute nach) und rawet 
ist geraubt. Der Sinn des zweiten Satzes ist also 
auch ; da die Lade (der Sarg) schon verwest und die 
Ueberreste des Todten gerauht! Die ganze Stelle 
lautet also: 

Wo geweilt der Sarg — Oräbeskoth^ da der 

Sarg verwest der todte Leib gerauht — Also 
vollkommen passend in den Gang der Grable^rung. 



L.iyu,^uu uy Google 



376 



Nachdem nun Thynnös den Jas (d. h. das Gerippe 
des Todteo) mit dem geweihten Seile gebunden 
hatte, zwang er ihn Eede zn stehen. Dieses ist ge- 
mächlich ZQ yerotehen» da rede (angels. redh) aach 
fest bedeutet. Er zwang also das Gerippe fest za 
stehen (im Beinhause). 

Dann fragt er ihn (den Jas) «Wie er aus dem 
Grabe zurück gekommen Dieses lautet angelsäch- 
sisch: «Hwi asce nt eare cjmet hac.i> 

Diese Worte sind dem Laute nach zweideutig: 
«Die geweihte Asche aus dem Grabe kehret zurück 
(nämlich in das Grab). 

hwi steht für wih = Weihe und asce ist er 
Iragt und bedeotet das Wort auch Äset», Das Uebrige 
bleibt unverändert 

Der Schluss der Sage lautet. Jas habe noch ge- 
sagt, er habe unrecht Gut auf sich und sei nicht 
schwer genug um in der Hölle zu bleiben. Diese 
Steile lautet non in unserer alten Sprache etwa wie 
folgt: Ah wrong ead taee up^ and ne sie euere 
genog to wilen in hel,^) 

Diese Uebersetzung ist doppelsinnig und hat auch 
den Sinn: Er habe gewendet (das Grab) und ge- 
schichtet (die Gebeine); die Leiche sei yerweset 
genug um zu weilen in der Erde (bei Hei). Die 
Sage ist also nicht richtig überliefert, denn nicht 
Jas sondern Thynnös spricht das Letztere. Aus der 
Sage ist zu ersehen, dass die Leerung der Gräber 
nicht ohne Oeremonie statt&nd« Ferner» dass wie 
in andern Thellen Gtormaniens Beinhauser oder Kar- 



^) Die Doppelsinne gründen sich auf wrong ead 
d. i. unrechtes Gut und wronged d. i. gewendet, 
take up = auf sich nehmen und aufschichten, ne ist 
nichts Negation und Leiche, suere ist schwer und 
steht für suere = verweset; bei ist Hölle, Todes- 
göttin und £rde. 



Digitized by Google 




Der bei uns bestaaden haben. Dass der Leichenstaub 
mit Erde vermeiigt wurde» um die Vereinigiiiig mit 
der ürmatter Erde (Hei) voUständig darchzaführen. 

Die Sagen vod Jas und ThynDÖs sind einzig m 
ihrer Art und dürften bei keinem andern germa- 
nischeo Volke, sich so erhalten haben. Sie geben 
femer eio Bild der GesdücklichlLeit der alten Skal- 
den, die anch vor Derbheiten nicht znrackschreckten, 
wie wir sie bei Schap und hier bei Thynnös gefun- 
den haben. 

Die Menge der Zwerge, welche uns die Sagen 
unseres Landes bieten, alle einzeln hier mit ihrem 
Treiben zn erUären, wfirde zq Wiederbolnngen führen. 

Indessen sind die Namen doch immerhin von Werth 
für die Sprachforschung. So ist der Polerjäger des- 
halb von Belang, da Poler ein Zwerg und ein Glo- 
ckenläater bedentet, also Todesläuter in einem Wort. 
Sein Znname Jäger ist mit Hnntar zn übersetzen . 
Hand ist Todesschwand und ar ist Grab. Der Poleiv 
Jäger ist als der zum Tode ins Grab läutet, 

Schmelz (Schmelzmännchen) ist ein anderer 
Zwerg, der an der Saner erschemt. Smelt (von 
Simelt) ist ein richtiger Zwergname. Der Name ist 
von smal d. i. klein herzuleiten, wovon smäleren 
(schmäleren) geringer machen herkömmt. Auch 
Smalenozze altd. Kleinvieh. £s hat den Anschein als 
ob Schmelz eine Umsetzung von Kobold^ ist , denn 

') Dass Kobold, ein Todter anch bedeutet, ist aus 
Kobel die Pest und Old vergangen, zu beweisen. 
Bold ist Geräusch daher boldern, bulderen, Rumor 
machen. Ko ist eingeschlossen, der also eingeschlos- 
sen Geräusch macht. Eine kürzere Erklärung bietet 
abfr das niederd. Kobolzen, Lärm machen. Poler 
und Polter sind beide aus einem Stamm, polen ist 
läuten und poltern lärmen. Aber pol ist auch leer 
(todt), daher Polder holländisch geleertes Land (vom 
Wasser); engl, piller Plünderer. Selbst unser luxemb. 
pilo bedeutet Ülnde^ es ist aus demselben Stamm. 



Digitized by Google 



378 



Smalt QDd Kobald (Kobolt) sind dasselbe. Der Kobolt 

ist ein Polterzwerg und Jas erscheint am Folter und 
dieses ist ebenfalls ein Zwergname. Demnach war 
Kobold ein bekannter ZwergDame im Lande. Die 
Oertlichkeiten liefern uns eine grosse Menge solcher 
Namen . So erscheint Jas am Loschter Berg. Dieses 
luscht ist aus lurst verdorben (wie duscht aus durst). 
Lurst ist aber loeg, todt, verweset (von Iure = Aas, 
Leiche) ; da berge auch Grab l)edeutet, so ist Lurs- 
terberge eine Todtenbeige, also ein Kirchhof und 
da ist freilich Jas za Hanse. Lurst ist also auch 
Zwerg oder Todtenname. Poler ist auch ein Schiffer, 
Fuhrmann ; er ist auch der eigentliche Schiffer am 
Heiderscheidergrunde, der eine metaliische Stimme 
hat (s. oben). 

Der Flurname Remerich ist in der Bedeutung 
Todtenroich zu nehmen. Die bessere Schreibweise 
ist fiömericb von Rom, die Pest; das in der Pest- 
proEession zu Echternach gesungene Ued «Weiche 
Rom» bedeutet «Weiche Pest», wir werden noch 
auf dieses Wort später (bei Echternach) zurückkom- 
men. Andere Flurnamen sind petscher, petschend, 
petsches, (pötscber, pötschend, pötsches). Der Stamm 
ist pot, pet, verweset (putor Fänlniss); potsch ist 
verfault, verweset, ein pötscher, ein Yerwesungsort 
und ein Verwester also Leiche. Pötscher ist auch 
Zwergname. — 

OA verlegten die Skalden d. h. die Verfertiger 
der Sagmi, ihre Todtengeschichten auf Orte mit un- 
verfänglichen Namen w. z. B. Rondschelt d. i. ein 
runder Schilt. Dieses Wort, wenn man es wendet 
d. h. ein anderes Wort für Rundschild nimmt, gibt 
erst den gesochten Sinn. Es gab nun ein Wort, 
welches Rundschild ausdrQckt, nämlich Ecu, welches 
ans Sehn entstanden ist, nachdem es erst in escu 
war Übergegangen. Die französische Sprache bat 



Digitized by 



;r/9 _ 

aber das Wort ecu für Schuh nicht mehr, wohl aber 
noch eculer, das Schuhzeug betreffend, woraus her- 
vorgeht, dass schoh (scha) ein Rundschild und Sdiuh 
bedeatet hat. IHr haben also das Wort Sehn fnr 
Schild verloren und die Franzosen ecu (sehn) fOr 
Fussbekleidung. Da wir aber bereits erklärt haben, 
dass Schuh ein ßegräbniss ebenfalls ist, so ergibt 
sich 1. Bondscbelt *= eco =■ Rnndscbild; 2L Sehn 
= RondscUld und Begräbniss. Ein Rondscheldfeld 
ist also ein Scbnfeld d. i. Grabfeld (Kirchhof). — 

Kaivergrund, Kalbergrund, eine andere Oertlich- 
keit ist mit Walgrund zu übersetzen, d. i. Todten- 
gmnd. (Weal s Kalb = Tod s. oben.) 

Der Brallhof (zwischen Kerl nnd RoUingergrond) 
steht in der Sage mit Todtenerscheinungen bedacht. 
Das Wort istaus Buralliof verdorben d.i. Begräbnisshof 
oder Todtenkreis, denn hof bedeutet Kreis. 

Unsere Sagen sind reidi an «rollende Fässer)) ; 
dass diese mit dem Tode in Verband stehen werden 
wir zeigen Ein Pass hiess einfach Scap (Schap), 
führte also denselben Namen wie der Zwerg Schap. 
Moser steht auch wirklich in der Sage mit dem 
Risse in Verband. Da Schap ein Todier bedeniet, 
wie wir nachgewiesen haben und rollend mit wilend 
(wiel ist das Rad), so erhalten wir wilende scap 
d. i. ruhende Leiche und rollendes Fass. Oft ist das 
Fass brennend. Bomt (burent) scap» bedeutet bren- 
nendes Fas3 nnd liegrabene Leiche. 

Der Satz «Ein Fass rollet vom Berge in die Tiefe» 
würde in alter Mundart lauten : Scap wilet af berge 
in deeft (deopnes). — Dieses ist in zweiter Bedeu- 
tung üDer Todte tceilet weffgeborgen in der Tiefe» 
wobei Grab zu ergänzen ist Dieses ist der Inhalt hst 
aller Fassageu. 

In einer Sage kommt ein Mann vor, der auf 
einem rollenden Fass reitet (nach Dr. Gredt bei 



Digitized by Google 



980 



Dasbarg). Die Sage ist inaofeme bemericraawerili, 

da sie etwas erzählt, was gar nicht möglich ist, 
nämlich auf einem rollenden Gegenstand sitzen zu 
bleiben. Indessen ist ein rollender Fassreiter doch 
hier angebracht» denn rydend scap wlle&d ist ein 
rollender Faasreifer und eine ruhende Moderleiche. 
(Siehe oben die Todten, welche reiten). 

Bei Berdorf erscheint das Fass in der Hespicht, 
ein Name der Zwerg bedeutet. In der That zeigt sich 
dort das HespichtnaäimcheD. Der Name wird Heecbpicht 
ausgesprochen nach der Mandart dort. Demnach ist 
das Fass an die Oertlichkeit verknüpft. Ebenso das 
rollende Fass auf der Nuck bei Ettelbrück, welche 
wir bereits als Todtenplatz kennen. Das Fass bei 
Berdor! and Dalheün wird aber bestimmt -als fiiesen- 
fass angegeben. Diese Fässer sind Fader -Stuck oder 
Ganz— Fässer. Ganz aber hiess und heisst noch h^l, 
also Stückfass = Helscap, was auch eine todte Leiche 
oder Todtenerde oder Todtengrab bedeutet. — 

Ein Fass soll jeden Abend anf dem Kreuzwege 
bei Strassen rollen.' Die Kreuzwege gehören der 
Hekate— Freia, welche auch Hei ist. Darum ist für 
Kreuzweg Helwe zu setzen d. i. auch Kirchhof, rol- 
len und Fass s scap wilen» d. i. die Todten weilen. 
Der ganze Sinn ist «Die Todten weilen jeden Abend 
anf dem Kirchhof.» Dieses ist der Wahrheit gemäss. 
Nun soll nach der Sage, wenn man Abends hingeht, 
«das Fass nach rollen», scap wilen nach — bedeutet 
das Fass rollt nach and der Todte weilet noch. 
Dieses ist in onserer Handart begründet, wo nach 
and noch dieselbe Aosspracfae hatten nämlich nach; 
jetzt ist es aber nicht mehr der Fall. 

Noch eine Besonderheit ist anzuführen. Das Ber- 
dorfer Fass ist schwarz, mdr ist schwarz and zu- 
gleich der Tod. Die HoUänder haben mors für schwarz 

doch nur in der Zusammensetzung morsvuil d. 



Digitized by Google 



381 



schwarz schmutzig. Der Moor oder schwarze Mann 
ist ein Symbol des Todes. 

Etwas mehr Inhalt hat die Sage von der Karast 
bei BöwiDgeQy von der ein Fass in die Tiefe rollt 
▼om Felsen. — Schon der Name BOwing oder Böwen 
ist bedeutungsvoll, ßöwing bedeutet die aTödtung». 
In Luxemburg hiess das Todenlvammerchen im Pfaf- 
fenthaler-Thor das Bömngsloch, In dieser Kammer 
Saasen die zum Tode verartheilten, die letzten 24 
Stunden. Böwel (schwed. böfvel), hIess der Scharf- 
richter, holländisch Beul (aus Böel). St. Bavo franz. 
St. Beuve war der Todesheilige. 

Von der Kurast, vom Felsen kam das Fass. Das 
Wort Karast hedeatet Sarg oder Laderast, denn Ka 
ist eine Kiste, aach Gefängniss. Aber hier hat der 
Skalde etwas Anderes gemeint. Eine Kuh (als Thier) 
hiess auch Wae und Hast ist mit bid (angels.) zu 
geben. Yacbid ist aber aachBitt oder Betwache, bei 
einem Todten. Felsen ist mit Khrche zn geben, Fass 
mit schap, die Leiche. Rollen mit wilen. Nun haben 
wir den folgenden Sinn des Ganzen : Von der Bet- 
wacbe oder Todteo betwache, von der Kirche kam die 
Leiche, am za weilen in die Tiefe des Grabes.» Ein 
Vorgang, der sich noch taglich wiederholt. In einer 
andern Sage ist die vorliegende ergänzt, denn sie 
sagt, das Fass gelangte bis zum Gineselgrund. Da 
Griesel ein Zwerg, folglich ein Todter ist, so ist die 
Sache in Ordnung. «Die Leiche gelangte in die Tiefe 
des Todtengrandes ^irdihofes). 

Dass ein solches Fass (d. h. Leiche) nur bis zu 
einem gewissen Hügel kam, ist leicht zu errathen, 
es kam die Leiche zom Grabhügel des vorher be- 
grabenen Todten, da man Grab an Grab leihete. — 

Wenn in Diekirch von Zeit zu Zeit eine ((Bauch- 
bütte)) d. i. ein Waschfass durch die Strassen rollt, 
so ist das richtig. Dwalescap bedeutet Todteleiche 



Digitized by Google 



und Waschbotte. Rolleii ist tahreD, dabar BoUer ein 

Fuhrmann. Jedenfalls kommt es auch in Diekirch 
vor, dass eine Leiche durch die Strassen fährt. — 
Aber aocb eine 3. Bedeataog hat das Wortspiel. 
Setzt man für roUeD"»wilen, welobes wueb weilen 
bedeutet, so erhält man, da dwale scbap ein ver- 
irrtes Schaf auch bedeutet, von Zeit zu Zeit weilet 
in den Strassen von Diekirch ein verirrtes Schaf* 

Kopflose ErscheinQiigen sind in nnsem Sagen 
häufig. Der Kopf beisst Hssd oder Heed in unserer 
alten Mundart. Wir haben das Wort noch in unserer 
Sprache. Head-or bedeutet, ohne Kopf da or im 
ÄDgels. ohne bedeutet Mn Mann hiess angels. auch 
b»le. Heador ist aber aoeh eine Hohle, Grab nnd 
bsBle auch Todter. Heador baele bedeutet 1. ein 
kopfloser Mann und 2. ein Todtengrab. Solchen 
kopüosen MäDuern kann man in jeder Nacht begegnen, 
wenn man an den Kirebböien vorbeigeht. Andere 
Eraeheinnngen tragen ihren Kopf in der Hand. Sowohl 
Kapnt Kopf bedeutet Todter, vrie bsod (Hades). Ob 
man man oder hond (Hand) nimmt, auch dieses 
bleibt gleich, da mane = Hand und Verstorbener be- 
deotet ond hond s Hand nnd Schwand. — Die Be- 
dentong ist also Todesschwond. Bekanntlidi trifgt 
auch St-Denis seinen Kopf in der Hand. Denis be- 
deutet Tod; dain ist ein Zwerg u. Tod. Dainis ist 
eine Personification von Dan = Tod. In St-Denis 
war die Todtengmft der Iranzösisdien Könige. Er 
war ein Schntsbeiliger der Franken, deren Namen 
ebenfalls Tod oder Verwesung ausdrückt. Das 
Kopftragen ist also symbolisch zu nehmen. 

Wenn ein kopfloser als Erscheinung reitet, so 
ist das nor eine nähere Bezdcbnnngy denn riden 
(hriden) ist verwesen und reiten. ' 

Alle diese kopflosen Erscheinungen der Sage, 
welche ihren Kopf tragen» müssen brennend oder 



Digitized by Google 



leachtend seia» wenn sie den Begriff L^ehengrab 
oder begrabene Leiche ausdrücken sollen, denn bur 

ist Feuer, ßiaiKl und Grab; bei einigen in der Sage 
ist dieses vergessen. 

Geistererscheinungen oder besser Todtenerscbein- 
nngen haben ihr Dasein im VoUcsmond lediglich der 
Sprache zn verdanken. Dieses müssen wir etwas 
ausführlich behandeln, zum bessern Verständniss. 
Von dem Zeitwort «sehen» ist das Wort «Gesicht» 
Erscheinung. Die Schweden nnd Dänen haben syn 
Erscheinnng.^j Von spn, spaAnge, q»ahen i3t spnk» 
spOk, spok, spectre die Erscheinung« Alle ange- 
führten Worte haben aber verschiedene Bedeutungen 
so ist z. B. spach, spaich leer» spoich unfruchtbar, 
spsegi, spicht abgezehrt geschwanden, spuchtel eine 
Unfruchtbare, itaL spoglio Raub ; speoo Hohle (leere) ; 
griech. sogar sphage Todtschlag u. s. w. Es ist 
spuk, spok u. s. w. nicht allein eine Erscheinung 
sondern, da auch der Sinn leer, in dem Worte liegt 
auch ein Todter, folglich eine Todtenerscheinang. 
Spenst (Gespenst) ist aus demselben Stamm und 
bedeutet Erscheinung und ein Todter, spenest = auf- 
gehört ; stillstehend. Gespenster können nur um 
Mitternacht erscheinen. Dieses hat ebenfalls seinen 
sprachlichen Grund. Der Tag hat 24 Stunden und 
der neue Tag beginnt um Mitternacht. Ks ist dso 
dieser Zeitpunkt die Tageswende. Dieses ist mit 
einem alten Ausdruck, Dagwandil, dagwandil oiler 
tacwandii zu geben. Dieses Wort enthält nun das 



Dieses Syn-Erscheinung ist zugleich, da es 
mit sin (sien) dasselbe ist, gleichlautend mit sin 
weg, fort (lat. Sine), sinni altnord. Reise Weggang 



sine eine Todte. Ferner ist sinnels u. sindri ein 
Zwerg = Todter. Wir werden auf das einfache sin 
u« sine noch zurückkommen. 




Es ist sin ein Todter n. 



Digitized by Google 



m 

Räthsel; es hat 3 BedeutuDgen. 1. Tageswende. 2. 
Grabwende. 3. Todienwandel oder TodteDumgang« 
4. Todtenglocke. 

Dac oder tak (dag) bedeutet Grab, daher 2. B. 
der Dachs auf OrseveliDg heisst. Dakmesch altper* 
sisch der Gräberkreis (Kirchhof). 

Wandel heisst auch Umgang, Wendung und Glocke. 

Dag (dacy tac) u. s. w. ein Todter, schon sanskrit 
ist dac s zerstSren griech. dakeio sserstOren, fressen ; 
also dac eine Leiche (dag). 

Es wenden also um 12 Uhr die Gräber ; die 
Todten gehen umher, zugleich ti^nt die Todtenglocke. 

Da aber dag, dac u. s. w. auch Licht bedeutet, 
so waren Tagwandeier lichte Todtenrandgänger und 
alle Erscheinungen der Todten in der Geisterstunde 
sind Lichtgestalten im Volksmunde. 

Beim Glocken schlage Eins, sind sie (die Todten) 
verschwunden, fort. Die Stunde hiess und heisst 
noch ur und eins hiess an; uran aber hiess «n Uhr 
und Urahne. Dm ein Uhr weilen alle Todten, ebenso 
gut, wie in der andren Zeit, bei den Urahnen. 

Hiermit ist das Mjsterum über Spuck, Gespenst 
und Geisterzeit u. s. w. aulgeheUet und dargethan, 
dass es auf einem Sprachdogma unserer Voreltem 

beruhte 

Auch die Geisterkutschen sind in unsern S«gen 
vertreten. Eine Kutsche hat sehr viele Namen. 
Unter diesen ist das germanisch bure wohl eins der 
ältesten. In England lebt das Wort noch in Till^ 
burry. Aber schon burry ist ebenso gut eine Kutsche 
oder Wagen. Eine Geisterkutsche ist mit Gastkutsche 
Gastburry zu geben d. i. Grabgast ein begrabener 
Todte ebenfalls. Solche Kutschen lasst die Sage in 
die Tiefe versinken, was auch mit Todten geschieht. 
— Die Zahl der Pferde wird verschieden angegeben 
G u, 4. Letztere Zahl ist allein richtig, denn feer 



Oigitized by 



m 

(leor) IftQtet wie iere » Leiche and mare ist Pferd » 
dabd Tod und Verwesung. Feermare (f^nnare) also 

ein verwesender Todter. — Rollen der Kutsche mit 
wilen, wie oben zu geben, welches auch weilen be- 
deutet — Es weilet also in der Tieie, im Leichen- 
grab, eine verweste Leiche. Alle diese Sagen sind 
kurz, nur eine Kutsche fährt zum Höllenpul. (Hel- 
mare = HöUenpful und Todesverwesung). 

Eine ganze Reihe von Sagen kurzen Inhaltes be- 
handelt das Geldfeaer. Alle Sagen dieser Art, worii^ 
TOD Pfdienansanden n. dergl. gesprochen wird, irind 

von vorneherein als mit fremden u. neuern Zuthaten 
versehen zu verwerfen. Schon das frühere gebräuch- 
liche Wort für Geld Danare^ hat auch die Bedeutung 
Todtengrab, wie bereits des öftere erwähnt Gold- 
feuer bedentet in der Umsetzung Danbnming, Todten- 
bestattung oder Begräbniss. Nimmt man von eines 
Todtengrab, etwas Nachts hinweg, so ist es am 
andmi Margen Koth oder £rde, bei Tageshelie be- 
sehen. — Oft ist ein kleiner Znsatz bei einer solche 
Sage z. B. Eine Hexe bewacht es (das Geldfeaer); 
Wala ist eine Hexe, hidet, ist hütet es. Wala hydet 
bedeutet auch Eine Todte birgt es (nämlich das 
Grab), was also nur eine Wiederholong des berells 
erklärten ist 

Einzelne Sagen sind recht deutlich erhalten z. B. 
in einem Walde bei Mersch steht ein Stein mit einem 
Ring, unter dem eine Kiste mit Gold vergraben liegt. 
Burstan ist ein Ringstein und ein Grabstein. Eine 
Kiste ist eine Lade und Gold heisst dan und 
dieses Wort bezeichnet auch Tod. Also hier ist 
Leichenstein und Tod ten Jade im Grab gemeint. Der 
Teufel aber erzählt die Sage, bewacht den Stein 
(d. h. das Grab) als Schlange« Hier ist für Teufel 
Satan zu setzen, so hiessen auch die Landessassen. 
Diese bewachten also das Grab. Schlange ist mit 

17 



Digitized by Google 



386 



had 2a übeMteen, das Wcurt bedeutet aodi Ge- 
schlecht. Das Grab wurde also bewacht von den 
Säten, welche Familie (waren von dem Verstorbenen). 
— In unzähligen Sagen ist der Teufel (als Satan) 
in gennanisclm Sagmi for Volk za nehmen, so 
z. B. bei der Gründung von Luxemburg (s d.) 

Bei Eschdorf (D' Gredt 1089) auf der Stepelescht 
wird das Goldleuer, welches unter der Erde brennt 
von zwei Hexen bewacht. Das GoUfeuer kennen wir 
als Todtengrab. Zmi Hexen bewachen es, braucht 
man nur mit den folgenden Worten zu übersetzen 
fLtwa walen garden hit)). Dieses ist im zweiten 
Sinn «Zwei Todte umgeben es»! d. h. die nebenan 
Begrabenen. 

WAle ist dne Hexe und Leiche. Garden tot be- 
wachen und umgeben. Der Ort aber stepe-lescht, 
ist sehr schön benannt, denn er bedeutet Letzter 
Qang l (Stepe = Stapf oder Gang, Schritt). 

Eine S^e (Gredt 571/681) bdianddt den Stiw 
als Tod. Ein weisser Stier erscheint bei Heider- 
scheid am Schmiedskreuz. Das Kreuz war im Ur- 
gottesdienst das Rad (Kreis), wie auch heute Kr^tz 
ein Kreis ist. Es mr gleichschenklidi, also irom 
christlichen Kreuz verschieden. Es stellte das Son- 
nenrad vor. Wir haben es in dieser kurzen Sage 
nur mit Kreuz = das Rad, zu thun, müssen es aber 
übersetzen in wiel (für wile) d. i. Ruhe. Schmid 
ist der Tod (s. ob.). SchmidswUe die Todtenruhe. 
Hier erscheint der weisse Stier. Älftrio bedeu- 
tet weisser Stier und Todtenbaum (Sarg) und 
dieser ist gemeint. Auch Alftir bedeutet Beides. 
Heiderscheid s Todtentrennung. Die Sage erzählt 
weiter, dass auch' zuweilen ein Sarg auf dem Felsen 
d. h. Kirche erscheine, was ganz richtig ist, denn 
die Todten im Sarge werden noch vor dem Begrab- 
niss au den meisten Orten zur Kirche gebracht. 



Digitized by Google 



S87 



Andere Goldfeuer erscheinen an der aWenigwiese» 
und am Himmelspesch (Gredt 1086/1087). Die 
Wenigwiese heisst nmgesetct «fea waDg» d. i. 
Todtenacker. Hlmmelspesch in der richtigen Schreib- 
weise der alten Mundart ((tiimilperuc» d. i. Todten- 
kreis. Himil der Tod ist hier von byma (hima) 
Schlaf herzuleiten, doch ist himmeln w i^erben noch 
in Süddentscblaod in <} ^ranoh. So war für Sterbe- 
gelänte nodi tonge das Wort Himmellänten, in Ge* 
brauch. Wir sehen also alle Orte, welche mit dem 
Geld- oder Goldfeaer in . Verbindang stehen, auch 
entsprediende Itamen tragen, sie stimmen Biit dem 
Tode fibersin, es sind mdst all Kkehbofs gewesen 
in uralten Zeiten. 

Bei den Geldfeuern kommt auch vor, dass jemand 
von diesem Feuer nimmt; es heisst dann gewöhn- 
lich, eine Kohle warde genommen, am andern 
Moigen war es Kkjül Anf den Crfibeni findet 
man nor Erde oder Koth. Aber es gab ein Wort 
höre (goth. hauri) für Kohle und bekanntlich bedeu- 
tet hör auch Koth, Erde. Glöbkohlen sa hure hör 
bedeotet anoh Graberde. 

Yen den kopflosen Häonem erscheint aach einer 
an der Kapelle (Richterhänschen) bei Mertert. Es 
ist hier Scharfrichter gemeint für Riechter. ßöwels- 
im» ist ScharfrichterahaQsnnd Todesbaas. Esschdnt 
hier eine bisierische OerliichlLeit xa sein, denn Was- 
serbillig war ein bedeutender Ort und die Entfer» 
nung des Riechterhäuschens, ist also keine zu grosse 
gewesen, um dem Scharfrichter eine solche Stelle 
▼or der Stadt anzuweisen. Aseh koimte man eben 
desswegen hier anf EntbaiipMeo, die Sage angewandt 
haben. Diese Anschauung musste sich befestigen 
durch das Wahrzeichen, welches die Kapelle besitzt, 
der sogenauAie afindelose JBronnen». Der SUkalde, 
virieber dieoen Sbm gab, wusste gmao» daes nun 



L.iyu,^uu uy Google 



dieses angelsächsisch mit eormeDsind d. i. unge- 
heuer weit koDDte geben. Der Brunnen hur bedeu* 
tet Grab, wie bereits erkiärl. Eorm-sind bar bedeu- 
tet aoch Arm, SüDd--Grab. Damit ist die Richt- 
stätte und Begräbnissstelle bloss gelegt. Auch der 
Name Mertert steht mit der Sage im Zusammen- 
hang, denn Mertert ist der Tod (schwäbisch März 
der Tod, slaw. mrt der Tod). Mert-ert bedeutet 
Todtenkröis und Todtenerde. Ueber die kopflosen 
Leute oder Todte (s. oben) berichtet uns die Sage 
noch recht naiv, ((sie sind stonun und thuen I^ie- 
mand etwas za Leide.» 

Mit den Zwergen baben wir Birk (Krkmännchen) 
und die Birkjungfer nicht besprochen, weil sie von 
mehr Bedeutung sind . Birk ist ein richtiger Zwerg- 
name, da schon birk = Kreis bedeutet (dän. birk- 
dommer Kreisricbter). Es ist das Wort birk von 
Tieler Bedeutung wie z. B. Zwog, Töd, Grab, Birke 
u. s. w. Aus diesOTd Grunde ist die Birice ein 
Trauerbaum und wird als Trauerbirke auf Kirch- 
höfen häufig angetroffen, namentlicb im hohen Nor- 
den. Die Birke hat iliren Namen Ton ihrem Glanz- 
stamme, der prachtig sUbenurtig schillert, desshalb 
heisst auch böhmisch birkut der Goldfasan. Der 
lateinische Name betula ist eine Verkleinerungsform 
von beta oder kurz bet oder beth. Dieses Wort be- 
deutet auch Norne und die Namen der drei Jung- 
teuen Agin-bet, Wili-bet und War-bet sind bloss 
durch die vorgesetzten Worte näher bestimmt, wiöi- 
rend bei uns Bar-bet ein Name der Nomeneinheit 
war, denn bar s erzeugen; bar tragen und bar 
SS hier. Entstehung, Unterhalten, und Tod. 

Das Birkjöfferchen ist also m übertragen in Birkmo 
und Berhta-mo. Da mo Erde und Jungfrau bedeutet, 
so kann man für Erde auch Hei setzen, und so 
erhalten wir Hel-berbt oder Hel-perht d. i. Freia 



Digitized by Google 



889 

oder Frau Holle als Todesgöttin. Ihr Anfenthalt ist 

an der Syr und dieses Wort ist wiederum ein Name 
der Todesgöttin. Hier aber erscheint sie wieder a]s 
Schimmel d. i. Helpert (für Helperht), i. heUes, 
leochtende Pferd. Die Umwandlung hasirt als« an! 
ihren letztgenannten Namen. Auch der Sattel des 
Pferdes glänzt. Sadel ist nicht nur Sattel, sondern 
auch Untergang (m. h. d. sedal Untergang). Der 
Untergang gehört zu ihrem Wirken. Das Moor (Bir- 
kenmoor) ist ihr symbolischer Aufenthaft, denn m6r 
ist der Tod^ Als weisse Frau ist sie Arkona, denn 
ar ist der Glanz, die Weisse, und Kona die Frau, 
Arkona bedeutet auch Grabfrau. 

Bei ihrem Erscheinen soll Musik ertönen. Kym 
ist die Musik und Kymare eine die Musijk macht 
und Kymkona (Kymfreia) heisst sie als Kymfrächen. 
Kymare heisst auch Todtengrab. Aus Kymare ent- 
stand die niederländische Musikheilige ((Kymarniso, 
die Trösterin der Traurigen. Es ist die Jungfrau 
im Barte (Barde) d. i. Sängerjungfrau, denn bard 
ist niederl. Bart und Barde. Sie hängt am Kreuze 
d. h. hängt am Rode d. i. Musik und Kreuz, und 
vor ihr kniet der Spielmann, sie gibt ihm ihre gol- 
dene Schuhe d« i. seone gyllen, es bedeutet auch 
schöne Gesänge. ^ An der Sauer aber kennt man 
noch bis heute die wundervollen Töne des Kymliedes 
aus der Sage her. — • (Kimlied Rosport, nach Pfarrer 
Prott). Die Birk oder Helperht trägt auch eine weisse 
Ruthe. Die Ruthe aber heisst salig, davon der Salig- 
bäum der Ruthen oder Weidenbaum, und weiss wol- 
len wir wieder mit hei gegeben. Helsalig bedeutet 
eine glänzende Ruthe und Todtenhel, denn salig ist 
auch ein Todter. ihr zur Seite geht ein Hündlein. 
Der Hund hiess auch syr (sir) d. i. die Verwesung« 
Von syr der Hund hat der Sirius der Hundsstern 
seinen Namen. Der Hund ist aber ebenfalls glän- 
zendf denn Syr ist auch der Glanz, die Helle. 



Digitized by Google 



390 



Die weissen Leinen oder das Linnen, welclies 
die weissen Frauen bei sich tragen, oder aach das 
LeiDengewaDdy welches sie tragen, müssen als 
Symlx)! genommen werden, hin heisst das Leinen 
in alter Mundart, welches für Blin das Symbol gibt. 
Hlin ist das Ende, Schluss. Es ist ein Name der 
Freia oder Frigg. Wie Kym so bedeutet es auch 
Mosik; Sjr bedeutet ebenfalls Musik nnd Gesang 
(Syrene, Sängerin). In Heringen soll sie sogar Mn- 
siklehrerin gewesen sein, unter dem Namen ^ar- 
monika. Es ist hier flarmonia (personif Harmonie) 
gemeint. Hier wird wohl ein Verbesserer hineinge- 
fnscht haben, es ist Syr die GokLhrau des Müller- 
tbals gemeint nnd die Sage selber hM man an Ort 
und Stelle einfacher, wie vom Chev. de TEv^que de 
la Basse Mouturie. — Hier ist sie Circe und als 
solche war sie unsern Vorvätern bekannt. — (Siehe 
oben Kymlied). In der Edda hat man der Freia einen 
schützenden Banm zugeschrieben, er heisst Hlin; 
da hlin auch der Glanz bedeutet, so ist der Sinn 
Birhe und wahrlich ist es ein schützender Baum, 
wenn er auf dem Grabhügel steht, denn es liegt 
auch der Sinn Sdints, Berge, in dem Worte hün. 

Wenn also in einem Birkenbusch (hlin) Perhta 
(hlin) auftritt und dort Musik (hlin) vernommen und 
anch von ihr das Leinen (Un für Hlin) symbolisch 

getragen wird, so muss der Name Hlin dem Volke 
auch in unserer Heimaih ganz geläufig gewesen sein. 

Wir sehen hier in dem Winkel der Syr eine 

mythologische Quelle erschlossen, die in vieler Be- 
ziehung reichlicher fliesst, wie die Brunnen des Edda. 

Wie der Name Syr sich Jahrtausende konnte 

erhalten, beweiset das Folgende: Durga die indische 
Todesgöttin heisst Maha Sura, d. i. die grosse Syr 
und Todessyr. In Kleinasien war sie vor ein paar 



Digitized by Google 



391 



tausend Jahren bekannt unter dem Namen Dea 
Syria. In der Edda heisst sie Syr und Syritta. 

Als Goldfrau d. h. Danefrea, Todesfreia, war sie 
im alten Sachsenlande bekannt ond beisset noch 
hente Fran Gande, wobei ich bemerken mniw, dass 
holländisch, flämisch und niedersächsisch goud (sp. 
gaud) das Gold heisst. In Heringen (Verheerungen) 
war der Sitz der Goldfrau. 

Als Holle« Hilde, Hei kennen wir sie bereits, mid 
ebenso als Hel-perht mit ihrem Site an! dem Hei- 
perht Koap. Wir haben nachgewiesen, dass alle diese 
Namen ein und dieselbe Gottheit der Alten bedeuten, 
da die Sage uns das Ganze enträtbselt hat. Es ist 
von Interesse zo erfahren, dass anch der schwä- 
bische Name der Freia bei ans heimisch ist. Bechta 
ist der schwäbische Name für Berhta und bedeutet 
auch genau dasselbe. Im Trintinger Thal erscheint 
die weisse Frau Arkona, an einem Orte der Hol- 
becht, heisst also Holle-Perht. Diese hauset auch in 
Hecken — Bekate. Wartet die Erschelnnng am Wege 
(und dieses ist häufig der Fall), so heisst sie Wege- 
warte, welche die Wege bewacht und das ist Hekate- 
Freia. Im Trintinger Thal trifft sie mit dem Schmied 
zusaoimen, der Hat and Bohr liegen lässt. Der 
Sehmied ist der Tod, die Verwesung ; Bor oder bor 
das Bohr und Grab ; der Hut aber heisst hier bare 
d. i. auch eine Todtentrage. 

Im belgischen Luzembui^ heissen die grossen 
Landstrassen aus alter Zeit Brunhaut Weg. Mit der 

Königin Brunhilde haben sie nichts zu schaffen, da 
sie ausserhalb ihres Reiches lagen. Die Sache ist 
aber leicht zu erklären, da Brunhild ein Panzer^ 
hämpfer bedeutet, also ein Reisiger, ond es waren 
Militärwege oder Strassen. Da aber Thor und 
Thundrhild dasselbe bedeutet, weil Thor und Thund 
der Panzer, so ist auob hier TborbüdQ d. u 



Digitized by Google 



Freia-Holle als Hekate gemeint. — Für uns war 
es voD Belang, den Namen Brundhild festlegen za 
kÖDnen« vrem auch waUonisirt» er war also früher 
misem Vonrätem bekannt. 

Wenn es zn Hnneheringen, welches die Heimatii 
der ürmutter oder Ahnfrau ist, zwei weisse Frauen 
gibt, so hat die Sage recht, denn Hei und Perhta 
sind zwei weisse Frauen und doch ein und dieselbe- 
In Eisenbach gibt es eine weisse Fran. BUi Eisen- 
bach hiess in alter Sprache anch Isen&r d.i. auch 
Grabfrau. Frau Isen ist also Arkona, sie ist das- 
selbe was Isis ist. Sie ist verschleiert. Der Schleier 
hdssi weil oder wöl, wieland oder wölondr ist der 
Tod, der Schmied oder die Verwesung. Sie wohnt 
oder weilt im Barebösch d. i. bnrehain, welches 
aGrabtod») bedeutet. Sie geht zum Brunnen (bur); 
d. i. bargang oder burwandel = Todeswendung. 

Die weisse Fran von Olairechdne d. i. HeUcU, 
ist die Todes Hei, denn KU ist Eiche nnd Tod. 
Ciaire = hei (hell). — 

Die weisse Frau von Burscheid = Todestren- 
nnng; Grabtrennung, ist ebenfalls HoUe — Freiaoder 
Arkona, Or oder Urlcona » Ahnfran, wie man will. 
Bei Bnderscheid geht anch Jas mit der Lat-eme. 
Lat ist ebenfalls ein Verstorbener, und erne ist 
Haus ; also Jas im Todtenhaose oder Grab, stimmt 
zum Namen Burscheid. 

Die Benennnng von Holle (Rreia) mit Mntter 
(modor, moeder) ist in dem Sinne von Matter ss 
Verwesung zu nehmen. Mutter, Modder ist Verwe- 
sungssto£[, Gährmigsstoff, Mist In diesem Sinn ist 
die Erde zn nehmen und hierans ist der Begriff Ur- 
mntter für die Erde iiberhanpt zu nehmen» Es ist 
also Freia — Holle auch die Erdenmutter, und weil 
alle Todte in der Erde ruhen, so ist sie Mutter in 
diesem Sinn, der Zwerge, überhaupt der Todten. — 



Digitized by Google 



.1168 



HoUa ist die penonifloiiie Verwemiig and heisst, 
ym bereits beoäerkt, aach gdTy d. i. Mist, wie die 

iadisehe Todesgöttin auch Gauri heisst, welches 
genau dasselbe Wort ist. 

Perhta ist die Sonne (Arkona). Sol heisst die 
Sonne in den germanischen Mondarten ; bei ans ist 
das Wort yergessen and nicht rnebr in anserer 
Mundart vorhanden. Sol hat aber dieselbe Bedentong 
wie Mutter im Sinne von Mist, Gährungsstoff, und 
so sehen wir Perhta in zwei gänzlich verschiedenen 
Eigenschaften. Sie heisst Dnnutter in Bezng an! 
die Sonne, weil diese als die Ersehafferin der Erde 
beschaut wurde. Sie erzeugte durch Verdunstung 
des Erdwassers den Wolkenkreis und trocknete die 
flussige Erde zur Masse. Als ürmutter ist sie auch 
die Urerde and znr Unnatter kehren die Todten 
zurück. Aas der Sprache dem heiligen Worte, wnrde 
Alles zusarnmengestellt und wir sind durch die 
Maclit der Gewohnheit dergestalt an Ausdrücke, 
wie Muttererde u. s. w. gewöhnt, dass wir solche 
Ausdrücke für selbstferständiichiMilten. Dasssoiche 
Ausdrücke dem Symbolismos entsprösse sind, daran 
denkt man heute nicht mehr. 

In der Mythologie sagen oft hunderte verschie- 
dener Namen immer ein und dassdbe. £s war mit 
eine der Grundlagen d«r Urreligion durch Verschie- 
denheiten, dem Ganzen des Systems, jene Unklar- 
heit (»der besser gesagt Mysticismus als Stempel auf- 
zudrücken, der auch bis heute unsei'e besten For- 
scher auf diesem Gebiet irre leiten musste. Dem 
Volke aber, mit seinem Hange zum Aberglauben, 
war diese Weise immerhin willkommen. Die Skalden 
arbeiteten auf diesem Gebiete bis ins Kleinste hin- 
ein. Jede Oertlichkeit, vom einfachen Felsen an, 
Bronnm, Sümpfe, Kirchhöfe, Baume, Flüsse, Bäche 
u. s. w. worden mit der Religion innig verwoben 



Digitized by Google 



894 

and die Sage und Nameogebaiig war der Kitt, wa- 
cher Alles sasaramenhielt Dieses Ist das Gehefmniss 

der Sagen und in diesen liegt auch die früher nicht 
mit voller Schwere erkannte Wichtigkeit derselben. 
Da die Sagen ohne Schlüssel nicht zu lösen waren, 
so war es auch vergebens am die Oertlichkeiten, 
was ihre Namen betriCFt, zn entrMthseln, da eine 
Bedeutung oft der Unterlage entbehrte So hat man 
z. B. Sümpfnamen dort, wo jetzt Ackerland ist, und 
solche Namen lassen sich mehrfach denten ond man 
wird also falsche Schi&sse ziehen. — Aach aaf 
andere Weise wird man irre geführt, wofür ich hier 
ein schlagendes Beispiel anführen werde. In unserer 
fleimath befinden sich eine Menge Tümpel, Morast- 
graben, weiche man Mardellen nennt. Sie werden 
mit firOheren Eisenwerken in Verband gebracht Wir 
haben bereits erzählt, dass die Eimbem (also aach 
Eburonen) nach Plutarch In der Erzverarbeitung 
ausserordentliches leisteten. Die Ardennenschmelzen 
sind oralt and es gab desshtüb in andter Zeit aach 
verlassene Graben, wie das der natürliche Terhmf 
ist, wenn etwas ausgebeutet ist, oft sind es auch andere 
Umstände, welche ein Aufgeben einer Schmelze und 
digl. bedingen. Wie heute, so lagen auch damals 
die Verhältnisse. Angenommen, dass eine solche 
verlassene Schmelze oder Hammer Mardell genannt 
warde, dann müsste auch der Name auch auf noch 
bestehende Hämmer übergegangen sein, eben so gut, 
wie auf jene, die aufgehört haben zu bestehen. Was soll 
aach Mardell bedeoten? Etwa Hammer? Dann wäre 
Härtel zn setzen. Aber an vielen Orten, wo Mar- 
dellen sind, ist nicht einmal eine Spur von Eisen. 
Ausserdem hatten die Skalden die Namengebung, und 
von Eiseniiämmernamen ist sonst keine Spur. Mardel 
bedeutet «Wasserlocho, denn mare ist Waasw ond 
del dne Vertiefang. Aber nicht allein diese Bedea- 



Oigitized by Google 



395 



tang liegt In dem Worte. Mard6i ist ein Name der 

Freia — Holle und bedeutet «Todtengrab)). Mardöl 
heisst Freia oder Frigg in der Edda, und wir sehen 
hier einen Namen in nnserm Lande, der nnr im 
bob»u Norden vorkam^. (Gylfaginning XXXY). 

Wir können also nicht von unserer Aneicht ab* 
weichen, dass die Namengebung eine religiöse war, 

nicht das allgemeine Belieben, sondern der Priester, 
der Skalde besorgte die Namengebung, die Namen- 
weihe, es war eine Art Taufe, an welcher die ganze 
Gemeinde Theil nahm. Es war die Verbindung iet 
Scholle mit der Religion. — Eine gans besondere 
Aufmerksamkeit verdient das Grendels- Moor bei 
Christnach. Im angelsächsischen Gedicht Beo^ 
wulf kommt ein Sumpfgeist Grendel vor. Der 
Name seiner Motter ist nicht angegeben» aber sie 
wohnt ebenfalls im Sumpfe. Dass eine Mntter (Ver- 
wesung, Gährung) im Sumpfe wohnen kann, ist 
einleuchtend, und Grendel ist ein Sumpfloch, denn 
dass gren aus goren yerwesen und del Grube» Yer- 
tiefong hmrOhrt» ist doch einleochtend« Grendel 
ist die personificirte Verwesung. Das in derselben 
Gegend (Seitert) liegende Teufelsmoor, führt seinen 
Namen desshalb, weil das Wort Teuf auch Sumpf 
hedeatet und griech. tiphosp arab« tofo Wasserfluth» 
uns den Namen Terdeatlichen, Tinfei, Deifel o. 8. w« 
ist der personif . Sumpf. Es ist aber hier der Saturn 
von Christnach, der Krutzmann gemeint, der schwarze 
Mann d. i. Sater oder Saturn, der eine Personiücar 
tion Tom kt. Satnra » Sompf ist. - 

Wenn wir in der Umgegend von Waidbillig auf 
Namen wie Frekeisen d. i. friggisan >= Todesfraa 
oder FMa « Frigg stossen, femer auf FHg und 

Frei u. s. w., so wird doch Niemand mehr den 
mythologischen Grund verkennen. Zu gewaltig ist 



Digitized by Google 



«86 



jus Land mit dem mjttologiMiieii Nato «mieobeD 
und fest hat es gehalten Ue aal den heutigen Tag. 

üeber WaldDamen haben wir bereits bei Wodan 
gesprochen. Da Wodan ebenfalls seinen Antheii am 
Todtenreitih hatte, so hatte er auch Oertticbkeiten, 
die ihm in dieser Hinsicht^geweiht waren. Sehr 
häufig im Lande sind die Wälderkomplexe Bischtert 
genannt. Nach unserer Mundart ist dieses Wort 
sehr verdorben, da es in voller Form doch anders 
lautet. Es war voUständig in alter Form Byrsitert, 
welches erst das r aoswarf , wie Bischt von byrst, 
die Bürste. Noch deutlicher wird es dem Leser 
werden, wenn er sieht, dass aus Buderscheider 
Bytschter geworden ist. Byr und bur als Tod kennen 
wir und stthert (seithert) ist Wodan der «£wigei>. 
Der Todesewfgkmt oder dem allezeit herrschen Tode, 
waren diese Haine oder Wälder geweiht. — 

Wir haben darauf hingewiesen, dass der Ven 
oder Feoberg (Venosberg) nur in den Ardennen 
nadigewiesen werden kann; wir haben im Lande 
(Hosingen) noch diesen Namen vertreten. — Es ist 
ein unscheinbarer Ort, der vom Fenberge seinen 
Namen hat, Pen ist ein Sumpf und dieser gehörte, 
wie oben dai^gelegt, Satnrn oder Freia. Fen ist der 
Tod und fene wie /fnr sind Zwergnamen, der 
erstere in Oesterreich und der andere wird in der 
Edda genannt. — Fen, der Tod, gehört als Name 
der Freia an und in der Edda heisst ihre Wohnung 
FensaUr, d. i. Todtenhaus und Sompfmoor. (fen b 
Snmpf, sal, sol, Schmnts, gör). 

Bekanntlich wird der Tenusgürtel in der Mytho- 
logie gelegentlich genannt. Frigg hat ebenfalls ihren 
Gürtel. Basirt ist dieses Attribut auf ven und fen 
der Gttrtel; Frig und Frek ist- ebenfalls ein Giirtel. 
Also vollständige Uebereinstimmong Dass nnsere 
Skalden diese Worte kannten und anwendeten, wol- 



Digitized by Google 



t 



a97 



len #ir im FV^lgeoden bcfimdfleiu : (Stehe tmlir Ada 

Brisingamen). 

Eine Meoge unserer Sagen behandelt den Wer- 
wolf. Noch Niemand kam bis zum beutigen Tage 
hintar das G^ieimniss der WefarwolfiMgen» die, fad- 
laofig gesagt, gewohalibh verdorben flind dnroh BSn- 
zufügen von unbefugten Ausschmückungen. Fen ist 
der Gürtel und fenrir ein Wolf. Frek ist ein Gürtel 
QDd Freki der Wolf Wodans. Geri ist eio Gürtel 
QDd der Name des aaderai Wolfes m Wodan, ftn, 
fireh ond Qer bedeoten alle auch Tod. "Wer ist 
Mann, durch einen der drei Gürtel, wird er durch 
anhängen an das Wort wer ein Werwolf, also Wer- 
lener, Werfreki^ Wergeri, zugleich aber aach ein 
iodter Mami« Da alle WehrmUaagen fast die gleiche 
Unterlage haben, so ist es leicht, das Ganse in eine 
allgemeine Lösung zu vereinigen. Vorerst sei be- 
merkt, dass diese Todte, dem Wodan gehören, weiter 
wiU der Wolf nichts sagen. — 

Begegnet man einem seichen Werwolf , en^liltdie 
Sage, s"^ werfe man ihm eine Schürze vor, welche 
er wüthend zerreisst. — Diese Worte enthalten das 
Räthsel, welches den Werwolf umgibt. Indesse ist es 
geboten^diese Worte inihrerwahrsdieiBlkihepFaseang 
sn uheHragen. Whr glauben der Wahrheit nahe so 
kommen, wenn wir setzen : «Man werfe eine Schürze 
vor, welche er in Wuth zerreisst)), üebertragen 
in alter Mundart lautet dieses: «castet Kild, hwelk 
rivet Wode». Dieses lautet nun doppMnnig und 
der sweile Sinn ist? Man Mfffei (haftet) die Lekhe^ 
welche scheidet zu Wodan. Es ist Kasten = einen 
in eine Kiste legen, also einsargen, und zugleich 
werfen» hinelnweffen ; Kild ist ein Todter und rtM 
Schflrze; riven ist zerreissen und scheiden. Wode 
ist Wuth und Wodan. ~ Zieht der Werwolf den 
Gürtel aus, d. h. Zieht ein Mensch einen Todten aus, 



Digitized by Google 



998 



(beki BS GQriel und Todter) so Ueibt er ein ge- 
wöhnlicher Mensch, dieses ist ein Skaldenwitz, wie 
solche häufig vorkommen (sieh auch die Raubritter 
von Hesperingen). Von der Schürze blieben Fetzen 
zwiechen den Zähnen^ drzäkilt die Saga weto« 
DieseB wäre ungefähr m übersetzen ^of kiid Meflgt 
rag mellem thooihen)) was den Leuten nach auch 
den Sinn ergibt, von den Todten {Leiche) blieben 
das Skelett und Todtenstaicb.)) Kild ist Todter 
ond Sdiörze; rag ist das Gestelle ondFetsen; mel- 
lem thoofiien bedeniet^ zwischen den Zähnen, aber 
da mellem auch Staub ist (niederdeutsch) und thoothen^ 
wie unser Todten klingt, so ist Todtenstaub gemeint. 
Eine Frau erzählt die Sage weiter, grämte sich zu 
Tode, weil ihr Mann Werwdf war, mit andern 
Worten, die Wittwe folgte ihrem Manne, sie grämte 
sich um den Verstorbenen zu Tode. Oft wird ein 
Wehrwolf (in den Sagen) verbrannt, was früher 
allerdings mit den Leichen oft geschah, bis es nnter 
Karl don Grossen onter Todesstrofe wboten wurde. 

In den Sagen ist der Wehnvolf , wenn er bei 
Leuten ist, unter Schlafenden oder Ruhenden d. h. 
wilande oder Verstorbene, Auf der Weide, wo die 
Pferde gras^, d. h. auf dem Anger, wo die Pferde» 
als Ibren^) (maren bedeutet audi die Todten) «tzsn 
d. i. fressen und verwesen ; da weilt der Todte unter 
Todten. Er frisst dann, während die andern schlafen 
ein Füllen (fuUan). Während die Todten schlafen atzt er 
d. h. verweset er nnd fnllan, füllen, ist in nnserer alten 
Mnndart «yerfaulen». Er verweset durch Faulen, 
was jedenfalls hier richtig ist. 

Bei Gredt 560 ist eine Werwolfsage erzählt, welche 
dort nur verkehrt gefasst ist, aber doch auf hohes 



0 mare heisst das Pferd in alter Sprache; unser 
Mähre ist ein weibliches Pferd, Stute. 



Digitized by Google 



899 



ilter Aosproch machen kaoD. mr wolteD hier die 

richtige Fassung herstellen, ohne der Sage Gewalt 

an zu thun. 

£in Mann besuchte einen kranken Freand, an 
dessen Bett ein Riemen haftete. Er sagte, vrem er 
stirbt nehme ich den Gürtel mit. Als er ging nahm 
er den Gürtel wirklich mit und ward Werwolf. Bei 
den Kalköfen wurde er eingeholt, man nahm ihm 
den Gürtel ab, warf ihn ins Feuer wo er zersprang. 

Der Riemen oder Gürtel Ist der Tod| wie wir 
oben sahen nnd wir branehen also nnr dieses Wort 
an dessen Stelle zu setzen. Es lautete nun die Sage. 
Ein Mann besuchte eiDen kranken Freund an dessen 
Bett der Tod haftete« Er sagte: Wenn er stirbt 
nehme ich den Kranken (Freund) mit. Als er ging 
(unterdessen war der Freund gestorben) nahm er 
den Todten wirklich mit und ward dadurch ein Wer- 
wolf d. h. Todtenmann (der die Todten besorgt). 

Bei den Kalkülen (d. h. Brand) wurde er einge- 
holt (von den andern Hell^), man nahm ihm den 
Todten ab und warf ihn ins Pener, wo zwar die 
Leiche nicht zersprang aber barst. (Was ganz rich- 
tig ist). 

Wir haben also ^e Fenerbestattong enträthselt»— 
Die Sage ist, Ms aaf das Selbstgespräch richtig über- 
liefert. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Ealk- 
öfen als Crematorien grbraucht wurden. Nach dieser 
Sage müssen wir es wohl annehmen. 

Dass man einen todten Mann (Werwolf) nicht 
mit einem Schiessgewehr noch mit einer silbernen 
Kugel erlegt, ist gewiss, üeberhaupt gehören Schiess- 
gewehr und Kugeln nicht in die Sagen. Werwölfe 
gab es schon in den Mythen, vor ein paar tausend 
Jahren« Eines Todten habhaft werden, ist aber etwas 
anderes nnd auch ansfahrbar^ dieses kann man mit 
SUberpIeile erreickeu. Selfor are scythan, bedeutet 



Digitized by Google 



L SilberpMh lohieifleB mA fL aeUber im Qnb 
flcfaiessen. Dim&ß schiessen bedeutet hier «fahreDo. 

Man fährt in die Grube zu den Vätern; man schiesst 
(fährt) in die Kleider Hosen u. s. w. Man sieht, 
dass Gewehr und Kogel an StoUe von Bogen nd 
Pfeil getreten sind« Die Sage erlitt also allmahlig 
Umwandlungen . 

In einer andern Sage (Gredt 571) wird ein Burg- 
herr, aber erst nach seinem Tode in einen Wolf 
▼erwaadeLt. Burgherr bedeotei auch Grabherr, da 
bor nnd borg ein Grab bedei^ Setzt man an Stelle 
von Herr das Wort Geri oder Freki. also Burgfreki, 
so erhält man Grabtodter und GrabwoiL Ein im 
Grabe weilender Todier. 

Es wird angenommen, dass die Werwölfe naehts 
nmhtrgehen. Nnn das wurde von allen Todten aof 
Gmnd der Doppelsprache angenommen. Beim Wer- 
woif kommt aber die Herumstreiferei noch besonders 
zum Ausdruck, weil der Wolf auch Gandr heisst. 
Dieses Wort bedeutet anoh Gänger» nnd Wergandr 
. ist nicht aUein dn Werwolf, ein Miuinwolf, sondern 
da wer auch ein verweseter Mann in einem Wort 
bedeutet, also ein todter Mann, so ist der Sinn von 
Weigandr auch ein atodter Mann der gehet». 

Wir haben den Znsammenbang des Wolfes wii 
Wodan bereits von einer mythologischen Seite nach- 
gewiesen, wir werden nun denselben in anderer 
Weise beleuchten. Gandr ist ein Gänger, daher 
Woifgang ein Wol%aiiger ansdrnckt. Nnn ist aber 
Wodan in einer Bedeutung gehen. Setzt man für 
Wollgang nnn Wolfwodan, so sehen wir den mytho- 
logischen Zusammenhang sofort. Ein Wodan ist ein 
Wüthender und grimmig ist ebenfalls wuthend und 
begrimm heisst der Wolf und isegrimm kann des- 
halb mit WodOM übersetzt werden. Da aber fae der 
Schöpfer bedeutet, so liegt in alse Wodan)) der Sinn 



Oigitized by Google 



401 



((Gott Wodan)) aufgeschlossen. Hiermit ist ein dunkles 
Räthsel der Mythologie vollständig aufgelösst. Der 
I^iame WoUgang war ein Name, der tief im Volke 
einst gewurzelt, wie anoh andereNainra dieses Goües. 
Wenn wir bei TrsYeri, die St. Gangolfskirche auf 
einen Tempel des Wodan errichtet angegeben haben, 
so geschieht dieses auf Grund obiger Mythologischen 
Beweise, denn Gangolf und WoUgang sind gleiobe 
Namen und Wodan hmsst aach Grimr, welches nnr 
eine Dmsetziing seines Namens ist. 

Wenn man in der Mythologie von Holzhunden 
spricht, so sind Wodans WöUe gemeint, denn wod, 
wud nnd weod ist das Holz and Wodengandr sind 
Wodanswölib oder Hnnde. Da die Mythologie die 
Hunde mit dem Wolfe gleich stellt, so ist hier ein 
Anknüpfungspunkt für die wüthende Jagd gefunden. 
Da nan in der That Wodan der wüthende Jäger in 
der Sage ist, so mnssen wir anch an den Sinn des 
Wortes glauben. Das hodidentsche Waid = Jagd ist 
nun im englischen richtig wood (wöd), wod man der 
Jäger und woodknif das Waidmesser. Mithin ist 
Wodan die personificirte Jagd. — Wood ist auch 
ein Binggärtel, denn die Kellerassel heisst von ihrem 
Oürtelformen engl. Woodloos. Mit wood = Wald, 
Wuth u. dergl. hat das Thier nichts zu thun. Da 
ein Jäger ein Kreiser ist, erklärt sich diese Ver- 
wandtschaft mit Jagd (wood) von selbst. Wir 
können hier nodi nachholen, da wir für Wodan, 
den mythologischen W^h, Wolf nnd Gürtel, heraus 
geschält haben, dass ein Mann, welcher den Gürtel 
umthut, nicht allein ein Werwolf ist, sondern auch 
ein werwodan, d. i. ein Mann, der dem Wodan (als 
Tod) gehört, wie wir es obm anf andere Weise 
ebenfalls fonden. 

Eine Umsetzung des Namens Wodan ist Hubert, 
Hapert, aach Haapert and in dieser Gestalt tritt er 



Digitized by Google 



402 



allein in unserer alten kimbrischen Mythologie auf. 
lo den Ardennen iiaftet er an der Scholle. Hubert 
oder Hupert bedeutet Kreieer von hap der Ring, 
Reit Nicht alMn ist hupert ein Jäger, sondern er 
ist wie Woden der Hund selber. Wie das Wort Wodan 
Wuth ausdrückt, so ist das auch mit Hubert der 
Fall, denn nach dem m. n. 1. ist hobben ^ tollen, 
rasen; hopen aber ist rond schweifen, was sich 
schon aas hnp » Ring ergibt. Da hnbert Krdser 
bedeutet, so ist es auch ein Schlüssel, wie Niki 
und Hnikr heisst auch Wodan. Hubert drückt auch 
in einem Wort einen tollen Hund ans und der die 
Hunde toll machte, diese Macht hesass, konnte sie auch 
heilen. Da hnpen auch den BegriS «brennen» in 
sich birgt (Hyperion d. i. das erzeugte Feuer, war 
Vater der Sonne), so wurden die Hunde gebrannt 
oder ins Wasser d. i. Woden getrieben. Da Hub 
oder Hnp auch der Bogen bedeutet, so ist hubert 
auch ein Schütze. Er ist der Hornbläser, denn hupen 
(hiufen) ist rufen mit dem Home. (Der Stamm ist 
hu^ der Ruf). Im m. h. d. hiess das Rufhorn hupe, 
es ist also hupert ein Hornbläser. (Französ. bouper 
anrufen). 

Aber als Wodan, als Schöpfer muss das Wort Ru- 
pert geschrieben werden, denn Hu ist kimbrisch der 
Schöpfer und pert ist von peran gebären, hervor- 
bringen, es ist Hupert der schq^ende Gott, Wodan 
AII?ater. — 

Da Hub oder Hup der Ruf und die Mehrung be- 
deuten (hop = Haufen), so liegt auch das Heer, der 
Haufen in dem Worte, nnd so ist in diesem Wort 
die wüthende Jagd und das wuthimde Heer perso- 
nificirt. Da Hup die Jagd bedeutet und Brt im kim- 
brischen für Hert der Hirsch steht, so ist die Hirsch- 
jagd ebenfalls bewiesen, lieber deu Abfall der Spi- 
rans ist liereits ob^n gehandelt, 



Oigitized by Google 



408 



Es ist nach dem Sprachbau Hupert anch ein 
Hirsch, denn es bedeutet der Gehörnte, m. h. d. 
Hin! Dorn, entspricht niederd. Hap d. i. Spitze, 
Horn. Am Jenisei heissi der Hirsch Hiiii (Kottische 

Sprache) . 

Der Busch des wilden Jägers auf seinem Hut, 
stempelt ihn zum Hupert, denn Map ist ein Busch. 
Daher tragen alle richtigen Jäger noch Büsche ao! 
den Hüten. Der Wiedehopf heisst im bretonischen 
houp-erig; bekanntlich hat dieser Vogel eine solche 
houppe (hop oder hup) auf dem Kopfe. 

£s ist eine uralte Deberlieferung Hubertusjagden 
in rothen Fräclcen za veranstalten. Das Wort Frack 
kommt in fränkischen Gk)8sen als phraka vor and 
ist kuizes Oberkleid. Das Wort roth ist aber hier 
nicht zu nehmen , sondern wude oder wode, wovon 
unsere feuerfarbige oder rothe Blume Komwuth 
ihren Namen hat Woden tneke sind rothe Fräcke 
and Wodan-Precki, Wodan mit seinem W<^ and das 
ist Hubertus. Wie alt dieser Hubert mag sein, er- 
gibt sich aus der Wodansjagd. — In der Edda ist 
* Wedau als Fengr umgedeutet, welches ebenialls 
Jäger (Fänger) bedeutet, wobei wir bemerken müssen 
dass fang em Krris ist, also Fänger anch ein Kreiser. 
Als Tod, haben wir hup und hub unter den Zwergen 
kennen gelernt. — £s ist also Hubert eine voll- 
k(»nmene Uebertragung von Wodan der übrigens als 
Jäger noch andere Namen führt. 

Wir haben aber verschiedene Hauperts als Wald- 
name in unserra Land. Dieses ist desshalb von 
Wichtigkeit, weil wir bereits den Seithert und 
Bischtert (Bursitherd) als Wodans Wälder entziffert 
haben. 

Aus dem Namen Hupert lassen sich nun die 
Theilnehmer der wüthenden Jagd, das wüthende Heer 
herausschälen. Voran die Eule d. L Ho. Bin Pferd 



Digitized by Google 



404 



(pert). Hab od«r Hop der Tod, Oberhaupt Todte. 

Rofer, Hunde (Wölfe), Jäger, Hirsche, Rasen, Tollen. 
Feurige Erscheinung. Gerade wie die Sagen es 
überlielern. Die Eule fliegt vorao und daüo folgt 
Wodan (Ha) zu Pferde^ 

Die Mythologie ist für ans ein Mittel unsere 
verloren gegangene Worte wiederzufinden Wir wer- 
den auch dieses dem Leser an einem jBeispiel be- 
weisen. Wodan heisst der Einäugige» denn Wod ist 
das Aoge and An ist Eins. Im bomischen ist wid 
das Gesicht, Erscheinung von widen sehen. Wir 
haben noch Augenweide \ dieses weide ist eben 
von weiden sehen, sich weiden an etwas, kann nur 
mit den Aogen gescbeben, so ist wod eine Bildung 
ans weiden, sehen, wie Spu, das Auge, von spähen, 
gut germanisch ist. — Das franz. voir, voyant, vue 
ist aus diesem Stamm. 

Dasfi Wodan auf Reisen ging ist bekannt aus der 
Edda; wir bähen bereits wodan als Gänger wklärt^ 
aber wod war .dberhaapt die Reise wie ans dem 
Oberdeutschen Tagwaid Tagreise hervorgeht, 
(angels. vadan, isländ. vada s gehen). 

Der Mantel des Wodan ist bekannt. Auch hier ist 
Wod der HanteL Da das hocbdeutsohe wat « 
Mantel dem niedml. wod entspricht, (oberdeatsch 
ist watsak, Mantelsack ; die ältere Sprache hat 
tradsak. Dass der Mantel blau ist, rührt von der 
fiedentong blao s= w6d, d. i. der Waid, die blaae 
Farbe.) — 

Wodan konnte sein Auge auch zom Pfand geben. 
Da wod = Auge und wod auch Pfand bedeutet, 
(goth. wadi = Piand). 

Er ist das personificirte Meer und dafür über- 
setzt die Edda HavL Wode ist ein Riese. Das Wort 
ist noch gebräuchlich in Tyrol. Wodan erscheint in 
unsern Sagen öfter als Riese, ebenso Thor. 



Digitized by Google 



Dass Wodan auch einen gefleckten Mantel hatte, 
liegt ebenso im Namen aufgeschlossen, da wod ein 
Fleck ist, wie aus dem angels. widlan, dänisch 
Yätte, beflecken, hervorgeht Aoch roth kann der 
Mantel sein, weil wath (woth) anch brennend roth 
bedeutet (s. oben). Als Jäger gibt angels. wadu 
(waid) die Jagd uns Aulschioss über den wüthenden 
Jäger. 




Digitized by Google 



Alle Beeilte vorl^elialten. 

m ' mm 



Digitized by Google 



Tnhalts-Ver zeichniss. 

■ 

Seite 



filoleituDg 1 

I. Luxemburger Urgeschichte. 1. Das Land IQ 

II. Luxemburger Urgeschichte. 2. Das Volk ^ 
m. Ur-Religiöses in Verbapd mit der Zeit- 

rechpuDg von der Wiuter- bis zur 

Frühlingswende 51 

IV. Thür oder Thor (Donar) als Natiopalgott 

der Angeln in Luxemburg 113 

V. Wodan (Odhin), Hermes Iffi 

VI. Cac Uroni (Waldbillig) 143 

VII. Syr Freia, HoUa, Brehta, Berlita. . . . 159 
VITT. Sonne und Mond 

IX. Ostara (Eastre); Tyr, Gott des Krieges 

und des Wachsthums 179 

X. Hos Egor, Eagor, Gott des Meeres. . . 187 

XI. Ardvenna 2Q1 

XII. Heidenkirchen (Zeitkreise). Aeta Stupa . 2Q7 
::ill. Thorrs- Säulen 221 

XIV. Das Labyrinth im Luxemburger Land . 233 

XV. Treviri waren Kimbern 2M 

XVI. Luxemburg, Lutzemburg, Letzeburg . . 257 

' Vn. Das Wappen von Luxemburg 265 

'III. Die Sprache der Luxemburger 271 

XIX. Der Tod in der Mythologie, Zwerge, 

Erscheinungen, u. s. w 299 



408 



brackfehler waren in diesem, wie in jedem Werke 
nicht zn Termeiden, indessen sind gfäckUch keine 
sinnstörende zu berichtigen. Solche wie z B. embrio 

für embryo u. s. w. möge der Leser gütigst <^at- 
schaldigen« Auch bieten unsere Druckereien i cat 
die üblichen angelsächsischen Typen, da sie noch 3le 
hier gebnuicht wurden. 



Nachricht 

Sollte dieser Band eine günstige Aufnahme fict^an, 
so ist der Verfasser entschlossen, sofort einen gleich 
starken Band folgen zn lassen, der bei der Fülle des 
Materials, eben so reichhaltig sein wird. Im voriie* 
genden Bande war es geboten, um die Uebersicht 
nicht zu stören, gewisse Beschränkungen eint^e^^I> 
zu lassen. Bei dem massigen Subskriptionspreise, 
konnte der Baum nicht überschritten werden und 
kann ein spezielles Sachregister, welches Herr Lehrer 
/. Merten bearbeitet, erst im folgenden Band er- 
scheinen. 

Diesem Bande liegen zwei Karten bei. N"* 1. Die 
alte religiöse Eintheilung des Kimbemstaates and 
N<> 2, eine Sprachkarte des Kimbro-'Angelsächsischen 

Sprachgebietes. 




Oigitized 



r 



I 




Digitized by Google 



Ur-Luxemlurg* 



RETURN TO DESK FROM WHICH BORROWED 

LOAN DEPT. 

THIS BOOK IS DUE BEFORE CLOSING TIME 
ON LAST DATE STAMPED BELOW 




IMOV 5 1967 



NOV 5'R"'-9FM 



LOAN UÜi^T. 



AUG 2 8 1981 



"^HC m M« 1 6 '81 



VETO JAN 22 2 



( 



General Library 
liversicy of California 
Berkeley i 



Schliep, H. 



622443 



Ur-Luxemlurg 




DH905 
S4 



LIBRARY USE 

RETURN TO DESK FROM WHICH BORROWED 

LOAN DEPT. 

THIS BOOK IS DUE BEFORE CLOSING TIME 
ON LAST DATE STAMPED BELOW 




IMOV b )967 



o ^ 



NOV 5»P" 9FM 



LOAN U&I^T 



AUG 2 8 1981 



BETD JAN z 2 



LD 62A-50m-7/65 
(F5756slO)9412A 



General Library 
University of California 
Berkeley